Nichts für schwache Nerven - Patricia Vandenberg - E-Book

Nichts für schwache Nerven E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Wunderbar, dass Sie endlich Zeit gefunden haben, Ihren Gutschein einzulösen«, stellte die Kosmetikerin Sibylle Schöbel zufrieden fest und legte eine Decke über Beine und Oberkörper der Patentassessorin Magdalena Annies. Nur der Kopf der dunkelhaarigen Frau war noch zu sehen. Dem wandte sich Sibylle nun zu. »Wie lange dauert die Behandlung?«, fragte Magdalena, bemüht, ruhig zu liegen. »Für gewöhnlich veranschlagen wir eineinhalb Stunden.« »Wie lange?« Erschrocken richtete sich die Assessorin auf. Die Decke fiel ihr auf die Knie. »Vollkommen unmöglich. In spätestens einer Stunde muss ich wieder zurück in der Kanzlei sein.« Sibylle Schöberl seufzte. Karrierefrauen wie Magda Annies machten einen Großteil ihrer Kundschaft aus. Sie war diesen Umgang gewohnt. »Frau Annies«, sprach sie mit Engelszungen auf die Assessorin ein und drückte sie mit sanfter Gewalt zurück auf die Liege. »Ihre Mutter hat Ihnen zum Geburtstag vor beinahe einem Jahr einen Gutschein für eine Paradies-Behandlung geschenkt. Sie sollen sich entspannen und eine Zeit lang den Stress und die Arbeit vergessen. Schließen Sie die Augen, lassen Sie sich fallen und genießen Sie einfach.

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Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane – 11 –

Nichts für schwache Nerven

Das perfide Spiel der Clarissa Harms

Patricia Vandenberg

»Wunderbar, dass Sie endlich Zeit gefunden haben, Ihren Gutschein einzulösen«, stellte die Kosmetikerin Sibylle Schöbel zufrieden fest und legte eine Decke über Beine und Oberkörper der Patentassessorin Magdalena Annies. Nur der Kopf der dunkelhaarigen Frau war noch zu sehen. Dem wandte sich Sibylle nun zu. »Wie lange dauert die Behandlung?«, fragte Magdalena, bemüht, ruhig zu liegen.

»Für gewöhnlich veranschlagen wir eineinhalb Stunden.«

»Wie lange?« Erschrocken richtete sich die Assessorin auf. Die Decke fiel ihr auf die Knie. »Vollkommen unmöglich. In spätestens einer Stunde muss ich wieder zurück in der Kanzlei sein.«

Sibylle Schöberl seufzte. Karrierefrauen wie Magda Annies machten einen Großteil ihrer Kundschaft aus. Sie war diesen Umgang gewohnt.

»Frau Annies«, sprach sie mit Engelszungen auf die Assessorin ein und drückte sie mit sanfter Gewalt zurück auf die Liege. »Ihre Mutter hat Ihnen zum Geburtstag vor beinahe einem Jahr einen Gutschein für eine Paradies-Behandlung geschenkt. Sie sollen sich entspannen und eine Zeit lang den Stress und die Arbeit vergessen. Schließen Sie die Augen, lassen Sie sich fallen und genießen Sie einfach. Hinterher sind Sie ein neuer Mensch. Sie werden sehen.« Entschlossen drückte die Kosmetikerin auf die Starttaste des CD-Spielers. Leise Klaviermusik erfüllte den Raum. Schummerlicht und der feine Duft nach Orangen und Vanille gehörten ebenso zu der eigens für Managerinnen entwickelten Schönheitskur. Sibylle beugte sich über Magda und begutachtete ihre blasse Haut. »Haben Sie noch eine Frage, bevor wir anfangen?«

»Ja, doch!« Magdalena öffnete die tiefgründigen dunkelblauen Augen und sah nach oben.

Sibylle strahlte.

»Bestimmt möchten Sie mehr über die einmalige Paradies-Behandlung erfahren, die ich extra für gestresste Frauen wie Sie entwickelt habe. Ein äußerst effektives Entspannungsprogramm …«, hub sie an, ihr Konzept zu erklären, als plötzlich das Handy von Frau Annies klingelte. »Entschuldigen Sie mich bitte!«

Sibylle betrachtete ihre Kundin missbilligend.

»Ich habe doch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Gebrauch von Handys in diesen Räumen unerwünscht ist. Schließlich sind Sie hier, um wenigstens einmal am Tag abzuschalten.«

»In der Kanzlei ist viel los zur Zeit«, entschuldigte sich Magdalena. Sie achtete nicht weiter auf die Kosmetikerin, setzte sich auf der Liege auf und holte das Handy aus der Hosentasche, in der sie es vorsorglich trotz der gut sichtbaren Hinweise überall deponiert hatte.

»Leni, da bist du ja endlich. Hör zu, ich habe ein Problem. Ich kann Cindy heute nicht vom Kindergarten abholen. Ein dringender Termin ist dazwischengekommen.« Die Stimme von Magdalenas Mann David klang aufgeregt. Das war ungewöhnlich für ihn. Sonst war der Gymnasiallehrer die Ruhe in Person. Aber seine Frau bemerkte seine Not nicht.

»David, es tut mir schrecklich leid. Ich bin gerade bei der Kosmetik. Du weißt doch, Mama hat mir den Gutschein zum letzten Geburtstag geschenkt. Das ist beinahe ein Jahr her. Sie wird furchtbar böse, wenn ich das jetzt nicht endlich hinter mich bringe.« Magda warf einen entschuldigenden Blick auf Sibylle. Das war nicht gerade ein Kompliment gewesen. Doch darauf konnte die Assessorin in diesem Moment keine Rücksicht nehmen. »Und du weißt, was passiert, wenn Mama böse wird.«

David seufzte. »Oh ja, ich kann mich lebhaft daran erinnern. Na schön, ich werde versuchen, eine andere Möglichkeit aufzutun.«

»Du schaffst das schon. Bis später, Schatz«, antwortete Magdalena automatisch. Als sie aufgelegt hatte, warf sie Sibylle einen triumphierenden Blick zu.

»Sehen Sie, für Sie versetze ich sogar meine Tochter. Darauf können Sie sich was einbilden.«

»Vielen Dank«, presste Sibylle durch die Zähne. »Können wir jetzt endlich mit der Behandlung beginnen?«

»Von mir aus.« Magda legte sich zurück auf die Liege und schloss die Augen.

Die Kosmetikerin stellte den Ozon-Bedampfer an und richtete den warmen Strahl auf die ausgelaugte Haut ihrer Kundin. Aber Magdalena konnte die feuchte Wärme nicht lange genießen. Bald darauf klingelte das Handy erneut.

Sibylle verdrehte die Augen. Selten hatte sie eine so anstrengende Kundin wie diese.

Die Assessorin sah die Kosmetikerin entschuldigend an.

»Tut mir leid.« Sie warf einen Blick auf das Display. »Das ist die Kanzlei. Nach diesem Gespräch schalte ich das Handy ganz bestimmt ab. Versprochen.«

»Ich bitte darum. So kann ich unmöglich arbeiten.« Sibylle Schöbel wandte sich ab, um die Zeit des Gesprächs dafür zu nutzen, eine Maske für Magdalenas gestresste Haut anzurühren. Doch dazu sollte es nicht kommen. Die Assessorin hatte ein paar hastige Worte gewechselt und das Telefonat rasch beendet. Doch statt sich an ihr Versprechen zu halten und das Handy auszuschalten, sich wieder auf die Liege zu legen und nun endgültig die Behandlung zu genießen, sah sie die Kosmetikerin bedauernd an.

»Was ist denn nun schon wieder?«, stöhnte Sibylle.

»Es tut mir leid, ich kann nicht bleiben. Wir müssen die Behandlung auf ein andermal verschieben. Meine Chefin braucht mich. Es geht um ein wichtiges Patent und sehr viel Geld. Wenn ich nicht sofort komme, habe ich meine Chance verspielt, jemals Patentanwältin zu werden.« Hastig schlüpfte Magdalena in ihre Bluse und versuchte gleichzeitig, die hochhackigen Schuhe anzuziehen. Ohne die Kosmetikerin noch eines Blickes zu würdigen, griff sie nach Handtasche und Jacke und war auch schon aus der Kosmetikpraxis geflohen. »Die Kanzlei ist sogar wichtiger als die eigene Tochter!«

Kopfschüttelnd sah Sibylle Schöbel ihrer Kundin nach. In diesem Moment dachte sie ernsthaft darüber nach, die Behandlung gestresster Karrierefrauen einzustellen.

*

Eine ganze Weile hatte David Annies ratlos vor dem Telefon gesessen und nachgedacht. Die Konferenz mit den neuen Kollegen war wichtig für ihn. Aber seine Tochter Cindy war noch wichtiger. Was sollte er also tun?

»David? Ist alles in Ordnung mit dir?« Überrascht sah er auf und blickte in die strahlend blauen Augen seiner Kollegin Franziska Koller. Die Lehrerin für Kunsterziehung stand vor ihm und sah ihn aufmerksam an.

»Entschuldige, ich habe dich gar nicht gehört.«

»Das habe ich gemerkt.« Sie lachte amüsiert auf. »Kleiner Tagträumer, was?«

David fühlte sich peinlich berührt. »Ganz und gar nicht«, beeilte er sich zu versichern, bedacht darauf, einen guten Eindruck bei der neuen Kollegin zu hinterlassen. Was war dazu besser geeignet als die Wahrheit? »Dr. Schmahl hat überraschend eine Konferenz anberaumt.«

»Ich weiß. Es geht um die Projektwoche, Verteilung der Themen, solche Dinge«, wußte Franziska bereits, was Sache war. »Ich bin ja mal gespannt, welches Thema er mir diesmal aufs Auge drückt.«

»So weit bin ich noch gar nicht. Vermutlich werde ich nämlich nicht teilnehmen können. Das wirft ein schönes Bild auf mich.«

Franziska legte den roten, wild gelockten Kopf schief. An ihren Ohrläppchen baumelten große bunte Ohrringe.

»Was ist? Hast du Probleme?« David nickte.

»Die Konferenz soll um vierzehn Uhr stattfinden. Zur selben Zeit muss ich aber an der Grundschule sein und meine Tochter abholen.«

»Was ist mit deiner Frau? Kann die das nicht ausnahmsweise mal übernehmen?«, erkundigte sich die Kunstlehrerin kritisch. Während einiger weniger Gespräche im Lehrerzimmer hatte sie Gelegenheit gehabt, den neuen Kollegen ein wenig kennen- und schätzenzulernen. Das, was David für seine Familie leistete, war in ihren Augen mehr als bemerkenswert. Der Mathematiklehrer seufzte.

»Sie ist bei der Kosmetikerin.«

»Wie bitte? Und das ist ihr wichtiger als die eigene Tochter?« Franziska konnte es kaum glauben.

»Es klingt seltsam, aber ich verstehe Leni. Sie hat so viel um die Ohren, arbeitet Tag und Nacht und kümmert sich kaum je um sich. Den Gutschein für die Kosmetik hat sie vor fast einem Jahr geschenkt bekommen«, nahm David seine Frau jedoch sofort in Schutz. »Deshalb will ich ihr dieses Vergnügen gönnen.«

Franziska verdrehte schwärmerisch die Augen.

»So einen Mann wie dich kann man sich nur wünschen. Schade, dass du schon vergeben bist.«

»Danke für das Kompliment.« David fühlte sich sichtlich geschmeichelt. »Das bringt mich im Augenblick aber leider nicht weiter.«

Das sah Franziska durchaus ein, und sie setzte sich neben David auf die Tischkante, um mit ihm gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Plötzlich erhellte sich ihre Miene.

»Ich hab’s! Meine Schwester kann deine Tochter abholen. Sie hat bestimmt Zeit.«

David schüttelte unwillig den Kopf.

»Ich kann doch keinem fremden Menschen zumuten, meine Tochter durch die Gegend zu fahren. Außerdem ist das ein ausgesprochenes Armutszeugnis für mich.«

»Komm schon, alle Eltern geraten hin und wieder in die Bredouille und brauchen Hilfe von anderen. Katharina macht das sicher gerne. Sie hat momentan Zeit genug, das kannst du mir glauben«, versicherte Franziska eifrig und sah ihren Kollegen aufmunternd an. »Also, was ist jetzt? Wir haben nicht mehr viel Zeit, und es macht bestimmt kein gutes Bild, wenn du bei der Besprechung nicht dabei bist. Soll ich sie anrufen?«

David wußte keine andere Lösung und ahnte auch nicht, dass seine Frau den Kosmetiksalon mit wehenden Fahnen bereits wieder verlassen hatte. So willigte er schließlich ungern aber dennoch erleichtert in den Vorschlag der freundlichen Kollegin ein. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll«, murmelte er, als Franziska sich den Hörer ans Ohr hielt und darauf wartete, dass ihre Schwester abnahm. Sie zwinkerte David zu.

»Da fällt mir bestimmt was ein«, lächelte sie und wandte ihre Aufmerksamkeit ihrer Schwester Katharina zu, die sich eben gemeldet hatte.

*

Magdalena Annies hatte die Kanzlei eben betreten, als sich ihr auch schon eine großgewachsene elegante Frau in den Weg stellte. Sie schien förmlich auf diese Gelegenheit gewartet zu haben.

»Da sind Sie ja, Frau Annies. Die Kollegen warten schon auf Sie.«

»Schneller ging es nicht, Frau Harms. Es war ein unglaublicher Verkehr.«

»Das interessiert mich nicht«, erwiderte die Senior-Chefin barsch und hielt Magda eine Akte hin. »Das arbeiten Sie bitte nach der Sitzung durch. Bis heute abend achtzehn Uhr brauche ich Ihren Bericht.«

Magda erschrak, wenn sie an den Zustand ihres Schreibtisches dachte. Dort warteten gleich mehrere Terminarbeiten auf sie, die sie dringend erledigen musste. »Aber …«, wollte sie eben zu einer Ausrede ansetzen. Doch Clarissa Harms schnitt ihr das Wort mit einer Handbewegung förmlich ab. »Kein Aber. Sie sollten daran denken, dass für Sie viel auf dem Spiel steht. Noch sind Sie keine Patentanwältin. Das sind Sie erst, wenn wir Sie rechtswirksam in unsere Kanzlei aufgenommen haben. Erst dann können Sie sich vereidigen und in die Liste der deutschen Patentanwälte eintragen lassen.«

Magdalena seufzte ergeben.

»Schon gut, ich habe verstanden. Natürlich bekommen Sie den Bericht pünktlich um achtzehn Uhr«, gab sie sich ohne weitere Widerrede geschlagen. Sie nahm die umfangreiche Akte an sich. Clarissa Harms lächelte überheblich und kalt.

»Davon gehe ich aus. Wir sehen uns in zehn Minuten im Konferenzraum.« Damit wandte sie sich ab und ließ Magdalena mitten im Flur stehen. »Das war eine klare Ansage.« Der Patentanwalt und Kollege von Magdalena, Dominik Rahe, hatte die Unterhaltung der beiden Damen mitgehört. Nachdem Clarissa Harms das Feld geräumt hatte, war er zu Magdalena getreten. Die beiden sahen Clarissa nach, wie sie mit wiegenden Schritten in ihrem Kostüm davonging. Als sie in ihr Büro abbog, drehte sie sich noch einmal um und warf den beiden einen funkelnden Blick zu. Sie zögerte kurz, dann war sie verschwunden.

»Ich verstehe gar nicht, warum du in diesem Laden unbedingt Patentanwältin werden willst. Der Drachen wird es immer verstehen, dir das Leben schwer zu machen«, erklärte Dominik. Seine Stimme war ein wenig heiser, doch das bemerkte Magdalena in ihrer Verstimmung nicht. »Das werden wir ja sehen«, gab sie zähneknirschend zurück. »Wenn wir erst auf derselben Stufe der Karriereleiter stehen, wird sie sich wundern.« An der Seite von Dominik ging sie in ihr Büro, um die Akte ihrer Chefin gegen die für die Besprechung nötigen Unterlagen zu tauschen.

Der Blick des Kollegen fiel auf ihren Schreibtisch.

»Du liebe Zeit, Magda, was ist denn hier passiert? Hier sieht es ja aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.«

Betreten senkte die Assessorin die Augen.

»Ich weiß. Aber im Augenblick kann ich es nicht ändern. Ich arbeite Tag und Nacht. Aber mir scheint, der Berg wird immer höher.«

»Du lässt dir zu viel aufdrücken«, stellte Dominik lakonisch fest. »Ich weiß gar nicht, warum Clarissa und die anderen Chefs dir das antun.«

»Wahrscheinlich, um mich auf die Probe zu stellen. Deshalb kann ich es mir nicht leisten, Aufträge der Chefs abzulehnen. Aber wenn die Entscheidung getroffen ist, dass ich Partner und damit Patentanwältin werden kann, bringe ich das alles in Ordnung. Normalerweise bin ich sehr ordentlich.«

Dominik wiegte nachdenklich den Kopf. Er schien über etwas nachzudenken, sprach die Gedanken jedoch nicht aus. Stattdessen sagte er:

»Das dachte ich mir. Deshalb wundere ich mich ja. Findest du in diesem Chaos denn überhaupt noch etwas?«

»Manchmal muss ich schon eine Weile suchen«, gab Magdalena offen zu, während sie einen Stapel Akten nach den notwendigen Unterlagen durchging. »Wo habe ich sie denn hingesteckt? Ich könnte schwören, dass sie gestern noch hier war.«

»Suchst du vielleicht das hier?« Schmunzelnd hob Dominik eine Akte vom Boden auf, auf der der Name Probst prangte. »Darum geht es doch gleich.«

Erleichtert griff Magdalena Annies nach den Unterlagen.

»Du bist ein Engel, Nick. Wie kann ich das jemals wieder gut machen?«, fragte sie, schon deutlich besser gelaunt.

Dominik Rahe lächelte.

»Ich bin sicher, da fällt mir was ein.«

In diesem Moment huschte ein Schatten an der Tür vorbei. Keiner der beiden bemerkte es. Magda sah Dominik herausfordernd an.

»Wie auch immer, ich freue mich drauf.« Dabei zwinkerte sie ihm zu und fragte sich gleichzeitig, welcher Teufel sie ritt, dass sie mit ihrem Kollegen flirtete. Mit einer unwilligen Handbewegung wischte sie diesen Gedanken beiseite. Ach was, dachte sie bei sich. Manchmal habe ich mir auch ein bisschen Spaß verdient! Dann ging sie in die Besprechung.

Mit hämmernden Kopfschmerzen saß Ilona Herzog am Schreibtisch und versuchte sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Sie las den Absatz des Gesetzestextes. Und dann noch einmal. Es nützte nichts. Müde rieb sie sich die brennenden Augen.

»Was ist nur los mit mir? Warum kann ich mir nichts mehr merken?«, rief sie ärgerlich. Ihre Sekretärin Emma, die eben eine Kaffeetasse abräumte und eine frische auf den Schreibtisch stellte, hatte wie immer eine Antwort parat.

»Weil Sie zu viel arbeiten, ganz einfach.«

»Irgendeiner muss das hier ja alles machen.«