Doktor Draußen - Matthias Manke - E-Book

Doktor Draußen E-Book

Matthias Manke

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Beschreibung

Die Natur bietet schier unendliche Möglichkeiten, sich selbst und seinem Körper etwas Gutes zu tun! Auch Revierdoc Matthias Manke, praktizierender Orthopäde und überzeugter Bewegungsfreund, ziehts nach draußen an die frische Luft, um unter freiem Himmel die natürliche und rezeptfreie Powermedizin zu genießen. Auf Basis seiner eigenen Erfahrungen und der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Umweltmedizin und Naturtherapie zeigt er, wie man das heilsame Grün für sich nutzen kann. Ob vor der eigenen Haustür oder im Urlaub – ganz nach dem Motto "Go green!" macht der Bestseller-Autor Lust darauf, Wald, Berge, Wiesen und Seen als persönliche Outdoor-Fitness-Area zu entdecken. Denn was Green-Exercise-Fans intuitiv schon lange wussten, bestätigt nun auch die Wissenschaft: Die Natur ist eine außergewöhnliche Kraftquelle – mit einer ganzen Reihe an höchst erwünschten Nebenwirkungen! Ob Arthrose, Asthma, Allergien, Diabetes, Bluthochdruck, Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenschmerzen oder Übergewicht: "Doktor Draußen" hilft und heilt – und tut nachweislich gut!

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Seitenzahl: 216

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Inhalt

Vorwort

Kapitel 1

Was ist so gut an Doktor Draußen?

Natur —die beste Medizin ohne Rezept

Die Heilkraftder Natur

Mit nackten Füßen unterwegs

Erholung pur: In die Sterne gucken

Kein Abenteuer ohne Risiko

Die kleine Doktor-Draußen-Apotheke

Kapitel 2

Die Natur als Heilanstalt

Mit Bewegung vorbeugen und heilen

Test: Welcher Draußen-Typbist du?

Kapitel 3

Ab nach draußen zum Sport

Draußen fühlt es sich besser an

Einfach loslegen: Auf geht’s ins Grüne

Anleitung zum Waldbaden

Die Checkliste für Wandertouren

Auf ins kühle Nass

10 goldene Regeln beim Wasserspaß

Ohne Frust in den Frost

Kapitel 4

Green Exercises - los geht’s!

Test: Bist du fit für Green Exercises?

Übungen für Anfänger

Übungen für Fortgeschrittene

Dehnübungen

Nordic-Walking-Übungen

Danksagung

Impressum

Willkommenim Grünen

Wir leben in einer gestressten Gesellschaft. Zwei von drei Menschen geben in Umfragen an, dass sie sich zumindest manchmal überfordert fühlen. Die alltäglichen Anforderungen in Beruf, Freizeit, Partnerschaft und Familie machen uns immer mehr zu schaffen. Es ist einfach zu viel in zu wenig Zeit zu tun. Gleichzeitig nimmt die Zahl der chronischen Erkrankungen zu. Bereits 40 Prozent der Bevölkerung leiden unter Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, starkem Übergewicht, Arthrose und Rückenschmerzen. Die fortschreitende Digitalisierung macht das nicht besser. Computer, Smartphone, Laptop, Fernseher – all die digitalen Ablenkungen helfen keineswegs. Im Gegenteil: Sie schaffen zusätzlichen Freizeitstress und verhindern, dass wir das tun, was ziemlich jedem sofort helfen würde: mehr rausgehen und mehr bewegen.

ALLHEILMITTEL GEGEN STRESS

Beides lässt sich hervorragend miteinander verbinden. Körperliche Aktivitäten an der frischen Luft sind ein Allheilmittel gegen Stress, Schmerzen, Ängste, Beschwerden, Krankheiten und schlechte Laune. Unter freiem Himmel finden wir genau das, was uns fehlt: innere Ruhe, neue Kraft und Gelassenheit. In der Natur werden wir zufriedener und gesünder, wenn wir all die Möglichkeiten nutzen, die uns eine grüne Umgebung in Kombination mit Bewegung bietet. Für dieses Buch bin ich in die Rolle von Doktor Draußen geschlüpft, um dir zu zeigen, was du im Grünen alles anstellen kannst. Ich erzähle von meinen eigenen Erfahrungen. Von Veränderungen, die ich bei mir selbst erlebt habe, seit Rausgehen ein fester Bestandteil meines Lebens ist. Mein Programm reicht vom Gassigehen in Wattenscheid bis zum Wellenreiten auf Norderney. Du wirst erfahren, wie Bewegung draußen im Einzelnen wirkt und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es dazu gibt. Wenn du noch auf der Suche nach einem passenden Outdoor-Sport bist, findest du Anregungen für Wald, Wiesen, Wasser und Schnee. Falls du nicht länger herumprobieren möchtest, ziehe los, suche dir ein Stück Wald und absolviere ein paar Übungen, wie ich sie dir am Ende dieses Buches zeige.

OHNE TRAINER UND THERAPEUTEN

Finde einen Weg in die Natur – und damit auch zu dir selbst, lautet meine Doktor-Draußen-Mission. Das Praktische an der Sache: Für leichten Sport im Grünen brauchst du weder Trainer noch Therapeuten. Die besten Orte zum Wohlfühlen liegen (fast) vor der Tür. Sie stehen dir kostenlos zur Verfügung. Unter freiem Himmel kannst du große und kleine Abenteuer erleben. Du musst nur bereit sein, einfach loszulaufen!

Auf geht’s!

Dein

Was ist so gut an Doktor Draußen?

Bewegung in der Natur bietet schier unendliche Möglichkeiten, sich selbst etwas Gutes zu tun – und das für Körper, Geist und Seele gleichermaßen! Sie hilft und heilt bei einer Vielzahl von Krankheiten – ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen!

Also: Raus an die frische Luft und unter freiem Himmel die natürliche und rezeptfreie Powermedizin genießen!

Natur —die beste Medizin ohne Rezept

Bewegen, erholen, Energie tanken und den Kopf frei bekommen – für mich als Doktor Draußen wirkt die Natur wie ein Heilmittel gegen Zivilisationsmüdigkeit und Krankheiten. Was ich als Kind zur Strafe tun musste, ist heute Balsam für meinen Körper und meine Seele. Draußensein bietet alles, was der gestresste moderne Mensch braucht, um gesund zu bleiben.

„Zur Strafe musst du raus!“ Das waren die Worte meiner Mutter, als ich zwölf Jahre alt war und mal wieder irgendeinen Mist gebaut hatte. Du liest richtig: Es gab keinen Stubenarrest. Ich wurde nicht in mein Zimmer geschickt, sondern einfach vor die Haustür. Dort saß ich die Zeitstrafe mit Frischluft ab. Wenn ich ein paar Jahre früher das Licht der Welt erblickt hätte, wäre ich wahrscheinlich losgezogen, um mit den Jungs aus der Nachbarschaft zu spielen und hätte ganz vergessen, dass ich ja eigentlich im offenen Vollzug unterwegs war. Draußen zu sein war aufregend. Doch die Zeit spielte gegen mich. Das Rausmüssen tat mir weh.

Denn mit Einführung meines ersten Computers – viele von euch kennen bestimmt noch den Commodore 64 – zog ich es vor, meine Freizeit drinnen zu verbringen. Das neue Medium war für mich viel interessanter als die Straßen, Wälder und Wiesen draußen, die ich schon kannte. Was mir und meinen Eltern damals noch nicht bewusst war: Wir standen am Anfang der digitalen Gesellschaft – und ich war einer der Ersten, der ihren Verlockungen verfallen war. Ich hockte stundenlang am Computer; Sitzen wurde meine liebste Freizeitbeschäftigung. Zwar war noch nicht an Instagram, Facebook, Twitter und Co. zu denken, aber mit den vielen Computerspielen ließ sich prima Zeit totschlagen. Drinnen waren die Jahre der Brettspiele im Kreis der Familie vorbei. Nach draußen wollte ich nicht mehr.

ZEITVERZÖGERT IN DIE NATUR

Hätte damals jemand meinen Eltern erzählt, dass ich eines Tages ein Buch über die Natur als beste rezeptfreie Medizin schreiben würde, Mama und Papa hätten herzlich gelacht. Ich selbst hätte es auch nicht geglaubt. Inzwischen bin ich aber froh, dass ich den Absprung in die Natur doch noch geschafft habe, wenn auch zeitverzögert um ein paar Jahrzehnte.

Dabei fing alles gut an: Meine Mutter und mein Vater waren schon immer sehr naturverbunden. Was machen junge Eltern, wenn das Kind gerne und gut schreit? Klar, sie gehen mit ihm an der „frischen Luft“ spazieren. Kleiner Hinweis für alle, die unser Revier nur mit Ruß auf weißer Wäsche im Garten verbinden: Bereits 1974 war das Ruhrgebiet schon sehr grün.

Im Kinderwagen konnte ich entspannt atmen, bis mein kleiner Bruder eintraf und mir die Liegeposition streitig machte. Mit zwei Jahren musste ich laufen. Mir blieb nichts anderes übrig. Das wäre heute undenkbar. Wenn ich mich so umsehe, werde ich das Gefühl nicht los, dass viele Kinder demnächst noch in die Grundschule geschoben werden. Sie sitzen häufig so lange in der Karre, dass die Füße schon fast über den Asphalt schleifen.

Ich lief tatsächlich ohne Handy oder Tablet. Einfach konzentriert auf mich und den Weg vor mir. Rückblickend weiß ich, dass mir das keineswegs geschadet hat. Heute sehe ich in jedem zweiten Kinderwagen ein Kleinkind, das gebannt auf das eigene Tablet starrt, während die Mutti, ebenfalls am Smartphone klebend, den Sprössling durch den Ort chauffiert. Ich hatte und brauchte damals nicht viel. Was ich aber hatte, war ein Auge für die Natur. Denn ohne Ablenkung ist dort echt was los für Kinder.

EINFACH NUR AUFREGEND

Für meine Eltern war es eine Herausforderung, für mich und meinen Bruder einfach nur aufregend: Wir entfernten uns oft aus der Umgebung unserer Erziehungsberechtigten und erkundeten die Welt. Wir kletterten auf Obstbäume im Garten unserer Oma. Wir spielten Verstecken im nahe gelegenem Rahmer Wald. Wir machten Wettrennen mit unseren Freunden. Im Winter fuhren wir mit unseren Schlitten den „Todesberg“ herunter, eine schwache Anhebung in unserem Vorort, die uns groß vorkam. Meine Eltern spielten mit uns Federball, Tischtennis und ließen uns Fahrrad fahren. Wir waren also viel draußen und immer in Bewegung.

Nicht einmal im Familienurlaub hatten wir unsere Ruhe. Ab nach Spanien und zwei Wochen am Strand liegen? Das gab es für uns nicht. Denn meine Eltern machten lieber in Deutschland Urlaub. Sie hatten die Welt schon bereist, bevor wir Kinder kamen und wollten mit uns auf sicherem Terrain bleiben. Los ging es an der Nordsee in Wyk auf Föhr und später bis hinunter nach Inzell bei Traunstein. Ich habe die gesamte Naturpalette kennengelernt, allerdings – typisch Kind – nicht in dem Maße wertgeschätzt, wie ich es jetzt tue.

REICHLICH PLATZ ZUM AUSTOBEN

Dafür konnte ich die Grundlagen später bei meinen eigenen beiden Kindern legen. Als ich selbst Vater war, fuhren wir mit der Familie – na klar – erst einmal nach Föhr. Also muss ja etwas Positives hängen geblieben sein. Die Nordseeinsel bietet Strand, Meer und Binnenlandschaft mit vielen Wiesen und Feldern. Also reichlich Platz, um sich auszutoben. Der Vorteil auf einer Insel ist: Man geht schwer verloren. Eltern müssen nicht mehr tun, als ihre Kinder im Blick zu haben, damit sie nicht von Strömungen überrascht werden. Da lässt sich auch mal ein nordfriesisches Bier im Strandkorb genießen.

Als Kind buddelst du stundenlang im Sand, baust Staudämme, fängst Seesterne und Krebse, die du später wieder in die Freiheit entlässt, rennst hin und her, jagst Drachen in die Luft und bist am Ende des Tages herrlich erschöpft. Du schläfst früh ein und im besten Fall die ganze Nacht durch. Ein Vorteil für Eltern, den ich erst als Vater so richtig erkannt habe.

Was meine Eltern damals vielleicht nicht wussten, ist mir als Arzt mittlerweile bestens bekannt: Je mehr natürliche Reize auf ein Kind einwirken, umso besser ist seine motorische und geistige Entwicklung. Unser Körper braucht permanente Reize, um sich zu entwickeln. Das gilt auch noch im hohen Alter. In einer reizlosen Umgebung verkümmert der Mensch. Meine Eltern haben mir mein Leben lang viele Reize gegönnt und dabei auch selbst von der Natur profitiert.

Meine Mutter war Finanzbeamtin und mein Vater diplomierter Betriebswirt in einem großen Stahlunternehmen. Beide arbeiteten im Büro. Immer die gleiche Arbeit in der gleichen Umgebung. Wenn man von Montag bis Freitag an der gleichen Stelle sitzt, möchte man mal Abwechslung haben. Auch wenn das Ruhrgebiet seine schönen Seiten hat: Es gibt keine Berge. Aber genau die hatten es meinen Eltern irgendwann angetan. So reiste die Familie Manke im beigefarbenen Mercedes zum Wandern nach Bayern.

WANDERN MIT ERLEBNISSEN

Wenn du als Kind zum ersten Mal zum Wandern fährst, kannst du dir noch nichts Konkretes darunter vorstellen. Das ändert sich jedoch schlagartig nach dem ersten Wandertag. Denn dann ist dir bewusst geworden, dass es sich beim Wandern um unendlich langes Laufen handelt mit dem Ziel, letztendlich wieder am Startpunkt anzukommen. Für Kinder kann das eine deprimierende Erkenntnis sein. Aber meine Eltern schalteten damals schnell und sorgten unterwegs für genug Abwechslung. Mal sammelten wir Naturschätze wie einen besonders schönen Stein oder einen Riesen-Tannenzapfen. Dann durften wir auf umgestürzten Baumstämmen oder Mauern am Wegesrand balancieren.

Wenn wir klagten „Ich kann nicht mehr laufen“, fanden meine Eltern einen passenden Wanderstock unter herabgefallenen Ästen. Oder wir suchten einfach essbare Beeren. Gegen Langeweile halfen kleine Spielchen oder andere Events. Highlight war das Einkehren auf einer Alm. Denn da gab’s eine eiskalte Spezi. Was habe ich dieses Getränk genossen – und tue es auch heute noch, wenn auch meist in der „Zero“-Ausführung.

LIEBER IN DISCOS UND BARS

Motivierend waren damals auch die vielen Stempelstationen. Auf jeder Wandertour konnte man seinen Wanderpass abstempeln. Am Ende des Urlaubs gab’s dafür eine Anstecknadel in Bronze, Silber oder Gold. Anfangs reichte es natürlich nur für Bronze, mit fortgeschrittenem Alter haben wir dann auch schon mal Silber geschafft. Später nahm ich einfach ein Mountainbike zu Hilfe, mit dem ich die Wanderwege abfuhr. So kam ich immerhin zum ersehnten Gold.

Das wurde dann auch der Übergang meiner Wanderphase zur Radfahrerkarriere. Zwar fehlten mir zu Hause im Revier die Berge, aber ich war trotz beginnender Digitalisierung mit meinen Freunden wieder draußen. Wir erkundeten mit dem Rad fast jede Ecke meiner Geburtsstadt Dortmund. Der Bewegungsdrang unter freiem Himmel endete mit dem Führerschein. Mein Drahtesel wurde gegen einen Volkswagen Jetta eingetauscht. Mit dem Draußensein war erst einmal Schluss. In der Freizeit spielte ich Volleyball in der Halle, lernte an der Uni und zu Hause fürs Studium. Am Wochenende fand man mich eher in Discos und Bars als im Wald.

Das änderte sich, als erst die Tochter und ein wenig später der Sohn auf die Welt kamen. Nun nutzte ich die bereits aufgeführten Vorteile der Aufenthalte in Deutschland mit Draußen-Aktivitäten – nur in der Vaterrolle. Meine Kinder durchlebten also zwangsweise meine eigene Entwicklung draußen mit Urlaub an der See und im Gebirge. Schon jetzt kann ich feststellen, dass es ihnen keineswegs geschadet hat. Ganz im Gegenteil: Sie wissen es zu schätzen. So haben mein Sohn und ich im letzten Sommer auf Norderney einen Wellenreiterkurs absolviert. Was mich betrifft, war der Erfolg ausbaufähig, aber die Luft hervorragend. Die Sonne im Gesicht, die raue Nordsee um einen he-rum. Dann mit ein wenig Glück die Balance auf dem Brett halten und auf der Welle stehen, das ist schon ein tolles Gefühl. Das Wichtige für meinen Körper bestand da-rin, dass ich ihn wieder neuen Reizen aussetzen konnte.

WARUM DRAUSSENSEIN BERUHIGT

Während ich die Natur in der ersten Hälfte meines Lebens vor allem nutzte, um mich zu bewegen, etwas zu erleben und körperlich aktiv zu sein, kommt inzwischen eine weitere Funktion dazu, die für mich noch wichtiger ist: Draußensein beruhigt mich. Die Natur ist ein unverzichtbarer Ausgleich zu meinem Alltag im Beruf. Wie einst meine Eltern stecke auch ich mittlerweile fest im täglichen Arbeits-Hamsterrad. Wer meine Praxis kennt, weiß, dass das wörtlich gemeint ist.

Denn meine Räume haben einen runden Flur, durch den ich mindestens 30-mal am Tag im Kreis laufe. Ich fange morgens um halb acht an; mit Glück endet die Sprechstunde abends um halb sieben. In der Mittagspause arbeite ich am Schreibtisch. Zu Hause bin ich bemüht, mein Wissen in Bücher umzusetzen oder Vorträge und Fernsehauftritte vorzubereiten. Alles in allem besteht der Tag aus viel Arbeit.

Da muss ein Ausgleich her. Ich versuche zwar, mich regelmäßig auf die Rudermaschine zu setzen, aber das fällt mir leider mit zunehmendem Alter schwerer, weil ich mich an meinen früheren Zeiten messe. Eher zufällig kam ich auf ein neues Hobby. Meine Frau zwang mich immer mal wieder zu Wochenendausflügen. Nicht etwa zum Shoppen in die Metropolen Europas, sondern ganz einfach zum Wandern an Orte, wo man abschalten kann. Mal ins nahe gelegene Sauerland durch die Wälder, mal hoch an die Nordsee nach Cuxhaven ins Watt. Das Ziel: laufen, durchatmen, Zweisamkeit genießen und mal was anderes sehen.

ENDLICH MAL NUR STILLE

Also kein Arzt-Patienten-Gespräch, keine immer neuen Gesichter, die fast im Minutentakt wechseln. Mal nicht die Praxisdecke über dem Kopf. Stattdessen ganz andere Gerüche, neue Bewegungen, frische Eindrücke – und vor allem: endlich mal Stille. Denn still war es jahrelang nicht in meinem Kopf. Da laufen immer Dinge ab, die viel Aufmerksamkeit erfordern. Richtig frei von Gedanken sein? Dazu kommt es bei den meisten Menschen selten. Irgendwas beschäftigt uns immer, auch wenn wir gerne mal abschalten würden.

Die schnelle und digitalisierte Welt macht das keineswegs leichter. Ein Feierabendbier, ein Glas Wein, ein gutes Essen oder Beine hoch vorm Fernseher – solche Genüsse rechtfertigen wir gerne als notwendige Belohnung oder Entspannung. Doch wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben: Das Glück bleibt danach nur kurz. Der Kopf wird nicht frei. Der Erfolg ist zeitlich begrenzt. Wir lassen uns von ungesunden Reizen regelrecht betuppen.

Anders kann das bei Ortswechseln werden. Abstand vom Alltag eröffnet neue Perspektiven. Kopf und Körper können in der Natur wirklich abschalten. Wenn ich durch den Wald gehe, ist das ein tolles Erlebnis für alle Sinne. Hören, sehen, riechen, schmecken, anfassen. Die Gerüche der vielfältigen Fauna, die Farbpalette der Bäume und die Geräusche, die Wind und Waldbewohner machen, haben eine beruhigende Wirkung auf mich. Gleichzeitig bewege ich meinen Körper und gönne ihm damit den erforderlichen Ausgleich zum Arbeitsalltag. Nicht genutzte Muskeln werden mal wieder belastet, die Lunge nimmt frische Waldluft auf. Je nach Steigung müssen Herz und Kreislauf auch mal aus der Komfortzone.

Selbst meine Füße steigen gerne aus den Wanderstiefeln heraus, um einen klaren Gebirgsbach zu begrüßen oder bei Ebbe im Wattenmeer von Cuxhaven-Duhnen durch den Schlick zu stapfen. Nicht umsonst wird der sandige Boden im Watt für Pflegeprodukte mit hautberuhigender Wirkung genutzt.

Stundenlang durchs Watt gehen, keine Gespräche führen, die Augen entspannen und den Wind im Gesicht zu spüren – du kannst mir glauben, das ist erholsam für Körper und Seele. Von einem Wochenendtrip an die Nordseeküste zehre ich im Alltag noch lange.

ZEITFRESSER BEKÄMPFEN

Wenn du dir Zeit dafür nimmst, wirst du merken, dass Achtsamkeit und Natur sich wunderbar miteinander vereinbaren lassen. Doch wie die meisten berufstätigen Menschen frage auch ich mich: Woher Zeit nehmen, wenn sie einem nicht zufliegt? Ich versuche deshalb, unvermeidbare Zeitfresser wie meine Arbeit konsequent zu erledigen und unnötige zu streichen. So kann ich mir kleine Reserven fürs Wochenende schaffen. Ich lese am Strand oder auf der Almhütte ein Buch, lasse aber TikTok und Co. wegen Hirnüberflutung und Suchtgefahr links liegen. Mit anderen Worten: Ich halte mich fern von unproduktiven Freizeitbeschäftigungen, die Müll fürs Gehirn sind und meine Leistungsfähigkeit negativ beeinflussen.

Wann hast du dir das letzte Mal Zeit für dich selbst genommen? Bist raus in die Natur gegangen, spaziert, gewalkt oder gejoggt und hast dein Smartphone ausgestellt? Wann hast du das letzte Mal ein Blatt angefasst, einen Baum berührt oder bist barfuß über eine Wiese gelaufen?

Was für unsere Vorfahren Alltag war, ist für die meisten von uns mittlerweile das Unbekannte. Dabei ist die Natur die beste rezeptfreie Medizin, die es gibt. Sie hat einen positiven Einfluss auf verschiedene Erkrankungen wie zum Beispiel Arthrose, Asthma, Allergien, Diabetes, Bluthochdruck, Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenschmerzen und Übergewicht.

MIT NACHHILFE VOM HUND

Um an die frische Luft zu kommen, musst du nicht unbedingt an die See oder ins Gebirge reisen. Oft finden sich in der näheren Umgebung schöne Fleckchen Erde für einen ausgedehnten Spaziergang mit ein paar Bewegungsübungen. Man muss sich nur umschauen. Ich brauchte für diese Erkenntnis ein wenig Zeit – und einen Hund.

Meine Arbeit in der Mittagspause musste ich vor einem Jahr glücklicherweise einstellen, weil ein neues Familienmitglied einzog: ein Riesenschnauzer. Mir war vor der Hundeadaption nicht bewusst, dass wir uns für ein Modell mit großem Bewegungsdrang entschieden hatten, der noch dazu aus einer Sportlinie kommt. Zuerst hat er mich nur durch den Ort begleitet. Doch das wurde uns beiden irgendwann zu langweilig. Etwas weiter draußen in der Natur gehen wir mittlerweile bei jedem Wetter zwischen Feldern und genießen die Ruhe. Das Smartphone bleibt still.

„Bei Regen ist das ja ungemütlich“, höre ich oft. Doch das stimmt nur auf den ersten Blick. Für mich gilt immer noch der Spruch meiner Mutter „Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur unpassende Kleidung“. Da muss ich ihr zustimmen.

Die Heilkraftder Natur

Wenn wir uns draußen in der Natur bewegen, spüren wir es instinktiv: Es geht uns gut. Wir fühlen uns wohl. Körper und Seele entspannen. Danach kehren wir gestärkt und erfrischt in den Alltag zurück. Die Heilkraft der Natur ist schon jahrhundertelang bekannt und lässt sich auch wissenschaftlich nachweisen.

Bewegung in der Natur macht die ohnehin großartigen Effekte des Sports noch größer. Der Draußen-Spaß bereichert unser Leben nicht nur emotional, sondern lässt sich auch in medizinischer Hinsicht nachweisen. Wer sich selbst Frischluft mit Bewegung verordnet, beugt vor gegen zahlreiche Zivilisationskrankheiten von Asthma und Arthrose über Bluthochdruck, Knochenschwund, Diabetes und Herzkreislauf-Erkrankungen bis hin zu Allergien und Übergewicht. Ob am Wasser, im Stadtpark, auf schneebedeckten Bergen, im dichten Wald, im Regen oder in der Sonne – wir profitieren von allem, was die Natur zu bieten hat. Ich empfehle Wälder, Parks, Flüsse, Seen, Berge, Mittelgebirge und jede grüne Fläche als rezeptfreie Medizin. Das ist übrigens keine Erfindung der Neuzeit. Schon immer hat die Natur uns völlig kostenlos mit Heilmitteln versorgt. Wir mussten (und sollten immer noch) nur bereit sein, sie zu finden.

GRUNDBEDÜRFNISSE ERFÜLLT

Schließlich erfüllt die Natur uralte Bedürfnisse der Menschen. Auf der einen Seite nach Freiheit und Abenteuer, auf der anderen nach Ruhe und Geborgenheit. Wer herausfinden möchte, warum der freie Himmel uns so guttut, landet auch bei der Verbindung zu unseren Urahnen. Wir können ans Wasser gehen, wenn wir die Weite suchen. Oder uns im dichten Wald verkriechen, wenn wir ein Dach brauchen, das uns behütet. Schon die Urmenschen suchten Deckung in der Vegetation, schützten sich unter Bäumen und Büschen vor zu viel Sonne und nutzen sie als Verstecke, um von dort aus erfolgreich zu jagen.

Dafür muss man heute nicht auf Fernreisen gehen und vermeintliche Paradiese suchen. Der Zauber liegt nicht in Dauersonnenschein und Wohlfühltemperaturen, bei denen wir uns möglichst wenig bewegen müssen. Erst frösteln und dann aus eigener Kraft wieder warm werden. Erst schwitzen, um sich anschließend im Wasser abzukühlen – der Wechsel, den die Natur uns bietet, ist viel reizvoller und gesünder als Aufenthalte in Umgebungen, die keinerlei Abwechslung zwischen kalt und warm bieten.

Bei unterschiedlichen Temperaturen draußen zu sein, ist wie eine Kneippkur fürs Immunsystem.

Es gibt wenige Beschwerden, die sich nicht zumindest ein bisschen bessern, wenn wir unsere vier Wände verlassen und an die frische Luft gehen. Es ist so etwas wie eine intuitive Sehnsucht danach, natürliche Welten zu betrachten und zu erleben. Draußensein und Bewegung an der frischen Luft hellen die Stimmung auf, stärken die Abwehrkräfte und unterstützen die Heilung.

DIE FARBE GRÜN TUT GUT

Das klingt vielleicht etwas abstrakt, aber es lohnt sich, mal darüber nachzudenken: Wie wirken eigentlich Farben, Temperaturen, Atmosphären und Co. auf uns? Wenn du bereits zu den Freunden des Waldes gehörst, weißt du es längst: Grün zum Beispiel tut gut. Die Farbe steht fürs Leben. Sie signalisiert, dass es Wachsendes und Wasser gibt. Lange vor unserer Zeit war es lebenswichtig, die grünen Ecken zu entdecken. Bis heute empfinden wir im Grünen Glück und Zufriedenheit, haben das Gefühl, dass alles gut ist. Wenn es um uns herum blüht und gedeiht, kann nicht viel schiefgehen.

Im Zuge des Klimawandels werden wir zunehmend mit Hitze zu kämpfen haben. Kleine Fluchten bieten Ausflüge in den Wald, ans Wasser und in höhere Regionen, wo es immer etwas kälter ist. An heißen Tagen ist es zum Beispiel unter Bäumen bis zu acht Grad kühler als zwischen Häusern in der Stadt. Damit es in den Me-tropolen nicht noch heißer wird, brauchen sie große Bäume, die Schatten spenden und Sonnenstrahlen reflektieren, um die Temperatur zu senken.

WASSER FÜR DIE ABWEHRKRAFT

Wenn Flüsse rauschen oder Bäche vor sich hinplätschern, hat das ähnliche Effekte wie der Blick ins Grüne: Die Herzfrequenz sinkt, Alltagsprobleme rücken gedanklich in den Hintergrund. Innere Zufriedenheit macht sich breit. Wasserlandschaften stehen in der Natur für die Farbe Blau. Vor allem Wasserfälle haben es in sich. Aufenthalte dort sind nicht nur erfrischend, sie können auch heilen beziehungsweise Beschwerden lindern. Das liegt Forschungen des Instituts für Ökomedizin in Salzburg zufolge an Wasseraerosolen, die im Mikroklima eines Wasserfalls entstehen. Sogenannte negative Ionen, die im Sprühnebel hochkonzentriert sind, gelten als „Asthmaspray der Natur“. Weil sie extrem klein sind, dringen sie besonders tief in die Lunge und stärken dort die Abwehrkraft. Möglicherweise lindern sie Entzündungen und darüber auch Asthmabeschwerden. Ob Aufenthalte an Wasserfällen allerdings wirklich eine sinnvolle Therapie bei Asthma sind, ist bisher nicht ausreichend erforscht. Die Studienlage gilt noch als dürftig.

SCHNEE HELLT DIE STIMMUNG AUF

Der Winter bietet Bewegungsspaß im Schnee oder auf dem Eis. Hinzu kommt der reizvolle und gesunde Wechsel zwischen Wärme und Kälte („thermische Wechselreize“). Raus aus der warmen Wohnung, rein ins kühle Nass und dabei immer schön in Bewegung bleiben, damit es nicht zu kalt wird. Gerade in der dunklen Jahreszeit brauchen wir natürliches helles Licht und Luft als Kontrast zum Sofasitzen bei Kerzenschein. Die Atemwege werden bei Kälte besser durchblutet. Die Schleimhäute trocknen nicht so schnell aus. Lunge und Muskulatur sind stärker gefordert. Außerdem beugst du gegen Erkältungen vor. Im Winter neigen viele Menschen zu depressiven Phasen, weil sie zu wenig Sonnenlicht bekommen und sich nicht genug bewegen. Auch dagegen hilft es, viel rauszugehen.

HEILSAME LANDSCHAFTSBILDER

Übrigens: Um mit der Heilkraft der Natur schneller gesund zu werden, musst du nicht einmal rausgehen. Forschungen aus Schweden zeigten schon vor mehr als dreißig Jahren, dass allein der Blick durchs Fenster ins Grüne heilende Prozesse fördert. Im Rahmen einer Untersuchung stellte sich heraus, dass Patientinnen und Patienten nach Operationen im Krankenhaus schneller wieder nach Hause konnten, wenn sie in einem Zimmer mit Blick in beruhigende Landschaften untergebracht waren. Sie benötigten auch weniger Schmerzmittel und blickten optimistischer in die Zukunft als Leidensgenossen, die auf karge Backsteinmauern blicken mussten. Das galt sogar nicht nur bei echter Natur. Selbst Landschaftsbilder von Wäldern und Flüssen an den Wänden führten zu ähnlichen Effekten.

EINFLUSS AUF VIELE BEREICHE

Die Wirkung der Natur auf unser Wohlbefinden ist in vielen Punkten bereits gut erforscht. Dabei zeigt sich, in wie vielen Bereichen des Lebens Draußensein uns auch heute noch beeinflusst:

Die Anzahl der Burn-outs steigt in Deutschland weiter an. Das liegt da-ran, dass wir nicht grenzenlos aufnahmefähig sind, trotzdem aber ständige Aufmerksamkeit von uns verlangen – bis es nicht mehr geht. Gelingt es in dieser Phase, zumindest in der Natur mal zur Ruhe zu kommen, lässt sich das innere Ausbrennen aufhalten. Denn draußen im Wald ist niemand gezwungen, aufmerksam zu sein, um tolle Leistungen zu erbringen. Der Akku des Lebens lässt sich auf diese Weise wieder aufladen und einen Burnout verhindern.

Gedächtnis und Konzentration sind im Alltag viel gefordert. Kein Wunder, dass wir dabei ermüden. Ein Spaziergang oder andere Bewegungsformen an der frischen Luft schaffen schnell Abhilfe und schützen vor dauerhafter Informationsflut. Denn das Gehirn wird dabei mit Sauerstoff versorgt und die Durchblutung verbessert. Die Denkleistung steigt. Schon nach fünf Minuten bessert sich draußen auch die Laune. Menschen, die regelmäßig in der Natur unterwegs sind, statt nur auf dem Sofa zu sitzen, werden seltener depressiv.

Frische Luft hilft gegen übermäßigen Süßhunger. Probiere es einfach mal aus: Sobald Heißhunger aufkommt, drehst du draußen eine Runde und die Riesenlust auf Schokolade schwindet. Das liegt daran, dass wir häufig zu Naschereien greifen, um die Stimmung ein bisschen aufzuhellen. Vor allem wenn die Sonne scheint, brauchst du draußen keine Süßigkeiten mehr, um Glückshormone zu produzieren.

Laut einer Studie der Universität Chicago gilt für Wohngegenden: Je weniger Bäume in Straßen, Gärten und Höfen stehen, desto größer ist das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Schwäche, Bluthochdruck und Diabetes. Am Arbeitsplatz ist die Zufriedenheit höher, wenn hinter den Fensterscheiben Wälder zu sehen sind. Andere Untersuchungen zeigten, dass bei Menschen, die in der Nähe eines Waldes wohnen, die Gehirnregionen besonders aktiv sind, in der Stress verarbeitet wird.

Auch die Haut profitiert vom Draußensein. Dass dein Teint schöner