Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 542 - Ina Ritter - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 542 E-Book

Ina Ritter

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Beschreibung

Ein Ferienjob führt die Studentin Anja Westernhagen nach Gut Auenthal. Der Eigentümer des herrlichen Besitzes, Graf Brandulf von Maienburg, ist bezaubert von der Anmut und Schönheit des jungen Mädchens. Und dabei hat er nach seiner schweren Enttäuschung geglaubt, dass keine Frau mehr sein Herz höherschlagen lassen könne.
Zart beginnt er um Anja zu werben. Sie, deren Liebe bis jetzt dem Studenten Klaus Hogrefe gehörte, ist geblendet von dem Reichtum, der sie plötzlich umgibt. Zögernd willigt sie ein, die Frau des Grafen zu werden. Die ersten Ehejahre vergehen wie ein schöner Traum. Doch dann schlägt das Schicksal unbarmherzig zu ...


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Inhalt

Cover

Die Schuld der schönen Anja

Vorschau

Impressum

Die Schuld der schönen Anja

Erfolgsroman um den Irrweg eines Herzens

Ein Ferienjob führt die Studentin Anja Westernhagen nach Gut Auenthal. Der Eigentümer des herrlichen Besitzes, Graf Brandulf von Maienburg, ist bezaubert von der Anmut und Schönheit des jungen Mädchens. Und dabei hat er nach seiner schweren Enttäuschung geglaubt, dass keine Frau mehr sein Herz höherschlagen lassen könne.

Zart beginnt er um Anja zu werben. Sie, deren Liebe bis jetzt dem Studenten Klaus Hogrefe gehörte, ist geblendet von dem Reichtum, der sie plötzlich umgibt. Zögernd willigt sie ein, die Frau des Grafen zu werden. Die ersten Ehejahre vergehen wie ein schöner Traum. Doch dann schlägt das Schicksal unbarmherzig zu ...

»Hättest du etwas Passendes für mich?«, fragte Anja Westernhagen gespannt. Sie lächelte den Mann hinter dem Schreibtisch freundlich an.

»Ich fürchte, ich muss dich wieder enttäuschen«, bedauerte Michael Taubhorn. »Im Augenblick sieht es bei uns ganz schlecht aus. Da ist nur die Anfrage eines Grafen, der aushilfsweise weibliches Personal sucht. Aber das ist nichts für dich. Oder hast du Lust, seinen lieben Gästen zu servieren?«

»Warum nicht?«, meinte Anja. »Wenn er einigermaßen bezahlt ... Du weißt, wie nötig ich das Geld brauche. Auf dem Arbeitsamt hatten sie auch nichts für mich. Wo wohnt dieser Graf?«

Michael Taubhorn blätterte seine Kartei durch und zog ein Blatt heraus.

»Da habe ich ihn. Ein Graf Maienburg, er wohnt auf Gut Auenthal, und er hat es erst jetzt gekauft. Er will ein großes Fest geben, und dafür braucht er mehr Leute, als er hat.«

»Und für wie lange wäre das?«

»Drei Wochen. Die Bezahlung ist nicht schlecht.«

Michael Taubhorn nannte einen Stundenlohn, der Anja zusagte.

»Du müsstest allerdings in Auenthal wohnen. Fahrgeld ersetzt er. Er macht einen ganz netten Eindruck. Na, überlege es dir noch mal.«

»Wenn du nichts Besseres hast? Was habe ich nicht schon alles getan, um ein paar Mark zu verdienen. Kann man den Grafen anrufen?«

»Ja, ich gebe dir seine Nummer.«

Anja Westernhagen schob den Zettel mit der Telefonnummer in ihre Handtasche. Sie bot einen entzückenden Anblick. Kein Wunder, dass Michael Taubhorn, der die Studentische Arbeitsvermittlung leitete, den Blick nicht von ihr abwenden konnte.

Im hellen Licht der Sonne schimmerte ihr Haar wie feines Gold, ihre Augen strahlten mit der Sonne um die Wette.

Unwillkürlich seufzte Michael Taubhorn.

»Bist du noch mit Klaus zusammen?«, fragte er.

»Selbstverständlich. Wir werden heiraten, wenn wir unsere Examen haben und Geld verdienen.«

»Ein verdammter Glückspilz, dein Klaus. Hoffentlich weiß er es auch.«

»Gelegentlich erinnere ich ihn daran«, behauptete Anja schmunzelnd. »Drück mir den Daumen, dass der Graf mich nimmt. Ein paar Wochen auf dem Land könnten mich schon reizen, und wenn ich in der Küche arbeite, bekomme ich auch bestimmt gut zu essen. Vielen Dank. Tschüs.«

Anja verließ das Universitätsgebäude und wandte sich nach rechts.

Von der nächsten Telefonzelle aus rief sie die Nummer an, die Michael ihr gegeben hatte. Das Rufzeichen ertönte dreimal, dann wurde der Hörer abgenommen.

»Maienburg«, meldete sich eine dunkle, sympathisch klingende Stimme.

Anja nannte ihren Namen.

»Spreche ich mit Graf Maienburg persönlich?«, wollte sie wissen.

»Ja. Was kann ich für Sie tun?«

»Ich habe Ihre Adresse von der Studentischen Arbeitsvermittlung bekommen und bin sehr daran interessiert, in den Semesterferien Geld zu verdienen.«

»Ich brauche noch ein paar Mädchen«, erwiderte der Mann. »Sie müssen sich dann noch bei Mamsell Clara vorstellen. Wissen Sie, wie Sie nach Hohenlingen fahren müssen?«

»Mit der Bahn, nehme ich an. Oder kommt man nur per Bus hin?«

»Am besten fahren Sie mit der Bahn. Ich werde Sie abholen lassen, wenn ich weiß, wann Sie ankommen. Rufen Sie mich an. Ich danke Ihnen für Ihren Anruf. Auf Wiederhören.«

»Hast du etwas gefunden?«, fragte ihre Mutter, als Anja zurückgekehrt war. Sie hob den Kopf von der Schreibmaschine und lehnte sich entspannt zurück.

»Wahrscheinlich. Ich muss mich bei einem Grafen vorstellen, er sucht Aushilfspersonal für ein großes Fest.«

»Etwas anderes hatten sie nicht für dich?«, hakte Frau Maria nach.

»Nein. Ich freue mich darauf. Drei Wochen auf dem Land, in frischer Luft, in herrlicher Ruhe, mit gutem Essen. Wie kommst du mit deiner Arbeit voran?«

Frau Maria seufzte.

»Es geht so. Wenn dieser Mann bloß nicht solch eine furchtbare Klaue hätte. Ich mache uns erst einmal eine Tasse Kaffee, Anja. Wann willst du dich bei diesem Grafen vorstellen?«

»Sobald wie möglich, damit mir niemand zuvorkommt. Ich werde mich erkundigen, ob heute Nachmittag noch ein Zug fährt. Er will mich übrigens abholen lassen.«

»Was wird Klaus sagen, wenn du drei Wochen aufs Land gehst?«

»Er kann mich ja am Sonntag besuchen. Außerdem muss er tüchtig fürs Examen büffeln.«

Eine halbe Stunde später stand Anja wieder in einer Telefonzelle. Der nächste Zug ging um sechzehn Uhr zwölf, sie konnte ihn gut erreichen. Graf Maienburg versprach, einen Wagen zu schicken.

♥♥♥

Anja strahlte, als sie im Zug saß. Sie freute sich auf das Neue, das vor ihr lag, und vor Arbeit hatte sie noch niemals Angst gehabt.

Hohenlingen!

Die Zeit war Anja wie im Flug vergangen. Sie sprang auf den Bahnsteig und schaute sich neugierig um. Niemand trat auf sie zu und erklärte ihr, sie nach Auenthal fahren zu wollen.

Sollte der Graf vergessen haben, ihr einen Wagen zu schicken?, fragte sich Anja.

Auf der Straße vor dem Bahnhofsgebäude stand auch kein Auto mehr.

Anja wartete schon eine ganze Weile, da hielt mit kreischenden Bremsen ein Auto vor dem Stationsgebäude. Ein Mann stieg aus, wahrscheinlich ein Angestellter des Grafen.

»Fräulein Westernhagen?«, fragte der Mann.

Als Anja nickte, streckte er ihr die Hand entgegen.

»Maienburg«, stellte er sich vor. »Ich bitte, meine Verspätung zu entschuldigen, mein Wagen sprang nicht an.«

Anja stieg ein.

»Ich hatte Sie mir anders vorgestellt«, bekannte Brandulf von Maienburg mit schockierender Aufrichtigkeit, als er losfuhr.

Die Studentin lachte.

»Ich habe mir den Grafen Maienburg auch anders vorgestellt«, gab sie zurück. »Sie sind allerdings auch der erste Graf, den ich kennenlerne.«

»Und dann gleich solch eine Enttäuschung«, sagte der Mann.

Seine Worte sollten ein Scherz sein, selbstverständlich, klangen aber ungewollt etwas bitter.

Anja schaute den Grafen von der Seite an, während er steuerte.

»Eine hübsche Landschaft«, äußerte sie, um das Gespräch wieder in Gang zu bringen.

»Ja, sie erinnert mich an meine Heimat. Ich bin nicht von hier, wahrscheinlich haben Sie es schon an meiner Sprache gemerkt. Es freut mich, dass es Ihnen gefällt.«

»Hoffentlich gefalle ich auch Ihrer Mamsell«, sagte Anja. »Ist sie sehr streng?«

Brandulf von Maienburg lachte.

»Sie ist streng, ein richtiges Arbeitstier, aber mit den Leuten kommt sie gut aus. Man respektiert sie. Ich bin froh, sie wiedergefunden zu haben. Sie war schon bei uns zu Hause Mamsell. Was machen Sie, wenn ich fragen darf?«

Das Mädchen an seiner Seite übte einen merkwürdigen Zauber auf ihn aus, gegen den er sich vergeblich wehrte.

»Ich studiere. Hauptfach Englisch, Nebenfächer Deutsch und Geschichte. Ich möchte einmal Lehrerin werden.«

»Ein schöner Beruf. Sie werden bestimmt eine gute Lehrerin«, meinte der Mann versonnen. »Jetzt ist es nicht mehr weit. Ich suche hauptsächlich eine Küchenhilfe ...«

Der Graf fuhr etwas langsamer, als der befestigte Weg endete und sie das letzte Stück einen Feldweg entlangfahren mussten.

»Auenthal ist in letzter Zeit vernachlässigt worden. Das Gut hat mehrfach den Besitzer gewechselt. Es braucht viel Zeit, um es in Schuss zu bringen«, glaubte er, sich entschuldigen zu müssen.

»Wie schön«, stieß Anja impulsiv aus, als sie Auenthal zum ersten Mal zu Gesicht bekam.

Das Haus war zweistöckig, der Mittelbau vorgebaut und auf Säulen ruhend, und die grünen Fensterläden hoben sich hübsch von der weiß gestrichenen Fassade ab.

Von Anjas Seite aus war es Liebe auf den ersten Blick.

»Ich verstehe, dass Sie sich Auenthal gekauft haben«, sagte Anja. »Sie sind wirklich zu beneiden, Graf Maienburg.«

»Finde ich auch«, stimmte der Mann ihr zu. »Da kommt Clara schon.«

Anja schaute der fülligen Frau gespannt entgegen.

Die Mamsell war eine imponierende Erscheinung, überdurchschnittlich groß, starkknochig, und das Haar trug sie zu einem schweren Knoten zusammengesteckt.

Vielleicht lag es an dieser strengen Frisur, dass sie so herrisch wirkte, auf jeden Fall bekam Anja direkt ein bisschen Angst vor ihr.

»Das ist Fräulein Westernhagen«, stellte Brandulf von Maienburg sie vor. »Ich glaube, Sie werden mit ihr zufrieden sein, Clara.«

Die Mamsell presste die Lippen aufeinander. Man sah ihr an, dass sie anderer Meinung war.

»Sie haben sich doch hoffentlich noch nicht festgelegt, Herr Graf?«, fragte sie mit einer Stimme, die zu ihrer Figur passte, fast einer Bassstimme. »Ich möchte nämlich erst einmal sehen, was sie kann. Mit dem Mund sind die jungen Dinger alle flink.«

»Seien Sie nicht so streng mit ihr, Clara«, bat Brandulf. »Was sie nicht kann, wird sie bestimmt schnell lernen.«

Clara warf ihm einen verweisenden Blick zu. Sie suchte nicht jemanden, den sie anlernen musste, sie brauchte eine tüchtige Hilfe. Aber wenn Männer ein hübsches Gesicht sahen, setzte bei ihnen im Kopf etwas aus.

»Kommen Sie mit!«, forderte sie Anja barsch auf.

»Clara ...« Graf Brandulf bat die Mamsell mit einer Handbewegung näher zu kommen.

Die Frau gehorchte nur zögernd. Sie konnte sich schon denken, was er von ihr wollte, und wie meistens behielt sie recht.

»Ich möchte gern, dass Fräulein Westernhagen eingestellt wird«, sagte ihr Chef. »Haben Sie mich verstanden?«

»Ich habe verstanden«, bestätigte Clara, und sie hatte mehr verstanden, als ihrem Chef wahrscheinlich lieb war.

Dieses hübsche junge Ding hatte ihm schöne Augen gemacht, und er war darauf hereingefallen. Trotz aller Erfahrungen, die hinter ihm lagen!

»Kommen Sie«, knurrte sie Anja verdrossen an.

Es passte ihr nicht, dass der Graf sich in ihre Angelegenheiten einmischte, denn schließlich musste sie mit diesem Mädchen fertig werden, nicht er.

Und wenn die Studentin glaubte, in der Küche würde ihr eine Extrawurst gebraten werden, dann sollte sie sich getäuscht haben.

»Haben Sie schon einmal ein Küchenmesser in der Hand gehabt?«, fragte sie unten. Die Wirtschaftsräume lagen im Souterrain. »Sagen Sie mir ruhig die Wahrheit, ich merke ja doch, wie es um Ihre Fähigkeiten bestellt ist.«

»Ich bin mit allen Küchenarbeiten vertraut, Frau ...?«

»Clara. Sagen Sie Clara zu mir, wie alle. Wie heißen Sie?«

»Anja.«

»Also gut, schälen Sie Kartoffeln.«

Sie glaubt mir nicht, dachte Anja, als sie eine Kartoffel nahm und sie schälte. Mamsell Clara schaute ihr starr auf die Finger.

»Das genügt. Meinetwegen können Sie bleiben. Ich werde Ihnen jetzt Ihr Zimmer zeigen. Wann können Sie anfangen?«

»Jederzeit.«

»Übermorgen«, bestimmte Clara. »Und was ich Ihnen noch sagen möchte, dass der Herr Sie selbst vom Bahnhof abgeholt hat, das hat nichts zu bedeuten. Wir hatten nur gerade keinen, der abkömmlich war. Kommen Sie.«

Anja zuckte die Schultern, als sie ihr folgte. Sie musste versuchen, mit der Mamsell auszukommen. Vielleicht gewöhnte sie sich im Laufe der Zeit an sie.

»Das ist das Zimmer. Sie teilen es noch mit einem anderen Mädchen. Wenn es Ihnen nicht passt ...«

»Ich finde das Zimmer sehr hübsch.« Anjas Stimme klang unwillkürlich ein bisschen patzig. Sie ärgerte sich ein wenig über Claras angriffslustige Art. »Vor allem der Blick über das Land.«

»Es ist ganz schön hier, aber zu Hause war es viel schöner«, erwiderte Clara.

»Kann mich jemand zum Bahnhof zurückbringen, Frau Clara? Ich könnte den Zug um neunzehn Uhr dann noch erreichen.«

»Will sehen, ob ich jemanden finde.«

Sie brauchte nicht lange zu suchen, denn als sie die Treppe herunterkamen, wartete Graf Maienburg unten in der Diele auf sie.

»Sind Sie mit Ihrer Unterkunft zufrieden, Fräulein Westernhagen?«, fragte er gespannt.

»Ja, sehr. Ich soll übermorgen anfangen.«

»Es freut mich, dass es Ihnen bei uns gefällt. Essen Sie mit uns zu Abend?«

Clara glaubte, ihren Ohren nicht trauen zu dürfen. Das war doch eine Küchenhilfe, kein Gast. Hatte der Herr das vergessen?

»Sie will mit dem Abendzug zurückfahren, Herr Graf. Wenn sie ihn noch kriegt.«

»Ach so! Ich fahre Sie zum Bahnhof.«

»Das ist sehr nett von Ihnen, Graf Maienburg.«

»Der Wagen steht noch draußen. Wir müssen gleich aufbrechen.«

Brandulf hörte selbst, dass seine Stimme belegt klang. Er war überzeugt gewesen, dass keine Frau auf der Welt es mehr fertigbringen würde, sein Herz einen Takt schneller schlagen zu lassen.

Und nun war das Unglaubliche geschehen. Er hatte dieses Mädchen gesehen, und er wusste, dass er es nie wieder vergessen würde.

Sie war anders als Viktoria, bestimmt treu und zuverlässig, sie würde einen Mann nicht im Stich lassen, nur weil sich ihr eine bessere Chance bot.

»Wenn Sie irgendwelche Wünsche haben, dann brauchen Sie es mir nur zu sagen.«

Er spürte ihre Nähe, den Duft, der von ihr ausging, und seine Kehle wurde ganz trocken.

»Ich bin es nicht gewohnt, Sonderwünsche anzumelden, Graf Maienburg. Es freut mich, dass ich bleiben darf.«

»Und ich freue mich, dass Sie gekommen sind. Müssen Sie noch lange studieren?«

»Noch zwei Semester bis zum Examen.«

»Also noch ein Jahr.«

Viel zu schnell für Graf Brandulfs Geschmack erreichten sie den Bahnhof.

»Ich danke Ihnen sehr, Graf Maienburg.« Anja bot ihm verabschiedend die Hand.

»Also dann bis bald. Ich werde Sie wieder abholen. Rufen Sie vorher an. Gute Heimfahrt!«

♥♥♥

»Er ist in seinem Zimmer«, sagte Frau Nielsen, nachdem sie Anja freundlich begrüßt hatte. »Er ist wirklich fleißig. So einen fleißigen Studenten habe ich noch nicht kennengelernt.«

»Danke, ich werde ihn auch nicht lange stören.«

Anja brannte darauf, Klaus ihre große Neuigkeit zu erzählen. Sie war gleich vom Bahnhof hierhergekommen.

Klaus Hogrefe brummte nur, als es an die Tür klopfte. Er glaubte wahrscheinlich, Frau Nielsen brächte ihm Kaffee.

»Willst du mir nicht Guten Tag sagen?«, fragte Anja.

Klaus Hogrefe drehte sich um.

»Du?«

Er hatte mit dem Rücken zur Tür gesessen und breitete jetzt die Arme aus, um Anja an sich zu ziehen.

»Was für eine Überraschung! Setz dich, Mädchen ...«

»Ich habe eine prima Stellung gefunden, Klaus. Bei einem Grafen auf einem Gut. Wahrscheinlich drei Wochen, vielleicht sogar länger. Ist das nicht herrlich?«

»Klingt nicht übel«, stimmte Klaus ihr zu, und dann küsste er sie erst einmal herzhaft.

»Ich bekomme keine Luft mehr«, stieß Anja schließlich atemlos hervor. Ihr bildschönes Gesicht glühte förmlich. »Wenn Frau Nielsen das wüsste.«

»Sie denkt es sich auf jeden Fall«, behauptete der Mann lachend. »Oder sie müsste mich für einen vollkommenen Trottel halten.«

»Dass sie mich überhaupt zu dir reinlässt ...«

Frau Nielsen war nämlich ihren Untermietern gegenüber sehr streng.

»Sie hat eben Vertrauen zu uns«, meinte Klaus schmunzelnd. »Erzähl mir von deinem Grafen. Wie ist er? Lang, hager, Monokel im Auge und schnarrende Stimme?«

»Ganz und gar nicht. Ein netter Kerl, ein Mensch wie alle anderen. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, er könne ein Graf sein. Er läuft in alten Klamotten herum genau wie du.«

»Bei mir steckt die Notwendigkeit dahinter. Dann ist dein Graf verarmt?«

»Nein. Er legt wohl nur keinen Wert auf sein Äußeres. Ein netter, sympathischer Mensch. Er hat mich von der Bahn abgeholt und wieder hingebracht.«

»Du wirst dich doch nicht in ihn verlieben?«, fragte Klaus augenzwinkernd.

Seine Frage war nicht ernst gemeint, er kannte Anja schließlich gut genug, um zu wissen, dass er sich auf sie verlassen konnte.

»Ich habe es noch nicht in Erwägung gezogen. Meinst du, dass ich bei ihm Aussichten hätte?«, fragte Anja neckend.

»Das käme auf einen Versuch an. Ich an seiner Stelle würde mich Hals über Kopf in dich verlieben und eine Gräfin aus dir machen.«

»Du übertriffst dich heute, was Komplimente angeht«, sagte Anja lachend. »Ich halte dich von der Arbeit ab, nicht wahr?«

»Es ist das Angenehmste, was mir passieren konnte. Ich wollte sowieso eine kleine Pause machen. Wie bist du an diesen Grafen herangekommen?«

Anja erzählte ihm alle Einzelheiten. Sie saßen dicht nebeneinander auf dem altersschwachen Sofa, und alle Augenblicke beugte Klaus sich zu Anja hinüber und küsste sie.

»Zu dumm, dass wir noch mit dem Heiraten warten müssen«, knurrte er, als Anja mit ihrem Bericht fertig war. »Noch meine Referendarzeit hindurch. Aber sobald ich Geld verdiene, wird geheiratet. Und wenn wir anfangs auch nur in einem Zimmer wohnen müssen.«

»Wir werden es schon schaffen, Klaus.«

»Und jetzt können wir uns drei Wochen nicht sehen?«

»Es sei denn, du besuchst mich mal. Oder ich komme einfach zu dir. Sonntags werden sie mir ja wohl freigeben.«

»Ich habe schon jetzt Sehnsucht nach dir«, behauptete Klaus schmunzelnd.

»Du wirst es überleben. Und jetzt habe ich dich lange genug von der Arbeit abgehalten. Vergiss mich nicht ganz, Klaus.«

»Dich kann man nicht vergessen, Anja. Auch wundere ich mich manchmal, dass du, wo ich dir so wenig bieten kann ...«

»Seit wann hast du Komplexe?«, fragte das Mädchen.

»Das sind keine Komplexe. Mädchen wie du können durch ihr Aussehen Karriere machen. Du könntest dir einen reichen Mann angeln ...«

»Darauf bin ich noch gar nicht gekommen«, behauptete Anja ernsthaft, und nur das Funkeln ihrer Augen verriet, wie sie es wirklich meinte. »Eine ausgezeichnete Idee. Du musst mir nur noch sagen, wo man reiche Männer kennenlernt.«