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Nachdem Kim nach einem riesigen Streit mit Martin die Insel für einige Wochen verlassen hat, steht sie von einem Tag auf den anderen plötzlich wieder vor seiner Tür. Ihre Illusion, es noch mal miteinander zu probieren, bekommt jedoch den ersten Dämpfer, als sie die charmante neue Verwalterin der Ferienhausanlage kennenlernt, die in ihrer Abwesenheit von Martin eingestellt wurde: Ricarda – und die hat sehr viel mehr drauf als einen entzückenden Wimpernaufschlag. „Das Gesicht der Freiheit“ ist die fünfte Folge der eBook-Serie „Die Wildrosen-Insel“.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Über das Buch
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Impressum
Nancy Salchow
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Die Wildrosen-Insel
Teil 5: Das Gesicht der Freiheit
Herzlich willkommen auf der Wildroseninsel!
Du warst noch nie hier? Dann wird es höchste Zeit, diesen längst fälligen Besuch nachzuholen und deine Seele an diesem beschaulichen Fleckchen Erde baumeln zu lassen.
Die kleine 2500-Einwohner-Insel in der Ostsee ist der zentrale Ort des Geschehens, der Schauplatz für Schicksale, Emotionen und Leidenschaften der Bewohner. Im Mittelpunkt stehen drei auf der Insel heimische Freundinnen im Alter von 28 bis 40 Jahren – Vanessa, Kim und Carina –, die auf der Suche nach ihrem eigenen Glück sind, das nicht selten zu Lasten anderer geht – und manchmal sogar das Glück der eigenen Freundinnen zerstört. Aber wann ist es richtig, auf sein Herz zu hören? Und wann ist es besser, das Glück der anderen über das eigene zu stellen?
Wer sind eigentlich unsere drei Titelheldinnen?
Fangen wir mit Vanessa an, einer 28-jährigen Inselbewohnerin, die von ihren Freundinnen nur zu gern als Naturschönheit bezeichnet wird. Bernsteinfarbenes, langes Haar, grazile Figur und mit einer Gutherzigkeit ausgestattet, die hin und wieder von anderen ausgenutzt wird. Vanessa arbeitet als selbständige Tagesmutter auf der Insel und betreibt ihre Einrichtung im Haus ihrer verwitweten Mutter Elisa, die in der anderen Hälfte wohnt. Vanessas Geschichte, zumindest die Geschichte, deren Zeuge wir werden dürfen, beginnt zwei Jahre nach ihrer Trennung von Lenny. Mit ihm war sie über vier Jahre zusammen und sogar verlobt, bis er sie betrog. Nachdem die Verlobung gelöst war, verließ er die Insel, um in einem renommierten Architekturbüro zu arbeiten. Seitdem ist Vanessa Single, nicht zuletzt deshalb, weil sie den Betrug von Lenny, dem Mann, für den sie noch immer Gefühle hegt, bis heute nicht überwunden hat.
Die Zweite im Bunde ist die 31-jährige Kim. Lange, schokobraune Strähnen, immer mit dem perfekten Make-up und Zwölf-Zentimeter-Absätzen unterwegs, den Finger stets am Puls der Zeit: Das ist typisch Kim. Als ihre Geschichte beginnt, ist sie bereits seit fünf Jahren mit dem Immobilienmakler Martin verheiratet. Martin betreibt in zweiter Generation eine Ferienhausanlage auf der Insel, ist allerdings oft geschäftlich unterwegs. Als Verwalterin der Anlage ist Kim dafür zuständig, Touristen unterzubringen und ihre Aufenthalte zu organisieren. Nicht selten kommt es dabei vor, dass sie sich mit flüchtigen Affären die Zeit vertreibt, während Martin wieder mal auf einer seiner vielen Geschäftsreisen ist. Aber Kim denkt gar nicht daran, ein schlechtes Gewissen zu haben, schließlich erwartet sie vom Leben mehr als nur einen Ehering am Finger. Sie will Aufmerksamkeit, Leidenschaft, das süße Leben – und sie holt es sich, wann immer sich die Chance dazu ergibt.
Die dritte unserer Heldinnen ist Carina, mit ihren 40 Jahren die Älteste im Bunde. Kinnlanges blondes Haar, der natürliche Typ, der nichts für Schnörkeleien übrighat. Sie arbeitet als Künstlerin auf der Insel und porträtiert sowohl Einheimische als auch Touristen; nebenbei hilft sie hin und wieder in der Eisdiele ihres Vaters aus. Ihr Lebensinhalt ist allerdings der kleine Niklas, ihr elfjähriger Sohn, den sie allein großzieht. Bis heute weiß niemand, wer der Vater des Kleinen ist, und Carina weigert sich hartnäckig, mit jemandem darüber zu reden. Trotz ihres Geheimnisses, das sie sogar vor ihren Freundinnen bewahrt, ist Carina das, was man eine treue Seele nennt: stets für ihre Familie und Freundinnen da, äußerst großherzig und gutmütig, manchmal ein wenig altklug, aber immer zur Stelle, wenn man sie braucht. Nach einigen turbulenten Beziehungen führt sie ein Singleleben aus echter Überzeugung –zumindest versucht sie, das den anderen weiszumachen. Sie steht ihren Freundinnen stets mit Rat und Tat zur Seite, gibt sich gern als die Erfahrene, die gegen jeden Kummer, den die Einsamkeit hin und wieder mit sich bringt, immun erscheint. Aber ist ihr Leben wirklich so leicht, wie sie es den anderen vorspielt?
Die Antworten auf diese und viele andere Fragen sollen die treuen Begleiter während unserer Reise auf die Wildroseninsel sein.
Übrigens: „Wildroseninsel“ ist nicht der ursprüngliche Name der Insel, sondern erst ein Vorfall vor ca. zwanzig Jahren sorgte dafür, dass seither alle Bewohner die Insel nur noch so nennen. Damals gastierte hier der bekannte Schriftsteller Bill Galesko und begann eine kurze, aber umso heftigere Liaison mit einer jungen Inselbewohnerin. Sie trafen sich während seines einwöchigen Aufenthalts jeden Abend, doch trotz all seiner Nachfragen weigerte sie sich, ihm ihren Namen zu nennen, bis sie schließlich ganz von der Bildfläche verschwand. Bill Galesko lebte während seiner Zeit auf der Insel in einem Ferienhaus, das direkt neben einem von Wildrosen übersäten Hügel lag. Kurz nachdem Bill die Insel verlassen hatte, entstand sein Roman „Die Wildroseninsel“; darin fasste er seine Zeit auf der Insel und seine Liebe zu der unbekannten Schönen in Worte, die er trotz aller Versuche niemals wiederfinden sollte. Bis heute weiß niemand, ob seine Geschichte der Wahrheit entspricht oder nur ein Gerücht ist, das er selbst in die Welt gesetzt hat, um seinem Roman etwas Geheimnisvolles zu geben. Das Buch, das zum Weltbestseller wurde, belebte den Tourismus der Insel in ungeahntem Ausmaß – und es war für alle Bewohner der Anlass, die Insel von nun an nur noch so zu nennen.
Wie ihr, liebe Leser, die Insel nennt, ist euch natürlich selbst überlassen. Schon jetzt hoffe ich allerdings, dass dein Aufenthalt hier kein einmaliger bleiben wird.
Nachdem Kim nach einem riesigen Streit mit Martin die Insel für einige Wochen verlassen hat, steht sie von einem Tag auf den anderen plötzlich wieder vor seiner Tür. Ihre Illusion, es noch mal miteinander zu probieren, bekommt jedoch den ersten Dämpfer, als sie die charmante neue Verwalterin der Ferienhausanlage kennenlernt, die in ihrer Abwesenheit von Martin eingestellt wurde: Ricarda – und die hat sehr viel mehr drauf als einen entzückenden Wimpernaufschlag.
„Das Gesicht der Freiheit“ ist die fünfte Folge der eBook-Serie „Die Wildrosen-Insel“.
Die Serie erschien bereits 2013 in einer Erstauflage bei Droemer Knaur. Diese Neuauflage erscheint im Selbstverlag direkt über die Autorin.
Sie stach mit der Gabel in das Eigelb, ließ es über den heißen Bratkartoffeln zerlaufen und führte genüsslich eine Kartoffelscheibe zum Mund. Sie liebte den vertrauten Geschmack aus Lazlos Küche.
Obwohl sie ein Leben in Luxus mit all seinen süßen Annehmlichkeiten zu schätzen wusste, mochte es Kim beim Essen lieber rustikal. Zumindest, wenn sie auf der Insel war.
„Kann ich dir noch was bringen?“, fragte Lazlo. „Noch ein Glas Wasser vielleicht?“
„Nein danke.“ Kim zwinkerte ihm über den Tresen hinweg zu, während sie eine Gewürzgurke in ihren Mund schob. „Ich bin wunschlos glücklich.“
Er trug ein weißes, leicht ranziges T-Shirt aus der 7-Tage-derselbe-Look-Kollektion. Es spannte über seinem in einen viel zu engen Gürtel gequetschten Bauch, passte aber zu seinem mühsam gepflegten Haarkranz, in dessen Mitte der Ansatz einer Glatze glänzte.
So kannte sie Lazlo. So liebte sie Lazlo –wie jeder auf der Insel.
„Du siehst gut aus“, stellte er unverblümt fest, die Hände in ein Spülbecken voller Wasser getaucht.
„Es geht mir auch gut.“ Kim strahlte. Ein Strahlen, das nur zur Hälfte ihren tatsächlichen Gefühlen entsprach. So selbstbewusst sie sich nach außen hin gab, so unsicher fühlte sie sich tief in ihrem Innersten.
Sie hatte sich zwar an diesem Tag besonders große Mühe gegeben, optisch das Beste aus sich herauszuholen, doch weder das hellgraue Strickkleid mit dem unverschämt tiefen Dekolleté noch die schwarzen Overknee-Stiefel konnten ihr das nötige Selbstvertrauen geben, um dem gerecht zu werden, weshalb sie auf die Insel gekommen war.
Martin.
Martin und der letzte Versuch, ihre Ehe zu retten.
„Seit wann bist du denn wieder auf der Insel?“, fragte Lazlo, während er mit einem Geschirrtuch Gläser polierte.
„Erst seit einer halben Stunde“, antwortete Kim. „Du bist der Erste, dem ich hier begegnet bin.“
„Der Erste“, wiederholte er mit hochgezogener Augenbraue. „So, so.“
„Nein, ich war noch nicht bei Martin“, kam sie seiner nächsten Frage zuvor. „Und im Moment will ich auch noch nicht darüber nachdenken, sondern einfach nur meine Bratkartoffeln genießen. Sie schmecken übrigens noch besser als vor meiner Abreise.“
„Wie schön, mein Schatz. Wenn es dir schmeckt, kann der Tag nur gut werden.“ Lazlo grinste wie ein Honigkuchenpferd. Ein weiterer Charakterzug, den sie neben seinen Qualitäten als Koch und Tresen-Kummerkasten zu schätzen wusste: die Empfänglichkeit für Lob jeder Art. Das machte es ihr umso leichter, von unangenehmen Themen abzulenken.
„Wie lange warst du denn jetzt weg?“, fragte er. „Mir kommt es vor, als hätten wir uns zuletzt vor Ewigkeiten gesehen.“
„Über drei Monate“, antwortete sie nach kurzem Zögern. „Drei Monate, in denen viel passiert ist.“
„Willst du darüber reden?“ Es fiel ihm sichtlich schwer, seine Neugier zu verbergen. „Ich hab gehört, dass du und Martin … dass ihr … na ja, eine Frau zieht nicht ohne weiteres bei ihrem Mann aus, oder?“
„Warum nicht?“ Sie zuckte in gespielter Gleichgültigkeit mit den Schultern. „Martin ist ständig auf irgendwelchen Dienstreisen, und niemand wundert sich darüber. Warum sollten einer Frau nicht dieselben Privilegien zustehen? Abgesehen davon kann von einem Auszug nicht die Rede sein.“
„Dann warst du also auf Geschäftsreise?“
„Das kann man so nicht sagen.“ Sie räusperte sich. „Und darum geht es auch gar nicht.“
„Dann seid ihr nicht getrennt?“
Kim zerteilte eine Tomate auf ihrem Teller. „Du machst deinem Ruf als neugieriger Wirt noch immer alle Ehre, nicht wahr, Lazlo?“
„Ich weiß, es geht mich nichts an. Hatte mich nur einfach gewundert, weil ja inzwischen diese andere Frau als Verwalterin seiner Ferienhausanlage arbeitet.“
„Unserer Ferienhausanlage“, korrigierte ihn Kim mit bissigem Unterton, während sie sich bemühte, die Gedanken an die andere Frau zu verdrängen.
„Ich bin und bleibe weiterhin die zweite Geschäftsführerin“, fuhr Kim fort. „Und als Geschäftsführerin kann man es sich durchaus auch mal leisten, sich eine Weile zurückzuziehen. Martin war lange genug unterwegs. Jetzt, wo er eine Weile auf der Insel ist, kann er ruhig ein bisschen mehr Verantwortung übernehmen. Und wenn er dazu jemand als Unterstützung einstellt, wo liegt das Problem?“
Wieder wurden die Gedanken an „die andere“ wach.
Ricarda. Die Fremde, die Kim bisher nur aus Beschreibungen und Telefonaten mit Vanessa und Carina kannte. Die Fremde mit dem unverschämt verführerischen Augenaufschlag.
Dass Martin jemanden eingestellt hatte, der sich in seiner Abwesenheit um die Anlage und die Betreuung und Unterbringung der Touristen kümmerte, war nur logisch; und doch kam Kim nicht umhin, sich mit der Frage zu quälen, warum es eine derart attraktive Verwalterin sein musste.
Langes, honigblondes Haar. Eine Figur, die ohne weiteres als Vorlage für eine Schaufensterpuppe dienen konnte, und eine Vorliebe für tiefe Ausschnitte, die nur eines bedeuten konnte: Diese Frau war auf Männerfang.