Die Zukunft war auch schon mal besser - Jürgen Becker - E-Book

Die Zukunft war auch schon mal besser E-Book

Jürgen Becker

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Beschreibung

Früher haben sich alle auf die Zukunft gefreut. Die konnte man planen: Im Sommer war es zwei Wochen schön, Erkältungen dauerten sieben Tage und rechts von der CDU gab es nur die CSU. Aber jetzt? Manche machen sich Sorgen. Das muss nicht sein – denn Jürgen Becker zeigt: Es ist noch Zukunft da. Noch vor ein, zwei Generation war alles anders. Da haben die Jugendlichen nicht groß protestiert: Es gab keine großen Diskussionen am Küchentisch, ob die Eltern das Gap Year in Neuseeland finanzieren – da wurde einfach gesagt: "Junge, du machst den gleichen Job wie dein Vater. Das ist sicher." Und der Sohn sagte: "Na gut, Papa, dann werd ich eben auch Weihbischof." Wer weiß, welche Berufe es morgen noch gibt. Ob wir uns bald wieder die Hand geben oder wie im Sommer das Wetter wird. Jürgen Becker leider auch nicht. Aber er nimmt uns an die Hand, zeigt, dass früher auch nicht alles Gold war und dass die Zukunft schöner wird, wenn wir darüber lachen.

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Seitenzahl: 120

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Jürgen Becker

mit Dietmar Jacobs und Martin Stankowski

Die Zukunft war auch schon mal besser

Kurzübersicht

Buch lesen

Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Über Jürgen Becker

Über dieses Buch

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Was wir wurden und warum

Was der Joghurt sagt

Das beste Passwort der Welt

Winke, Winke, Winkekatzen

Hauptsache Bayreuth

Angelas Geheimnis

Wirtschaftswunderwelt

Erfolgreich scheitern – Hans im Glück

Spazierengehen für Fortgeschrittene

Wer nackt durch den Garten läuft

Wie geht es uns?

Steuern und Krisen

Gurken an die Macht

Das Rauchen ist bei allen gleich

Drei Hochzeiten und ein Verdachtsfall

Jeder Jeck ist anders. Über den Kompromiss

Die Zeugen Rimowas

Grund und Boden. Die Mutter aller Probleme

Wo sind all die Utopien hin?

Wer steigert das Bruttosozialprodukt?

Schenken statt Kaufen. Die Zukunft des Tauschens

Ein vergiftetes Angebot

Alles für alle, bis alles alle ist. Vom Nutzen der Allmende

Nachtzug nach Holland

Das Recht auf Faulheit

Beerdigung einer Generation

Dank

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Wer hätte gedacht, dass dieses überwunden geglaubte Handeln aus dem letzten Jahrhundert 2022 wieder zurückkehrt: Mit seiner Kriegsmaschinerie andere Länder zu überfallen, um sie sich einzuverleiben und zu unterdrücken. Wozu? Um Land zu gewinnen und sein Territorium terroristisch zu vergrößern? Man stelle sich vor, die Franzosen würden ins Saarland einmarschieren und sich das zurückerobern. Gut, da wären viele Deutsche dafür. Auf die Idee aber käme Macron nicht. Für die Zukunft kann es doch nicht mehr darum gehen, Land zu erobern. Es muss auch für uns darum gehen, Land loszuwerden. Bayern zum Beispiel. Was haben uns diese CSU-Provinzler nicht alles für völlig irrelevante Themen und Personen aufgezwungen: Herdprämie, Ausländermaut, drei unterirdische Verkehrsminister in Folge. Welch eine Wohltat wäre es, wenn Bayern nicht mehr zu Deutschland gehören würde? Dann wäre auch die Bundesliga wieder spannend.

Seit Putins Angriffskrieg in der Ukraine aber sind viele unserer Sicherheiten obsolet und Zukunftsängste nehmen dramatisch zu.

Die Zukunft der Energieversorgung ist ungewiss. Die Zukunft der Spritpreise ist ungewiss.

Die Zukunft der deutschen Autoindustrie ist ungewiss. Die Zukunft der deutschen Kaufhäuser ist ungewiss. Die Zukunft der deutschen Innenstädte ist ungewiss. Die Zukunft der deutschen Luftfahrt ist ungewiss.

Liebe Leserinnen und Leser, das ist alles Quatsch. Die Zukunft ist immer ungewiss.

Genau dieser Reiz des Ungewissen macht den Blick in die Zukunft aus. Man kennt das vom Fußball. Die Leute gucken die Spiele, weil sie nicht wissen, wie es ausgehen wird. Corona hat das leider monatelang verhindert. Das schlimmstmögliche Szenario für die Deutschen ist eingetreten, Fußballspiele ganz ohne Fans im Stadion. Oder wie man in Leverkusen sagt: Alles wie immer.

Das Originelle an der Zukunft ist es, eben nicht zu wissen, wie es ausgeht. Aber gerade die Erfahrungen aus der Coronapandemie haben uns spüren lassen, dass wir Menschen exakt das nicht mögen. Zukunft per se finden wir gar nicht so fürchterlich, nur soll sie eine schöne Aussicht bergen. Man schaut doch lieber in eine hoffnungsfrohe Zukunft, als jeden Abend Karl Lauterbach zu sehen. Nichts gegen den. Ich glaub, der ist prima und lustig. Aber jeden Abend bespricht er schlimme Aussichten. Manchmal habe ich gedacht, der Lauterbach guckt bestimmt nach Feierabend Horrorfilme, um mal ein bisschen heile Welt zu sehen.

Der Mensch ist ein Kontrollfreak, darum will er auch gern wissen, was morgen geschehen wird. Unser Vorausdenken ist ja das, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Nur wir Menschen wissen, dass es mehr als die unmittelbare Zukunft gibt, eine Zeit, die weiter entfernt liegt als das nächste Fressen. Egal wie weit sie weg ist, die Zukunft wollen wir kreieren, gestalten, absichern. Tiere verschwenden daran keine Gedanken, der Mensch aber denkt sich so etwas wie Versicherungen aus. Die sind ja dazu da, für eventuelle zukünftige Ereignisse vorzusorgen. Wenn Sie eine Eintagsfliege fragen, was sie überhaupt nicht interessiert, dann sagt die »Rentenversicherung«. Oder »Sterbegeldversicherung«. Von allen Geschöpfen der weiten Erdkugel haben nur wir Menschen so ein Konstrukt erfunden. Was steckt da eigentlich für ein bekloppter Gedanke hinter diesem Sterbegeld? Was genau durchschwirrt ein Hirn kurz vor der Policenunterschrift? »So, jetzt zahl ich 40 Jahre in eine Versicherung, und sobald ich tot bin, hau ich die Kohle aufn Kopp und fahr mit der MS Europa.« Gut, das ginge – bei dem Publikum fällt man als Verstorbener wahrscheinlich gar nicht auf.

Aber so sind wir Menschen. Wir möchten der Zukunft das Vage nehmen und sie klar regeln. Dafür haben wir sogar Religionen erfunden. Denn wir sind so zukunftsgeil, wir wollen nicht nur wissen, was in diesem Leben passiert, sondern auch, was danach passiert. Diese Frage beantworten uns die Religionen. Das Christentum zum Beispiel macht einem zwar klar, dass man stirbt – aber dafür kommt man dann als Ausgleich in den Himmel und trifft alle seine Verwandten wieder. An dem Punkt denke ich immer: Ist der Tod nicht schon Strafe genug?

Dass wir unsere Gedanken in die Zukunft richten können, ist zugleich das größte Problem und die größte Fähigkeit der Menschheit. Dadurch können wir die Notwendigkeit von Erfindungen erkennen, die unser Leben verbessern. Wir können Götter und Ideologien ersinnen, die Glück oder Unglück bringen, Maschinen, die uns helfen oder uns töten. So etwas gibt es im Tierreich nicht. Ein Bär, dem es kalt wird, der plant nicht lange eine Heizung, der legt sich gemütlich hin, macht nix mehr und schläft ein paar Monate. Das nennt man in der Biologie: Hibernation. In Köln heißt das »Stadtverwaltung«.

Aber zurück zu den Versicherungen. Da niemand mehr Unsicherheit hasst als wir hier in Deutschland, schließen wir auch mehr Versicherungen ab als alle anderen. Wir haben Haftpflichtversicherungen für Haustiere, Handyversicherungen und, ungelogen, Versicherungen gegen den Ausfall einer Hochzeit. Wenn der Bräutigam vor dem Altar »Nein« sagt, kommt Herr Kaiser von der Hamburg-Mannheimer und zieht die Hochzeitsnacht durch. Das macht der auch, wenn die Frau das Jawort nicht geben mag.

Versicherungen sind ein kostenintensiver deutscher Fetisch. Das ist übrigens auch der Beweis dafür, dass Jesus Deutscher war. In den Himmel aufzufahren und zurückzukommen; das war kein Wunder: Der hatte eine Reiserücktrittversicherung.

Inhaltsverzeichnis

Was wir wurden und warum

Wir Deutschen fürchten diese permanent im Leben umherwabernde Unsicherheit. Und die nimmt beständig von allen Seiten her zu. Der Frieden in Europa wird brüchig, vor uns liegt der Klimawandel wie eine Barriere im Zukunftsweg, rechts neben uns stürzt die Demokratie in die Krise und von hinten schnappt auch noch das Coronavirus nach uns. Wir sind umzingelt von Unsicherheitsherden. Da geraten auch die Dinge ins Wanken, die immer sicher schienen.

Zum Beispiel der berufliche Werdegang. Früher ergriff man als junger Mensch einen Beruf und hat den sein Leben lang behalten. Bis man eine goldene Uhr bekam. Da standen auch überhaupt nicht so viele Berufe zur Auswahl. Wer intellektuell fit war, der bekam lebenslängliches Lehramt aufgebrummt. Wer handwerklich begabt war, der wurde eben Handwerker. Und wer nix konnte, der wurde Berater bei Black Rock und zog ins Sauerland.

Am verbreitetsten war es ohnehin, den Beruf der Eltern zu ergreifen. Das versprach Sicherheit für die Zukunft. Schließlich hatte man da immer schon viel mitbekommen, kannte sich von der Wiege an darin aus und konnte direkt im elterlichen Betrieb anfangen. Da gab’s auch keine großen Diskussionen am Küchentisch, ob die Eltern das Gap Year in Neuseeland finanzieren, nee, da wurde einfach gesagt: »Junge, du machst den gleichen Job wie dein Vater. Das ist sicher.« Und der Sohn sagte: »Na gut, Papa, dann werd ich eben auch Weihbischof.«

Aus den Berufen sind früher die Namen entstanden, zum Beispiel meiner: Becker. Schneider, Müller, Weber, Stellmacher, Schweinsteiger. Alles ehrenwerte Berufe. Bis heute kann man anhand der Namen das Alter des Stammbaums ablesen.

Da gibt’s ja oft Streit: »Ich han der älteste Name. Ich heiß Schmidt. Das kommt von Schmied. Ein uralter Beruf, den gab es schon vor dem Mittelalter.« »Nee, ich heiß Zimmermann, der ist noch älter. Ihr kennt doch die Eltern von Jesus. Maria und Josef. Der Josef, der war Zimmermann. Also ist mein Name über 2000 Jahre alt.« Sagt der Dritte: »Ich han der älteste Name. Ich heiß Pritzebilski.« »Pritzebilski? Wieso is dat dann der älteste Name?« »Ihr kennt doch alle die ersten Menschen« »Ja, Adam und Eva.« »Genau. Die Eva – dat war ne jeborene Pritzebilski!«

Heute haben sich die Berufe gewandelt, aber es gibt keine neuen Namen. Zum Glück, sonst hieße man Petra Praktikum. Oder Lutz Leiharbeit. Und ich hieße auch nicht mehr Becker. Der Beruf des Bäckers ist ja bald durchdigitalisiert. Demnächst hieße ich dann Jürgen Backstraße beziehungsweise Backstreet Boy.

Das Backhandwerk ist nicht der einzige Beruf, der durch die Mühlen der Digitalisierung gemahlen wird. Viele Jobs werden verschwinden: Wirtschaftswissenschaftler vermuten, in der Fertigungsbranche bis zu 70 Prozent. Aber auch Berufe wie Sekretäre, Übersetzerinnen und Anwälte. Viele Plädoyers kommen heute schon aus dem PC. In Zukunft werden dann nur noch die Plädoyers aus den amerikanischen Anwaltsserien von Menschen geschrieben. Bis auch darin der Computer effektiver wird. Die Digitalisierung verändert die komplette Arbeitswelt. Und sie macht sogar vor der letzten Insel der analogen Herrlichkeit nicht halt: dem deutschen Amt. Da war bis vor Kurzem nichts digitalisiert, nicht mal die Uhren. Wenn man da etwas wollte, musste man auf den eigenen Füßen dort hingehen, eine Wartemarke ziehen und ganz starke Nerven haben. Das dauerte zum Teil Ewigkeiten. Ich war neulich in Köln auf dem Amt, da hatten die Wartemarken noch römische Zahlen.

Aber selbst hier ändern sich die Zustände, selbst die stursten Bürohengste werden von der Digitalisierung gezähmt. Viele der bürokratischen Vorgänge werden bald durch den Computer und durch Serviceautomaten erledigt. Es gibt bereits Kommunen, da kann man sein Auto online anmelden. In Köln muss man dafür einen Tag Urlaub nehmen.

Wenn Sie aber in Zukunft dem lahmen Bauamtsbeamten, der nach fünf Jahren Ihre Garage immer noch nicht genehmigt hat, sagen: »Ach, leck mich am Arsch!« Dann antwortet eine Computerstimme: »Gern. Setzen Sie sich auf unseren Spezialstuhl. Ihre Bitte wird sofort erledigt.«

Einer Umfrage von Microsoft zufolge haben über 50 Prozent der Mitarbeiter im Homeoffice über totale Erschöpfung geklagt. Es ist ja auch klar, wie deutlich die Unterschiede zwischen Arbeiten im Homeoffice und im Office-Office sind. In der Firma hat man beim Arbeiten routinemäßige Ablenkung. Da quatscht man mal mit den Kollegen am Kopierer. Trinkt gemütlich einen Kaffee. Geht in Ruhe aufs Klo. Und dann ist der Tag auch schon vorbei. Im Homeoffice, da wartet dauernd Arbeit, wartet dauernd dreckiges Geschirr, wartet dauernd der lohngedumpte Paketbote vor der Tür. Der Rechner steht einem im Stand-by-Modus auf den Pantoffeln. Arbeit und Freizeit, Arbeit und Privates verschwimmen. Das ist so, als käme ein Metzger oder eine Metzgerin aus dem Betrieb nach Hause und sieht auf dem Sofa ein Schwein liegen. Gut, viele Leserinnen werden jetzt denken: »Na, das ist bei mir zu Hause normal.«

Inhaltsverzeichnis

Was der Joghurt sagt

In Zukunft werden wir nicht nur die Arbeit nach Hause holen, sondern auch das Zuhause auf die Arbeit. Vom Büro aus werden wir unser Home komplett smart managen. Schon jetzt gibt es intelligente Kühlschränke, die einem, ungelogen, Mails auf das Handy schicken. Da wird ein Gerät, das früher nix konnte außer kalt, auf einmal zum Hightech-Einkaufsberater und sagt Bescheid, wie viele Joghurts man noch hat und wann die ablaufen. Das kannte man doch bisher nicht. Außer in WGs. Da gab es Joghurts im Kühlschrank, die konnten einem ihr Ablaufdatum selber sagen.

In der Küche der Zukunft brodelt es schon deftig. Viele Küchengeräte werden immer komplexer. Manche können kochen, backen, Gemüse schneiden, toasten, braten, mixen, Teig kneten und Saft pressen. Heute heißt das »Künstliche Intelligenz«. Früher hieß das »Mutti«.

Inhaltsverzeichnis

Das beste Passwort der Welt

Die Digitalisierung dringt in alle Lebensbereiche ein. Inmitten dieser ganzen Einsen und Nullen werden wir fleischlichen Menschen immer durchschaubarer und manipulierbarer. Früher dachte man ja, man könne das menschliche Handeln bestimmen, indem man Bewegungen technisch steuert. Dafür wurden Menschen mit elektronischen Prothesen ausgestattet. Diesen Zukunftsforscherfetischismus nannte man Kybernetik. Die Vision ist geblieben, nur hat man einen neuen Lösungsweg gefunden. Digitale Daten aus dem profitabelsten Geschäftsmodell der Welt: dem Internet. Da saugen die drei von der Datentankstelle, Google, Facebook, Amazon, alle unsere Daten aus. Und steuern uns daraufhin völlig ohne plumpe Prothesen. Suchmaschinen, asoziale Netzwerke und Internetmarktplätze – mehr braucht es nicht, um die Krone der Schöpfung in der Hand zu halten. Denn überall im Netz hinterlassen wir unsere Daten. Und diese werden zu Profilen zusammengesetzt und verkauft.

Da wird genau geschaut, was wir googeln. Daraus erschließt sich mit einem Klick unser Verbraucherverhalten und uns werden passgenau Waren angeboten. Probieren Sie das mal selber. Wenn Sie zehn Mal Gerhard Schröder googeln, bekommen Sie Angebote für Antidepressiva.

Die Nutzerdaten werden mit immer schlaueren Algorithmen analysiert, sodass man absehen kann, was der User als Nächstes vorhat. Bald wissen die großen Drei durch unser Nutzerverhalten alles über uns. Wo wir wohnen, was wir essen, was wir mit der Kreditkarte einkaufen, wohin wir Reisen planen. Sogar ungefähr, was wir denken und wer wir wahrscheinlich sind. Ich habe letztens mal aus Quatsch gegoogelt:

Wahlkampfsprüche Grüne,

Wahlkampfsprüche AfD,

Schmierseife, Almabtrieb

und Inneneinrichtung Kanzlerbüro.

Da machte es Plong: »Grüß Gott, Herr Söder!«

Und so hat sich das ganze Firmen-Kunden-Verhältnis gewandelt. Unternehmen gehen heute ganz anders an uns ran. Die brauchen keine Rabattcoupon-Annoncen in der Tageszeitung mehr. Nein, die analysieren unsere Nutzerdaten im Internet und geben uns so gezielt wie subtil Kaufempfehlungen. Diese webbasierten Produktinformations-Häppchen sind gar nicht immer offensichtlich, steuern aber unser Verhalten. Im Webshop denken wir dann sogar, dass der Kauf unsere eigene Idee gewesen wäre, dabei haben wir nur nach der Pfeife des Konzerns getanzt. Genauso nutzen Geheimdienste und die Machthaber unsere Daten. Deswegen können Sie auch fast keine einfachen Handys mehr kaufen. Solche, mit denen man nur telefonieren kann. Nee, nee, so geht das natürlich nicht. Ein internetfähiges Handy ist essenziell für unsere heutige Welt. Sonst weiß Google ja gar nicht, wo Sie sind, und Sie irren völlig unkontrolliert durch die Gegend. So ganz offline, also ohne Leine. Ich bin privat nicht bei WhatsApp online und auch nicht bei Facebook. Das macht mich natürlich verdächtig. Ich habe schon so eine Ahnung, dass ich dafür mal Riesenärger kriegen werde. Offline sein wird dann vermutlich als Verbrechen an der Technik gewertet.

Aber ganz offline bin ich nicht. Ich fahre Elektroauto. Zum Tanken braucht es diverse Apps. An den ganzen Ladestationen hinterlasse ich jedes Mal beachtliche Datenhäufchen.