Übermütig in den Frühling - Patricia Vandenberg - E-Book

Übermütig in den Frühling E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Heraus mit der Sprache. Du bist doch nicht gekommen, um mit mir über deine Arbeit als Rechtsanwältin zu plaudern.« Felicitas Norden nippte an ihrem Sektglas. Dabei ließ sie ihre Freundin Caroline Schwarz nicht aus den Augen. Eine flammende Röte schoss in Carolines Wangen. Entgegen ihrer Art kicherte sie verlegen. Ihre Augen strahlten wie zwei dunkelblaue Sterne. Es war ein offenes Geheimnis: Caroline Schwarz war verliebt. In diesem Moment kam die ältes­te Tochter des Hauses, Anneka Norden, zur Tür herein. Sie hatte die letzten Wortfetzen aufgeschnappt. »Du willst uns was erzählen?«, hakte sie neugierig nach, nachdem sie die langjährige vielgeliebte Freundin ihrer Mutter herzlich begrüßt hatte. Ein prüfender Blick genügte. Auch Anneka wusste sofort Bescheid. »Ich sehe es dir an! Du hast Frühlingsgefühle! Wie heißt denn der Glückliche?« Erwartungsvoll ließ sie sich neben ihrer Mutter aufs Sofa fallen. Fee schickte ihrer Tochter einen tadelnden Blick. »Sei nicht so neugierig!«

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Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane – 30 –

Übermütig in den Frühling

Unveröffentlichter Roman

Patricia Vandenberg

»Heraus mit der Sprache. Du bist doch nicht gekommen, um mit mir über deine Arbeit als Rechtsanwältin zu plaudern.« Felicitas Norden nippte an ihrem Sektglas. Dabei ließ sie ihre Freundin Caroline Schwarz nicht aus den Augen.

Eine flammende Röte schoss in Carolines Wangen. Entgegen ihrer Art kicherte sie verlegen. Ihre Augen strahlten wie zwei dunkelblaue Sterne. Es war ein offenes Geheimnis: Caroline Schwarz war verliebt.

In diesem Moment kam die ältes­te Tochter des Hauses, Anneka Norden, zur Tür herein. Sie hatte die letzten Wortfetzen aufgeschnappt.

»Du willst uns was erzählen?«, hakte sie neugierig nach, nachdem sie die langjährige vielgeliebte Freundin ihrer Mutter herzlich begrüßt hatte. Ein prüfender Blick genügte. Auch Anneka wusste sofort Bescheid.

»Ich sehe es dir an! Du hast Frühlingsgefühle! Wie heißt denn der Glückliche?« Erwartungsvoll ließ sie sich neben ihrer Mutter aufs Sofa fallen.

Fee schickte ihrer Tochter einen tadelnden Blick.

»Sei nicht so neugierig!«

Caroline lachte und winkte ab.

»Schon gut. Ich bin ja froh, jemanden zu haben, bei dem ich schwärmen kann, so viel ich will. Meine Kollegen würden in Ohnmacht fallen, wenn sie wüssten, dass auch ein offensichtlicher Eis-klotz wie ich Gefühle haben kann«, erwiderte sie mit einem Anflug von Selbstironie.

Caroline war eine Karrierefrau wie sie im Buche stand. Kaum ein Mann wagte es, sich mit ihrer Brillanz zu messen.

»Es ist schon eine Zeit lang her, dass du in männlicher Begleitung gesehen wurdest.« Nur dunkel erinnerte sich Felicitas an Carolines letzte Beziehung, die bereits einige Jahre zurücklag.

»Vier Jahre, um genau zu sein. An Bernd erinnere ich mich nicht gerne. Er war kein Glanzstück in meiner Beziehungskarriere.« Verlegen spielte Caro mit dem schmalen Goldreif an ihrem Finger. »Dabei hätte ich mir von Herzen so eine Partnerschaft gewünscht wie Daniel und du eine habt. Und viele süße Kinder.« Sie sah Anneka an und zwinkerte. »Vielleicht nicht gerade fünf. Aber drei hätten mir schon gefallen.«

»Ein Mann, mit dem du glücklich sein kannst, würde fürs Erste schon genügen«, tat Fee ihre Hoffnung kund.

Caroline drückte die Hand der Freundin und unterdrückte ein
übermütiges Lachen.

»Ich hab’ das unbestimmte Gefühl, dass es diesmal Mr. Right ist«, verriet sie.

»Wie heißt er denn jetzt?«, wiederholte Anneka ihre Frage. »Wie heißt es doch so schön: nomen est omen.«

Falls es möglich war, wurde die Röte auf Carolines Wangen noch tiefer.

»Alexander Maier.«

»Och.« Anneka war enttäuscht. »Das klingt ja nicht gerade spannend.«

Caroline lachte leise.

»Ich weiß. Dafür ist er selbst es umso mehr.« Ihr Blick wanderte an Anneka vorbei in die Ferne. »Ich habe noch nie so einen Mann getroffen. Nicht nur, dass er fantas­tisch aussieht. Er ist auch intelligent und gut erzogen. Unglaublich charismatisch. Und zu allem Überfluss ein Ausbund an Charme und Aufmerksamkeit.«

Selbst Felicitas, die ihren Traummann schon vor Jahren gefunden hatte, stieß einen leisen Ruf der Bewunderung aus.

»Da scheinen ja sämtliche Superlative in einer einzigen Person vereint zu sein. Man könnte glatt neidisch werden.«

Caroline lachte herzlich.

»Du und neidisch? Das ist ein echter Witz. Immerhin hat sich dein Daniel schon tausendfach bewährt. Was ich von Alexander noch nicht behaupten kann. Er hat eine Menge Probleme, die er lösen muss.«

»Wer hat die nicht? Immerhin hat er ein Leben vor dir gehabt. Hauptsache ist doch, dass die Voraussetzungen nicht schlecht zu sein scheinen«, wollte Fee ihrer Freundin, die bisher nicht viel Glück mit Männern gehabt hatte, Mut zusprechen.

»Wie sieht er denn aus? Hast du ein Foto?«, erkundigte sich Anneka interessiert. Sie kam langsam aber sicher in ein Alter, in dem der Vater nicht länger der Traumprinz war sondern auch andere Alternativen in Betracht gezogen wurden.

Caroline freute sich sichtlich über so viel Interesse. Sie kramte in ihrer Handtasche und förderte wenig später ein Foto zutage.

»Es ist ein bisschen zerknittert. Er hatte kein anderes. Aber ich finde, es ist besser als nichts.« Sie reichte es Anneka.

Die musterte das kantige Gesicht mit Kennermiene. Ihr Blick glitt über die scharf konturierten Züge, die länglichen grauen Augen, die dichten schwarzen Augenbrauen über der markanten Hakennase und dem festen Kinn.

»Er wirkt ein bisschen unheimlich.« Zögernd reichte Anneka das Bild weiter an ihre Mutter.

»Das fand ich zuerst auch. Aber er ist wirklich unglaublich nett«, versicherte die Rechtsanwältin schnell.

»Er hat eine sehr freundliche Stimme. Und seine Art ist über jeden Zweifel erhaben.«

Felicitas sagte nichts, als sie ihrer Freundin das Bild zurückgab. Sie teilte die Ansicht ihrer Tochter. Mehr gab es dazu nicht zu sagen, zumal sie sich kein vorschnelles Urteil erlauben wollte.

»Wie habt ihr euch kennengelernt?«, erkundigte sie sich und schenkte die Gläser wieder voll.

»Er ist einer meiner Mandanten«, gestand Caroline zögernd und hob abwehrend die Hände. »Keine Sorge, alles rein beruflicher Natur. Er hatte eine rein rechtliche Frage«, schützte sie ihn sofort gegen jedweden Verdacht.

Felicitas lachte verwundert auf.

»Ich gehe nicht davon aus, dass du dich mit einem Schwerverbrecher einlassen würdest.«

»Ganz bestimmt nicht.« Um sich Mut zu machen, nahm Caro­line einen großen Schluck Sekt. »Ich glaube, wenn er mich fragen würde, würde ich ihn vom Fleck weg heiraten. Leider ist das nicht möglich. Noch nicht.

»Warum?«, fragten Mutter und Tochter wie aus einem Munde.

Caroline wand sich vor Verlegenheit.

»Na ja, er ist noch verheiratet. Sie sind getrennt, und seine Frau macht ihm im Augenblick das Leben zur Hölle.«

»So was soll vorkommen.«

»Egal«, winkte Caroline unbekümmert ab. »Davon werde ich mich nicht ins Bockshorn jagen lassen.«

»Dann hat es dich wirklich er­wischt.« Felicitas Norden kannte ihre Freundin lange genug um zu wissen, dass Caroline eine moderne aufgeschlossene Frau war, für die der Hafen der Ehe in der Vergangenheit eher altmodisches Überbleibsel denn moderne Notwendigkeit gewesen war. »Ich hoffe wirklich, dass es diesmal der Richtige ist.«

»Darauf trinken wir.« Strahlend hob Caroline ihr Glas und stieß mit Felicitas an. Auch Anneka bekam einen kleinen Schluck ab. Mit Spannung sah sie der weiteren Entwicklung entgegen, die sie mit Sicherheit hautnah miterleben durfte.

Die Kosmetiktasche war aus billigem Kunststoff gefertigt und schillerte in allen Farben des Regenbogens. Nicole wusste nicht, warum sie sich ausgerechnet für dieses Stück entschieden hatten. Ihr Körper befand sich in atemberaubendem Aufruhr. Ihr Blut rauschte und prickelte. Aber ihre Hände zitterten nicht. Ohne sich umzusehen, griff sie nach dem Täschchen und ließ es mit einer sicheren Bewegung in ihre Handtasche gleiten. Einen Moment lang verharrte Nicole regungslos vor dem Regal. Ihr aufgeregt schlagendes Herz sollte sich beruhigen. Schließlich schlenderte sie weiter, an Regalen und Ständern vorbei. Dabei glitten ihre Hände wie unauffällig über silberne Haarspangen und Klemmen. Leise Musik tönte durch das belebte Kaufhaus. Es fiel ihr auf.

»Als Ansporn, etwas zu kaufen«, gluckste Nicole leise. Beinahe gleichzeitig dachte sie darüber nach, wem sie die Haarspange schenken konnte, die sie nebenbei in ihre Hosentasche geschoben hatte. Ihr selbst reichte das blonde Haar kaum bis auf die Schultern. »Ich sollte zur Abwechslung mal etwas mitnehmen, was ich selbst brauchen kann«, führte sie ihr leises Selbstgespräch fort. Sie war inzwischen an einer Theke mit Süßigkeiten angelangt, die man selbst in Tüten abfüllen und abwiegen musste. Das Wasser lief Nicole im Mund zusammen. Wie ferngesteuert streckte sie die Hand aus und angelte ein Praliné aus einem der durchsichtigen Kästen, und steckte es in den Mund. Die süße Schokolade zerging auf ihrer Zunge. Ein tiefes Gefühl des Glücks erfüllte sie.

»So, meine junge Dame, ich glaube, wir unterhalten uns jetzt mal.«

Aus dem Nichts hatte sich plötzlich eine Hand schwer auf ihre Schulter gelegt. Nicole hatte das Gefühl, als würde sie in einer Achterbahn nach unten sausen. Ganz langsam drehte sie sich um und 
betrachtete den unscheinbaren Mann. Einzig seine klobige Nase stach aus dem langweiligen Gesicht hervor. Wie eine Pappnase!, dachte Nicole bei sich. Ein albernes Kichern stieg ihr in die Kehle.

»Bitte kommen Sie mit.« Sein strenger Tonfall ließ das Lachen sterben. »Warum tun Sie das? Eine hübsche Frau wie Sie? Sie haben das doch gar nicht nötig.« Seine Frage riss Nicole aus ihren Gedanken. Noch immer lag seine Hand mit eisernem Griff auf ihrer Schulter. Er schob sie vor sich durch den Verkaufsraum. Kein Mensch bemerkte die diskrete Festnahme.

»Ich weiß es nicht.« Nicole zuckte mit den Schultern. »Da ist eine Stimme in meinem Kopf, die mir sagt, dass ich es tun muss. Sachen mitnehmen, die mir nicht gehören«, gestand sie auffallend offen.

Der Griff des Kaufhausdetektives lockerte sich ein wenig. Er lachte leise.

»Wenigstens sind Sie ehrlich.«

Ein dicker Mann blockierte den Weg. Der Detektiv machte einen Schritt nach rechts, um auszuweichen und wollte Nicole in dieselbe Richtung dirigieren. Blitzschnell erkannte sie ihre Chance. Sie riss sich los und drehte sich um. Schmal und schlank wie sie war, bahnte sie sich wieselflink einen Weg durch die Menschenmenge. Das letzte, was sie von dem Kaufhausdetektiv hörte, war sein überraschtes Keuchen. Dann war sie an der Tür angelangt und stürzte durch die Warmluftschranke, die selbst jetzt, im jungen Frühling und bei angenehmen Temperaturen, in Betrieb war, hinaus in die Fußgängerzone.

Hier zögerte Nicole nicht lange. Sie wandte sich spontan nach links und lief weiter. Vor ihr tauchte ein Paar auf. Der Mann war großgewachsen, mit dunklem kurzen Haar. Die Frau, die neben ihm ging und ihm die Hand jetzt federleicht um die Hüfte legte, sich zu ihm beugte und lachte, hatte außergewöhnlich helles halblanges Haar. In Sekundenschnelle registrierte Nicole sämtliche Details, als streiften sie in Zeitlupe an ihr vorbei. Mit Röntgenblick suchten ihre Augen einen Weg an dem Paar vorbei. Völlig unerwartet blieb die blonde Frau in diesem Augenblick stehen und bückte sich. Nicoles Herzschlag setzte aus vor Schreck. Doch es war zu spät, um auszuweichen.

»Tilda auch Eis haben will!« Das etwa zweijährige Mädchen stand auf dem Spielplatz und hypnotisierte einen Jungen, der genüsslich an einem Eis leckte. Mathildas dicke Kinderbacken waren gerötet und ihre Augen blitzten. Sie drehte sich zu ihrer Mutter um.

Mit einer ganzen Tüte Sandspielzeug bewaffnet stand Luise Maier neben der Bank des Spielplatzes, wo sie sich mit ihrer Freundin Jeanette verabredet hatte. Jeanette war noch nicht da.

»Wir sind doch eben erst gekommen«, versuchte sie ihre kleine Tochter zu beschwichtigen und stellte die Tüte mit den Spielsachen ab. Sie begann, in ihrer überdimensionalen Handtasche zu kramen. »Schau mal, was hältst du von einer Fruchtschnitte? Oder hier ist ein Apfel. Und Saft habe ich auch dabei.«

Mathilda starrte ihre Mutter empört an.

»Tilda will deine Fuchdschnidde. Will Eis.« Dabei stampfte sie energisch mit dem Beinchen auf.

Luise unterdrückte den ungeduldigen Zorn, der augenblicklich in ihr brodelte wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch.

»Ich hab’ aber jetzt kein Eis. Bis zur Eisdiele brauchen wir bestimmt nochmal zwanzig Minuten. Wir sind zu Fuß hier.«

»Tilda will aba Eis!« Langsam aber sicher wuchs sich Mathildas Stimme zu einem schrillen Crescendo aus.

Andere Mütter, die in ein Gespräch vertieft gewesen waren, drehten sich zu Luise um, unverhohlene Schadenfreude im Gesicht.

Es kostete Luise alle Mühe, nicht zu explodieren. Sie holte tief Luft und zauberte aus der Tasche einen Schokoriegel hervor, um ihre störrische Tochter zu bestechen.

»Was hältst du davon?«

Plötzlich veränderte sich Mathildas Gesichtsausdruck. Auf wa­ckeligen Beinen lief sie an Luise vorbei, die sich verwundert umdrehte.

»Schanett Tila Eis bracht!«, jubelte sie und umtanzte die Freundin ihrer Mutter mit kleinen Tippelschritten. Sie hatte die Arme ausgestreckt und versuchte, das Paket zu sich herunterzuziehen.

Luise lachte erleichtert auf.

»Kannst du Gedanken lesen?« Freudig begrüßte sie ihre Freundin Jeanette, die das große Paket in die Höhe hielt, um es vor Mathilda zu schützen. Es war in buntes Papier gepackt und stammte zweifellos aus der Eisdiele des Stadtteils.

Die schlanke, gut gekleidete Frau lächelte zufrieden. Sie warf ihr dunkelbraunes Haar in den Nacken und reichte Luise das Paket.

»Na hör mal. Den ersten warmen sonnigen Tag des Jahres muss man doch feiern, nicht wahr?«

Die beiden Frauen hatten sich in der Klinik kennengelernt, in der sie ihre Kinder entbunden hatten. Seither verband sie eine enge Freundschaft. Mit der süßen Last in Händen sah Luise ihrer Freundin nach, wie sie ging, um ihren Sohn Jamie aus dem Autositz zu befreien. Wie so oft in letzter Zeit fühlte sie sich beim Anblick der stets gepflegten, tadellos im neues­ten Schick gekleideten Jeanette wie Aschenputtel höchstpersönlich.

»Toll, dass du gekommen bist. Ich weiß nicht, wie ich den Tag ohne dich und Jamie überstanden hätte«, gestand Luise, als die Kinder ihr Eis schleckten. Jeanette zauberte zwei Dosen eisgekühlten Prosecco mitsamt zwei Gläsern aus einer kleinen Kühlbox.

»Du denkst aber auch an alles.«

»Wenn die Kinder schon ihren Spaß haben, müssen wir uns auch was gönnen.« Zufrieden mit sich und der Welt schenkte Jeanette ein und reichte Luise das Glas. »Auf dein Wohl.« Sie maß die Freundin mit kritischem Blick. »Du siehst so aus, als könntest du es brauchen.«

Luise trank einen Schluck, verfolgt von den nun neidischen Blicken der anderen Frauen. Sie saßen ein wenig abseits. Jeanettes Röntgenblick ruhte auf Luise. Die drehte verlegen das Glas in ihren Händen.

»Ich weiß, ich sehe schrecklich aus.«

Jeanette machte eine bedauernde Geste.

»Ich wäre nicht deine Freundin, wenn ich was anderes behaupten würde.«

»Pickel vom Stress, Speck vom Kummer.« Traurig fasste sich Luise an die Hüfte, wo sich ein unerfreulicher Speckring über den Bund ihrer Jeans wölbte.

»Dachte ich mir fast. Bisher wollte ich ja nichts sagen. Aber ich fürchte, jetzt komme ich nicht mehr drum herum.« Jeanettes Blick wurde weich, als sie Luise tröstend über das strohige Haar strich.

»Was ist los?«

Die zärtliche Geste, gepaart mit der uneingeschränkten Aufmerksamkeit, waren zu viel für Luise.