Die Zeit mit meiner Nichte Lea - Patricia Vandenberg - E-Book

Die Zeit mit meiner Nichte Lea E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Ist das dein letztes Wort?« Marions Stimme klang weinerlich. Ihr Schwager Nick verdrehte die Augen. »Ich kann nicht auf Lea aufpassen. Warum willst du das nicht verstehen? Sie müsste jeden Morgen alleine aufstehen und sich Frühstück machen. Wenn sie von der Schule kommt, stehe ich gerade mal auf. Und nachmittags hat sie keine Ruhe hier, weil ich mein Leben leben will. Am Abend wäre sie ständig alleine, weil ich mich mit Freunden treffe und ausgehe. Du siehst doch sicher ein, dass ich kein guter Umgang für ein Kind in ihrem Alter bin. Für Kinder überhaupt«, fügte er im Brustton der Überzeugung hinzu. »Kannst du dein Leben nicht für ein paar Wochen ändern? Ich meine, es ist ja nur vorübergehend. Bis ich mich wieder besser fühle. Dr. Norden meinte, ein Aufenthalt auf der Insel der Hoffnung würde mir ganz bestimmt helfen.« Marion wollte diesen Strohhalm noch nicht loslassen. Nicht, solange sie nicht alles versucht hatte. Nick schnaubte verächtlich.

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Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane – 21 –

Die Zeit mit meiner Nichte Lea

Gesucht, gefunden – und doch wieder verloren?

Patricia Vandenberg

»Ist das dein letztes Wort?« Marions Stimme klang weinerlich.

Ihr Schwager Nick verdrehte die Augen.

»Ich kann nicht auf Lea aufpassen. Warum willst du das nicht verstehen? Sie müsste jeden Morgen alleine aufstehen und sich Frühstück machen. Wenn sie von der Schule kommt, stehe ich gerade mal auf. Und nachmittags hat sie keine Ruhe hier, weil ich mein Leben leben will. Am Abend wäre sie ständig alleine, weil ich mich mit Freunden treffe und ausgehe. Du siehst doch sicher ein, dass ich kein guter Umgang für ein Kind in ihrem Alter bin. Für Kinder überhaupt«, fügte er im Brustton der Überzeugung hinzu.

»Kannst du dein Leben nicht für ein paar Wochen ändern? Ich meine, es ist ja nur vorübergehend. Bis ich mich wieder besser fühle. Dr. Norden meinte, ein Aufenthalt auf der Insel der Hoffnung würde mir ganz bestimmt helfen.« Marion wollte diesen Strohhalm noch nicht loslassen. Nicht, solange sie nicht alles versucht hatte.

Nick schnaubte verächtlich.

»Insel der Hoffnung. Wie das schon klingt. Was soll das sein?«

»Ein Sanatorium. Dr. Norden versicherte mir, dass es dort Menschen gäbe, die mir helfen können. Momentan sind diese Kopfschmerzen wieder unerträglich. Ich kann mich kaum bewegen, geschweige denn mich um Lea kümmern.«

»Findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst? Immerhin ist der Unfall mehr als vier Jahre her und die Wunden längst verheilt.«

Marion sog die Luft scharf durch die Zähne.

»Daran brauchst du mich nicht zu erinnern. Ich weiß genau, wann und warum mich dein Bruder verlassen hat.«

Nick zuckte mit den Schultern und warf einen Blick auf die Uhr. Höchste Zeit für sein Mittagessen, das er an diesem Tag in der neuen Sushi-Bar nicht weit von seiner Wohnung einnehmen wollte.

»Nichts für ungut, Marion. Ich kann nichts dafür, dass mein Bruder ein solcher Versager ist und sich aus der Verantwortung gestohlen hat. Es tut mir leid. Außerdem habe ich jetzt Hunger.«

Marions Stimmung sank auf den Nullpunkt. Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen.

»Ich hatte dich für tiefgründiger gehalten.«

»Tja, da hast du dich leider getäuscht. Ich bin wirklich so oberflächlich«, antwortete Nick ungerührt.

»Das sagst du nur so.«

»Aber nein. Es gibt keinen schlechteren Umgang für Kinder als mich. Ich hasse Kinder. Wirklich.«

Damit war für Nick alles gesagt. Der Freundlichkeit halber fügte er noch ein paar versöhnliche Worte hinzu, ehe er das Telefonat mit seiner Schwägerin beendete.

Kaum hatte er aufgelegt, als das Gespräch auch schon vergessen war. Nick war kein Mensch, der sich unnötig lange Gedanken über etwas machte. Sein Hauptanliegen ans Leben war, Spaß zu haben. Ein lockeres Lied auf den Lippen, ging er zum ultramodernen Schrank, um das neueste Sakko herauszuholen, das er auf seiner Einkaufstour am vergangenen Nachmittag erstanden hatte. Nachdenklich musterte er sich im Spiegel.

»Oder soll ich doch das Braune anziehen und dazu die neuen Wildlederschuhe?« Wie er es drehte und wendete, er konnte sich einfach nicht entscheiden. Es brauchte eine ganze Weile und eine Menge Kleider, die nacheinander einzeln auf dem Boden landeten, bis er endlich zufrieden war. Nun trug Nick eine ganz andere Kombination als anfangs, einen lässigen Kurzmantel mit trendigen Sneakers.

»Na bitte, so kann ich mich doch sehen lassen. Bestimmt bleibt dieser angenehme Anblick nicht ohne Folgen.« Selbstbewusst zwinkerte sich Nick Ambach im Spiegel zu, fuhr sich durch das dunkelblonde Haar und schlenderte für ein imaginäres Publikum lässig zur Tür. Seine Schritte tappten auf dem matt glänzenden Aluminium-Boden, ehe die massive schlichte Holztür aus kanadischem Ahorn mit sonorem Klang ins Schloss fiel.

*

»Warum will Onkel Nick nicht auf mich aufpassen?«, erkundigte sich die achtjährige Lea scheinbar ungerührt. Sie saß auf der Arbeitsplatte der schäbigen kleinen Küche und flocht sich die dunklen Locken, ein Erbe ihrer Mutter, zu dicken Zöpfen.

Marions Kopf dröhnte vor Schmerzen. Sie konnte die Augen kaum offenhalten und suchte im Kühlschrank nach einer kühlenden Maske.

»Er ist beschäftigt«, antwortete sie knapp.

Lea schlang einen Haargummi um das Ende eines Zopfs.

»Womit denn? Er hat doch gar keine Arbeit.«

»Was weiß denn ich«, gab Marion schärfer als beabsichtigt zurück. »Essen, schlafen, ausgehen.«

Schon bereute sie ihre heftige Reaktion. Aber sie hatte keine Kraft, um sich bei ihrer Tochter zu entschuldigen.

»Warum muss Onkel Nick nicht arbeiten?« Lea hatte ihre Flechtarbeit beendet und sprang behände von ihrem hohen Sitzplatz.

Ihre Mutter, die sich auf das durchgelegene Sofa in der Küche gelegt hatte, die Maske auf den Augen und einen Arm schützend über den Kopf gelegt, seufzte gequält.

»Mach nicht solchen Lärm. Du weißt doch, dass ich Kopfweh ha-be.«

»’Tschuldigung«, sagte Lea ungerührt. »Warum hat Onkel Nick so viel Geld?«

»Das habe ich dir schon hundert Mal erklärt.«

»Ich hab’s vergessen«, behauptete Lea eigensinnig.

Stöhnend drehte sich Marion auf die Seite, die Augen immer noch geschlossen. Sie tastete nach einer Decke am Fußende des Sofas. Lea bemerkte es und sprang ihrer Mutter zur Hilfe, ohne dass eine Aufforderung nötig gewesen wäre. Wie selbstverständlich breitete sie die wärmende Decke über ihr aus.

»Deine Großmutter war eine berühmte Schriftstellerin. Noch heute werden ihre Bücher verkauft. Das Geld aus diesen Verkäufen bekommen die Kinder von Oma Ambach. Das hat sie in ihrem Testament so verfügt.«

»Und warum ist Onkel Nick dann reich und wir nicht?«, fragte Lea erbarmungslos weiter. »Papa muss uns, doch was von Oma Ambachs Geld abgeben.«

»Aber nur einen kleinen Teil, weil ich ja eine Arbeit habe. Papa bezahlt nur Unterhalt für dich, den Rest behält er für sich. Onkel Nick ist Single und kann sein Erbe ganz alleine ausgeben.«

»Der hats gut«, stellte Lea fest und zog eine Schublade auf. Mit Stift und Papier bewaffnet setzte sie sich an den Tisch. »Was soll ich einkaufen?«, fragte sie in schönster Selbstverständlichkeit und sah ihre Mutter aufmerksam an.

Marion überlegte kurz mit geschlossenen Augen und drehte sich zurück auf den Rücken. Dabei fiel die Decke zu Boden. Lea sprang auf und hob sie auf, um sie wieder über ihrer Mutter zu breiten. Bei dem folgenschweren Autounfall von Marion war sie fünf Jahre alt gewesen. Da ihr Vater die Familie bald darauf verlassen hatte, war sie es gewohnt, sich um ihre Mutter zu kümmern.

»Danke, mein Schatz«, nahm Marion die Hilfe ganz selbstverständlich in Anspruch. »Kauf ein, was nötig ist. Du kennst dich besser aus als ich«, wies sie ihre Tochter an. »Wenn du zurück bist, musst du den Vermieter anrufen. Der Wasserhahn im Bad tropft und ist nicht dicht zu kriegen. Dieses Geräusch macht mich noch ganz verrückt.«

»In Ordnung.«

»Und schau bei Dr. Norden vorbei. Sag ihm, das mit dem Sanatorium wird nichts«, erinnerte sich Marion an die Absage ihres Schwagers.

Lea hatte inzwischen die Einkaufsliste geschrieben. Jetzt stand sie vor dem Spiegel. Sorgfältig und mit kindlichem Ernst zog sie eine eigenwillig gemusterte Strickjacke an und schlüpfte in ein Paar altmodische Sandalen.

»Wieso denn?«, erkundigte sie sich, ohne den kritischen Blick von ihrem Spiegelbild zu wenden. »Ich kann doch alleine hierbleiben.«

»Ausgeschlossen. Das Jugendamt würde mir sofort das Sorgerecht entziehen.«

»Und was ist mit deiner Freundin Teresa? Kann die nicht auf mich aufpassen?« Hartnäckig beschäftigte sich Lea mit der Lösung des Problems.

Marion versuchte, durch ihre dröhnenden Kopfschmerzen hindurch einen klaren Gedanken zu fassen.

»Das will ich ihr nicht zumuten. Sie passt sowieso schon so oft auf dich auf.«

»Aufpassen ist gut. Sie nimmt mich immer mit in ihre Kinderturnstunde und ich darf ihr helfen, auf die Kleinen achtzugeben«, entgegnete Lea kühl.

Marion hatte nicht die Kraft, über solch schwerwiegende Probleme nachzudenken.

»Weißt du was? Warum nimmst du das nicht selbst in die Hand? Frag sie, kümmer dich um eine Lösung. Du kannst das sowieso viel besser als ich. Ich hab solche Kopfschmerzen ….«

Lea trat neben ihre Mutter und blickte mit ernsten dunkelgrauen Augen auf das blasse Gesicht.

»Hast du keine Tabletten mehr?«

»Die helfen nicht.«

»Dann muss Dr. Norden sich was anderes einfallen lassen. Ich geh mal zu ihm und frag ihn«, versprach sie, angelte eine Stofftasche aus einer Küchenschublade und verließ die Wohnung. Marion seufzte erleichtert. Endlich Ruhe.

*

Wie paralysiert starrte Nick auf die Frau, die in dem neuen Sushi-Restaurant in seiner Nähe alleine an einem Tisch saß und die Karte studierte. Sie machte nicht den Eindruck, als warte sie auf einen Begleiter. Und sie war hübsch. Ungewöhnlich hübsch, beinahe aufsehenerregend. Zwei Eigenschaften, die in Nick sofort den Erobererinstinkt weckten. Frauenherzen zu erobern und ebenso schamlos zu brechen war eine seiner liebsten Beschäftigungen. So nahm es kein Wunder, dass er als geübter Charmeur versuchte, sofort die richtige Strategie für diesen Typ Frau herauszufinden.

»Bitte bringen Sie der Dame dort drüben ein Glas Champagner«, forderte er den Ober auf. Wenn er sich einmal entschieden hatte, zögerte Nick niemals lange. Seiner Ansicht nach war das Leben zu kurz, um es durch langes Zaudern zu vergeuden.

Der Kellner tat wie ihm geheißen und verbeugte sich gleich darauf vor der wunderschönen Unternehmerin Kira März.

»Eine Geste des Herrn dort drüben«, murmelte er bescheiden.

Kiras Katzenblick wanderte hinüber zu Nick. Sie sagte ein paar Worte zu dem Ober, die er nicht verstehen konnte. Als sie sich aber mit dem Glas in der Hand erhob und zu Nick herüberkam, begann sein Herz voller Vorfreude schneller zu schlagen.

»Vielen Dank für die nette Geste«, sagte sie mit ungewöhnlich tiefer Stimme und stellte das Glas Champagner vor ihm ab.

»Aber ich trinke tagsüber nie.« Sie bedachte sein Glas Rotwein mit einem spöttischen Blick. »Ganz im Gegensatz zu Ihnen, wie mir scheint.«

Nick unterdrückte ein verlegenes Husten und erhob sich rasch.

»Wenigstens ist es mir gelungen, Ihre Aufmerksamkeit zu erregen«, erklärte er, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. »Wollen Sie sich setzen?«

Kira überlegte kurz und entschloss sich, das Risiko einzugehen.

»Sind Sie immer so forsch?«, fragte sie amüsiert und nahm in aufreizender Pose Platz.

Nick wollte nicht unhöflich sein. Trotzdem musste er einen Blick auf die langen schlanken Beine riskieren, die unter dem engen Minirock zum Vorschein kamen. Atemlos verfolgte er Kiras Hände, die den schimmernden schwarzen Stoff ganz langsam glattstrichen. Es war unverkennbar, dass sie sich der Aufmerksamkeit, die sie damit erregte, wohl bewusst war.

»Sind Sie immer so sexy?«, fragte er schlagfertig zurück.

Kira warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Es war ein tiefes, wohlklingendes Lachen, das ihm einen Schauer über den Rücken und die Gewissheit in seinen Kopf jagte, dass er diese Frau besitzen wollte. Ach was, er musste sie haben. Koste es, was es wolle.

»Gut gekontert«, lobte Kira großmütig, nachdem sie die Bestellung aufgegeben hatte. Sie fasste Nick eingehend ins Auge. »Wie kommt es, dass Sie sich erlauben können, tagsüber Alkohol zu trinken? Für mich wäre das undenkbar. Ich brauche all meine Sinne für meinen Job«, fragte sie, um ein Gespräch in Gang zu bringen.

»Ehrlich?«

»Natürlich.«

»Ich musste mir ein bisschen Mut antrinken. Sonst hätte ich es nie übers Herz gebracht, Sie einfach so auf ein Glas Champagner einzuladen. Das ist normalerweise nicht meine Art. Ich bin kein Filou«, versicherte Nick ernsthaft, nicht willens, so früh schon so pikante Details wie seinen nicht vorhandenen Beruf preiszugeben.

Wider Erwarten lächelte Kira süffisant. Sie beugte sich ein wenig nach vorne, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

»Wir brauchen uns nichts vormachen. Schließlich sind wir keine Teenager mehr«, raunte sie ihm vertraulich zu.

»Ich verstehe nicht ganz.« Das entsprach der Wahrheit. Nie zuvor war Nick einer solchen Frau begegnet. Schon jetzt wusste er, dass Kira etwas ganz Besonderes war. Und offenbar war sie gewillt, aufs Ganze zu gehen.

Kira lachte gurrend und ließ wie zufällig ihre Hand an ihrem schönen schlanken Nacken bis nach vorne ins Dekolleté entlanggleiten.

»Sie sehen so aus, als ob Sie eine Affäre suchen«, sagte sie ihm auf den Kopf zu.

Fragend blickte Nick an sich herab. Natürlich entsprach das der Wahrheit. Aber war das so offensichtlich? Wie kam die schöne Fremde auf diese Idee? Er errötete ebenso leicht wie gewollt.

»Nun ja, ich weiß nicht …«, stammelte er scheinbar so unsicher, dass Kira fast versucht war, ihm seine Verwirrung zu glauben. Doch sie verfolgte ihre Strategie unbeirrt weiter.

»Und ich bin einer Affäre nicht abgeneigt«, ging sie knallhart aufs Ganze.

Nick starrte sie unverhohlen an. Seine Überraschung war echt. Eine Frau, die ihm die Jagd aus der Hand nahm, kam ihm ganz und gar nicht gelegen. Obwohl er Kira März wunderschön und anziehend fand wie kaum eine Frau vor ihr, begehrte er sie plötzlich nicht mehr. Seine romantischen Anwandlungen waren zerplatzt wie eine Seifenblase. Schnell und lautlos. Und das, obwohl Affären genau das waren, was er liebte. Das Spiel mit dem Feuer, die immer neue Leidenschaft. Doch nur nach seinen Spielregeln. Ein neuer Plan musste her.

Nick räusperte sich umständlich und suchte krampfhaft nach einer Ausrede. Das sollte nicht weiter schwierig sein. Lügen war eine seiner Stärken. Und tatsächlich hatte er die Lösung, als gleich darauf zwei Frauen in Begleitung zweier Kinder das Lokal betraten. Normalerweise hätte er Ekel empfunden. So aber sah er die vier kurz und mit einem triumphierenden Leuchten in den Augen an, ehe er seinen Blick bedauernd auf Kira richtete.

»So einfach ist die Sache leider nicht. Wenn ich eine Affäre wollte, würde ich sicher nicht in diesem gehobenen Lokal danach suchen. Hier sucht und findet man das Besondere«, fielen ihm sofort die richtigen Worte ein.

Einen Moment lang war Kira sprachlos. Sie senkte züchtig die Augen.

»Sie machen mich verlegen.«

»Das lag nicht in meiner Absicht«, entschuldigte sich Nick rasch und senkte langsam und wirkungsvoll die lang bewimperten Augen. »Es ist mir eine Ehre, ein solches Angebot von einer Schönheit wie Ihnen zu bekommen. Aber ich bin Ihrer nicht würdig. Nicht in der Situation, in der ich mich befinde.«

Langsam aber sicher war die Neugier der Unternehmerin Kira März geweckt.

»Welche Situation? Wollen Sie mir davon erzählen?« Sie wandte ihm den Oberkörper zu, wie sie es von ihrem persönlichen Erfolgstrainer gelernt hatte. Ihr Ziel war es, besonders vertrauenerweckend und mitfühlend zu wirken. Zufrieden stellte Kira fest, dass sie ihr Ziel nicht verfehlte.

Nick schien einen Moment mit sich zu hadern. Dann gab er sich einen Ruck.