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Die Erde könnte die gesamte Weltbevölkerung — einschließlich aller Tiere — problemlos ernähren. Aber mit Nahrungsmitteln kann man Geld verdienen, die Lebensmittelbranche ist die größte und mächtigste Industrie des gesamten Planeten. Je mehr Einfluß die Konzerne auf unsere Essgewohnheiten haben, je mehr die Landwirtschaft und damit die Nahrungsmittelerzeugung industrialisiert und standardisiert wird, desto mehr lässt sich verdienen, desto größer werden Macht und Einfluß der Marktteilnehmer. Aus dem marktwirtschaftlichen Gesetz des stetigen Wachstums hat sich für die Nahrungsmittelerzeugung ergeben, dass Pestizide, Genveränderungen, Monokulturen und Massentierhaltung zu angeblich unabdingbaren Faktoren geworden sind, denen auch die kleinsten Bauern in den abgelegensten Winkeln der Welt unterworfen werden - die Patentierung von Saatgut macht es möglich. Wenn wir uns also hier und heute dazu entscheiden im Supermarkt ein Schnitzel oder ein Steak zu kaufen, bewirken wir damit unter anderem, dass irgendwo auf der Welt ein Kind hungrig ins Bett gehen muss, weil seine Tagesration Getreide ins Ausland verkauft wurde, wo sie dazu dient Schweine zu füttern, die in engen Käfigen meterhoch übereinander stehen und ihr gesamtes Leben in einem Fäkalienregen der Tiere über ihnen stehen. Band 2 beschäftigt sich mit den Auswirkungen unseres Konsumverhaltens auf die Nahrungsmittelerzeugung in der ganzen Welt, hinterfragt wie die Marketingmaschinerie der Lebensmittelindustrie den Verbrauchern immer ungesündere Produkte schmackhaft macht und wie deren Erzeugung immer mehr Ressourcen sinnlos verschwendet. So werden für die Erzeugung von einem Kilo ungesunden und stark belasteten Fleisches 16 Kilo Getreide verbrauch — von all dem Wasser, dem erzeugten Methan und Kot und dem Transport rund um die Welt einmal abgesehen.
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Seitenzahl: 616
Veröffentlichungsjahr: 2014
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David Ekwe Ebobisse
Die Weltgesundheitsformel Band 2: Der Lebensmittelmafia auf der Spur published by: epubli GmbH, Berlinwww.epubli.de Copyright: © 2014 David Ekwe Ebobisse All rights reserved ISBN 978-3-7375-0936-7 Lektorat: Erik Kinting /
Der Anfang vom Ende — die bittere Wahrheit über die Herrschaft der Konzerne. Wie Ignoranz, Egozentrik und Habgier des Westens die Erde zerstören und ein ganzheitlicher Bewusstseinswandel, die Umstellung auf eine vegane Ernährung sowie ein allgemein bewusster Lebensstil daran etwas ändern können. Möglichkeiten zur Gestaltung einer gesunden Zukunft für eine bewusste Menschheit.
Dieses Buch ist dem Leben selbst gewidmet. Vor allem aber den 40.000 vergessenen Kindern, die täglich ihr Leben lassen, weil sie nichts zu essen haben, den zwei Milliarden (Nutz-) Tieren, die wöchentlich zu Fleisch verarbeitet werden, den bis zu 130 Tier- und Pflanzenarten, die täglich aussterben, und den mittlerweile 2,2 Milliarden Menschen, die in absoluter Armut leben.
Mit der Weltfriedensformel lade ich Sie ein, diesem Leid mit Informationen zu begegnen und Wege zu erkennen, wie Sie all dem ein Ende bereiten können, ohne die Freude am Leben oder gar die Hoffnung zu verlieren.
Willkommen zurück. Schön, dass du dich entschlossen hast, meine Dienste als Aufklärungsassistent weiterhin in Anspruch zu nehmen.
Bisher haben wir den Fokus bei der Suche nach leidvollen, weltlichen Entwicklungen auf die Länder des Südens gelegt. Wir haben unsere Rohstoffe bis in ihre Heimathäfen verfolgt, sind mit Wirtschaftskillern in die Staaten des Südens gereist und haben riesige Müllberge an den Küsten verarmter Nationen entdeckt.
Ja. Und dem äußeren Anschein nach, leidet besonders der Süden unter dem bestehenden System, war unser Fazit!
Richtig. Nun aber gilt es sich dem Leid der Industriestaaten, dem Leid des Westens zuzuwenden. Einem Leid, das sich vor allem an der Zahl tödlicher Krankheiten bemessen lässt und überwiegend durch eine Fehlernährung, Bewegungsmangel, kaum Entspannung, einem ungesunden Lebensstil sowie einem hemmungslosen Kaufrausch unbewusster Konsumenten zustande kommt.
Wieso wir Lebensmittel präferieren, die uns nicht gut tun und uns zu Kaufentscheidungen drängen lassen, die unserer Umwelt schaden, gilt es nun zu erforschen, damit wir Lösungswege erkennen und diese gehen können.
Na dann mal los!
Nichts konsumieren wir so häufig wie Lebensmittel. Fast täglich rennen wir in den Supermarkt und greifen zu der einen oder anderen Mogelpackung, die viel verspricht, aber wenig hält.
In Kantinen und Großküchen konsumieren wir Lebensmittel die nährstoffarm und ohne Liebe zubereitet, keine echten mehr sind und das Prädikat "Leben" nicht verdienen. Und auf unseren Pausenhöfen essen unsere Kinder Süßigkeiten zum Frühstück.
Ja. Deutsche Lebensmittel verändern sich! Und dass nicht gerade in einer gesunden Art und Weise.
430.000 Deutsche sterben pro Jahr an ernährungsbedingten Krankheiten und das metabolische Syndrom breitet sich schneller aus als je zuvor. 1
Was ist das metabolische Syndrom?
Die Todesursache Nummer eins in Deutschland genauso wie in fast allen modernen Industriestaaten. Was auch als tödliches Quartett, Reavan-Syndrom oder Syndrom X bezeichnet wird, ist eine Erkrankung, die aus vier Komponenten besteht: abdomineller Fettleibigkeit, Bluthochdruck (Hypertonie), veränderten Blutfettwerten (Dyslipidämie) und Insulinresistenz (Diabetes).
Die Zahl der vom metabolischen Syndrom geschädigten, nimmt täglich zu und eskaliert laut aktuellen Zahlen in einer neuen Epidemie der Fettleibigkeit. Jedes fünfte deutsche Kind ist übergewichtig, jeder dritte Erwachsene zu dick und jeden Tag erkranken 1000 Bundesbürger neu an Diabetes - alle 20 Minuten stirbt ein Mensch daran, allein in Deutschland.2
Zahlen die aufrütteln sollten. Doch weil auch das Denkorgan vieler Industriestaatler von ihrer permanenten Fehlernährung schwer gebeutelt ist, finden die unseriösen Methoden der Nahrungsmittelindustrie, die so manch einer auch als "Lebensmittelmafia" bezeichnet, weiter großen Anklang in der Bevölkerung. Dass derzeit 1,1 Milliarden Menschen im Süden hungern, während der Westler aus allen Nähten platzt, ist nicht
zuletzt dem Geflecht aus Politik, Wirtschaft und Medien zu verdanken, dass einem Konsortium von Agrochemie-, Biotech-, Pharma, Agrar-, Verpackungs-, Fleisch-, Molkerei-, Lebensmittel- und diversen anderen Konzernen den Rücken deckt und zu einem Monster ungeahnter Macht herangewachsen ist.
Es lässt Nationalspieler für ein überzuckertes Kinderfrühstück werben, Basketballstars wie Dirk Nowitzki öffentlich Tierkadaverreste verschlingen und erhält dafür noch zusätzlich Subventionen von der EU.
Wie es dazu kommt, wer das Monster nährt und mit welchen Praktiken es täuscht, sollten wir hinterfragen, damit wir nicht länger seine Opfer und Komplizen sind.
Aber das ist doch eigentlich der Job von der Behörden für Lebensmittelsicherheit und unabhängigen Verbraucherschutz-organisationen?
In der Tat. Und tatsächlich schlagen letztere bereits seit geraumer Zeit Alarm. Unsere Lebensmittel, ihre Herstellung und unser Essverhalten haben sich in den letzten 100 Jahren drastisch verändert und sind mittlerweile fast gänzlich von unseren natürlichen Bedürfnissen abgekoppelt, so Verbraucherschützer im Kanon. Aus einst naturbelassenen Samen ist »Terminator-Saatgut« geworden, das genetisch verändert wurde; aus kleinbäuerlichen Betrieben, die nach biodynamischen Prinzipien fruchtbare Böden bewirtschafteten, sind riesige Agrarkonzerne geworden, die nur noch mit Hilfe von Bioziden und Düngemitteln ihre Massenproduktionen aufrechterhalten können; und aus gesunden Nahrungsmitteln sind tödliche Gefahrenherde geworden, denen Wissenschaftler unterschiedlicher Lager nachsagen, für sämtliche große Zivilisationskrankheiten verantwortlich zu sein.
Durch die Verelendung ihrer Produkte sieht sich die Lebensmittelmafia gezwungen, uns über den Inhalt, die Beschaffenheit, die Wirkung und die Gefahren ihrer Produkte zu belügen. Zudem ist sie dabei, ihrem schlechten Ruf mit einer neuen Art von Nahrungsmitteln immer mehr gerecht zu werden: Ihre jüngste Erfindung nennt sich Biopharmazeutika: Lebensmittel, die heilen sollen aber weniger halten, als sie versprechen, und die Spitze ernährungstechnologischer Kriegsführung darstellen, so der Lebensmittelmafia-Kritiker Dr. Ulrich Grimm.
Die Politik steht diesem Schauspiel scheinbar hilflos gegenüber und ergreift weder couragiert die Initiative noch wagt sie es der Megaindustrie Schranken vorzusetzen. Im Gegenteil: sie subventioniert die Lebensmittelproduzenten, wo sie nur kann, und winkt alle chemischen Neuerungen durch, ob sie nun die Volksgesundheit, den Planeten und die Zukunft der Menschheit gefährden oder nicht.
Dann lass uns dem düsteren Treiben der Lebensmittelmafia durch Wissen, Informationen und Aufklärung ein Ende machen. Lass uns die Produktion unserer Lebensmittel von der Saat bis in den Magen des Verbrauchers nachvollziehen und herausfinden, inwieweit sie für Leid verantwortlich ist, um ihm ein Ende zu machen. Lass uns die Geheimniskrämerei um ihre Wirkung beenden und Möglichkeiten finden uns gesund zu ernähren.
Äußerst gerne. Wir werden also zu echten Food-Detektiven und ein Studium der Lebensmitteltechnologie, Agrarindustrie sowie verschiedenen Gebieten der Ernährungswissenschaft beginnen, um tiefe Einblicke in das zu bekommen, was die Lebensmittelindustrie versucht zu verschleiern und mit ihrem politischen Einfluss an sämtlichen Lebensmittelkontrollen vorbeischleust.
Unsere Reise zu den versteckten Gefahren in unseren Lebensmitteln beginnt in einem kleinen indischen Dorf, noch bevor die erste Saat zu keimen versucht.
Zum Leidwesen der Umweltaktivistin Vandana Shiva verfolgen große multinationale Konzerne, allen voran »Monsanto«, hier nämlich schon seit geraumer Zeit eine Strategie, um letztlich alle Bauern der Welt ihrer Freiheit zu berauben und die Nahrungsmittelproduktion, von der Aussaat bis zur Ernte, vollständig zu kontrollieren. Manche Forscher vermuten sogar, dass genetisch veränderte Pflanzen auch unsere Gene verändern — nicht im positiven Sinne versteht sich.
Aber wie läuft die Patentierung von Samen, Pflanzen und Genmaterial eigentlich ab? Und wieso ist sie überhaupt erlaubt?
Nehmen wir an, ein Abgesandter eines Agrarmultis reist nach Indien, weil er von einer Heilpflanze oder einer besonders ertragreichen Getreidesorte gehört hat, die dort seit Jahrtausenden von der einheimischen Bevölkerung traditionell kultiviert wird. Erweisen sich seine Informationen als richtig, nimmt er die Samen mit ins Labor eines großen Chemiekonzerns, lässt sie dort genetisch verändern, meldet ein Patent auf sie an, vertreibt sie als Produkt seines Unternehmens und verbietet den ursprünglichen indischen Nutzern, die die Samen nie als persönliches Eigentum verwendet haben, sie auszusäen ohne dafür zu bezahlen. Denn die Erhebung eines Patents gibt den Agrarmultis Eigentumsrechte an Pflanzen, Tieren und dem Leben selbst. "Selbst der menschliche Körper ist mittlerweile zu einem begehrten Sezierobjekt patentgieriger Wissenschaftler und Konzerne geworden", echauffiert sich Richard Rickelmann in seinem Buch »Tödliche Ernte — wie uns das Agrar- und Lebensmittelkartell vergiftet«. "Vergleichbar dem Goldrausch in Kalifornien erleben wir seit Jahren eine Hatz auf Patentierung aller Formen des Lebens. Diese werden zum Eigentum jener erklärt, die beim »Run auf Patente« die Nase vorn haben, wie inhaltlich absurd die Besitzansprüche auch sein mögen. Ob menschliches Sperma, Eizellen oder die Gene von Spitzensportlern, ob griechischer Bergtee oder wilder Brokkoli: Alles, was wächst und atmet, zählt zu den lohnenden Objekten der Geschäftemacher. Und das Europäische Patentamt (EPA) in München nickt nahezu alle Arten von Anträgen ab — verantwortungslos und ohne Rücksicht auf die teilweise gravierenden Folgen."
Dieser Raub läuft deswegen so reibungslos ab, weil die Großindustriellen Absprachen mit Patentämtern, wie EPA und Co treffen und das Diebesgut als eigene »Erfindung« deklarieren, obwohl es in den meisten Fällen nur minimal genetisch verändert wurde. So werden aus traditionellen Heilpflanzen Medikamente, aus freiem Saatgut GV-Hybride und aus echter Natur künstliche Fabrikate. Besonders in den sogenannten »GATT-Verträgen« sehen Bauern aus aller Welt eine existenzielle Bedrohung für den Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt, genauso wie für die Ernährungssicherheit ihres Landes. Vor allem der Artikel 27 des GATT-Vertragsentwurfs, der die »Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights«, kurz »TRIPS«, beinhaltet, gefährdet das Überleben natürlicher Landwirtschaft in aller Welt.
Wieso? Was sagt dieser Paragraf denn aus?
"Er behandelt die handelsbezogenen Rechte am intellektuellen Eigentum und stellt den Versuch westlicher Industrieländer und Konzerne dar, sich das tausendjährige Wissen indischer und anderer Bauern über Pflanzen und Tiere anzueignen, gentechnisch zu manipulieren, zu patentieren und zu monopolisieren", erklärt uns Vandana Shiva. Ein industrielles Verbrechen an unmündigen Völkern in aller Welt also, das sie als »Biopiraterie« und »Kolonisierung des Lebens, durch Gentechnik in Kombination mit GATT und TRIPS« bezeichnet.3
Auf der Grundlage dieses verbrecherischen Abkommens zwischen Industrie und Politik hat Monsanto 75 Angestellte ins Rennen geschickt, die sich der Ausforschung und juristischen Verfolgung von Bauern widmen.4 Wer Saatgut zurückhält wird wegen Patentrechtsverletzungen angeklagt und wer nicht zahlen kann, muss sein letztes Hemd hergeben oder sterben.
Aber nicht nur Dritte-Welt-Bauern, auch immer mehr Klein- und Hobbygärtnern wird heutzutage der Prozess gemacht, weil sie eigenes, traditionelles Saatgut verwenden. Das Online-Nachrichtenportal, »deutsche-wirtschafts-nachrichten.de« titelt am 25.04.13: »EU will Anbau von Obst und Gemüse in Gärten regulieren« und berichtet über das neue Vorhaben der EU folgendes: "Die Europäische Kommission will den Landwirten und Gärtnern in Zukunft die Verwendung von Einheits-Saatgut vorschreiben. Alte und seltene Sorten haben kaum Chancen auf eine Zulassung, ihr Anbau wird strafbar — auch wenn er im privaten Garten erfolgt. (…). Bisher waren alte und seltene Saatgut-Sorten ausgenommen, die in althergebrachter Tauschwirtschaft gezüchtet und in meist kleinen Mengen gehandelt wurden. Geht es nach den Plänen der Kommission, dürfen Kleinbauern oder Privatleute ihr selbst gezüchtetes Saatgut in Zukunft nicht einmal mehr verschenken." Eine logische Konsequenz davon ist also, dass viele konventionelle Gemüse- und Getreidesorten aus dem Anbau verschwinden werden!
Und: "Beim Tausch nicht zugelassener Saatgut-Sorten drohen hohe Strafen. Profiteure der Normierung sind allein die Lebensmittel-Konzerne, die schon jetzt den Großteil des Saatgut-Marktes unter sich aufteilen," kritisieren österreichische Umweltorganisationen.
Seit Jahren macht die Lobby der Agrarindustrie in Brüssel Stimmung für einen weiteren Schritt in Richtung Saatgut-Kartell. Ganze 200.000 Lobbyisten sind in Brüssel für die Interessen ihrer Unternehmen unterwegs, belehrt uns der Journalist Frank-Markus Barwasser besser bekannt als Kabarettist Erwin Pelzig. Ihr Ziel sei die Kontrolle der gesamten Lebensmittelproduktion durch einige wenige Großkonzerne. Schon heute werden kleinere Konkurrenten mittels Anzeigen von Monsanto und Co dazu gezwungen, ausschließlich GEN-Saatgut zu kaufen.
Der ahnungslose Konsument habe kaum mehr eine Wahlfreiheit, geschweige denn eine Übersicht darüber, was nun wirklich auf seinem Teller landet, weil Warnhinweise auf den Verpackungen nicht verpflichtend und Kennzeichnungen von Terminatorsaatgut freiwillig sind, heißt es in einem offenen Brief von mehr als einem dutzend europäischer Umweltschutzorganisationen an Kommission und EU-Parlament. Weniger Vielfalt heißt natürlich auch weniger Farben, Nährstoffkomponenten und Geschmäcker, und schlussendlich weniger Lebensmittelqualität. Findet keine komplette Neuausrichtung dieses laufenden Reformprozesses statt, droht eine rasante und lückenlose Zerstörung der Biodiversität, der Sortenvielfalt und insbesondere von Arten, die an lokale Bedingungen angepasst sind, weil selbst Privatleute ihre Obst- und Gemüseprodukte nicht mehr verbreiten dürfen, wenn sie nicht den EU-Normen entsprechen.
Aber dass können wir uns von den EU-Politikern doch nicht gefallen lassen. Und wer hat denen überhaupt erlaubt solche tiefgreifenden Entscheidungen zu treffen!
Gute Frage. Eins ist klar: "Es ist bezeichnend für die mangelnde demokratische Legitimation der EU, dass solche grundlegenden Entscheidungen durchgezogen werden, ohne dass die Bürger davon etwas mitbekommen." beklagt sich sie österreichische Umweltorganisation. Und nimmt vorweg "Ist die Verordnung einmal beschlossen, sind die Lebensmittel-Konzerne im Recht und die Bürger in der Defensive und werden größte Schwierigkeiten haben, die gesetzlichen Regelungen wieder rückgängig zu machen.5
Das ist ja skandalös was das Agrarkartell da anstellt und versucht, mithilfe seiner Lobbyisten durchzubringen.
Durchgebracht hat: »Am 1. Mai (2013) hat die EU den Tausch von Saatgut untersagt«, lesen wir in Brigitte Warenskis Artikel mit der Überschrift »EU verbietet Hobbygärtnern Saat-Tausch« "Nun fürchtet man auch um den Fortbestand der alten Regionalsorten. Seit Jahrtausenden haben Bauern aber auch Saatgut aus ihrer Ernte aufbewahrt, verbessert, getauscht und wieder ausgebracht und Hobbygärtner haben Pflanzensamen über den Gartenzaun weitergereicht", erinnert sie uns an unsere traditionelle Landwirtschaft.
Geht es nach der Novelle der EU-Erhaltungssortenrichtlinie, die mit dem 1. Mai in Kraft getreten ist, sind für den Tausch von Saatgut — das im Sortenregister eingetragen ist nun hohe Verwaltungsstrafen vorgesehen. Aber "Der Tausch bzw. die freie Weitergabe von alten Sorten darf für Private einfach nicht eingeschränkt werden", sagt Bernd Kajtna, Geschäftsführer und Stellvertreter von Arche Noah.
Jedoch sieht die Realität mal wieder anders aus. Denn Saatgut ist längst zum Milliardengeschäft geworden, wie neueste Zahlen zeigen. So kontrollieren die zehn führenden Saatgut- und Agrochemiekonzerne — wie Bayer und Monsanto — inzwischen 70 Prozent des weltweiten Marktes und lassen Sorten — oft auch in Bausch und Bogen — registrieren. "Besonders mit den Hochzuchtsorten, mit Heilpflanzen und Pflanzen für die Gewinnung von Biosprit lässt sich ungeheures Geld machen", so Kajtna. Doch auch die Jagd auf exklusive Rechte von attraktiven Erhaltungssorten hat bereits begonnen. Sie können in einem beschleunigten und vereinfachten Zulassungsverfahren angemeldet werden und auch damit ist die Saat künftig für den Tausch tabu. "Uns geht so wertvolles Kulturgut verloren. Statt dass wir autark bleiben, werden wir total abhängig von großen Konzernen. Dazu kommt, dass auch die Auflagen für die Registrierung und damit für den Verkauf von Saatgut so groß geworden sind, dass das Kleinbauern und Hobbygärtner nicht mehr bewältigen oder sich sogar finanziell nicht mehr leisten können", kritisiert Andreas Kreutner, Gründer von »Urkorn Tirol«. Die Gefahr, dass verstärkt große Konzerne bestimmen, welches Saatgut zu welchen Bedingungen erhältlich ist, bestehe aber schon, wie sich am Paradebeispiel Baumwolle zeige. Und daher könne man sich auch in Tirol "nicht einfach zurücklehnen und zuschauen, was die Konzerne machen", sagt Partl.6
Aber dieses Verbrechen kann doch vor keinem Gericht der Welt durchkommen, oder?
Doch. Justitia hält nämlich eine Waage in der Hand. Und wer am meisten Geld auf seine Seite drauflegt, der gewinnt den Prozess meistens auch.
Den multinationalen Konzernen stehen die besten Anwälte der Welt zur Verfügung. Mit allen juristischen Mitteln weisen diese dann die vielen Massen- und Sammelklagen von lauter armen, betroffenen und beraubten Menschen, die um ihr Land, ihre Bürger- und ihre Grundrechte kämpfen, zurück.
Ach, deswegen brauchen die großen Konzerne immer so viele Juristen: Die müssen sie aus all den Verbrechen an Mensch und Natur rausklagen?
Oder ihnen zumindest ein möglichst geringes Strafmaß aushandeln. Dabei übergehen, übersehen oder ignorieren viele von ihnen allerdings oftmals die moralische Tragweite ihrer Fälle und fungieren blind als Exekutive der räuberischen Konzernmacht. Doch ändert das nichts an der Tatsache, dass solche Juristen bei ihrer gut bezahlten Arbeit die rein kapitalistischen Interessen rücksichtsloser, wertefreier und skrupelloser Unternehmen vertreten. Vom Schein des Geldes geblendet, kassieren sie dick ab, anstatt für Recht, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einzutreten. Ähnlich wie es viele Betriebs- und Volkswirte tun, sind auch sie Teil der kleinen Oberschicht von Topverdienern, die ein hohes Ansehen in der Gesellschaft genießen, obwohl sie in Wirklichkeit ein kriminelles Organ der Konzernmacht sind. Dabei sollten selbst sie sich längst von der bequemen Vorstellung verabschiedet haben, dass moderne Unternehmen irgendjemand anderem dienen, als der reinen Gewinnmaximierung. Das ist es, was die Anteilseigner ihren Managern als Auftrag erteilen. Das ist es, was jeder ihrer Aktionäre fordert. Und das ist es, was jeder unterstützt, der für sie arbeitet — nicht unbedingt aus böser Absicht, aber aus einem den Konzernen innewohnenden Selbstverständnis. Doch glauben viele von ihnen, sie arbeiten für einen »netten Typen« und wissen gar nicht, dass sie für ein internationales, verbrecherisches Syndikat den Laufburschen spielen, das Blut aus Indien, Afrika oder anderswo an den Händen hat. Solange ihnen niemand die schrecklichen Folgen ihrer moralfreien Handlungen aufzeigt, sie die Zusammenhänge erkennen lässt und sie aufklärt, ändert sich aber auch nichts an der Situation.
Aber gerade Juristen sollten doch eigentlich für Recht und Ordnung eintreten, anstatt die Rechte anderer mit Füßen zu treten!
Doch zeigt uns die Realität viel zu oft das Gegenteil. Meistens sieht es nämlich so aus, dass die großen Schwergewichte sich die teuersten und besten Juristen leisten, um sie zu korrumpieren, ihren Sinn für Gerechtigkeit mit Geld brechen und somit die besseren Argumente auf ihrer Seite haben, um jeden noch so perversen Rechtsstreit, wie den um die Patentierung von Leben, zu gewinnen. 7
Und all das um den armen Dritte-Welt-Bauern ihr Saatgut zu stehlen. Die Aussaat von Saatgut, welches seit Generationen stets wieder eingeholt wurde, um es im nächsten Jahr kostenlos zu verwenden, steht jetzt unter Strafe. Die Agrarriesen wollen nämlich nicht mehr, dass Dritte-Welt-Bauern unabhängig von ihrem Saatgut, ihren Pestiziden und ihren Düngemitteln Landwirtschaft betreiben und erschaffen deshalb immer mehr Genbanken, in denen sie tausendjährige Kulturpflanzen als ihre verkaufen.
Unter dem Vorwand neue Pflanzen züchten zu wollen, die mit dem Klimawandel zurechtkommen, Naturschutz zu betreiben und die Menschheit vor den existenziellen Bedrohungen des 21. Jahrhunderts, wie dem Verschwinden einiger besonders gefährdeter Arten sowie Hunger zu beschützen, soll die genetische Vielfalt der Arten, welche die Voraussetzung für den Erhalt der Anpassungsfähigkeit in einer sich ständig ändernden Umwelt darstellt, gesichert werden, so die Vertreter der multinationalen Unternehmen zu ihrer Patentierungspraxis. Umweltbewusst, wie viele moderne Bürger mittlerweile sind, stimmen sie diesen Vorhaben dann auch noch kopfnickend zu. Ohne die Folgen für Menschen, Tiere, Pflanzen und Umwelt auch nur erahnen zu können, schlucken sie industrielle Lügen, wie die, dass genveränderte Pflanzen mit weniger Pestiziden höhere Erträge erbringen. Zu einem Versuch mit GV-Soja, der Klärung schaffen sollte, berichtet Richard Rickelmann in seinem Buch »Tödliche Ernte — wie uns das Agrar- und Lebensmittelkartell vergiftet« "Beim Anbau dieser Pflanzen in den USA mussten nach einer Studie zwischen 1996 und 2008 erheblich mehr Pestizide eingesetzt werden als im herkömmlichen Pflanzenbau. Dennoch sind die Gen-Soja-Ernten enttäuschend: Sie fallen im Vergleich zu normalen Soja-Sorten im Schnitt um 5 bis 10 Prozent geringer aus."
Dann macht ihr Anbau ja noch weniger Sinn, als ich erwartet hätte!
Du sagst es.
Gut, dann machen wir es von jetzt an wie folgt: Damit wir nicht in alle Fettnäpfchen industriell gefertigter Lügen tappen, werden wir von nun an auf der Hut sein und uns von unabhängigen Agrar- und Landwirtschaftsexperten beraten, die den Bezug zur Natur noch nicht verloren haben.
Eine solche Spezialistin ist die mehrfach ausgezeichnete Umweltaktivistin Vandana Shiva, die uns erklärt, worum es multinationalen Unternehmen wie Monsanto bei der Patentierung des genetischen Erbes der Menschheit in Wirklichkeit geht.
Genmanipulierte Pflanzen würden in erster Linie gezüchtet, um sie genetisch so manipulieren zu können, dass sie nur mit ganz bestimmten Düngemitteln und Pestiziden wachsen, so die Expertin zu dem Raub von Saatgut. Dadurch würden die Bauern abhängig von sämtlichen industriell gefertigten Produkten und könnten nichts mehr anbauen, was nicht von einem der großen Unternehmen kontrolliert wird. Die Pharmaunternehmen, die mit der Produktion der Düngemittel und Pestizide Milliardengewinne einheimsen, gehören den gleichen Großinvestoren und Aktiengesellschaften, denen auch die Agrarmultis angehören.
Also sind die Düngemittel speziell auf die genveränderten Samen und Pflanzen zugeschnitten und können nur in Kombination verwendet werden?
Richtig. Aber wenn Vandana Shiva von der Patentierung von Saatgut spricht, spricht sie neben der Erschaffung von Genbanken, Gensamen und Genprodukten auch immer von der »Ausrottung ganzer Volksgruppen« und der »Vernichtung allen natürlichen Genmaterials.«
Was meint sie damit?
Um das zu beantworten, lasse ich die Pionierin im Kampf gegen Gen-Patente, Vandana Shiva, am besten persönlich zu Wort kommen: "Die Großkonzerne, die uns die Chemikalien für die chemische Industrie in der Landwirtschaft gebracht hatten, sprachen über drei Instrumente, die die Nahrungsmittelkette konsolidieren würden. Das Erste war die Gentechnik, als eine Möglichkeit der Kontrolle. Das zweite Instrument war die Patentierung von Saatgut und die Patentierung von Leben, als eine Art von Kontrolle, die das Saatgut, als Privateigentum deklariert."
Aber das heißt ja, dass diese Firmen auf die Äcker der Dritte-Welt-Bauern gehen und ihnen einfach ihr Saatgut nehmen, um es ihnen dann genetisch verändert wieder zu verkaufen und so zu manipulieren, dass es nur noch in Kombination mit dem entsprechenden Kunstdünger und Pflanzenschutzmitteln wächst!
Ja, genau das nennt sich Bio-Piraterie. Und wenn einer dieser Bauern sich weigert sein Saatgut herzugeben und durch die Wiederaussaat von Erntegut von seinem traditionellen Recht als Bauer Gebrauch machen will, muss er teure Strafen zahlen: "Das Behalten von Saatgut von Landwirten wird dann als Verbrechen behandelt, als Diebstahl von geistigem Eigentum", erklärt uns Vandana Shiva zu diesem Trick, der alle Bauern der Welt früher oder später zu unfreien Lohnsklaven machen wird, die nur noch Saatgut bekommen, das keinen Wiederaussaat ermöglicht, weil es speziell so gezüchtet wurde, dass es keine Samen mehr produziert.
Dazu musst du wissen, dass Bauern seit Urzeiten so verfahren, dass sie Samen wachsen lassen, um daraus zum Beispiel Weizen oder Maispflanzen zu gewinnen, diesen Pflanzen ihre Samen entnehmen und diese dann im nächsten Jahr erneut aussäen, wodurch sie vollkommen unabhängig von irgendwelchen Konzernen ihre Ernten einfahren und Nahrungsmittel mit einer hohen Biodiversität und einer natürlichen biologischen Vielfalt produzieren können. Eine Praktik, der nun der Kampf angesagt wurde, weil Großkonzerne nicht länger zusehen wollen, wie Bauern unabhängig landwirtschaftliche Produkte produzieren.
Lass uns nun aber auf das dritte Instrument zurückkommen, das die Industrie neben der Gentechnik und der Patentierung von Saatgut zur Kontrolle der Groß- und Kleinbauern der Welt benutzt: Das »dritte Instrument« sind die sogenannten »Free-Trade-Treaties« — Freihandelsabkommen, die gewöhnlichen Menschen, Landwirten und Winzern der Freiheit beraubten, Samen zu speichern. Das Design einer Terminatortechnologie, um sterile Samen zu schaffen, um noch mehr Abhängigkeit der Menschheit auf eine Handvoll Unternehmen zu verteilen, ist hier der letzte Schritt. "Wir sind durch das, was wir mit dem Saatgut tun, wirklich gerade zum ersten Mal dabei eine Kolonisierung zu erstellen, welche ich als die »Kolonisierung der Zukunft« bezeichne", empört sich die Aktivisten, die mit aller Macht gegen alle drei Vorhaben angeht.8 Trotz Shivas tapferen Kampfes denkt die Industrie nicht daran aufzugeben. Weiter zerstört sie systematisch den Lebensraum indigener Kulturen — sei es durch Abholzung, Landraub, erzwungene Landflucht oder durch Müll. Und weiterhin raubt sie dem Menschen sämtliche Mittel zur unabhängigen Selbstversorgung. Ein Zustand, zu dem die Rechtsanwältin Julie Cavanaugh, die sich für die Rechte der Indianer einsetzt, sagt: "Für mich ist das Demokratie durch Genozid." Und tatsächlich könnte man all diese Praktiken zusammengenommen als groß angelegten Völkermord an der Dritte-Welt-Bevölkerung bezeichnen. Denn durch unseren unbewussten Konsum führen die Instrumente der Industrie tagtäglich dazu, dass sich in Indien alle acht Sekunden ein Bauer das Leben nimmt, weil er — wie viele seiner Kollegen — keinen anderen Ausweg mehr sieht, um sich aus den wirtschaftlichen Zwängen, dem Anbau von Monokulturen und der Abhängigkeit seiner Feudalherren zu befreien.9
Auch Jörg Schauberger, der Enkel von Viktor Schauberger, ist sich dieses Zustandes bewusst und legt auch gleich noch eine weitere Problematik dar, die mit der »Grünen Revolution«, der Reformation der Landwirtschaft hin zu großen Betrieben und riesigen Monokulturen entstanden ist: "Wenn wir uns heute umschauen, wird der Planet gerade zubetoniert, zuasphaltiert, durch Shoppingcenter, durch Bürobauten, durch Siedlungen, durch Straßen, Autobahnen, etc. Das ist das, was wir zunächst einmal sehen. Aber was wir nicht so wahrnehmen ist zum Beispiel, dass durch Monokulturen, durch den Einsatz von Kunstdünger und die schweren Maschinen in der Landwirtschaft der Boden verdichtet wird, dass Mikroleben abstirbt, wir nur noch eine Pflanze sehen und im Boden fast kein Leben mehr haben und auch das Wasser leidet darunter. Denn Viktor Schauberger (sein Großvater) weist darauf hin, dass jede Pflanze ihr arteigenes Wasser produziert. Das heißt: In jedem Halm — wenn sie eine Blume pflücken, sehen sie einen Saft rausfließen oder sie ritzen einen Baum an — überall verschiedene Säfte. Denn Wasser wird aufgenommen von der Pflanze, aber auch wieder abgegeben an den Boden. Und wenn ich jetzt nur eine Pflanzengattung habe, dann habe ich nur noch monokultiviertes Wasser, das längst nicht mehr so widerstandsfähig ist wie das Wasser, das von vielen Pflanzen beeinflusst wurde.« 10
Trotz des Wissens um die Schädigung des Ökosystems, des Wassers und der Natur durch Monokulturen und den darauf verwendeten Industriegiften wie Kunstdünger und Pestiziden, geht das Verbrechen der schonungslosen Patentpiraten weiter, selbst wenn die Böden mittlerweile hart wie Stein geworden sind.
Die Verwendung von Pestiziden ist allgemein ein Ausdruck dafür, wie egoistisch der Mensch doch geworden ist. Einst war es nämlich so gedacht, dass alle Tiere von den Früchten der Natur etwas abbekommen und nicht nur der Mensch. Weil der Mensch all seine Fressfeinde aber als »Schädlinge« bezeichnet und ihnen nicht gewährt, einen Teil von der Ernte abzubekommen, tötet er sie mit seinen Pestiziden. Dabei produziert beispielsweise ein Apfelbaum nicht nur Äpfel für den Menschen, sondern eine Fülle an Früchten, um alle Lebewesen der Erde zu beglücken und satt zu machen. An all die kleinen Mikroorganismen, Maden und Würmer denkt der Mensch aber nicht und empfindet sie als Konkurrenz oder Schädling. Der Mensch ist so egoistisch, so gewinnorientiert geworden, dass er alle Früchte der Natur für sich beansprucht und sie nicht mit anderen Lebenswesen teilen will. Ignorant den Prinzipien der Natur gegenüber verbannt er alle, die auch von den Lebensmitteln kosten wollen, tötet und bekämpft sie.
Ständig auf der Suche nach natürlichen Gütern, wie Samen oder Pflanzen, die man patentieren lassen kann, wird auch die genetische Vielfalt von Volksgruppen, die seit Jahrtausenden traditionell Landwirtschaft betreiben, um eine natürliche Vielfalt für jede spezifische Region, Klimazone und Umgebungsfaktoren zu garantieren, inzwischen systematisch vernichtet. Damit wird nicht nur die Vielzahl Jahrhunderte alter Kulturpflanzen ausgemerzt und patentiert, sondern es wird den Menschen auch ein Stück ihrer Kultur genommen. Es entsteht also sowohl ein materieller als auch ein ideeller Schaden, der nicht im Geringsten ersetzt werden kann.11
Die genmanipulierten Samen und Pflanzen, die die Konzerne auf illegale Weise außer Landes geschafft, genmanipuliert und patentiert haben, landen jedenfalls auf sogenannten »Versuchsfeldern«, von denen es in Deutschland reichlich gibt. Diese Versuchsfelder sind aber in Wahrheit gar keine Versuchsfelder, gibt uns der Umwelt Aktivist Jörg Bergstedt zu verstehen und erklärt: "Sie werden angelegt, dass sich die Saat auskreuzt."
Was heißt das?
Das heißt, dass die Gen-Saat zum Leidwesen der Bauern auch auf ihre Felder fliegt und sie genauso infiziert. Das »Nexus-Magazin« berichtet zu den Erfolgen der großen Genmanipulisten, "dass die gesamten weltweit im Handel befindlichen Reisbestände bereits jetzt durch nicht genehmigte, genetisch veränderte (GV) Reissorten des US-amerikanischen multinationalen Herstellers Bayer CropScience kontaminiert sind." Schon bei Untersuchungen aus dem Jahre 2006 und 2007 seien drei verschiedene Sorten von illegalem Gen-Reis in mehr als 30 Ländern weltweit gefunden worden, obwohl keine der Sorten dieser genveränderten Samen jemals für den Anbau oder Verbrauch zugelassen wurden. Grund für die unwiderrufliche genetische Verschmutzung seien eindeutig die Feldversuche, die seit Anfang der 90er in diversen Teilen der Erde durchgeführt wurden.12
Seitdem wehren sich aufgeklärte Kleinbauern immer energischer dagegen, dass solche genmanipulierten Pflanzen auf ihren Feldern wachsen, weil sie wissen, dass sie sonst jedes Jahr aufs Neue Samen kaufen müssen und sie früher oder später in eine tiefe Abhängigkeit zu den Agrarriesen gezwungen werden. Letztlich würde man ihnen dann diktieren, was sie wie und wo anzubauen hätten, ohne ihnen landwirtschaftliche Freiheiten einzuräumen oder gar Platz für Alternativen zu lassen.
Genau das ist es, was die Multis mit ihren Versuchsfeldern bezwecken wollen, ist sich Bergstedt sicher: Ihre genmanipulierte Saat soll sich auskreuzen, damit sie alle Bauern der Umgebung belangen, in die Knechtschaft treiben und nach Strich und Faden ausnehmen können, indem sie ihnen Geld für Düngemittel, Geld für Pestizide und Geld für genmanipulierte Samen abverlangen: "Deshalb" so der Gen-Gegner Jörg Bergstedt, "platzieren sie Versuchsfelder am liebsten neben großen Saatgutbanken, wo das Saatgut eigentlich gentechnikfrei gehalten werden soll."
Aber wie kommt es, dass unsere Politiker unsere Felder davor nicht zu schützen wissen, indem sie Firmen mit Gesetzen verbieten solche Versuchsfelder anzulegen ?
Tatsächlich erleben wie im Falle der Gen-Kriminalität genau das Gegenteil von politischer Souveränität. Die EFSA, »die Abnickerbehörde der EU«, wie Richard Rickelmann sie tadelt, verweigere ihre Funktion als Aufsichtsbehörde und winke einfach alles durch, was ihr die Lobbyisten von Monsanto vorlegen. "Es ist schon erschreckend, wie leicht es Konzerne haben, sich in der EU die Verwertung ihrer GV-Pflanzen genehmigen zu lassen. Einwände von Experten in den Mitgliedsländern Österreich, Belgien und Deutschland wurden schlichtweg ignoriert", so der kritische Autor. Seit ihrer Gründung im Jahre 2002 sei die Behörde von den Interessen der Gentechnik-Industrie geleitet und habe die Prüfstandards für genetisch veränderte Pflanzen einfach von den Gentechriesen BASF, Bayer und Monsanto sowie von Konzernen wie Nestlé, Coca-Cola, Pepsi und McDonald's übernommen, weil sie von ihnen mitfinanziert würden. Diese hätten regelrechte Drückerkolonnen mobilisiert, um ihre Standpunkte weltweit zu vertreten. 13 Die Politik ist maßlos überfordert und lässt immer mehr Agro-Gentechnik zu. Eins ums andere Mal machte sie Monsanto und Co schon die Bahn frei, um hierzulande ihre Genversuche auf sogenannten »Versuchsfeldern« zu starten.
Dabei wurden auch sogenannte Biopharmazeutika »getestet«, von denen es mittlerweile etliche »Versuchsfelder« auf deutschem Boden gibt und die gleichzeitig Nahrungsmittel und Medikament sein sollen. Der neueste Schrei, weil immer mehr kranke Menschen der Auffassung sind, industriell verarbeitete Lebensmittel, die nur schön genug klingen, könnten gesund machen oder gar heilen. "Auf einem dieser Versuchsfelder", berichtet Richard Rickelmann, "wurde eine Kartoffel genetisch so verändert, dass sie ein Mittel gegen eine tödliche Viruserkrankung bei Kaninchen produziert." Weitere solche Versuche würden folgen, um sich allmählich einen ganz neuen Markt zu erschließen.
Bei einem Gespräch aus der Sendereihe »Gegen den Strom« zum Thema »Gentechnik verhindern« erfahren wir vom Umweltaktivisten Jörg Bergstedt noch mehr Fakten zu den Trägern, Verbreitern, Profiteuren, Nutznießern und Befürwortern dieses Gentechniknetzwerks: "Die Agro-Gentechnik ist vor allem eine Entwicklung aus der Chemieindustrie. BASF, KWS und Bayer sind die deutschen Pendants zum nordamerikanischen Marktführer Monsanto. Der in Deutschland propagierte Hass auf Monsanto ist Ablenkung von den kriminellen europäischen Großkonzernen."
Große Firmen wie Bayer und BASF vermeiden natürlich sich namentlich zu erkennen zu geben und lassen die Arbeit von Kleinstfirmen und Tochtergesellschaften verrichten, die dann in ihren »Bioparks« — auch so ein schön klingender Name der sich gut vermarkten lässt — Genprodukte anbauen.
Ein Vergleich, der deutlich macht, dass der Staat die Agro-Gentechnik massiv fördert und viele unserer Politiker im Interesse dieser Chemieriesen handeln, ist der folgende: Während der deutsche Staat, also der deutsche Steuerzahler 2008 nur lächerliche sieben Millionen Euro für die Erforschung ökologischen Anbaus aufbringen wollte, erklärten sich unsere Politiker dazu bereit gigantische 165 Millionen Euro für die Erforschung der Agro-Gentechnik auszugeben. 14 Ein Armutszeugnis; ein Verbrechen mit schwerwiegenden Folgen für die Volksgesundheit.
Zwar gelang es Jörg Bergstedt und einigen Mitstreitern mit friedlichen Sitzstreiks auf den besagten Versuchsfeldern allein im Jahr 2008 vier Genversuche zu unterbinden, doch geht das unmoralische Treiben der Kooperative aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ungehindert weiter, so Bergstedt. Wie uninformiert der Großteil der deutschen Bevölkerung darüber sei, zeige sich an einem Erlebnis, das er bei einem seiner Sitzstreiks erst kürzlich erlebte: Als er gerade mit einigen anderen Umweltaktivisten auf einem der besetzten Genfelder platzgenommen hatte, kamen doch tatsächlich einige der lohnabhängigen Arbeiter, die auf dem Feld arbeiteten, zu ihm und den Protestierenden. Anstatt ihnen viel Glück bei ihrer Aktion zu wünschen, beschimpften sie die Umweltaktivisten aufs Übelste. Völlig perplex standen diese nun da und dachten sich: Wie können sich diese Leute nur darüber aufregen, dass wir uns für ihre Rechte einsetzen?
Entsetzt über die allgemeine Unkenntnis, die gegenüber den Gen-Produkten, ihren Gefahren und den langfristigen Folgen ihres Anbaues für Mensch, Tier und Umwelt herrscht, ist Bergstedt heute aktiver denn je und fordert jeden umwelt- und gesundheitsbewussten Menschen auf, seinem Beispiel zu folgen, selbst wenn diejenigen, für deren Wohl man sich einsetzt, geblendet von industriellen Lügen und den ausgefeilten Manipulationsmethoden der Agrarmultis, gegen einen arbeiten würden.15
Der ist ja ein richtiger Held, dieser Jörg Bergstedt. Muss man schon sagen .
Ja. In einem Volk von Arbeitsrobotern, die einfach nur ihren Job machen, selbst wenn ihnen Studien vorliegen, wie schädigend die Genprodukte sind, die auf ihren Äckern ihrer Gesundheit entgegenwirken, ist es schon heldenhaft einen Sitzstreik zu machen und friedlich gegen die Agrarmultis zu protestieren.
Aber ich dachte, die gesundheitsschädliche Wirkung von Genprodukten sei umstritten?
Dass Genprodukte gesundheitsschädlich sind, ist längst wissenschaftlich erwiesen. Darüber unterrichtet uns unter anderem das »Nexus-Magazin« in Ausgabe 44, wo es heißt: »Monsanto leugnet Fakten Zu GVOs (genetisch veränderte Organismen) und Roundup«, doch belegen die Fakten eindeutig, wie gefährlich Monsantos Genprodukte wirklich sind und wir lesen: »Eine quellengeprüfte Studie zu den Nebenwirkungen des dauerhaften Konsums 'sicherer' Mengen von Monsantos Gen-Mais NK 603 und der Aussetzung ebenso 'sicherer' Mengen des chemischen Herbizids »Roundup Glyphosat« an Ratten hat gezeigt: Sowohl der Mais selbst als auch Roundup stehen im direkten Zusammenhang mit dem Entstehen von Krebstumoren. Horrende Bilder aus der Studie, die derzeit im Netz kursieren, zeigen Nager mit gigantischen Tumoren am ganzen Körper und enthüllen damit, was Monsantos GV-Mais und Roundup potenziell mit dem menschlichen Körper anstellen können. Die Studie wurde im renommierten Fachblatt 'Food and chemical Toxicology' publiziert und die nicht Regierungsorganisation für Nachhaltigkeit im Lebensmittelsektor 'Earth Open Source' fordert sogar, dass NK603 unverzüglich vom Markt genommen werden muss und sämtliche genetisch veränderte Organismen (GVOs) Langzeittests unterzogen werden müssen.«16
Am 07.11.2013 wurde jedoch das genaue Gegenteil verkündet, empört sich Florian Rötzer: "Die EU-Kommission lässt die umstrittene Maissorte SmartStax als Futter- und Lebensmittel zu. SmartStax ist im Wettrüsten mit der Resistenz ein zukunftsweisender Giftcocktail mit acht eingebauten Genen. Zur Entscheidung steht auch die Anbauzulassung für den Genmais 1507. Wie schon vorauszusehen war, hat die EU die Einfuhr der mehrfach gentechnisch veränderten Maissorte SmartStax von Monsanto sowohl als Futter als auch Lebensmittel zugelassen." Ebenso wie »Powercore«, eine ähnliche Maissorte von Dow, wurde »SmartStax« einfach durchgewunken: "SmartStax ist nicht nur gegen die zwei Herbizide Glyphosat und Glufosinat resistent, sondern die Pflanze enthält auch sechs verschiedene Insektengifte aus der Gruppe der Bt-Toxine, darunter cry1A105, das aus verschiedenen Insektengiften synthetisiert wurde. Die Toxine stammen von verschiedenen Stämmen des Bakteriums Bacillus thuringiensis und werden in der Pflanze auch anders als in den Bakterien gebildet."
»SmartStax« ist nicht die erste gentechnisch veränderte Pflanze mit mehreren Toxinen und Herbiziden, die in der EU zugelassen wurde. Die Maissorte »DAS1507xNK603« von Pioneer und Dow, die die beiden Herbizide und »cry1F« enthält, oder »59122xNK603« von Pioneer mit den beiden Herbiziden und »cry34Ab1« sowie »cry35Ab1« sind weitere. Welche Folgen solche Kombinationen aus Herbiziden und Toxinen haben, wird immer deutlicher. Testbiotech konnte nachweisen, dass die erhöhte Anzahl an Bt-Toxinen den Verdauungsprozess in höheren Mengen überstehen, als man bislang geglaubt hat, und sich negativ auf Säugetiere auswirken können. Ganz zu schweigen davon, wie die Tier- und Pflanzenwelt darauf reagiert. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA hat die neuen Standards jedoch schlicht akzeptiert: "Der EU-Lebensmittelmarkt wird dazu missbraucht, risikobehaftete Produkte zu entsorgen, die hier niemand haben will", echauffiert sich Christoph Then von Testbiotech.
Bislang wurde nur die Maissorte »MON 810« von Monsanto in der EU angebaut. Schlimm genug. Doch nun soll es uns noch heftiger treffen. Die genveränderte Kartoffel »Amflora« wurde für den Anbau bereits 2010 zugelassen und weitere Genpflanzen folgen. 17
Trotz eindeutiger Versuchsergebnisse zur Risikobewertung, geben sich Agrarriesen wie Monsanto nicht einfach so geschlagen. Sie schicken ihre besten Anwälte ins Rennen, um ihre Rechte einzuklagen, damit sie weiterhin Genprodukte produzieren, sie über sogenannte »Versuchsfelder« vertreiben und die Kleinbauern der Welt in die Abhängigkeit treiben können. Dazu stellen die Multis regelmäßig Genversuche auf unseren Feldern an, damit ihre Saat sich auskreuzt, vom Wind auf andere Felder getragen wird und immer mehr Bauern in der Region zur Kasse gebeten werden können. In den Chemielabors ihrer Kooperationspartner werden die patentierten Samen dann auch noch so verändert, dass sie nur noch mit eigenen Erzeugnissen resistent gegen Schädlinge gemacht werden können. Nur dann kann man den Neukunden nämlich die ganze Palette an Agrogiften verkaufen. Agrogifte, die zuerst auf den genveränderten Pflanzen und letztlich auf unseren genveränderten Nahrungsmitteln landen — seien es Nudeln, Obst und Gemüse oder unser Fleisch: alles ist kontaminiert.
Wegen der Skrupellosigkeit, mit der die Multis hierbei vorgehen, beinhalten mittlerweile schon 70 Prozent aller Nahrungsmittel in den USA — dem Vorreiter in Sachen Genfood — einen genveränderten Bestandteil und mehr als 90 Prozent aller in den USA angebauten Sojabohnen enthalten Monsantos 2008 patentiertes Genmaterial, obwohl die gesundheitlichen Folgen, so die Vertreiber, noch weitestgehend unerforscht sind. 18 Bei uns sieht es wohl kaum anders aus.
Aber auch gegen die Rohstoff- und Agrarbörsen, an denen in diesem Moment zentral die Preise für einzelne Produkte bestimmt werden, protestieren Völkerrechtler heute immer mehr.
Wieso?
Weil Milchbauern aus der Dritten Welt beispielsweise deutlich höhere Milchleistungen erzielen müssen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen, und nicht darum herum kommen, genmanipulierte Aussaat zu verwenden, um im Geschäft bleiben zu können. Sie tauschen daher oftmals nicht nur ihre autarke Existenz gegen eine lebenslange Abhängigkeit, auch nehmen sie Schäden für Natur, Umwelt und Mensch sowie wuchernde Lizenzgebühren in Kauf, die sie an den Patentinhaber zahlen müssen, damit sie ihre Kühe auch mit dem Turbofuttermittel, das die Milchproduktion verbessert, füttern können. 19
Das Genprodukte derzeit den Markt nur so überschwemmen, führte erst kürzlich wieder dazu, dass hunderte Obst- und Gemüsebauern in Italien auf die Straße gingen, um lautstark zu demonstrieren, weil 100.000 Tonnen genmanipuliertes chinesisches Tomatenmark die Gesundheit der Verbraucher und auch das Überleben der einheimischen Tomatenproduzenten bedrohen. Geklonte Chinaware mache mittlerweile sogar ein Drittel des italienischen Tomatenmarktes aus, so die Experten, die beklagen, dass der einheimische Markt überhaupt nur wegen der Subventionen aus Brüssel überleben könne.
Gleichzeitig fand in Ghana eine Demo statt, weil die subventionierten italienischen Produkte, die zu Hause keiner mehr haben wollte, nun den afrikanischen Markt überschwemmen. Nur haben die schlecht ausgerüsteten Kleinbauern in Ghana weder eine Lobby oder eine Möglichkeit, mit der hoch technologisierten Landwirtschaft der Europäer zu konkurrieren, noch können sie emigrieren, weil ihnen sonst der Tod oder das Leben in Armut und Knechtschaft drohen. Wie der Weltöffentlichkeit immer wieder gezeigt wird, schließen sich viele von ihnen letztlich aber doch dem nicht abreißenden Flüchtlingsstrom in Richtung Europa an, weil sie keinen anderen Ausweg sehen. Fliehen sie nicht, so verenden sie in den Slums der Megacitys.
Durch Genprodukte wird den armen Kleinbauern der Länder des Südens also nun auch noch das letzte Fünkchen Hoffnung genommen?
Ja. Und wieder einmal sind es sie, bei denen sich der Teufelskreis schließt, der in diesem Fall durch die Gen-Saat eingeleitet wurde. Verstehst du nun, wieso Vandana Shiva im Zusammenhang von Genprodukten und Genpiraterie auch immer von einen »Genozid« an der armen Dritte-Welt-Bevölkerung spricht?
Ja. Dieses Beispiel hat gezeigt, wer die Leidtragenden der Gesetze der freien, »asozialen« Marktwirtschaft sind, welche absurden Missstände durch die Erhebung von Genpatenten im landwirtschaftlichen Sektor entstehen und wie aus Kleinbauern Sklaven ohne Ketten werden.
Ist es nicht eigenartig, dass wir immer wieder beim Leid der Dritten Welt landen, obwohl wir eigentlich auf das Leid und die Missstände im Westen eingehen wollten?
Nein. Denn über die Mechanismen der globalen Marktwirtschaft, sind wir heutzutage so sehr mit den Menschen aus aller Welt vernetzt, dass jedes lokale Problem ein globales Problem ist. Und egal was wir tun oder produzieren, es führt fast immer zu Leid in der Dritten Welt.
Welche Erkenntnis, obwohl wir beide doch gerade mal nur sporadisch auf einige wenige Beispiele marktwirtschaftlicher Zusammenhänge eingegangen sind. Würden wir den Weg aller Produkte, nicht eben nur unserer Nahrungsmittel, explizit bis zu ihrer Gewinnung und Entstehung zurückverfolgen und würden wir untersuchen was ihr Konsum für eine Kettenreaktion im undurchsichtigen Geflecht der globalisierten Weltwirtschaft auslöst, müssten wir feststellen, dass mit fast jeder Ware, die wir heute kaufen, massenweise Dritte-Welt-Bewohner diskriminiert, demoralisiert und radikal ausgegrenzt werden.
Dann lass uns zumindest die Kette von dem zurückverfolgen, was ich am meisten konsumiere: Nahrungsmittel!
Machen wir weiter auf dem Weg vom Samen bis in den Mund des Verbrauchers und decken alle Verbrechen auf, die uns auf dem Weg begegnen. Finden wir heraus, mit welchen Manipulationstricks die Industrie sie uns schmackhaft macht und wie es mit der Saat weitergeht, nachdem sie geklaut und genverändert auf einer der Monokulturen eingesetzt wird.
Nachdem die Saat eingesetzt wird, beginnt die Aufzucht. Eine Höllenqual aus ihrer Perspektive, denn von jetzt an bekommt sie einen grässlichen Chemiecocktail. Ohne das tödliche Gemisch könnte sie nicht überleben. Ein Paradoxon. Doch gehen wir ihm nach, werden wir herausfinden, wie stark die Qualität unserer Lebensmittel tatsächlich abgenommen hat. Dazu müssen wir bei den Wanderarbeitern ansetzen, die unser Obst- und Gemüse von klein auf düngen und mit hochgiftigen Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln aller Art besprühen. Was man über deren Gefahren weiß mündet fast monatlich in neuen Studien und müsste uns ausreichend entsetzen. Weil mittlerweile immer öfter grenzwertüberschreitende Pestizidrückstände, wie aktuell auf Paprikas sowie anderen Lebensmitteln aus Südspanien, gefunden werden, vertiefen sich zahlreiche Experten in dieses Thema. Im Gegensatz zu den festgefahrenen Politikern und ihren korrumpierten Behörden, nehmen sie es ernst und zeigen uns ganz neue Hintergründe zu einem Phänomen, das zeigt, inwieweit die industrielle Revolution gescheitert ist.
Gut: Dann erforschen wir als Erstes, was es über Düngemittel, Pestizide und Pflanzenschutzmittel aus der industriellen Landwirtschaft zu wissen gibt, und machen dann weiter mit der Vermarktung dessen, was die Lebensmittelmafia uns da auf den Teller legen will. Ich will darüber alles wissen. Wie sie es hochziehen, vertreiben, vermarkten, verpacken, verkaufen und wie gefährlich unsere Lebensmittel alles in allem wirklich sind.
1 Quelle: Attila Hildmann https://www.google.de/search?q=detrsche+Sterben+jedes+Jahr+an+Ern%C3%A4rhungbedingten+Krnakheiten&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:en-US:official&client=firefox-a&channel=sb&gfe_rd=cr&ei=MPGrU4rmO6uK8QfT3IBQ
2 Quelle: www.gesundheit.de/ernaehrung/essstoerungen/hintergrund/uebergewicht-jedes-fuenfte-kind-in-deutschland-ist-zu-dick und http://www.welt.de/gesundheit/article123537479/Jeder-dritte-Erwachsene-auf-der-Welt-ist-zu-dick.html
3 Quelle: Shiva 1997, S.53
4 Quelle: Zentrum für Nahrungsmittelsicherheit
5 Quelle: deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/04/23/eu-will-anbau-von-obst-und-gemuese-in-gaerten-verbieten
6 Quelle: Tiroler Tageszeitung, 08.05.2011
7 Quelle: Food Inc.
8 Quelle: Thrive — What on earth will it take, YouTube
9 Quelle: Die lange Nacht des Klimas, 29.11.09, ZDF
10 Quelle: Gegen den Strom — Viktor Schauberger — Die Natur als Vorbild
11 Quelle: Schweinegrippe, der geplante Genozid
12 Quelle: Nexus-Magazin 2013, Ausgabe 49
13 Quelle: Tödliche Ernte — wie uns das Agrar- und Lebensmittelkartell vergiftet
14 Quelle: Seilschaften deutscher Gentechnik, Vortrag auf YouTube, Michael Leitner
15 Quelle: Gentechnik verhindern, gegen den Strom, Jörg Bergstedt
16 Quelle: Nexus-Magazin 2012, Ausgabe 44
17 Quelle: www.heise.de/tp/artikel/40/40269/1.html
18 Quelle: Food Inc.
19 Quelle: Bauernproteste gegen Genpatente
Seit der Industrialisierung der Landwirtschaft setzen die großen Agrarmultis vermehrt auf die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, Pestiziden, Fungiziden, Insektiziden und Düngemitteln, um ihre Pflanzen ertragreicher, schädlingsresistenter und dementsprechend profitabler zu machen, so ihre Behauptung. Unter dem Slogan »Green Revolution« schlossen sich die großen Agrarkonzerne mit Pharmariesen und Chemiekonzernen zusammen und heckten einen Plan aus, wie sie noch mehr Renditen erwirtschaffen könnten. Ihre Idee war es, sich einen neuen, riesigen Absatzmarkt sowohl für Düngemittel als auch für lebensfeindliche Biozide zu erschließen. Einen Markt, den es vorher nie gegeben hat, weil alle traditionellen Landwirte der Welt ihre eigenen Methoden hatten, um mit Schädlingsbefall und Nährstoffmangel im Boden umzugehen.
Eine davon war es, sich ohne großen Aufwand aus Brennnesseln eine Brennnesseljauche zu brauen. Dazu werden Brennnesseln mit Wasser übergossen, an einen warmen Ort gestellt und täglich umgerührt. Durch den Gärungsprozess geben sie ihre wertvollen Inhaltsstoffe ans Wasser ab. Die entstandene Brühe wird abgesiebt und kann als natürlicher stickstoffreicher Flüssigdünger sowie als Pflanzenschutzmittel gegen Insekten eingesetzt werden. Zwei Fliegen mit einer Klappe und gesunde, kräftige Pflanzen sowie reiche, geschmackvolle Ernten und gehaltvolles Gemüse ohne Chemikalienrückstände sind das erfreuliche Resultat. Trotz solcher Vorzüge ist Brennnesseljauche in weiten Teilen Europas verboten. In Frankreich etwa wurde Ende 2005 ein Gesetz verabschiedet (Loi d'Orientation Agricole), das nicht nur die landwirtschaftliche Anwendung der Brennnessel verbietet, sondern auch jede Verbreitung von Informationen über die Brennnessel strafbar macht. Weder die Medien noch die Ärzteschaft oder traditionelle Bauernverbände wagen es seitdem zu ihrem Gebrauch aufzurufen. Wird man erwischt oder angezeigt, droht ein Bußgeld von 75.000 Euro und eine zweijährige Haftstrafe. 1
Rechtlich werden die Bio-Bauern also gezwungen auf synthetische Düngemittel und chemische Pestizide zurückzugreifen, die teilweise nur mit Schutzkleidung und nur bei absoluter Windstille ausgebracht werden dürfen. Mittel, die niemals in die Hände von Kindern geraten dürfen und deren Leerbehälter nicht einmal in den normalen Müll gegeben werden können, sondern zum Sondermüll gebracht werden müssen.
Der Tausendsassa Brennnessel ist nur ein Beispiel für traditionelle Dünge- und Pflanzenschutzmittel, die im Einklang mit der Natur funktionieren und mehr als eine Alternative zur Chemiekeule der Pharmakonzerne darstellen, für Bauern, die ihre Pflanzen noch mit Ehrfurcht, die Natur mit Liebe und den Boden mit Weitsicht behandeln. Vor der »Green Revolution« säte man Pflanzen nebeneinander, die sich perfekt ergänzten, indem sie genau die Nährstoffe abgaben, die ihr Nachbar brauchte. Ein in sich gesunder, natürlicher Kreislauf der Nachhaltigkeit, der weder Biozide noch Düngemittel erforderte, weil die Pflanzen so vital waren wie ihre Nährböden selbst.
Aber da bei solchen Praktiken kein Geld für Industriegifte ausgegeben werden musste, arbeitete die Konzernmacht mit Nachdruck daran alle Bauern der Welt doch irgendwie zu belangen und in ihre Abhängigkeit zu ziehen. Ein großer Coup musste her. So versprach man den Bauern einfach noch höhere Erträge, weniger Ernteausfälle, leichtere Pflege- und Handlungspraktiken, weniger Arbeit, mehr Zeit, mehr Geld und mehr Freizeit, um sie zu ködern. Alles nur Propaganda, die sich aller Wissenschaftlichkeit entzieht, wie wir noch herausfinden werden.
Die großen Investoren und Aktiengesellschaften, die Hauptanteilseigner sowohl an den großen Agrarunternehmen als auch an den Pharmariesen und Chemiekonzernen, starteten also eine Manipulationskampagne, mit der sie ihre giftigen Chemikalien den Bauern und der gesamten Menschheit schmackhaft machten. Sie behaupteten, den Hunger der Welt stillen zu können. Die gesamte Menschheit sollte am Ende wohlgenährt sein und in Frieden und Wohlstand ein langes, gesundes und glückliches Leben führen. Diesen Glaubenssatz propagierten sie mithilfe der Medien so energisch, dass heute immer noch Menschen davon überzeugt sind, dass Pestizide und Düngemittel in gewissen Grenzwerten der Menschheit dienlich und weder schädlich für uns noch für die Umwelt sind. Ein industriell gefertigter Irrglaube, den wir nun als solchen entlarven werden.
Die Lebensmittelkontrolleure, die eigentlich dafür zuständig sein müssten, sind entweder hoffnungslos überfordert, gekauft, schlecht bezahlt, noch schlechter ausgebildet oder genauso blind wie die Konsumenten.2
Dass der Gebrauch von Pestiziden nicht nur die Tagelöhner, sondern die Endverbraucher von Obst und Gemüse gefährdet, ist eigentlich nichts Neues und wurde sogar von der Weltgesundheitsorganisation bestätigt. Sie beteuert, dass jährlich bis zu drei Millionen Menschen Opfer einer akuten Pestizidvergiftung werden, an der sogar jährlich über 200.000 sterben.3 Eine erschreckend hohe Zahl, wegen der die französische landwirtschaftliche Sozialversicherung MSA für Menschen, die mit Pestiziden in Kontakt kommen, ein Überwachungsprogramm von Vergiftungen, namens »Feed Attitude« erstellt hat. »Feed« ist nur ganz nebenbei der Ausdruck, den Behörden und Industrie für Pestizide, also »phytosanitäre Produkte« verwenden, damit der ungebildete Konsument keine Angst bekommt, wenn er von »gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen von Feeds« hört und sie in keinerlei Zusammenhang mit Pestiziden bringt. Aber allein im Jahr 2009 wurden dem Überwachungsprogramm 271 Fälle von akuten Vergiftungen gemeldet — mit wachsender Tendenz. Eine immense Zahl, zu der der verantwortliche Arzt für chemische Risiken der landwirtschaftlichen Sozialversicherung, Dr. Jean-Luc Dupupet, uns im öffentlichen Fernsehen ungeniert erklärt: "Wir wissen zum Beispiel, dass Kopfschmerzen durch Insektizide hervorgerufen werden. (…) Auf jeden Fall gehören Insektizide zu den häufigsten Auslösern von neurologischen Symptomen, wie Kopfschmerzen. Bei den Fungiziden beobachten wir eher Hautirritationen und bei den Herbiziden kommen noch Verdauungsbeschwerden dazu."
Und diese Gifte werden trotzdem auf unser Essen gesprüht?
Ja!
Aber das Beste kommt noch: Neuerdings werden Pestizide nicht mehr nur oberflächlich aufgetragen, sondern direkt in die Samen eingeimpft.
Abwaschen nutzt also gar nichts mehr?
Nicht die Bohne.
Ein Grund mehr, auf Biolebensmittel umzusteigen.
Aber Bio ist nicht gleich Bio, wie wir später noch feststellen werden. Nun aber zurück zur neuesten Erfindung der Lebensmittelmafia: Die hochmodernen Pflanzenschutzmittel namens »Neonicotinoide« gelangen via Wurzel, Stiel und Blätter direkt ins Gemüse, zirkulieren im Kreislauf der Pflanze und bleiben dort, solange bis sie von unserem Magen zerkleinert werden.
Seien es Insektizide oder Fungizide, die Agro-Chemie-Firmen tränken die Samen ihrer Wahl einfach mit dem jeweiligen Gift, um sie noch Schädlingsresistenter zu machen. Während des Wachstums nimmt die gesamte Pflanze die stabile, chemische Verbindung, die sie kaum abbauen kann, dann auf und überträgt sie später auf ihre Kunden. Die Industrie liefert dieses Saatgut vor allem für Raps, Sonnenblumen und Mais, um die "bösen" Insekten — die genauso wie wir eigentlich einen natürlichen Anspruch auf biologische Lebensmittel haben — zu vertreiben. Dass dabei auch extrem nützliche Tierchen, wie die ohnehin schon stark dezimierten Bienenvölker ums Leben kommen, nehmen die großen Agrarkonzerne als Kollateralschaden in Kauf. Welche gesundheitlichen Auswirkungen die »Neonicotinoide« auf den Menschen haben könnten, sind noch nicht erforscht. Trotzdem sind sie auf dem Markt und die Industrie spielt ihr übliches Spiel. Sie sagt, sie seien »unbedenklich«, bis man ihre Gefährlichkeit nachgewiesen hat und es bereits zu spät ist, weil die Bevölkerung schon kontaminiert ist.
Das Schweizer Fernsehen hat in der Sendung »Kassensturz« zwar über diese neue Form des Pestizidwahnsinns berichtet, doch ist die breite Masse noch nicht über diese neue Gefahr informiert. Eine Gefahr, die man nicht unterschätzen sollte.
Laut einem aktuellen Bericht von Associated Press (AP) über den Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft in Argentinien, sollen Pestizide, die Monsanto verkauft, erhebliche Gesundheitsprobleme verursachen, von Geburtsschäden bis zu Krebs und anderen Erkrankungen. AP zeigte eine eindeutige Verbindung zwischen der Anwendung von Monsanto-Pestiziden und Krankheiten in der Landbevölkerung. Die Nachrichtenagentur dokumentierte zahlreiche Fälle, die zeigen, wie giftige Pestizide die Wasserversorgung kontaminierten und dadurch in den menschlichen Organismus gelangten. In der Provinz Santa Fe, wo die meisten Cerealien produziert werden, ist die Verwendung von Pestiziden weniger als 500 Meter von Wohngebieten entfernt deshalb verboten. Aber wie AP aufzeigt, werden die toxischen Stoffe trotzdem viel näher an den Häusern auf die Böden und Pflanzen verteilt. Studien zeigen, dass die Krebsrate in dieser Provinz zwei- bis viermal höher ist als im Rest des Landes. Und in der Nachbarprovinz Chaco sieht es ähnlich aus. Seit der Einführung von Biotechnologie in der Agrarindustrie vor zehn Jahren haben sich dort die Geburtsschäden vervierfacht. Kein Wunder, wenn argentinische Bauern 4,5 Kilo an Pestiziden pro Hektar verteilen — doppelt so viel wie in den USA, wo sowieso schon sehr viel verwendet wird.