Dracula - Ralf-Peter Märtin - E-Book

Dracula E-Book

Ralf-Peter Märtin

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Beschreibung

Das Vorbild für "Bram Stoker's Dracula": Vlad Tepes, grausamer Herrscher der Walachei im fünfzehnten Jahrhundert. Märtin rekonstruiert die Biographie des Woiwoden Vlad Tepes, der je nach Interessenlage als Freiheitskämpfer, grausamer Tyrann, Ordnungspolitiker oder Verräter geschildert wird. Gleichzeitig entwirft das Buch ein Panorama des Balkans, der zu jener Zeit der Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen Islam und Christentum war: Genau damals formierten sich die ethnischen und religiösen Gegensätze, die gegenwärtig wieder gewaltsam zum Ausbruch gekommen sind.

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Ralf-Peter Märtin

DRACULA

Das Leben des Fürsten

Vlad Ţepeş

Verlag Klaus Wagenbach  Berlin

Für Rosemarie

Wagenbachs E-Book-Ausgabe 2013

© 1980, 1996, 2001, 2004 Verlag Klaus Wagenbach, Emser Str. 40/41, 10719 Berlin. Alle Rechte vorbehalten.

Das Bildmaterial der Buchausgabe ist in der digitalen Ausgabe nicht vorhanden.

Jede Vervielfältigung und Verwertung der Texte, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für das Herstellen und Verbreiten von Kopien auf Papier, Datenträgern oder im Internet sowie Übersetzungen.

ISBN 978 3 8031 4133 0

Auch in gedruckter Form erhältlich: ISBN 978 3 8031 2396 1

Inhalt

Vorwort

Ein Reichstag (1431)

Walachische Wirren (1431–1442)

Der Freund des Abendlandes (1442–1444)

Exkurs:

Militär und Gesellschaft im 15. Jahrhundert

Draculs letzte Tage (1444–1447)

Der Reisende in Sachen Macht (1448–1456)

Am Ziel – Vlad Ţepeş Woiwode der Walachei (1456–1462)

Der Frieden

Der Krieg

Exkurs:

Grausamkeit im Spätmittelalter

Fall und letzter Aufstieg (1462–1476/77)

Bram Stoker, Vlad Ţepeş und die Vampirlegende

Anhang

Anmerkungen

Bibliographie

Dramatis Personae

Aussprache der rumänischen Namen

Zeittafel

Vorwort

»Ein ziemlich abseitiges Thema«, meinte Tilius, »aber Sie werden sicherlich gewisse Parallelen zur heutigen Situation …«, er brach ab, weil er sah, wie Lothar durch ein majestätisches Kopfschütteln bereits seine Antwort gab.

»Im Gegenteil«, sagte Lothar, mit jener Ironie eines regierenden Fürsten, die ihm von seinen Kollegen stets so übelgenommen wurde, »mich reizt es gerade, Lagen zu zeigen, deren Bedingungen mit nichts anderem verglichen werden können. Überhaupt interessiert mich an einem Vorgang nur, zu untersuchen, inwiefern er einzigartig ist.«

Alfred Andersch / Ein Liebhaber des Halbschattens

Unstrittig war mein Mitbewohner eine merkwürdige Figur. Wenn er aus den Semesterferien zurückkehrte, brachte er Hunderte von Dias mit, die er auf norditalienischen Friedhöfen aufgenommen hatte. Es waren die siebziger Jahre, wir lebten in Berlin und gingen vorzugsweise ins Kino.

Meyer liebte Horrorfilme. Damit er nicht allein im Dunkeln schlotterte, kamen wir mit und sahen zusammen die diversen Carmillas, Wyjs und Frankensteins, die Wolfsmenschen, Vampire und als deren Krönung eben ihn: Graf Dracula.

Nach der Vorstellung sprach Meyer – er war Germanist – stundenlang über Lichtverhältnisse, Atmosphären, Halbschatten und die Spannung zwischen Idyll und Schrecken. Ich, der Historiker, schaute in mein Glas Charlottenburger Pilsner und versuchte, die spärlichen historischen Angaben der Filme zum Porträt einer geschichtlichen Person zu verdichten. War der Graf reine Erfindung oder verbarg sich eine wirkliche Geschichte dahinter? Die vermutete Geschichte begann mich mehr zu interessieren als der Vampir. Ich las den »Dracula«-Roman Bram Stokers und stieß auf folgenden Abschnitt: »Er muß tatsächlich jener Woiwode Dracula gewesen sein, der sich in den Türkenkriegen berühmt gemacht hat. Wenn sich das wirklich so verhält, dann war er kein gewöhnlicher Mann, denn damals und noch Jahrhunderte später wurde er als der klügste und geschickteste, aber auch als der tapferste der Söhne des ›Landes jenseits der Wälder‹ gerühmt.«

Danach ergab sich alles von selbst. Ich begann südosteuropäische Geschichte zu studieren, bereiste ausführlich Transsilvanien und Transalpinien, Ungarn, die Moldau, Serbien und Kroatien. Ich fand den Woiwoden, aber statt einer mußten viele Geschichten erzählt, viele Fragen gestellt und einige beantwortet werden.

Als Ergebnis zeige ich Ihnen den Fürsten Vlad III. Ţepeş, den »Pfahlwoiwoden« (1431–1476/77), der deswegen zum Vorbild des Vampirgrafen wurde, weil er gegen seine äußeren wie inneren Feinde mit ausgesuchter Grausamkeit vorging, als er sein Fürstentum »modernisierte«. Ich beschreibe die Welt des Balkans im 15. Jahrhundert und damit den Schauplatz der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Christentum und Islam. Warum gelang es den abendländischen Ritterheeren nicht, die Türken in ihrem Siegeslauf aufzuhalten, und was bedeutete eigentlich Grausamkeit in dieser Zeit? Zwei Gesellschaftssysteme stießen zusammen, und die Walachei samt ihren Fürsten lag in der Bruchzone, was beiden nicht gut bekam.

Das Panorama, das ich vor Ihre Augen stelle, reicht von Nürnberg bis Konstantinopel, von Venedig bis Persien. Ausgebreitet ergibt sich ein bunter ethnischer und religiöser Flickenteppich, der sich heute genau in die Bestandteile auflöst, die schon im 15. Jahrhundert nicht zusammenpassen wollten.

Vlad Ţepeş/Dracula hat seine Bedeutung in der rumänischen Geschichtsschreibung als tapferer Türkenbekämpfer, der es wagte, selbst gegen den Eroberer Konstantinopels, Mehmed II., Krieg zu führen. Die Deutschen Siebenbürgens, die Vlad Ţepeş um ihre Handelsprivilegien in der Walachei brachte, haben ihn als lästigen Konkurrenten gesehen; die nicht gerade zimperlichen Türken als Wüterich, der es mit dem beständigen Pfählen seiner Gegner doch etwas übertrieb, und die Ungarn schließlich als Verräter, auf den man sich tunlichst nicht verließ.

Die Beurteilung und Einschätzung des Fürsten ist demnach Teil einer nationalen Interessenlage. Vlad Ţepeş dient als Be weis. Den Rumänen als Exempel für ihren Widerstand gegen die Türken – die rumänischen Fürstentümer als Bollwerke des Abendlands. Die Deutschen diskriminierten mit ihren Flugschriften über den »Thyranen Dracole Wyda« und seine scheußlichen Grausamkeiten dessen Handelspolitik gleich mit, die Türken waren sowieso gegen ihn, und die Ungarn brauchten offensichtlich einen wohlfeilen Grund für ihr eigenes Versagen im Kampf gegen die osmanische Bedrohung.

Demgegenüber will mein Buch gar nichts beweisen und stellt sich auf keine Seite. Es will auch niemanden »retten«, schon gar nicht die Hauptfigur, und verteilt keine Zensuren. Mein einziger Ehrgeiz war es, eine Bewegung und ihre Protagonisten zu beschreiben, die Hintergründe, die verbreiteten Denkweisen, die militärischen und politischen Mittel.

Für die nunmehr 7. Auflage, die diesem E-Book zugrunde liegt, wurde die Bibliographie im Anhang aktualisiert und erweitert.

Frankfurt, im Mai 2008/ Februar 2013              Ralf-Peter Märtin

Ein Reichstag (1431)

König Sigismund in Nürnberg. Die Hussiten. Vlad Dracul. Wo soll der herkommen? Aus der Walachei? Der Raum (geographische Beschreibung). Die Türken. Trübe Erfahrungen.

Um die Septembermitte 1430 zog Sigismund v. Luxemburg, deutscher, ungarischer und böhmischer König, in die Reichsstadt Nürnberg ein, um dort einen Reichstag abzuhalten. Bereits im März hätte der Reichstag eröffnet sein sollen, doch hatte ein Einfall der Hussiten nach Bayern, Franken und Sachsen die Wege unsicher gemacht und Sigismund selbst an der Möglichkeit zweifeln lassen, den Reichstag wie vorgesehen zu beginnen.

Es waren nicht viele Reichsstände1 erschienen, wie die königlichen Kommissare feststellen konnten, die im Juni anreisten, um Sigismund wegen seines Ausbleibens zu entschuldigen, und seine baldige Ankunft in Aussicht stellten. Als der König eintraf, hatte die Mehrzahl der Teilnehmer, des Wartens überdrüssig, Nürnberg den Rücken gekehrt. Sigismund setzte deshalb einen neuen Termin für Anfang Januar 1431 fest. Am 9. Februar konnte er den Reichstag endlich eröffnen.

Wie die vorigen stand auch dieser Reichstag im Zeichen der Hussitengefahr. Der böhmischen Krone, als deren rechtmäßiger Inhaber sich Sigismund seit 1419 verstand, war er nicht recht froh geworden. Mit der Verbrennung des Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil war die böhmische ›Ketzerei‹ keineswegs erloschen, vielmehr erst richtig in Gang gekommen. Die Forderungen der Böhmen, die sich in der Nachfolge des Hus Hussiten nannten, enthielten in ihren religiösen, kirchenkritischen Parolen auch eine Fülle sozialen Zündstoffs, wie von den Kirchenfürsten und weltlichen Herren instinktsicher erkannt wurde.

Seit 1420 hatte Sigismund in vier Kreuzzügen vergeblich versucht, die Hussiten zu unterwerfen. Ihr nationaler Zusammenhalt, ihre hohe Moral, die Entwicklung neuer Kampftechniken, nicht zuletzt die militärischen Fähigkeiten ihrer Anführer Zizka von Trocnov und Prokop hatten alle Angriffe scheitern lassen. Die letzte Niederlage datierte von 1427, wo das auf 100.000 Mann geschätzte Kreuzfahrerheer bei der Nachricht, daß die Hussiten kämen, kampflos auseinandergelaufen war. Das sollte sich nun ändern. Ein fünfter Kreuzzug war ins Auge gefaßt, der ein für allemal Schluß machen sollte mit den böhmischen Ketzern. Dazu war Geld nötig, und Sigismund hoffte, es von den versammelten Reichsständen zu erhalten.

Das Feilschen darüber, wer wieviel zu geben habe, zog sich hin. Sigismund, dem die Chronisten übereinstimmend eine ausgeprägte Begabung zur Repräsentation attestieren, demonstrierte derweil die Größe seines Einflusses in der Welt damit, daß er in feierlicher Handlung einen rumänischen Adligen namens Vlad zum neuen Woiwoden (Fürst) der Walachei erhob und ihn zum Ritter des von ihm 1418 zum Kampf gegen die Türken gegründeten Drachenordens schlug. Der Beiname, den Vlad fortan führte, lautete dementsprechend Dracul, was im Rumänischen allerdings Teufel bedeutet.

Vlad Dracul, ungefähr Mitte dreißig, war kein Unbekannter in Sigismunds Gefolge. Schon vor dem Jahr 1418 war er an den Hof des Königs gekommen: als Geisel eingefordert, um die Treue seines Vaters, des damaligen Woiwoden der Walachei, Mircea cel Batrin (der Alte), zu verbürgen. Wohl oder übel hatte er den König in den vergangenen Jahren begleitet, war auch nach dem Tode Mirceas (1418) bei Sigismund geblieben und hatte nur 1423 einen Versuch gemacht, die Gastfreundschaft des ungarischen Königs mit der des polnischen zu vertauschen, wahrscheinlich weil er von diesem die militärische Hilfe erhoffte, die jener ihm nicht geben wollte. Man hielt ihn aber an der Grenze auf und brachte ihn nach Buda2 zurück.

Jetzt, acht Jahre später, kniete Vlad Dracul vor Sigismund und schwor:

»Gnädigster König! Ich leiste den Eid der Treue und schwöre, und verspreche ohne Arglist und Betrug Eurer Majestät und Ihren Nachfolgern und der Krone Ungarn mit allen mir unterstehenden Ländern, Bojaren und Leuten Treue und Gehorsam. So helfe mir Gott, und das Kreuz Christi.«

Worauf der König antwortete:

»Wir nehmen Dich und Deine Länder unter Unsern Schutz, und belassen Dich bey dem Recht und Besitz derselben als Unsern Woiwoden.«

und ihm das Zeichen seiner Herrschaft, einen Streitkolben, überreichte.

Auf die Nürnberger Bürger wirkte das gebotene Schauspiel weit weniger exotisch, als man zunächst annehmen mag. Die Walachei lag im Bewußtsein der Zeitgenossen noch nicht in jener heutigen Grauzone »hinter den Bergen«, in der sich der Begriff höchstens noch als Synonym für Unordnung (›hier sieht’s ja aus wie in der Walachei‹) erhalten hat. Die Nürnberger Kaufleute handelten zwar nicht direkt mit Transalpinien, wie man die Walachei damals nannte, wenn man sich auf Latein verstand, aber ihre Kontakte mit den deutschen Städten Siebenbürgens (Transsilvanien) waren ausgezeichnet. Aus den Karpaten bezogen sie einen Teil der Erze, die sie für ihre florierende Rüstungsproduktion benötigten, und lieferten im Gegenzug Fertigwaren, Waffen vor allem und Tuche. Wer in der Walachei regierte, war ihnen nicht gleichgültig, so wenig ihnen der profitable Handel gleichgültig war, den sie mit Siebenbürgen und der Walachei trieben. Ihre Beteiligung am Türkenfeldzug von 1396 hatte es bewiesen.3

Ein Blick auf die Karte zeigt die strategische Bedeutung des Landes. Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts standen die Türken an der Donau. Vom ungarischen Königreich, das damals neben dem Kernland, der ungarischen Tiefebene, Slawonien und Kroatien sowie Siebenbürgen umfaßte, trennte sie nur noch ein schmaler Gürtel von Kleinstaaten: Serbien, Bosnien, die Walachei. Ziel der Balkanpolitik Sigismunds war es, diese Staaten unter ungarische Oberherrschaft zu bringen, um so die ungarischen Südgrenzen zuverlässig vor den Türkeneinfällen zu schützen. Dabei kam der Walachei insofern erhöhte Bedeutung zu, als in ihrem Gebiet die Einfallstore nach Siebenbürgen lagen.

Die Hochebene von Siebenbürgen liegt im weiten Ring der Karpaten, die sie im Norden, Osten und Süden umschließen. Während die Pässe nach Osten, eng und gewunden in die Moldau führend, relativ leicht zu sperren sind, bieten sich im Süden zwei große Karpatendurchbrüche: der Rote-Turm-Paß, der Hermannstadt (Sibiu) mit der südlich gelegenen Kleinen Walachei (Oltenia) verbindet, und der Predeal-Paß, der die Verbindung Kronstadts (Braşov) zur Großen Walachei (Muntenia) darstellt. Der Rote-Turm-Paß bot sich für Einfälle nach Siebenbürgen besonders an. Die Bergzüge im Westen und Osten erreichen in ihren Gipfeln Höhen von über 2.500 Metern, der Paß selbst liegt nur 250 bis 380 Meter hoch, da er das Durchbruchstal eines Flusses, des Olt, bildet. Er ist zu breit, um mit Erfolg gesperrt werden zu können. Die Befestigungen des Passes an seinem nördlichen Ausgang hatten neben Kontroll- und Zollfunktionen nur die Aufgabe, den Feind möglichst so lange aufzuhalten, daß im kaum 40 Kilometer entfernten Hermannstadt Verteidigungsmaßnahmen getroffen werden konnten. Es war eine taktische, keine strategische Stellung. Eine effektive Verteidigung bedurfte des Vorfelds, der Walachei.

Das Fürstentum, in seiner Süd-Nord-Erstreckung von der Donau bis hinein nach Siebenbürgen reichend, im Osten durch den Milcov-Fluß vom Fürstentum Moldau getrennt, im Westen bis ans Eiserne Tor, den Donaudurchbruch, ausgreifend, hatte in seiner größten Ausdehnung ca. 125.000 qkm umfaßt. Das war um 1415 gewesen, unter der Herrschaft Mircea cel Batrins, Vlad Draculs Vater. Mircea hatte die nach der Schlacht von Ankara4 ausgebrochenen innertürkischen Machtkämpfe gut genutzt und sein Fürstentum um Gebiete südlich der Donau, vor allem um die Dobrudscha erweitert. Mit der Befestigung des Hafens und der Stadt Kilia, die die Donaumündung kontrollierte, und dem festungsmäßigen Ausbau der Donauübergänge Giurgiu, Silistria und Isacea suchte er die Donau als Grenze gegen die Türken zu sichern. Seine militärischen Erfolge fundierte er außenpolitisch durch eine ausgewogene Schaukelpolitik. Anerkannte er einmal die Oberherrschaft des Sultans, so unterwarf er sich ein anderes Mal dem ungarischen König, um schließlich dem Polenkönig Treue zu schwören. Es kam ihm auf den Schein nicht an, wichtig war ihm die erreichte De-facto-Unabhängigkeit.

Noch während Mirceas Regierung machte eine großangelegte türkische Offensive seine Erfolge teilweise zunichte. Nach seinem Tod beschleunigten der Streit um die Nachfolge und die Unmöglichkeit, ungarische Hilfe zu organisieren – Sigismund sah seine vordringliche Aufgabe in der Niederwerfung der Hussitenrebellion –, das türkische Vordringen. Um die Mitte der zwanziger Jahre des 15. Jahrhunderts waren die Landstriche südlich der Donau wieder verloren, über den von Mireea erbauten Festungen wehten türkische Banner, und die Einfälle nach Siebenbürgen häuften sich, mit ihnen die Klagen über Sigismunds Untätigkeit.

1427 ergriff der König endlich die Initiative. An der Spitze seines Heeres erschien er in der Walachei, unterstützte damit den ungarnfreundlichen Fürsten, Dan II., und befestigte erneut die Donauübergänge. Er schrieb auch an den Deutschen Ritterorden in Preußen, ob er sich nicht beteiligen wolle am Kampf gegen die Ungläubigen, doch die Ritter lehnten dankend ab.5 Nichtsdestoweniger setzte Sigismund im nächsten Jahr den Feldzug fort, erlitt aber vor der serbischen Festung Galambocz eine schwere Schlappe und zog sich nach Ungarn zurück. Seine Erwerbungen gingen gänzlich verloren. Die Türken besetzten wiederum die Donaufestungen. Dan II., der sich als ungarischer Vasall am Feldzug Sigismunds mit einem walachischen Kontingent beteiligt hatte, war gezwungen, dem türkischen Sultan Tribut zu zahlen, wollte er nicht riskieren, sich eine Strafexpedition auf den Hals zu laden.

Fortan galt er als unzuverlässig. Die Investitur Vlad Draculs war deshalb keine bloße Geste, sondern meinte die konsequente Wiederaufnahme der ungarischen Balkanpolitik: Nicht nur wurde Vlad Dracul der Titel eines »Protektors der transsilvanisch-walachischen Grenze« verliehen, Sigismund verpflichtete sich ferner zu Unterstützungszahlungen sowie zur Bereitstellung eines Truppenkontingents.

Nach dem Reichstag reiste Vlad Dracul nach Schäßburg (Sighisoara) ab, wo er ein Haus besaß; von da aus gedachte er die Vorbereitungen zu treffen, die nötig waren, um die Option auf die Woiwodschaft in eine wirkliche Machtergreifung zu verwandeln.

Zurück blieb ein rumänischer Kleinadliger. Dieser Mann, Johann Hunyady, seit 1430 im Dienste Sigismunds stehend und vornehmlich mit militärischen Aufgaben betraut, sollte im Leben Vlad Draculs und seiner Söhne eine Hauptrolle spielen.

Walachische Wirren (1431-1442)

Vlad Dracul in Siebenbürgen. Vlad Draculea geboren. Vlad Dracul Woiwode der Walachei. Der Bauernaufstand. Übergang zu den Türken. Scylla und Charybdis oder walachische Außenpolitik. Vlad Draculea als Geisel in der Türkei.

Siebenbürgen oder Transsilvanien (›hinter den Wäldern‹) ist einer der buntesten ethnischen Flickenteppiche auf der europäischen Landkarte. Im 15. Jahrhundert wie auch heute noch bestand die Bevölkerung aus den vier Hauptgruppen der Rumänen, Ungarn, Szekler und Sachsen.

Die Deutschen waren in mehreren Einwanderungsschüben im 12. und 13. Jahrhundert ins Land gekommen. Zum größten Teil stammten sie von Rhein und Mosel, wurden aber von den ungarischen Beamten als »Sachsen« bezeichnet, weil sie ihre Auswanderungsroute vom Rhein nach Mitteldeutschland geführt hatte und die Ungarn diese Zwischenstation ihres Weges fälschlich als ihre eigentliche Herkunftsregion ansahen. Ein ihnen 1224 vom ungarischen König verliehener Freibrief, das »Andreanum«, sicherte ihnen freies Grundeigentum auf den ihnen verliehenen Gebieten, eigenes deutsches Recht sowie volle Selbstverwaltung. Ihr Hauptsiedlungsbereich war der Süden und Norden Siebenbürgens, wo sie die Städte Hermannstadt und Kronstadt, Schäßburg und Bistritz als Mittelpunkte eines florierenden Handels gründeten. Die Siedlungen lagen zudem in den fruchtbarsten Regionen Siebenbürgens, was hohe landwirtschaftliche Erträge garantierte. Da die Sachsen auch im Bergbau – die siebenbürgischen Goldminen galten als unerschöpflich, ebenso gab es große Salzlagerstätten – wegen ihrer Kenntnisse gefragt waren, reichte ihre gesellschaftliche Machtposition über ihren bevölkerungsmäßigen Anteil weit hinaus. Im Handel und in vielen handwerklichen Bereichen besaßen sie fast eine Monopolstellung. Ihrer wirtschaftlichen Bedeutung entsprechend nahmen sie seit 1289 an den Landtagen des ungarisch-siebenbürgischen Adels als »natio recepta« teil.

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