Drachen lieben Feuerwerk - Claudia Weiand - E-Book

Drachen lieben Feuerwerk E-Book

Claudia Weiand

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Beschreibung

Leider gehen auch die besten Ferien mal zu Ende und Julius? Zeit bei Opa Ignatz in Bayern ist vorbei. Doch zu Hause stellt sich heraus, dass ein grüner Untermieter im Koffer mitgekommen ist. Es dauert nicht lange, da sorgt der kleine, freche Drache Quentin auch in Julius? Familienalltag für ein ordentliches Durcheinander. Als dann die große Verlobungsparty von Opa Ignatz und Oma Trude ansteht, geht natürlich alles schief. Dabei kommt sogar Pauline zur Party und da kann Julius so ein Chaos ja gar nicht gebrauchen. Ein freches und witziges Buch voller Peinlichkeiten und Chaos. Und eine Geschichte über Freundschaft und den Glauben.

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Für Catherine und Christoph.Merci vielmol!Und für Sina.Die Schönschreibkönigin.

Über die Autorin

Claudia Weiand ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen. Sie entwirft und verkauft Kritzeleien oder bemalt auch schon mal eine ganze Krankenhausstation. Inzwischen hat sie eine ganze Reihe Kinderbücher geschrieben und zuweilen auch illustriert. Mehr Informationen unter www.claudia-weiand.de.

Inhalt

Ende der Ewigkeit

Anfang vom Alltag (doch nicht so alltäglich)

Stinkbombastischer Koffer

Schule (ÖRKS!)

Post

Die Überraschung

Der Countdown läuft!

VIER

DREI

ZWEI

EINS

DONNERSTAG

Los geht’s!

FREITAG

Der reinste Spaziergang

ERLEUCHTUNG in Blau

SAMSTAG

Das Fest (unvergesslich!)

Der Morgen nach der Party aller Partys

Sechs Wochen.

S E C H S W O C H E N !

So lange sind unsere Sommerferien. Eine Ewigkeit.

Glaubt man zumindest an dem Tag, an dem man das Zeugnis mit nach Hause bringt und die Schultasche in die Ecke pfeffert. Und dann beginnt diese Ewigkeit.

Am Anfang schleicht sie dahin. Vor allem, wenn man zu seinem Opa in ein winziges bayerisches Kaff fahren muss, weil die Mutter in Kur geht und der Vater arbeiten muss. Also, dann können sich die Tage echt quälend langsam hinziehen. ABER: Sobald man einen Drachen und ein paar ziemlich geniale Freunde gefunden hat, sobald man merkt, dass der Opa Ignatz eigentlich ’ne ziemlich coole Socke ist, da legen die Ferien plötzlich den Turbogang ein. Und ZACK! sind sie vorbei.

Ich muss heim.

Die Schule beginnt wieder. Am Montag.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber als ich vor sechs Wochen hier angekommen bin, habe ich mich nicht so mies gefühlt. Ich war echt voll genervt, hatte keinen Bock und so. Aber es hat nicht so wehgetan. Komisch, echt. Ich war am Ferienanfang davon überzeugt, dass ich in absoluter Partylaune wäre, wenn die Zeit bei Opa Ignatz vorbei ist. Nach drei Wochen hab ich die Ferien allerdings freiwillig verlängert. Und jetzt?

Jetzt hab ich das Gefühl, als hätte mir jemand Klebstoff an die Füße gekleistert. Jeder Schritt ist mordsmäßig anstrengend. Im Schneckentempo habe ich meinen Koffer gepackt. Opa Ignatz sieht auch ganz bedröppelt aus. Und das liegt nicht daran, dass seine Freundin (ja, mein Opa hat ’ne voll nette Freundin), die Oma Trude, noch in der Reha ist. (Die hatte nämlich einen blöden Unfall. Und die Reha ist so ’ne Mischung aus Urlaub und Trainingslager. Da soll sie sich erholen und wieder alle Muckis stärken. Würde Oma Trude ja gerne mal beim Gewichtheben über die Schulter gucken. Und man könnte vielleicht zusammen mit Pauline und … ach, nee. Geht alles nicht. Ferien sind zu Ende. Die Ewigkeit ist vorbei. SEUFZ.)

Jedenfalls scheint mein Opa auch nicht so begeistert zu sein, dass ich wieder fahren muss. Wir sind nämlich inzwischen ein echt gutes Team. Er holt Brötchen (auch wenn er dazu Semmeln sagt) und ich mache das Frühstück. Er mäht nebenan Oma Trudes Rasen und ich gieße ihre Gemüsebeete. So was eben. Klingt ziemlich öde, wenn man das so aufgeschrieben sieht, aber in Wirklichkeit ist unser Männerhaushalt richtig cool.

Gewesen.

Gestern Abend haben sie mir noch ’ne Party geschmissen!

Zu Hause bei Pauline. Und alle waren da! Max und Moritz, die Nachbarsjungs. Natürlich Pauline und ihre Eltern. LCD, der jetzt Lenni heißt, durfte auch kommen. (Der muss heute ebenfalls abreisen und so war es auch ein klitzekleines bisschen seine Abschiedsparty. Aber das war okay für mich.) Schlotti (die eigentlich Charlotte heißt und Maxens Schwester ist) und kurz sogar Herr Helbrecht, der Hoteldirektor, sind auch vorbeigekommen! Verrückt, dass ich die alle vor 6 Wochen noch gar nicht kannte! Bin inzwischen richtig erleichtert, dass ich die Ferien über Tagebuch geführt habe. So kann ich die ganze Bande quasi zwischen den Buchhälften mit heimnehmen.

Die Tagebücher sehen ziemlich abenteuerlich aus. Eines ist völlig angekokelt. Das andere angefressen. Beides von Quentin. Und der hat sich gestern auf der Party nicht blicken lassen. Der hat sich in den letzten Tagen GAR NICHT blicken lassen.

Mistviech!

Stinkendes, grünes Mistviech!

Mann, wie ich den vermissen werde.

Quentin ist übrigens mein Drache. Muss ich der Vollständigkeit halber auch dazuschreiben. Nur falls die anderen beiden Tagebücher mal verloren gehen. Ich habe da zwar alle chaotischen und leider auch oft peinlichen Ereignisse aufgeschrieben. Aber ich traue mir durchaus zu, dass ich die zwei anderen Bücher irgendwie so gut verstecke, dass ich sie vielleicht selber nicht mehr wiederfinde.

Wegen der Peinlichkeiten. Und wegen Quentin.

Quentin ist nämlich, wie bereits erwähnt, ein Drache. Grün. Etwas größer als ein Laubfrosch. Wie ein sehr übergewichtiger Laubfrosch. Ein übergewichtiger Laubfrosch mit Mundgeruch, schlechten Manieren und schleimiger Spucke. Ich habe ihn am Weiher hinter dem kleinen Wäldchen gefunden. Hmmm … eigentlich habe ich ihn IM Weiher gefunden. Und manchmal glaube ich eher, er hat mich gefunden. Egal.

Quentin ist jedenfalls ein echter Drache. Feuerspucken inklusive. Gut, er ist ziemlich winzig, passt quasi in meine Hosentasche. Und: Er kann sprechen! Wenn er erst mal angefangen hat zu quatschen, dann hört er nur schwer wieder auf. Manchmal taucht er wie aus dem Nichts auf. Dann ist er wieder tagelang verschwunden. So wie jetzt. Ich hab echt überall nach ihm gesucht. NIX.

Dabei wollte ich mich auch von ihm verabschieden.

Als mein Vater schließlich kam, um mich abzuholen, war ich ziemlich mies gelaunt. Klar hab ich mich gefreut, meinen Papa wiederzusehen. Aber der Klebstoff an meinen Füßen wurde immer fester. Und irgendwie war auch Klebstoff auf meine Hände gekommen. Und auf mein Herz.

Okay, als echter Kerl darf man so was natürlich eigentlich gar nicht schreiben, aber genau deshalb verstecke ich meine Tagebücher ja auch so gut!

Mein Herz klebte an Opa Ignatz, als er mich zum Abschied umarmte. Und an Max und Moritz, die auf dem Mäuerchen neben dem Gartenzaun saßen. Und an Pauline. Mist! Pauline hat mir ein flaches Päckchen mitgebracht. Sie hat es mir gegeben, mich ganz fest gedrückt und „Bis bald!“ geflüstert. Jetzt klebt mein Herz auch ziemlich fest an Pauline.

Als mein Vater fröhlich hupend mit mir, meinem Koffer und Paulines Päckchen losfuhr, konnte ich fast nicht mehr winken vor lauter Klebstoff. Papa plauderte fröhlich vor sich hin, wuschelte mir ständig durch die Haare und stellte diese Erwachsenenfragen: „Jetzt erzähl doch mal: Wie war’s denn so?“ und: „Wie ging’s dir denn? Hattest du so richtig gute Ferien?“

Ich muss wohl ziemlich einsilbig gewesen sein, denn irgendwann gab er auf, grinste und meinte: „Bist wohl ziemlich müde von der Abschiedsfete gestern? Opa hat mir davon erzählt! Kannst ruhig einfach die Augen zumachen. Ich finde auch allein nach Hause!“

Am liebsten wäre ich auf die Rückbank gekrochen und hätte dort Paulines Päckchen aufgemacht. Aber Papa hätte sich doch sehr gewundert, wenn ich nicht auf dem Beifahrersitz geblieben wäre. Schließlich will ich IMMER vorne sitzen. Nur eben nicht heute. Heute ist Klebstofftag. Da sitzt man besser hinten.

Zu Hause angekommen, wurde der Klebstoff etwas weniger klebrig. Meine Mama hat mich so fest umarmt, dass sie ’ne Menge Klebstoff aus mir rausgequetscht hat. „Mein Großer! Was bist du gewachsen! Und braun geworden! Und was riechst du so gut!“

Mein Opa hatte mir vor ’ner Woche oder so angeboten, ich könne gerne auch mal sein Rasierwasser benutzen. Ganz ohne Rasieren, versteht sich. Denn mein Bartwuchs ist noch nicht sehr stark.

Gut, genau genommen ist er noch gar nicht da. Der Wuchs.

Also auch noch kein Bart.

Bin ja auch erst knapp zwölf. Aber duften kann man ja trotzdem schon mal ein wenig im Voraus. Beim ersten Mal hab ich ein klitzekleines bisschen zu viel drauf getan. Da waren Max und Moritz so freundlich, mich mit Würgegeräuschen darauf aufmerksam zu machen, bevor Pauline es mitbekam. Danach wurde es besser. Und Mama schien es auch zu gefallen!

Meine beiden Schwestern hüpften und zerrten an mir und knutschten mich ab, als wäre ich wochenlang weggewesen. Moment mal! Das war ich ja auch!

Jedenfalls habe ich Sina und Silja ebenfalls durchgeknuddelt und gekitzelt und rumgewirbelt und wieder gekitzelt und geknuddelt. Was man eben bei kleinen Schwestern so macht. Und da war dann halt der Klebstoff nicht mehr ganz so zäh und – ja, eben klebrig.

Meine Mama hatte für den Abend Kartoffelpuffer gemacht.

„Reiberdatschi!“, rief ich und Papa grinste breit. Mein Papa kann nämlich Bayerisch. Wenn er will. Schließlich ist er als Kind ja in dem Kaff bei Opa Ignatz, der damals noch Papa Ignatz war, aufgewachsen. Und bei Oma Elfie, also für ihn natürlich Mama Elfie. Aber die ist schon vor vielen Jahren gestorben und so haben wir nur noch den bayerischen Opa Ignatz.

Nach den Reiberdatschis gab’s eine riesige Portion Eis und danach mussten meine Schwestern ins Bett. Und ich hab so getan, als wäre ich furchtbar müde von der langen Fahrt. Und als müsste ich echt auch total dringend schlafen gehen. Und so bin ich um halb acht in mein Zimmer geschlurft. Da stand noch der unausgepackte Koffer. Und auf meinem Schreibtisch lag Paulines Päckchen. Voller Klebstoff …

Ich nahm das flache Ding in die Hand und setzte mich damit auf mein Bett. Dann löste ich ganz vorsichtig den Tesafilm von einer Ecke des Geschenkpapiers. So als wäre es ganz wichtig, dass das Papier bloß nicht einriss, weil sonst vielleicht noch mehr Klebstoff aus dem Papier tropfen könnte. Das Päckchen fühlte sich fest an, nur an einer Seite war ein länglicher Knubbel.

Langsam löste ich den zweiten Klebestreifen und dann den letzten und schlug das Geschenkpapier zur Seite. Vor mir lag ein knallrotes neues Tagebuch! Und daneben ein blauer Tintenroller. „Hotel Zur Goldenen Krone“ stand in geschwungener Schrift in Gold drauf. Ich musste grinsen.

Ich kannte sowohl das Buch als auch den Stift! Okay, es waren nicht genau DAS Buch und DER Stift gewesen. Aber genau so ein Buch lag in dem Hotel, in dem wir vor ein paar Wochen einen Kriminalfall gelöst hatten! Als Gästebuch! Da durfte jeder Hotelgast mit genau so einem Stift unterschreiben und ein paar Grüße und so was hinterlassen. Wir waren gar keine Gäste gewesen. Aber Herr Helbricht, der Hoteldirektor, hatte darauf bestanden, dass wir als erfolgreiche Detektive uns ebenfalls dort verewigten! Hatten wir auch gemacht. Und unsere Seite sah dann ungefähr so aus:

Jedenfalls hatte ich damals das Buch bewundert und Pauline irgendwie von meinen Ferientagebüchern erzählt. Und jetzt hatte sie mir genau so ein Buch besorgt. Samt Stift! Als ich es ehrfürchtig öffnete, stand auf der ersten Seite in richtiger Mädchenhandschrift:

Und genau deswegen schreibe ich also weiter. Weil es mich an Pauline erinnert und natürlich auch an alle anderen. Und auch wenn die Ferien jetzt rum sind, so heißt das ja nicht, dass meine Abenteuer in Bayern vorbei sind. Ich kann ja im Herbst wieder hin. Und im Winter … So lange überbrücke ich die Zeit mit diesem neuen Tagebuch. Und das ist ein bisschen so, als hätte ich Pauline, Opa Ignatz, Max, Moritz und alles andere mit nach Hause gebracht. Der Klebstoff funktioniert eben auch andersherum!

Heute Morgen musste ich zuallererst mal den Koffer auspacken. Gestern Abend hatte ich das vor lauter Tagebuchschreiben völlig verpennt. Ich war noch im Schlafanzug und hatte eigentlich auch noch jede Menge frischer Klamotten in meinem Schrank. Aber da ich dringend mal wieder die Zähne putzen sollte (hatte ich gestern Abend auch verpennt), musste ich zumindest meinen Waschbeutel rausholen. Und außerdem wollte ich unbedingt die Tagebücher verstecken, bevor sie meiner Mutter oder gar meinen Schwestern in die Hände fielen!

Mir fiel beim Öffnen des Koffers aber sofort dieser eklige Geruch auf. Eine Mischung aus faulen Eiern und gammligem Fisch. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Ich zerrte an den Klamotten, warf sie im hohen Bogen durchs Zimmer, stieß auf die Tagebücher, die ich schnell unters Bett schob, und pfefferte dann Unterhosen, Socken und T-Shirts Richtung Tür. Als meine Mutter mit den Worten „Du bist ja schon wach!“ hereinkam, hielt ich inne und starrte sie an. Sie starrte zurück. Ihr Lächeln verschwand und ihr Mund formte ein stummes O. Dann weiteten sich ihre Augen, als sie das Klamottenchaos genauer betrachtete.

„Ist der Koffer explodiert?“, fragte sie ungläubig.

Ich grinste. „Ja, Mama. Das war eine Stinkbombe!“

„Ich merk’s! Was hast du denn da dringehabt? Alte Socken und ’ne tote Maus?“ Sie stakste über die Klamotteninseln auf dem Boden zum Fenster. Ich hatte noch nicht mal den Rollladen hochgezogen. Mama riss hektisch am Rollladengurt und dann öffnete sie das Fenster sperrangelweit. „Unglaublich, was du in sechs Wochen für einen Mief produzieren konntest!“

„Aber, Mama!“, rief ich empört. „Dafür brauche ich doch keine sechs Wochen! Das schaffe ich schon in sechs Tagen!“

„Auch wieder wahr“, schmunzelte Mama und stakste zu mir herüber. Sie ließ sich neben mir aufs Bett plumpsen und nahm mich in den Arm. „Benutzt du deshalb jetzt Rasierwasser? Damit man den Mief nicht so merkt?“

Ich nickte ernst. „Ja, Mama. Du hast mich wohl durchschaut!“