Die verlorenen Helden - sascha zaremba - E-Book

Die verlorenen Helden E-Book

Sascha Zaremba

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Beschreibung

Dieser Kriegsroman erzählt die Geschichte von 4 Jungen Männern die vom Tausendjährigen Reich überzeugt waren. Doch als sie in den Krieg ziehen um ferne Länder zu erobern wird ihnen immer mehr bewusst das alles was man ihnen all die Jahre eingetrichtert hatte, nur eine Lüge war. Dieser Kriegsroman zeigt mit was für Wahnsinns Ideen man eine ganze Nation vernichten kann.

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Seitenzahl: 440

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sascha zaremba

Die verlorenen Helden

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Impressum neobooks

Kapitel 1

Die verlorenen Helden von Sascha Zaremba

Die Hitlerjungen standen in Reih und Glied, als der hohe Offizier aus dem Wagen stieg. Er zog sich noch mal die Uniform straff, bevor er vor die Jungs trat.

„Also ihr wollt die Zukunft unseres tausendjährigen Reiches werden?“, sagte er in einem scharfen Ton. Bei der glorreichen Zukunft die ihr in unserem Reich habt, können nur die Besten in unsere Armee aufgenommen werden.“

Rudi, Walter, Gustav und Willi standen mit in den Reihen der Hitlerjugend.

Jeder von ihnen war auf das neue Reich gedrillt worden und sie standen fast hundertprozentig dahinter. Die Ansprache des hohen Offiziers mobilisierte ihre letzten Kräfte. Er sprach von einem Reich das niemals vergehen werde, die ganze Welt würde mit unseren unbesiegbaren Armeen erobert werden. „Es gibt nur noch Arische Menschen und all das andere Gesindel werden wir ausradieren“, schrie er sich die Kehle aus dem Hals. Eine ganze Stunde redete er ununterbrochen von dem neuen Reich, dann verließ er die Hitlerjungen und raste mit seinem nagelneuen Wagen davon.

Als Rudi und seine Freunde auf den Heimweg waren, träumten sie von der Armee, denn alle von ihnen wollten ferne Länder erobern.

Nur Willi Werner, der träumte von einer Arztkarriere.

Dann kamen sie beim Bäcker ihrer Straße vorbei und dort standen SA Leute vor dem Laden. Sie malten lauter Parolen an die Schaufensterscheibe.

„Hier lebt ein Jude, wer bei ihm kauft wird erschossen.“, stand dort.

„Na Jungs, ihr wollt doch einmal richtige Hitlerjungen werden. Jetzt könnt ihr zeigen, dass eure Eltern stolz auf euch sind“, sagte ein sehr fetter Mann. „Nehmt Steine und schmeißt seine Scheiben ein.“

Der Gestapomann zog Willi am Arm, doch der Riess sich los.

„Ich schmeiße hier keine Scheiben ein“, erwiderte er, doch die drei anderen packten jeder einen Stein und die Scheibe zerschellte in tausend Scherben.“

„Gut so“, lachte der fette Gestapomann und so rannte Willi aus der Schusslinie. Nach einer Weile kamen auch die anderen Drei angelaufen.

Rudi, der größere von ihnen, zog Willi an sich heran. „Was ist mit dir los, das ist doch nur ein Jude. Nur wegen denen sind wir in unserem Lebensraum eingeschränkt.“

„Wer sagt das? Der Mann hat uns immer gut bedient!“, schrie Willi zurück. „Papperlapapp… du bringst uns alle in Bedrängnis, wir wollen doch einmal ganz groß werden, wenn wir in die Armee eintreten.“

„Eure Feigheit bringt uns in Bedrängnis, ihr wollt es nur nicht zugeben. Ich will Arzt werden und kein Nazi!“, schrie Willi ihn an. Ich schlage keinen Freund tot, nur weil ihr es wollt.“

„Dir ist doch nicht mehr zu helfen“, schrie Rudi zornig.

„He, hört jetzt auf!“, sagte Walter Paul, der immer die Einigkeit der Truppe im Sinn hatte.

„Wir haben uns geschworen immer zusammenzuhalten, auch wenn Willi mal daneben haut.“

„Gut“, sagten die Anderen. „Für diesmal soll es genug sein.“

Als sie nach Hause gingen bemerkten sie, dass immer mehr Schaufenster mit solchen Parolen beschmiert waren.

„Die sollte man alle töten!“, rief Gustav und hielt die Hand zum Gruß nach oben. „Heil Hitler, du Jude!“, schrie er einen Schneider zu der vor seinen Laden stand.

Der Einzige, dem es ein wenig Peinlich war, war Willi und der rannte einfach weg. Als er die Wohnungstür hinter sich schloss, stand sein Vater plötzlich vor ihm.

Er trug auch eine Gestapouniform, den er glaubte fest an Hitler.

„Was ist los du Weichei?“, schrie er Willi an. „Hast du wiedermal mit einem dieser Drecksjuden Mitleid gehabt? Sie werden bald in Lager verschwinden und dort jämmerlich Verrecken. Du wirst immer mehr deiner Mutter ähnlich!“ und dann war er auch schon wieder weg.

„In diesem Land werden immer mehr Leute in solche Lager gesteckt“, schrie Mutter ihm hinterher. „Werde nur nicht wie dein Vater, er hat sich in letzter Zeit so sehr verändert.“ „Ja Mutter, aber erst seit dem er bei diesen Gestapoleuten ist. Wir dürfen nicht so laut sein, die Nachbarn hören uns sonst noch.“

„Ja mein Junge du hast wohl Recht, hier haben die Wände Ohren. Unsere Nachbarn waren all die Jahre gut zu uns, nur weil sie Juden sind sollen sie jetzt schlechte Menschen sein.“

„Ich kann das auch nicht verstehen Mutter, aber dieser Hitler verändert alles.“

„Lass uns jetzt Essen Willi, es gibt auch noch etwas anderes.“

Auch Rudi traf zu Hause ein. Bei seinem Vater saßen ein paar Nachbarn. Es ging wie immer um die Familie Goldmann, die natürlich Juden waren.

„Das ist doch niemanden mehr zuzumuten mit diesen Juden unter einem Dach zu wohnen!“, sagte sein Vater. Als er seinen Sohn sah, ging er ruhig auf ihn zu.

„Du sollst einmal ein gutes Umfeld haben mein Sohn, da sind die Goldmanns natürlich fehl am Platz.“

„Ja Vater ich will nicht mit diesen Juden zusammen wohnen. Sie sollen in ein Lager wie all diese Juden.“

„Das ist mein Sohn“, lachte Vater Gerd und war sehr stolz auf ihn.

Rudi war siebzehn Jahre alt, genau wie seine Freunde und hörte nichts anderes von seinen Vater und den Nachbarn, auch in der Schule wurden die Juden als Übel hingestellt. An diesen Abend, wurde noch lange über die Juden geredet.

Am anderen Morgen, trafen sich die Vier, um in die Schule zu gehen. Auch ein Mitschüler Namens Josef wollte sich ihnen anschließen, wie an so vielen anderen Tagen.

„Hau ab du Judenbalg!“, schrie Rudi. „Wir wollen nichts mehr mit dir zu tun haben.“

„Bist du auch dieser Meinung?“, wandte Josef sich an Willi, denn er bemerkte seinen Gesichtsausdruck.

Willi drehte sich weg, um ihn keine Antwort zu geben.

„Siehst du!“, schrie Walter. „Hier will keiner mehr etwas mit euch Juden zu tun haben.“

„Muss das sein?“, zischte Willi leise, aber seine Freunde lachten nur darüber.

„Unser Feigling“, lachte Gustav. „Du wirst dich noch wundern, ich habe gehört, dass alle Juden aus Berlin gejagt werden.“

Dann gingen alle in die Schule, wo ein neues Schild an der Tür hing. „Hier werden keine Juden mehr Unterrichtet.“

Sie brachen fast alle in Jubel aus, nur Willi ging schon rein. Als die Grundfächer vorüber waren, hatten sie am Nachmittag Wehrausbildung.

„Heute haben wir mal was anderes vor. Wir gehen heute in das Judenviertel, um ein wenig Randale zu machen. „Sie sind unbeliebt und das zeigen wir ihnen“, lachte Gido der Lehrausbilder.

Alle jubelten los. Das war ein Abenteuer das ihr Ausbilder extra für heute geplant hatte. Sie zogen alle grölend in die Judengasse. Wie die Gestapo zogen sie durch die Gassen und schmissen viele Scheiben ein. Dann stand plötzlich dieser Josef auf dem Gehsteig und wollte nicht zur Seite gehen. Wie aus dem Nichts fielen die Hitlerjungen über ihn her, nur Willi hielt sich zurück. Der stand wie versteinert da und konnte sich nicht rühren.

Sie schlugen mit allem was sie hatten auf ihn ein. So sehr sich Josef auch wehrte, er hatte gegen so viele Gegner keine Chance.

Es dauerte nicht lange, da bewegte er sich nicht mehr und erst da ließen sie von ihm ab. Josef lag Regungslos auf den Gehsteig, aus seinem Hinterkopf floss Blut. Er regte sich nicht mehr und die Hitlerjungen zogen einfach weiter und schlugen wieder Scheiben ein.

Willi kniete sich neben Josef nieder. Er konnte es nicht begreifen, dass ein paar Jugendliche außer Rand und Band gerieten, nur weil ein Ausbilder es verlangte.

Plötzlich kam auch Gido zurück, um nach den Jungen zu sehen. „Er ist tot.“, sagte Willi und sah Gido dabei in die Augen.

Der wurde auf einmal nervös, dass jemand dabei sterben würde hatte er nicht bedacht.

„Was siehst du mich so an, ich habe ihn nicht erschlagen!“, schrie Gido wütend.

„Nein Gido, du hast ihn nicht erschlagen, aber durch dein Verhalten ist mein Freund Josef umgekommen.“, sagte Willi wütend.

„Was ist mit dem Judenbalg?“, fragte Rudi auf einmal. „Hat er noch nicht genug? Dann bekommt er noch eine Abreibung!“

„Er ist tot, du und die anderen ihr habt ihn Erschlagen.“

Nun waren auch die Anderen da und hörten die Worte von Willi.

„Das sollte doch nur eine Abreibung sein, stotterte Walter ängstlich.“

Da kamen auch schon ein paar Gestapoleute, die erkannten sofort, was hier passiert war.

„Was seht ihr so ängstlich, das ist doch nur ein Jude.“

„Es war ein Unfall!“, schrie Gido doch der Dicke lachte nur leise.

„Wir erledigen das hier, geht jetzt weiter sagte er mit strenger Stimme.“

Gido sammelte seine Hitlerjungen zusammen, als der Dicke noch etwas zu ihnen sagte.

„Ich bin stolz auf Euch, nicht alle hätten so gehandelt wie ihr. Er hat euch angegriffen, ihr habt euch nur gewehrt. Also macht euch um den toten Judenjungen keine Gedanken, ihr wart im Recht und wir sind sehr stolz auf euch.“

Dann gab Gido den Befehl zum abrücken. Sie jubelten den ganzen Weg zurück, denn sie waren von ihrem Vorgehen überzeugt.

Wie Helden benahmen sie sich, aber Gustav hatte bemerkt, dass Willi sich zurück hielt. „Was ist schon wieder mit dir los?“, schrie er ihn an. „Es war ein Jude, wir waren im Recht also tu nicht so als hätten wir etwas Schlimmes gemacht.“

„Ein Junge der so viele Mal mit uns in die Schule gegangen ist. Sein Tot ist etwas Schlimmes und ihr seid dafür verantwortlich.“

„Nein sind wir nicht, außer dir macht hier keiner einen Aufstand wegen diesem Judenbalg.“, kicherte Gustav.

Willi sah ihn eine Weile schweigend an, doch dann verließ er sie. Von diesem Tag an hielt sich Willi etwas zurück und man sah ihn immer weniger mit den anderen Freunden.

Als er nach Hause kam stand plötzlich sein Vater wieder vor ihm. „Ich bin ganz stolz auf dich mein Sohn, du warst dabei als man diesen Juden Respekt beigebracht hat.“

„Das war kein Respekt. Sie haben ihn totgeschlagen. Josef hat doch gar nichts getan, er stand nur da.“

„Ich bin es leid, dein Gejammer anzuhören!“, und diesmal bekam Willi eine kräftige Ohrfeige von seinem Vater. Willi flog ein paar Meter zurück, so kräftig war sie.

„So lange wie du deine Beine unter meinen Tisch steckst, wirst du nie aber auch nie wieder diese Juden in Schutz nehmen. Wegen dir werden wir noch Schwierigkeiten bekommen, aber vorher werde ich dich in ein Umerziehungslager stecken lassen.

Du bist eine Schande für die Familie! Ich selbst werde den nächsten Judentransport leiten. Geh jetzt auf dein Zimmer! Das Abendessen fällt für dich heute aus.“

Auch Rudi kam zu Hause an, er aber ging mit erhobenem Kopf in die Stube. „Wir waren Helden Vater, diese Juden haben bei uns im Viertel keine Zukunft.“

„Sieh mal mein Junge, endlich schaffen sie die Familie Goldmann weg.“ Die Gestapo warf Herrn Goldmann wie ein Stück Vieh auf den Laster.

Rudi begriff mit seinen siebzehn Jahren noch nicht, was er angerichtet hatte. Vater Gerd dagegen sah seinen Sohn an und war sehr stolz auf ihn.

„Sieh mal mein Sohn, diese neue Uniform ist für dich.“

„Danke Vater, ich bin auch stolz auf dich weil du bei der Gestapo bist. Wir haben heute einen Judenjungen totgeschlagen, weil er uns nicht vorbei lassen wollte.“

„Das weiß ich schon mein Sohn, meine Kameraden haben mich angerufen. Ich habe diesen Goldmann abholen lassen.“

Dann fuhren die Gestapoleute mit der Familie Goldmann ab und das war auch das letzte Mal das Rudi sie gesehen hatte.

„Du hast einen Judenbalg totgeschlagen!“, schrie sein Vater voller Freude. „Mein Sohn ist ein Held!“, sagte er zu dem Nachbarn, der gerade bei ihnen war. Unsere Jugend reinigt die Stadt von diesem Ungeziefer.“ „Heil Hitler!“, schrien sie alle zusammen.

1933 war eine schwere Zeit, die Nazis hatten leichtes Spiel die Bevölkerung auf ihre Seite zu ziehen. In den nächsten Monaten änderte sich sehr viel zwischen den vier Freunden. Sie waren jetzt alle Achtzehn Jahre alt. Willi hatte eine Stelle für sein Ärztestudium bekommen. Rudi, Gustav und Walter hatte man auf eigenen Wunsch eingezogen. Natürlich hatte Rudis Vater ein Wort eingelegt und so sah man kein Hindernis.

Alle drei dienten in einer Scharfschützen Spezialeinheit, wo sie auch hinwollten. Die Ausbildung war sehr hart, aber auch hier war Gido ihr Ausbilder, der Wille der Beste zu sein lohnte sich.

Sie stiegen in ihren Rang immer höher. Immer wenn es um Säuberungen ging, waren sie in der Nähe. Es waren inzwischen drei Jahre ins Land gezogen.

Als Willi die Straße entlang lief, kam er an eine Straßensperre. Er blieb stehen, wie viele andere auch. Man räumte gerade scheinbar ein Haus, denn zwei Laster standen davor. Als die Tür aufflog, wurden ein paar Juden rausgeprügelt.

Willi konnte es nicht glauben: Der Offizier, der den Einsatz leitete, war Rudi. Auch Gustav und Walter waren dabei. Da erkannte Walter ihn.

„He Willi, lange nicht gesehen.“ lachte er. Sie waren reifer geworden, man sah ihnen ihr junges alter gar nicht an. Rudi war sehr stolz in dieser Uniform, man konnte es ihm ansehen, mit welcher Genugtuung er die Juden rausprügelte.

„Hallo, wie geht es Euch?“, fragte Willi etwas zurück haltend.

Da kam Rudi zu ihm rüber. „Schaft das Judenpack auf die Laster, ich komme gleich nach. Ich muss noch einen Freund begrüßen, den ich lange nicht gesehen habe.“

Willi hatte gar keine Lust sich mit ihm zu unterhalten, aber um des Friedens Willen gab er nach.

„Hallo Willi. Wie ist es dir die letzten Jahre ergangen?“, fragte Walter.

„Gut, ich habe meinen Doktor gemacht und nun bin ich in der Armee beschäftigt.“

„Du trägst gar keine Uniform wie es andere in deinem Beruf tun“, sagte Rudi hämisch.

„Ich bin nicht die Anderen“, lachte Willi ihn an. „Du dagegen, fühlst dich hoffentlich gut in deiner Funkelnagelneuen Uniform.“

Rudi und den Anderen war der Unterton nicht entgangen. „Bist wohl immer noch ein Judenfreund“, lachte Walter ihm hämisch zu.

Willi sagte dazu nichts und schüttelte nur den Kopf darüber. Wenn sie wüsten, dass er die so genannten Juden für die Freundin von Walter außer Landes schmuggelte, hätten sie ihn wahrscheinlich auf der Stelle erschossen. Hanna war Walters Freundin und schaffte Juden außer Landes und Willi unterstützte sie dabei.

„Ihr zwei habt euch wohl nicht so angestrengt wie Rudi“, lästerte er.

„Wir räumen wenigstens auf, so dass unsere Leute in Ruhe leben können.“, sagte Gustav etwas verhalten.

„Fühlst du dich dabei gut?“, fragte er grinsend.

Gustav konnte ihm auf diese Frage keine Antwort geben. Rudi aber übernahm das gerne.

„Ja wir fühlen uns dabei gut, wen wir erst mal in den Krieg ziehen werden wir alle Juden dieser Welt ausrotten.“

Willi wusste dass dieses Gespräch nur in Ärger enden würde und beendete es schnell. „Ich muss zu meinen Patienten“, und er ging ohne ein weiteres Wort.

„Ich hoffe du bist ein anderer geworden oder wir müssen dich eines Tages aufhängen!“, rief ihm Rudi hinterher.

„Oder ich lande auf einem deiner Wagen“, kicherte Willi aus der Ferne.

Ehe Rudi ihn noch etwas nach schreien konnte, war er weg.

„Ich glaube unser Feigling wird eines Tages draufgehen mit seiner Solidarität für diese Juden.“

„Das glaube ich nicht.“, sagte Walter. „Willi liebt seinen Beruf und ist nur für seine Patienten da.“

„Gut, wir werden sehen. Aber nun zu unseren Judentransporten. Sie müssen heute noch raus!“, sagte Rudi voller Stolz.

Willi ging in ein Haus der Innenstadt, das er angemietet hatte. Er hatte gut zehn Juden in diesem Haus untergebracht. Der Korb, den er mit sich führte enthielt viel zu Essen und ein paar Unterlagen. Die Ausweise brauchten die Juden für die Ausreise nach Amerika.

„He Jakob, wie geht es ihnen heute?“, fragte Willi.

„Meine Lunge ist etwas angekratzt aber diese Kleine da drüben ist sehr heiß, sie hat vielleicht Fieber.“

Willi legte einige Tabletten auf den Tisch, die das Fieber etwas senken würden. So nun muss ich aber gehen, ich komme noch mal wieder, bevor ihr Abreist und bringe etwas Geld. Sie bedankten sich leise und dann verließ er unauffällig das Haus.

Kurze Zeit später kam Willi an einem Café vorüber und er verspürte plötzlich den Drang einen Kaffee zu Trinken. Ohne zu zögern, ging er in das Café und sah plötzlich Walter an einem der Tische sitzen. Auch Walter hatte ihn bemerkt und winkte ihn zu sich.

„Setz dich zu mir!“, sagte er, aber er bemerkte gleich dass es Willi nicht recht war.

„Was hast du?“, fragte er ruhig.

„Seid ihr fertig, mit der Menschenjagt?“

„Sprich nicht so laut, man weiß nie wer neben einem Sitzt.“

„Du musst dich mal hören“, lachte Willi. „Ist das deine Welt, in der du ein Held werden willst? Man kann nicht mal seine Meinung sagen, ohne Gefahr zu laufen in einem dieser Wagons zu landen.“

„Ich mache doch nur mit, weil Rudi und Gustav es wollen. Aber was ist schon dabei Willi, sie sind doch nicht wie wir.“

„Nein Walter, es sind Menschen wie wir. Eines Tages wirst du es verstehen, das dieses Reich nicht das ist was es vorgibt.“

„Was willst du mir damit sagen, Willi?“

„Walter, glaubst du es geht ewig so weiter. Der Krieg ist das nächste, aber dann ist es zu spät.“

Walter sah nach unten, er war sich seiner Gefühle nicht mehr sicher. „Ich wollte eigentlich raus, aber wir werden nächsten Monat in die Wehrmacht eingegliedert.“

„Also geht es bald los, ihr seid dann in einem Hexenkessel aus dem ihr nicht mehr raus

kommt. Die Armee zieht in den Krieg, wenn ihr dabei Menschen tötet ist das vertretbar. Doch was ihr zurzeit tut, ist Massenmord an den Juden und das ist nicht mehr vertretbar.“

„Hör auf so etwas zu sagen“, flüsterte Walter mit zitternder Stimme. Sie kommen doch nur in Arbeitslager.

„Arbeitslager nennt ihr das, es sind eher Vernichtungslager. Ich glaube Walter, ihr wollt es gar nicht hören.“

„Nein ich will es nicht hören, keiner tut etwas dagegen, also warum gerade ich?“

Willi trank seinen Tee aus, doch bevor er ging sagte er leise. „Mal sehen wo wir uns wieder sehen“, dann war er weg.

Es war der Vorabend, der Deutschland verändern sollte.

„Ich glaube, dass wir Morgen in den Krieg ziehen.“, sagte Willis Vater voller Freude. „Das Reich wird riesengroß mein Sohn. Die ganze Welt wird uns zu Füssen liegen, wenn unsere Armee erst mal alles überrennt. Ich kann es gar nicht erwarten, diese Nichtarier zu unterjochen und von der Landkarte zu tilgen.“

„Hör auf Vater, es kotzt mich an, wie du hier herumschreist. Ein Krieg ist immer schlimm, doch dieser wird uns in den Abgrund stürzen.“

„Ach was, du Quacksalber, ich werde Morgen Geschichte schreiben.“

Er ließ Willi mit seiner Mutter allein, sein Männerabend war ihm sehr wichtig. Da hatte er die Leute um sich, die genauso dachten wie er.

„Er geht wieder zu seinen Gestapofreunden, die ihn so verändert haben.“, sagte Mutter zu Willi.

„Muss er Morgen weg?“

„Ich glaube schon, aber genau weiß ich es nicht. Er spricht nie über diese Dinge mit mir.“

„Lass mal Mutter, ich habe heute Rudi, Walter und Gustav wieder gesehen.“

„Das ist aber schön“, sagte Wera. „Was haben sie gemacht?“, war ihre nächste Frage.

„Sie haben wieder einen Häuserblock geräumt und alle zum Bahnhof abtransportiert.“

„Hört das denn nie auf? Aber wir können nichts dagegen tun.“, sagte sie mit weinender Stimme. Seit dem dieser Hitler an die Macht gekommen ist sind alle so ängstlich geworden. Keiner sagt etwas gegen diese Transporte. Einer bespitzelt den anderen, und wer dagegen ist wird abgeholt.“

„Ja Mutter, sie sehen fast alle nur noch das neue Reich.“

„Weißt du Willi, am Anfang habe ich diesen Hitler bewundert. Er hat den Karren aus dem Dreck gezogen und alle haben wieder Arbeit. Heute aber weiß ich, er ist nicht das, was er vorgibt zu sein. Die ganzen Straßen, die er bauen lässt und Munitionsfabriken, dienen nur einem Zweck: Er will Krieg und nichts anderes als Krieg, da kommt ihm die Rassenfrage gerade Recht.“

„Mutter, wesn das Vater hören würde, er würde dich abholen lassen ohne an die Folgen zu denken.“

„Ja Willi so weit sind wir schon, die eigene Familie würde sich anzeigen, nur um als Linientreu zu gelten. Wir können nicht mehr dagegen tun, es ist zu spät. Sie ziehen Morgen in den Krieg“, sagte Willi etwas nachdenklich.

„Lass uns nun Essen, Morgen ist ein anderer Tag zischte seine Mutter ärgerlich.

Rudi, Gustav und Walter saßen vor dem Radio als Hitler seine Rede hielt.

„Seit fünfuhrfünfundvierzig wird zurück geschossen“ und da jubelten alle drei los. Hurra, es geht in den Krieg und sie lagen sich alle in den Armen. Auch ihre Kameraden jubelten wie verrückt. Die Drei liefen auf die Straße und dort lagen sich viele Menschen in den Armen. „Jetzt geht es los, wir werden es den Bolschewisten schon zeigen. Alle werden vor Deutschland zittern!“, schrien viele betrunkene Gestapoleute.

Willi wurde in die Kaserne gerufen und ahnte schon, was auf ihn zukommen würde. Auch sein Vater wurde einberufen, der aber war voller Stotz, als er sich auf den Wehrbereichskommando meldete.

Willi wollte das immer umgehen, aber sie brauchten viele Ärzte an der Front. Als er den Rang eines Oberstabsarztes bekam, fühlte auch er sich ein wenig bestätigt.

Der Tag des Abmarsches war gekommen und zu seiner großen Verwunderung sah er auch seine drei früheren Freunde wieder.

Auch Rudi sah ihn und er ging sofort auf ihn zu. „Hast du dir das gut überlegt? Wir werden die Welt verändern. Solche Nörgler wie dich brauchen wir da nicht!“, lachte er ihn an.

„Pass auf deinen Arsch auf, wenn sie dir ihn weggeschlossen haben bin ich dafür da ihn wieder zusammen zu flicken“, grinste Willi zurück.

Gustav sah ihn an, als wäre er ein Feind. Nur Walter war etwas freundlicher, das war er aber auch früher schon.

„Gut, dass wir wieder zusammen sind.“ Dann schlug er ihm auf die Schulter.

„Walter, pass bloß auf dich auf. Ich will nicht, dass du einmal auf meinen Tisch landest.“

„Wieso aufpassen?“, fragte Rudi, der es gehört hatte. „Es wird ein kurzer Krieg, ehe wir uns versehen sind wir wieder zu Hause.“

Willi schüttelte den Kopf: „Wenn du die ganze Welt erobern willst, bist du aber sehr lange unterwegs.“

„Wir werden alle überrennen du wirst es miterleben!“, schrie ihn Rudi an.

„Siehst du Rudi, deswegen haben sie mich zu euch geschickt. Ich soll Euch die Blasen behandeln, die ihr auf dem Marsch bekommt.“

Dann mussten sie einsteigen, der Zug blies zur Abfahrt und alle waren gespannt, was auf sie zukommen würde.

Das Lager in Polen war schmutzig und kalt, aber es sollte nur für ein paar Tage sein, dann sollten sie weiter verlegt werden.

Rudi saß auf den Feldbett und putzte seine Stiefel als Gustav zu ihm kam.

„Wohin verlegen sie uns?“, fragte Gustav neugierig.

„Ich weiß noch nicht, aber es heißt wir werden nach Jugoslawin verlegt. Dort soll es nicht so gemütlich sein wie hier.“, lachte Rudi.

Auf einmal rief Hauptmann Hille Rudi zu sich. Er grüßte mit Heil Hitler, als er eintrat und Hille hob nur leicht die Hand. „Kommen sie her Leutnant“, sagte er zu ihm.

„Man hat zwei Soldaten getötet, ihr werdet eine Vergeltungsmaßnahme in diesem Dorf vornehmen. Jeder vierte Einwohner, wird auf den Dorfplatz erschossen und die Anderen müssen zusehen.“

Rudi war stolz diese Aufgabe auszuführen, er wusste es war ein großes Vertrauen, wenn er so ein Kommando bekam. Er hob die Hand zum Gruß in die Höhe, als er das Zimmer verließ.

Sie waren zwar Scharfschützen, aber für den Moment war seine Einheit extra für solche Säuberungen aufgestellt. Er trug inzwischen die Uniform der Waffen SS solange er nicht an die Front befohlen wurde. Sie waren sogar in den eigenen Reihen gefürchtet.

„Walter!“, schrie Rudi.

„Hier, Herr Leutnant!“, rief Walter zurück, denn in der Truppe wurde ein höherer Rang nicht mit den Namen angerufen.

„Hier, her Leutnant!“, rief er nochmal.

„Stell zwanzig Mann zusammen, wir werden eine Säuberung durchführen. Man hat zwei unserer Soldaten getötet.“

„Jawohl, Herr Leutnant!“, und keine fünf Minuten später standen alle zwanzig Mann mit voller Bewaffnung bereit.

„Aufsitzen!“, schrie Rudi. „Wir rücken ab.“

Als die Truppe in das Dorf einfuhr ahnten die Leute noch nicht, was gleich auf sie zukommen würde.

Rudi lies alle absitzen.

„Holt die Schweine aus ihren Hütten!“, schrie er und es begann ein straff organisiertes raustreiben der Dorfbewohner. Jeder der sich sträubte wurde halb totgeschlagen, aber dreißig Minuten später waren alle auf dem Dorfplatz versammelt.

Es waren fast nur Alte und Kinder in diesem Dorf, das hielt aber Leutnant Rudi Schulze nicht davon ab, die Strafaktion durchzuführen.

„Hier sind zwei unserer Soldaten ermordet worden. Wenn ihr die Mörder ausliefert, lassen wir euch gehen!“, schrie Rudi laut.

Es verging gut eine Viertelstunde, doch keiner meldete sich und da schlug Rudi zu. „Jeder vierte wird vor diese Hütte geführt!“, schrie er seine Leute an. „Wer sich weigert, wird erschossen.“

In kürzester Zeit hatten sie die Leute zusammen getrieben. Eine Frau wollte ihren Mann nicht loslassen und Walter konnte sie nicht abwehren.

Rudi sah es und ging voller Wut auf die Beiden zu. Er hatte seine Pistole in der Hand, die er ohne zu zögern auf den Kopf der Frau hielt. Ohne mit der Wimper zu zucken, drückte er ab. Walter bekam das Blut ins Gesicht gespritzt.

„Jetzt stell den Hund in die Reihe, oder ich mach dir Beine!“, schrie ihn Rudi an. „Lasst die Dorfbewohner eine Grube ausheben!“, befahl er einem seiner Soldaten. Keine Stunde später hatten sie eine riesige Grube ausgehoben.

Rudi ließ die Auserwählten vor die Grube führen und acht Mann seiner Truppe, die alle MPIs hatten, stellte er gegenüber auf. Auch Walter und Gustav waren dabei.

„Ich frage euch ein letztes Mal, wer hat unsere Soldaten ermordet?“ Als nach zwei Minuten sich immer noch keiner meldete, hob er die Hand.

Das Trommelfeuer zerriss die Stille die über dem Dorf lag und die meisten fielen tot in die Grube.

Rudi ging ganz ruhig zu zwei Leuten die noch lebten, ohne zu zögern erschoss er sie mit seiner Pistole. Dann trat er gegen sie und auch die Beiden stürzten in die Grube.

„Sie sollen ihre Toten selbst begraben.“, und keine Stunde später war die Grube zugeschüttet. „Wir rücken ab!“, schrie Rudi seine Leute an.

Gustav liess aufsitzen und dann fuhren sie einfach davon.

Es dauerte nicht lange und die Strafaktion sprach sich in der Truppe herum.

Als Willi in dem eingerichteten Offizierszelt saß und seinen Kaffee trank, kamen Rudi und die Beiden anderen herein.

Wie ein Pfau lief er auf Willi zu. Er glaubte ein großes Werk getan zu haben.

„Ist hier noch frei?“, fragte er voller Stolz. Willi nickte kurz, sah aber wieder in seine Berichte die er vor sich liegen hatte.

In dieses Zelt durften nur Offiziere rein, noch konnten sie sich diesen Luxus leisten.

„Wie geht es unseren Quacksalber?“, fragte Rudi grinsend.

„Sehr gut, dir aber muss es doch dreckig gehen.“, sagte er etwas abwesend.

„Warum dreckig?“, fragte Rudi ärgerlich.

„Das musst du doch besser wissen.“, grinste Willi zurück. „Wie geht es euch Beiden?“, fragte er dann.

Gustav und Walter konnten ihn erst gar nicht ansehen.

„Eines Tages werde ich dich höchst persönlich an den Pranger stellen. Dann wirst du dein Maul nicht mehr so weit aufreißen. Wir reißen uns den Arsch auf, um das Land in den wir leben ein wenig zu erweitern. Doch solche wie du nörgeln immer daran herum. Wir sind die einzige Rasse die so etwas zustande bringen, da ist für Querdenker kein Platz.“

Jetzt aber ging Walter dazwischen. „Hör auf, dich immer so in den Mittelpunkt zu stellen! Wir sind es doch, die deine Befehle ausführen und lass Willi endlich in Ruhe!“

Rudi war so geschockt, dass er ihm fürs Erste keine Antwort geben konnte.

„Unser Kleiner kann auch richtig loslegen, das sah aber heute bei der Vergeltung nicht so aus.“, sagte Gustav ruhig.

„Dafür habt ihr euch umso mehr rein gekniet!“, zischte Walter zurück.

„Seit ihr an meinen Tisch gekommen, um euren Scheiß hier auszudiskutieren?“, schrie Willi etwas lauter. Er stand auf, um zu gehen, doch Walter hielt ihn zurück.

„Musst du auch mit nach Jugoslawien? Die Partisanen sind dort etwas stärker als uns lieb ist“, sagte Walter.

„Wir sind jetzt schon zwei Jahre im Krieg, ich kann mich noch gut daran erinnern das ihr mal gesagt habt, das werde ein leichter Gang. Wie lange glaubt ihr ziehen wir noch herum, ehe der Krieg zu Ende ist?“

Alle drei sahen ihn an, als käme er von einer anderen Welt. Willi stand auf und ging ohne ein weiteres Wort. Als er weg war sah Walter ganz lässig Rudi an.

„Was ist mit dem Krieg? Hat er Recht oder wie lange dauert noch dein Durchmarsch?“

„Woher soll ich das wissen und mir ist es auch egal. Was ist auf einmal mit euch los? Wir gehen doch vorwärts und was wollt ihr mehr?“, schrie er sie an. Zuhause sind wir die Helden die gefeiert werden, aber sobald dieser Feigling Willi kommt, läuft alles schief.

„Wir haben richtig gehandelt, wer unsere Leute tötet wird ausradiert!“

„Du redest schon wie dieser Hitler“, sagte Walter etwas leise.

„Lasst uns unsere Sachen packen. Morgen Früh geht es los.“, zischte Gustav, um die Diskussion zu beenden.

Kapitel 2

Der Abmarsch war sehr organisiert. Alles schwere Gerät wurde auf die hinteren Bahnwagons verladen der Rest kam in die vorderen Wagons.

Zwei Wochen später waren sie in Jugoslawien angekommen. Es war ein gefährliches Unterfangen, die Partisanen machten keine Gefangenen.

Sie waren gerade zwei Tage vor Ort, als Rudi den Befehl bekam die Berge zu durchkämmen, um einen Nachschubtransport zu sichern.

Nach Stunden kamen sie in ein Dorf, das eigentlich Gebiet der Partisanen war.

„He Gustav, las die Hütten durchsuchen!“, schrie Rudi etwas nervös.

Gustav und Walter nahmen sich jeder ein paar Leute und sie traten die Türen der Hütten ein. Die Leute waren alle sehr ruhig, doch als Walter in eine abgelegene Hütte eindrang, griff ein Mädchen nach einer Pistole.

Sie schoss ohne zu zögern, Walter aber konnte sich rechtzeitig zur Seite werfen und feuerte seine Maschinenpistole ab. Sie und der alte Mann, der neben ihr stand, wurden regelrecht durchsiebt.

Mit einem Mal brach die Hölle über sie herein. Aus einigen Hütten wurde auf sie geschossen, aber alle konnten sie rechtzeitig in Sicherheit bringen.

Rudi schoss aus allen Rohren, als sich ein Partisan von hinten auf ihn zubewegte bemerkte er es erst gar nicht. Er hatte ein Messer in der Hand und plötzlich stach er Rudi in den Arm. Doch auf einmal brach der Partisan Tot zusammen, Rudi hatte ihn mehrmals durchlöchert.

Im Licht der untergehen Sonne sah er die Umrisse mehrerer Partisanen. Er rief sofort nach Walter. „Pass auf, hier sind noch mehr von diesen Schweinen! Legt alles um, was ihr vor den Lauf bekommt!“, schrie er seine Leute an.

Gustav kroch zu ihm rüber, er hatte begriffen, dass es eine Falle war.

„Wieviel sind noch am Leben?“, schrie Rudi ihn an.

„Ich weiß nicht, aber fast alle.“

„Gut dann werden wir eine Hütte nach der andern ausräuchern.“ Mit einem Mal flogen einige Handgranaten in ihre Richtung. Sie legten sich flach auf den Boden, um nicht von Splittern getroffen zu werden.

Gustav kroch hinter eine Hütte, als plötzlich ein völlig verlauster Mann auf ihn losging. Er hatte eine Axt in der Hand die er hoch über seinen Kopf hielt um zuzuschlagen.

Doch Gustav war einen Tick schneller, wie aus dem nichts stach er ihm sein Bajonett in den Oberkörper. Der Alte schrie wie ein abgestochenes Schwein, doch als er auf den Boden aufschlug war er bereits tot.

Gustav stieß ganz spontan die Tür der Hütte auf und schoss wie wild in den Innenraum. Was er getroffen hatte, sah er erst als er ganz in die Hütte kroch. Eine alte Frau mit zwei kleinen Kindern lag leblos auf den Boden. Plötzlich traf ihn ein Geschoss am Arm. Hinter dem alten Schrank kam ein Partisan hervor, den Gustav dort nicht vermutet hatte. Wie aus dem Nichts traf den Partisan auf einmal das Bajonett von Walter genau in die Brust.

„Du elende Sau!“, schrie Gustav und feuerte das ganze Magazin auf den Toten ab.

„Hör auf!“, sagte Walter der noch zwei Kameraden bei sich hatte. Sie sicherten die Gegend um keine weiten Überraschungen zu erleben.

„Lass uns weiter machen die Sonne geht gleich unter und ich möchte nicht hier im Dorf übernachten.“

Als Werner aus der Hütte trat, bekam er eine Mistgabel genau in den Oberarm. Walter drückte sofort auf den Abzug seiner Maschinenpistole. Der Feuerstoß riss dem Alten nach hinten, doch dass merkte er nicht mehr. Wie ein Stein schlug er auf den Boden auf und war auf der Stelle tot.

Rudi sah einen der Alten in den Wald rennen und wusste es konnte nur ein Partisan sein. Er winkte seine Leute zu sich. Hier würde er auf keinen Widerstand mehr treffen. Nun zeigte er seine ganze Grausamkeit.

„Holt jeden aus den Hütten, sie werden alle erschossen!“, schrie er wie von Sinnen.

Wie ein Haufen Elend standen die Alten, Kinder und Kranken mitten auf dem Dorfplatz. Die Sonne begab sich schon zum Schlafen, doch sie hatte noch so viel Kraft zu sehen was nun geschah.

Rudi hob seine Hand und im nächsten Augenblick hörte man nur noch das Rattern der Maschinenpistolen in den Bergen. Als es verhallte, lagen die Dorfbewohner tot am Boden.

Rudi hatte das Dorf in ein paar Minuten ausradiert, ohne eine Regung zu zeigen. Im Gegenteil, er war Stolz darauf wieder einige Feinde des Reiches vernichtet zu haben.

„Wir ziehen ab!“, schrie er voller Genugtuung. Er hatte nicht nur Partisanen getötet, es waren auch einfache Dorfbewohner.

Der Marsch nach Hause war nicht mehr so tapfer wie am Anfang, doch noch gab es genug die stolz darauf waren, das Reich verteidigt zu haben.

Als Gustav sich und die Verletzten zu Willi brachte, war der gerade damit beschäftigt die Medikamente aufzufüllen.

„Gustav“, sagte Willi überrascht. „Was ist geschehen?“

„Nur eine kleine Verletzung die anderen hat es schlimmer erwischt“, lachte Gustav.

„Gut dann zeig mal her.“, und Willi säuberte seine Wunde. Er legte ihm einen Verband an, hatte aber ein ganz ungutes Gefühl dabei.

„Was ist noch?“, fragte Willi der das Gesicht von Walter sah.

„Es ist gekommen, wie du gesagt hast. Wir sind jetzt schon ein paar Jahre im Krieg und es geht immer weiter.“

„Ja Walter.“, sagte Willi leise, so, dass es die Andern nicht hören konnten. Es hört erst auf, wenn dieser Hitler die ganze Welt erobert hat. Wir wissen beide, dass es im Untergang enden wird.“, flüstere Willi. „In vielen Ländern, läuft es nicht mehr so reibungslos wie am Anfang.“

„Was würdest du tun, wenn der Krieg plötzlich vorbei wäre?“, fragte Walter.

„Wenn die Vernunft über die Sinnlosigkeit siegen würde, wären wir nicht mehr hier. Das Abschlachten von Menschen, hat unsere Menschlichkeit verdrängt. Was Walter willst du dagegen tun?“

Er sah Willi nachdenklich an, sein Blick war leer und hoffnungslos. „Nach Hause zu Hanna, das wäre schön und manchmal träume ich vom Frieden. Ich weiß dass es nur ein Traum bleiben wird aber es ist ein schöner Traum. Ich habe so die Schnauze voll von diesem Krieg aber du weißt ja, es gibt kein zurück.“

„Ja Walter, genau das gleiche Gefühl habe ich auch und wir wissen Beide, dass wir den Weg bis zum bitteren Ende gehen müssen.“

„Hast du auch gehört, dass es bald auf Urlaub gehen soll?“, fragte Walter.

„Hab ich und wir sind alle dabei.“, grinste Willi. Eine Woche später war es dann so weit, sie fuhren alle nach Hause.

Willi hatte sich etwas abseits gesetzt, Rudi und Gustav hatten wieder einmal ihre Heldenplatte aufgelegt. Sie prahlten mit ihren Säuberungseinsätzen gegen die Partisanen und Gustav zeigte jedem seine Verletzung.

Nur Walter gesellte sich plötzlich zu ihm. „Sie sind noch stolz auf ihre Verbrechen!“, flüsterte Willi.

„Weil sie es nicht als Verbrechen sehen, wir sind die Herrenrasse für sie.“

„Nein will ich nicht aber man hört es doch jeden Tag.“

„Wir sind es nicht die an diesen Krieg verdienen, wir sind die Verlierer was so viele noch nicht begriffen haben. Die Kleinen halten ihren Arsch hin und alles für das große Reich. Lange geht das nicht so weiter aber dann redet keiner mehr von der Herrenrasse, du wirst an meine Worte denken. Es wird unendliches Leid geben, doch das ist dann auf unserer Seite.“, sagte Willi grinsend. „Du willst aber nicht damit sagen Walter, dass wir alle unterwerfen, die uns nicht gefallen?“

Walter sah Willi wieder so merkwürdig an. „Weißt du was ich glaube? Wir sind in der falschen Zeit geboren.“

„Nein Walter sind wir nicht, es gibt nur Menschen die diese Zeit verändern wollen und das nicht gerade zum Guten.“

„Hör auf Willi, Rudi kommt zu uns rüber.“

„He du armer Arzt, du wirst nie in den Genuss kommen ein wahrer Held zu werden lachte Rudi.“

„Meinst du?“, lachte Willi. „Aber meine Zeit kommt noch, dann bin ich der Held und ihr die armen Teufel.“

„Du bist ein Träumer Willi und wirst immer ein Träumer bleiben, unser Reich wird nie untergehen.“ Plötzlich hielt der Zug auf einmal an.

„Was ist jetzt schon wieder los?“, rief Gustav verwundert. „Kann man hier nicht mal in Ruhe nach Hause fahren?“

Sie stiegen aus, erst musste ein anderer Zug den Bahnhof verlassen. Willi traute seinen Augen nicht, es waren Juden die man wie Vieh in die Wagons trieb.

Rudi und Gustav dagegen fanden das lustig, sie selbst hatten früher solchen Transporte geleitet. Plötzlich rannte ein junges Mädchen los, sie hoffte davon zu kommen. Blitzschnell entriss Rudi einer der Wachen sein Gewehr.

Es krachte wie bei einen Kanonenrohr und das Geschoss schlug genau in den Hinterkopf des Mädchens ein. Wie eine grölende Menge, schrien die betrunken Offiziere als das Mädchen von den Beinen gerissen wurde. Sie war auf der Stelle tot.

Die Wachen zerrten den Leichnam zu dem Wagon und warfen sie einfach hinein. Keiner außer Willi und Walter scherte sich einen Dreck darum. Im Gegenteil, sie feierten Rudi wie einen Helden.

„Siehst du, was ich erst vor kurzen gemeint habe.“, zischte Willi zornig. „Sie begreifen nicht was sie tun, aber glaube mir es kommt eine andere Zeit dann werden sie die gejagten sein.“ Dann mussten Alle wieder einsteigen, denn es ging weiter. Gut einen Tag später waren sie zuhause.

Als Willi die Tür zuhause öffnete kam ihm seine Mutter entgegen. Sie drückte ihn ganz fest an sich.

„Ich hoffe du bleibst eine Weile bei mir, stotterte sie los.“

„Warum, bist du so aufgeregt Mutter?“

„Vater ist in der Stube, aber erschrecke nicht.“

„Was ist mit ihm?“, fragte Willi verdutzt.

„Im fehlt ein Bein und sein linker Arm ist kaputt. Es war eine Granate, die ihm zum Grüpple gemacht hat, doch er schreit immer noch nach dem großen Sieg.“

„Mutter er lernt es nie, aber er kann nichts dafür. Er ist und bleibt ein Mitläufer der eines Tages damit leben muss. Nun lass mich erst mal zu ihm gehen. Hallo Vater, gut dich lebend zu sehen.“

Vater Gustav sah zu seinem Sohn rüber. „Ja mein Sohn, ich habe für unser Reich ein Bein gegeben und bin stolz darauf. Wenn ich dich in der Uniform sehe schlägt mein Herz höher, genau das habe ich immer gewollt. Wie läuft es bei euch mit dem Gesindel in den Bergen?“

„Wir halten die Stellung, so wie es von uns verlangt wird.“, sagte Willi etwas zynisch.

„Ja mein Junge, das erwarten die Menschen auch von euch. Das Land brauchen wir für unserer neues Reich. Dort werden unsere Kinder oder deine Kinder einmal Leben.“

„So Vater, meine Kinder werden hier leben. Ich brauche dieses fremde Land nicht und du bestimmt auch nicht mehr.“

„Was heißt fremdes Land?“, schrie der Vater auf einmal los. „Es ist alles Deutsches Reich, wir brauchen diesen neuen Lebensraum.“

„Gut Vater, ich sehe du bist immer noch der Alte und nicht geheilt.“

„Nein bin ich auch nicht, bei uns werden die Helden nicht vergessen auch nicht wenn sie verletzt sind wie ich.“

„Ich Vater habe Menschen gesehen, die denn Klauben an dieses Reich verloren haben.“

„Ja, ja ich sehe du hast dich auch nicht geändert. Was macht Rudi, sein Vater war hier und hat aus einen seiner Briefe vorgelesen. Also diese Säuberungsaktionen finde ich gut. Wer unsere Soldaten ermordet, muss bestraft werden.“

Willi ließ ihn reden, er ist von diesem Reich überzeugt und davon ist er nicht abzubringen. Da rief Mutter Wera zum Abendessen, wovon Willi so geträumt hatte.

Der Dreck und die Sinnlosigkeit in seinen Feldlagern, verdarben ihn viele Mal den Appetit. Aber wie heißt es so schön, bei Muttern schmeckt es immer am besten.

„Was gibt es heute?“, fragte er freundlich.

„Für Dich habe ich eine Blutwurst und eine Salami besorgt. Auch frisches Brot habe ich mitgebracht, Vater hat extra Marken, denn er ist Kriegsveteran.“

„Dann schmiere mir Mal ein dickes Blutwurstbrot, das habe ich am meisten vermisst.“

„Ja mein Sohn, so behandeln sie ihre Kriegsveteranen mit viel Liebe und Reichstreue das du auch noch erleben wirst.“

„Auch so Vater, wann wird das sein wenn ich fragen darf.“

„Natürlich wenn wir alles erreicht haben was uns zusteht.“, sagte sein Vater mürrisch. Mutter sah ihn an und schüttelte den Kopf, natürlich so dass es Vater nicht sehen konnte.

„Ist schon gut Vater, aber ich habe dir auch etwas mitgebracht.“ Er griff in seine großen Sack und holte eine gute Zigarrenschachtel heraus. Willi legte sie auf den Tisch, so dass Vater es nicht unterlassen konnte sich eine anzustecken. Er blies den Rauch langsam und voller Genugtuung in den Raum.

„Das ist eine sehr gute Zigarre lobte er seinen Sohn. Willst du dir keine anstecken?“

„Nein Vater ich rauche zurzeit nicht mehr, aber sie sind sowieso für dich.“

„Die ganze Kiste, mein Sohn?“

„Ja Vater, die ganze Kiste nur für dich allein.“ Nun wandte Willi sich seiner Mutter zu. „Auch für dich habe ich etwas in meinem Rucksack.“ Er legte ihr eine Schachtel auf den Tisch.

„Mach ruhig auf Mutter, sie gehört dir.“

Sie öffnete die Schachtel und ihre Augen wurden immer größer. „Nein mein Junge das hast du für mich mitgebracht.“ Sie holte die Kette mit dem riesigen Stein heraus. Nun erst merkte sie, dass auch noch ein paar Ohrringe dazu gehörten.

„Mama das ist alles echtes Gold und ein Diamant.“

„Nein Junge, wie teuer war das alles?“

„Mama du sollst nicht immer nach dem Preis fragen, ich habe es gern für dich gekauft.“

Da ging Vater in den Schrank und holte einen guten Schnaps heraus. „So mein Sohn, ich hoffe du trinkst einen mit Vater.“

„Gerne Vater, auch wenn ich kein Freund von Alkohol bin, trinke ich gerne auf dein Wohl.“

Als Rudi zu Hause eintraf wurde er gefeiert wie ein richtiger Held. Vater Gerd holte gleich ein paar Nachbarn herbei. Sie wollten alle seine Hand schütteln, so sehr waren sie im Siegestaumel. Überall im Radio, wurde von den schnellen Erfolgen gesprochen.

Die Bevölkerung wurde so für den Krieg begeistert. Doch eigentlich, sah die Wirklichkeit ganz anders aus. Seit Monaten kam die Armee nicht mehr Vorwärts, ganz im Gegenteil. An manchen Fronten wurden die Deutschen zurück geschlagen, doch das wurde nicht berichtet. Doch heute Abend zählte das alles nicht, denn Rudi erzählte von seinen Abenteuern wie er sie nannte. Die meisten Nachbarn, waren vom Sieg überzeugt und hörten gerne zu.

Rudi erzählte die Ereignisse so, als lese er aus einen Buch. Dabei spielte er die Grausamkeit herunter, die sie in den Dörfern angerichtet hatten. Keiner dachte über die Sinnlosigkeit nach, die dieser Krieg mit sich brachte.

Nur Rudi war von der Sache Deutschlands voll überzeugt. Auch sein Tisch war mit vielen Speisen gedeckt, die es sonst im Reich nicht so einfach gab. Aber das zählte in dieser Stunde nicht.

Gustav hatte so einen Empfang noch nie erlebt. Auch bei ihm waren Nachbarn, doch die waren froh dass er seine Verwundung überlebt hatte. Jeder wollte wissen, wie es dazu gekommen war. Vater Hans reichte ihn eine Zigarette und Mutter Helga brachte den Aschenbecher. Gustav schnitt sich ein großes Stück von der Salami ab und begann seine Erlebnisse zu erzählen. Jeder im Raum war Mucksmäuschen Still als Gustav begann.

„Sie hatten uns in einen Hinterhalt gelockt. Diese Menschen sind wie Tiere so stinken sie. Ihr könnt euch keine Vorstellungen davon machen.“ Dass sie in dieses Dorf eingefallen waren, verschwieg er natürlich, auch für ihn war es normal, dass die Deutschen über alles und jeden stehen mussten. Er war mit dieser Lüge aufgewachsen, jetzt verteidigte er das Reich gegen jeden und alles. Selbst seine Eltern und Nachbarn waren vom Krieg überzeugt, ihren Lebensraum auszuweiten koste es was es wolle.

Zurzeit lief das Deutsch Heer noch vorwärts, aber sie kamen immer mehr zum stehen. Wie sollte es einmal werden, wenn sie in die andere Richtung laufen mussten?

Aber das war für viele oder fast alle Deutsche im Moment undenkbar. So eine Kriegsmaschine hatte es noch nie gegeben.

Nun stand Gustav auf und zeigte jedem die Verletzung, denn er war der Held in dieser

Runde. Sie saßen bis tief in die Nacht, er musste noch viele Fragen beantworten.

Bei Walter war das alles anders, sein Vater war vor einen halben Jahr gefallen. Die ganze Wohnung war in schwarz gehalten.

Seine Mutter umarmte ihn liebevoll, nur noch er war ihr geblieben. „Wann wird das alles aufhören?“, fragte sie ihn und ihre Augen waren tief eingefallen. In den letzten Wochen, hatte sie nur noch geweint.

„Ich weiß nicht Mutter, aber ehe wir nicht alle tot sind wird es nie aufhören.“

Sie sah ihn etwas traurig an. „Du willst nicht mehr zurück, sagte sie leise.“

„Eigentlich nicht, aber was soll ich dagegen tun in diesem sinnlosen Krieg?“, fragte er ruhig zu ihr. „Rudi und Gustav haben sich so verändert, ich erkenne sie fast nicht mehr.“

„Nein Walter, sie waren schon als Kinder so bestimmend. Nun aber glauben sie die Welt gehört ihnen. Es ist die Zeit in der wir leben, man könnte denken sie sind fast alle verrückt geworden.“

„Ja Mutter, das glaube ich auch manchmal. Wir hielten auf einen Bahnhof und stiegen kurz aus. Es war ein Transport, der in die Lager geschickt wurde. Ein junges Judenmädchen wollte fliehen. Was dann geschah glaubst du mir nie. Rudi nahm ein Gewehr von einem Posten und hat ihr einfach in den Hinterkopf geschossen.“

„Oh nein!“, schrie Edeltraud. „Wie konnte er so etwas nur tun?“

„Ich weiß es nicht.“ Noch immer konnte er es nicht glauben.

„Das schlimmste aber ist, er begreift es gar nicht genau wie Gustav. Nur Willi sah man an, wie verabscheuend er diese Tat fand.“

„Ist er auch bei Euch?“, fragte sie verblüfft.

„Ja er ist unser Feldarzt, doch seine Meinung von uns ist nicht die Beste. Manchmal glaube ich er könne in die Zukunft sehen.“

„Warum sagst du so etwas?“

„Ich habe mich mit ihm unterhalten, es sagt es wird bald eine andere Zeit kommen.

Da sind wir diejenigen, die um ihr Leben fürchten müssen.“

Mutter Edeltraud sah seinen Sohn merkwürdig an. „Hör zu Walter, es ist vielleicht besser du hältst dich von Willi fern. Ich liebe diese Nazis auch nicht aber mir müssen vorsichtig sein, hier haben die Wände Ohren.“

„Genau deswegen sind wir auch in so eine Lage gekommen, jeder hört und sieht einfach weg. Willi hat Recht, wir steuern in unseren Untergang.“

„Jetzt fängst du auch schon so an wie dein Vater. Als er das letzte Mal auf Urlaub war, hat er dasselbe gesagt.“

„Weil es wahr ist Mutter, man kann doch nicht gegen alles und jeden Krieg führen. Eines Tages stehen die Anderen auf und dann Mutter Gnade uns Gott.“

„Möchtest du etwas Essen mein Sohn? Ich habe etwas Schönes eingekauft extra für dich“

„Ja, das wäre schön wiedermal in Ruhe zu Essen.“ Alles was sie hatte legte sie auf, er sollte sich richtig satt essen. Ein frisches Brot, eine fette Blutwurst eine Sülzwurst und eine halbe Salami sollte nur für ihn sein. Walter ließ sich nicht zweimal bitten und haute richtig rein. Eine halbe Stunde später klingelte es plötzlich an der Tür.

„Ach du bist es Hanna.“, sagte Edeltraud als sie geöffnet hatte. „ er ist da, willst du zu ihm?“

Hanna war die Tochter des Nachbarn und war schon seit ihrem Kindesalter in Walter verliebt. „Hallo Walter, sagte sie verliebt.“

„Hallo Hanna.“, denn auch er mochte sie. „Wie geht es dir?“, und seine Augen leuchteten auf einmal.

Mutter sah es und lächelte seit langem wieder einmal. Ich lasse Euch ein wenig allein, ihr habt bestimmt viel zu besprechen. Dann war sie auch schon draußen.

Hanna nahm Walters Hände in ihre, viel zu lange hatte sie auf ihn warten müssen. „Wann musst du wieder weg?“, fragte sie und ließ ihn nicht aus den Augen.

„Ich bleibe eine ganze Woche“, lächelte er sie an.

„Wie ist es dir ergangen?“, fragte sie neugierig.

„Na ja, sagte er etwas traurig. Der Krieg ist kein Zuckerlecken und manchmal hat man eben die Nase voll. Aber du weißt ja Hanna, es geht vorüber und dann läuft es wieder besser.“

„Ja Walter so geht es mir auch, ich bin im Nachrichtendienst und da hört man so manches.“

„Ich weiß, bei uns will es auch nicht mehr so richtig vorwärts gehen.“

„Wollen wir heute ins Kino gehen? Es läuft ein Heimatfilm.“ fragte sie zärtlich.

„Oh ja Hanna, das wäre schön. Kino war schon immer meine Leidenschaft.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Page, so lange hatte sie sich schon danach gesehnt. Walter lies es geschehen, auch er wollte sie eigentlich küssen.

Mutter Edeltraud hoffte, dass die Beiden ein Paar würden, doch der Krieg hatte schon so manche Beziehungen beendet. Nach dem Essen zogen sie los.

Eine Stunde später waren sie im Kino, das völlig überfüllt war. In der Wochenschau kam natürlich wieder der heldenhafte Einsatz ihrer Soldaten. Walter wusste, dass es alles ganz anders war.

„Siehst du, ihr seid die Helden der Nation!“, lachte Hanna leise. „Die meisten würden dir nicht glauben wenn du etwas anderes erzählst.“

„Sei still!“, flüsterte er ihr ins Ohr, er wusste selbst im Kino konnte man seinen Nachbarn nicht trauen. Die Nazis hatten überall ihre Spitzel, und die waren Gnadenlos wenn sie einen auf dem Kicker hatten. Übrigens glich der Kinobesuch einer Volkversammlung, alle wollten nur das eine, ihre Truppen siegen sehen.

Erst der Film beruhigte viele Besucher und es trat ein wenig Ruhe ein. Jetzt konnten sie den schrecklichen Krieg für eine Weile vergessen.

Als die Beiden das Kino verließen, schlenderten sie gemütlich über die große Allee, wo sie den klaren Sternenhimmel bewunderten. Sie nahmen auf einer Bank Platz und Walter erklärte den Sternenhimmel. „Das da drüben ist der große Wagen und gleich gegenüber der kleine Wagen.“

„Woher weißt du so viel über Astrologie?“, fragte sie glücklich.

„Wenn Rudi und Gustav nicht gewesen wären, würde ich heute höchstwahrscheinlich nicht im Krieg sein. Meine große Leidenschaft war die Astrologie, doch nur Willi hatte den Mut seinen eigenen Weg zu gehen. Der Witz aber daran ist, er ist als Arzt wieder bei uns, doch auch er hat seine eigene Meinung über den Krieg.“

„Vielleicht hättest du heute dasselbe Schicksal wie Willi, sie brauchen jeden Mann an der Front.“

„Ja da hast du wohl recht.“, lachte Walter und nun war er es der ihr einen Kuss gab.

„Walter…“, flüsterte sie, „Ich wäre so gerne mit dir zusammen und würde eine Familie gründen. Leider haben wir dafür keine Zeit der Krieg zerstört so manches Glück.“ Die Sehnsucht eine Familie zu gründen ließ sie für diesen Abend nicht mehr los. Nach gut drei Stunden war die Träumerei vorbei. Jetzt hatte sie der Alltag wieder und sie gingen nach Hause.

Am andern Morgen schien die Sonne wunderschön und die Beiden saßen am Brandenburger Tor.

„Was hat dieses Tor schon alles erlebt.“, sagte Walter zu ihr.

„Ja Walter, solche Liebespaare wie uns hat es schon viel gesehen.“

„Ich weiß Hanna, doch wenn ich lebend aus dieser Hölle entkomme werde ich dich heiraten.“

„Sie nahm seine Hände und sagte leise: Ich werde nicht nein sagen. Auch wenn es noch Jahre dauert, ich werde auf dich warten egal was passiert.“ Die nächsten Tage, waren sie sehr viel zusammen und das war für Walter die schönste Zeit in seinem bisherigen Leben.

Rudi war gerade dabei seine neue Uniform anzuziehen, die Vater für ihn schneidern ließ. „Du siehst prachtvoll aus, wir sind sehr stolz auf dich mein Sohn.“

Rudi musste ein wenig lächeln, er konnte es gar nicht abwarten wieder zur Truppe zu kommen.