Wer zweifelt schon  an einem Helden? - Patricia Vandenberg - E-Book

Wer zweifelt schon an einem Helden? E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Ein Viertel Bordeaux, bitte.« Als wäre es das Natürlichste der Welt, gab der Anwalt Marlon Falk beim Mittagessen seine Getränkebestellung auf. Dr. Daniel Norden warf seinem Freund einen verwunderten Blick zu. Aus der anfänglichen Arzt-Patienten-Beziehung hatte sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt, und beide genossen die Gesellschaft des anderen. Seither trafen sich die beiden Männer, die unterschiedlicher nicht sein konnten, hin und wieder zum Mittagessen. Für gewöhnlich orderte der Anwalt stilles Wasser, manchmal Saft, aber auf keinen Fall Alkohol. Nicht am helllichten Tag. »Du überrascht mich!«, stellte der Arzt fest, nachdem er das obligatorische Mineralwasser bestellt hatte. Marlon lächelte. Um seine intensiv blauen Augen kräuselten sich sympathische Falten. Seine Zähne waren weiß und kräftig. »Hast du nie Sehnsucht danach, aus den immer gleichen Gewohnheiten auszubrechen?«, wusste er sofort, worauf der Dr. Norden anspielte. »Doch.« »Und? Was tust du dagegen?« Nun lächelte Daniel auch.

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Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane – 33 –

Wer zweifelt schon an einem Helden?

Unveröffentlichter Roman

Patricia Vandenberg

»Ein Viertel Bordeaux, bitte.«

Als wäre es das Natürlichste der Welt, gab der Anwalt Marlon Falk beim Mittagessen seine Getränkebestellung auf.

Dr. Daniel Norden warf seinem Freund einen verwunderten Blick zu. Aus der anfänglichen Arzt-Patienten-Beziehung hatte sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt, und beide genossen die Gesellschaft des anderen. Seither trafen sich die beiden Männer, die unterschiedlicher nicht sein konnten, hin und wieder zum Mittagessen. Für gewöhnlich orderte der Anwalt stilles Wasser, manchmal Saft, aber auf keinen Fall Alkohol. Nicht am helllichten Tag.

»Du überrascht mich!«, stellte der Arzt fest, nachdem er das obligatorische Mineralwasser bestellt hatte.

Marlon lächelte. Um seine intensiv blauen Augen kräuselten sich sympathische Falten. Seine Zähne waren weiß und kräftig.

»Hast du nie Sehnsucht danach, aus den immer gleichen Gewohnheiten auszubrechen?«, wusste er sofort, worauf der Dr. Norden anspielte.

»Doch.«

»Und? Was tust du dagegen?«

Nun lächelte Daniel auch.

»Dasselbe wie du vermutlich. Ich mache etwas anders. Nur um irgendwann festzustellen, dass ich innerhalb kürzester Zeit wieder zu meinen alten Gewohnheiten zu-rückkehre.«

»Klingt so, als wäre dein Leben in schönster Ordnung.« Die beiden Männer hatten die Bestellung aufgegeben. Marlon hob sein Glas. »Darauf trinken wir.«

»Vielen Dank. Das ist es auch. Ich habe eine wunderschöne kluge Frau, fünf großartige gesunde Kinder, ein Haus und einen Beruf, den ich liebe. Was kann sich ein Mann noch mehr wünschen?«, fragte Daniel Norden ernsthaft. Zu spät erinnerte er sich an Marlons Sohn, den er vor vielen Jahren, in einer Zeit vor ihrer Bekanntschaft, durch einen tragischen Unfall verloren hatte. Schon lag ihm eine Entschuldigung auf den Lippen. Aber Mar-
lon wirkte nicht die Spur betroffen und schien mit den Gedanken woanders zu sein. Er betrachtete seinen Freund eine Weile nachdenklich.

»Erklär mir die Liebe! Die zum Leben im Allgemeinen und zu einer Frau im Besonderen«, verlangte er plötzlich.

Irritiert beugte sich Daniel nach vorn.

»Das weißt du nicht? Aber du hattest doch einmal eine Familie. Und du wolltest wieder heiraten.«

Marlon zuckte mit den Schultern.

»Ich wollte vieles, habe einiges erreicht und vieles wieder verloren. Trotzdem glaube ich, mich nicht beklagen zu können. Meine Karriere läuft glänzend. Ich hatte eine Verlobte, um die mich viele beneideten, ein schönes Zuhause. Aber was ich auch tue, ich komme immer wieder zu dem einen Punkt.« Wieder hob er sein Glas und nahm einen tiefen Schluck. Er heftete seine Blicke fest auf Daniel. »Mir fehlt die Leidenschaft, die tiefen Gefühle. Bei allem, was ich tue.«

Daniel zögerte. Sollte er an alte Wunden rühren?

»Hängt das mit dem Tod von Nicholas zusammen?«, entschied er sich für Offenheit, die eine der Grundlagen ihrer Freundschaft war.

Offenbar hatte Marlon mit dieser Frage gerechnet. Er zuckte gelassen mit den Schultern.

»Ich kann mich nicht daran erinnern, wie meine Gefühlslage damals war. Jetzt ist sie jedenfalls der Grund dafür, warum ich die Hochzeit mit Lydia abgesagt habe. Es wäre nicht fair gewesen, sie zu heiraten.«

Daniel seufzte, als er sich an Marlons Anruf vor ein paar Wochen erinnerte.

»Selbst Felicitas war schockiert. Ihr ward für uns ein echtes Traumpaar.«

Der Kellner servierte Lachs-Carpaccio, Salat und Weißbrot.

»Lydia hat das wohl ähnlich gesehen. Sie war am Boden zerstört und vermutete sofort eine andere Frau. Das zeigt mir, dass sie mich nie verstanden hat.«

»Vielleicht wolltest du auch nicht verstanden werden«, gab Daniel zwischen zwei Bissen zu bedenken. »Nicht von ihr.«

Marlon lachte leise.

»Schon möglich. Mit dem Kauf der alten Villa am See habe ich jetzt dafür gesorgt, dass mich auch der letzte Rest meiner Familie und Bekannten für völlig verrückt hält.«

Interessiert horchte Daniel auf.

»Welche alte Villa?«

»Ach, du hast es noch nicht gehört? Ich habe es inzwischen so vielen Leuten erzählt, dass ich gar nicht mehr weiß, wen ich informiert habe und wen nicht.«

»Das kenne ich.« Daniel lächelte, als er an seine vielköpfige Familie dachte. »Bei Fee oder mir gehen auch ständig Beschwerden ein, wir hätten jemanden bei der Weitergabe wichtiger Informationen übergangen. Wir überlegen schon, ob eine große Tafel, auf die wir unsere Termine der Allgemeinheit mitteilen, Abhilfe schaffen könnte.«

Marlon lächelte, teils amüsiert, teils wehmütig.

»Manchmal träume ich schon von einer Familie, wie du sie hast.«

Er seufzte. Plötzlich wurde seine Miene wieder undurchschaubar. Er strich sich über das ordentlich gescheitelte Haar. »Aber nein. Die Zeit dafür ist vorbei. Es sollte nicht sein. Nun beginnt eine neue Ära.«

»Du sprichst in Rätseln.« Tat-sächlich konnte Daniel seinem Freund nicht folgen.

»Deshalb habe ich um dieses Treffen gebeten.« Erstaunt stellte Marlon fest, dass seine Hände vor Nervosität feucht wurden. Im Laufe der Zeit hatte sich Dr. Daniel Norden zu einem wichtigen Ratgeber entwickelt. Er hielt große Stücke auf die Meinung des Arztes. »Wein am Mittag ist nur ein kleiner Teil der großen Veränderungen in meinem Leben. Vor dir sitzt ein Mann, der seinen Beruf aufgegeben hat und im Begriff ist, einen Neuanfang in der alten Villa am See zu wagen.«

Klirrend fiel eine Gabel auf den Rand des Tellers. Rasch hob Daniel Norden sie wieder auf. Diese Nachricht brachte ihn doch einigermaßen aus der Fassung.

»Und was ist mit deinem finanziellen Auskommen? Von was willst du leben?«, galt seine erste Frage den praktischen Dingen.

Das schien der kleinste Anlass zur Sorge für Marlon Falk zu sein. Er winkte lässig ab.

»Ich habe meine Anteile an der Kanzlei gut verkauft. Darüber hinaus habe ich in den vergangenen Jahren für die Zukunft vorgesorgt und mir ein angenehmes Polster geschaffen. Auf dem lässt es sich für den Rest meines Lebens gut ruhen«, erklärte er zufrieden.

»Klingt vielversprechend«, muss­te Daniel unumwunden zugeben. »Trotzdem frage ich mich, was du mit der vielen Zeit anfangen willst, die du dann haben wirst. So ganz ohne Aufgabe.«

Marlon lachte.

»Keine Sorge. Langweilig wird mir schon nicht werden. Die Villa ist der ideale Spielplatz für mich. Meine Hände schreien förmlich nach praktischer Arbeit. Und dann ist ja da noch der See. Wenn ich genug habe von meditativer Handarbeit gehe ich segeln. Mein Boot liegt schon in dem kleinen Hafen vor Anker und wartet auf mich.«

»Du hast wirklich an alles gedacht.« Dr. Norden nickte anerkennend.

Trotz des Lobs seines Freundes zog eine sorgenvolle Wolke über Marlons erstaunlich entspanntes Gesicht. Der Appetit schien ihm vergangen zu sein, und er schob die wenigen Reste seiner Mahlzeit lustlos auf dem Teller hin und her.

»Ich hoffe zumindest, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Dass ich dort in der Einsamkeit das finde, wonach ich so lange schon suche. Dass ich endlich erfahre, was es heißt, glücklich zu sein.« Seine Stimme war rau, als er diesen innigen Wunsch äußerte.

Daniel war versucht, dem Anwalt die Hand auf den Arm zu legen, um ihm Mut zuzusprechen. Ohne lange nachzudenken, kam er diesem Gefühl nach.

»Du wirst deinen Weg finden. Und wenn du einen Freund brauchst, weißt du, wo du ihn finden kannst.«

Das waren genau die Worte, die Marlon Falk gebraucht hatte. Ge-rührt drückte er Daniels Hand.

»Ich hoffe, dass ihr alle zusammen einmal den Weg in meine Wildnis findet.«

»Wann immer du Gesellschaft haben möchtest«, versprach Daniel und machte dem Ober ein Zeichen. Jetzt hatte er auch das Gefühl, mit alten Gewohnheiten brechen zu müssen und bestellte ein Glas leichten Weißwein, um mit seinem Freund Marlon Falk auf die ungewisse Zukunft anzustoßen. Er hoffte inständig, sie möge glücklich sein. Glücklicher als die dunklen Erlebnisse, die hinter ihm lagen.

Marlon Falks Aufbruch in ein neues Leben war alles andere als vielversprechend. Unheil verkündend türmten sich dunkle Wolken am Himmel, der alle verfügbaren Schleusen geöffnet zu haben schien. Marlon starrte angestrengt durch die Windschutzscheibe. Obwohl die Scheibenwischer auf Hochtouren liefen, wurden sie der Wassermassen kaum Herr. Die Worte seines Vaters klangen ihm in den Ohren.

»Das wirst du noch bereuen«, hatte der alte Herr ihm wenig ermutigend mit auf den Weg gegeben.

Als Marlon den Wagen ein Stück von der alten Villa entfernt parkte und sich durch den von Brombeerranken und allerlei Unkraut überwucherten Garten kämpfte, erinnerte er sich dieser Worte. Beim Anblick des Hauses, das im trüben Licht eher einer Ruine denn einer bewohnbaren, wenn auch renovierungsbedürftigen Unterkunft glich, kamen ihm tatsächlich erste Zweifel an seiner Entscheidung. War die Villa bei der ersten Besichtigung vor einigen Monaten schon in diesem schlechten Zustand gewesen? Aber er war nicht hierher gekommen, um sich entmutigen zu lassen.

»Willkommen zuhause«, begrüßte er sich selbst, während er die glitschigen ausgetretenen Stufen hinaufstieg, vorbei an den Säulen, die die Haustür zu beiden Seiten flankierten. »Öl, ich werde viel Öl brauchen«, stellte er fest, als sie sich quietschend in den Angeln bewegte und nur sehr zögerlich öffnete.

Marlon trat ein und sah sich um. Die Halle war genau so, wie er sie in Erinnerung hatte. Bewundernd glitt sein Blick über die verschlungenen Muster im Steinboden und hinüber zur dunklen Holztreppe, die zu beiden Seiten des Erdgeschosses nach oben führte. Hier und da fehlte eine der gedrechselten Sprossen. Das Holz benötigte dringend einen neuen Anstrich. »Und das ist nur der Anfang«, murmelte Marlon versonnen. Er bemerkte nicht, wie eine klein gewachsene Gestalt zunächst durch den Spalt der offenen Haustür spähte und nach kurzem Zögern hineinschlüpfte. »Ich sollte gehen und meine Sachen holen.«

»Führen Sie immer Selbstgespräche?«

Zu Tode erschrocken fuhr Marlon herum und starrte die zierliche Frau an, die ihn mit makellosen weißen Zähnen anlächelte. Ihr dunkles, für ihr Alter ungewöhnlich langes lockiges Haar war von feinen Silberfäden durchsetzt. Die Zeit hatte deutliche Linien in ihrem Gesicht hinterlassen. Trotzdem war sie schön. Diesen Eindruck konnte auch der gelbe Regenmantel, dessen Kapuze sie zurückgeschlagen hatte, die alte Hose und die Gummistiefel nicht stören. Marlon ließ die Luft durch die Zähne pfeifen. Seine zu Fäusten geballten Hände öffneten sich.

»Ach, Sie sind es, Frau Jacob.«

Die Nachbarin lachte aufreizend. Bei einer von Marlons Besichtigungen hatten sie sich einander vorgestellt. Das war vor Monaten gewesen. Trotzdem hatte sie ihn sofort wiedererkannt.

»Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe. Sie waren so konzentriert, dass Sie mich nicht gehört haben.« Sie zwinkerte ihm lustig zu. »Dabei kam ich mit bes­ten Absichten. Ich wollte Sie willkommen heißen.«

Erst jetzt bemerkte Marlon den Korb, den Rebecca Jacob in der Hand hielt. Der Kopf einer Weinflasche lugte unter einem Geschirrtuch hervor. Ein vielversprechender Anblick, wie er fand.

»Das ist sehr freundlich von Ihnen. Leider kann ich Ihnen keinen Stuhl anbieten. Ich habe nämlich keinen.«

»Oh, kein Problem. Hinten auf der überdachten Veranda steht eine Bank. Dort können wir ein biss­chen plaudern, wenn Sie möchten. Kalt ist es ja glücklicherweise nicht.«

»Einverstanden.« Marlon hätte es nie laut gesagt, aber er war froh über den überraschenden Besuch. Einen Moment lang war ihm das Haus bedrohlich und riesig erschienen. Viel zu groß für einen alleinstehenden Mann.

Nach einigem Herumirren fand er schließlich die Tür zur Veranda und ließ Rebecca den Vortritt.

»Bald kennen Sie das Haus in- und auswendig«, versprach sie trös­tend.

»Dabei habe ich mich eben gefragt, was ein einsamer Mann wie ich mit so einer großen Villa macht. Ich muss verrückt sein.« Er setzte sich neben sie auf die schmiedeeiserne Bank. Die Sitzfläche aus Holz war verwittert. Auch sie würde einen neuen Anstrich brauchen.

Rebecca stellte den Korb auf den Boden, entkorkte die Flasche und schenkte die beiden mitgebrachten Gläser voll. Eines reichte sie Marlon, mit dem anderen stieß sie mit ihm an. Dabei musterte sie ihn aus unergründlichen grünen Augen.

»Unser Innerstes kennt die Zukunft meist besser als wir ahnen«, antwortete sie geheimnisvoll, nachdem sie einen tiefen Schluck Holunderwein genommen hatte.

Marlon kroch eine Gänsehaut über den Rücken.

»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte er unbehaglich.

»Das wird die Zeit zeigen.« Rebecca lächelte unverwandt und reichte ihm ein Stück Kuchen. »Ein gut aussehender Mann wie Sie bleibt nicht lange alleine.«

Langsam entspannte sich Marlon wieder. Es musste am Stress der vergangenen Tage liegen, dass er so nervös war.

»Ich suche keine Frau. Obwohl ich das Kompliment durchaus zurückgeben kann«, wollte er seine Unfreundlichkeit wieder gut machen.

Rebecca lachte gut gelaunt.

»Wie schmeichelhaft, Herr Falk. Das hat schon lange kein Mann mehr zu mir gesagt.« Sie blinzelte aufreizend. Nachdem er von dem Kuchen gekostet hatte, beschloss Marlon, den kleinen Flirt mitzuspielen.

»Wenn Sie so gut kochen wie backen können, mache ich Ihnen auf der Stelle einen Heiratsantrag.« Genüsslich verdrehte er die Augen.

»So einfach ist das nicht. Was haben Sie denn zu bieten?« Auch Rebecca genoss das federleichte Spiel wie die ersten Sonnenstrahlen im Frühling. Dabei lächelte sie so keck, dass Marlon ihr fortgeschrittenes Alter beinahe vergaß.

»Ich bin zweiundvierzig Jahre alt, finanziell abgesichert. Mein Hausarzt heißt Dr. Norden. Bei ihm können Sie sich jederzeit über meinen einwandfreien Gesundheitszustand erkundigen. Ich rauche nicht und trinke nur selbstgemachten Holunderwein.« Zur Bestätigung nippte er an seinem Glas. »Wenn Sie mich heiraten, werde ich Sie auf Händen tragen.«

Rebecca kicherte und schüttelte den Kopf.

»Nein, nein, ich müsste eine Närrin sein, mich in einen so viele Jahre jüngeren Mann zu verlieben. Da hätte ich keine ruhige Minute mehr. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht.«

»Denken Sie doch wenigstens darüber nach? Eine so glasklare Abfuhr verkrafte ich nicht so ohne Weiteres.« Marlon mimte den Gekränkten perfekt. Die ältere Dame wollte sich nicht erweichen lassen. »Aber Freunde können wir doch wenigstens sein!«, setzte er das Spiel vergnügt fort.