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Seit seiner Geburt hat Carina ihren mittlerweile elfjährigen Sohn Niklas allein erzogen. Um seinen Vater macht sie nach wie vor ein großes Geheimnis, während sie sich als Künstlerin und Gelegenheitskellnerin im Café ihres Vaters durchschlägt. Für eine Beziehung scheint da nicht viel Platz, bis plötzlich Robert vor ihr steht, der ältere Bruder ihrer Freundin Vanessa. Mit ihm hatte sie vor drei Jahren eine leidenschaftliche Affäre, die sie jedoch ihrem Sohn zuliebe wieder aufgab. Nun ist Robert zurück – und diesmal will er um Carina kämpfen. „Die Antwort im Meer“ ist die dritte Folge der eBook-Serie „Die Wildroseninsel“.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Über das Buch
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Impressum
Nancy Salchow
___________________________
Die Wildrosen-Insel
Teil 3: Die Antwort im Meer
Herzlich willkommen auf der Wildroseninsel!
Du warst noch nie hier? Dann wird es höchste Zeit, diesen längst fälligen Besuch nachzuholen und deine Seele an diesem beschaulichen Fleckchen Erde baumeln zu lassen.
Die kleine 2500-Einwohner-Insel in der Ostsee ist der zentrale Ort des Geschehens, der Schauplatz für Schicksale, Emotionen und Leidenschaften der Bewohner. Im Mittelpunkt stehen drei auf der Insel heimische Freundinnen im Alter von 28 bis 40 Jahren – Vanessa, Kim und Carina –, die auf der Suche nach ihrem eigenen Glück sind, das nicht selten zu Lasten anderer geht – und manchmal sogar das Glück der eigenen Freundinnen zerstört. Aber wann ist es richtig, auf sein Herz zu hören? Und wann ist es besser, das Glück der anderen über das eigene zu stellen?
Wer sind eigentlich unsere drei Titelheldinnen?
Fangen wir mit Vanessa an, einer 28-jährigen Inselbewohnerin, die von ihren Freundinnen nur zu gern als Naturschönheit bezeichnet wird. Bernsteinfarbenes, langes Haar, grazile Figur und mit einer Gutherzigkeit ausgestattet, die hin und wieder von anderen ausgenutzt wird. Vanessa arbeitet als selbständige Tagesmutter auf der Insel und betreibt ihre Einrichtung im Haus ihrer verwitweten Mutter Elisa, die in der anderen Hälfte wohnt. Vanessas Geschichte, zumindest die Geschichte, deren Zeuge wir werden dürfen, beginnt zwei Jahre nach ihrer Trennung von Lenny. Mit ihm war sie über vier Jahre zusammen und sogar verlobt, bis er sie betrog. Nachdem die Verlobung gelöst war, verließ er die Insel, um in einem renommierten Architekturbüro zu arbeiten. Seitdem ist Vanessa Single, nicht zuletzt deshalb, weil sie den Betrug von Lenny, dem Mann, für den sie noch immer Gefühle hegt, bis heute nicht überwunden hat.
Die Zweite im Bunde ist die 31-jährige Kim. Lange, schokobraune Strähnen, immer mit dem perfekten Make-up und Zwölf-Zentimeter-Absätzen unterwegs, den Finger stets am Puls der Zeit: Das ist typisch Kim. Als ihre Geschichte beginnt, ist sie bereits seit fünf Jahren mit dem Immobilienmakler Martin verheiratet. Martin betreibt in zweiter Generation eine Ferienhausanlage auf der Insel, ist allerdings oft geschäftlich unterwegs. Als Verwalterin der Anlage ist Kim dafür zuständig, Touristen unterzubringen und ihre Aufenthalte zu organisieren. Nicht selten kommt es dabei vor, dass sie sich mit flüchtigen Affären die Zeit vertreibt, während Martin wieder mal auf einer seiner vielen Geschäftsreisen ist. Aber Kim denkt gar nicht daran, ein schlechtes Gewissen zu haben, schließlich erwartet sie vom Leben mehr als nur einen Ehering am Finger. Sie will Aufmerksamkeit, Leidenschaft, das süße Leben – und sie holt es sich, wann immer sich die Chance dazu ergibt.
Die dritte unserer Heldinnen ist Carina, mit ihren 40 Jahren die Älteste im Bunde. Kinnlanges blondes Haar, der natürliche Typ, der nichts für Schnörkeleien übrighat. Sie arbeitet als Künstlerin auf der Insel und porträtiert sowohl Einheimische als auch Touristen; nebenbei hilft sie hin und wieder in der Eisdiele ihres Vaters aus. Ihr Lebensinhalt ist allerdings der kleine Niklas, ihr elfjähriger Sohn, den sie allein großzieht. Bis heute weiß niemand, wer der Vater des Kleinen ist, und Carina weigert sich hartnäckig, mit jemandem darüber zu reden. Trotz ihres Geheimnisses, das sie sogar vor ihren Freundinnen bewahrt, ist Carina das, was man eine treue Seele nennt: stets für ihre Familie und Freundinnen da, äußerst großherzig und gutmütig, manchmal ein wenig altklug, aber immer zur Stelle, wenn man sie braucht. Nach einigen turbulenten Beziehungen führt sie ein Singleleben aus echter Überzeugung –zumindest versucht sie, das den anderen weiszumachen. Sie steht ihren Freundinnen stets mit Rat und Tat zur Seite, gibt sich gern als die Erfahrene, die gegen jeden Kummer, den die Einsamkeit hin und wieder mit sich bringt, immun erscheint. Aber ist ihr Leben wirklich so leicht, wie sie es den anderen vorspielt?
Die Antworten auf diese und viele andere Fragen sollen die treuen Begleiter während unserer Reise auf die Wildroseninsel sein.
Übrigens: „Wildroseninsel“ ist nicht der ursprüngliche Name der Insel, sondern erst ein Vorfall vor ca. zwanzig Jahren sorgte dafür, dass seither alle Bewohner die Insel nur noch so nennen. Damals gastierte hier der bekannte Schriftsteller Bill Galesko und begann eine kurze, aber umso heftigere Liaison mit einer jungen Inselbewohnerin. Sie trafen sich während seines einwöchigen Aufenthalts jeden Abend, doch trotz all seiner Nachfragen weigerte sie sich, ihm ihren Namen zu nennen, bis sie schließlich ganz von der Bildfläche verschwand. Bill Galesko lebte während seiner Zeit auf der Insel in einem Ferienhaus, das direkt neben einem von Wildrosen übersäten Hügel lag. Kurz nachdem Bill die Insel verlassen hatte, entstand sein Roman „Die Wildroseninsel“; darin fasste er seine Zeit auf der Insel und seine Liebe zu der unbekannten Schönen in Worte, die er trotz aller Versuche niemals wiederfinden sollte. Bis heute weiß niemand, ob seine Geschichte der Wahrheit entspricht oder nur ein Gerücht ist, das er selbst in die Welt gesetzt hat, um seinem Roman etwas Geheimnisvolles zu geben. Das Buch, das zum Weltbestseller wurde, belebte den Tourismus der Insel in ungeahntem Ausmaß – und es war für alle Bewohner der Anlass, die Insel von nun an nur noch so zu nennen.
Wie ihr, liebe Leser, die Insel nennt, ist euch natürlich selbst überlassen. Schon jetzt hoffe ich allerdings, dass dein Aufenthalt hier kein einmaliger bleiben wird.
Seit seiner Geburt hat Carina ihren mittlerweile elfjährigen Sohn Niklas allein erzogen. Um seinen Vater macht sie nach wie vor ein großes Geheimnis, während sie sich als Künstlerin und Gelegenheitskellnerin im Café ihres Vaters durchschlägt. Für eine Beziehung scheint da nicht viel Platz, bis plötzlich Robert vor ihr steht, der ältere Bruder ihrer Freundin Vanessa. Mit ihm hatte sie vor drei Jahren eine leidenschaftliche Affäre, die sie jedoch ihrem Sohn zuliebe wieder aufgab. Nun ist Robert zurück – und diesmal will er um Carina kämpfen.
„Die Antwort im Meer“ ist die dritte Folge der eBook-Serie „Die Wildroseninsel“.
Die Serie erschien bereits 2013 in einer Erstauflage bei Droemer Knaur. Diese Neuauflage erscheint im Selbstverlag direkt über die Autorin.
„Ich verstehe nicht, was an Schokoladentorte so schwer gewesen wäre“, brummte Niklas und verschränkte die Arme vor der Brust, während er sich auf einen Stuhl hinter dem Kuchenbuffet fallen ließ.
„Und ich verstehe nicht, was so schrecklich an einer wunderbar-cremigen Pfirsich-Melba-Torte ist“, antwortete Carina und rollte mit den Augen, „außerdem bieten die Tische der anderen Klassen mindestens fünfzig verschiedene Schokotorten. Auch wenn du mich für bescheuert hältst, Niklas, aber ich wollte einfach versuchen, mich zumindest ein wenig von den anderen abzuheben.“ Sie legte den Tortenheber zwischen die Pfirsich-Torte und das Blech mit den Muffins und stemmte die Hände in die Hüfte. „Warum bist du überhaupt die ganze Zeit hier bei uns? Vanessa und ich hatten uns eigentlich darauf gefreut, auch mal unter uns zu sein und in Ruhe zwei Worte wechseln zu können. Timo hat dich schon zweimal gefragt, ob du mit zu den Ponys kommst.“
Niklas schmollte. „Nur weil das Schulbuffet in einem Tierpark stattfindet, heißt das noch lange nicht, dass ich mich wie ein Kleinkind vor den Käfigen herumtreiben und nackte Zebraärsche begaffen muss.“
„Niklas!“, schimpfte Carina.
„Na, ist doch wahr!“, maulte er.
Vanessa unterdrückte ein Kichern, während sie den Rand einer Erdbeertorte glattstrich.
„Jetzt hör mal zu, junger Mann.“ Carina bemühte sich, sowohl in ihren Blick als auch in ihren Ton mütterliche Schärfe zu legen. „Der Deal war, dass sich ein paar Eltern freiwillig um das Kuchenbuffet und den Verkauf kümmern, während die Klasse mit den höchsten Einnahmen den Ausflug ins Filmstudio gewinnt. Wir müssen unsere wertvolle Zeit mit dem Verkauf dieser Kalorienbomben verschwenden, während du lediglich die Aufgabe hast, bis zum Ende der Veranstaltung ein bisschen Spaß zu haben, Mädchen hinterherzupfeifen, Wasserbomben zu basteln und jede Menge Blödsinn zu machen. Hauptsache, du tust es nicht hier. Die ersten Käufer müssten jeden Moment eintrudeln, und das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist ein miesepetriges Gesicht wie deines.“
Mit einem tiefen Seufzer erhob sich Niklas schließlich von seinem Stuhl, warf seiner Mutter einen bitterbösen Blick zu, als ob sie schuld an all seinem Unglück sei, und schlurfte zu den anderen Jungs neben der Hängebrücke.
„Also wenn man ihn so reden hört“, sagte Vanessa, während sie ihm hinterblickte, „kommt man ja glatt in Versuchung, ihm die Wahrheit zu sagen.“
„Alles bloß das nicht“, entgegnete Carina entgeistert. „Wenn er wüsste, dass alle drei Klassen mit ins Filmstudio dürfen, ginge jeglicher Kampfgeist im Voraus verloren.“
„Also wenn das Kampfgeist ist“, antwortete Vanessa lachend, „dann will ich nicht wissen, wie Antriebslosigkeit aussieht.“
Nun musste auch Carina lachen. „Das nennt man wohl Pubertät, oder?“
„Da muss ich dich enttäuschen. Jungs bleiben auch über die Pubertät hinaus so nervtötend, zumindest wenn es die eigenen Brüder sind.“ Vanessa zwinkerte ihr zu. „Sogar mit 37.“
Carina schluckte nervös. „Was soll das heißen?“
„Dass meine Mutter morgen früh Besuch von meinem überaus reizenden Brüderchen bekommt.“
„Das ist …“ Carina hielt für einen Moment den Atem an. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Und ob das mein Ernst ist. Oder glaubst du, ich habe mich aus lauter Nächstenliebe angeboten, dir beim Verkauf zu helfen? Irgendwie musste ich dich doch schonend darauf vorbereiten.“
Carina ließ sich auf einen Klapphocker fallen. „Also schonend sieht für mich aber anders aus.“
„Ich weiß, das kommt jetzt etwas plötzlich.“ Vanessa setzte sich neben sie und legte die Hand auf ihre Schulter. „Ich überlege schon seit einer ganzen Weile, wie ich es dir am besten beibringe.“
Carina atmete tief ein. „Und da hast du dich für die brutale Variante entschieden. An einem Ort, an dem ich nicht weglaufen oder öffentlich die Fassung verlieren kann.“
„Ich weiß, wie du dich jetzt fühlst. Mir ging es damals genauso, als ich erfuhr, dass Lenny wieder da ist. Das war für mich nicht leicht, und für dich wird es erst recht nicht leicht sein. Aber vergiss bitte nicht, dass ich nur der Überbringer der Botschaft bin, Carina. Und letztendlich war es auch nicht Robert, der dir damals das Herz gebrochen hat, sondern umgekehrt. Das darfst du nicht vergessen.“
„Ich habe ihm nicht das Herz gebrochen, und er mir auch nicht.“ Carina senkte den Blick, krampfhaft um Fassung bemüht. „Im Grunde war es das Leben.“
„Das sehe ich ein bisschen anders.“ Vanessa verteilte die Muffins lose auf dem Blech, während sie nach den richtigen Worten suchte. „Ihr habt euch damals das Leben unnötig schwergemacht und Probleme gesehen, wo gar keine waren. Abgesehen davon ist es Mamas 60. Geburtstag. Überrascht es dich da wirklich, dass er auch kommt?“
„Nein.“ Carina seufzte.