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Nach dem turbulenten Start ihrer Beziehung will Gregor endlich aufs Ganze gehen: Auf einer romantischen Bootsfahrt macht er Vanessa einen Heiratsantrag. Völlig gerührt sagt sie spontan ja. Doch bereits am nächsten Tag plagen sie schlimme Zweifel: Darf sie seinen Antrag annehmen, obwohl sie ihr größtes Geheimnis vor ihm verborgen hält? „Die Nacht der Sternenfänger“ ist die vierte Folge der eBook-Serie „Die Wildroseninsel“.
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Über das Buch
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Impressum
Nancy Salchow
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Die Wildrosen-Insel
Teil 4: Die Nacht der Sternenfänger
Herzlich willkommen auf der Wildroseninsel!
Du warst noch nie hier? Dann wird es höchste Zeit, diesen längst fälligen Besuch nachzuholen und deine Seele an diesem beschaulichen Fleckchen Erde baumeln zu lassen.
Die kleine 2500-Einwohner-Insel in der Ostsee ist der zentrale Ort des Geschehens, der Schauplatz für Schicksale, Emotionen und Leidenschaften der Bewohner. Im Mittelpunkt stehen drei auf der Insel heimische Freundinnen im Alter von 28 bis 40 Jahren – Vanessa, Kim und Carina –, die auf der Suche nach ihrem eigenen Glück sind, das nicht selten zu Lasten anderer geht – und manchmal sogar das Glück der eigenen Freundinnen zerstört. Aber wann ist es richtig, auf sein Herz zu hören? Und wann ist es besser, das Glück der anderen über das eigene zu stellen?
Wer sind eigentlich unsere drei Titelheldinnen?
Fangen wir mit Vanessa an, einer 28-jährigen Inselbewohnerin, die von ihren Freundinnen nur zu gern als Naturschönheit bezeichnet wird. Bernsteinfarbenes, langes Haar, grazile Figur und mit einer Gutherzigkeit ausgestattet, die hin und wieder von anderen ausgenutzt wird. Vanessa arbeitet als selbständige Tagesmutter auf der Insel und betreibt ihre Einrichtung im Haus ihrer verwitweten Mutter Elisa, die in der anderen Hälfte wohnt. Vanessas Geschichte, zumindest die Geschichte, deren Zeuge wir werden dürfen, beginnt zwei Jahre nach ihrer Trennung von Lenny. Mit ihm war sie über vier Jahre zusammen und sogar verlobt, bis er sie betrog. Nachdem die Verlobung gelöst war, verließ er die Insel, um in einem renommierten Architekturbüro zu arbeiten. Seitdem ist Vanessa Single, nicht zuletzt deshalb, weil sie den Betrug von Lenny, dem Mann, für den sie noch immer Gefühle hegt, bis heute nicht überwunden hat.
Die Zweite im Bunde ist die 31-jährige Kim. Lange, schokobraune Strähnen, immer mit dem perfekten Make-up und Zwölf-Zentimeter-Absätzen unterwegs, den Finger stets am Puls der Zeit: Das ist typisch Kim. Als ihre Geschichte beginnt, ist sie bereits seit fünf Jahren mit dem Immobilienmakler Martin verheiratet. Martin betreibt in zweiter Generation eine Ferienhausanlage auf der Insel, ist allerdings oft geschäftlich unterwegs. Als Verwalterin der Anlage ist Kim dafür zuständig, Touristen unterzubringen und ihre Aufenthalte zu organisieren. Nicht selten kommt es dabei vor, dass sie sich mit flüchtigen Affären die Zeit vertreibt, während Martin wieder mal auf einer seiner vielen Geschäftsreisen ist. Aber Kim denkt gar nicht daran, ein schlechtes Gewissen zu haben, schließlich erwartet sie vom Leben mehr als nur einen Ehering am Finger. Sie will Aufmerksamkeit, Leidenschaft, das süße Leben – und sie holt es sich, wann immer sich die Chance dazu ergibt.
Die dritte unserer Heldinnen ist Carina, mit ihren 40 Jahren die Älteste im Bunde. Kinnlanges blondes Haar, der natürliche Typ, der nichts für Schnörkeleien übrighat. Sie arbeitet als Künstlerin auf der Insel und porträtiert sowohl Einheimische als auch Touristen; nebenbei hilft sie hin und wieder in der Eisdiele ihres Vaters aus. Ihr Lebensinhalt ist allerdings der kleine Niklas, ihr elfjähriger Sohn, den sie allein großzieht. Bis heute weiß niemand, wer der Vater des Kleinen ist, und Carina weigert sich hartnäckig, mit jemandem darüber zu reden. Trotz ihres Geheimnisses, das sie sogar vor ihren Freundinnen bewahrt, ist Carina das, was man eine treue Seele nennt: stets für ihre Familie und Freundinnen da, äußerst großherzig und gutmütig, manchmal ein wenig altklug, aber immer zur Stelle, wenn man sie braucht. Nach einigen turbulenten Beziehungen führt sie ein Singleleben aus echter Überzeugung –zumindest versucht sie, das den anderen weiszumachen. Sie steht ihren Freundinnen stets mit Rat und Tat zur Seite, gibt sich gern als die Erfahrene, die gegen jeden Kummer, den die Einsamkeit hin und wieder mit sich bringt, immun erscheint. Aber ist ihr Leben wirklich so leicht, wie sie es den anderen vorspielt?
Die Antworten auf diese und viele andere Fragen sollen die treuen Begleiter während unserer Reise auf die Wildroseninsel sein.
Übrigens: „Wildroseninsel“ ist nicht der ursprüngliche Name der Insel, sondern erst ein Vorfall vor ca. zwanzig Jahren sorgte dafür, dass seither alle Bewohner die Insel nur noch so nennen. Damals gastierte hier der bekannte Schriftsteller Bill Galesko und begann eine kurze, aber umso heftigere Liaison mit einer jungen Inselbewohnerin. Sie trafen sich während seines einwöchigen Aufenthalts jeden Abend, doch trotz all seiner Nachfragen weigerte sie sich, ihm ihren Namen zu nennen, bis sie schließlich ganz von der Bildfläche verschwand. Bill Galesko lebte während seiner Zeit auf der Insel in einem Ferienhaus, das direkt neben einem von Wildrosen übersäten Hügel lag. Kurz nachdem Bill die Insel verlassen hatte, entstand sein Roman „Die Wildroseninsel“; darin fasste er seine Zeit auf der Insel und seine Liebe zu der unbekannten Schönen in Worte, die er trotz aller Versuche niemals wiederfinden sollte. Bis heute weiß niemand, ob seine Geschichte der Wahrheit entspricht oder nur ein Gerücht ist, das er selbst in die Welt gesetzt hat, um seinem Roman etwas Geheimnisvolles zu geben. Das Buch, das zum Weltbestseller wurde, belebte den Tourismus der Insel in ungeahntem Ausmaß – und es war für alle Bewohner der Anlass, die Insel von nun an nur noch so zu nennen.
Wie ihr, liebe Leser, die Insel nennt, ist euch natürlich selbst überlassen. Schon jetzt hoffe ich allerdings, dass dein Aufenthalt hier kein einmaliger bleiben wird.
Nach dem turbulenten Start ihrer Beziehung will Gregor endlich aufs Ganze gehen: Auf einer romantischen Bootsfahrt macht er Vanessa einen Heiratsantrag. Völlig gerührt sagt sie spontan ja. Doch bereits am nächsten Tag plagen sie schlimme Zweifel: Darf sie seinen Antrag annehmen, obwohl sie ihr größtes Geheimnis vor ihm verborgen hält?
„Die Nacht der Sternenfänger“ ist die vierte Folge der eBook-Serie „Die Wildroseninsel“.
Die Serie erschien bereits 2013 in einer Erstauflage bei Droemer Knaur. Diese Neuauflage erscheint im Selbstverlag direkt über die Autorin.
Die untergehende Sonne verhüllte das Meer mit einem Schleier aus rotem und violettem Licht. Über das Wasser legte sich ein Hauch von Sehnsucht.
Vanessa lehnte an der Reling und ließ ihren Gedanken freien Lauf, während ihr Blick das Farbenwunder, das sich auf dem Meer abspielte, regelrecht aufsaugte.
Nicht nur die Farben des Sonnenuntergangs erschienen ihr jedes Mal aufs Neue wie ein Wunder für sich; auch die Tatsache, dass dieses Farbspektakel die Macht besaß, alle Ereignisse des Tages für einen Moment auszulöschen, war wie ein eigenes kleines Wunder.
Weder die kleine Sina, die pausenlos weinte und schrie, weil sie gerade Zähne bekam, noch die streitsüchtige Jenna, die den anderen Kindern nur zu gern das Spielzeug wegnahm, hatten jetzt noch einen Zugang zu Vanessas Bewusstsein. Alles, was zählte, war dieser perfekte Moment. Und dass er perfekt war, lag nicht nur am Farbschauspiel der Sonne, sondern vor allem an ihrem immer noch rundum makellosen Objekt der Begierde: Gregor.
Er legte die Arme von hinten um sie, küsste ihre Wange und platzierte sein Kinn auf ihrer Schulter. „Genießt du den Sonnenuntergang?“
„Ich genieße vor allem die Gewissheit, dass du bei mir bist“, antwortete sie mit einem Lächeln.
Sie genoss es, in seiner Gegenwart ganz und gar sie selbst sein zu dürfen. Welche Gedanken auch immer durch ihren Kopf schossen, bei ihm konnte sie alles aussprechen. Was auch immer sie beschäftigte und belastete, bei ihm durfte sie sich fallen lassen.
Tag für Tag. Nacht für Nacht.
„Was für ein wundervoller Abend“, sagte er leise. „Ich liebe den Oktober. Die Hitze des Sommers ist vorbei, und doch kann man an manchen Tagen noch seine letzten Atemzüge wahrnehmen. An Abenden wie diesem zum Beispiel.“
„Im Moment genieße ich ehrlich gesagt eher deine Nähe als die letzten Atemzüge des Sommers.“ Sie lächelte. „Ich freue mich, dass du dir endlich mal ein paar Tage freigenommen hast.“
„Ich weiß, das war überfällig. Aber ich wollte warten, bis auch du mal frei hast.“
„Genau genommen beginnt mein Urlaub ja erst morgen.“ Sie legte ihre Hand auf seine und ließ ihren Blick erneut über das Meer schweifen.
„Deine Tageskinder sind bei ihren Eltern, die Tischlerei hat ihre Pforten geschlossen – für mich beginnt der Urlaub schon heute Abend.“
„Du hast recht. Und wie könnte ein Urlaub schöner beginnen als mit einer Bootsfahrt?“ Sie seufzte selig. „Hab ich dir übrigens schon gesagt, wie toll ich deine Idee finde?“
„Ungefähr einhundert Mal, aber du darfst es gerne nochmal wiederholen.“ Er küsste lachend ihr Haar.
Sie hörte seinen Atem, spürte seine Nähe, seine Wärme, die ihr eine sanfte Gänsehaut bereitete. Noch immer gelang es ihm allein mit seiner Anwesenheit, sie zu elektrisieren. Und sie konnte das Kribbeln in der Magengegend spüren, wenn er sie anlächelte. Den leichten Sprung, den ihr Herz machte, wenn er ihren Namen sagte. Das sanfte Gefühl von Vertrautheit, wenn sie ihm durch das aschblonde Haar strich oder in seinen kräftigen Armen lag. Bei ihm fühlte sie sich sicher. In seiner Nähe bekam das Wort Geborgenheit eine völlig neue Bedeutung.
„Die Aussicht ist großartig“, sagte sie. „Einfach ein Traum!“
„Kaum zu glauben, dass selbst wir noch etwas Neues auf der Insel entdecken können, oder?“
„Stimmt. Von hier aus habe ich die Ostsee noch nie betrachtet“, antwortete sie.
Er hauchte erneut einen Kuss auf ihre Wange und legte seine Arme noch fester um sie. Plötzlich deutete er mit dem Finger auf ein anderes Boot, das mit etwas Abstand ihren Kurs kreuzte.
Ihr Blick folgte seiner Handbewegung. Sie schaute zum anderen Boot hinüber, das ihre Aufmerksamkeit erregte, ohne dass sie genau erklären konnte, warum. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie, was sie daran irritierte. Mehrere Scheinwerfer beleuchteten das Großsegel des Bootes, auf dem in dunkelroter Signalfarbe etwas geschrieben stand.
Vanessa konnte die Worte nicht gleich entziffern, erst bei genauerem Hinsehen las sie:
Willst du meine Frau werden, Vanessa?
Ein Schauer lief über ihren Rücken, als sie langsam zu begreifen begann. Instinktiv drehte sie sich zu Gregor um, der sofort nach ihren Händen griff und ihre Finger küsste.
„Ich weiß, dass du es gern romantisch magst“, sagte er, während er jeden einzelnen ihrer Finger nach und nach mit seinen Lippen berührte. „Und manchmal sogar ein bisschen kitschig, deshalbdachte ich mir, ein bemaltes Segel ist ideal.“
„Ich bin einfach sprachlos.“ Vanessa schaute erneut zum Boot hinüber.
„Zu sprachlos, um meine Frage zu beantworten?“ Er schaute sie erwartungsvoll an.
Ihre Augen begannen, unter seinem fragenden Blick zu leuchten. Sie wusste ihre Antwort ganz genau. Oft genug hatte sie sich eine gemeinsame Zukunft mit ihm vorgestellt. Trotzdem erfüllte sie dieser Moment – jetzt, da er endlich gekommen war –mit solch einem überwältigenden Gefühl, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte.