Die Verwandlung des Schmetterlings - Federico Axat - E-Book

Die Verwandlung des Schmetterlings E-Book

Federico Axat

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Beschreibung

Eine große Freundschaft und ein noch größeres Geheimnis. Sam und Billy freuen sich auf den langen Sommer: Der Bau ihres Baumhauses und ausgedehnte Fahrradtouren stehen auf dem Plan. Doch plötzlich zieht ein neues Mädchen in die Nachbarschaft und mischt ihre Freundschaft gehörig auf – aus dem Duo wird ein Trio. Gemeinsam wollen sie nicht nur die Ferien genießen, sondern auch Abenteuer erleben und ein großes Geheimnis aufdecken: Was geschah vor über zehn Jahren, als Sams Mutter nach einem Autounfall spurlos verschwand? Für Sam, Miranda und Billy ist es der Sommer ihres Lebens und das Ende ihrer Kindheit.

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Seitenzahl: 553

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Federico Axat

Die Verwandlung des

Schmetterlings

Aus dem Spanischen

von Karolin Viseneber

LangenMüller

Die Originalausgabe »El pantano de las mariposas« erschien 2013 bei Destino.

Dieses Werk wurde im Rahmen des »Sur«-Programms zur Förderung von Übersetzungen des Außenministeriums der Republik Argentinien verlegt.

Besuchen Sie uns im Internet unter

www.langen-mueller-verlag.de

© für die Originalausgabe und das eBook:

2016 LangenMüller in der

F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München.

© 2013 Federico Axat

By Agreement with Pontas Literary & Film Agency

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Wolfgang Heinzel

Umschlagmotiv: Magdalena Berny

Satz und eBook-Produktion:

Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

www.Buch-Werkstatt.de

ISBN 978-3-7844-8254-5

Für meine Eltern

Luz L. Di Pirro und Raúl E. Axat

Ich hatte später nie solche Freunde wie damals, als ich zwölf war. Aber, mein Gott, wer hat die schon?

Gordie Lachance in dem Film

Stand by Me– Das Geheimnis eines Sommers

Prolog

1974

Meine Hände recken sich wie zwei weiße Blüten empor und spielen mit der süßlichen Luft, die vom Geruch der Ledersitze durchtränkt und durch die Heizung angenehm temperiert ist. Mama fährt, von Zeit zu Zeit dreht sie sich zu mir um und wirft mir ein Lächeln zu. Sie redet über den Regen, der auf das Autodach trommelt, über ein kaum sichtbares Schild und Dinge, die ich nicht verstehe. Die meiste Zeit jedoch erzählt sie vom Pinto, ein Wort, das ich schnell gelernt habe und begeistert wiederhole.

»Pinto!«

»Ja!«, antwortet Mama. »Er gehört jetzt uns. Ist er nicht schön? Wir müssen nie wieder den Bus nehmen.«

»Bus.« Noch ein Wort, das ich schon verstehe, auch wenn ich es nicht richtig aussprechen kann. Deshalb reiße ich nur die Augen auf und beobachte Mama im Rückspiegel, der so eingestellt ist, dass sie mich jederzeit sehen kann. Daran baumelt ein hölzerner Rosenkranz. Einen Moment lang zieht er mich in seinen Bann.

»Pinto!«, rufe ich erneut.

Wabernde Dunkelheit hält uns fest umschlossen. Die Scheibenwischer laufen bereits auf Hochtouren, können den sintflutartigen Wassermassen jedoch kaum standhalten. Als plötzlich ein Lichtstrahl die Nacht zerreißt, ragt eine Krone aus blauschwarzen Ästen an unser Auto heran. Blitze jagen mir Angst ein, und dieser erschreckt mich so sehr, dass ich zusammenzucke. Dabei fällt Boo, mein Kuschelbär, der mich überallhin begleitet, vom Rücksitz. Ich warte den Donnerschlag ab, dann versuche ich, mich zu bücken. Von Boo ist nur ein unförmiger, grauer Umriss zu erkennen. Die Gurte von meinem Kindersitz halten mich zurück. Verzweifelt und dem Weinen nahe beobachte ich Mama, die leicht nach vorne gebeugt das Lenkrad umklammert hält und versucht, der kaum erkennbaren Straßenführung zu folgen. Ich habe das Gefühl, dass ich sie jetzt besser nicht stören sollte. Ich bin gerade mal ein Jahr alt, trotzdem nehme ich solche Dinge bereits wahr.

Ich schaue mich im Auto um. Aus dem Augenwinkel erhasche ich einen Blick auf mein Spiegelbild rechts auf der beschlagenen Fensterscheibe. Meine weiße Wollmütze sieht aus wie das Segel eines Schiffes, das durch den dunklen Wald da draußen fährt. Ich strecke meinen Arm aus, aber trotz aller Bemühungen reichen meine Finger nicht bis ans Fenster heran. Stattdessen stelle ich fest, dass ich in der Lage bin, dieses gespenstische Dreieck aus der Ferne zu beherrschen. Heftig schüttele ich den Kopf, und das Segel des imaginären Schiffes tut es mir gleich, es weicht geschickt den schwarzen und heimtückischen Wellen der Nacht aus. Immer und immer wieder lasse ich es sich bewegen und perfektioniere mit jedem Versuch meine Kommandogewalt.

»Da hinten scheint sich ja jemand großartig zu amüsieren.«

Ich halte in meinem wilden Schütteln inne. Mamas Stimme hat diese Wirkung. Wenn sie beginnt zu sprechen, scheint die Welt stillzustehen. Über die Schulter hinweg lächelt Mama mir liebevoll zu.

Mein Wortschatz ist noch recht klein, er reicht nicht aus, um zu erklären, dass ich mir ein Segelschiff vorgestellt habe, das uns begleitet, und noch viel weniger, um auszudrücken, dass ich es durch die Bewegungen meines Kopfes selbst steuern kann. Deshalb antworte ich mit einem Lächeln. Dann zucke ich zusammen. Boo fällt mir wieder ein, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden liegt.

»Boo«, bringe ich heraus.

»Was ist passiert?«, fragt Mama, während sie einen Augenblick lang die Straße außer Acht lässt und mich anschaut. Sofort versteht sie, was los ist. Sie guckt wieder nach vorne und greift dabei mit dem rechten Arm zwischen den Vordersitzen durch. Ihre Hand klopft zuerst den Sitz und dann meine Turnschuhe ab. Ich lächele, als ihre Finger sachte meinen kleinen Fuß umfassen.

»Boo, bist du das?«, fragt sie verschmitzt.

Ich gluckse fröhlich und versuche, meinen Fuß durch einen ungelenken Tritt aus ihrem sanften Griff zu befreien. Soweit es die Anschnallgurte erlauben, beuge ich mich nach vorne und beobachte Mamas Hand – noch weit von Boo entfernt –, die den Fußraum abtastet. Ich würde ihr gerne helfen, aber die Suche zieht mich zu sehr in ihren Bann. Mamas Finger sehen aus wie eine riesige weiße Spinne. Wie schon das Spiegelbild meiner Mütze kurz zuvor, weckt sie in mir eine unbekannte Neugierde. Als sie endlich den richtigen Weg einschlägt, freue ich mich. Die große Spinne bewegt sich langsamen, aber bestimmten Schrittes auf ihre Beute zu. Mama muss sich noch etwas weiter nach hinten verrenken und verlangsamt die Geschwindigkeit des Wagens, um weiterhin über das Armaturenbrett hinweg die Sicht auf die Straße zu behalten. Sie stöhnt ein wenig, als sie sich immer weiter streckt und schließlich mit einem Daumen das Ohr von Boo erreicht. Das ist jedoch noch nicht genug, so viel verstehe auch ich schon. Mamas Daumen kratzt über den Boden und versucht dabei, das Stück Stoff mit sich zu ziehen, bekommt es jedoch nicht richtig zu fassen.

»Boo«, murmele ich erneut mit erstickter Stimme. Gerne würde ich Mama sagen, dass ich ihn nicht brauche und ruhig bis zu Hause auf ihn warten kann. Doch mir bleibt nichts anderes übrig, als seinen Namen zu wiederholen.

Dann geschieht etwas, das in mir einen instinktiven Mechanismus in Gang setzt. Eine irrationale Angst überkommt mich und lässt meinen kleinen, robusten Körper wie Herbstlaub bei einem eisigen Windstoß erzittern. Ein Gefühl, wie ich es auch bei Dunkelheit oder Einsamkeit empfinde, jedoch diesmal viel stärker. Mama hat sich noch etwas mehr verdreht und hat die Straße nicht mehr im Blick. Ihre Hand sucht nach Boo und kann ihn endlich greifen, wodurch der Pinto gefährlich ins Schlingern gerät.

Ich reiße die Augen auf. Mein Blick ist fest auf den Rückspiegel geheftet. Der Rosenkranz schwingt bedrohlich hin und her.

Nach einem kurzen Zögern zieht Mama ihre Hand mit Boo rasch wieder nach vorne. Ihr Umriss gewinnt seine ursprüngliche Haltung zurück, und Mama umfasst das Lenkrad mit beiden Händen. Der Pinto nimmt den Kurs wieder auf und beschleunigt. Meine Atmung beruhigt sich. Das Unwetter wird immer heftiger, der Donner grollt in der Ferne und das Autodach erbebt unter dem Prasseln des Regens, doch im Inneren des Pinto verflüchtigt sich langsam das Gefühl von Gefahr.

Mama dreht sich mit einem beruhigenden Lächeln um und reicht mir meinen Kuschelbären, den ich fest an mich drücke. Unsere Blicke finden sich. Es ist einer dieser telepathischen Momente zwischen Mutter und Kind, in denen auch ohne Worte alles gesagt ist. Mamas Lächeln wird noch breiter. Sie ist wunderschön, denke ich und mustere ihr glattes Gesicht mit den großen Augen, dem schmalen Kinn und den rosigen Wangen, das von ihren vollen roten Haaren eingerahmt wird. Jede Einzelheit prägt sich tief in mein Gedächtnis ein, um sich später in meinen Träumen zu wiederholen.

Und dann passiert es. Die Windschutzscheibe des Pinto verwandelt sich in eine leuchtende Kugel. Ein schwerer Schlag gegen eine der Seitenwände drückt den Wagen gefährlich in eine Richtung, als hätte ihn die unbedachte Handbewegung eines Riesen getroffen. Die Karosserie dreht sich um sich selbst und zerteilt die Nacht beim Überqueren der Fahrbahn in die Gegenrichtung. Das gleißende Licht wird von einer dunklen Masse aus Ästen und Baumstämmen abgelöst, die vor der Windschutzscheibe wirbeln, bis der Wagen für einen kurzen Augenblick kopfüber zum Stehen kommt. Ich spüre den Druck der Anschnallgurte meines Kindersitzes, die meinen Brustkorb zerquetschen. Boo rutscht mir aus der Hand. Mama schreit. Ihr Körper bewegt sich hin und her. Ein Augenblick der Hoffnung, dann durchschneidet der neue Pinto, für den Mama überteuerte Raten bezahlt – eine Herkulesaufgabe für eine alleinerziehende Krankenschwester –, spiralförmig die Luft, prallt gegen eine Eiche und wird wie eine Getränkedose zusammengedrückt. Die Karosserie dreht sich noch ein Stückchen weiter, der Wagen stößt gegen einen anderen Baum und das Dach wird eingedrückt.

Innerhalb von Sekunden ist alles vorbei. Es folgt eine unheimliche Stille, in der noch nicht einmal Regen und Donnergrollen zu hören sind.

Zuerst ist alles schwarz. Ich blinzele mehrmals und kann trotzdem nichts erkennen. Das Rauschen des Sturmes ist die einzige Verbindung zur Welt. Ich will mich bewegen, aber die Gurte halten mich zurück. Entsetzt stelle ich fest, dass ich noch nicht einmal richtig schreien oder weinen kann, ein stechender Schmerz verhindert das. Ich atme flach, schüttele den Kopf. Die Fröhlichkeit, mit der ich noch kurz zuvor das Segel tanzen ließ, ist vergangen, und ich möchte mich nur aus dieser unerträglichen, alles umschließenden Dunkelheit befreien. Meine Stirn stößt gegen irgendetwas. Ich halte inne, während die Umrisse wieder Form annehmen. Vor mir sehe ich eine Ausbeulung des Daches, die sich wie durch ein Wunder genau um meinen Körper gelegt hat. Mama muss auf der anderen Seite sein, denke ich verzweifelt. Ich kann sie nicht hören, aber sie muss dort sein.

Der Wagen ist auf einer Seite liegen geblieben, mein Kindersitz steht jedoch weiterhin fest auf der Rückbank. Ich versuche meinen Hals so weit es geht zu strecken, um einen Blick an dem Autodach vorbei zu erhaschen, und kann die Lücke zwischen den Vordersitzen erkennen. Was ich sehe, lässt mich erstarren.

Mamas Gesicht hat sich in eine weiße Scheibe verwandelt, ausdruckslose Augen gefangen in einem roten Spinnennetz. Ihr leerer Blick geht durch mich hindurch.

»Mami«, flüstere ich leise.

Ich kann nicht aufhören, sie anzusehen. Mein Nacken schmerzt in dieser Position, aber ich kann mich nicht von dem einzigen geliebten Wesen abwenden, das ich auf dieser Welt habe.

Ich muss das Bewusstsein verloren haben.

Irgendwann höre ich etwas auf der anderen Seite. Mein Versuch zu schreien wird von einem furchtbaren Schmerz in der Brust unterdrückt.

Mamas Körper wird aus dem Auto gezogen. Ihr blutverschmiertes Gesicht verschwindet.

Jemand hat sie mitgenommen.

Jemand … oder etwas.

Erster Teil

Vermutung

1985

1

Das Haus in der Maple Street stand schon immer leer. Unzählige Male hatte ich von meinem Fahrrad aus seine düstere Fassade hinter der dicken Steinmauer gesehen.

In der Schule ging das Gerücht um, jemand habe sich mitten in der Nacht mit ein paar Freunden hineingeschlichen, von Geheimwegen und unterirdischen Gängen war die Rede und dass es dort wohl nicht mit rechten Dingen zugehe. Man munkelte, dass sich nachts wie von Geisterhand die noch vorhandenen Fenster und Türen öffneten und schlossen, fahle Gespenster in den Winkeln und Ecken ihr Unwesen trieben und die steinernen Engel, die im Garten die Springbrunnen zierten, von ihren Säulen hinabstiegen und durch den verwilderten Park wandelten. Diese Geschichten wurden wie von selbst weitergesponnen und durch die Fantasie sowie den Wunsch nach Aufmerksamkeit einiger Kinder weitergetragen. Mich persönlich ließen sie jedoch kalt. Ich hielt mich gerne in der Nähe des Eingangstores auf und betrachtete das Stahlschloss, den zu dem eindrucksvollen Gebäude führenden, steinernen Weg oder den angebauten Wintergarten, von dem nahezu alle Glasscheiben zerbrochen waren.

Eines Tages traf ich dort auf ein Heer von Männern, die Möbel und Kisten aus zwei riesigen Lieferwagen luden, und war irgendwie enttäuscht. Der Umzug fand mitten im Schuljahr statt, und wegen meiner ganzen Verpflichtungen fiel es mir nicht leicht, mich aus dem Staub zu machen. Dennoch gelang es mir, den Ereignissen so oft wie möglich von einem Baum aus beizuwohnen, der zu meinem Aussichtspunkt geworden war.

Damals sichtete ich auch erstmals den vermeintlichen Eigentümer: ein schlanker Mann, gekleidet wie ein Diplomat mit streng zurückgekämmten Haaren, der wie ein Polizist auftrat. Er sah einige Male während des gesamten Umzugs nach dem Rechten, gab Anweisungen, hielt sich ansonsten jedoch zurück. Der Rest wurde von einem Mann um die vierzig koordiniert, dessen Gesicht mir irgendwie bekannt vorkam und der sich eifrig der ganzen Sache annahm. Zusätzlich zu den Möbelpackern gab es noch ein Putzkommando, bestehend aus einer Truppe von Frauen, die ameisengleich überall umherwimmelten. Sie hatten Oberarme wie Rocky und riesige Hinterteile wie Sitzkissen. Ein Gärtnerbataillon hatte – wie ich von meinem erhöhten Aussichtspunkt gut beobachten konnte – mit dem Wildwuchs der Gartenanlage alle Hände voll zu tun. Tagelöhner kümmerten sich darum, fehlende Dachziegel zu ersetzen, die Außenwände zu streichen, den Marmor der Freitreppen zu polieren und vieles mehr. In nur einem Monat hatte das Haus seinen charakteristischen verzauberten Charme verloren.

Die Familie bezog das Anwesen an einem warmen Herbsttag. Ich war glücklicherweise gerade vor Ort. Ein schwarzer Mercedes hielt vor der Treppe am Haupteingang und der Diplomat stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete die Beifahrertür. Eine divenhafte junge Frau betrachtete abschätzig die Fassade; sie trug eine dunkle Sonnenbrille und hatte ein auffälliges, buntes Tuch um den Hals gebunden. Auf dem Arm hielt sie ein Baby. Ihr Mann zeigte voller Stolz auf das Haus, als sich die hintere Wagentür öffnete und ein Mädchen ungefähr in meinem Alter ausstieg. Von diesem Moment an wusste ich, dass hinter meinem außergewöhnlichen Interesse an der Ankunft dieser reichen Familie eine göttliche Vorsehung gesteckt hatte.

So lernte ich Miranda kennen, in die ich mich in diesem ersten Augenblick unsterblich verliebte.

Es dauerte nicht lange, bis sich die Neuigkeit herumsprach und die tatsächliche Geschichte der Familie Matheson erzählt wurde. Diese war nicht annähernd so haarsträubend wie die Gerüchte, die auf dem Schulhof kursierten. Preston Matheson, nicht etwa Diplomat, sondern Geschäftsmann, war aus Kanada in das Haus seiner Familie zurückgekehrt, das er mit neunundzwanzig Jahren verlassen hatte. Niemand wusste etwas über die Gründe für seine Rückkehr, noch warum er damals ausgewandert war. Er war nicht einmal zurückgekommen, als seine Eltern noch relativ jung an schweren Krankheiten gestorben waren. Im Geschäft von Donovan hörte ich, wie erzählt wurde, das sei in vermögenden Familien nicht unüblich. Mit so etwas kannte ich mich nicht aus, wir vom Hof hatten nie Geld.

Ich war wie besessen von Miranda. Seitdem ich sie das erste Mal neben dem glänzenden Auto gesehen hatte, verwandelte sich jeder beobachtete Moment in einen geheimen Schatz, den es zu bewachen galt: Miranda, die durch den Garten lief, Miranda hinter dem Vorhang ihres Zimmers oder im Wintergarten, in dem sie Privatunterricht bekam. Ich prägte mir ihre Kleider, Frisuren und Gesten ein und stellte mir ihre Stimme vor, ihre Lieblingsspiele und all das, was aus der Ferne nur zu erahnen war. Von einer alten Ulme aus konnte ich unentdeckt am Leben der Familie Matheson teilhaben. Der Baum stand an einer Straßenecke außerhalb des Grundstücks, wodurch ich einen fantastischen Blick auf den Eingangsbereich und eine Seite des Anwesens hatte. Schon bald konnte ich blitzschnell den Baumstamm hinaufklettern und wusste, welche Äste für meine jeweiligen Zwecke geeignet waren. Auf einigen konnte ich es mir gemütlich machen, um einen Blick auf Mirandas blondes Haar zu erhaschen, ihre Silhouette oder sonst irgendetwas hinter einem der Fenster zu erspähen. Die meiste Zeit verbrachte ich in meinem grünen Paradies jedoch mit Warten.

Gegen Ende des Frühlings hatte ich die siebte Klasse der weiterführenden Schule problemlos hinter mich gebracht und gleichzeitig einen beachtlichen Wissensschatz über die Gewohnheiten der Familie Matheson angesammelt. Seit zwei Monaten beobachtete ich sie, wann immer ich konnte, und war mittlerweile mutig genug, einen Plan in die Tat umzusetzen, den ich bereits bei ihrem Einzug gefasst hatte. Es wehte eine angenehme Brise und die sommerliche Hitze hatte uns noch nicht fest im Griff. Wie immer versteckte ich mein Fahrrad hinter einer Reihe von Mülltonnen und wurde dabei ein bisschen traurig: Mein altes Optimus-Rad fiel zwischen dem ganzen Abfall überhaupt nicht auf. Falls jemand das Fahrrad entdecken sollte, würde er vermutlich denken, eine der wohlhabenden Familien dieser Gegend habe sich endlich davon getrennt, nachdem es aus unerfindlichen Gründen lange auf dem Dachboden herumgelegen hatte. Mit dem Rucksack bepackt lief ich so unauffällig wie möglich die Maple Street entlang. Es war ein ruhiger Nachmittag, weit und breit keine Menschenseele, und nichts und niemand hielt mich von der Ausführung meines irrsinnigen Plans ab. Wenn an einem dieser riesigen Kästen mit den endlosen Grundstücken irgendeine Rotznase aufgetaucht wäre, hätte ich sicher auf dem Absatz kehrtgemacht und die ganze Sache vergessen. Selbst ohne abfällige Blicke oder Kommentare über meine abgenutzte Kleidung wäre die bloße Anwesenheit eines anderen Menschen genug gewesen, um meinem verschreckten Unterbewusstsein den sofortigen Rückzug anzuordnen.

Bevor ich den Redwood Drive überquerte, heftete ich meinen Blick fest auf die Ulme, die mir Tag für Tag als Versteck diente. Ohne nach rechts oder links zu schauen, ging ich weiter und wägte dabei ernsthaft ab, ob ich meinen Plan nicht vielleicht doch auf einen anderen Tag verschieben sollte. Plötzlich wurde die Luft um mich herum aufgewirbelt, ein Motor heulte auf und empörtes Gehupe war zu hören. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Während das Auto, das gerade in der Maple Street gewendet hatte und mich dabei fast umgefahren hätte, in der Ferne verschwand, rang ich nach Atem. Betrübt stellte ich fest, dass es ein Pinto war. Vor fünf Jahren hatte Ford die Produktion dieser Schrotthaufen eingestellt, und trotzdem wimmelte es nur so davon. Ich hasste sie.

Ich holte tief Luft. Die Daumen in die Gurte meines Rucksacks gehakt, setzte ich meinen Weg entlang der Mauer des Grundstücks der Familie Matheson fort, bis ich den Eingang des herrschaftlichen Anwesens erreichte. Das imposante gusseiserne Tor war der wunde Punkt in meinem Plan, da man mich hier von jedem Fenster aus sehen konnte. Mir klopfte das Herz bis zum Hals, als mir einfiel, dass sich das Päckchen noch in meinem Rucksack befand. Es hier wie auf dem Präsentierteller herauszunehmen schien mir unmöglich. Ich entschied mich, einige Schritte weiter zu gehen, den Rucksack abzusetzen und zu durchsuchen, bis ich das kleine Pappschächtelchen fand, das ich am Abend zuvor darin verstaute hatte. Dann ging ich weiter, täuschte einem nicht existierenden Publikum vor, etwas vergessen zu haben und näherte mich erneut dem Tor. Dieses Mal hielt ich die Schachtel in der Hand. Ich legte sie auf den Briefkasten und fuhr mit dem Finger über die sieben Buchstaben.

Miranda.

Als ich mich endlich wieder hoch oben im Schutz der Ulme befand, nagte die Unsicherheit an mir und ich war zwei Mal kurz davor, hinabzuklettern und das Päckchen zurückzuholen. Der Gedanke, dass eine der Angestellten jeden Augenblick vom Markt zurückkommen müsste, hielt mich jedoch davon ab. Die Situation würde sich deutlich verkomplizieren, wenn man mich in der Nähe des Tores erwischte. Außerdem wollte ich um nichts in der Welt Mirandas Nachmittagsunterricht verpassen, der gerade begonnen hatte.

Der Wintergarten war eine gläserne Verlängerung des Ostflügels, und die Gärtner hatten ihn zur Freude von Sara Matheson mit prächtigen Pflanzen ausgestattet. Sie hatte diesen Winkel des Hauses scheinbar zu ihrem Ort der Entspannung auserkoren. In einer Ecke, getrennt von den Regalen voller Blumentöpfe und Gartenutensilien, stand ein runder Tisch, der für Mirandas nachmittägliche Lerneinheiten gedacht war. Eine düster aussehende Frau, der ich den Spitznamen Mrs Grusel gegeben hatte, unterrichtete Miranda zwei Mal pro Woche. Die restlichen Tage lernte sie alleine für sich, was ihr jedoch nur mit zweifelhaftem Erfolg gelang, wie ich aus den ständigen Unterbrechungen folgerte. Es war einer dieser Tage, an dem sie ganz auf sich gestellt war und das Buch, das aufgeschlagen vor ihr lag, schien sie nicht besonders zu interessieren. Die Umstände hätten nicht besser sein können.

Aus dem Rucksack holte ich überaus vorsichtig einen Lederbehälter, als hantierte ich mit Sprengstoff. Ich öffnete ihn und zwei riesige gläserne Augen schauten mich anklagend an. Beim Herausnehmen des Fernglases kam mir plötzlich der Gedanke, dass meine Zukunft auf dem Hof der Carrolls gemeinsam mit diesem Wunderwerk der Optik auf dem Bürgersteig zerschellen würde, falls es mir aus den Händen gleiten sollte. Das Fernglas gehörte Randall Carroll, der es von seinem Vater und dieser wiederum von seinem Vater geerbt hatte. Es heimlich von seinem Nachttisch zu entwenden war eine sehr riskante und vermutlich auch dumme Handlung gewesen. Die Auswirkungen, falls ich erwischt würde, wollte ich mir lieber nicht vorstellen.

Ich zwang mich, nicht weiter über mögliche Konsequenzen nachzudenken und stattdessen die Vorteile des Fernglases zu genießen. Das Band sicher um den Nacken gelegt, setzte ich mich auf einer Astgabel zurecht. Durch eine Lücke im Laubwerk hatte ich einen spektakulären Blick auf den Wintergarten und insbesondere auf die Ecke, in der Miranda vorgab zu lernen.

Zu Beginn verwirrten mich die schachbrettartig angelegten Glasscheiben. Mein Blick glitt über den Wintergarten hinweg, hielt sich nicht lange an den vielfarbigen Pflanzen auf, um dann auf einen von Büchern bedeckten Tisch zu treffen, auf dem schließlich auch einer von Mirandas Armen sichtbar wurde. Während ich das Bild scharf stellte, klopfte mein Herz vor Aufregung. Ich sah alles überdeutlich. Als ich zu Mirandas Gesicht gelangte, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Ein Schimmer von einem Lächeln tauchte auf ihren Lippen auf und verschwand sofort wieder, wie die Sonne an einem bewölkten Tag. Noch nie hatte ich mich Miranda so nah gefühlt. Unbemerkt befand ich mich an ihrer Seite und teilte diese Momente mit ihr. »Als wäre ich unsichtbar«, dachte ich zugleich fasziniert und beschämt. Ich setzte das Fernglas ab, und sofort kam mir die Sicht aus der Ferne, die mir zuvor immer so viel Vergnügen bereitet hatte, völlig unzureichend und langweilig vor. Schnell schaute ich wieder durch das Zauberglas und vertiefte mich in eine genaue Erforschung dieses wunderschönen Mädchens. Stück für Stück erkundete ich ihr Gesicht, durchkämmte ein ums andere Mal ihr Haar und die Falten ihres rosafarbenen Kleides. Ich kostete jeden Moment aus, da sich diese Erfahrung nicht wiederholen würde. Ich konnte schließlich nicht erneut das Risiko eingehen, das Fernglas zu nehmen.

Zu meiner großen Überraschung sprang Miranda plötzlich auf und warf einen Blick in den Garten, wie um sich davon zu überzeugen, dass die einzigen Beobachter die reglosen versteinerten Engel waren, aus deren Mündern Wasser sprudelte. Sie lief in den breiten Gang in der Mitte des Wintergartens, blieb stehen und begann nach einer angedeuteten Verbeugung anmutig zu tanzen, schüttelte ihr langes blondes Haar und strich ihren Rock mit den Händen glatt. Gazellengleich vollführte sie Sprünge in alle Richtungen, während sie die Lippen bewegte oder sang, das konnte ich von meinem Platz aus nicht entscheiden. Von Zeit zu Zeit drehte sie sich mit ausgestreckten Armen wie ein Kreisel, und ihr Kleid bauschte sich auf und gab den Blick auf ihre schlanken Beine frei. Wie gebannt folgte ich dem Tanz. Dann jedoch geschah irgendetwas. Miranda hielt plötzlich mitten in einer Pirouette inne und lief zurück an den Tisch. Sie strich sich die Haare glatt und vertiefte sich in das erstbeste Buch. Ich legte das Fernglas beiseite, um mir einen Überblick über die Situation zu verschaffen, und sah den Grund für die unerwartete Unterbrechung. In der Tür stand eine der Bediensteten, und zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Minuten blieb mir beinahe das Herz stehen. Jene kleine Frau mit angsterfülltem Gesicht hatte ich eigentlich auf dem Markt vermutet. Wenn sie bereits zurück war, dann …

Ich drückte mir das Glas so fest gegen das Gesicht, bis mir die Augenhöhlen schmerzten. Verzweifelt musterte ich die Uniform der Angestellten, die weiße Schürze und ihr schuldbewusstes Gesicht. Die Frau sagte etwas, vermutlich entschuldigte sie sich für die Störung. In ihren Händen hielt sie das Päckchen. Sie näherte sich dem Tisch, legte es dort ab und ging wieder.

Miranda schaute die Schachtel eine ganze Weile lang an. Kurz dachte ich, sie würde sie einfach dort liegen lassen. Was für ein Unsinn, niemand, nicht einmal ein Mädchen aus reichem Hause, das alles haben konnte, was das Herz begehrte, war einem Geheimnis oder einer Überraschung gegenüber gleichgültig. Endlich nahm sie den Karton in die Hand und löste das himmelblaue Band. Sie betrachtete ihren Namen auf dem Deckel, und dann tat sie etwas Erstaunliches. Sie hob den Kopf und schaute erneut suchend in den Garten hinaus, als würde sie dort einen Beobachter vermuten. Als sie sich versichert hatte, dass dort niemand war, entfernte sie den Deckel und legte ihn beiseite. Die Hände im Schoß, den Kopf gesenkt, musterte sie eingehend die kleine Schachtel, als würde sie einen Ameisenpfad untersuchen. Ihre Hand kam zum Vorschein und nahm die silberglänzende Halskette heraus. Sie hielt sie vor sich und sah dabei nicht gerade überzeugt aus. Ich zwang mich jedoch zu glauben, dass der Gesichtsausdruck der Überraschung geschuldet war und nicht etwa bedeutete, dass ihr das Geschenk missfiel. Auch wenn ich Wochen dafür gespart hatte, so war es nichts anderes als wertloser Ramsch aus Blech, einfacher Modeschmuck. Der winzige, dünne Halbmond, der an der Kette baumelte, war trotz der Vergrößerung durch das Fernglas aus meiner Position nicht zu erkennen. Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht, ihr so ein Geschenk zu machen? Es war lächerlich zu glauben, Miranda mit einem drei Dollar teuren Prachtstück vom Basar Les Enfants beeindrucken zu können. Warum war mir das nicht vorher klar geworden? Miranda legte die Kette beiseite und entdeckte, dass noch etwas anderes in der Schachtel lag. Sie faltete das Blatt Papier auseinander und las.

Während sich ihre Lippen bewegten, sprach ich auswendig die Zeilen mit.

Mir reicht es dein Lächeln zu erträumen,

deine Haut in einem Blütenblatt zu erspüren,

mir dein Gesicht im Regen vorzustellen.

Die Vernunft kann das Herz nicht täuschen.

Unerträglich große Unsicherheit überkam mich. Miranda legte das Briefchen beiseite und nahm erneut die Kette in die Hand. Nach anfänglichen Schwierigkeiten öffnete sie den Verschluss und legte sie sich um. Mit einer Hand auf dem Halbmond lächelte sie.

Ich ahmte ihre Geste nach, legte eine Hand auf die Brust und fühlte unter meinem T-Shirt einen identischen Halbmond. Mir kamen die Tränen. Ich ließ das Fernglas sinken, setzte mich auf dem Ast der Ulme zurecht und betrachtete das Herzchen, das ich an einer Stelle in die Rinde geschnitzt hatte, an der niemand anders es jemals finden würde.

2

Unter anderen Umständen hätte ich vermutlich den restlichen Nachmittag mit meinem Freund Billy Pompeo im Wald verbracht, aber das Fernglas wog so schwer, dass ich mich an der Cook Street dazu entschloss, den Weg zum Hof der Carrolls einzuschlagen. Es weiter als nötig mit mir herumzuschleppen war ungefähr so, wie eine Handgranate erst im letzten Augenblick abzuwerfen. Nachmittags war der Hof ein einigermaßen friedlicher Ort und wenn ich Glück hatte, ergab sich sogar eine Gelegenheit, das Fernglas zurück auf Randalls Nachttisch zu legen.

Ich wohnte auf dem Hof, seit ich ein Jahr alt war, und dennoch fiel es mir schwer, ihn »mein Zuhause« zu nennen. Er lag zwei Kilometer von der Stadt entfernt, und man erreichte ihn über einen staubigen Weg namens Paradise Road, was angesichts dieses ärmlichen Ackerlandes geradezu lächerlich klang. Fröhlich radelte ich zurück und freute mich über den Erfolg meines Geschenks, bis ich Randall Carroll erblickte, der gegen den Zaun gelehnt auf jemanden wartete. Auf mich? Sofort wusste ich, dass irgendetwas vorgefallen war. Er trug wie gewöhnlich seine Arbeitshosen mit Hosenträgern und den ewig gleichen Strohhut. Ein weißes Blümchen baumelte zwischen seinen Lippen.

Der Schäferhund Rex, der wie kein anderer den Gemütszustand der Menschen erspüren konnte, lag zu Füßen seines Herrn und hatte die Schnauze auf die Vorderpfoten gebettet.

»Hallo Sam«, sagte Randall.

Ich stieg vom Fahrrad.

»Hallo. Alles in Ordnung?«, fragte ich, meine Ungeduld überspielend.

Randall nahm den Stiel aus dem Mund und betrachtete mich mit einer Mischung aus Schwermut, Geduld und Resignation.

»Wir haben auf dich gewartet, Sam.«

»Wer?«

»Wir alle.«

Ich musste schlucken. Es gab nur zwei Gründe für eine Versammlung der gesamten Gruppe: Entweder sollte ein neuer Mitbewohner vorgestellt werden, was jedoch normalerweise frühzeitig angekündigt wurde und auch nicht Randalls seltsames Verhalten erklärte. Oder es gab eine neue disziplinarische Maßnahme. Hoffentlich ging es nicht um eine Einschränkung unserer Ausgangszeiten, die meine Besuche bei Mirandas Haus erschweren würde.

»Ein neuer Mitbewohner?«, fragte ich.

Randall richtete sich auf. Er war noch keine fünfundvierzig, doch in diesem Augenblick lag in seinem Gesichtsausdruck eine uralte Müdigkeit. Er kam auf mich zu und legte mir eine Hand in den Nacken, direkt neben den Rucksack.

Ich blieb abrupt stehen.

Das Fernglas.

War etwa das Fernglas der Grund? Vielleicht dachte Randall, ich könnte etwas mit der Sache zu tun haben und gab mir so eine Möglichkeit zu gestehen? Er war mir immer schon sehr wohlgesonnen gewesen. Vielleicht hatte er deshalb hier draußen auf mich gewartet und nicht zusammen mit den anderen. Ich wollte gerade den Mund öffnen und beichten, als ich es mir doch noch einmal anders überlegte. Vielleicht sollte ich erst mal abwarten, bevor ich mich selbst mit Dreck bewarf.

»Ich stell mal eben das Fahrrad in der Scheune ab«, sagte ich.

»Nein, lass es einfach hier auf der Veranda. Du kannst es später immer noch wegstellen.«

Ich nickte.

Wir gingen hinein.

3

Drinnen bot sich mir ein beunruhigender Anblick. Es handelte sich nicht um die Vorstellung eines neuen Mitbewohners. Zumindest war weit und breit kein unbekanntes Kind zu entdecken, das, verschreckt und in seine besten Kleider gesteckt, darauf wartete, willkommen geheißen zu werden. Stattdessen blickte ich in wütende und verärgerte Gesichter.

»Auch unsere Hoheit gibt sich nun endlich die Ehre«, stieß Mathilda Brundgage in ihrem gewohnt verächtlichen Tonfall hervor. Hier und da kicherte jemand.

»Ruhe!«, zischte Amanda Carroll.

Amanda stand in der Mitte des riesigen Speisesaals. Zu beiden Seiten saßen die dreizehn Bewohner des Hauses, sechs Jungen und sieben Mädchen, von denen ich einige zu meinen guten Gefährten und andere zu meinen erbitterten Feinden zählte. Ich näherte mich der Gruppe und warf Mathilda einen hasserfüllten Blick zu. Sie war ein Jahr älter als ich und eine richtige Nervensäge. Zwischen uns gab es immer Streit, und nun hatte sie Amandas Unaufmerksamkeit genutzt, um mir die Zunge rauszustrecken. Im Gegenzug kratzte ich mich am Ohr und zeigte ihr dabei den Mittelfinger. Dann suchte ich nach meinem Freund Randy. Er war acht Jahre alt. Als er vor einigen Jahren auf den Hof gekommen war, hatte ich mich seiner angenommen und ihn vor den Gefahren gewarnt. Seitdem konnte ich immer auf ihn zählen. Gerade kauerte er sich jedoch wie ein verschrecktes, nasses Küken zusammen, und als sich unsere Blicke kreuzten, senkte er sichtbar aufgewühlt den Kopf. Randy konnte sich der lähmenden Angst nicht entziehen, die Amanda Carroll in ihrer Wut verbreitete.

Und wütend war sie. Mit ihrer durchdringenden Tenorstimme und dem unerschütterlichen Charakter war sie eine eindrucksvolle Erscheinung. Jedes neue Kind auf dem Hof lernte sofort, dass sie es war, die hier die Hosen anhatte. Alle mussten nach ihrer Pfeife tanzen, ausnahmslos immer. Soweit ich weiß, hat Amanda niemals ein Kind geschlagen, sie konnte einen jedoch fertig machen und mit ihren Blicken vernichten. Und dann gab es natürlich noch die Strafen, die im schlimmsten Fall auf die Waisenhäuser Milton Home oder High Plains hinausliefen, gegen die der Hof der Carrolls ein wahres Wunderland war. In den letzten Jahren mussten vier oder fünf Pechvögel eine Zeit in diesen Zweigstellen der Hölle verbringen. Amanda beließ es nicht bei leeren Drohungen.

Als sie mit der Faust auf den Tisch schlug, war die Anspannung in den Gesichtern deutlich zu erkennen. Das galt auch für mich.

»Ich bin entsetzt!«, dröhnte ihre Stimme durch den Saal.

Die kleine Flora schluchzte, sie war kaum acht Monate alt und erst vor vier Monaten hier angekommen. Die Älteste von uns, Claire, hielt sie auf dem Arm.

»Ich muss sie hinlegen«, entschuldigte sich Claire, die mit ihren achtzehn Jahren beinahe ein Mutterersatz für Flora war.

»Gut, dann geh«, sagte Amanda, »aber komm zurück.«

»Ist es wirklich nötig, dass ich dabei bin?«

»Ja.«

Claire biss die Zähne zusammen und ging mit der Kleinen auf dem Arm Richtung erste Etage. Sie war schon so lange hier und hatte ganz andere Aufgaben als der Rest, sodass wir sie manchmal gar nicht als Teil von uns wahrnahmen.

»Die Regeln in diesem Haus sind unmissverständlich«, fuhr Amanda ernsthaft fort, »ihr müsst sie nicht gut finden, aber ich erwarte, dass ihr sie befolgt.«

Die Stirn in tiefe Falten gelegt, presste sie jedes Wort zwischen den Lippen hervor. Eindringlich prüfte sie ein Gesicht nach dem anderen, ihre Augen versprühten Feuer und sie wirkte angriffslustig. Randall hatte sich anscheinend entschieden, im Hintergrund zu bleiben, und hatte auf einem Sessel nahe des Fensters Platz genommen. Wir alle machten uns Sorgen um die Konsequenzen und folgten ängstlich Amandas Worten, da immer noch nicht klar war, worum es bei dieser Versammlung eigentlich ging. Da fiel mein Blick auf Orson, einen dreizehnjährigen Jungen mit dem Hormonhaushalt einer ganzen Fußballmannschaft. Auf seinen Lippen lag ein kaum sichtbares Lächeln, das mich schaudern ließ. Mathilda war unter den Mädchen mit Abstand diejenige, mit der ich die meisten Probleme hatte. Und bei den Jungen nahm Orson zweifelsfrei diese Rolle ein. Vor fünf Monaten hatte er es durch schwülstige Briefe und vorgetäuschte gute Führung geschafft, die Carrolls so zu umgarnen, dass sie ihn aus Milton Home mit zu sich nahmen. Mir war klar, dass der Nichtsnutz ihnen nur etwas vorspielte und sich hinter seinem falschen Lächeln ein perverser Charakter verbarg.

Ich versuchte, ein verräterisches Zeichen in seinem Gesicht zu erkennen, und ließ mich durch seine starke Akne und sein versteinertes Auftreten nicht einschüchtern.

»Sam, hörst du mir zu?«, vernahm ich Amanda.

Seufzend nickte ich. Schon wieder kicherten ein paar Kinder nervös. Ich glaubte, dass Orson etwas mit der Sache zu tun hatte. Vielleicht hatte er mich dabei beobachtet, wie ich das Fernglas entwendete, und gewartet, bis ich nicht da war, um mich zu verpfeifen.

»Heute Morgen bin ich mit zwei Wäschekörben in den Keller gegangen«, fuhr Amanda fort. »Gott sei Dank war ich es und nicht einer von euch. Alles lag auf dem Boden durcheinander. Eine der Regalstützen neben der Waschmaschine hat nachgegeben, das oberste Brett hat sich gelöst und das nächste mit sich gerissen.«

Sie machte eine bedeutsame Pause, um ihr Publikum zu mustern. Ich konnte mir nicht erklären, wie das mit dem Fernglas zusammenhängen sollte, das ich immer noch im Rucksack bei mir trug. Die Dinge schienen sich in eine andere Richtung zu entwickeln, und ich hatte keine Ahnung, worum es eigentlich ging.

»Ich verstehe wirklich nicht, wie das passieren konnte, das Regal war eigentlich nicht besonders schwer beladen. Wie immer lagen dort bloß ein paar alte Zeitungen. Dann aber habe ich etwas auf dem Boden entdeckt, das wohl zwischen den Zeitungen versteckt gewesen sein muss.«

Amanda legte die Hände auf den Tisch und stützte ihr gesamtes Gewicht auf ihre Arme. Langsam wie eine Schildkröte drehte sie den Hals und schaute uns nacheinander prüfend an. In diesem Augenblick kam Claire zurück.

»Hat jemand was dazu zu sagen?«, fragte Amanda.

Der Satz waberte wie Nebel durch den Raum.

Ich war erleichtert. Weder hatte ich etwas im Keller versteckt – was auch wirklich zu dumm gewesen wäre, da es auf dem Hof jede Menge besserer Verstecke gab –, noch konnte ich mir vorstellen, wer dämlich genug war, so etwas zu tun. Mein Erstaunen war echt. Ich hatte nichts zu beichten und konnte niemanden verraten. Gerettet.

»Ich bin entschlossen, mich konziliant zu geben, wenn sich der Schuldige nun stellt«, bot Amanda an.

Eine Stimme flüsterte in mein Ohr: »Konzi… was?«

»Sei ruhig«, zischte ich zurück.

»Was hast du denn eigentlich gefunden, Amanda?«, fragte eine sichtlich verärgerte Claire, da sie nicht vor den anderen informiert worden war.

Amanda würdigte sie keines Blickes. Sie stützte sich immer noch mit den Händen auf den Tisch und ließ uns nicht aus den Augen.

»Wie ihr wollt«, kündigte sie an, »mein Angebot, gnädig zu sein, läuft jetzt ab.«

Ich blickte hinauf zu dem gigantischen Kruzifix aus Gips, das all unseren Mahlzeiten beiwohnte. Die Gnade Gottes würde der Schuldige von jetzt an brauchen. Wer immer es auch war, derjenige beging gerade durch sein Schweigen einen riesigen Fehler. Jeder hier wusste, dass Amandas Angebot die einzige Möglichkeit darstellte, einem Unheil bringenden Schicksal zu entgehen. Mit aller Kraft wünschte ich mir, dass es Orson war, dessen dümmliche Arroganz ihn dazu verleitet hatte, ein Versteck innerhalb des Hauses auszusuchen, und der aus Unerfahrenheit nicht beichtete, wenn es dafür an der Zeit war. Zweifacher Irrtum.

Amanda zog langsam etwas aus der geräumigen Tasche ihrer Schürze.

»Wenn ich herausfinde, wem das hier gehört«, drohte sie, »will ich nicht hören, ich hätte euch nicht gewarnt.«

Sie nahm ein Buch heraus.

Mir blieb das Herz stehen.

Mein Buch!

Ich weiß nicht, ob es mir gelang, meine Überraschung zu verbergen. Am Abend zuvor hatte dieses Buch noch in meinem Zimmer in einer meiner Schubladen gelegen, gut verpackt in der mit Blumen verzierten Kiste, die meiner Mutter gehört hatte und in der ich meine persönlichen Dinge aufbewahrte. Wie konnte es von da aus in den Keller gelangt sein? Mein Kopf schwirrte vor lauter Fragen. Das Buch war sicher nicht gerade eine fromme Lektüre – deshalb hatte ich es auch in der Kiste verstaut –, ich wäre jedoch niemals auf die Idee gekommen, es außerhalb des Hofes zu verstecken, und noch viel weniger hätte ich solch eine starke Reaktion von Amanda erwartet. Es handelte sich um ein Exemplar von Nabokovs Lolita. Auf dem Umschlag war eine Frau zu sehen, kaum älter als ich, die einen Lutscher im Mund hatte und eine herzförmige Brille trug. Dieses Bild hatte mich neugierig gemacht.

Drei Mal pro Woche fuhr ich auf meinem Fahrrad zum Haus der Familie Meyer, um Joseph vorzulesen und Gesellschaft zu leisten, während seine Frau Collette sich mit ihren Freundinnen traf oder zu ihrem Buchclub ging. Als ich sie nach Lolita fragte, erzählte sie mir von den kontroversen Diskussionen bei der Veröffentlichung des Buches. Es ging darin um die Geschichte eines reifen Mannes, der besessen von einem sehr jungen Mädchen namens Dolores war. Collette willigte ein, es mir auszuleihen, nicht ohne mich zu warnen, dass Amanda diese Art von Lektüre sicher nicht gutheißen würde. Collette Meyer, eine leidenschaftliche Literaturkennerin und vielleicht auch frustrierte Autorin, wusste von meiner beginnenden Liebe zur Literatur, und als sie mir das Exemplar überreichte, sagte sie: »Sam, du bist mittlerweile reif genug, um ein großartiges Buch würdigen zu können. Und das hier ist eines.« Ich versprach ihr, gut darauf aufzupassen und es so bald wie möglich zurückzubringen.

»Ein Buch?«, fragte Randy, und alle drehten sich zu ihm um. Mein Schützling konnte nicht verstehen, wie sich jemand so für ein Buch interessieren konnte, wo es doch den Fernseher gab.

Amanda knallte das Buch mit voller Wucht auf den Tisch.

»Dort«, schrie sie und zeigte dabei auf die kleine Bibliothek in der Nähe der Tür, »dort gibt es jede Menge angemessener Bücher, falls ihr etwas lesen wollt. Und sie sind alle wirklich lustig! Hemingway, Twain, Dickens, Salgari, Verne. Klassiker! Außerdem steht es euch natürlich frei, in die Stadtbücherei zu gehen, wo euch Mr Petersen gerne beraten wird.«

Ich hörte ihr kaum noch zu. Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Amanda hatte gerade etwas sehr Wahres gesagt: Auf dem Hof der Carrolls schien das Lesen keine besonders beliebte Freizeitbeschäftigung zu sein. Abgesehen von der Pflichtlektüre der Bibel, wählte kaum jemand die Option, sich seine Zeit mit einer guten Geschichte zu vertreiben. Schon konnte ich die Blicke derjenigen spüren, die mich verdächtigten.

»Vor einigen Stunden war ich in der Stadtbücherei«, fuhr Amanda fort und kniff dabei ihre Augen zusammen, sie führte etwas im Schilde, »und habe mit Mr Petersen gesprochen …«

Der Satz blieb unvollendet. Petersen wurde von allen Kindern in Carnival Falls nur Sturmtruppler genannt, da er sehr blass war und immer weiße oder beige, eng anliegende Pullover trug – oder eine Kombination der beiden Farben. Er war ein Spion von Amanda, der sie sofort informierte, sobald jemand von uns ein »ungeeignetes« Buch ausleihen wollte.

»Er hat mir gesagt, dass die Stadtbücherei dieses Buch nicht besitzt«, erklärte Amanda gerade, »was ich schon angenommen hatte, da es keinen Bibliotheksstempel hat. Aber ich werde herausfinden, woher es stammt. Und wenn ich den Schuldigen finde, dann möchte ich nicht in dessen Haut stecken … Zum letzten Mal: Wem gehört dieses Buch?«

Ich merkte, wie mir ein Tröpfchen Urin entwich. Vor Angst konnte ich mich kaum auf den Beinen halten, geschweige denn Ruhe vortäuschen. Meine Hände versteckte ich in den Taschen, damit man das Zittern nicht sehen konnte. Wie war das Buch bloß in den Keller gekommen?

Da fiel mir Orsons beinahe unmerkliches Lächeln wieder ein, geradezu freudig angesichts der Ereignisse. Das Buch war sicherlich nicht von Geisterhand aus meinem Zimmer in den Keller gelangt, und auch das Regal war vermutlich nicht unter der Last der Jahre zusammengebrochen. Es musste jemand nachgeholfen haben. Ich betrachtete Orson aus dem Augenwinkel. Jetzt war sein Gesichtsausdruck unergründlich.

Es konnte jedoch auch Mathilda gewesen sein. Als ich sie ansah, bemerkte ich einen bösartigen Ausdruck auf ihrem Gesicht.

Orson oder Mathilda.

Oder beide?

Warum dachte sich jemand so eine List aus, wenn es doch viel einfacher gewesen wäre, Amanda einen Hinweis auf das tatsächliche Versteck des Buches zu geben?

Glaubten sie etwa, dass ich meine Sünde nicht beichten würde, was die Strafe umso härter werden ließ? Das kam mir etwas weit hergeholt vor. Es gab nur eine Möglichkeit, den Plan zu durchkreuzen: Gestehen. Und zwar sofort. Es war letztendlich nicht mehr und nicht weniger als ein umstrittenes Buch. Ich könnte sogar vortäuschen, davon nichts gewusst zu haben und behaupten, dass ich es mir aus Neugierde aus der Bibliothek der Meyers ausgeliehen hätte. Der Umschlag habe meine Aufmerksamkeit erregt, aber ich hätte es noch nicht einmal gelesen.

Amanda wartete. Schon länger als eine Minute. Wie lange würde sie wohl noch aushalten?

Mein Mund öffnete sich. Meine Augen ruhten auf dem Buch und …

Eine Falle!

Sagte die rettende Stimme in meinem Kopf. Sofort schloss ich den Mund wieder. Das Lolita-Exemplar lag mehr als drei Meter von meinem Platz entfernt, aber nun fiel mir etwas auf, das dort nicht hingehörte. Es war nur eine Kleinigkeit, die mich mit heiler Haut davonkommen ließ. Ein Stückchen Papier schaute zwischen den Seiten hervor. Wenn Orson tatsächlich das Buch entdeckt hatte (und ich war mittlerweile überzeugt davon, dass er hinter der ganzen Sache steckte), hatte sein Plan sicher vorgesehen, dass ich gestehen würde, und zwar genau aus den Gründen, die ich mir einen Augenblick vorher zurechtgelegt hatte. Zugleich hätte ich aber auch für andere Inhalte Verantwortung übernommen, ohne zu wissen, was es war. Dabei konnte ich es mir schon denken.

Vor einigen Tagen hatte ich nämlich Orson mit Mark Petrie, der ihm an Gemeinheit in nichts nachstand, durch den Wald streifen sehen. Es wurde gemunkelt, dass Petrie einen riesigen Vorrat an pornografischen Zeitschriften besaß, die er in einem ausgehöhlten Baumstamm aufhob und mit ein paar Auserwählten teilte. Ich hatte sie noch nie gesehen und auch überhaupt kein Interesse daran. Wenn jedoch Orson in den Wichs-Klub, oder wie sie sich auch immer nannten, aufgenommen worden war, hatte er einen direkten Zugang zu solchen Bildern. Trotz meines dürftigen Wissens über Sexualität (diesen Mangel auszugleichen war mit ein Grund dafür gewesen, Lolita zu lesen) verstand ich natürlich, dass ein versautes Bild die Reaktion von Amanda viel besser erklärte. Vielleicht irrte ich mich, aber ich würde ganz sicher nicht wegen so etwas meine Zukunft aufs Spiel setzen. Auf keinen Fall!

Ich würde nicht gestehen.

»Dann eben nicht«, sagte Amanda gerade und steckte das Buch zurück in ihre Schürzentasche. »Ich werde schon noch herausfinden, wem dieses Buch gehört. Ich werde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, bis ich es weiß. Und wenn es dann so weit ist, kann derjenige mit der Höchststrafe rechnen, verstanden? Höchststrafe!«

Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging. Uns allen war das Herz in die Hose gerutscht. Eine ganze Zeit lang wagte es niemand, etwas zu sagen oder sich zu bewegen. Wir alle wussten nur zu gut, worauf sie sich mit Höchststrafe bezogen hatte. Die Vorstellung, Zeit in einem Waisenhaus zu verbringen, war furchtbar. Zu oft hatte ich aus erster Hand Geschichten über die skurrilen Initiationsriten gehört, die üblen Scherze und den Machtmissbrauch … All diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als Amanda uns im Saal zurückließ. Noch viel schlimmer war jedoch, dass ich Miranda nicht mehr sehen würde, wenn ich den Hof verlassen müsste.

4

Mein Zimmer war ursprünglich als Speisekammer gedacht gewesen, auch wenn es niemals als solche benutzt worden war. Als ich alt genug war, um nicht mehr im Zimmer der Carrolls zu schlafen, hatte Randall die Idee gehabt, den kleinen Raum neben der Küche umzubauen. Er hatte bis dahin hauptsächlich als Sammelstelle für den Müll des gesamten Hauses gedient.

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