Digitales Denken - Mathias Dögel - E-Book

Digitales Denken E-Book

Mathias Dögel

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Beschreibung

Chancen auf Wachstum setzen ein digitales Mindset voraus. Dieses Buch wird Sie inspirieren. Es soll Ihnen zeigen, wie Digitalisierung in Ihrem Unternehmen zu Umsatzsteigerung und Personaleffizienz führen wird. Denn Digitalisierung bedeutet mehr als der Einsatz einer Standardsoftware und den Kauf der neusten Technik. Sie bietet Ihnen noch nie da gewesene Chancen und Möglichkeiten, Ihre Arbeitsprozesse zu optimieren, Geschäftsfelder neu zu denken oder ein völlig neues Erlösmodell zu entwickeln. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele aus dem Unternehmensalltag wird das Thema Digitalisierung für Sie greifbar und soll Ihnen Anregungen geben, wie Sie aktuelle Technologien ausschöpfen können und Ihr Unternehmen in die digitale Zukunft führen. Entwickeln Sie jetzt Ihr digitales Mindset!

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2022

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INHALT

Einleitung

TEIL 1

Digital Operational Excellence

Im Wein liegt Wahrheit

Servicedigitalisierung

Wie Digitalisierung Arbeit verändert...

Digitales Mindset

Wie die Digitalisierung ihr Geschäftsmodell beeinflusst

Sicherheit

TEIL 2

Miele TwinDos

working-dog.com

Rimondo

Dietzsch & Weber

Alorio

SBG/IBA

Franckesche Stiftungen

SIBAU

Mein HALLE

InfraLeuna

Phönix Industriedienstleistungen

Zum Abschluss

In der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte der Goldschmied Johannes Gensfleisch eine Eingebung, die die Welt, wie wir sie kennen, erst möglich gemacht hat: Als er in einem Mainzer Kloster einen Auftrag ausführte, durfte er bei seinem Rundgang durch die Räumlichkeiten auch einen Blick ins Skriptorium werfen. In dieser klösterlichen Schreibstube saßen etwa zwei Dutzend Mönche, die rund um die Uhr damit beschäftigt waren, Bibeln in Schönschrift abzuschreiben. „Jedes einzelne Exemplar dieser kunstvoll hergestellten Bibeln braucht ein Jahr bis zur Fertigstellung.“, erklärte ihm der Vorsteher mit gesenkter Stimme, aber deutlich hörbarem Stolz. Gensfleisch, aufgrund seiner Herkunft Gutenberg genannt, nickte beeindruckt, schüttelte aber innerlich nur ungläubig den Kopf. Großer Gott, ein ganzes Jahr für ein einziges Buch!

Ich kürze an dieser Stelle ab, denn wie wir alle wissen, erfand Gutenberg kurz darauf den Buchdruck mit beweglichen Lettern – und bereitete damit, ohne es zu wissen, den Boden für die Digitalisierung. Denn die Frage, die ihn damals antrieb, lautete salopp formuliert: „Wie kann man Bücher massenweise unters Volk bringen?“ Rund 550 Jahre später stellte sich der Investmentbanker Jeff Bezos bekanntlich exakt dieselbe Frage – und krönte sich damit selbst zum Gutenberg des 21. Jahrhunderts.

Allerdings ist Fortschritt kein Selbstläufer. „Hätte ich die Leute gefragt, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Henry Ford brachte mit seinen Worten die Möglichkeiten und Hindernisse des Fortschritts gleichermaßen auf den Punkt. Die meisten Menschen erkennen nicht ansatzweise, welche Möglichkeiten und Chancen Fortschritt und Digitalisierung bieten.

© Alizada Studios/Shutterstock.com

Alber-Druckmaschine um 1900 im Gutenberg Museum in Mainz

Die Masse hatte schon immer Angst vor Veränderung, was verwundert, denn Wandel schließt immer auch die Möglichkeit der Veränderung zum Besseren ein. Wachstum einerseits und andererseits der Satz „Alles soll so bleiben, wie es ist.“ können nun einmal nicht miteinander. Erfindungen sind der Nährboden des Wandels, und wir glauben oft, dass Erfindungen ein gutes Stück Zufall sind. Zum Beweis erinnern wir dabei gern an die zufällige Entdeckung des Penicillins. Aber ein weiteres Zitat – diesmal von Louis Pasteur, dem Vater aller Impfungen – bringt es auf den Punkt: „Der Zufall begünstigt nur den vorbereiteten Geist.“ Gutenberg ist das beste Beispiel dafür: Als Goldschmied wusste er, dass Metalllegierungen deutlich beständiger sind als das zuvor im Druck verwendete Holz. Aber die Metall-Lettern allein reichten noch nicht fürs Gesamtpaket. Er musste erst noch die dazugehörige Druckerpresse und die Gießvorrichtungen entwickeln. Und er hatte bereits eine Ahnung davon, wie das funktionieren könnte, denn sein Know-how hatte ihn auf den Erfolg vorbereitet. Zudem experimentierte er lange Zeit an einer neuen Farbe, die dank verbesserter Viskosität besser haftete und deutlich schneller trocknete. Nur mit diesem unscheinbaren Puzzlestück konnte beidseitiger Druck auch wirklich funktionieren. Kleinvieh macht auch Mist: Gutenberg hätte lediglich eine neue Farbe oder auch einen Stift entwickeln können, damit die Mönche nicht alle zehn Sekunden den Gänsekiel ins Tintenfass tauchen mussten. Hat er aber nicht. Jeff Bezos hätte auch mit dem Vertreterkoffer von Buchhandlung zu Buchhandlung laufen können, um den Händlern neue Vertriebskonzepte für Bücher zu unterbreiten. Doch auch für ihn war diese näher liegende Option keinen Gedanken wert. Beide dachten deutlich größer, größer als alle anderen.

„Think big“ ist in den Augen der meisten allerdings immer noch der kleine Bruder des Größenwahns. Bei YouTube gibt es ein Video aus dem Jahr 2000, in dem Bezos seinen Traum von einem Weltraumtrip beschreibt: „Möglicherweise wird sich dieser Traum erst in 20 Jahren erfüllen, wenn die Technologie es ermöglicht. Ehrlich gesagt haben wir diesbezüglich seit Apollo keine echten Fortschritte erzielt.“ In diesem Video wird er als Spinner ausgelacht. Heute lachen andere, und zwar diejenigen, die erkannt haben, mit welchen Siebenmeilenstiefeln die Digitalisierung die Welt erobert. Vor etwa zehn Jahren dachten bei Google ein paar Visionäre über selbstfahrende Autos nach, sie wurden mitunter als verrückt und größenwahnsinnig bezeichnet. Heute bietet bereits ein Serien-Golf autonomes Fahren der Stufe 2. Wir überholen mit diesem Technologiesprung sogar unsere Vorstellungskraft. In „Star Wars“ wird die Welt in weit entfernter Zukunft beschrieben, in der Wesen aus den fernsten Galaxien nebeneinander leben. Doch der Millennium-Falke wird immer noch von Menschen (na gut: von einem Corellianer und einem Wookie) gesteuert.

Digitalisierung ist heute ein Synonym für leistungsfähigere Smartphones und Computer, für Internet, Smart Home und Alexa, für Pay-Pal, Wikipedia und YouTube. Digitalisierung ist aber auch Social Media, künstliche Intelligenz, das Internet of Things, 3D-Druck, Augmented Reality. Digitalisierung ist einfach alles, was unseren Alltag durch den Einsatz neuer Technologien erleichtert - und das ist eine ganze Menge. Mittlerweile ist nahezu alles um uns herum irgendwie digital. Aber Hand aufs Herz: Wie digital ist Ihr Unternehmen? Kann Ihr Vertrieb in Nullen und Einsen denken? Und wie viel Geld verdienen Sie mit regelmäßig neu erdachten digitalen Ideen und Konzepten?

Seien wir ehrlich, einige Unternehmen überlegen heute immer noch, wie sie ihre Pferde schneller machen können. Das ist kein Vorwurf, denn die Geschichte der Industrialisierung und auch die Jahrhunderte davor haben bewiesen, dass Wachstum nach diesem Prinzip ziemlich gut funktioniert. Aber im Zeitalter der Digitalisierung gibt es andere Wachstumschancen. Chancen, die oft noch nicht erkannt und deshalb nicht ergriffen werden. Einige dieser Möglichkeiten möchte ich mit Fallbeispielen aus unserer Praxis belegen. Sie halten dieses Buch in Ihren Händen, weil wir glauben, dass Ihr Unternehmen mit unserer Hilfe neue Kundenfelder erschließen und neue Vertriebschancen nutzen kann und Sie damit Ihren Erfolgskurs ausbauen können.

© Bildagentur Zoonar GmbH

Was kann Digitalisierung für Sie leisten? Wie kann sie Ihre Welt verändern? Wir bei der Dögel GmbH sind keine Unternehmensberater, und wir können Sie und Ihr Produkt auch nicht in den Weltraum bringen. Unser Laserschwert ist der Blickwinkel, mit dem wir Digitalisierungspotenzial erkennen, dessen Sie sich vielleicht noch gar nicht bewusst sind. Unser Geschäftsmodell basiert nicht darauf, uns eine Webseite zu bauen und zu warten, bis Kunden die dort beschriebene Dienstleistung anfragen. Wir gehen den umgekehrten Weg: wir kontaktieren Unternehmen, von denen wir überzeugt sind, dass sie und ihr Produkt von unseren Leistungen und Ideen spürbar profitieren. Unternehmen, bei denen unsere Formen der Digitalisierung greifen. Unternehmen wie Ihres.

Möglicherweise denken Sie jetzt: „Das klingt durchaus interessant, aber bei uns geht es nicht um technische Geräte. Wir produzieren Hundefutter, Tapeten oder Zelte, da lässt sich nichts oder nicht viel digitalisieren.“ Lassen Sie sich auf den folgenden Seiten vom Gegenteil überzeugen. Lassen Sie uns dabei gemeinsam ein Stück weit in Ihre eigene Zukunft eintauchen. Und lassen Sie Ihre Pferde dabei ruhig auf der Weide. In einer digitalen Welt lohnt es sich, auf Warp-Antrieb umzuschalten. Irgendwo in diesem Buch finden Sie bestimmt den roten Knopf.

Ihr Mathias Dögel

WAS SIE VON DIESEM BUCH ERWARTEN KÖNNEN

Mein Ziel ist es, Ihnen mit diesem Buch anhand von Praxisbeispielen aus unserem Unternehmensalltag greifbar zu machen, wie die Dögel GmbH seit ihrer Gründung im Jahr 2005 Digitalisierung in den unterschiedlichsten Branchen vorangetrieben hat. Unser Schwerpunkt lag dabei immer auf einem Gebiet, bei dem sich viele Dienstleister aus der Branche schwertun.

Es geht nicht darum, unseren Kunden eine Standardsoftware von der Stange zu verkaufen, indem wir zahlreiche spannende Features aufzählen. Es geht darum, den Kunden als Digitalisierungsexperte so zu begleiten, dass durch unsere Expertise die zwei Kernthemen eines jeden Unternehmens durch unsere Arbeit verbessert werden:

Umsatz und Personal

Das sind die beiden zentralen Bereiche, denen wir unsere Arbeit widmen. In diesem Buch finden Sie Anregungen, wie die Dögel GmbH durch Digitalisierung gezielt Umsatzwachstum und Personalentlastung in Ihrem Unternehmen positiv beeinflussen kann. Gehen Sie davon aus, dass ein erfolgreiches Digitalisierungsprojekt einer branchenfremden Firma auch auf Ihre Branche adaptiert werden kann.

Daher sollten Sie die unterschiedlichen Fallbeispiele aufmerksam lesen und dabei Ihrer Kreativität freien Lauf lassen, um zu identifizieren, ob jene Ansätze auch in Bereichen Ihres Unternehmens funktionieren würden. Achten Sie bitte darauf, dass es nicht darum geht, ob eine Idee HEUTE in Ihrem Unternehmen oder in Ihrer Branche funktioniert. Vielmehr geht es darum, ob diese Idee in absehbarer Zukunft einen positiven Impact für Sie erzielen kann!

Viele Projekte benötigen mehr als ein Jahr in der Umsetzung. Aus meiner Erfahrung benötigen große Projekte in der Regel sogar drei Jahre, um wirklich zu performen. Somit sollten Sie sich fragen, ob die Idee, welche Sie heute haben, Ihnen nicht in drei Jahren erhebliche Vorteile auf dem zukünftigen Markt bringen würde.

Es ist doch ein verlockender Gedanke, dass Ihre Investitionsbereitschaft in neue Ideen und Technologien vor drei Jahren Sie nun zu einem großen Wettbewerbsvorteil geführt hat. Wer vorausgehen will, muss auch vorausdenken.

Nahezu jede Branche kann von Digitalisierung profitieren

DIGITAL OPERATIONAL EXCELLENCE

STRATEGIE BRAUCHT EINEN SCHLÜSSEL

Wer bei Wikipedia den Begriff „Operational Excellence“ (OPEX) eingibt, erhält folgende Definition: Unter Operational Excellence wird die Fähigkeit verstanden, dafür zu sorgen, dass die Kernprozesse in der Wertschöpfungskette ständig im Hinblick auf Effektivität und Effizienz optimiert werden.

DOPE

Unsere Strategie zur Analyse und Optminierung von Unternehmensprozessen, um die Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern.

Übersetzt bedeutet dies, stets so zu handeln, dass eine reibungslose Produktion gewährleistet wird. Denn nur dann können Unternehmensziele erreicht werden, wobei auf dem Weg dorthin im Idealfall Kosten gesenkt und die Produktivität gesteigert werden. Was nach Selbstverständlichkeit klingt, ist in großen Industrieunternehmen, in denen OPEX Anwendung findet, eine echte Herausforderung, denn es muss dabei ständig an vielen Schrauben gleichzeitig gedreht werden.

Führung, Qualität, Wirtschaftlichkeit und Prozessoptimierung sind die wesentlichen Aspekte, die dabei laufend analysiert und optimiert werden müssen. Wir bei Dögel haben uns die digitale Variante dieser Strategie auf die Fahne geschrieben und sie an die Bedürfnisse von Unternehmen angepasst.

Ein Beispiel: Bei einem unserer Kunden wurden im Rahmen von DOpE massive Arbeitsbelastungen in der Buchhaltung festgestellt. Neue Buchhalter waren rund um seinen Firmensitz im ländlichen Raum nur schwer zu finden. Mit DOpE identifizierten wir die unterschiedlichen Arbeitsprozesse in der Buchhaltung, welche bei uns im Unternehmen gerne auch als Monkeywork bezeichnet werden. Entschuldigen Sie bitte den Ausdruck, aber dabei handelt es sich um Arbeit, die auch ein Affe erledigen könnte, da sie schlichtweg stupide und immer gleich ist. Es gelang uns, einen Buchungsprozess, bei dem Kontoeingänge noch manuell zugewiesen werden mussten, so zu automatisieren, dass die Arbeitslast für diese Aufgabe am Tag von drei Stunden auf zehn Minuten reduziert werden konnte.

© Billion Photos/Shutterstock.com

Schluss mit Papierbergen dank Digitalisierung

Die Identifikation dieser Optimierungschance sowie die Umsetzung und Programmierung der Schnittstelle zur Bank und dem bei unserem Kunden eingesetzten Softwaresystem generierte keinen größeren Aufwand als 10 TEUR Investment. Gehen wir also davon aus, dass ein Buchhalter mit Lohnnebenkosten ca. 50 TEUR im Jahr verdient. Gehen wir von der deutschen Norm von 210 effektiven Arbeitstagen im Jahr aus, bedeutet dies Personalkosten von ca. 30 € in der Stunde. Damit hat sich das Investment bereits in weniger als sechs Monaten für den Unternehmer amortisiert. Bedenken Sie, dass ich in meiner Kalkulation die Arbeits- platzkosten vernachlässigt habe und dass all dem noch der Sachverhalt Fachkräftemangel in der Region zugrunde liegt! Ebenso ist zu berücksichtigen, dass solche Prozessautomatisierungen sich auch positiv auf die Mitarbeiter auswirken.

MONKEYWORK

bezeichnet stupide und sich immer wiederholende Arbeitsprozesse, welche aufgrund ihrer Einfachheit keinerlei Erfahrung und spezielle Fähigkeiten voraussetzen.

So funktionierte der DOpE-Ansatz bei diesem Kunden mit einem Effekt für das Kernthema Personal.

Ganz gleich, in welcher Branche Sie Ihre Umsätze erzielen, je digitaler Sie Ihr Geschäftsmodell gestalten, desto entspannter können Sie in die Zukunft blicken. Was abstrakt klingt, möchte ich Ihnen auf den folgenden Seiten nun an zahlreichen Beispielen verdeutlichen. Ich möchte zeigen, wie Geschäftsmodelle erfolgreich von der analogen in die digitale Welt portiert wurden, welche Probleme gelöst werden mussten und welche Mehrwerte die Digitalisierung unseren Kunden und auch deren Kunden erbrachte.

WELCHE AUSWIRKUNGEN HABEN DIGITALE MASSNAHMEN AUF DIE UNTERNEHMEN?

Quelle: Digitalisierungsindex Mittelstand, Telecom Deutschland und techconsult, September 2017

Denn am Ende sind Ihre Kunden diejenigen, die in Ihnen das Unternehmen sehen müssen, das Zukunft verstanden hat.

In den folgenden Kapiteln des Buches möchte ich mit Ihnen Ihr digitales Mindset aufbauen und eine Brücke zum großen Bild der Digitalisierungswelt schlagen. Das klingt stellenweise nach „weit ausgeholt“, wird aber mit jedem weiteren Kapitel des Buches miteinander verknüpft.

Sie werden sich in einem Kapitel zum Beispiel fragen, was Ihr Geschäftsmodell mit der rasanten Entwicklung in China zu tun hat. Bleiben Sie am Ball, denn auch wenn Sie den roten Faden nicht auf Anhieb erkennen sollten: Es gibt ihn!

Im zweiten Teil des Buches tauchen wir in die Praxis ein. In jedem dieser Kapitel erwartet Sie ein spannender Business Case, aus dem Sie Inspirationen für Ihr nächstes Digitalisierungsprojekt ziehen können.

Es ist mir wichtig, anhand konkreter Praxisbeispiele zu verdeutlichen, warum Chancen auf Wachstum heute ein digitales Mindset voraussetzen. Ich möchte, dass Sie dabei Parallelen erkennen und Inspirationen für Ihr eigenes Geschäftsmodell sammeln.

Digitalisierung wird immer mit Veränderung gleichgesetzt, aber zwei Dinge sind in der digitalen Welt immer noch so, wie sie schon immer waren: Die besten Investitionen sind die, die sich schnell amortisieren und Mehrwerte für Kunden generieren auch heute noch Marktanteile und entsprechende Gewinne. Digitalisierung kann beides.

Hier ein paar spannende Beispiele …

IM WEIN LIEGT WAHRHEIT

WIE EIN WEINKÜHLSCHRÄNKEHERSTELLER SEIN GESCHÄFTSMODELL DURCH DIGITALISIERUNG AUF NEUE BEINE STELLT

Vor einigen Jahren kam ein Hersteller für Weinkühlschränke auf uns zu und bat uns um ein Angebot für eine App-Entwicklung zur Steuerung seiner Weinkühlschränke. Auf meine Frage, warum ein Weinkühlschrank eine App benötige, erwiderte mir der Kunde, dass man damit die Temperatur einstellen könnte. Außerdem wäre demnächst wieder IFA Messe in Berlin, wo viele Hersteller von Weißer Ware Ihre neuen Produkte mit App-Steuerung zeigen werden. Nach Kaffeemaschine und Zahnbürste sei es also nun auch an der Zeit, dass Weinkühlschränke den direkten Draht zum Smartphone erhalten - warum auch immer.

Wer uns kennt weiß, dass wir bei solch einer Anfrage nicht gleich in die Hände klatschen und uns über den nächsten Entwicklungsauftrag freuen. Vielmehr stellen wir erst einmal (unangenehme) Fragen, um die Idee des Kunden für uns transparenter zu machen. So war meine erste Reaktion an den Geschäftsführer:

„Toll, was Sie sich da überlegt haben! Sie wissen ja, ich habe einen Weinkühlschrank von Ihnen im Keller stehen. Den habe ich vor einigen Jahren aufgebaut, angeschlossen und die Temperatur eingestellt. Seitdem beschäftige ich mich mit Ihrem Kühlschrank nur aufgrund von zwei Dingen. Erstens, um Weinflaschen herauszunehmen, und zweitens, um Weinflaschen wieder hineinzustellen. Warum brauche ich jetzt eine App für diesen Kühlschrank?“

Dass ich als Dienstleister die Sinnhaftigkeit seiner Investitionsidee hinterfrage, war für den Kunden nicht absehbar und so verwies er mich nur auf die Wettbewerber, die ja schließlich mittlerweile für Alles eine App entwickeln.

Wie sich das Projekt weiterentwickelte und welcher massive Nutzen für den Hersteller und seine Kunden entstand, möchte ich Ihnen gleich darstellen. Zuvor ist es jedoch wichtig, dass wir eine Zusatzrunde drehen, damit Sie die Herangehensweise verstehen, mit der wir eine wirkliche Innovation für unseren Kunden erschaffen konnten. Diese umfasst viel mehr als nur das blanke Ablesen der Kühlschranktemperatur!

Erinnern Sie sich? Im Sommer 2018 hielt eine jugendliche Fußballmannschaft in Thailand die Welt in Atem, weil sie während eines Ausflugs in die Tham-Luang-Höhlen von heftigen Regenfällen überrascht wurde, die den Rückweg unpassierbar machten. Neun Tage dauerte es, bis die Kinder gefunden wurden, und erst acht weitere Tage später konnte das Letzte von ihnen gerettet werden.

Im Verlauf der Rettungsphase gab es in der Tagesschau-App täglich Diskussionen, in die ich hin und wieder einen Blick warf. Ein Diskussionsteilnehmer machte dort den Vorschlag, Sauerstoffflaschen ins Innere der Höhle zu bringen. Schwachsinn, schimpfte ein Zweiter, schließlich hat Höhlentauchen rein gar nichts mit klassischem Tauchen am Korallenriff zu tun. Verzeihung, nur die Ruhe, entgegnete der Erste, ich gebe zu, dass ich kein Tauchexperte bin, aber wir müssen hier Ideen sammeln, damit die Kinder gerettet werden können. Das war der Moment, in dem ich das Smartphone wieder beiseitelegte, denn da war er wieder: Der Beweis, dass viele Nutzer des Internets den Begriff „Reichweite“ missverstehen. Der Verfasser des Beitrags war der Auffassung, dass jeder den Beitrag liest, da jeder ihn lesen könnte, weil schließlich jeder freien und sofortigen Zugriff darauf hat. Als säßen vor der Höhle Heerscharen von Analysten, die jeden Blogbeitrag und jeden Kommentar weltweit lesen, in der Hoffnung, eine pfiffige Lösung für das Problem zu finden. Genauso ist es mit Webseiten und anderen Onlinepräsenzen. Viele denken, dass jeder Internetnutzer seine Seite besucht, weil er sie besuchen könnte – schlicht und einfach deshalb, weil der Seitenbetreiber sie für die Öffentlichkeit freigeschaltet hat.

SMART HOME AUF DEM WEG ZUM MUST-HAVE

Quelle: In Anlehnung an de.statista.com, 2018

Doch im Grunde ist eine Webseite aus Marketingsicht immer noch ein Ladengeschäft, das nur durch Zufall gefunden wird, wenn man nicht vorher intensiv die Werbetrommel dafür rührt. Jedes Finden beginnt auch heute noch mit einem „Wo?“