Souvenir aus dem Urlaub - Patricia Vandenberg - E-Book

Souvenir aus dem Urlaub E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen. »Das ist einfach unglaublich. Ich hab niemals Schöneres gesehen«, flüsterte Tatjana Brams ergriffen, während die Herde Gnus in einiger Entfernung gemächlich an den Jeeps vorbei in Richtung Fluß zog. Und auch ihrem Mann Bertold, der für gewöhnlich nicht so leicht zu beeindrucken war, schlug das Herz bis zum Hals, und sein Atem stockte. »Normalerweise kennt man solche Szenen nur aus dem Fernsehen. Kaum zu glauben, daß das hier alles echt ist«, antwortete er mit gedämpfter Stimme, um die große Herde, die sich jetzt am Flußufer versammelt hatte, nicht unnötig zu stören. »Ich gebe ja zu, daß ich diese Idee, auf Safari zu gehen, für verrückt gehalten habe. Eine deiner üblichen Spinnereien. Aber jetzt bin ich wirklich begeistert.« Tatjana stand aufrecht neben Bertold in dem offenen Jeep und konnte sich gar nicht satt sehen an der fremden, unwirklichen Szenerie. »Es ist tatsächlich wie im Film.« Als sich der Wagen schließlich wieder in Bewegung setzte, hatte die Herde den Fluß bereits überquert und wanderte gemächlich davon. Es war inzwischen Nachmittag, die Sonne näherte sich dem Horizont und färbte sich orange, und zahlreiche exotische Geräusche erfüllten die warme Luft, als die Expedition zurückkehrte zur Lodge, wo bereits ein köstliches Abendessen auf die Touristen wartete. »Ich fühle mich wie im Märchen«, konnte sich Tatjana gar nicht beruhigen, als sie nach einer erfrischenden Dusche Hand in Hand mit Bertold durch die Siedlung der kleinen Blockhäuser, in denen die Gästezimmer untergebracht waren, auf das Haupthaus zuschlenderte. Der Gutsbesitzer strahlte zufrieden. »Ich wußte doch, daß diese Reise genau das Richtige für uns ist«, erklärte er voller Genugtuung. »Für uns auf jeden Fall.

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Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane – 5 –

Souvenir aus dem Urlaub

Eine böse Überraschung für Tatjana

Patricia Vandenberg

»Das ist einfach unglaublich. Ich hab niemals Schöneres gesehen«, flüsterte Tatjana Brams ergriffen, während die Herde Gnus in einiger Entfernung gemächlich an den Jeeps vorbei in Richtung Fluß zog.

Und auch ihrem Mann Bertold, der für gewöhnlich nicht so leicht zu beeindrucken war, schlug das Herz bis zum Hals, und sein Atem stockte.

»Normalerweise kennt man solche Szenen nur aus dem Fernsehen. Kaum zu glauben, daß das hier alles echt ist«, antwortete er mit gedämpfter Stimme, um die große Herde, die sich jetzt am Flußufer versammelt hatte, nicht unnötig zu stören.

»Ich gebe ja zu, daß ich diese Idee, auf Safari zu gehen, für verrückt gehalten habe. Eine deiner üblichen Spinnereien. Aber jetzt bin ich wirklich begeistert.« Tatjana stand aufrecht neben Bertold in dem offenen Jeep und konnte sich gar nicht satt sehen an der fremden, unwirklichen Szenerie. »Es ist tatsächlich wie im Film.«

Als sich der Wagen schließlich wieder in Bewegung setzte, hatte die Herde den Fluß bereits überquert und wanderte gemächlich davon.

Es war inzwischen Nachmittag, die Sonne näherte sich dem Horizont und färbte sich orange, und zahlreiche exotische Geräusche erfüllten die warme Luft, als die Expedition zurückkehrte zur Lodge, wo bereits ein köstliches Abendessen auf die Touristen wartete.

»Ich fühle mich wie im Märchen«, konnte sich Tatjana gar nicht beruhigen, als sie nach einer erfrischenden Dusche Hand in Hand mit Bertold durch die Siedlung der kleinen Blockhäuser, in denen die Gästezimmer untergebracht waren, auf das Haupthaus zuschlenderte.

Der Gutsbesitzer strahlte zufrieden.

»Ich wußte doch, daß diese Reise genau das Richtige für uns ist«, erklärte er voller Genugtuung.

»Für uns auf jeden Fall. Aber was ist mit unserem Konto?« wagte

Tatjana eine vorsichtige Frage. »Glaubst du, es verkraftet diese immense Ausgabe? Immerhin ist dieser Spaß hier nicht ganz billig.«

Wie sie es erwartet hatte, erntete sie für diese Bemerkung ein ungeduldiges Schnauben.

»Das ist ja mal wieder typisch. Kaum ist alles perfekt, sucht die Dame wieder den Haken an der Sache. Ihr Frauen schafft es wirklich nicht, auch nur einmal zufrieden zu sein. Aber ich sag’ dir was. Das Leben ist viel zu kurz, um sich ständig Sorgen zu machen. Mach dir nicht ständig Gedanken um Sachen, die dich nichts angehen und von denen du nichts verstehst. Und jetzt will ich davon nichts mehr hören. Punkt.« Bertold hatte sich immer mehr in Rage geredet und wischte sich nun mit einem blütenweißen Stofftaschentuch die feinen Schweißperlen von der Oberlippe.

Das Klima hier im Serengeti Nationalpark war für die europäischen Besucher ungewohnt. Und auch wenn die Luftfeuchtigkeit nicht ganz so hoch war wie am Flughafen in Dar es Salaam, setzte sie den Touristen doch kräftig zu. Zudem waren die Mücken, die um diese Uhrzeit ausschwärmten, eine wahrlich lästige Plage. Tatjana entdeckte eine Stechfliege im Nacken ihres Mannes und schlug mit der flachen Hand darauf, daß es nur so klatschte.

Bertold zuckte erschrocken zusammen.

»Aua, bist du verrückt geworden?«

Tatjana entschuldige sich hastig.

»Da war eine Mücke. Du weißt doch, wie gefährlich die Stiche hier sein können.«

Genervt verdrehte Bertold die Augen, während er seiner Frau die Tür zum Speisesaal aufhielt.

»Ich sag’s doch: Du bist eine notorische Schwarzmalerin.«

Doch da hörte Tatjana schon nicht mehr zu. Sie hatte den Blick auf einen Mann geheftet, der in der äußersten Ecke des mit dunklem Holz ausgestatteten Saals neben einer sehr schönen Frau Platz nahm. Doch dieser Frau schenkte Tatjana kaum Beachtung. Es war der Anblick des Mannes, der ihr Innerstes augenblicklich in Aufruhr versetzte, während Bertold sie unentwegt redend an ihren Tisch führte, ohne auch nur das geringste zu bemerken. Erst als er Tatjana nach ihren Getränkewünschen fragte und keine Antwort bekam, wurde er stutzig.

»Was ist heute nur los mit dir?« fragte er und stupste sie nicht sehr zärtlich in die Seite.

Tatjana zuckte vor Schreck zusammen.

»Was ist?« Mit schreckgeweiteten Augen starrte sie ihren Mann an.

Bertold lachte und schlug die Speisekarte auf.

»Manchmal frage ich mich, was für eine Frau ich da geheiratet habe«, erklärte er mit seiner tiefen Stimme und wandte sich dem Studium des Menüs zu. »Weißt du schon, was du ißt? Wenn du den Fisch nimmst, könnte ich den Alligator probieren. Dann drehen wir den Spieß mal um und beißen, statt gebissen zu werden.« Der Unternehmer hatte laut gesprochen und lachte dröhnend, während er sich beifallheischend umsah.

Einige Gäste tauschten amüsierte Kommentare über den geltungssüchtigen Mann, andere senkten kopfschüttelnd die Gesichter über ihre Teller.

Tatjana lief rot an und wußte nicht, wo sie hinsehen sollte. Es war das erste Mal, das sie gemeinsam auf Reisen waren. Daher war ihr nie zuvor aufgefallen, wie peinlich ihr Mann in einer solchen Umgebung wirken konnte. Dabei war Bertold ein gutaussehender Mann, der hervorragende Manieren an den Tag legen konnte. Oder lag die Röte in Tatjanas Gesicht und die abwehrenden Gefühle, die sie plötzlich für ihren Ehegatten hegte an dem Mann dort hinten, der sie noch nicht entdeckt hatte und es hoffentlich auch nicht tun würde?

*

Nervös, verkrampft, mit hochgezogenen Schultern, den Oberkörper nach vorne gebeugt – so saß Saskia Mechtold im Behandlungszimmer von Dr. Daniel Norden. Die Beine hatte sie übereinandergeschlagen, und ihr rechter Fuß wippte unaufhörlich auf und ab, als folgte er einem geheimen Kommando. Sie starrte aus dem Fenster, während der Arzt sie beobachtete.

»Was führt Sie zu mir, Frau Mechtold?« wiederholte er geduldig seine Frage, bis Saskia ihm endlich ihre Aufmerksamkeit schenkte.

»Diese Schlafstörungen machen mich noch kaputt. Ich brauche dringend stärkere Medikamente als die Mittelchen, die Sie mir bisher verschrieben haben«, kam sie ohne Umschweife auf den Grund ihres Besuchs zu sprechen.

»Sie sind wirklich auffallend nervös«, bemerkte Dr. Norden kritisch. »Bevor ich Ihnen ein stärkeres Beruhigungsmittel aufschreibe, würde ich lieber dieser Nervosität auf den Grund gehen.«

»Wären Sie nicht nervös, wenn Sie nicht mehr schlafen könnten?« fragte Saskia unfreundlich zurück.

»Diese Schlafstörungen müssen eine Ursache haben«, ließ der Arzt sich jedoch nicht so leicht aus der Ruhe bringen.

»Ach was, das hat doch jeder mal in stressigen Zeiten«, wollte Saskia ihre Sorgen jedoch lieber für sich behalten. Doch damit war sie bei Dr. Daniel Norden an den Falschen geraten.

»Da bin ich ganz klar Ihrer Meinung«, gab er ihr zu ihrer großen Verwunderung recht. »Selbst mir passiert das ab und zu, wenn mich ein schwieriger Fall beschäftigt oder ich über eine Diagnose nachdenken muß. Was ist es denn bei Ihnen, was Sie nicht schlafen läßt?« erkundigte er sich verständnisvoll.

Saskia war von dieser Antwort so verblüfft, daß sie ihr Vorhaben, nicht über ihre Sorgen zu sprechen, vergaß.

»Ach, momentan läuft einfach alles schief«, seufzte sie tief. »Meine Schwester Tatjana hat mich gebeten, während ihrer Abwesenheit auf das Gut aufzupassen. Ich soll mich ums Wohnhaus kümmern, Blumen gießen, die Post aus dem Briefkasten holen, mich um die Hunde kümmern. Das Übliche halt. Dabei passiert ständig irgend was. Zuerst haben die Hunde einen kostbaren Teppich zerbissen. Dann ist mir eine Vase heruntergefallen. Und zu guter Letzt bin ich mit Tatjanas Auto auch noch an einem anderen Wagen hängengeblieben. Der Fahrerspiegel ist ab und Kotflügel und Tür sind total verbeult. Ich kann von Glück sagen, wenn die Werkstatt den Schaden beheben kann, bis Tatti und Bertold aus dem Urlaub zurück sind. Wovon ich das alles bezahlen soll, ist mir allerdings ein Rätsel«, berichtete Saskia zähneknirschend. »Da fehlt mir die göttliche Eingebung noch.«

Angesichts dieser Schilderung schüttelte Daniel ungläubig den Kopf.

»Das ist wirklich zuviel Pech auf einmal.«

»Eigentlich hätte ich mich ja längst daran gewöhnen können. Bei mir läuft nämlich immer alles schief. In unserer Familie hat Tatjana das Glück für sich gepachtet. Alles, was sie in die Hand nimmt, gelingt. Deshalb wird sie mir auch unterstellen, daß ich mit Absicht alles kaputtgemacht habe«, erklärte Saskia düster, während sie unaufhörlich weiter mit dem Fuß wippte.

Darin war Daniel jedoch anderer Meinung. Er kannte die Bürokauffrau Tatjana seit vielen Jahren und hielt große Stücke auf sie.

»Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Ihre Schwester hat stets freundlich und liebevoll von ihnen gesprochen.«

»Vor Ihnen vielleicht«, machte Saskia keinen Hehl aus ihrer Meinung. »In Wahrheit belächelt sie mich, weil sie alles im Leben bekommen hat, was sie wollte. Sogar den Mann hat sie mir vor der Nase weggeschnappt. Und jetzt stehe ich alleine da und habe noch nicht einmal einen Job, weil mein Chef mir wegen Unzuverlässigkeit fristlos gekündigt hat. Dabei mußte ich doch sehen, wie ich die Schäden wieder behebe«, rechtfertigte Saskia sich.

»Wie ich sehe, haben Sie sich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht. Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen helfe, da wieder herauszukommen, statt Ihnen ein starkes Beruhigungsmittel zu verschreiben?« machte Dr. Norden einen wohlwollenden, freundschaftlichen Vorschlag.

Doch statt sich zu freuen, machte Saskia ein noch abweisenderes Gesicht.

Beinahe schien es, als bade sie in ihrem Unglück.

»Danke, ich komme schon klar. Schließlich will ich Tatjana nicht die Genugtuung nehmen«, erklärte sie so bissig, daß sich Daniel nur wundern konnte. Es gab Menschen, die wollten sich nicht helfen lassen. Saskia war offenbar einer davon. Zudem schien sie von Neid auf ihre schöne Schwester zerfressen zu sein, was Daniel schon bei ihrem Anblick nicht wunderte. Das blonde Haar hing ihr strähnig und ungepflegt in die Stirn, und ihre Kleider waren ohne Sorgfalt ausgewählt. Doch daran konnte nur Saskia selbst etwas ändern.

»Schön, ganz wie Sie wollen«, seufzte er daher ratlos und wollte sich schon erheben, um seine Patientin zu verabschieden.

»Was ist denn jetzt mit meinem Mittel?« beharrte Saskia Mechtold jedoch hartnäckig. Den Grund ihres Kommens hatte sie nicht vergessen.

»Sind Sie sicher, daß Sie das wirklich brauchen?« machte Daniel einen letzten Versuch, sie von ihrem Plan abzubringen.

»Wäre ich sonst hier und würde meine kostbare Zeit verschwenden?« kam prompt die unfreundliche Antwort.

Dr. Norden zuckte mit den Schultern.

»Na schön, ich verschreibe Ihnen ein pflanzliches Beruhigungsmittel«, gab er sich schließlich geschlagen.

»Ich sagte doch, ich brauch’ was Starkes!« rief Saskia jedoch aufgebracht und wurde sichtlich nervöser.

Daniel dachte jedoch nicht daran, nachzugeben.

»Von mir bekommen Sie ein geeignetes Präparat und die Bitte, sich mit ihren Problemen auf sinnvolle Art und Weise auseinanderzusetzen. Rufen Sie mich bitte an, wenn Sie meine Hilfe brauchen«, tat er das einzige, was ihm übrigblieb und reichte Saskia ein Rezept, auf das er neben dem Präparat seine private Rufnummer notiert hatte.

Saskia starrte ihren Hausarzt wütend an und riß ihm das Stück Papier aus der Hand. Dann sprang sie vom Stuhl auf und stürzte ohne einen Gruß aus dem Zimmer.

Beunruhigt blickte Daniel Norden ihr nach. Am liebsten hätte er sich in den Wagen gesetzt und wäre Saskia Mechtold gefolgt, um sie davon abzuhalten, noch mehr Schaden anzurichten. Doch das war im Augenblick unmöglich. So blieb ihm nichts anderes übrig, als den nächsten Patienten zu empfangen und sich vorzunehmen, am Abend mit Fee zu sprechen. Seine geliebte Frau war sein weisester Ratgeber. Mit ihr gemeinsam hatte er noch immer eine praktikable Lösung für das schwierigste Problem gefunden. Er war sich sicher, sie auch diesmal nicht umsonst mit einzubeziehen.

*

Trotz der frühen Morgenstunde herrschte in dem kleinen Raum bereits eine unangenehme Wärme, und Fred warf sich unter seinem Moskitonetz unruhig hin und her, bis ihn die Frau, die im anderen Bett geschlafen hatte, weckte.

»Freddi, wach auf. Du bist ja völlig aufgelöst«, murmelte Carla ihm zu, während sie ihn sanft an der Schulter rüttelte.

Endlich schlug Fred die Augen auf und starrte verständnislos in das Gesicht über sich.

»Was machst du hier? Und wo ist…«, gerade noch rechtzeitig hielt Fred Engeser inne und drängte den Namen zurück, der ihm auf den Lippen gelegen hatte. Doch sein Blick wanderte suchend durch das kleine Zimmer.

Carla bemerkte es und lachte belustigt.

»Hier ist niemand, keine Sorge. Deine Arbeit und die Kunden sind weit weg. Kein Mensch ist hier, der dich um Fördergelder anbettelt.«

Das war zwar nicht das, wovon Fred geträumt hatte.

Doch er hatte sich nicht verraten und legte sich daher eine Spur entspannter zurück in die weichen Kissen und atmete tief durch, um die beunruhigenden Schatten der Nacht zu vertreiben. Je länger er wach war und an Carla vorbei durch das Fenster nach draußen in die Weite der afrikanischen Steppe starrte, um so undeutlicher wurde das Bild der Frau, von der er eben noch geträumt hatte. Als er endlich sicher war, das Traumbild vertrieben zu haben, suchten seine Blicke die seiner Freundin, und sein Mund zwang sich zu einem Lächeln.

»Guten Morgen, Carla. Hast du gut geschlafen?«

»Besser als du auf jeden Fall«, antwortete die dunkelhaarige Frau mit dem schmalen Gesicht lächelnd. »Seit wir hier sind, bist du unglaublich nervös. Dabei dachte ich, diese Safari bringt dich zur Abwechslung mal auf andere Gedanken.« Sie maß ihn mit einem forschenden Blick.

»Das wird schon. Schließlich sind wir erst gestern angekommen.«

»Und wir haben drei ganze Tage Safari vor uns, ehe wir uns im Hotel an der Küste ein paar traumhafte Strandtage gönnen. Ach, ist das Leben nicht herrlich?« fragte Carla zufrieden, während sie aufstand und zum Fenster ging.

Die karge Landschaft, die sich bis zum Horizont öffnete, war in ein weiches Licht getaucht. Die typische Geräuschkulisse aus fremden Vogelstimmen, dem Kreischen von Affen, die sich in den wenigen Bäumen ringsherum einen Wettstreit lieferten und heimliches Knacken und Knistern erfüllte die Luft. Carla streckte genüßlich die Arme hoch.

»Es ist wie ein Traum hier. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage zu bieten haben.«

Fred war inzwischen aufgestanden und ging ins Bad. Er war schon gespannt darauf, was die nächsten Stunden bringen würden. Er war sich sicher: nicht umsonst träumte er seit ein paar Tagen beinahe jede Nacht von einer anderen Frau als Carla. Und als er gestern im Speisesaal die Silhouette eben dieser Frau entdeckt zu haben vermeinte, war seine Ruhe vollkommen dahin. Würde er sie im Speisesaal wiedersehen? Sollte er es überhaupt hoffen?