Die Wirtschaft sind wir! - Oliver Fiechter - E-Book

Die Wirtschaft sind wir! E-Book

Oliver Fiechter

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Beschreibung

'Die Wirtschaft sind wir!' beschreibt die Utopie, die längst Realität geworden ist. Soziale Netze wie Facebook, Twitter, YouTube & Co. verstärken die Möglichkeiten der Einflussnahme und ermöglichen eine umfassende Demokratisierung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Sie transformieren ganze Industrien und allmählich das gesamte kapitalistische System. Es steht eine gesellschafts- wie auch eine wirtschaftspolitische Revolution an, deren Vorläufer sich heute in immer kürzeren Krisenintervallen manifestieren. Oliver Fiechter zeigt auf, dass wir die Verantwortung mittragen für den desolaten Zustand, in der sich unsere Welt befindet. Er plädiert dafür, dass wir die Wirtschaft und damit die Lebensumstände von Millionen von Menschen verbessern können. Denn wir sind die Macht, brauchen uns doch die Mächtigen mehr als wir sie.

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Seitenzahl: 337

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Vorspann

Cover

Widmung

Meinen Eltern, für ihre Geduld, Toleranz und

die Freiheit, alles in Frage stellen zu dürfen.

Inhalt

Vorwort der 2. Auflage von Philipp Löpfe

Vorwort von Frank und Patrik Riklin

Einleitung

Überblick über die elf Kapitel

Teil I

Die anthropologische Ebene

1

Wir bewegen uns in Konventionen

2

Der Mensch und das Ökonomische

Teil II

Die Makro-Ebene

3

Die Notwendigkeit der Neuschöpfung

4

Die Ökonomie 3.0 im Überblick

Teil III

Die soziologische Ebene

5

Dematerialisierung: Die Welt findet im Kopf statt

6

Interaktion statt Transaktion

Teil IV

Die Managementebene

7

Das schwarmintelligente Unternehmen

8

Neudefinition und Neuverteilung der Unternehmenswerte

Teil V

Die politische Ebene

9

Die neue Macht der Kunden

10

Die Widerstände der Ökonomie 3.0

Teil VI

Die Zukunft

11

An der Schwelle zu einer neuen Zeit?

Schlusswort

Impressum

VORWORT DER 2. AUFLAGE

Von Philipp Löpfe

Bücher über das Internet und seine Auswirkungen gibt es wie Sand am Meer. Thomas Friedman hat uns gelehrt, wie die Welt flach und der Wettbewerb mörderisch geworden ist. Chris Anderson hat erkannt, dass dank der Long-Tail-Ökonomie nun auch Nischenplayer eine Chance auf den globalen Märkten erhalten, und Sherry Turkle hat uns darüber aufgeklärt, dass soziale Medien Menschen auch sehr einsam machen können. Das sind nur drei prominente Beispiele aus einer Flut von Büchern, die in den letzten Jahren zu diesem Thema erschienen sind. Dazu kommen Filme, Reportagen in Magazinen und Leitartikel in Tageszeitungen, die sich mit den Auswirkungen von Facebook und Twitter auf den arabischen Frühling befassen, die den Verlust der Privatsphäre beklagen, vor der neuen Allmacht von Apple, Amazon und Google warnen oder einen bevorstehenden Cyberwar beschwören. Es hat alles, und für jeden Geschmack ist etwas dabei.

Nie fehlt in den Berichten über das digitale Zeitalter der Begriff der Revolution. Wer sich auf das Internet einlässt, realisiert rasch, dass das, was sich in Cyberspace abspielt, nicht einfach mehr vom Gleichen ist. Wir leben in einer Wendezeit. Quer durch alle Schichten und Parteien breitet sich das Gefühl einer Endspielsituation aus. Dafür gibt es auch wahrlich genügend gute Gründe: Die Bevölkerung explodiert, das Klima spielt verrückt, die Finanzmärkte geraten ausser Kontrolle, eine neue Massenarbeitslosigkeit zeichnet sich ab, und die Politik wird immer hilfloser. Es sind längst nicht mehr bloss die Fachidioten, die Nerds, Geeks oder wie immer sie genannt werden, die sich für das Internet interessieren. Soziologen, Ökonomen, Politologen und Psychologen haben sich darauf gestürzt. Sie haben erkannt, dass Diskussionen über Kapitalismus gegen Kommunismus irgendwie sinnlos geworden sind und wir einen neuen Weg brauchen. Aber welchen?

Für die einen sind Google, Facebook und Co. im besten Fall Agenten einer generellen Verblödung der Menschheit geworden, im schlimmsten Fall die Vorboten auf dem Weg zu einer schönen neuen Welt im Sinne von Aldous Huxley. Für die anderen ist IT zum Hoffungsträger schlechthin aufgestiegen, vor allem in Kombination mit anderen Technologien: Ein Smartgrid und nachhaltige Energie werden uns von den fossilen Brennstoffen befreien. Gemeinsam werden IT und Biotech das Welternährungsproblem lösen. Die Kombination von Nanotech und IT wird via 3D-Printing die ausgelagerten Arbeitsplätze wieder zurückbringen. Künstliche Intelligenz und Roboter werden Kriege führen und Alte pflegen. Nichts ist unmöglich, um es mit einem Werbeslogan zu sagen. Selbst das Unmögliche wird in Aussicht gestellt. Ray Kurzweil, der Guru der künstlichen Intelligenz, rechnet damit, dass es 2040 zur Singularity kommt. Die Verschmelzung von menschlicher und künstlicher Intelligenz wird die Menschen unsterblich machen.

Oliver Fiechters Buch heisst «Die Wirtschaft sind wir!» und macht damit klar, dass es ihm weder um eine Verdammung noch um eine Verherrlichung der neuen Technologien geht. Es geht vielmehr darum, die technische Entwicklung, die wirtschaftlichen Interessen und die sozialen Trends aufzuzeigen und miteinander zu verbinden, um am Ende zu einer Ökonomie 3.0 zu gelangen. Auf diese Weise wird allmählich deutlich, dass es tatsächlich eine Alternative zum bestehenden System gibt. Fiechter hat damit nicht einfach ein Buch mehr geschrieben, sondern ein wichtiges.

Philipp Löpfe gehört zu den bekanntesten Wirtschaftsexperten der Schweiz. Er ist Autor diverser Ökonomiebücher, Kolumnist bei der «SonntagsZeitung», dem «Magazin» und beim «Tages-Anzeiger». Davor war er viele Jahre Chefredaktor beim «SonntagsBlick» und bei der Wirtschaftszeitung «CASH».

VORWORT

Von Frank und Patrik Riklin

Gertrud Höhler, Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Germanistik an der Universität Paderborn, schreibt in einem anregenden Essay zum Thema Kreativität: «Kreative Menschen verfügen über Wissen und Erfahrung in besonders effizienter Weise: Sie wählen elastisch zwischen wichtigen und unwichtigen Erfahrungsbeständen aus. […] Ihre Art der Ideenkombination ist für die Umwelt unerwartet, normfern, originell. Entlegenes wird vom kreativen Kopf gruppiert mit dem Erfolg, dass neue Einsichten entstehen, neue Wege sich öffnen.»

Wir wünschen uns, Unternehmen könnten auch so kreativ sein. Die Welt wäre eine bessere. Unternehmen würden sich nicht länger dumpf und starrsinnig nur an Umsatz und Ausstoss orientieren, sondern sich ihrer universellen Verantwortung stellen, elementarer Bestandteil eines sensiblen Gesamtsystems zu sein. Kreative Unternehmen pflegten zudem eine sehr differenzierte Wertebetrachtung und würden in einem dynamischen Wechselspiel mit ihrer Umwelt nachhaltige Werte schaffen. Von diesem Ideal sind wir heute aber noch weit entfernt. Das Problem liegt, wie uns dieses Buch eindrücklich vor Augen führt, in den theoretischen Grundlagen, an denen sich die Unternehmen orientieren. Die klassische Wirtschaftstheorie ist ein Kreativitätsblocker, da sie nichts gelten lässt, was weiche Werte sind, Werte wie Erfahrung, Erkenntnis und Einsicht: Sinn-Werte, die sich nicht in Zahlen bilanzieren lassen. Fragten wir also einen Ökonomen, was Wertschöpfung sei, so würde er uns einen linearen, mechanistischen Prozess beschreiben. Die klassische Wirtschaftstheorie geht von den «Produktionsfaktoren» aus. Diese werden mittels betrieblicher Abläufe zu Produkten oder Dienstleistungen «verarbeitet». Der Abverkauf dieser Produkte – genauer: das für die Transaktion erhaltene Geld – geht dann letztlich als eigentliche Wertschöpfung in die Bücher ein. Die klassische Wirtschaftstheorie ignoriert bis heute, dass die Wertschöpfung bei wissensbasierten Unternehmen bereits vor dem eigentlichen Produktionsprozess beginnt, nämlich im kreativen Momentum der Problemsuche, der Ideenfindung und Lösungsgestaltung – in einer Art kindlich verspielten Entdeckungsphase. Demnach ist das traditionelle Rechnungslegungsmodell der Tatsache gegenüber blind, dass während eines materiellen Herstellungsprozesses Menschen mitarbeiten und mitdenken und dass Menschen, die arbeiten, «wertvolle» Erfahrungen machen, die wiederum für das Unternehmen «werthaltig» sind und damit ein für die Zukunft hohes Innovations- und Wertschöpfungspotenzial besitzen.

Oliver Fiechter will den starren Wertschöpfungsfokus von heute aufbrechen und erweitern, indem er die immateriellen Werte und deren Bedeutung zum Thema macht. Damit legt er die Basis für ein fundamental neues Selbstverständnis von Unternehmen und kreativen Unternehmensprozessen. Unsere Faszination an diesem Buch beruht darauf, dass der Autor – wie wir auch – den Leidenschaften des Grenzgängers frönt: mit der Absicht, an verschiedenen Systemen des Alltags zu rütteln und damit soziale und wirtschaftliche (Denk-)Prozesse in Gang zu bringen. Gegebenes lustvoll zu unterwandern, zu stören und kritisch zu hinterfragen, so dass sich scheinbare Fiktionen als neue Realitäten entpuppen. Dieses Buch reisst den Schutzwall der Konformität nieder, es ist in der Lage, gesellschaftliche Verkrustungen aufzuweichen und Gegenbewegungen zu gängigen Wertvorstellungen zu schaffen. Der Autor beschreibt die kreative Vermischung von virtuellen und realen Systemen mit verschiedenen Individuen und Kompetenzen. Die Grundvoraussetzungen dafür sind Idealismus, Offenheit, Authentizität und soziale Verantwortung. Es geht nicht um ein Weltverbesserersyndrom oder Grössenwahn, sondern vielmehr um die Frage, wie wir als Individuen kleine Beiträge zur Vielfalt verschiedener Wahrheiten im System des Alltags von heute und morgen leisten können.

Einleitung

Mehr Macht für die Menschen

Because somethin’ is happenin’ here but you don’t know what it is.

Bob Dylan

«Wohlstand für alle durch wirtschaftliches Wachstum»: So lautet seit Jahrhunderten sinngemäss die Maxime unseres westlichen Wirtschaftsliberalismus. Seit der schottische Philosoph und Nationalökonom Adam Smith im Jahre 1789 mit «Wohlstand der Nationen» das Standardwerk der modernen Wirtschaftstheorie vorgelegt hat, ist diese Maxime zum Werteideal unserer Zeit aufgestiegen. Heute ist der Optimismus vergangener Jahrzehnte verflogen. Angst und Pessimismus haben den Menschen in Besitz genommen. Der Glaube an die Lehre von Adam Smith und seinen Homo oeconomicus – diese wundersame Konstruktion, die, geleitet von einer unsichtbaren Hand, Eigennutz und Eigeninteresse in allgemeines Wohl verwandelt – ist verflogen. Den Menschen wird immer mehr klar, dass es in einer begrenzten Welt kein grenzenloses Wirtschaftswachstum geben kann. Die Welt leidet unter Nahrungsmittelknappheit, dem Klimawandel, der Überbevölkerung. Der Lebensstandard ist in Europa und Amerika in den letzten fünf bis zehn Jahren dramatisch eingebrochen. In Europa hetzen Regierungsvertreter von Krisengipfel zu Krisengipfel: Finanzkrise, Schuldenkrise, Bankenkrise. Die westlichen Demokratien stehen vor einer historischen Bewährungsprobe. Die Party des 20. Jahrhunderts ist endgültig vorbei. Katerstimmung herrscht, die Menschen sind gereizt, und die anomischen Spannungen wachsen. Bei vielen kommt das Gefühl hoch, zu lange mit leeren Versprechungen abgespiesen worden zu sein. Der Kapitalismus entzweit die Menschen: Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt vierzig Prozent des weltweiten Reichtums. Die liberalen Marktwirtschaften westlicher Prägung durchlaufen fundamentale Veränderungen; aus Demokratien werden Demokraturen, real- und finanzmarktwirtschaftliche Gewichte verschieben sich, und die Profitabilität ehemals gewinnbringender Wirtschaftszweige bricht unter dem globalisierten Konkurrenzdruck ein. Das kapitalistische System ist in einer grossen Krise, weil es den Weg zu seiner Erneuerung noch nicht gefunden hat. Das Verhältnis zwischen Politik, Gesellschaft und Ökonomie ist von gegenseitigem Misstrauen geprägt.

Als ich dieses Buch vor gut einem Jahr zu schreiben begann, hatte ich schwache Signale fundamentaler Veränderungen empfangen. In den letzten zwölf Monaten wurden diese Signale immer stärker: der Arabische Frühling; die Massenproteste in Megastädten wie New York und jüngst in Moskau; die gewalttätigen Ausschreitungen in London; die Anonymous-Operationen im Internet, welche gezielt Attacken gegen wirtschaftliche und institutionelle Machtapparate durchführen. Die 99-Prozent-Gesellschaft übt erstmals in diesem Jahrhundert den Aufstand. Heute ist der Aufstand salonfähig. Das «New York Times Magazine» kürte im Dezember 2011 den «Protester» als Person des Jahres: eine offenkundige Huldigung in Richtung Occupy-Bewegung und deren Besetzungen der Finanzplätze rund um die Welt. Das «New York Times Magazine» ehrt damit zum ersten Mal kein Individuum, sondern die anonyme Masse. Die Menschen fordern von den Unternehmen, sich als wichtige Akteure in der Gesellschaft zu verstehen, die an der Umsetzung eines gesamtgesellschaftlichen Zieles beteiligt sind. Sie verlangen den Wandel, sie wollen ihre Bedürfnisse von den Unternehmen besser berücksichtigt wissen. Kürzlich war ebenfalls in der «New York Times» zu lesen, die reichen Nationen des Westens müssten sich wappnen für den «Tag der Abrechnung». Diese Feststellung teile ich. Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob die Revolution kommt oder nicht, sondern wie wir ihr begegnen: Anarchie oder strukturierter Wandel? Das vorliegende Buch ist so etwas wie die Chronik dieser «Wir-Revolution». Es ist aber nicht ausreichend, weil nicht zielführend, sich zu empören und gegen die Macht der Banken und die Gier der Grosskonzerne zu skandieren. «Die Wirtschaft sind wir!» soll zur Erkenntnis verhelfen, dass wir alle die Verantwortung mittragen für den desolaten Zustand, in der sich unsere Welt befindet. Es zwingt uns, einzusehen, dass es an uns liegt, die Wirtschaft und damit die Lebensumstände von Millionen von Menschen zu verbessern. Wir sind die Macht. Wir müssen nur im Gemeinsamen, im Wir denken und uns nicht länger auf die Mächtigen dieser Welt verlassen. Die Mächtigen brauchen uns mehr als wir sie.

Die neuen Informationstechnologien wie das Internet ermöglichen eine neue Form der ökonomischen Einflussnahme. Das Internet hat das Potenzial, die Mechanismen und die Wahrnehmungen des Ökonomischen transparent zu machen. Es kann das Individuum befähigen, sich an der Steuerung seiner wirtschaftlichen Gemeinschaften zu beteiligen. Aktuell erleben wir eine Umgestaltung der politisch-wirtschaftlichen Verhältnisse. Das Netz führt zu einer Revolution von unten, einer umfassenden Demokratisierung und Dezentralisierung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir haben es jederzeit in der Hand, die wirtschaftlichen Strukturen zu verändern und das globale Wirtschaftssystem zum Vorteil seiner sieben Milliarden Menschen nachhaltig zu verbessern.

The Future is now!

Die von uns Menschen dezentral gesteuerte Wirtschaft nenne ich Ökonomie 3.0. Ich bezeichne damit nicht nur eine neue Ökonomie, sondern auch ein fortschrittlicheres Verhältnis von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Das 3.0, die dritte Version, verweist darauf, dass es sich bei der Wirtschaft um ein dynamisches System handelt, das immer wieder durch neuere Varianten ersetzt wird. Die Drei steht erstens für das Wirtschaftssystem der Dienstleistungsgesellschaft, das auf jenes der Agrar- und Industriegesellschaft folgt. Zweitens steht die Drei für das dritte Medium in der Geschichte der Wissensgesellschaft, auf die Erfindung von Schrift und Buchdruck folgt das Zeitalter des Internets. Drittens verweist die Drei auf den dritten Weg. Die Ökonomie 3.0 will ähnlich wie der dritte Weg1 die Widersprüche zwischen quantitativem und qualitativem Wachstum beziehungsweise zwischen dem Sein, der Lebensqualität, und dem Haben2, dem Lebensstandard, auflösen. Im Grunde dreht die Ökonomie 3.0 die wirtschaftshistorischen Uhren zurück und verlagert den Fokus des Systems auf das Tauschen. Die Ökonomie 3.0 ist Übergang und Untergang zugleich, es verweist auf eine fundamental neue Dimension des Wirtschaftens. In der Ökonomie 3.0 lösen sich die klassischen Anspruchsgruppen von Kunden, Mitarbeitenden und Aktionären allmählich auf. An ihrer Stelle dämmert am Horizont eine neue Figur, die ich Ökonoffektor nenne. Der Ökonoffektor – von Ökonomie und Effekt – macht seine ökonomische Wirkung in verschiedenen Unternehmen geltend, wobei sich die Grenzen zwischen den klassischen wirtschaftlichen Einflussrollen auflösen. Die Ökonomie 3.0 ist keine Theorie, die Vorgaben macht, wie unser Leben sein soll. Sie ist vielmehr die Skizze einer neuen Gesellschaftsordnung. Ökonomie 3.0 ist eine Vision, die neue Entscheidungswege und eine Dezentralisierung sämtlicher ökonomischen Entscheide vorsieht.

Die Optik des Buches ist die der Schweiz. Die Schweiz ist ein Land, das im Prozess der Ökonomie 3.0 weit fortgeschritten ist. Ausser ihren Menschen besitzt das Land keine natürlichen Rohstoffe. Entsprechend musste es früh damit beginnen, Humankapital in ökonomische Wertschöpfung zu transformieren. Das zeigt sich heute nicht nur an der Verbreitung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien oder an der hohen Dichte an Dienstleistungsunternehmen. Der Schweiz ist es in den letzten Jahren auch gelungen, sich als internationaler Management- und Wissenshub mit den dazugehörigen Universitäten zu positionieren. Der hohe Reifegrad der Ökonomie 3.0 wirkt magnetisch auf herausragende internationale Wissensunternehmen wie Google, Ebay und Novartis. Sie siedeln ihre Forschungs- und Entwicklungsabteilungen hier an, um von der hervorragenden Infrastruktur zu profitieren und neue Angebote auf einem kleinen Markt der Ökonomie 3.0 zu testen. Die hohe Reife der Ökonomie zeigt sich auch in der Politik, in den vielfältigen Möglichkeiten der direkten Demokratie. Jedes Jahr stimmen die Bürgerinnen und Bürger über mehrere Gesetzes- und Verfassungsänderungen ab.3 Auf kantonaler Ebene und auf Bundesebene. Die direkte Demokratie führt mit föderalistischen Prinzipien zu einer dezentralen Steuerung der Ressourcen der Schweiz. Diese dezentralen Steuerungsmechanismen dienen als Vorbild beim Design der Entscheidungsprozesse der Ökonomie 3.0.

Der Glaube an das Ökonomische

Mit diesem Buch habe ich mich der ambitionierten Aufgabe verschrieben, eine neue Ökonomie zu beschreiben und zu begründen. Weil die moderne Ökonomie untrennbar mit dem Politischen und Ökonomischen verbunden ist, entspricht die Ökonomie 3.0 einem neuen Gesellschaftsmodell und nicht nur einem neuen Wirtschaftsmodell. Die Wirtschaft stellt kein naturwissenschaftliches Gesetz dar, dem wir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Wir Menschen stehen als ökonomisches Wesen im Zentrum der Wirtschaft. Wir verbringen einen grossen Teil unseres Alltags mit wirtschaftlichen Handlungen, sei es als Konsumenten, als Mitarbeitende in Unternehmen, als Aktionäre an den Börsenmärkten oder als Teil der Gemeinschaft, welche die politischen Rahmenbedingungen des Ökonomischen definiert. Damit das Wirtschaftssystem, wie wir es kennen, funktionieren kann, braucht es uns Menschen. In Personalunion üben wir tagtäglich die zentralen Funktionen des Wirtschaftssystems aus. In dieser Alltäglichkeit und Selbstverständlichkeit des Ökonomischen verlieren wir gerne den Blick für das Ganze, das Vernetzte und ineinander Verschränkte. Die Wirtschaft ist kein geschlossenes System, das eigenen Gesetzen gehorcht, sondern Teil unserer Kultur- und Lebenswelt. Die Wirtschaft kann nicht alleine aus sich heraus erklärt werden kann.

Das Buch will einen konstruktiven Beitrag zur ökonomischen Diskussion leisten und mit Beispielen aufzeigen, dass die Ökonomie 3.0 längst Alltag ist und uns zu einer neuen Qualität von Wohlstand führt. Diskussionen zum Wirtschaftssystem finden heute vor allem unter dem Schlagwort des Wachstums statt. Die Befürworter des Wachstums glauben an einen unendlichen Fortschritt und an die positive Korrelation von Innovation und Wohlstand;4 die Gegner unterstreichen die Endlichkeit unserer Ressourcen5 und die Fragwürdigkeit eines endlosen Verbesserungsprozesses. In beiden Lagern kristallisiert sich eine differenzierte Betrachtung der Wachstumsproblematik heraus. Zur Beurteilung braucht es eine nähere Auseinandersetzung mit der Qualität des Wachstums. Wir brauchen eine öffentliche Diskussion darüber, was warum wachsen soll. Damit ist der Kern des Wirtschaftlichen angesprochen. Die Wirtschaft organisiert die Befriedigung unserer Bedürfnisse und gibt implizit eine Antwort auf die Frage: Welche Bedürfnisse müssen befriedigt werden? Mit diesem spezifischen Blick- und Interpretationswinkel erkennt man schnell, dass die Ökonomie 3.0 schon heute an zahlreichen Stammtischgesprächen, in Feuilletonartikeln und natürlich in soziologischen und ökonomischen Publikationen diskutiertwird.6 Ich versuche diese vielen Diskussionen auf den Punkt zu bringen. Diese Erzählung ist wichtig, weil sie bestimmt, was wir erreichen wollen, was wir konsumieren und wie wir arbeiten wollen. In diesen Zeiten der Umbrüche und der Ohnmacht erhalten wir Orientierung nur durch die Versprachlichung der gegenwärtigen Phänomene. Für die aktuellen Veränderungen kann ich weder in der wirtschaftlichen noch in der politischen und sozialen Theorie entsprechende Benennungen finden. In der Ökonomie existiert ein grosses Theoriedefizit; ein Mangel an Sprache. Dieser Mangel verunsichert die Menschen und raubt ihnen die Kraft, sich den Herausforderungen zu stellen. Ich will die hier entwickelten Ideen zwecks Reflexion und der Weiterentwicklung einer grösseren Gemeinschaft zur Diskussion vor­legen. Ich will keine Vorschriften machen, sondern der Gemeinschaft einen Anstoss geben, damit sie ihre Zukunft selbst zu schreiben beginnt.

1 Giddens, A. (1999): Der dritte Weg. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

2 Fromm, E. (2005): Haben oder Sein (33. Aufl.). Stuttgart: dtv.

3 www.bfs.ch

4 Exemplarisch: Paqué (2010): Wachstum! München: Hanser. Borner, S. & Bodmer, F. (2004): Wohlstand ohne Wachstum. Zürich: orell füssli.

5 Exemplarisch: Miegel (2010): Exit, Wohlstand ohne Wachstum. Berlin: Propyläen. Gasche, U. P. & Guggenbühl, H. (2010): Schluss mit dem Wachstumswahn. Glarus, Chur: Rüegger.

6 Exemplarisch: De Weck, R. (2010): Nach der Krise. München: Nagel + Kimche. Reich, R. (2008): Superkapitalismus. Frankfurt am Main: campus. Leggewie, C. & Welzer, H. (2010): Das Ende der Welt, wie wir sie kannten. Frankfurt am Main: Fischer. Florida, R. (2010): Reset. Frankfurt am Main: campus. Wilkinson, R. & Pickett, K. (2010): Gleichheit ist Glück. Berlin: Tolkemitt. Felber, Ch. (2010): Gemeinwohl-Ökonomie. Wien: Deuthike. Boltanski, L. & Chiapello, E. (2006): Der neue Geist des Kapitalismus. Konstanz: UVK. Hessel, St. (2010): Empört Euch! Berlin: Ullstein.

Überblick über die elf Kapitel

Dieses Buch gliedert sich in elf Kapitel. Diese werden in mehrere Teile zusammengefasst. Im ersten Teil geht es um den Menschen als Schöpfer seiner eigenen Wirklichkeit und seine Bestimmung als ökonomisches Wesen. Im zweiten Teil begründen wir die Notwendigkeit eines neuen Wirtschaftsverständnisses und charakterisieren die aktuelle Ökonomie 3.0. Im dritten Teil beschreiben wir aus einem soziologischen Kontext heraus die grosse Transformation und deren Auswirkung auf das Management (vierter Teil) und die Politik (fünfter Teil). Der sechste und letzte Teil ist futurologisch und widmet sich der Ökonomie der Zukunft.

Illusion oder Wirklichkeit?

Wir beginnen grundsätzlich und fragen: Gibt es eine Wahrheit ausserhalb des subjektiv wahrnehmenden Individuums? Wer kennt die Wahrheit? Wir legen die philosophische Grundierung für die Reise durch das Buch. Wir zeigen, wie die Menschen durch Dialog ihre subjektiv wahrgenommenen Wirklichkeiten teilen und zu neuen Wirklichkeiten zusammenfügen. So gedacht sind auch unsere Institutionen und Megasysteme wie das Recht, die Wissenschaft, die Politik oder die Wirtschaft sozial konstruierte Wirklichkeiten. Eine solche Konstruktion der Wirklichkeit verweist auf die Möglichkeit, gemeinsam neue Wirklichkeiten zu schaffen.

Der Tausch ist nicht Mittel zum Zweck, sondern Zweck selbst

In diesem Kapitel thematisieren wir das Verhältnis zwischen dem menschlichen Wesen und dem Ökonomischen. Der Mensch ist ein Entwicklungs- und Tauschwesen. Durch seine psychologisch-anthropologischen Triebkräfte schafft er immer neue Bedürfnisse. Diese werden zur Grundlage des Tausches, der mit der fortwährenden Entwicklung der Menschheit immer stärker institutionalisiert wird. Eine neue Steigerungslogik stellt den wirkungsvollsten Eingriff in das Wirtschaftssystem dar, weil sie das ökonomische Handeln der Teilnehmer legitimiert.

Übergang und Untergang

Wir brauchen ein neues Wirtschaftssystem. Wenn die Wirtschaft ihre Aufgaben schlecht erfüllt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das ganze System versagt. Das kündigt sich durch die sozialen, technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Krisen unserer Zeit an. Die unterschiedlichen Krisen werden als unterschiedliche Gesichter einer einzigen Krise gedeutet. Diese Krisen entstehen, weil das ökonomische System und die ökonomische Theorie nicht mehr zur ökonomischen Realität der Menschen passen. Am Ende des Kapitels werden die Übergangsphasen zwischen den Systemen thematisiert.Wir denken diese Übergänge als emergente Phänomene.

Digital Natives: vom Finanzkapital zum Emotionskapital

In fortgeschrittenen Wirtschaften sind physische und materielle Bedürfnisse befriedigt. Wir werden die Kernmerkmale der Ökonomiesysteme 1.0 bis 3.0 miteinander vergleichen. Bevor die Systeme 1.0 bis 3.0 im Detail beschrieben werden, gibt ein einführendes Kapitel einen Überblick. Beim Vergleich gehen wir besonders auf die Art der Wertschöpfung, die Kapitalformen und die Messgrössen des Erfolgs ein. Der Überblick schafft die Grundlage, um die Ökonomie 3.0 in den restlichen Kapiteln zu vertiefen. Am einfachsten lassen sich die Systeme durch die Bedürfnisse der Kunden auseinanderhalten: In der Ökonomie 1.0 geht es um physische Knappheit, in der Ökonomie 2.0 um materielle Knappheit und in der Ökonomie 3.0 um immaterielle Knappheit.

Dematerialisierung

Das «business as usual» funktoniert nicht mehr. Die Erfolgsrezepte von einst sind heute nicht mehr gültig. Gesellschafts- und Geschäftsmodelle gehen reihenweise in die Brüche. Wir widmen uns der Diagnose des veränderten sozio-ökonomischen Kontextes. Bei der Erläuterung der Veränderungen wird insbesondere der Wandel von einer materiellen zu einer immateriellen Gesellschaft behandelt. Die Dematerialisierung der Gesellschaft zieht eine Dematerialisierung der Wirtschaft mit sich. Die Veränderung wird über die drei Transformationskräfte Individualisierung, Digitalisierung, Emotionalisierung eingefangen. Diese verstärken sich gegenseitig und resultieren in der Dematerialisierung. Die Dematerialisierung ist dafür verantwortlich, dass die Prinzipien der Ökonomie 3.0 an Bedeutung gewinnen.

Heartfacts – ich bin, was ich kaufe

Die Interaktion zwischen der Organisation und ihren Anspruchsgruppen hat sich fundamental verändert. In einer dematerialisierten Wirtschaft ist die Massenproduktion ein Auslaufmodell. Das menschenfeindliche Paradigma der Transaktion wird durch das kundenzentrierte Paradigma der Interaktion abgelöst. Nicht mehr die Wertschöpfung, sondern die anwaltschaftliche Beziehung zwischen der Organisation und ihren Anspruchsgruppen rückt in den Vordergrund des Managements. Die wichtigste Managementaufgabe heisst Interaktionsdesign. Die Marke ist das zentrale Medium der Interaktion. Sie bestimmt, wer mit wem interagiert, indem sie Plattformen der Interaktion zur Verfügung stellt.

Sturz der Diktaturen

Wir werfen einen Blick auf die Konsequenzen der Ökonomie 3.0 für das Management. Das Kapitel nimmt eine betriebswirtschaftliche Logik ein und fragt nach den Konsequenzen der bisherigen Ausführungen für die Organisation der Bedürfnisbefriedigung und die Organisation der Arbeit. Die direkte Steuerung wird durch indirekte Steuerungsmechanismen ersetzt. Die Organisation findet als dezentrales Netzwerk statt. Management wird zur Organisation kreativer Selbstorganisation. Abstrahiert man das Wirtschaftsgeschehen, so wird deutlich, dass sich die mit ihren Anspruchsgruppen vernetzte Organisation wie ein intelligenter Schwarm verhält. Im Zentrum des Schwarms steht eine gedachte Grösse, ein ideales Leit- und Orientierungssystem: die sich selbst weiterentwickelnde Marke.

Der Kapitalismus bröckelt

Nun werden die Konsequenzen der Ökonomie 3.0 auf die Bewertung und Besitzverhältnisse des Unternehmens aufgezeigt. Bis heute ist das ökonomische Verständnis von Wirtschaftlichkeit sehr eng definiert und rein sachlich begründet. Weiche Faktoren wie individuelle Wahrnehmungen, persönliche Erwartungen und Wertvorstellungen haben bisher nur am Rande Platz, obwohl sie unseren Lebensalltag und damit auch das Wirtschaftsgeschehen massgeblich beeinflussen. Es wird aufgezeigt, dass eine immaterielle, wirkungsorientierte Wirtschaft zu neuen Prinzipien der Erfolgsmessung führt. Die effizienzbasierten Finanzkennzahlen werden um Kennzahlen ergänzt, welche die Nutzenstiftung und das Humankapital einer Organisation aufzeigen. Der Besitz des Unternehmens wird wie die Steuerung dezentralisiert. Kunden und Mitarbeitende eignen sich das Eigentum des Unternehmens an.

Konsumieren, mitbestimmen

Ich kehre zu einer soziologischen Perspektive zurück, wobei insbesondere die politischen Aspekte des neuen Wirtschaftssystems interessieren: die neue Macht des Kunden. Die Ökonomie 3.0 stellt das Wirtschaftsystem auf den Kopf. Sie kehrt Machtlogik und Marktlogik um. Während die zentralen Steuerungsmechanismen an Bedeutung verlieren, demokratisieren sich Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Die Konsumenten bestimmen mit ihren Kaufentscheidungen, wer Erfolg hat und wer das wirtschaftliche Treiben langfristig überlebt. Diese Transformationskräfte der Dematerialisierung fördern das Entstehen einer Politik 3.0. Diese orientiert sich konsequent am Nutzen, den sie für ihre Bürger stiftet.

In der Dämmerungszone

Wie bei jeder Veränderung gibt es auch im Falle der Transformation zur Ökonomie 3.0 Sieger und Verlierer. Die Gewinner sind Menschen mit hoher Konsumkompetenz, die Kreativen, die Wissenden und die Digitalen. Die Verlierer sind die Gewinner der Ökonomie 2.0. Sie werden durch ihre ökonomische, kulturelle und politische Macht versuchen, die Ökonomie 2.0 am Leben zu erhalten. Das gelingt, indem die alten Konventionen verteidigt und die neuen Konventionen schlecht gemacht werden. Die Auseinandersetzung zwischen dem Lager der Verteidiger und dem Lager der Gewinner entpuppt sich als Kampf zwischen Mächten der Zentralisierung und Mächten der Dezentralisierung.

Die Synchronomie

Zum Schluss geben wir einen Ausblick auf die Prinzipien und Merkmale des Wirtschaftssystems nach dem Zeitalter der Ökonomie 3.0. In der Ökonomie 4.0 intensiviert sich die Bedeutung des Immateriellen. Wirtschaft und Gesellschaft drehen sich noch stärker um immaterielle Güter. Die Bedürfnisse beziehen sich auf die Steigerung der wahrgenommenen Lebensqualität. Die Organisation löst sich auf und wird zur Synchronisationsplattform, die unsere Bedürfnisse mit unseren Ressourcen verknüpft. Die bisherigen Rollen von Managern, Politikern, Kunden, Mitarbeitenden und Aktionären verschwinden. Es entsteht die Figur des Ökonoffektors.

Teil I:Die anthropologische Ebene

1

Wir bewegen uns in Konventionen

Die Relativierung des Wissens

Wahrheit als Konvention

Wirtschaft als Konvention

Die Relativierung der Konventionen

Sokrates: Stellen wir uns vor, Menschen sind in einer Höhle an Stühle gefesselt. Alles, was sie sehen, jemals gesehen haben oder sehen werden, sind Schattenspiele. Was denkst Du, würde passieren, wenn eine dieser Gefesselten ans Licht geführt würde mit dem Hinweis, dass das, was er jetzt sehe, die Realität sei. Würde er nicht eher die Schattenspiele für echt halten?

Glaukon: Bei weitem.

Sokrates: Seine Augen würden sich erst an die Helligkeit gewöhnen müssen, damit er wirklich begreifen könnte, dass er bisher nur Schatten gesehen habe.

Glaukon: Notwendig.

Sokrates: Wenn nun der Geblendete einsehen würde, dass die Welt nicht aus Schatten bestünde, würde er auf keinen Fall wieder zurückkehren wollen in die Schattenwelt. Und wenn er es doch täte, so würden die weiterhin Gefesselten ihn für verrückt halten. Aber noch viel interessanter: Er würde die Schatten, die er bisher als einzige Wahrheit wahrgenommen hatte, nicht einmal sehen können, weil sich seine Augen zuerst ans Licht gewöhnen müssten.

Die Relativierung des Wissens

Um die in diesem Buch festgehaltene Geschichte nachvollziehbar erzählen zu können, wollen wir zuerst die philosophische Grundpositionen klären. Wie in einem Kriminalroman gilt es, zuerst jemanden umzubringen, damit die Detektive im Anschluss ihre Arbeit aufnehmen können. In diesem ökonomisch-philosophischen Kriminalroman bringen wir die Idee der ökonomischen Wahrheit um. Wir heben den Glauben auf, dass es so etwas wie das richtige Wirtschaftssystem geben könnte. Es gibt kein Wirtschaftssystem, das von jemandem festgelegt werden kann und für die Ewigkeit Bestand hält. Wir alle sind dafür verantwortlich, das System immer neu zu beurteilen und gemäss unseren Erwartungen umzugestalten. Im Moment des Mordes warten wir nicht darauf, bis die Polizei erscheint, das Verbrechen klärt und ein neues Wirtschaftssystem errichtet. Nein, wir machen uns gemeinsam auf, das Verbrechen zu klären und am Aufbau des zukünftigen Wirtschaftssystems mitzuhelfen. Der Mord des aktuellen Wirtschaftssystems wurde bereits von unzähligen Philosophen und Gelehrten verübt.7 Für einige Leserinnen und Leser mögen die Ausführungen im ersten Kapitel deshalb nichts Neues darstellen oder sogar oberflächlich erscheinen. Für andere mag die Verneinung der Wahrheit dagegen erschreckend wirken und das Fundament ihres Weltbildes in Frage stellen. Mir geht es bei diesem ersten Kapitel um die methodologische Argumentation. Ich will keinen erkenntnis- oder wissenschaftstheoretischen Diskurs anzetteln, das können andere besser und haben andere vor mir breiter und tiefer gemacht.8 Dieses Buch ist nicht für die Wissenschaft geschrieben und richtet sich nicht an die Experten. Der Text richtet sich an die Menschen, welche sowohl die Notwendigkeit als auch die Zeichen der Neuschöpfung des Ökonomischen erkennen und sich für einen sinnvollen Wandel einsetzen. Für die Bestimmung unserer Grundhaltung lehne ich mich an die Theorien der radikalen Konstruktivisten an. Danach hängen Erkenntnisse untrennbar vom Individuum ab. Es gibt kein Erkennen, es gibt kein Wissen ohne erkennendes Individuum. Das Individuum nimmt durch seine Sinne die Welt auf einzigartige Art und Weise wahr. Die Wahrnehmungen hängen von der physiologischen Ausprägung unserer Sinnesorgane ab. Die Verarbeitung der Sinneseindrücke ist wiederum geprägt durch unsere früheren Sinneswahrnehmungen und wie wir diese Sinneswahrnehmungen zu Gefühlen und Erlebnissen verarbeitet haben.9 Dazu ein interessantes Zitat des französischen Philosophen Jean-Paul Sartre:

Es gibt kein anderes Universum als ein menschliches, das Universum der menschlichen Subjektivität.10

Das Erkennen passiert in unserem Inneren, unsere Wahrnehmungen können wir deshalb nur beschränkt mit den Wahrnehmungen der anderen vergleichen. Wir wissen nicht, wie die anderen wahrnehmen. Die Sinneseindrücke und Gefühle sind einzig und alleine für das wahrnehmende Subjekt zugänglich. Der Mensch ist deshalb zu einem gewissen Grad in seiner Innenwelt, in seinen Gefühlen, in seinen Wahrnehmungen und in seinen Gedankenwelten gefangen. Wenn das Wissen vom Individuum abhängt, dann gibt es konsequent gedacht nur für das Individuum gültiges Wissen: Alles ist subjektabhängig, perspektivistisch und relativ. Das Wissen um die Welt und deren Zusammenhänge existiert nicht. Wissen wird vom denkenden Subjekt akiv aufgebaut. Die Welt ist reine Fiktion; sie entsteht erst in der Erzählung über die Welt. Im Diskurs konstruiert sich die Welt und was wir über sie wissen selbst. Was für das Wissen richtig ist, gilt auch für die Wahrheit.11 Deshalb ist es auch nicht möglich, die Korrektheit von Wissen zu beweisen. Das Einzige, was die Individuen beweisen können, ist, dass etwas nicht richtig ist. Diese Tatsache ist durch Karl Popper und seinen Begriff der Falsifizierbarkeit in die Wissenschaftstheorie eingegangen:

Durch diese Ausscheidungsmethode können wir auf eine wahre Theorie stossen. Aber diese Methode kann niemals deren Wahrheit erweisen, selbst wenn sie wahr ist; denn die Zahl der möglichen wahren Theorien bleibt unendlich zu jeder Zeit und nach so vielen entscheidenden Prüfungen. […] Die tatsächlich vorgeschlagenen Theorien sind natürlich von endlicher Anzahl, und es kann leicht geschehen, dass wir sie alle widerlegen und uns keine neue einfällt.12

Bei uns weckt deshalb das Wissen, das als Wahrheit deklariert wird, den Verdacht auf Manipulation. Wer Wissen als Wahrheit deklariert, dem kann man leicht vorwerfen, dass er seine Macht missbraucht. Die Relativierung von Erkenntnis, Wissen und Wahrheit relativiert die gesamte Wissenschaft. Sie erscheint plötzlich als eine Möglichkeit unter vielen, Erkenntnis zu generieren,13 zu speichern und an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Paul Feyerabend hat die Relativität von wissenschaftlicher Erkenntnis auf den Punkt gebracht:

Man entscheidet sich also für die Wissenschaft genauso, wie man sich für oder gegen Punk Rock entscheidet.14

Genauso wie die Wissenschaft sind auch die Esoterik oder die Religion Möglichkeiten, um zu Erkenntnis zu gelangen. Die wissenschaftliche Methodik steht gleichzeitig zur Diskussion wie die Perspektiven und Wertvorstellungen, welche die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen vertreten.

In unserem Falle stehen natürlich insbesondere die Annahmen der Wirtschaftswissenschaften in der Kritik. Bei der Beibehaltung der oben erwähnten Wissenstheorie zeigt sich, dass auch die Auswahl der wissenschaftlichen Methoden und Glaubenssätze eine gewisse Beliebigkeit nicht überwinden kann. Hermann Hesse schreibt:

Wahr ist an einer Geschichte immer nur das, was der Zuhörer glaubt.15

In diesem Kontext ist auch das Zitat von Arthur Schopenhauer aufschlussreich:

Es kann keine Wahrheit geben, die unbedingt allein durch Schlüsse herauszubringen wäre; sondern die Notwendigkeit, sie bloss durch Schlüsse zu begründen, ist immer nur relativ, ja subjektiv. Da alle Beweise Schlüsse sind, so ist für eine neue Wahrheit nicht zuerst ein Beweis, sondern unmittelbare Evidenz (= Augenscheinlichkeit, höchste, im Bewusstsein erlebte und zur Gewissheit führende Einsichtigkeit) zu suchen […]. Durch und durch beweisbar kann keine Wissenschaft sein; so wenig als ein Gebäude in der Luft stehn kann.16

Die Wissenschaft gibt es nicht, sie hängt einerseits vom Forschungsgegenstand, anderseits von den Präferenzen des Individuums ab. Die Wahrheiten, welche die Wissenschaft proklamiert, sind zu einem gewissen Grad beliebig, weil sie von den Motiven, der Wahrnehmung und der Sprache der Forschenden abhängen. Zudem ist die Wissenschaft mehr und mehr von den Geldgebern abhängig. Sie wollen Einfluss darauf nehmen, was wahr und was richtig ist.

Innerhalb der Wissenschaft kann keine Disziplin für sich behaupten, die Wahrheit gepachtet zu haben. Keine wissenschaftliche Disziplin ist wertvoller als die andere. Keine wissenschaftliche Disziplin kann alleine das Verhalten der Menschen und die Entwicklung der Menschheit erklären. In unserer Argumentation gilt diese Einschränkung natürlich besonders für die Wirtschaftswissenschaften. Makro- und Mikro-Ökonomie wie auch die Betriebswirtschaftslehre konservieren bestimmte Welt-, Menschen-, Wissens- und Wissenschaftsbilder, die trotz der Heterogenität von den Forschenden an die Studierenden übertragen werden. Die Wirtschaftswissenschaften sind Wissenschaften unter vielen, die eine Perspektive auf das ökonomische Treiben des Menschen einnehmen. Das gilt genauso für alle ihre Subdisziplinen, die Betriebswirtschaft und die Volkswirtschaft, und für ihre Subsubdisziplinen: das Marketing, das Personalwesen, die Finanzwissenschaft. Um zu einer passenden Beschreibung der Wirtschaft und deren Veränderung zu kommen, muss man deshalb die Brillen unterschiedlicher Disziplinen aufsetzen. An die Stelle des Argumentierens aus einer einzelnen Disziplin tritt deshalb die Inter- und Transdisziplinarität. Aber: Weil wir der Wissenschaft misstrauen, misstrauen wir auch unseren eigenen Ausführungen. Ich kann meine Aussagen zwar vielseitig aufbauen, im Werk einer Vielzahl von Autoren verankern und mit Beobachtungen und zahlreichen Beispielen unterfüttern, trotzdem bleiben meine Wahrnehmungen, meine Erkenntnisse und deren Versprachlichung stets subjektiv.

Wahrheit als Konvention

An diesem Punkt der Argumentation wollen wir nicht stehen bleiben. Wir müssten das Buch mit der Bemerkung beenden, dass Erkenntnis zwar möglich ist, aber eben nur Selbsterkenntnis. In einem solipsistischen Weltbild ist das Individuum in seinen Erkenntnissen gefangen und kann diese aufgrund seiner Unterschiedlichkeit beziehungsweise aufgrund seiner einzigartigen Wahrnehmung und Wirklichkeitskonstruktion nicht mit anderen Menschen teilen. Das Ich wäre für immer in seinem Selbst gefangen und könnte keine Erkenntnisse mit anderen Menschen teilen. Wir glauben durchaus an die Möglichkeit von geteilten Erkenntnissen. Um an die Möglichkeit gemeinsamen Wissens zu glauben, reicht ein Blick auf die menschlichen Errungenschaften, auf all die Maschinen, Technologien und Institutionen, welche die Menschen in ihrer Geschichte durch Zusammenarbeit erfunden und entwickelt haben. Es ist nicht unsere Absicht, ein babylonisches Sprachwirrwarr zu beschwören, in dem wir uns mit niemandem mehr unterhalten können. Der «Trick», um dem Skeptizismus zu entkommen, liegt in der Möglichkeit, Wahrheiten im Dialog auszuhandeln. Dieser Trick wurde schon von Platon und Sokrates verwendet, um Erkenntnisse zu erarbeiten und zu vermitteln. Im idealtypischen Dialog treffen sich mehrere Menschen, um ihre Erkenntnisse zu diskutieren, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu finden. Ziel des Dialoges ist es nicht, die andere Person schlechtzumachen oder ihre Lösungen zu kritisieren. Der Dialog ist dabei ein Kombinationsspiel, bei dem die Heterogenität der Erkenntnisse produktiv genutzt wird. Dieser Dialog zeigt das typische Muster für eine dezentrale Lösungsfindung, weil grundsätzlich jede Stimme gleich viel Wert hat. Wahr ist demnach,17 worin ein Konsens besteht (Konsenstheorie der Wahrheit) beziehungsweise was schlüssig argumentiert werden kann (Kohärenztheorie der Wahrheit). Wahr ist, was die Menschen gemeinsam für wahr befinden.

Der Dialog dauert dabei so lange an, bis die Teilnehmenden übereinstimmen, bis sich ihre Denkhaltungen entsprechen. Dieses gegenseitige Anpassen des Denkens nenne ich Synchronisation. Sie beschreibt in einem erkenntnistheoretischen Sinn, wie die Denk- und Weltbilder durch immer neue Diskussionen einander angeglichen werden. Wie bei zwei Computern werden zuerst die Differenzen ermittelt und dann durch einen systematischen Abgleich behoben. Durch Sprache kann das Individuum seine Sinneseindrücke, seine Wahrnehmungen, seine Erkenntnisse aus seinem Inneren befreien und seinen Mitmenschen zugänglich machen. Durch den Dialog gibt es eine Möglichkeit der Intersubjektivität, durch den Dialog entsteht ein von mehreren Menschen geteiltes Wissen. Sprache beruht auf dem Prinzip des kleinsten gemeinsamen Nenners. Um uns verständigen zu können, müssen wir vor unserem geistigen Auge nicht alle genau dasselbe Brot haben, wenn jemand von «Brot» spricht. Dasselbe gilt für «Baum», «Berg» oder «Burgund» oder für abstraktere Begriffe wie «Internet», «Liebe» oder «Kriege». Zwar werden nie zwei Individuen exakt dieselben inneren Bilder zu diesen Begriffen abrufen, ja die Vorstellungen werden umso mehr voneinander abweichen, als dass es sich um einen abstrakten Begriff handelt. Ein Individuum hat keine Gewissheit, dass sein Gegenüber seinen Sprechakt tatsächlich so aufnimmt und interpretiert, wie es ihn intendiert hat. In der sprachlichen Kommunikation geht der Informationssendende immer davon aus, dass der Informationsempfangende funktioniert wie er selber. Die Überprüfung der erfolgreichen Kommunikation erfolgt nur durch Beobachtung des darauf folgenden Handelns des Kommunikationspartners. Auf diese Weise verankern sich Begriffe in Kulturkreisen: Sie werden also so oft diskutiert, überprüft und definiert, dass alle Menschen eine ungefähr ähnliche Vorstellung haben. Die Konstanz von Begriffen findet ihre Fortsetzung in der Konstanz von Begriffssystemen, also von Begriffen, die miteinander vernetzt sind, beziehungsweise in der Konstanz von Sachverhalten. Wenn die Menschen über Jahre hinweg dieselben Ansichten über Zusammenhänge entwickeln, dann formieren sich Gesetze. Dabei handelt es sich um Wiederholungen, die sich zu Modellen formieren.18 Ein Modell versucht durch Abstraktion die Wirklichkeit zu erklären. Es handelt sich um vereinfachte Wahrheiten, die sich in einem definierten Set von Prämissen als konstant, also als wahr, erwiesen haben.19 Solche Gesetze finden wir beispielsweise in der Natur, wir sprechen dann von biologischen oder physikalischen Gesetzmässigkeiten. Wenn wir ein Naturphänomen mit denselben Instrumenten aus derselben Perspektive immer wieder auf dieselbe Art und Weise beobachten können, dann sprechen wir von Naturgesetzen. So wird ein Ei immer von der Brücke fallen und eine Pflanze immer in die Richtung des Sonnenlichts wachsen. Die Naturgesetze gelten so lange, bis Beobachtungen gemacht werden, die das Gegenteil beweisen. Sie gelten so lange, als dass Erfindungen und Entdeckungen neue Erklärungsansätze bringen und zum Umsturz geltender Paradigmen führen.20 Genauso beruhen unsere gesellschaftlichen Systeme auf solchen Gesetzen. Die Systeme dienen dazu, das Zusammenleben der Menschen zu organisieren. Die sozialen Institutionen verfestigen unsere Gewohnheiten.21

Es lassen sich vier zentrale Gesellschaftssysteme unterscheiden: das ökonomische, das politische, das soziale und das kulturelle System.22 Wollen wir diese Systeme etwas konkretisieren, so stossen wir zum Beispiel auf die Religion, das Recht, die Wissenschaft, die Medizin oder die Politik. Diese Systeme prägen, wie wir unseren Alltag organisieren. Sie regeln die Rechte und Pflichten des Einzelnen in der Gesellschaft und beeinflussen massgeblich, was wir als gut und böse wahrnehmen. Die Systeme umfassen die Art und Weise, wie öffentlich über sie reflektiert wird. Die Möglichkeiten, ein System zu beobachten und zu kritisieren, ist häufig wichtiger als das eigentliche System.23 Die Reflexion des Systems beschreibt immer auch die Möglichkeiten, ein System zu verändern. Wenn keine Reflexion möglich ist, dann ist auch keine Veränderung möglich. Je nachdem, wie zentral oder dezentral die Diskussion um das System geprägt wird, nimmt die Steuerung des Systems einen anderen Charakter an. Unsere Systeme sind soziale Konventionen. Wenn sich die Menschen einem System unterwerfen, dann akzeptieren sie die mit dem System verbundenen Missstände und Nebenwirkungen. Die Systeme funktionieren nur dann, wenn wir an die Prämissen und die systemimmanenten Gesetzmässigkeiten glauben. Alle unsere Modelle und Gesetze sind deshalb auch Glaubensgrundsätze. Wenn wir Menschen den Glauben an die Prämissen und die Zusammenhänge verlieren, dann droht das ganze System in sich zusammenzufallen. Deshalb gibt es demokratische Prozesse, welche die Systeme den Erfordernissen, den Bedürfnissen der Menschen anpassen. Jedoch werden die Konventionen eines Systems nicht nur in langwierigen Diskussionen zwischen den Beteiligten und den Betroffenen ausgehandelt. Das wäre eine zu romantische Vorstellung. Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die durch ihre besonders hohe gesellschaftliche Stellung die Konventionen eines Systems besonders prägen konnten. Die Machtposition erlaubt es nicht nur, das System zu beeinflussen. Sie ermöglicht es auch, das System so zu gestalten, dass andere Systemteilnehmende unterdrückt werden.

Die Menschen und Gruppen, die bei der Aushandlung der Konventionen eine untergeordnete Rolle haben, werden alles daransetzen, dass sie durch die Systeme nicht benachteiligt werden. Menschen in höheren Machtpositionen werden die Gelegenheit nutzen, die Systeme zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Diejenigen, die von einem System stärker als andere profitieren, werden deshalb dafür sorgen, dass die geltenden Konventionen als wahr und unumstösslich gelten. Durch die Systeme und die geltenden Konventionen wird nicht nur das Zusammenleben der Menschen organisiert, sondern es werden auch Werte vorgegeben. Dadurch wird soziale Kontrolle ausgeübt.24 Die als wahr und unumstossbar gehandelten Wahrheiten sind Ideologien. Diesen folgen wir zum Teil freiwillig, zum Teil sind wir ihnen aber auch unbewusst ausgesetzt. Wir halten etwas für wahr oder richtig, ohne dies zu hinterfragen.25 Das gilt gerade für das Ökonomische. Wir sind so sehr im ökonomischen Alltag gefangen, dass wir uns selten die Zeit nehmen, um das wirtschaftliche System zu hinterfragen und über mögliche Alternativen nachzudenken.

Wirtschaft als Konvention