Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 557 - Ina Ritter - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 557 E-Book

Ina Ritter

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Beschreibung

Um ihren Eltern und sich die geliebte Heimat erhalten zu können, beschließt die bezaubernde Baroness Astrid, sich irgendwo in einem Restaurant eine Stelle als Köchin zu suchen.
Schon von Kind an hat die junge Baroness das Kochen als ihr Hobby betrachtet, doch nun, als sie dieses Hobby zu ihrem Lebensunterhalt machen muss, lernt sie eine neue Welt kennen. Sie ist nicht mehr die von allen verwöhnte, geachtete Baroness, sondern eine schlichte Küchenhilfe, die sich unterordnen muss und keine Ansprüche zu stellen hat.
Wie wird sich die junge Baroness in ihrem neuen Leben bewähren?


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Inhalt

Cover

Ein verwöhntes Mädchen

Vorschau

Impressum

Ein verwöhntes Mädchen

Als schlichte Küchenhilfe muss sie sich bewähren

Um ihren Eltern und sich die geliebte Heimat erhalten zu können, beschließt die bezaubernde Baroness Astrid, sich irgendwo in einem Restaurant eine Stelle als Köchin zu suchen.

Schon von Kind an hat die junge Baroness das Kochen als ihr Hobby betrachtet, doch nun, als sie dieses Hobby zu ihrem Lebensunterhalt machen muss, lernt sie eine neue Welt kennen. Sie ist nicht mehr die von allen verwöhnte, geachtete Baroness, sondern eine schlichte Küchenhilfe, die sich unterordnen muss und keine Ansprüche zu stellen hat.

Wie wird sich die junge Baroness in ihrem neuen Leben bewähren?

»Wo Astrid wohl sein mag?«, fragte Baronin von Gummershoff ihren Mann. »Hast du sie irgendwo gesehen, Wolfgang?«

»Nein, aber wo soll sie schon sein?«

»Du meinst, sie ist mal wieder in der Küche?«

»Ich vermute es.« Wolfgang von Gummershoff setzte sich in einen Sessel.

»Ich gehe einmal nachschauen.« Baronin Henriette erhob sich. Sie war eine vornehme, stolze Erscheinung und hatte noch immer eine gute Figur.

Der Baron hatte nicht gerade einen Bauch bekommen, war aber doch im Ganzen recht kräftig. Ihm schmeckte das Essen zu gut. Er warf einen Blick auf die Uhr. Gleich gab es Mittagessen.

Seine Gattin betrat in diesem Augenblick die Küche und runzelte die Stirn, als sie ihre Tochter am Herd stehen sah.

»Wollen Sie nicht mal abschmecken, Lina?«, fragte Baroness Astrid eifrig. Den Eintritt der Mutter hatte sie überhört. »Vielleicht sollte noch eine Prise Majoran hinein.«

»Astrid!«

Die junge Dame wandte den Kopf und lächelte verlegen.

»Ich komme sofort, Mutter. Ich wollte nur mal sehen, was es heute zu essen gibt.«

Mamsell Lina lächelte stolz.

»Unsere Baroness kocht wie ... also besser kann man gar nicht kochen als sie«, schloss sie, als ihr der richtige Vergleich fehlte.

Baronin Henriette forderte ihre Tochter auf, ihr in den Salon zu folgen.

»Du hattest mal wieder recht, Astrid war tatsächlich in der Küche«, teilte sie ihrem Gatten mit, als die den Raum betraten.

»Was ist daran so schlimm?«, fragte Astrid ein wenig aufsässig. »Es macht mir eben Spaß zu kochen.«

»Das ist keine Beschäftigung für eine Baroness von Gummershoff.«

»Was soll ich sonst tun?«, wandte die junge Dame ein. »Herumsitzen und darauf warten, dass sich ein Dummer findet, der mich heiraten will?«

»Es gibt genug Beschäftigungen für eine junge Dame. Du könntest häkeln, sticken, lesen, Klavier spielen ...«

»Das tue ich auch alles, aber nicht den ganzen Tag.«

»Aber dass du in der Küche stehst wie eine Magd ...« Wolfgang von Gummershoff verzog das Gesicht. »Das ist auch nicht gut für deine Hände. Sieh dir nur mal deine Hände an.«

Astrid tat es, aber sie fand es nicht schlimm, dass man ihren Händen die Arbeit ansah. Schon als Kind hatte sie für ihre Puppen gekocht, und Mamsell Lina war nicht müde geworden, sie nach und nach in die Geheimnisse der guten Küche einzuführen. Sie war eine ausgezeichnete Köchin, aber es gab eine, die noch besser kochte: ihre Schülerin.

Von ihrem Taschengeld hatte Astrid sich oft Kochbücher und Gewürze gekauft, die sie für ihre exotischen Gerichte brauchte.

»In Zukunft benimm dich wie eine Dame«, bat ihr Vater. »Wenn nun unverhofft Besuch kommt und dich in der Küche findet. Was sollen die Leute nur von uns denken?«

»Dass ihr eine tüchtige Tochter habt«, gab Astrid zurück.

»Du nimmst unsere Ermahnungen einfach nicht ernst. Graf Heribert hat dich einmal in solch einem Aufzug gesehen. Er war schockiert.«

»Dann tut er mir leid.«

»Ich glaube, er hatte ernste Absichten. Er suchte damals eine Frau und hatte dich in die engere Wahl gezogen. Aber als er sah, wie du in deinem alten Kittel am Küchenherd standest ...«

»Da hat er eingesehen, dass er sich bei mir nur einen Korb holen würde, nehme ich an.« Astrid lachte. »Den guten Heribert würde ich sowieso nicht nehmen. Er ist mir zu dumm und zu eingebildet.«

»Astrid, ich mag es nicht, wenn du so leichtfertig daherredest«, schalt Baronin Henriette. »Heribert gehört einem der ältesten Geschlechter Deutschlands an, und außerdem ist es ihnen gelungen, ihr Vermögen durch alle Wirren der Zeit hindurch zu retten. Es war eine große Ehre für uns, dass er sich einmal für dich interessierte.«

»Glaubst du wirklich, was du da sagst?«, fragte Astrid. »Der gute Heribert ist doch eine Schießbudenfigur. Kein Anzug sitzt an seiner Figur ...«

»Das hätte sich geändert, wenn du für ihn kochen würdest«, fiel ihr Vater ihr versteckt schmunzelnd ins Wort. Im Gegensatz zu seiner Gattin stimmte er Astrid nämlich zu. Der gute Heribert war kein Mann nach seinem Geschmack, wenn auch eine unglaublich gute Partie. Ein Schatten glitt über sein Gesicht, als er daran dachte, wie nötig er Geld brauchen konnte.

»Wenn du weiterhin so leichtfertig redest, wirst du nie einen Mann finden«, behauptete Henriette von Gummershoff. »Es wird Zeit, dass du lernst, dich wie eine junge Dame zu benehmen, Astrid. Du stößt die Leute vor den Kopf.«

Astrid kam mit allen Leuten gut zurecht. Man mochte ihre frische, natürliche Art, allerdings hatte sie bisher noch nicht allzu viele Körbe austeilen müssen. Genau gesagt hatte sie noch keinen Antrag bekommen.

Das bekümmerte sie allerdings nicht. Sie war jung und glaubte außerdem nicht, nur an der Seite eines Mannes zufrieden leben zu können.

»Wir müssten eine kleine Party geben, Wolfgang«, wandte die Baronin sich an ihren Mann.

»Später einmal, liebe Henriette.« Wolfgang von Gummershoff machte ein ernstes Gesicht.

»Das sagst du nun schon so lange. Astrid kommt zu wenig unter Menschen. Wie soll sie den richtigen Mann kennenlernen, wenn sie sich hier auf unserem Gummershoff verkriecht? Wir müssten reisen, Wolfgang. Im Winter nach St. Moritz zum Beispiel ... Dort trifft man die richtigen Leute.«

»Du weißt, dass wir dafür kein Geld haben, liebe Henriette. Und auch eine Party kostet viel. Am Dreißigsten ist wieder eine Rate für die neuen Maschinen fällig ... und dann die Hypothekenzinsen ... Ich weiß nicht mehr, wie ich das alles bezahlen soll. Wir verdienen einfach nicht mehr genug. Alle Augenblicke bekommen die Leute höhere Löhne, die Maschinen werden teurer, nur wir bekommen weniger für unsere Schweine und Kartoffeln als vorher.«

»Das mag richtig sein, aber trotzdem wird es Zeit, dass Astrid die richtigen Menschen kennenlernt.« Baronin Henriette nahm die oft gehörten Klagen ihres Gatten nicht ernst. Er übertreibt, dachte sie, denn um finanzielle Probleme brauchte sie sich nicht zu kümmern.

»Ich will nicht heiraten«, verkündete Astrid. »Macht euch um meine Zukunft bitte keine Gedanken. Und wenn alle Stricke reißen, eröffne ich in der Stadt ein Feinschmeckerlokal.«

»Astrid, lass bitte niemanden solch einen Unsinn hören! Die Leute glauben womöglich, du meintest es ernst.« Die Baronin verschlang die Hände im Schoß.

»Ich meine es auch ernst.« Astrid schmunzelte. »Es würde mir Spaß machen, ein gutes Restaurant zu führen. Die Leute würden von weit her kommen, um bei mir essen zu können.«

»Eine Baroness von Gummershoff als Kellnerin! Astrid, was ist nur in dich gefahren? Warum sagst du nichts, Wolfgang?«

Der Baron zuckte die Achseln.

»Ich wasche mir vor dem Essen noch die Hände, es ist ja wohl gleich so weit ...«

Aufgebracht schaute seine Gattin ihm nach. Die ganze Last der Erziehung lag auf ihren schwachen Schultern, und Astrid dachte nicht mehr daran, Ratschläge von ihr anzunehmen. Sie machte, was sie wollte. Es war manchmal nicht leicht für sie.

♥♥♥

»Baroness!« Mamsell Lina war ganz außer Atem vor Aufregung, als sie in Astrids Zimmer gestürzt kam. »Besuch für Sie! Sie müssen sich rasch umziehen, und Sie sollen sich recht hübsch machen, lässt die Baronin Ihnen ausrichten. Und ... und ...«

»Und ich soll wohl ein braves Mädchen spielen«, half Astrid ihr weiter, als Mamsell Lina hoffnungslos ins Stottern geriet.

»Ja. Sie möchten vorher überlegen, bevor Sie den Mund auftun, hat die Baronin gesagt. Er hat wohl ernste Absichten.«

»Wer?«

»Herr von Barkenhorst. Er hat sich fein gemacht. Er sieht ja wirklich gut aus ... Und er hat schon wieder einen neuen Wagen. Die können es sich leisten. Wenn er wirklich ernste Absichten hätte ... Sie dürfen ihn nicht warten lassen, Baroness.«

»Wie kommen Sie denn darauf, dass Barkenhorst ernste Absichten haben könnte?«

»Ich habe mal zufällig gehört, wie der Herr Baron zu der Frau Baronin sagte, der Herr von Barkenhorst würde sich freuen, wenn sein Sohn Sie heiratete, und jetzt ist er da.«

»Der Arme«, bedauerte Astrid ihn heuchlerisch. »Vielleicht haben sie ihn genauso bekniet wie ihr mich. Macht er einen sehr trostbedürftigen Eindruck?«

»Darüber sollen Sie nicht scherzen, Baroness. Herr von Barkenhorst sieht gut aus, und vor allem hat er Geld. Er ist ja nur der zweite Sohn, und deshalb muss er eine Frau mit einem Gut heiraten. Aber sie finden ihn bestimmt großzügig ab, und wo hier kein Erbe ist ... Es würde doch gut passen.«

»Aber ich mache mir nichts aus ihm«, erklärte Astrid. »Ein Mann, der sich nur für Sport interessiert, ist nichts für mich. Es gibt kein Fußballspiel, über das er nicht ausführlich erzählen kann. Wer die Tore geschossen hat, in welcher Minute, wer Schiedsrichter war ...«

»Männer haben nun mal andere Interessen als wir, damit muss man sich abfinden.«

Widerwillig zog Astrid ihre alte Hose und die Bluse aus und schlüpfte in ein hübsches Kleid und ihre weißen Schuhe.

»Sie werden ihm bestimmt gefallen.« Lina strahlte ihren Liebling an. »Seien Sie bloß ein bisschen nett zu ihm, Baroness.«

»Ich werde ihn fragen, was er vom letzten Länderspiel hält, wer immer auch gespielt haben mag. Und dann werde ich sehr interessiert zuhören, an den passenden Stellen nicken und Oh sagen, und er wird mich für ein kluges und vernünftiges Mädchen halten.«

»Männer reden nun mal gern über ihre Interessen, und es ist besser, wenn sich einer für Fußball anstatt für Frauen interessiert.«

»Das eine schließt das andere nicht aus. Gehen wir also, Lina.«

»Lächeln Sie. Und seien Sie nett zu ihm. Es wäre doch schön, wenn er Sie heiraten würde.«

»Wo ich sonst alle Aussichten habe, eine alte Jungfer zu werden«, meinte Astrid lachend. Sie sehnte sich nicht nach einem Ehemann und einer Familie, sie war mit dem Leben, das sie jetzt führte, vollkommen zufrieden. Warum nur konnte ihre Familie das nicht einsehen? Alle taten so, als sei es eine Schande, dass sie noch unverheiratet war.

Eberhard von Barkenhorst schnellte aus dem Sessel hoch, als sie in den Salon trat. Er musterte sie prüfend und verneigte sich dann strahlend.

»Ich bin entzückt, Sie wiederzusehen, Astrid. Sie haben sich zu einer wahren Schönheit entwickelt, hahaha.«

»Hahaha«, stieß Astrid wie ein Echo hervor, als sie ihm die Hand gab.

Ihre Mutter schloss entsetzt die Augen. Barkenhorst war kein großes Kirchenlicht, aber deshalb brauchte Astrid ihn doch nicht auf den Arm zu nehmen. Er sah gut aus, fand sie, ein athletisch gebauter Mann, dem man ansah, dass er viel Zeit unter freiem Himmel verbrachte.

»Setzen Sie sich wieder«, forderte Astrid ihn auf.

»Danke.« Eberhard von Barkenhorst schaute sie verstohlen an. »Sehen uns viel zu selten«, stellte er dann fest. »Müssten das ändern. Wenn Sie gestatten, würde ich gern häufiger kommen.«

Warum redet er nicht wie ein vernünftiger Mensch?, dachte Astrid.

»Hätte nichts dagegen«, erwiderte sie in der gleichen Art sehr ernsthaft. Nur das belustigte Funkeln ihrer Augen passte nicht dazu. »Freue mich immer über lieben Besuch. Was halten Sie vom letzten Länderspiel? War es nicht eine Katastrophe? Dieser Torwart ...«

»Wie richtig, ganz meiner Meinung.« Eberhard von Barkenhorst lebte richtig auf. »Wenn ich daran denke, welche Chance dieser Idiot in der dreizehnten Minute hatte ...« Er erklärte Astrid genau, was alles falsch gemacht worden war. Es war sehr viel.

Er merkte nicht, dass Baronin Henriette mehrfach verstohlen gähnte.

»Ich schau mal in der Küche nach, ob der Kuchen fertig ist.« Baronin Henriette lächelte verkrampft, als sie eilig hinausging. Was für ein Glück, dass Wolfgang sich nicht für Fußball interessiert, dachte sie.

»Wie steht es drinnen?«, fragte Mamsell Lina in der vertraulichen Art, die sie sich gelegentlich erlaubte.

»Er scheint begeistert von ihr zu sein. Sie sprechen über Fußball, das heißt, er spricht, und sie hört zu.«

»Dann unterhält er sich gut. Männer können ja nicht zuhören, sie wollen immer selbst reden ...«

»War ein wunderbarer Nachmittag«, schwärmte Eberhard von Barkenhorst, als er sich später verabschiedete. »Trifft man selten, dass ein Mädchen sich für Fußball interessiert.«

»Die meisten Mädchen sind zu intelligent dafür«, meinte Astrid harmlos.

»Wie meinen Sie das?«, fragte Eberhard von Barkenhorst verwundert.

»Hübsches Auto. Neu?«, lenkte Astrid ab.

Das war das zweite Thema, über das Eberhard etwas zu sagen wusste. Er begann sofort, die Vorzüge seines Autos zu rühmen, als hätte er es selbst konstruiert.

Astrid atmete auf, als er endlich abgefahren war.

»Dass ein Mensch solch eine Nervensäge sein kann«, sagte sie seufzend, als sie ins Wohnzimmer zurückgekehrt war.

»Er ist ... in seiner Art äußerst ... nett.«

»In seiner Art«, wiederholte Astrid die Einschränkung ihrer Mutter. »Er sollte einen Fußball heiraten, dann wäre er wahrscheinlich glücklich. Mein Gott, wie wichtig er diesen Unsinn nimmt!«

»Ich habe ihn für Sonntag zum Mittagessen eingeladen.«

»Zum Mittagessen?« Astrid schüttelte ungläubig den Kopf. »Dann bleibt er einen halben Tag bei uns? Wie soll ich das überstehen?«

»Stell dich nicht so an. Herr von Barkenhorst ist ein netter Mensch. Er hat vielleicht etwas einseitige Interessen, aber ...« Der Baronin fiel nicht ein, was sie zu seiner Entschuldigung sagen konnte.

»Es war ein Fehler, nett zu ihm zu sein«, sagte Astrid. »Jetzt glaubt er womöglich, er könne hier einheiraten.«

»Er soll ein sehr tüchtiger Landwirt sein. Und ewig kann dein Vater Gummershoff auch nicht bewirtschaften.«

»Das ist kein Grund für mich, Barkenhorst zu heiraten. Am Sonntag werde ich es ihm sagen.«

»Das wirst du nicht tun! Warum stößt du alle netten jungen Männer vor den Kopf, die sich für dich interessieren?«

»Weil sie nur jung sind, aber nicht nett. Vielleicht liegt es an mir, ich weiß es nicht, aber was ich bisher von der männlichen Hälfte unserer Menschheit kennengelernt habe, gefällt mir herzlich wenig.«

»Weil du zu viel verlangst. Du stellst Ansprüche, die sich einfach nicht verwirklichen lassen. Man muss Kompromisse schließen. Auf jeden Fall wirst du am Sonntag zu Herrn von Barkenhorst nett sein.«

Astrid wusste es besser. Sie lief nach oben, um sich wieder umzuziehen.

♥♥♥

In der Nacht wachte Astrid von einem Gewitter auf. Ein Donnerschlag hatte das ganze Haus erbeben lassen, und einen Moment befürchtete sie schon, es hätte im Haus eingeschlagen. Es regnete noch nicht, die Luft war erstickend drückend.

Astrid öffnete die Fensterflügel weit und beugte sich hinaus. Was war das? Ein Feuerschein? Sie konnte die Flammen nicht sehen, nur ihren Widerschein in den Kronen der Bäume. Der Brandherd musste auf der anderen Seite des Hauses liegen.

Auf dem Korridor traf Astrid ihren Vater.

»Es brennt irgendwo«, rief Wolfgang von Gummershoff ihr zu. Er riss einen Vorhang zur Seite, schaute hinaus und erstarrte.

»Die Scheune«, flüsterte er. »Die Flammen dürfen nicht auf die Stallungen übergreifen ... Unsere Maschinen ...« Sie standen fast alle in der Scheune.

Das Vieh begann ängstlich zu werden, die Kühe muhten und klirrten mit ihren Ketten.

Im Dorf ertönte die Feuerglocke. Offenbar hatte man dort den Brand schon bemerkt. Astrid lauschte einen Moment, dann lief sie in ihr Zimmer zurück, um sich anzuziehen. Wenn es doch nur regnen würde!

Pausenlos zuckten die Blitze herunter, unmittelbar gefolgt vom Donner. Das Gewitter musste direkt über ihnen sein. Kein Lufthauch regte sich.

Die Knechte waren aus ihren Häusern gekommen, aber es war klar, dass sie nichts tun konnten, um die Scheune zu retten.

»Die Maschinen!« Baron Wolfgang lief hin und her. Doch es war unmöglich, die neuen, teuren Maschinen herauszuholen. Man konnte sich der Scheune kaum nähern, so unerträglich stark war die Hitze, die von dem Brand ausging.

»Der Stall! Herr Baron, das Dach brennt!« Ein Knecht packte Wolfgang von Gummershoffs Arm und presste ihn in seiner Erregung so stark, dass der Mann unwillkürlich aufschrie. »Wir müssen das Vieh retten!«

Wenn doch bloß die freiwillige Feuerwehr erst da wäre, dachte der Baron. Sie waren nicht genug Leute, um eine Kette für die Eimer mit Löschwasser zu bilden. Das Strohdach des Stalles brannte wie Zunder.

Ein paar beherzte Knechte waren in den Stall gestürmt und bemühten sich, die dort untergebrachten Kühe ins Freie zu führen. Die zu Tode geängstigten Tiere weigerten sich, sie schlugen aus und stießen mit den Hörnern nach ihren Rettern.

Die Zeit drängte. Ein Teil des Daches fiel herunter, und der Krach vermengte sich mit den Todesschreien der verbrennenden Tiere.

Die Knechte taumelten ins Freie, die Gesichter rauchgeschwärzt. Einer riss sich sein Hemd vom Leibe, ein anderer warf sich ins Gras und wälzte sich, um den Brand an seinen Kleidern zu ersticken.