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Eigentlich könnte Kim glücklich sein: Gemeinsam mit ihrem Mann Martin betreibt sie eine etablierte Ferienhausanlage auf einer Ostseeinsel, der Tourismus boomt, das Geschäft läuft gut. Stattdessen ist ihr Leben von Versuchen beherrscht, der Einsamkeit ihrer Ehe zu entfliehen. Martin, der häufig auf Geschäftsreise ist, widmet sich bei seinen wenigen Aufenthalten auf der Insel lieber seiner Arbeit als seiner Frau. Nach einem sehr ernüchternden Wochenende, an dem Kim einmal mehr von Martin enttäuscht wurde, lernt sie den Fotografen Jan kennen, der eines der Häuser in ihrer Ferienanlage mietet. Es ist nicht die erste stürmische Affäre, in die sich Kim stürzt, um ihre Eheprobleme auszublenden, doch nach Jans Abreise spürt sie zum ersten Mal, dass diese Liaison mehr bedeutet und dass Jan einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen hat. Als sie bei ihrer Freundin, der Malerin Carina, das Portrait eines Mannes entdeckt, der Jan erstaunlich ähnlich sieht, ist das Gefühlschaos perfekt. Zum ersten Mal ist es nicht mehr der Wunsch, die Aufmerksamkeit ihres Mannes zu erhalten, sondern der Drang, Jan wiederzusehen, der ihre Emotionen steuert. Als Martin von Jan erfährt, spitzen sich die Ereignisse zu. „Das Ende einer Suche“ ist die zweite Folge der eBook-Serie „Die Wildroseninsel“.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Über das Buch
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Impressum
Nancy Salchow
___________________________
Die Wildrosen-Insel
Teil 2: Das Ende einer Suche
Herzlich willkommen auf der Wildroseninsel!
Du warst noch nie hier? Dann wird es höchste Zeit, diesen längst fälligen Besuch nachzuholen und deine Seele an diesem beschaulichen Fleckchen Erde baumeln zu lassen.
Die kleine 2500-Einwohner-Insel in der Ostsee ist der zentrale Ort des Geschehens, der Schauplatz für Schicksale, Emotionen und Leidenschaften der Bewohner. Im Mittelpunkt stehen drei auf der Insel heimische Freundinnen im Alter von 28 bis 40 Jahren – Vanessa, Kim und Carina –, die auf der Suche nach ihrem eigenen Glück sind, das nicht selten zu Lasten anderer geht – und manchmal sogar das Glück der eigenen Freundinnen zerstört. Aber wann ist es richtig, auf sein Herz zu hören? Und wann ist es besser, das Glück der anderen über das eigene zu stellen?
Wer sind eigentlich unsere drei Titelheldinnen?
Fangen wir mit Vanessa an, einer 28-jährigen Inselbewohnerin, die von ihren Freundinnen nur zu gern als Naturschönheit bezeichnet wird. Bernsteinfarbenes, langes Haar, grazile Figur und mit einer Gutherzigkeit ausgestattet, die hin und wieder von anderen ausgenutzt wird. Vanessa arbeitet als selbständige Tagesmutter auf der Insel und betreibt ihre Einrichtung im Haus ihrer verwitweten Mutter Elisa, die in der anderen Hälfte wohnt. Vanessas Geschichte, zumindest die Geschichte, deren Zeuge wir werden dürfen, beginnt zwei Jahre nach ihrer Trennung von Lenny. Mit ihm war sie über vier Jahre zusammen und sogar verlobt, bis er sie betrog. Nachdem die Verlobung gelöst war, verließ er die Insel, um in einem renommierten Architekturbüro zu arbeiten. Seitdem ist Vanessa Single, nicht zuletzt deshalb, weil sie den Betrug von Lenny, dem Mann, für den sie noch immer Gefühle hegt, bis heute nicht überwunden hat.
Die Zweite im Bunde ist die 31-jährige Kim. Lange, schokobraune Strähnen, immer mit dem perfekten Make-up und Zwölf-Zentimeter-Absätzen unterwegs, den Finger stets am Puls der Zeit: Das ist typisch Kim. Als ihre Geschichte beginnt, ist sie bereits seit fünf Jahren mit dem Immobilienmakler Martin verheiratet. Martin betreibt in zweiter Generation eine Ferienhausanlage auf der Insel, ist allerdings oft geschäftlich unterwegs. Als Verwalterin der Anlage ist Kim dafür zuständig, Touristen unterzubringen und ihre Aufenthalte zu organisieren. Nicht selten kommt es dabei vor, dass sie sich mit flüchtigen Affären die Zeit vertreibt, während Martin wieder mal auf einer seiner vielen Geschäftsreisen ist. Aber Kim denkt gar nicht daran, ein schlechtes Gewissen zu haben, schließlich erwartet sie vom Leben mehr als nur einen Ehering am Finger. Sie will Aufmerksamkeit, Leidenschaft, das süße Leben – und sie holt es sich, wann immer sich die Chance dazu ergibt.
Die dritte unserer Heldinnen ist Carina, mit ihren 40 Jahren die Älteste im Bunde. Kinnlanges blondes Haar, der natürliche Typ, der nichts für Schnörkeleien übrighat. Sie arbeitet als Künstlerin auf der Insel und porträtiert sowohl Einheimische als auch Touristen; nebenbei hilft sie hin und wieder in der Eisdiele ihres Vaters aus. Ihr Lebensinhalt ist allerdings der kleine Niklas, ihr elfjähriger Sohn, den sie allein großzieht. Bis heute weiß niemand, wer der Vater des Kleinen ist, und Carina weigert sich hartnäckig, mit jemandem darüber zu reden. Trotz ihres Geheimnisses, das sie sogar vor ihren Freundinnen bewahrt, ist Carina das, was man eine treue Seele nennt: stets für ihre Familie und Freundinnen da, äußerst großherzig und gutmütig, manchmal ein wenig altklug, aber immer zur Stelle, wenn man sie braucht. Nach einigen turbulenten Beziehungen führt sie ein Singleleben aus echter Überzeugung –zumindest versucht sie, das den anderen weiszumachen. Sie steht ihren Freundinnen stets mit Rat und Tat zur Seite, gibt sich gern als die Erfahrene, die gegen jeden Kummer, den die Einsamkeit hin und wieder mit sich bringt, immun erscheint. Aber ist ihr Leben wirklich so leicht, wie sie es den anderen vorspielt?
Die Antworten auf diese und viele andere Fragen sollen die treuen Begleiter während unserer Reise auf die Wildroseninsel sein.
Übrigens: „Wildroseninsel“ ist nicht der ursprüngliche Name der Insel, sondern erst ein Vorfall vor ca. zwanzig Jahren sorgte dafür, dass seither alle Bewohner die Insel nur noch so nennen. Damals gastierte hier der bekannte Schriftsteller Bill Galesko und begann eine kurze, aber umso heftigere Liaison mit einer jungen Inselbewohnerin. Sie trafen sich während seines einwöchigen Aufenthalts jeden Abend, doch trotz all seiner Nachfragen weigerte sie sich, ihm ihren Namen zu nennen, bis sie schließlich ganz von der Bildfläche verschwand. Bill Galesko lebte während seiner Zeit auf der Insel in einem Ferienhaus, das direkt neben einem von Wildrosen übersäten Hügel lag. Kurz nachdem Bill die Insel verlassen hatte, entstand sein Roman „Die Wildroseninsel“; darin fasste er seine Zeit auf der Insel und seine Liebe zu der unbekannten Schönen in Worte, die er trotz aller Versuche niemals wiederfinden sollte. Bis heute weiß niemand, ob seine Geschichte der Wahrheit entspricht oder nur ein Gerücht ist, das er selbst in die Welt gesetzt hat, um seinem Roman etwas Geheimnisvolles zu geben. Das Buch, das zum Weltbestseller wurde, belebte den Tourismus der Insel in ungeahntem Ausmaß – und es war für alle Bewohner der Anlass, die Insel von nun an nur noch so zu nennen.
Wie ihr, liebe Leser, die Insel nennt, ist euch natürlich selbst überlassen. Schon jetzt hoffe ich allerdings, dass dein Aufenthalt hier kein einmaliger bleiben wird.
Eigentlich könnte Kim glücklich sein: Gemeinsam mit ihrem Mann Martin betreibt sie eine etablierte Ferienhausanlage auf einer Ostseeinsel, der Tourismus boomt, das Geschäft läuft gut. Stattdessen ist ihr Leben von Versuchen beherrscht, der Einsamkeit ihrer Ehe zu entfliehen. Martin, der häufig auf Geschäftsreise ist, widmet sich bei seinen wenigen Aufenthalten auf der Insel lieber seiner Arbeit als seiner Frau. Nach einem sehr ernüchternden Wochenende, an dem Kim einmal mehr von Martin enttäuscht wurde, lernt sie den Fotografen Jan kennen, der eines der Häuser in ihrer Ferienanlage mietet. Es ist nicht die erste stürmische Affäre, in die sich Kim stürzt, um ihre Eheprobleme auszublenden, doch nach Jans Abreise spürt sie zum ersten Mal, dass diese Liaison mehr bedeutet und dass Jan einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen hat. Als sie bei ihrer Freundin, der Malerin Carina, das Portrait eines Mannes entdeckt, der Jan erstaunlich ähnlich sieht, ist das Gefühlschaos perfekt. Zum ersten Mal ist es nicht mehr der Wunsch, die Aufmerksamkeit ihres Mannes zu erhalten, sondern der Drang, Jan wiederzusehen, der ihre Emotionen steuert. Als Martin von Jan erfährt, spitzen sich die Ereignisse zu.
„Das Ende einer Suche“ ist die zweite Folge der eBook-Serie „Die Wildroseninsel“.
Die Serie erschien bereits 2013 in einer Erstauflage bei Droemer Knaur. Diese Neuauflage erscheint im Selbstverlag direkt über die Autorin.
Der Strauß war größer als beim letzten Mal. Sie erkannte es daran, dass ihr die stolzen Köpfe bordeauxroter Rosen die Sicht versperrten, wann immer sie Martins Blick über den Tisch hinweg suchte.
Es war kurz nach zehn, ein spätes Frühstück, das sie – wie jedes Mal, wenn sie zusammen waren – bei schönem Wetter auf der Terrasse hinter dem Haus einnahmen. Dampfender Kaffee, frische Croissants und ein ungetrübter Blick auf das Meer, das sich in schäumenden Wellen auf den Sand ergoss, als atme es ein und aus.
„Du glaubst nicht, wie schön es ist, wieder hier zu sein“, sagte er, die Kaffeetasse in der einen, das Croissant in der anderen Hand. „Ich hatte beinahe vergessen, wie unbezahlbar ein gemeinsames Frühstück mit meiner Liebsten ist, noch dazu bei so einem Ausblick.“
„Nach vier Wochen Abwesenheit kann man das schon mal vergessen.“ Sie blinzelte ihm zu. „Aber keine Sorge, das Meer, das Frühstück und ich – wir werden auch noch da sein, wenn du von deiner nächsten Dienstreise zurückkehrst.“
Ihre Sticheleien waren ihm nicht fremd. Manchmal schien es sogar, als würde er es genießen, von ihr mit Anspielungen dieser Art aufgezogen zu werden. Er sah sich gern in der Funktion des vielbeschäftigten Maklers, des erfolgreichen Geschäftsmannes, der seiner Frau ein angenehmes Leben ermöglichte und wie ein Stargast begrüßt wurde, wann immer er sich dazu entschloss, nach Hause zu kommen.
Wie einen Stargast hatte sie ihn tatsächlich begrüßt, zumindest auf ihre Weise.
„Soll das heißen, du planst schon die Zeit meiner nächsten Abwesenheit?“ Er legte das Croissant auf seinen Teller und lächelte ihr mit vielsagendem Blick zu. „Ich dachte eigentlich, dass die letzte Nacht der Anfang eines aufregenden Sommers werden könnte.“
Kim lehnte sich gegen das rapsgelbe Polster des Gartensessels und musterte Martin schweigend. Es war typisch für ihn, die Wahrheit auf diese Art zu dehnen. Ein charmantes Lächeln, ein Strauß roter Rosen und ein konsequentes Verschweigen des Termins für die nächste Dienstreise.
„Ich verstehe nicht, warum du plötzlich von einem ganzen Sommer sprichst“, antwortete sie nüchtern. „Wir beide wissen doch, dass du es nie länger als zwei Wochen hier aushältst.“
„Kimmy“, begann er, während er die Vase zur Seite schob und sich über den Tisch beugte, „du tust ja gerade so, als würde es mir Spaß machen, so oft unterwegs zu sein. Du weißt, dass ich sehr hart dafür gearbeitet habe, mir einen Namen in der Immobilienbranche zu machen. Aber wenn ich unsere Zukunft sichern möchte, darf ich mich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Das haben wir doch schon tausend Mal besprochen.“
„Ja, das haben wir“, antwortete sie. „Und ich habe dir jedes Mal geantwortet, dass ich das, was die Ferienhausanlage abwirft, für vollkommen ausreichend halte.“
Martin lachte. „Sorry, wenn ich das so direkt frage, Süße, aber wer von uns beiden hat denn das Faible für teure Klamotten, Parfums und Schuhe? Die bezahlen sich nicht von allein.“
„Ich könnte sehr gut darauf verzichten, wenn ich dafür dich öfter bei mir hätte.“
„Aber ich bin jetzt hier“, antwortete er.
Unweigerlich schoben sich ihr die Bilder der letzten Nacht in den Sinn. Noch im Hauseingang waren sie übereinander hergefallen wie Verdurstende. Vielleicht verdankte sie es seiner häufigen Abwesenheit, dass sie ihn immer noch so anziehend fand, dass die Leidenschaft bei jeder Rückkehr umso glühender war. Desto härter traf sie allerdings der Gedanke, dass er nie wirklich bei ihr war. Selbst dann nicht, wenn er anwesend war.
„Überhaupt, warum redest du jetzt schon von meiner Abreise, wo ich doch gerade erst angekommen bin?“, fragte er.
Sie wich seinem Blick aus. Es war dieselbe Diskussion wie jedes Mal, dieselbe schmerzhafte Erkenntnis, dass der Job wieder mal wichtiger war als sie.
„Du hast recht“, sagte sie nach kurzem Zögern. „Wir sollten nicht darüber reden. Nicht jetzt.“
Sie bemühte sich um ein Lächeln, das er zufrieden erwiderte. Wie er so dasaß in seinem strahlend weißen Hemd, mit seinem goldblonden Haar, das sich leicht über den Ohren kräuselte, und dem spitzbübischen Grinsen, das durch seinen akkurat rasierten Kinnbart noch einprägsamer erschien, überkam sie die Sehnsucht erneut. Die Art von Sehnsucht, die einen sogar dann überfällt, wenn das Objekt der Begierde gar nicht abwesend ist. Und Kim sehnte sich. Nach allem. Nach seinen Berührungen, nach seiner Liebe, nach seiner ungeteilten Aufmerksamkeit. Vor allem aber nach der Bestätigung, dass er ganz und gar ihr gehörte!
*
„Ich verstehe dich wirklich nicht, Kim.“ Carina musterte sie skeptisch von der Seite. „Da freust du dich die ganze Zeit darauf, dass Martin wiederkommt, und jetzt, wo er endlich da ist, redest du nur davon, wann er wieder fährt.“
„Natürlich freue ich mich, dass er wieder da ist“, antwortete Kim. „Aber gerade deshalb wird mir umso klarer, wie sehr er mir gefehlt hat und wie sehr er mir fehlen wird, wenn er wieder geht.