Verführt von einer Illusion - Patricia Vandenberg - E-Book

Verführt von einer Illusion E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Können wir an der nächsten Raststätte mal rausfahren?«, bat Nina ihren Mann, den Architekten Dominik Barthelmes. Der sah auf die Uhr und verdrehte unwillig die Augen. »Frauen! Ist das wirklich nötig? Wir sind erst kurz vor München, und wir müssen unbedingt pünktlich um vierzehn Uhr in Berlin sein.« »Es dauert auch gar nicht lange«, versprach Nina. »Ich beeile mich.« »Wenn ich nicht pünktlich zu der Besprechung da bin, platzt das Millionenprojekt. Ich hoffe, du bist dir dieser Verantwortung bewusst.« Nina hasste es, wenn Dominik in diesem oberlehrerhaften Tonfall mit ihr sprach. Schließlich war sie kein Kind. Widerspruch regte sich in ihr. Doch sie schluckte ihren Ärger hinunter. »Nur fünf Minuten.« Wie zum Schwur hob sie die Hand und lächelte ihn engelsgleich an. Seufzend fügte sich Dominik und steuerte das schicke, geliehene BMW Coupé an eine Zapfsäule. »Ich tanke inzwischen und warte da drüben auf dem Parkplatz auf dich.« Nina nickte und stieg hastig aus.

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Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane – 18 –

Verführt von einer Illusion

Lässt Nina sich von Reichtum blenden?

Patricia Vandenberg

»Können wir an der nächsten Raststätte mal rausfahren?«, bat Nina ihren Mann, den Architekten Dominik Barthelmes.

Der sah auf die Uhr und verdrehte unwillig die Augen.

»Frauen! Ist das wirklich nötig? Wir sind erst kurz vor München, und wir müssen unbedingt pünktlich um vierzehn Uhr in Berlin sein.«

»Es dauert auch gar nicht lange«, versprach Nina. »Ich beeile mich.«

»Wenn ich nicht pünktlich zu der Besprechung da bin, platzt das Millionenprojekt. Ich hoffe, du bist dir dieser Verantwortung bewusst.«

Nina hasste es, wenn Dominik in diesem oberlehrerhaften Tonfall mit ihr sprach. Schließlich war sie kein Kind. Widerspruch regte sich in ihr. Doch sie schluckte ihren Ärger hinunter.

»Nur fünf Minuten.« Wie zum Schwur hob sie die Hand und lächelte ihn engelsgleich an.

Seufzend fügte sich Dominik und steuerte das schicke, geliehene BMW Coupé an eine Zapfsäule.

»Ich tanke inzwischen und warte da drüben auf dem Parkplatz auf dich.«

Nina nickte und stieg hastig aus. Die Absätze ihrer Schuhe waren hoch. Trotzdem eilte sie, so schnell sie konnte hinüber zu dem Anbau, in dem die Toiletten untergebracht waren. Keine drei Minuten später stand sie am Waschbecken und wusch sich die Hände. Ein prüfender Blick in den Spiegel, ein ordnender Griff in das lange glatte gekämmte Haar, und schon war sie wieder auf dem Weg zurück zum Wagen. Angespannt wie Dominik war, wollte sie ihn auf keinen Fall warten lassen und damit seinen Ärger provozieren. Doch ein knirschendes Geräusch unter Ninas Füßen ließ sie zusammenzucken. Entsetzt starrte sie nach unten.

»Das darf doch nicht wahr sein!«, rief sie, als sie die Bescherung sah.

Einer ihrer bleistiftdünnen Absätze war im Gitter vor dem Toilettenraum hängen geblieben. Mit einem leisen Knacks war er abgebrochen und steckte nun fest. »Und das ausgerechnet jetzt!«, seufzte Nina und besah sich die Bescherung. In Windeseile pflückte sie den Absatz aus dem Gitter und humpelte auf den BMW zu. Von Weitem konnte sie erkennen, dass Dominik aufgeregt telefonierte. Sie öffnete die Wagentür. Er reagierte nicht.

»Mir ist, was ganz Dummes passiert«, raunte sie ihm zu, um ihn so wenig wie möglich zu stören. »Ich bin gleich zurück, ja?«

Dominik wandte sich ihr zu, sah aber durch seine Frau hindurch, während er angestrengt in den Hörer seines Mobiltelefons lauschte. Er nickte geistesabwesend und wandte die Blicke wieder nach vorne.

»Das ist ein interessanter Ansatz, Manfred. Den muss ich unbedingt nachher anbringen. Ich werde die Pläne dahingehend ändern. Damit haben wir den Auftrag so gut wie sicher in der Tasche!«

Nina ließ die Wagentür so leise wie möglich zufallen, die letzten Worte erstickten in dem Geräusch. So rasch es ging, humpelte sie davon in Richtung Kiosk in der Hoffnung, ein Fläschchen Sekundenkleber kaufen zu können.

»Sie haben Glück!« Die Verkäuferin hinter der Theke lächelte wissend und hielt eine Packung in die Höhe. »Abgebrochene Absätze gehören hier zur Tagesordnung. Ich weiß auch nicht warum. Vielleicht liegt’s an der Großstadt. Da wollen die Frauen immer schick sein«, teilte sie ihre Theorie mit der immer nervöser werdenden Nina, die nicht unhöflich sein wollte.

»Ich begleite meinen Mann zu einer sehr wichtigen Besprechung. Für ihn hängt unglaublich viel davon ab. Deshalb muss ich unbedingt einen guten Eindruck machen.« Resigniert blickte sie auf ihre Füße hinab. »Und dazu gehören nun mal hohe Schuhe.«

»Dann wünsche ich Ihnen viel Glück!«, lächelte die Verkäuferin und kassierte den ausgezeichneten Preis.

Erleichtert verabschiedete sich Nina und humpelte eilig nach draußen. Doch als sie in Richtung Parkplatz ging, stutzte sie.

»Wo steckt Dominik? Hat er den Wagen woanders hingestellt?« Suchend sah sie sich um. Dort, wo noch vor Kurzem der schwarze BMW gestanden hatte, kletterte nun eine gut gelaunte Familie aus einem geräumigen Wagen. Die Kinder schubsten sich übermütig und lachten, bis die besorgte Mutter sie zur Vorsicht gemahnte.

»Jan, Dési, wie oft muss ich euch noch sagen, dass ihr vorsichtig sein sollt?« Streng sah Felicitas Norden auf die Zwillinge hinab.

»Aber das ist doch ein Parkplatz.«

»Trotzdem fahren hier Autos. Und die Fahrer sind nicht immer so vorsichtig, wie sie sein sollten. Es ist also besser, selbst die Verantwortung für sich zu übernehmen als sich auf andere zu verlassen«, erklärte die Arztfrau ihren Sprösslingen unter den zustimmenden Blicken ihres Vaters Dr. Daniel Norden. »Und jetzt machen wir Brotzeit. Da drüben ist das Restaurant.« Die Kinder jubelten, und die Familie machte sich auf den Weg.

Nina sah ihnen kurz nach, ehe sie sich wieder an ihr Problem erinnerte.

»Vielleicht steht Dominik dort um die Ecke«, mutmaßte sie verwirrt und machte sich hinkend auf den Weg. »Da kann er schneller wieder losfahren.« Aber nichts. So sehr Nina sich auch umsah, der schwarze Leihwagen blieb verschwunden. Das Unfassbare schien geschehen zu sein: Ihr Mann war offenbar ohne sie losgefahren.

*

»Wunderbar, Manfred. Genau so machen wir es. Es sollte mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht den Zuschlag bekämen«, führte Dominik Barthelmes das Telefonat mit seinem Partner fort.

»Wann kannst du da sein?«, erkundigte sich Manfred Kuhn nervös. Er war schon vor einigen Tagen angereist, hatte die Vorbesprechungen geführt und wartete nun händeringend auf den Kollegen, um das Geschäft perfekt zu machen. »Wir sollten uns noch kurz unter vier Augen treffen, bevor wir loslegen. Je eher, desto besser.«

Dominik nickte.

»Wegen Nina mussten wir eine kurze Pause machen. Du kennst ja die Frauen«, erklärte er lächelnd. »Aber mit diesem tollen Wagen werde ich den Zeitverlust schon wieder reinholen. Wir sind um kurz vor zwei da.«

Damit war der Kollege zufrieden und beendete das Telefonat. Dominik richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Autobahn. Es war eine wahre Freude, mit diesem schnellen, schnittigen Wagen zu fahren. Die Landschaft rauschte an ihm vorbei. Der Wald, der die Straße zu beiden Seiten säumte, wirkte in dieser Geschwindigkeit wie ein in vielen Grüntönen changierendes Seidenband. Dominik umfasste das Lenkrad fester mit beiden Händen.

»Tolles Gefährt. Wenn wir den Auftrag an Land ziehen, bekomme ich endlich eine ordentliche Prämie. Statt der neuen Möbel könnten wir uns davon auch so einen Wagen leisten. Was meinst du, Schatz? Fühlt sich doch toll an. Von so was habe ich schon immer geträumt.«

Es herrschte wenig Verkehr. Diese Chance nutzte Dominik und drückte das Gaspedal noch mehr durch. Die blaue Anzeigentafel zeigte die Entfernung nach Nürnberg an. Auch sie glitt wie ein Blitz an ihm vorüber.

»Was ist? Warum sagst du nichts? Ach, ich weiß schon. Du bist beleidigt, weil ich lieber in einen Wagen investiere als in die Wohnungseinrichtung.« Dominik seufzte. Nie hatten die Frauen Verständnis, wenn es um schnelle Autos ging. »Aber stell dir mal vor, was die Leute für Augen machen, wenn wir in Zukunft mit einem schicken BMW vor dem Büro vorfahren«, fuhr er in munterem Plauderton fort, um seine wachsende Nervosität zu überspielen.

Doch wieder bekam er keine Antwort. Den Blick nach wie vor fest auf die Straße geheftet, wollte Dominik seine rechte Hand beruhigend auf Ninas verführerischen, nur halb von einem Minirock bedeckten Oberschenkel legen. Doch seine Hand griff ins Leere. Vor Schreck stieg er auf die Bremse und wandte den Kopf nach rechts.

»Nina? Was zum Teufel …?«

Der Sitz neben ihm war leer.

Wenig später wanderte Dominik auf einem Rastplatz aufgeregt auf und ab und gestikulierte wild, während er mit seiner Frau telefonierte.

»Wo zum Teufel steckst du?«, fragte er wütend.

»Ich sitze in der Raststätte und warte darauf, dass du endlich merkst, dass du ohne mich losgefahren bist«, fauchte sie ebenso zornig zurück. »Das hat sage und schreibe fast eine Stunde gedauert. Wirklich sehr schmeichelhaft für mich, ich muss schon sagen.«

»Willst du mir etwa die Schuld geben?«, gab Dominik unwirsch zurück. »Ich weiß ganz genau, dass du in den Wagen gestiegen bist. Die Tür ist zugefallen«, behauptete er felsenfest überzeugt.

Nina lachte bitter.

»Wenn du mir nur ein Mal zuhören würdest! Ein einziges Mal! Dann hättest du gehört, dass ich dir sagte, dass etwas passiert ist. Ich musste meinen Absatz kleben. Schließlich hätte ich schlecht barfuß zu dem Empfang gehen können.«

»Du hättest ein anderes Paar anziehen können. Oder willst du mir sagen, dass in deinem riesigen Koffer kein Ersatzpaar Schuhe steckt.«

»Doch, Ballerinas. Und die sehen ja wohl dämlich zu meinem Kostüm aus.«

Ungeduldig verdrehte Dominik die Augen.

»Typisch Frau. Unpraktisch ohne Ende«, stöhnte er. »Aber ich habe jetzt keine Zeit für dumme Streitereien. Ich muss weiter.«

Vor Entsetzten stieß Nina einen schrillen Schrei aus. Die Gäste der Raststätte, unter ihnen das Ehepaar Norden mit zwei ihrer fünf Kinder, sahen sie verwundert an.

Dominik hielt den Hörer einen Moment vom Ohr weg und schüttelte verständnislos den Kopf.

»Bist du noch zu retten?«, fragte er empört.

»Entschuldige«, stammelte sie eingeschüchtert. »Aber kannst du mich nicht abholen?«

»Wie stellst du dir das vor? Dann kommen wir viel zu spät, und ich kann den Deal vergessen. Und damit die Prämie. Du weißt, was das heißt. Keine neuen Möbel, keine neuen Kleider, kein Luxus, von dem du schon so lange träumst«, hielt er ihr streng vor Augen.

Mit einem Schlag war Nina den Tränen nahe.

»Wie soll ich dann von hier fortkommen?«, klagte sie jämmerlich.

Ungeduldig trat Dominik von einem Bein auf das andere. Die Zeit drängte. Wenn er den Termin noch einhalten wollte, musste er sich beeilen.

»Nimm dir ein Taxi und fahr zum Bahnhof. Kauf eine Fahrkarte und fahr zurück nach Hause.«

»Ich könnte auch nach Berlin nachkommen«, machte Nina einen kläglichen Vorschlag.

Aber Dominik hatte keine Zeit mehr für Gedankenspiele.

»Hör mal, Nina.« Man hätte meinen können, er spräche mit einem Kleinkind. »Es ist schon schlimm genug, dass du diese Misere verbockt hast. Deshalb tu mir jetzt den Gefallen und mach, was ich dir gesagt habe.« Er buchstabierte die Worte beinahe, so langsam sprach er. »Morgen, spätestens übermorgen bin ich zurück.«

»Aber was werden die Geschäftsleute von mir denken? Sie erwarten, dass ich mitkomme. Weißt du nicht mehr? Heute Abend findet das Galadiner statt.«

»Ich werde mir schon eine passende Geschichte einfallen lassen«, versprach Dominik. »Bis später, mein Schatz.« Damit beendete er das Gespräch, stieg in seinen Wagen und dachte nicht länger an das, was er nun nicht ändern konnte.

*

Wie versteinert saß Nina am Tisch der Raststätte und starrte auf das Mobiltelefon in ihrer Hand. Sie konnte es nicht glauben. So vertieft in ihren Seelenschmerz bemerkte sie die mitfühlenden Blicke vom Nebentisch nicht.

»Können wir etwas für Sie tun?«

Erst als eine freundliche Stimme den Nebel um Ninas Bewusstsein zerriss, hob sie den Blick und starrte den gut aussehenden Mann mit den warmen braunen Augen fragend an.

»Wie bitte?«

»Ich fragte, ob wir etwas für Sie tun können? Mein Name ist Norden. Dr. Daniel Norden. Meine Frau und ich haben das Telefonat unfreiwillig mit verfolgt. Wir wollten nicht lauschen«, versicherte er rasch. »Aber Ihre Verwunderung und Verzweiflung war zu offensichtlich. Ist etwas nicht in Ordnung?«

»Das kann man wohl sagen.« Nina schüttelte den Kopf. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass Dominik sie so eiskalt abserviert hatte. »Mein Mann hat mich doch tatsächlich hier vergessen.« Sie hob den ein wenig altmodisch frisierten Kopf und sah Daniel in die Augen. »Können Sie sich das vorstellen? So was liest man manchmal in der Zeitung. Bisher hatte ich diese Berichte für schlechte Scherze gehalten. Für Füller in langweiligen, ereignislosen Zeiten.«

Daniel Norden nickte wissend.

»Ich weiß, was Sie meinen. Aber glauben Sie mir, meine langjährige Erfahrung in meiner Praxis hat mich davon überzeugt, dass nichts unmöglich ist.« Er lächelte tröstend. »Können wir Ihnen helfen? Wir leben in München. Was halten Sie davon, wenn wir Sie zum Bahnhof bringen? Von dort aus können Sie bequem nach Hause reisen und sich in aller Ruhe überlegen, ob Sie Ihrem Mann den Kopf abreißen, wenn er wieder nach Hause kommt.« Ein tröstliches Lächeln blitzte in seinen Augen.

Auch wenn sich die Situation für sie nicht geändert hatte, fühlte sich Nina Barthelmes mit einem Mal seltsam getröstet. Sie betupfte die Lider mit einem Taschentuch und überlegte einen Augenblick. Dann atmete sie tief durch.

»Offenbar meint es das Schicksal doch gut mit mir. Vielen Dank für Ihr Angebot. Ich komme sehr gerne mit.« Sie schickte Felicitas und den beiden fröhlich lachenden Kindern einen dankbaren Blick. Einen Moment zögerte sie noch. »Aber wissen Sie was?«, teilte sie Daniel ihren plötzlichen Entschluss mit. »Ich werde nicht nach Hause fahren. Wenn ich schon einmal hier in München bin, kann ich mir ebenso gut die Stadt ansehen«, entschied Nina spontan. Woher ihre Unternehmungslust rührte, vermochte sie selbst nicht zu sagen. Gut möglich, dass es sich um einen Akt der Vergeltung handelte.

Daniel Norden lachte.

»Wunderbar. Das ist die richtige Einstellung. Aus der Not eine Tugend machen. Wenn Sie fertig sind, kann die Reise auch schon losgehen.« Er machte eine einladende Handbewegung, und Nina erhob sich.

»Sehr gerne.«

Vor Freude über den neuen Fahrgast klatschten die Zwillinge in die Hände und überschütteten Nina mit allen möglichen Fragen. Fee wollte sie zurückhalten. Doch die junge Frau kam den Wünschen der Kinder nur zu gerne nach. Auf diese Weise konnte sie wenigstens für kurze Zeit die Schmach vergessen, die Dominik ihr zugefügt hatte. Später würde es noch genug Gelegenheit geben, sich darüber aufzuregen.

*

Der wohlwollende Applaus und zustimmendes Nicken der Gremiumsmitglieder beendete die Ausführungen von Dominik Barthelmes und seinem Partner Manfred Kuhn. Die beiden Männer lächelten sich siegessicher zu. Ein älterer Herr erhob sich ein wenig mühsam und näherte sich in Begleitung eines deutlich Jüngeren.

»Barthelmes und Kuhn, diese Namen wird man sich in Zukunft merken müssen.« Die Stimme des Unternehmers Wolfram Erzberg war rau und dunkel, als er sich an die Architekten wandte. Er räusperte sich. »Kompliment, meine Herren, das war eine gelungene Vorstellung.«

Dominik deutete eine Verbeugung an.

»Es war mir eine Ehre, für Sie präsentieren zu dürfen.«

Wolfram Erzberg lachte dröhnend.

»Aber nur, um den Auftrag in warme Tücher zu bringen«, sagte er dem jungen Architekten, der seine ersten Schritte auf dem großen Pflaster anerkannter Kollegen wagte, auf den Kopf zu.