Die Welt der Ptavv - Larry Niven - E-Book

Die Welt der Ptavv E-Book

Larry Niven

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Beschreibung

Larry Nivens Debütroman - ein rasantes Science-Fiction-Abenteuer, der Beginn eines ganzen Universums!

Die Erde im 22. Jahrhundert: Aus dem Meer wird ein seltsames Relikt geborgen. Bald stellt sich heraus, dass es sich dabei um einen Außerirdischen handelt. Myriaden von Jahren war er in einem Stasisfeld gefangen, nun kennt er nur ein Ziel: die Menschheit zu versklaven. Der Wissenschaftler Larry Greenberg nimmt telepathischen Kontakt zu dem Wesen auf. Doch etwas läuft schief - und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt!

Vor über 50 Jahren entstanden, bildet dieser Roman die Anfänge des als "Known Space" bekannten Universums, in dem auch die Ringwelt angesiedelt ist. In der actiongeladenen Story zeigen sich bereits Nivens eigenständiger Weltenbau, seine vielfältigen technischen Ideen und die plastische Darstellung außerirdischer Spezies. Auch einige wichtige Figuren des Ringwelt-Universums werden bereits eingeführt.

Erleben Sie den Ursprung eines Klassikers der Hard-SF! Die ungekürzte Fassung des Scifi-Kultromans ist jetzt endlich wieder verfügbar: als eBook bei beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen.

Der Roman erschien auf deutsch bereits in gekürzter Form unter dem Namen "Das Doppelhirn".

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 361

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Inhalt

Cover

Larry Niven bei Bastei Lübbe

Über dieses Buch

Über den Autor

Titel

Impressum

VORWORT DES ÜBERSETZERS

EINS

ZWEI

DREI

VIER

FÜNF

SECHS

SIEBEN

ACHT

NEUN

ZEHN

ELF

ZWÖLF

DREIZEHN

VIERZEHN

FÜNFZEHN

SECHZEHN

SIEBZEHN

ACHTZEHN

NEUNZEHN

ZWANZIG

EINUNDZWANZIG

Leseprobe - Die Flotte der Puppenspieler

Larry Niven bei Bastei Lübbe

Der Ringwelt-Zyklus:

Ringwelt / Ringwelt Ingenieure. Doppelband, 2016 (Dt. Erstausgabe 1972 / 1982)

Ringwelt Thron / Hüter der Ringwelt. Doppelband, 2017 (Dt. Erstausgabe 1998 / 2006)

Weitere Romane im Known Space:

Die Welt der Ptavv. 2018 (auch als „Das Doppelhirn“ erschienen, Dt. Erstausgabe 1977)

Ein Geschenk der Erde. 2018 (auch als „Planet der Verlorenen“ erschienen, Dt. Erstausgabe 1977)

Protector – Brennans Legende. 2018 (auch als „Der Baum des Lebens“ erschienen, Dt. Erstausgabe 1975)

Der Weltenflotte-Zyklus (Known Space):

Weltenwandler. 2014 (Dt. Erstausgabe 2008)

Die Flotte der Puppenspieler. 2014 (Dt. Erstausgabe 2008)

Der Krieg der Puppenspieler. 2011

Verrat der Welten. 2012

Das Schicksal der Ringwelt. 2014

Über dieses Buch

Die Erde im 22. Jahrhundert: Aus dem Meer wird ein seltsames Relikt geborgen. Bald stellt sich heraus, dass es sich dabei um einen Außerirdischen handelt. Myriaden von Jahren war er in einem Stasisfeld gefangen, nun kennt er nur ein Ziel: die Menschheit zu versklaven. Der Wissenschaftler Larry Greenberg nimmt telepathischen Kontakt zu dem Wesen auf. Doch etwas läuft schief – und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt!

Vor über 50 Jahren entstanden, bildet dieser Roman die Anfänge des als „Known Space“ bekannten Universums, in dem auch die Ringwelt angesiedelt ist. In der actiongeladenen Story zeigen sich bereits Nivens eigenständiger Weltenbau, seine vielfältigen technischen Ideen und die plastische Darstellung außerirdischer Spezies. Auch einige wichtige Figuren des Ringwelt-Universums werden bereits eingeführt.

Über den Autor

Larry Niven wurde 1938 in Los Angeles, Kalifornien geboren. 1956 schrieb er sich am Institute of Technology in Kalifornien ein, um es ein Jahr später wieder zu verlassen. Ein halbes Jahr später entdeckte er einen alten Buchladen voll mit bereits gelesenen Science-Fiction Magazinen, die ihn inspirierten, selbst etwas zu schreiben. Nachdem er sein Mathematik-Psychologie-Studium 1962 an der Washburn University, Kansas, beendet hatte, begann Larry Niven nun endgültig sich seiner Leidenschaft hinzugeben. Seine erste veröffentlichte Geschichte „The Coldest Place“ erschien in der Dezember-Ausgabe von 1964 Worlds of If.

Larry Niven gehört zu den großen Altmeistern des Genres. Er hat im Laufe seiner Karriere mehrmals die bedeutendsten Preise der Science Fiction, den Hugo- und den Nebula-Award, gewonnen, unter anderem für den Roman „Ringwelt“, der als ein Meilenstein der modernen fantastischen Literatur gilt. Mit der Romanserie um das „Ringweltuniversum“ hat er wahrscheinlich die populärste SF-Serie aller Zeiten geschaffen.

Larry Niven

Die Welt der Ptavv

Ein Roman aus dem Ringwelt-Universum

Aus dem amerikanischen Englisch von Rainer Schumacher

beBEYOND

Digitale Erstausgabe

»be« – Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Für die Originalausgabe:

Copyright © 1966 by Larry Niven

Titel der amerikanischen Originalausgabe: World of Ptavvs

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Der Roman erschien 1977 in leicht gekürzter Fassung unter dem Titel „Das Doppelhirn“, 2000 ungekürzt unter dem Titel „Die Welt der Ptavv“. Für diese Ausgabe wurde der Text korrigiert und der neuen Rechtschreibung angepasst.

Textredaktion: Ruggero Lèo / Stefan Bauer

Covergestaltung: Guter Punkt, München | www.guter-punkt.de unter Verwendung eines Motives © thinkstock: RomoloTavani

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-6417-0

Dieses eBook enthält eine Leseprobe des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes „Die Flotte der Puppenspieler“ von Larry Niven und Edward M. Lerner.

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2007 by Larry Niven and Edward M. Lerner

Titel der amerikanischen Originalausgabe: „Fleet of Worlds“

Published by arrangement with Larry Niven and Edward M. Lerner

This book was negotiated through Literary Agency Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Andrea Kalbe / Ruggero Leò

Übersetzung: Ulf Ritgen

Covergestaltung: Massimo Peter-Bille unter Verwendung eines Motives © shutterstock: sdecoret

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

VORWORT DES ÜBERSETZERS

Als Larry Niven im Jahre 1965 ›Die Welt der Ptavv‹ veröffentlichte, seinen ersten Roman, wurde damit der ›Known Space‹, der Bekannte Weltraum, ins Leben gerufen – ein Universum, in dessen Rahmen solche Klassiker wie ›Ringwelt‹ und ›Die Ringwelt-Ingenieure‹ gehören. Nun liegt auch endlich der erste Roman in einer Neubearbeitung und zum ersten Mal vollständig vor.

Die ›Welt der Ptavv‹ ist ein vergleichsweise alter Roman, und fünfunddreißig Jahre alte Science-Fiction lässt einen heutigen Leser meist nur noch schmunzeln. Dass Larry Nivens Werk jedoch nach wie vor Spannung zu erzeugen vermag, spricht eindeutig für das zeitlose Können des Autors. Ich habe bei der Bearbeitung bewusst darauf verzichtet, vermeintliche ›Altertümlichkeiten‹ zu korrigieren, um den Charme der Geschichte nicht zu zerstören. Der Roman ist mit dem Wissen der frühen sechziger Jahre geschrieben worden, und so mag es nicht verwundern, dass beispielsweise der Neptun nur über zwei, statt wie heute bekannt über acht Monde verfügt. Lediglich einmal musste ich lächeln und habe eingegriffen, nämlich als vom kommunistischen Ostdeutschland die Rede war, welches in ferner Zukunft das freie Berlin umschließt. Da dies gerade dem deutschen Leser befremdlich erscheinen würde, habe ich die entsprechende Stelle in ein Gespräch über die Vergangenheit verwandelt, ohne den Sinn der Szene zu beeinträchtigen. Ansonsten ist alles geblieben, wie es war, und macht genauso viel Spaß wie eh und je bei Larry Niven. Um es mit den Worten von Lucas Garner, einem der Helden des Romans, zu sagen: »Ich habe (für die Zukunft) trainiert. Seit Jahrzehnten lese ich schon Science-Fiction.«

Troisdorf, den 1. Mai 2000

Rainer Schumacher

EINS

Es gab einen Augenblick so kurz, dass er niemals richtig gemessen worden war, doch immer war er zu lang. In diesem einen Augenblick schien es, als würde ihm jeder Geist im Universum seine tiefsten Gefühle entgegenschreien – jeder Geist, der jemals war und jemals sein würde.

Dann war es vorüber. Die Sterne hatten sich wieder verändert.

Selbst für jemanden wie Kzanol, einen außergewöhnlich guten Astrogator, wäre es sinnlos gewesen, die genaue Position des Schiffes auch nur zu schätzen. Bei 0,93c, jener Geschwindigkeit, bei der die durchschnittliche Masse des Universums groß genug wurde, dass ein Schiff in den Hyperraum eintreten konnte, waren die Sterne schon nicht mehr wiederzuerkennen. Vor ihnen brannten sie in einem schmerzhaft hellen blauweißen Licht, während sie hinter ihnen mattrot glühten wie ein verlöschendes Kohlenfeuer. Rechts und links des Schiffes wiederum war das Licht so weit zusammengepresst, dass die Sterne wie winzige, schwach leuchtende Linsen wirkten. Kzanol saugte an seinem Gnal, bis das Schiffsgehirn ein dumpfes Geräusch von sich gab; dann sah er nach.

Der Hirnschirm sagte: »Geschätzte Reisedauer für die Reise zurück nach Thrintun: 1,72 Tage.«

Das ist nicht gut, entschied Kzanol. Er hätte viel näher an Thrintun aus dem Hyperraum kommen sollen; doch spielte Glück stets eine größere Rolle als Können, wenn es um Ankunftszeit und -ort eines Hyperraumschiffs ging. Das Prinzip der Ungewissheit ist das Gesetz des Hyperraums. Es gab keinen Grund, ungeduldig zu sein. Es würde noch mehrere Stunden dauern, bis der Fusor die Batterie wieder aufgeladen hatte.

Kzanol schwang seinen Stuhl herum, so dass er die Sternenkarte auf der Rückwand sehen konnte. Die Saphirnadel schien mit ihrem Funkeln die gesamte Kabine zu erhellen. Einen Augenblick lang sonnte er sich in ihrem Licht, dem Strahlen unbegrenzten Reichtums. Dann sprang er auf und begann, auf der Tastatur des Schiffsgehirns zu tippen.

Aber natürlich gab es doch einen Grund, ungeduldig zu sein! In eben diesem Augenblick könnte ein anderer Thrint ihn überholen und Kzanols Preis in Besitz nehmen, wenn dieser Thrint eine ähnliche Karte besaß und eine Nadel an die gleiche Stelle gesteckt hatte wie Kzanol seinen Saphir. Eine ganze Sklavenwelt, über die er für den Rest seines Lebens herrschen würde ... das war sein rechtmäßiges Eigentum ... aber nur, wenn er Thrintun als erster erreichte.

Er gab ein: »Wie lange dauert es, die Batterie wieder aufzuladen?«

Das Schiffsgehirn antwortete beinahe sofort, doch Kzanol sollte die Antwort nie erfahren.

Plötzlich drang ein grelles Licht durchs hintere Fenster. Kzanols Stuhl verwandelte sich in eine Liege; ein lauter Ton erklang, und Druck baute sich auf – ein schrecklicher Druck. Das Schiff hätte niemals so schnell beschleunigen dürfen. Der Vorfall dauerte ungefähr fünf Sekunden. Dann ...

Ein Geräusch ertönte, das fast so klang, als zerquetsche eine schwere Eisentür Kzanols Schiff zwischen Tür und Wand.

Der Druck ließ nach. Kzanol stand wieder auf und blickte durch das hintere Fenster auf eine weißglühende Wolke, wo einst sein Fusor gewesen war. Eine Maschine besaß keinen Geist, in dem man hätte lesen können; man wusste nie, wann sie einen betrog ...

Das Schiffsgehirn gab ein dumpfes Pochen von sich.

Kzanol las: »Zeit zum Wiederaufladen der Batterie:« gefolgt von einer spiralförmigen Hieroglyphe, dem Zeichen der Unendlichkeit.

Das Gesicht an die Scheibe aus geschmolzenem Diamant gepresst beobachtete Kzanol, wie sich die brennende Energie des Reaktors zwischen den Sternen verteilte. Das Schiffsgehirn musste ihn abgestoßen haben, als der Zustand kritisch geworden war. Das war auch der Grund dafür, warum das Schiff den Fusor eine halbe Meile hinter sich hergeschleppt hatte: weil ein Fusor bisweilen dazu neigte zu explodieren. Kurz bevor der Reaktor außer Sichtweite verschwand, flammte er noch einmal auf, heller als jede Sonne.

Poch sagte das Schiffsgehirn. Kzanol las: »Neuberechnung der Reisezeit nach Thrintun:« gefolgt von einer spiralförmigen Hieroglyphe.

Die Druckwelle der entfernten Explosion erreichte das Schiff. Wieder klang es wie eine zuschlagende Tür.

Nun gab es keinen Grund mehr zur Eile. Lange Zeit stand Kzanol vor seiner Wandkarte und starrte auf die Saphirnadel.

Der winzige Stern in dem kleinen Edelstein zwinkerte ihm zu; er sprach von zwei Milliarden Sklaven und einer vollständig industrialisierten Welt, die nur darauf wartete, Kzanol zu dienen. Er sprach von mehr Macht und Reichtum als selbst Kzanols Großvater, der große Racarliw, sich je erträumt hatte; er sprach von Hunderten von Weibchen und Zehntausenden von Dienern, die ihm ein ganzes langes, faules Leben lang jeden Wunsch von den Augen abgelesen hätten. Die Fresstentakel in Kzanols Mundwinkeln wanden sich unbewusst wie kampfbereite Erdwürmer. Ein Gefühl sinnloser Reue erfüllte ihn.

Kzanols Großvater hätte die Plantage verkaufen sollen, als Plorns Tnuctipun-Sklaven die Antischwerkraft entdeckt hatten. Man hätte Plorn zur rechten Zeit ermorden sollen, und Kzanol wäre besser auf Thrintun geblieben, selbst wenn das bedeutet hätte, dass er für seinen Lebensunterhalt hätte arbeiten müssen. Von seinem letzten Handelsgut, der Saphirnadel, hätte er sich einen Ersatzfusor kaufen sollen anstatt eines Extraanzugs, einer Luxusdruckliege und neuer Duftfilter für die Lufterneuerungsanlage.

Er erinnerte sich an einen Tag, als er eine blaugrüne Plastikschnur umklammert hatte, die ihn entweder zu einem Raumschiffbesitzer oder zu einem mittellosen Arbeitssuchenden hätte machen können. Gebeugte, dürre weiße Gestalten waren um ihn herum gerast: mutierte Rennvirpin, die schnellsten Tiere der Galaxis. Aber im Namen des Willens! Kzanols Virpin war schneller als alle anderen. Wenn er doch nur diese Schnur weggeworfen hätte ...

Kurz durchlebte er noch einmal sein Leben auf der riesigen Flugbaumplantage, wo er aufgewachsen war. Kzathit Fahrscheite, das Unternehmen mit dem Monopol auf feste Treibstoffscheite, war für immer verloren. Wenn er jetzt doch nur dort wäre ...

Doch nun diente die Plantage seit fast schon zehn Jahren als Raumhafen.

Kzanol ging zum Spind und zog seinen Anzug an. Für den Fall, dass der Anzug versagen würde, hatte er noch einen Ersatzanzug gekauft. Dumm, dumm, dumm. Wenn der erste versagte, wäre er ohnehin sofort tot gewesen.

Mit einem seiner dicken Finger strich Kzanol über den Panikknopf auf seiner Brust. Er würde ihn schon bald benutzen müssen, aber noch nicht. Zunächst musste er einige Dinge erledigen. Er wollte alles tun, um seine Überlebenschance zu erhöhen.

Am Schiffsgehirn gab er ein: »Berechne einen Kurs zum nächstgelegenen, zivilisierten Planeten, und gib die Reisezeit aus.«

Das Schiffsgehirn schnurrte glücklich. Manchmal glaubte Kzanol, es sei nur glücklich, wenn es hart arbeiten konnte. Schon oft hatte er versucht, die Gedanken der gefühllosen Maschine zu erahnen. Es ärgerte ihn, dass er sie nicht lesen konnte. Manchmal machte er sich sogar Sorgen, weil er ihr nur über die Tastatur Befehle erteilen konnte. Vielleicht ist das Gehirn einfach zu fremd, sinnierte er. Bislang waren Gehirne wie dieses die einzige protoplasmische Lebensform, die die Thrint je entdeckt hatten. Während er auf die Antwort wartete, überprüfte er den Rettungsschalter auf seinem Rücken.

Er hatte keine Chance; doch das war die geringste seiner Sorgen. Wenn er den Panikknopf betätigte, würde das Stasisfeld seines Anzugs aktiviert werden, und innerhalb des Anzugs würde die Zeit stillstehen. Nur der Rettungsschalter würde aus dem Feld herausragen. Nur ein potentieller Retter, nicht Kzanol selbst, würde ihn erreichen können.

Poch! sagte der Schirm. »Keine Lösung.«

Unsinn! Die Batterie besaß ein geradezu ungeheures Potential. Selbst nach einem Hyperraumsprung müsste sie noch genügend Energie besitzen, um das Schiff auf einen zivilisierten Planeten auszurichten. Warum also sollte das Gehirn ...?

Dann verstand er. Das Schiff besaß vielleicht noch die nötige Energie, um verschiedene Welten zu erreichen, doch nicht mehr genügend Kraft, um abzubremsen. Nun, das war egal. Geschützt durch sein Stasisfeld kümmerte es Kzanol nicht, wie hart er aufschlug. Er gab ein: »Reduzierung der Geschwindigkeit bei Ankunft nicht beachten. Berechne Kurs für jedweden zivilisierten Planeten. Minimale Reisezeit.«

Wenige Sekunden später erschien die Antwort. »Reisezeit nach Awtprun: 72 Thrintun-Jahre 100,48 Tage.«

Awtprun. Nun, wo er landete, war gleichgültig; sobald jemand den Feldgenerator abschaltete, könnte er sich auf jedem x-beliebigen Schiff Richtung Thrintun einschiffen. Würde in den nächsten zweiundsiebzig Jahren ein anderer Prospektor Racarliwun entdecken? Wahrscheinlich.

Beim Geist des Willens! Rasch gab er ein: »Streiche Kurs nach Awtprun.« Dann ließ er sich angewidert ob seines knappen Entkommens wieder auf seine Liege zurücksinken.

Wäre er mit fast neun Zehntel der Lichtgeschwindigkeit auf Awtprun aufgeschlagen, hätte er bis zu einer Million Wesen umgebracht – und das nur, wenn er ein Meer und keine feste Landmasse getroffen hätte! Die Druckwelle hätte jedes fliegende Wesen in tausend Meilen Umkreis vom Himmel geholt, Land kahlgeschlagen, Inseln versinken lassen und Gebäude auf der halben Welt zerstört.

Für einen Fehler wie diesen hätte man ihn zum Tode nach einem Jahr Folter verurteilt. In den Händen einer telepathischen, wissenschaftlich hochentwickelten Spezies wie den Thrint war Folter etwas Furchtbares. Biologiestudenten würden zusehen und sich Notizen machen, während Mitglieder des Strafgerichts Kzanols Nervensystem mit Stimulatoren bearbeiten würden ...

Nach und nach wurde ihm das ganze Ausmaß des Dilemmas klar, in dem er sich befand. Er konnte auf keinem zivilisierten Planeten landen. Gut. Aber er konnte auch auf keinem Sklavenplaneten landen; dabei würde er nicht nur Milliarden wertvoller Sklaven töten, sondern vermutlich auch den ein oder anderen Aufseherpalast in Schutt verwandeln.

Vielleicht würde es ja ausreichen, ein System einfach zu durchfliegen. Vielleicht würde irgendjemand die vergrößerte Masse des Schiffs bemerken. Doch das wagte Kzanol nicht zu tun. Im Raum zu bleiben, war im wahrsten Sinne des Wortes undenkbar. Bevor er sich versah, könnte er aus der Galaxis hinausgeflogen sein! Vor seinem geistigen Auge sah er sich selbst für immer umhertreiben, verloren zwischen den galaktischen Inseln inmitten eines riesigen Universums. Langsam würde sich das Schiff auflösen, und schließlich würde intergalaktischer Staub auch den Rettungsschalter zu einem winzigen Punkt schleifen ... Nein!

Sanft rieb er sich die geschlossenen Augen mit seinen Fresstentakeln. Ob er auf einem Mond landen könnte? Wenn er den Mond hart genug traf, würde irgendjemand vielleicht den Blitz des Aufpralls sehen. Aber das Schiffsgehirn war nicht gut genug, um ihn auf diese Entfernung exakt zu einem solch kleinen Objekt zu bringen, zumal die Umlaufbahnen der meisten Monde sich ständig veränderten. Außerdem müsste er den Mond eines zivilisierten Planeten auswählen, und der nächste derartige Planet war Awtprun, und Awtprun war viel zu weit entfernt, als dass das Schiffsgehirn einen Kollisionskurs mit einem seiner Monde hätte berechnen können.

Und zu allem Überfluss, erkannte Kzanol, saugte er gerade auch noch an seinem letzten Gnal. Er saß auf seiner Liege und frönte dem Selbstmitleid; dann sprang er auf und begann, nervös auf und ab zu gehen.

Natürlich!

Mitten in der Kabine blieb er plötzlich stehen, dachte über seine Idee nach und suchte nach einem Fehler. Er fand keinen. Eilig tippte er auf der Tastatur: »Berechne einen Kurs für einen Nahrungsplaneten bei minimaler Reisezeit. Schiff muss bei der Ankunft nicht abbremsen. Einzelheiten.«

Entspannt ließ er die Fresstentakel hängen. Alles würde wieder gut werden, dachte er; Kzanol war fest davon überzeugt.

ZWEI

Es gibt nur wenige Planeten in der Galaxis, die für protoplasmische Lebensformen bewohnbar sind. Die Natur erschafft eine geradezu maßlose Menge an unterschiedlichen Lebensbedingungen. Um eine Zusammensetzung der Atmosphäre zu garantieren, wie sie für protoplasmische Lebensformen geeignet ist, muss sich ein Planet im exakt richtigen Abstand zu einer Sonne der Klasse G befinden, und er muss exakt die richtige Größe und einen überdimensionierten Mond besitzen. Der Zweck dieses großen Mondes ist es, den Planeten eines Großteils seiner Atmosphäre zu berauben – im Allgemeinen so um die neunundneunzig Prozent. Ohne einen solchen Mond wäre eine ansonsten durchaus bewohnbare Welt erschreckend unbewohnbar. Der Luftdruck wäre unerträglich hoch, und die Temperatur gliche der eines Glutofens.

Von den zweihundertneunzehn bewohnbaren Welten, die die Thrint entdeckt hatten, existierte auf vierundsechzig Leben. Auf siebzehn war das Leben intelligent – oder auf achtzehn, wenn man großzügig war. Die hundertfünfundfünfzig anderen, leeren Welten mussten erst besät werden. Nach einem sehr, sehr langen Wachstumsprozess wären sie dann bereit, um von den Thrint übernommen zu werden. Doch auch in der Zwischenzeit hatten sie ihren Nutzen.

Sie konnten mit der Nahrungshefe besät werden, die die Tnuctipun entwickelt hatten. Nach mehreren Jahrhunderten mutierte die Hefe für gewöhnlich, aber bis dahin war die Welt ein Nahrungsplanet mit ganzen Ozeanen voll der billigsten Nahrung der Galaxis. Natürlich aßen nur Sklaven diese Art von Nahrung, doch Sklaven gab es ja genug.

Überall in der Galaxis verstreut existierten Nahrungsplaneten, um die Sklavenwelten zu versorgen. Der Palast des Aufsehers eines solchen Planeten befand sich stets auf dem Mond. Wer wollte schon auf einer Welt mit ödem Land und schaumigen Meeren leben? Ganz zu schweigen von der Gefahr, dass durch Siedler irgendwelche Bakterien eingeschleppt werden konnten, die die Nahrungshefe kontaminieren würden. Deshalb beaufsichtigte man die Nahrungswelten ausschließlich von ihren Monden aus.

Nachdem die Hefe dahingehend mutiert war, dass sie nicht mehr essbar war – noch nicht einmal für einen Sklaven –, pflegte man die entsprechende Welt mit hefefressenden Weißnahrungsherden zu besäen. Weißnahrung fraß alles, und stellte eine gute Fleischquelle dar. Doch trotz der Veränderungen wurde der Planet weiterhin vom Mond aus beaufsichtigt. Bei seiner gegenwärtigen Geschwindigkeit würde Kzanol hart genug auf einem solchen Planeten aufschlagen, um eine riesige, weißglühende Gaswolke zu erzeugen. Explodierende Felsbrocken und Flammen würden bis in die obersten Schichten der Atmosphäre hinauffliegen, ein deutlich erkennbarer Beleg eines Absturzes selbst für den Beobachter auf dem fernen Mond. Außerdem würde der riesige Einschlagskrater über Tage hinweg glühen.

Zwar würde Kzanol letzten Endes vermutlich unter der Erde zum Stillstand kommen, doch nicht allzu tief.

Jeder Meteorit treibt beim Aufprall heiße Luft und geschmolzenen Fels vor sich her, die ihn kurz nach dem Einschlag wieder hinaus ins Freie schleudern, und seine Bruchstücke pflegen sich für gewöhnlich über ein großes Areal zu verteilen. Geschützt durch sein Stasisfeld würde auch Kzanol wieder hinausgeschleudert werden, und beim zweiten Aufprall würde er nicht mehr so tief in die Erde eindringen. Der Aufseher des Nahrungsplaneten würde ihn sofort finden können, egal welche Instrumente er auch immer zur Suche verwenden mochte. Stasisfelder waren die einzig bekannten, perfekten Reflektoren.

Das Schiffsgehirn unterbrach seine Berechnungen. »Nächstgelegener Nahrungsplanet ist F124. Geschätzte Reisezeit 202 Jahre und 91,4 Tage.«

Kzanol gab ein: »Zeig mir F124 und sein System.«

Auf dem Bildschirm erschienen einige Lichtflecken. Einer nach dem anderen wurden die Hauptplaneten des Systems vergrößert und ihre dazugehörigen Monde. F124 war ein dampfender, sich rasch drehender Ball: ein typischer Nahrungsplanet, auch wenn die Rotation des Mondes nahezu Null betrug. Der Mond schien überdimensional groß zu sein, doch auch ungewöhnlich weit entfernt. Einer der äußeren Planeten ließ Kzanol bewundernd auf den Schirm starren. Er besaß Ringe! Große, fantastische Ringe! Kzanol wartete, bis alle wichtigen Planeten des Systems auf der Anzeige erschienen. Als dann schließlich auch noch die Asteroiden nach Größe geordnet aufgeführt wurden, gab er ein: »Genug. Folge Kurs zu F124.«

Den Helm hatte er noch nicht angezogen; doch abgesehen davon war er vollständig für den langen Schlaf gerüstet. Er spürte, wie das Schiff beschleunigte, oder genauer: Er spürte die Vibrationen, die vom Hochfahren der Triebwerke herrührten. Das Schwerkraftfeld der Kabine kompensierte die erhöhten g-Werte. Kzanol griff nach dem Helm, setzte ihn auf, änderte seine Meinung wieder und nahm ihn ab. Dann ging er zur Wand, riss die Sternenkarte ab, rollte sie zusammen und steckte sie in den Anzug. Schließlich wollte er gerade wieder den Helm aufsetzen, als er begann, sich Fragen zu stellen.

Sein Retter würde eine beträchtliche Summe für den altruistischen Akt der Rettung verlangen. Aber was wäre, wenn die Belohnung ihn nicht zufriedenstellen würde? Wenn er ein typischer Thrint war, würde er zunächst die Karte an sich nehmen, sobald er sie sah. Immerhin gab es kein Gesetz, das so etwas verbot. Kzanol sollte sie sich lieber einprägen.

Aber es gab noch eine bessere Lösung.

Ja! Kzanol eilte zum Spind und nahm den zweiten Anzug heraus, in dessen Ärmel er die Karte verstaute. Er war geradezu begeistert von seiner Idee. In dem leeren Anzug gab es genug freien Platz. Entschlossen stapfte Kzanol durch die Kabine und suchte seine Schätze zusammen, wie zum Beispiel den Verstärkerhelm, das allgemeine Symbol von Macht und Herrschertum, das einst seinem Großvater gehört hatte; ein unförmiges Gerät, das dazu diente, den Willen – jene angeborene Fähigkeit der Thrint, mit deren Hilfe sie zwanzig bis dreißig Sklaven auf telepathischem Weg kontrollieren konnten – derart zu verstärken, dass ein einzelner Thrint in der Lage war, einen ganzen Planeten kraft seines Geistes zu beherrschen. Auch griff Kzanol nach dem Abschiedsgeschenk seines Bruders: einem Desintegrator mit handgeschnitztem Griff. Allerdings legte er ihn kurz darauf wieder beiseite, als ihm noch etwas anderes einfiel, was er unbedingt in Sicherheit wissen wollte: seine Statuen von Ptul und Myxylomat. Mochten sie einander niemals über den Weg laufen! Doch vermutlich wären beide Weibchen schon längst tot, wenn er wieder erwachen würde – es sei denn, ein Freund legte sie bis zu seiner Rückkehr in Stasis. Schließlich zog er sich seine Uhr mit dem Diamantlaufwerk aus, die stets zu langsam ging, egal wie oft sie repariert wurde. Für die Reise nach F124 brauchte er sie nicht, und für gewöhnlich trug er sie ohnehin nur bei formellen Anlässen. Zu guter Letzt wickelte er all diese Wertsachen in seine Ersatzroben und steckte sie in den Anzug.

Es war noch Platz frei.

Aus irgendeiner Laune heraus rief er den kleinen Racarliw-Sklaven aus dem Lagerraum herbei und befahl ihm, in den Anzug zu klettern. Dann drehte er den Helm fest und drückte den Panikknopf. Der Anzug sah wie ein verrückter Spiegel aus. Die Falten waren nach wie vor zu sehen, doch von einem Augenblick auf den anderen war er härter und starrer als Diamant. Kzanol stellte ihn in eine Ecke, klopfte liebevoll auf den Helm und ging.

»Streiche gegenwärtigen Kurs nach F124«, befahl er dem Schiffsgehirn. »Berechne und folge dem schnellsten Kurs nach F124 und verwende dafür nur die Hälfte der verbliebenen Energie. Schließe alle notwendigen Manöver, die Energie benötigen, innerhalb des nächsten Tages ab.«

Einen Tag später litt Kzanol unter schwachen Gnal-Entzugserscheinungen. Er tat alles Mögliche, um sich von dem Verlangen abzulenken.

Tatsächlich hatte er gerade ein Experiment abgeschlossen. Er hatte das Stasisfeld des zweiten Anzugs abgeschaltet, den Desintegrator doch noch hineingesteckt – in den Handschuh, um genau zu sein – und das Feld wieder eingeschaltet. Das Stasisfeld hatte sich lückenlos um die veränderte Form geschlossen, als wäre nichts geschehen.

Dann schaltete sich der Antrieb ab. Sichtlich erleichtert ging Kzanol zum Schiffsgehirn und schrieb: »Berechne schnellsten Kurs zum achten Planeten von F124. Warte einen halben Tag, dann folge diesem Kurs.« Er legte seinen Anzug an, den er über Nacht ausgezogen hatte, schnappte sich einen weiteren Desintegrator und eine Drahtleine und stieg durch die Luftschleuse aus.

Irgendwelche letzten Gedanken?

Er hatte das Beste getan, was er tun konnte. Er fiel auf F124 zu. Das Schiff würde den unbeobachteten, unbewohnbaren achten Planeten erreichen, Jahre bevor Kzanol auf dem dritten aufschlug. Es würde einen schönen, großen Krater hinterlassen, der leicht zu entdecken wäre – auch wenn er eigentlich auf einen solchen Krater hätte verzichten können.

Allerdings bestand das Risiko, sinnierte Kzanol, dass die Reibung beim Eintritt in die Atmosphäre den Rettungsschalter aktivieren würde. Falls das geschah, würde er tief unter der Erde aufwachen, denn es dauerte eine Weile, bis das Feld vollständig zusammengefallen war. Doch mit seinem Desintegrator könnte er sich einen Weg an die Oberfläche bahnen. Kzanol legte seine dicken Finger auf den Panikknopf. Irgendwelche letzten Gedanken? wiederholte er.

Bedauernswerterweise nein.

Kzanol drückte den Panikknopf.

Larry Greenberg kletterte aus dem Kontaktfeld und stand auf. Seine Schritte hallten durch den großen Delphintank. Diesmal war er nicht desorientiert; er hatte keine Schwierigkeiten mit der Atmung, und er verspürte auch nicht das Verlangen, mit nicht vorhandenen Flossen zu paddeln. Das war allerdings nur natürlich, denn die Botschaft  war den anderen Weg gegangen.

Der Delphin mit Namen Charley lag auf dem Boden des Tanks. Durch das Gewicht seines eigenen Kontakthelms, den man speziell für ihn entwickelt hatte, war er abgesunken. Larry ging zu einer Stelle des Tanks, wo Charley ihn durch das Glas hindurch sehen konnte, doch Charley schien ins Leere zu blicken. Der Delphin zuckte am ganzen Leib. Larry beobachtete ihn besorgt; er wusste, dass die beiden Meeresbiologen inzwischen hinter ihm standen und genauso besorgt dreinblickten wie er. Dann hörte Charley auf zu zucken und stieg an die Oberfläche.

»Dasss war willld«, sagte Charley in seinem besten Donald-Duck-Akzent.

»Bist du in Ordnung?«, fragte einer der Meeresdoktoren. »Wir hatten das Feld auf niedrigste Energie eingestellt.«

»Sssicher, Billl. Mirrr geht’sss guttt. Aber das war wild. Ich habe das Gefühl, als müssste ich Arme und Beine haben und eine lange Nase über meinen Zzzähnen anstatt einem Loch im Kopf.« Egal wie seltsam Charleys Akzent auch klingen mochte, an seinem Vokabular war nichts auszusetzen. »Und ich verspüre dieses ssseltsame Verlangen, mit Larrys Frau Liiiebe zu machen.«

»Ich auch«, bemerkte Doktor Bill Slater, doch leise und mehr zu sich selbst.

Larry lachte. »Du lüsterner Fisch! Wage es ja nicht! Ich stehle dir sonst deine Kühe!«

»Wir tauschen unsere Weibchen?«, summte Charley, wedelte wild mit den Flossen und schoss durch den Tank. Delphingelächter. Er beendete seine Vorstellung, indem er senkrecht aus dem Wasser sprang und mit lautem Platschen auf dem Bauch landete. »Hat sich mein Akzent verbessert?«

Larry entschied, dass es sinnlos wäre, sich das Wasser abzuwischen, das über den Rand gespritzt war. Er war nass bis auf die Haut. »Wenn ich so darüber nachdenke ... Ja, er hat sich verbessert, sogar sehr.«

Charley wechselte ins Delphinische – oder ins Pidgin-Delphinische, das einen Frequenzbereich aufweist, den ein Mensch hören kann. Der Rest des Gesprächs wurde mit einer Mischung aus Quaken, Grunzen, ohrenbetäubend lauten Pfiffen und anderen rüden Geräuschen geführt. »Wann ist unsere nächste Sitzung, Kumpel im Geiste?«

Larry war eifrig damit beschäftigt, das Wasser aus seinen Haaren zu bekommen. »Ich weiß es nicht genau, Charley. Vermutlich in ein paar Wochen. Man hat mich gebeten, eine andere Aufgabe zu übernehmen. Du wirst genug Zeit haben, mit deinen Kollegen zu reden und ihnen alles zu erzählen, was du über uns Läufer herausgefunden hast, als du in meinen Gedanken warst.«

»Willst du wirklich, dass ich das tue? Jetzt mal im Ernst, Larry, ich würde gerne etwas mit dir bereden.«

»Lass hören.«

Charley sprach absichtlich schneller. Niemand außer Larry Greenberg war in der Lage, dieser Flut von Geräuschen zu folgen. »Wie stehen die Chancen, dass ein Delphin an Bord der Lazy Eight III kommt?«

»Bitte? Ein Delphin nach Jinx? Das Jinx-Meer ist ein ein Fuß tiefes Schlammloch!«

»Oh, das stimmt. Dann eben auf eine andere Welt.«

»Warum sollte sich ein Delphin für die Raumfahrt interessieren?«

»Warum sollte ein Läufer? Nein, das ist keine ehrenvolle Frage. Ich glaube, die Wahrheit ist, du hast mich mit dem Raumfieber infiziert, Larry.«

Ein Grinsen zeigte sich auf Larrys stoppeligem Gesicht. Es fiel ihm seltsam schwer, dem Delphin zu antworten. »Es ist eine verdammt ansteckende Krankheit, die man nicht so leicht wieder loswird.«

»Stimmt.«

»Ich werde darüber nachdenken, Charley. Irgendwann wirst du die UN deswegen kontaktieren müssen, aber gib mir erst ein wenig Zeit. Wir müssten eine Menge Wasser mitnehmen, weißt du? Und Wasser ist um einiges schwerer als Luft.«

»Das hat man mir gesagt.«

»Gib mir Zeit. Jetzt muss ich allerdings erst einmal gehen ... und zwar sofort.«

»Aber ...«

»Tut mir leid, Charley. Die Pflicht ruft. Dr. Jansky klang, als wäre es die Gelegenheit des Jahrhunderts. Jetzt dreh dich schon um.«

»Tyrann«, zischte Charley und rollte sich auf den Rücken. Die drei Männer rieben ihm ein paar Minuten den Bauch. Dann musste Larry gehen. Er fragte sich, ob Charley Schwierigkeiten haben würde, seine Erinnerungen zu assimilieren. Aber es bestand keinerlei Gefahr; bei dem niedrigen Energieniveau, das sie benutzt hatten, konnte Charley die ganze Erfahrung einfach vergessen, wenn er wollte – einschließlich der Gedanken über die Eroberung des Weltraums ...

... was eine Schande wäre.

DREI

An diesem Abend aßen Larry und Judy mit Dr. und Mrs. Dorcas Jansky. Dr. Dorcas Jansky stammte aus Berlin; er war ungewöhnlich groß und besaß eine pompöse, extrovertierte Art, die Larry schon immer ein wenig nervös gemacht hatte. Dass er selbst eine ähnliche Persönlichkeit besaß, war Larry bisher nie aufgefallen, und es hatte ihm auch nie jemand gesagt; doch auf jeden Fall steckte Larrys Persönlichkeit in einem weitaus kleineren Körper. Mrs. Jansky wiederum war ungefähr so groß wie Judy und fast ebenso hübsch. Sie war ungewöhnlich ruhig – zumindest wenn Englisch gesprochen wurde.

Die Konversation während des Essens war ausgesprochen lebhaft. Wie Larry später sagte: »Es ist schön, jemanden zu treffen, der es genießt, über die gleichen Dinge zu diskutieren wie man selbst.« Sie verglichen das Flächenwachstum von Los Angeles mit den immer höher werdenden Wolkenkratzern von Berlin.

»Das ist der Drang, nach den Sternen zu greifen«, bemerkte Jansky.

»Ihr Land besitzt noch immer seine alte föderale Struktur. Berlin ist und bleibt ein Stadtstaat. Wenn die Stadt sich ausdehnen will, hat sie keine andere Wahl, als nach oben zu bauen.«

Anschließend verbrachten sie nutzlose Zeit damit, über die alten kommunistischen Staaten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu diskutieren, die unter anderem Berlins Gestalt nachhaltig geprägt hatten. Sie gingen alle elf Formen des Kommunismus durch, die sie kannten, und stritten sich darüber, welche davon dem Marxismus am nächsten kam. Sie sprachen über Smog. Wo kam er nur her, da es doch im Los Angeles-Becken weder industrielle Probleme noch kohlenwasserstoffbasierte Fahrzeuge gab? Hauptsächlich vom Kochen, glaubte Judy. Zigaretten, bemerkte Jansky, und Larry gab zu Bedenken, dass elektrostatische Klimaanlagen Unreinheiten in der Luft konzentrieren könnten. Sie sprachen über Delphine. Jansky besaß den Nerv, die Intelligenz der Tiere in Frage zu stellen, und zwar einzig und allein aus dem Grund, weil die Meeressäuger nie etwas gebaut hätten. Bis ins Mark getroffen stand Larry auf und hielt eine äußerst bewegende Vorlesung über sein Leben. Erst beim Verdauungskaffee sprach zum ersten Mal jemand übers Geschäft.

»Sie sind nicht der erste Mann, der die Gedanken eines Delphins liest, Mr. Greenberg.« Jansky hielt inzwischen eine riesige Zigarre in der Hand wie den Zeigestab eines Professors. »Gehe ich richtig in der Annahme, dass sie glauben, Kontakte zu Delphinen seien nur eine Frage des ... Trainings?«

Larry nickte energisch. »Stimmt. Judy und ich haben uns um einen Platz auf der Lazy Eight III beworben, nach Jinx. Bei Standardtests in meiner Jugend habe ich erfahren, dass ich eine gewisse telepathische Begabung besitze, und als wir von den Bandersnatchern hörten, wusste ich, dass wir dabei sein mussten. Niemand hat je auch nur versucht, die Sprache der Bandersnatcher zu erlernen; es gibt ja auch keine Kontakter auf Jinx. Also habe ich mich für die Arbeit mit Delphinen gemeldet, und Judy hat Linguistik studiert; schließlich haben wir dann den Trip als Mann-Frau-Team gebucht. Ich dachte, unsere Größe wäre der entscheidende Faktor. Die Delphinarbeit war nur als Übung für den Kontakt mit den Bandersnatchern gedacht.« Er seufzte. »Doch dieser idiotische Wirtschaftskrieg mit dem Belt macht das ganze Raumfahrtprogramm zunichte. Diese Bastarde.«

Judy ergriff seine Hand. »Wir werden schon noch dorthin kommen«, versprach sie ihm.

»Sicher werden wir das«, erwiderte Larry.

»Vielleicht brauchen sie das ja gar nicht«, bemerkte Dr. Jansky und unterstrich seine Worte mit einem knappen Winken seiner Zigarre. »Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt ...« Erwartungsvoll legte er eine Pause ein.

»Wollen Sie damit etwa sagen, dass sie einen Bandersnatcher hier haben?« Judy klang überrascht, und dazu hatte sie auch allen Grund. Bandersnatcher wogen dreißig Tonnen pro Stück.

»Bin ich ein Zauberer? Nein, wir haben keine Bandersnatcher, aber etwas anderes. Habe ich schon erwähnt, dass ich Physiker bin?«

»Nein.« Larry fragte sich, was ein Physiker von einem Kontakter wollte.

»Ja, ich bin Physiker. Meine Kollegen und ich haben die vergangenen zwölf Jahre an der Entwicklung eines Zeiteindämmungsfeldes gearbeitet. Wir wussten, dass es möglich sein musste – schließlich ist die entsprechende Mathematik schon seit längerem bekannt –, doch die technische Ausführung gestaltete sich ausgesprochen schwierig. Deshalb haben wir auch so lange daran gearbeitet.«

»Aber sie haben es geschafft.«

»Ja. Wir haben ein Feld entwickelt, das sechs Stunden normaler Zeit in eine Sekunde innerhalb des Feldes verwandeln kann. Das Verhältnis von äußerer zu innerer Zeit bewegt sich in, äh ... riesigen Quantensprüngen. Wir konnten bis jetzt nur eine Ratio von 21.000 zu eins erreichen, und wir wissen nicht, wo der nächste Sprung anzusetzen ist.«

Unerwartet meldete sich Judy zu Wort.

»Dann bauen Sie doch zwei Maschinen und stellen die eine ins Feld der anderen.«

Der Physiker lachte lauthals auf. Der ganze Raum schien förmlich zu erbeben. »Bitte, entschuldigen Sie«, sagte er, nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, »aber es ist wirklich lustig, dass Sie so schnell darauf gekommen sind. Natürlich war das eines der ersten Dinge, die wir versucht haben.« Dunkle Gedanken brauten sich hinter Judys Stirn zusammen, und Larry drückte ihr warnend die Hand. Jansky bemerkte es nicht. »Tatsache ist, dass ein Zeiteindämmungsfeld nicht innerhalb eines anderen existieren kann. Ich habe das sogar mathematisch nachgewiesen.«

»Wie schade«, sagte Larry.

»Vielleicht aber auch nicht. Mr. Greenberg, haben Sie je von der Seestatue gehört?«

Larry versuchte, sich zu erinnern, doch es war Judy, die antwortete: »Ich ja. In der Lifetimes habe ich mal eine Fotostory darüber gesehen. Es ist das Ding, das man auf dem brasilianischen Kontinentalschelf gefunden hat.«

»Das stimmt.« Jetzt fiel es auch Larry wieder ein. »Die Delphine haben sie gefunden und für irgendwelche technischen Spielereien an die Vereinten Nationen verkauft. Einige Anthropologen glaubten, sie hätten Atlantis gefunden.« Er erinnerte sich an Bilder einer unförmigen Gestalt, ungefähr vier Fuß groß, mit seltsamen Armen und Beinen, einem gekrümmten Rücken und einer makellosen Kugel als Kopf, die wie ein polierter Spiegel glänzte. »Sie sah so aus, wie man sich früher einen Kobold vorgestellt hat.«

»Ja, das stimmt wohl. Ich habe sie hier.«

»Hier?«

»Hier. Das Institut für vergleichende Kulturwissenschaften der Vereinten Nationen hat sie uns ausgeliehen, nachdem wir ihnen erklärt haben, wofür wir sie brauchen.« Er zerdrückte seine Zigarre im Aschenbecher, die mittlerweile zu einem winzigen Stumpen zusammengeschrumpft war. »Wie sie vielleicht wissen, ist es bisher keinem Soziologen oder Anthropologen gelungen, die Seestatue mit irgendeiner uns bekannten Kultur in Verbindung zu bringen. Aber ich, ein Doktor der Physik, ich habe ihr Geheimnis gelüftet ... glaube ich.

Morgen werde ich Ihnen zeigen, warum ich glaube, dass es sich bei der Statue um ein Alien in einem Zeiteindämmungsfeld handelt. Sicherlich vermuten Sie schon, was ich von Ihnen will. Ich möchte Sie und die Statue in ein Zeiteindämmungsfeld stecken, um das Feld unseres Besuchers abzuschalten, damit Sie seinen, hm ... seinen Geist lesen können.«

Am nächsten Morgen gingen sie um Zehn zur Straßenecke hinunter, und Judy wartete, während Larry ein Taxi rief. Es dauerte ungefähr zwei Minuten, bis neben ihnen ein schwarz-gelber Gleiter landete.

Larry war schon halb eingestiegen, als er spürte, wie Judy seinen Arm ergriff. »Stimmt was nicht?«, fragte er und drehte sich um.

»Ich habe Angst«, antwortete sie, und sie sah tatsächlich auch so aus. »Bist du sicher, dass das so in Ordnung geht? Du weißt doch eigentlich gar nichts über ihn!«

»Über wen? Jansky? Sieh mal ...«

»Über den Fremden. Die Statue.«

»Oh.« Larry dachte kurz nach. »Nun, dann will ich dir mal ein paar Punkte erklären. Erstens: Das Kontaktgerät ist nicht gefährlich. Ich benutze es nun schon seit Jahren. Alles, was ich dadurch bekomme, sind die Erinnerungen eines Menschen und ein grober Einblick in seine Gedanken, und die werden durch die Maschinen so sehr gedämpft, dass ich anschließend nur mit Mühe feststellen kann, was meine Gedanken und was die des anderen waren.

Und zweitens: Dank meiner Arbeit mit den Delphinen besitze ich einige Erfahrung mit telepathischem Kontakt zu nichtmenschlichen Wesen, stimmt’s?«

»Stimmt. Und nach deinen Sitzungen mit Charley bist du immer zu Streichen aufgelegt. Erinnerst du dich daran, als du Mrs. Grafton hypnotisiert hast, und ...?«

»Die Streiche haben nichts mit Charley zu tun. Das liegt mir im Blut. Wo war ich? Ah, ja. Drittens: Das Zeiteindämmungsfeld ist eigentlich ohne Bedeutung. Es wird nur errichtet, um das Feld der Statue abzuschalten. Vergiss es einfach.

Viertens: Jansky wird nicht zulassen, dass mein Leben in Gefahr gerät. Das weißt du doch. Alles okay?«

»Die ganze Taucherei vergangenen Sommer ...«

»Das war deine Idee.«

»Bitte? Na ja, ich glaube, das war es.« Judy lächelte, obwohl ihr nicht danach zumute war. »Okay. Ich dachte eigentlich, du würdest dich als nächstes an Bandersnatchern versuchen, aber ich vermute, dass das hier jetzt die Feuerprobe ist. Trotzdem mache ich mir Sorgen. Du weißt, dass ich manche Dinge vorhersehen kann.«

»Nun ... Na ja ... Ich werde dich anrufen, sobald ich kann.« Larry stieg ins Taxi und gab die Adresse des Physikalischen Instituts der UCLA ein.

VIER

»Mark wird in einer Minute mit dem Kaffee wieder zurück sein«, sagte Dorcas Jansky. »Lassen Sie mich Ihnen zeigen, wie das Zeiteindämmungsfeld funktioniert.« Sie befanden sich in einem großen Raum, in dessen Dach zwei riesige Elektroden eingebaut waren, die geradezu unglaublich grelle Blitze produzieren konnten, um ganze Horden ahnungsloser Studenten zu beeindrucken. Jansky schien sich jedoch nicht im Geringsten um den ›Blitzerzeuger‹ zu kümmern. »Wir haben diesen Teil des Gebäudes genommen, weil es hier hervorragende Energiequellen gibt«, erklärte er. »Außerdem ist der Platz für unsere Zwecke gerade groß genug. Sehen Sie diese Drahtkonstruktion da drüben?«

»Sicher.« Es handelte sich um einen Würfel aus feinem Drahtgeflecht mit einer Klappe an der Seite. Arbeiter testeten und arrangierten dort eifrig große und komplex aussehende Geräte, die jedoch noch nicht mit dem Käfig verbunden waren.

»Das Feld folgt der Drahtoberfläche. Der Draht ist die Grenze zwischen langsamer innerer und äußerer schneller Zeit. Wir hatten viel Spaß, als wir das Ding zusammengebaut haben, das kann ich Ihnen sagen!« Jansky strich sich über den Bart und dachte an die viele harte Arbeit, die sie bei der Konstruktion geleistet hatten. »Wir glauben, dass das Feld um das Alien mehrere Quantensprünge stärker ist als unseres. Wir haben noch nicht einmal ansatzweise die Möglichkeit herauszufinden, wie lange er schon da drinsteckt – außer durch die Methode, die wir anwenden wollen.«

»Nun, vielleicht weiß er selbst es auch nicht.«

»Ja, ich vermute, da haben Sie Recht. Larry, Sie werden sechs Stunden äußerer Zeit in dem Feld verbringen. Das bedeutet, dass für Sie nur eine Sekunde vergehen wird. Bin ich richtig informiert, dass die Gedankenübertragung sofort einsetzt?«

»Nicht sofort, aber es dauert weniger als eine Sekunde. Bauen Sie alles auf, und schalten Sie die Kontaktmaschine ein, bevor Sie das Feld aktivieren, und ich werde beinahe im selben Augenblick in seinen Gedanken sein, da er wieder zum Leben erwacht. Vorher werde ich gar nichts empfangen.« Es ist genau wie mit den Delphinen, redete sich Larry ein. So wie mit einem tursiops truncatus.

»Gut. Ich war nicht sicher. Aaah.« Jansky erklärte Mark, wo er den Kaffee hinstellen sollte. Larry begrüßte die Unterbrechung, denn plötzlich rutschte ihm das Herz in die Hose. Zwar fühlte er sich nicht so schlecht wie in der Nacht vor seinem ersten Kontakt mit den Delphinen, doch es war immer noch schlimm genug. Er erinnerte sich daran, dass seine Frau tatsächlich wahrsagen konnte – eine wirklich äußerst irritierende Eigenschaft von ihr. Dankbar nahm er den Kaffee entgegen und trank einen kräftigen Schluck.

»So«, sagte Jansky, nachdem er seinen Becher mit ein paar Schlucken geleert hatte. »Larry, wann haben Sie zum ersten Mal vermutet, dass sie telepathische Fähigkeiten besitzen?«

»Im College«, antwortete Larry. »Ich ging auf die Washburn University – das liegt in Kansas –, und eines Tages hat uns irgend so ein hohes Tier besucht und die gesamte Schülerschaft auf Psikräfte testen lassen. Das hat den ganzen Tag gedauert. Telepathie, Esper, Psychokinese, Wahrsagefähigkeiten ... Wir mussten sogar so einen verrückten Teleportationstest machen, den jeder natürlich versiebt hat. Bei Judy stellte sich heraus, dass sie in die Zukunft sehen kann – beschränkt zumindest und von Zeit zu Zeit –, und ich übertraf alle im Bereich Telepathie. So haben wir uns auch kennengelernt. Dann haben wir herausgefunden, dass wir beide zu den Sternen wollten und ...«

»Aber sicher war das doch nicht der Grund dafür, dass Sie beide geheiratet haben, oder?«

»Zumindest nicht ausschließlich. Aber auf jeden Fall ist es nicht der Grund dafür, warum wir noch nicht geschieden sind.« Larry grinste schelmisch; dann beherrschte er sich wieder. »Telepathie ist gut für eine Ehe, wissen Sie?«

»Woher sollte ich das wissen?« Jansky lächelte.

»Ich wäre ein guter Psychologe geworden«, erzählte Larry ohne Bedauern. »Aber jetzt ist es wohl ein wenig zu spät, um noch damit zu beginnen. Ich hoffe wirklich, man schickt die Lazy Eight III doch noch auf den Weg.« Er fletschte die Zähne. »Man kann die Kolonien doch unmöglich im Stich lassen. Das geht doch nicht.«

Jansky füllte die Becher wieder auf. Die Arbeiter schoben irgendetwas durch eine große Tür, irgendetwas, das von einem Tuch bedeckt war. Larry beobachtete sie, während er an seinem Kaffee nippte. Inzwischen war er vollkommen entspannt. Jansky leerte seinen zweiten Becher so schnell wie den ersten. Entweder liebte er Kaffee, beschloss Larry, oder er hasste ihn zutiefst.

Unerwartet fragte Jansky: »Mögen Sie Delphine?«

»Sicher. Ich mag sie sogar sehr.«

»Warum?«

»Sie haben so viel Spaß«, lautete Larrys unzureichend klingende Antwort.

»Sind Sie froh, diesen Beruf gewählt zu haben?«

»O ja. Meinen Vater hätte es allerdings überrascht. Er hat immer geglaubt, aus mir würde ein Pfandleiher werden. Sie müssen wissen, dass ich von Geburt an ...« Seine Stimme verhallte. »Hey! Ist sie das?«

»Hm?« Jansky folgte Larrys Blick. »Ja, das ist die Seestatue. Sollen wir sie uns einmal ansehen?«

»Ich bitte darum.«

Die drei Männer, die die Statue trugen, ignorierten Larry und Jansky. Sie brachten die Statue in den Würfel aus Drahtgeflecht und stellten sie unter einen der Kristalleisen-Helme der Kontaktmaschine. Die Füße der Statue mussten sie mit Holzkeilen sichern. Der andere Helm, Larrys Ende der Verbindung, war am Kopf einer alten Couch befestigt, wie sie Psychoanalytiker früher benutzt hatten. Einer nach dem anderen verließen die Arbeiter den Käfig, und Larry stand an der Klappe und betrachtete die Statue.

Die ganze Oberfläche schien ein perfekter Spiegel zu sein – ein verrückter Spiegel. Die Statue selbst war deshalb nur schwer zu erkennen, denn das meiste, was man sah, war ein verzerrtes Spiegelbild des Raums.