Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami. Als der Wecker klingelte, schlief Lisa Winkler tief und fest und trŠumte sŸ§. Aber das unbarmherzige Piepsen machte diesem angenehmen Zustand nachhaltig ein Ende. Lisa stellte den QuŠlgeist mit einer automatischen Bewegung ab, drehte sich auf den RŸcken und gab sich MŸhe, wenigstens einigerma§en wach zu werden. Ihr Freund Christian hatte sich von dem Weckalarm nicht stšren lassen, er schlummerte noch friedlich. Sie hatten am Vorabend die Geburtstagsparty eines Freundes besucht und waren eigentlich viel zu spŠt ins Bett gekommen. Christian Bergmann war Journalist, arbeitete fŸr eine Ÿberregionale Tageszeitung und hatte einen gro§en Bekanntenkreis. Da gab es fast an jedem Wochenende etwas zu feiern. Und wenn Lisa ihn nicht noch mal daran erinnert hŠtte, da§ es auch noch so etwas wie traute Zweisamkeit gab, wŠre er wohl stŠndig nur herumgeflattert. Jetzt schŸttelte sie ihn leicht an der Schulter und murmelte: ÈChris, aufstehen. Er gab nur einen unverstŠndlichen Brummlaut von sich und drehte sich auf die andere Seite. Lisa erhob sich mit einem Seufzer, schwang die langen, schlanken Beine aus dem Bett und ging ins Bad, wo sie unter der Dusche langsam wieder frisch wurde. Drau§en schien bereits eine wŠrmende Sonne vom launischen Aprilhimmel und lie§ die Regentropfen, die eben gefallen waren, wie Diamanten funkeln. Lisa kehrte im Morgenmantel ins Schlafzimmer zurŸck und stellte fest, da§ ihr Liebster noch immer im Reich der TrŠume weilte. Mitleidlos šffnete sie die Gardinen, lie§ das helle Morgenlicht herein und verkŸndete: ÈWenn du nicht gleich aufstehst, mu§t du allein frŸhstŸcken. Sie wu§te genau, wie sehr er das ha§te, ihre Drohung zeigte rasch die erwŸnschte Wirkung. Christian streckte sich, gŠhnte herzhaft und murmelte: ÈIch bin schon fast auf. ÈDas sehe ich. Ç Lisa hatte sich bereits angekleidet. Sie trug einen hellen Baumwollpulli, dazu eine naturfarbene Jeans. Beides lie§ sie mŠdchenhaft und beinahe Ÿberschlank wirken.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Als der Wecker klingelte, schlief Lisa Winkler tief und fest und trŠumte sŸ§. Aber das unbarmherzige Piepsen machte diesem angenehmen Zustand nachhaltig ein Ende. Lisa stellte den QuŠlgeist mit einer automatischen Bewegung ab, drehte sich auf den RŸcken und gab sich MŸhe, wenigstens einigerma§en wach zu werden. Ihr Freund Christian hatte sich von dem Weckalarm nicht stšren lassen, er schlummerte noch friedlich.
Sie hatten am Vorabend die Geburtstagsparty eines Freundes besucht und waren eigentlich viel zu spŠt ins Bett gekommen. Christian Bergmann war Journalist, arbeitete fŸr eine Ÿberregionale Tageszeitung und hatte einen gro§en Bekanntenkreis. Da gab es fast an jedem Wochenende etwas zu feiern. Und wenn Lisa ihn nicht noch mal daran erinnert hŠtte, da§ es auch noch so etwas wie traute Zweisamkeit gab, wŠre er wohl stŠndig nur herumgeflattert.
Jetzt schŸttelte sie ihn leicht an der Schulter und murmelte: ÈChris, aufstehen.Ç
Er gab nur einen unverstŠndlichen Brummlaut von sich und drehte sich auf die andere Seite. Lisa erhob sich mit einem Seufzer, schwang die langen, schlanken Beine aus dem Bett und ging ins Bad, wo sie unter der Dusche langsam wieder frisch wurde. Drau§en schien bereits eine wŠrmende Sonne vom launischen Aprilhimmel und lie§ die Regentropfen, die eben gefallen waren, wie Diamanten funkeln.
Lisa kehrte im Morgenmantel ins Schlafzimmer zurŸck und stellte fest, da§ ihr Liebster noch immer im Reich der TrŠume weilte. Mitleidlos šffnete sie die Gardinen, lie§ das helle Morgenlicht herein und verkŸndete: ÈWenn du nicht gleich aufstehst, mu§t du allein frŸhstŸcken.Ç
Sie wu§te genau, wie sehr er das ha§te, ihre Drohung zeigte rasch die erwŸnschte Wirkung.
Christian streckte sich, gŠhnte herzhaft und murmelte: ÈIch bin schon fast auf.Ç
ÈDas sehe ich.Ç Lisa hatte sich bereits angekleidet. Sie trug einen hellen Baumwollpulli, dazu eine naturfarbene Jeans. Beides lie§ sie mŠdchenhaft und beinahe Ÿberschlank wirken. Die weizenblonden Locken hatte sie zu einem Pferdeschweif gebunden, der das Bild des jungen, unbeschwerten MŠdchens vervollkommnete. Dabei war die junge Erzieherin keineswegs mehr ein MŠdchen, sondern eine Frau Mitte der Zwanzig, die wu§te, was sie wollte.
Ihr Freund hatte sich mittlerweile aus den Federn gewŠlzt. Und als Lisa bereits Kaffee in zwei Becher fŸllte und sich ein Brštchen aufschnitt, kam Christian auf nackten FŸ§en in seinem Morgenmantel in die kleine KŸche gepatscht und gŠhnte noch immer.
ÈIch bin nur dir zuliebe aufgestandenÇ, lie§ er sie wissen. ÈIch mu§ erst um neun in der Redaktion sein.Ç
Sie setzte sich ihm gegenŸber und lŠchelte verschmitzt, wobei sich zwei kleine GrŸbchen in ihren Wangen zeigten. ÈDu Armer, dafŸr verleihe ich dir die Verdienstmedaille.Ç
ÈUnd dann auch noch spottenÇ, murrte er, nahm das Brštchen, das sie ihm gestrichen hatte, und griff nach der Morgenzeitung.
ÈHast du heute was Interessantes vor?Ç fragte sie wŠhrend des FrŸhstŸcks. Der kleine Raum, der nach Osten hinausging, war mit dem hellen Licht der Morgensonne erfŸllt, das sich in Lisas blondem Haar fing und es golden erscheinen lie§. Christian betrachtete dieses PhŠnomen fasziniert.
ÈNur eine Pressekonferenz wegen des HafenausbausÇ, erklŠrte er abwesend. ÈDu siehst wunderschšn aus in diesem Licht, wie ein Engel.Ç
Sie schmunzelte. ÈSolche Komplimente am frŸhen Morgen? Wirkt vielleicht noch der Champagner von gestern nach?Ç
Er grinste frech und jungenhaft. ÈGib mir einen Ku§, dann wirst du es wissen.Ç
ÈO nein, das ist mir zu gefŠhrlich. Du hast wieder diesen gewissen Blick!Ç Sie schŸttelte amŸsiert den Kopf, aber Christian stahl sich doch einen Ku§ und noch einen zweiten. Als er sie so zŠrtlich in den Armen hielt, verga§ Lisa fŸr eine Weile alles andere. Auch, da§ es nicht immer so harmonisch zwischen ihnen war wie an diesem Morgen.
Einige Zeit spŠter verlie§ die junge Frau die Wohnung und machte sich auf den Weg zur U-Bahn-Station. Der kirchliche Kindergarten, in dem sie seit zwei Jahren arbeitete, lag nicht sehr weit entfernt, weshalb Lisa auf ein eigenes Auto verzichtete. In Hamburg konnte man das guten Gewissens, die šffentlichen Verkehrsmittel reichten aus, und im Notfall konnte sie auf Christians Wagen zurŸckgreifen.
Der Vormittag verging rasch. Lisa ging ganz in ihrer Arbeit auf und war bei den Kindern sehr beliebt. Sie wŸnschte sich im stillen eine eigene Familie. Doch Christian hatte andere Vorstellungen von ihrem ZusammenlebenÉ
Der junge Journalist ging den Tag ruhig an. Er erreichte die Redaktion erst kurz nach zehn Uhr und achtete darauf, seinem Chef nicht vor die FŸ§e zu laufen. Der war nach Christians Meinung nŠmlich ein wenig zu spie§ig auf die Einhaltung der Arbeitszeiten bedacht.
Hajo Zilk, mit dem sich Christian das BŸro teilte, und der am Vorabend die Party gegeben hatte, sa§ reichlich bla§ hinter seinem PC und hielt sich an einer Tasse schwarzen Kaffees fest.
ÈAuch schon da?Ç murrte er Christian an.
ÈNa hšr mal, du klingst schon wie der AlteÇ, erwiderte dieser. ÈVielleicht sollte ich dich daran erinnern, da§ du gestern eine Party gegeben hast, und die endete nicht gerade um zehn Uhr.Ç
ÈIst mir nicht entgangenÇ, giftete Hajo. ÈTrotzdem habe ich es geschafft, heute pŸnktlich zu sein. Ganz im Gegensatz zu dir.Ç
ÈJetzt schalt erst mal einen Gang runter, Alter. Ich gehe auch zu der Pressekonferenz und nehme dir den langweiligen Termin ab. Okay?Ç
Hajos Miene hellte sich ein wenig auf. ÈHšrt sich nicht schlecht an. †brigens kann ich dich zu Lisa nur beglŸckwŸnschenÇ, wechselte er dann das Thema. ÈSie ist eine Superfrau. Wenn du nicht mein Freund wŠrstÉÇ
Christian winkte lŠssig ab. ÈKeine Chance. Lisa liebt nur mich. Dich wŸrde sie kalt abblitzen lassen.Ç
*
Lisa packte summend ein paar KleidungsstŸcke in eine Reisetasche, zog den Rei§verschlu§ zu und stellte das gute StŸck in die Diele. Es war Freitagnachmittag, und ein Wochenende mit Christian lag vor ihr. Sie hatten beschlossen, ins Marschland au§erhalb der Stadt zu fahren. In eine kleine Pension, wo sie schon šfter gewesen waren. Romantisch und verschwiegen war es dort, der richtige Platz fŸr zwei Verliebte.
Die junge Frau ging in die KŸche, warf dabei einen flŸchtigen Blick auf die Uhr. Es war bereits nach fŸnf, und Christian hatte
ihr versprochen, nicht zu spŠt heimzukommen. Hoffentlich war ihm nichts dazwischengekommen. Aber dann hŠtte er sicher angerufen. Sie setzte sich an den Tisch und trank einen Kaffee. Das Wetter war in den letzten Tagen schšn gewesen, ganz untypisch fŸr den April. Au§er ein paar unvorhergesehenen RegengŸssen hatte der launische April in diesem Jahr keine unliebsamen †berraschungen im GepŠck.
Nach einer Stunde wurde Lisa unruhig. Sie lief im Wohnraum auf und ab und Ÿberlegte, was sie tun sollte. Schlie§lich entschied sie, in der Redaktion anzurufen. Sie wu§te, da§ Christian das nicht schŠtzte, aber es war schlie§lich eine Ausnahme.
Es klingelte einige Male, bis sich Hajo Zilk meldete. Er wirkte angeheitert und begrŸ§te Lisa Ÿberschwenglich, nachdem sie Christian verlangt hatte.
Dieser war auch nicht mehr ganz nŸchtern. ÈLiebes, ich komme bald. Du, der Chef hat einen ausgegeben, weil wirÉÇ
ÈDas interessiert mich herzlich wenigÇ, unterbrach sie ihn erbost. ÈHast du vielleicht vergessen, da§ wir ins Marschland fahren wollten?Ç Ihre Stimme klang weniger wŸtend als traurig.
Eine kurze Stille am anderen Ende der Leitung wies darauf hin, da§ er es tatsŠchlich vergessen hatte. Warum war Christian nur manchmal so schrecklich unzuverlŠssig?
ÈIch komme sofort, es ist ja noch nicht sehr spŠtÇ, sagte er schuldbewu§t.
ÈVon mir aus kannst du die Nacht durchfeiernÇ, erwiderte sie mi§mutig. ÈMir ist die Freude auf den Ausflug jedenfalls grŸndlich vergangen.Ç Damit legte sie einfach auf.
Lisa ging ins Schlafzimmer und packte ihre Reisetasche wieder aus. Sie konnte nicht verhindern, da§ ein paar TrŠnen auf die Bettdecke fielen. Die EnttŠuschung schnŸrte ihr die Kehle zu. Wie
oft war es schon vorgekommen, da§ sie etwas verabredet hatten und Christian es dann einfach verga§! Auf ihn war einfach kein Verla§. Er schien sich nur Dinge zu merken, die er selbst fŸr wichtig hielt. Und das waren selten die gleichen, die ihr etwas bedeuteten.
Kaum eine Viertelstunde nach ihrem Telefonat schlo§ der junge Mann die WohnungstŸr auf. Er machte eine zerknirschte Miene, wollte Lisa einen Strau§ betšrender Rosen in den Arm legen, aber sie wandte sich ab und murmelte: ÈEs wŠre mir lieber gewesen, wenn du an unsere Verabredung gedacht hŠttest.Ç
Etwas hilflos stand er im Raum, warf die Rosen dann achtlos auf das Sofa und erklŠrte: ÈEs tut mir ja leid. Aber wir kšnnen jetzt immer noch fahren.Ç
ÈDu hast getrunken, und ichÉÇ Weiter kam sie nicht, denn er fuhr sie unbeherrscht an: ÈDu bist eine richtige Pendantin! Wenn es dir zu gefŠhrlich ist, mich ans Steuer zu lassen, kannst du fahren.Ç
Seine harten Worte trieben ihr die TrŠnen in die Augen. Rasch wandte sie sich ab und schaute aus dem Fenster auf die abendliche Hansestadt, ohne eigentlich etwas zu sehen.
ÈVerzeih mir, LiebesÇ, bat Christian sie da. Er war neben sie getreten und schaute sie offen an. ÈIch wei§, es ist unverzeihlich. Aber ich habe es einfach vergessen, Lisa.Ç Er strich zŠrtlich Ÿber ihr weizenblondes Haar und zeichnete mit zwei Fingern die Konturen ihrer Wangen nach. Er wu§te genau, da§ sie bei diesen ZŠrtlichkeiten innerlich ganz weich wurde, und erreichte auch dieses Mal sein Ziel.
ÈIst schon gutÇ, murmelte sie und schmiegte sich in seine Arme. ÈWir kšnnen ja auch zu Hause bleiben.Ç
Er hauchte einen Ku§ auf ihr Haar und schŸttelte energisch den Kopf. ÈLa§ uns fahren. Es mu§ jetzt herrlich sein in der kleinen Pension. Komm.Ç
Seufzend packte sie ihre Sachen wieder ein, und wenig spŠter quŠlten sie sich durch den Feierabendverkehr, der sich erst einige Kilometer au§erhalb der Stadt langsam lichtete. Lisa fuhr, wŠhrend Christian entspannt in seinem Sitz lehnte und die Umgebung betrachtete. Das Marschland leuchtete in den Farben des FrŸhlings. Der Himmel spannte sich weit und tiefblau Ÿber dem flachen Land und glŠnzte in einer Symphonie aus Rot und Gold.
Die Pension ÈAhlsenÇ lag versteckt hinter alten Birken. Es gab nur ein halbes Dutzend GŠstezimmer, und das Wirtsehepaar bediente die GŠste noch selbst. Die Pension galt unter Liebhabern der einheimischen KŸche als Geheimtip, und die relativ kleine Wirtsstube fŸllte sich jeden Abend bis auf den letzten Platz.
Auch an diesem Freitagabend hielt wieder eine ganze Reihe von Autos auf dem Parkplatz. Die Wirtin begrŸ§te Lisa und Christian freundlich. Sie hatten ein Doppelzimmer, das nach SŸden herausging und einen ungehinderten Blick auf die flache, melancholische Weite der norddeutschen Landschaft freigab.
ÈSchšn ist es hierÇ, seufzte Lisa. ÈDaran kšnnte ich mich wirklich gewšhnen.Ç
Christian trat neben sie und machte ein fragendes Gesicht. ÈAufs Land ziehen? WŸrdest du es hier aushalten kšnnen? Ich meine, fŸr ein Wochenende schon, aberÉÇ
ÈIch stelle mir das schšn vorÇ, erklŠrte sie Ÿberzeugt. Ihr fein geschnittenes Gesicht nahm einen vertrŠumten Ausdruck an. ÈEin kleines HŠuschen, Kinder und Tiere, einen gro§en GartenÉÇ
ÈUm Himmels willen, du hast aber einen gefŠhrlichen Sinn fŸr RomantikÇ, scherzte er. ÈKomm, la§ uns essen gehen. Ich habe einen Mordshunger.Ç
Sie warf ihm einen schwer zu deutenden Blick zu. Da§ er bei diesem Thema so rasch abblockte, war fŸr Lisa nichts Neues. Trotzdem hatte sie sich vorgenommen, an diesem Wochenende einmal ernsthaft mit Christian Ÿber die Zukunft zu reden. Sie wŸnschte sich schlie§lich eine Familie und sie wollte endlich wissen, wie er dazu stand.
*
Am nŠchsten Morgen liehen sie sich zwei Pferde aus und absolvierten einen ausgedehnten Ritt durch die flache, herb-schšne Landschaft. Die Luft war wie Samt, Feldlerchen jubilierten und die wŠrmenden Strahlen der Sonne gaben schon einen Vorgeschmack auf den Sommer.
Christian war bester Laune. Als sie unter einer alten Ulme rasteten und den Lunch verzehrten, den die Wirtin ihnen mitgegeben hatte, lenkte Lisa das GesprŠch behutsam in die Richtung, die ihr wichtig war.
ÈNa, findest du die Vorstellung, hier zu leben, jetzt immer noch so beŠngstigend?Ç fragte sie in heiterem Tonfall. Ihre himmelblauen Augen aber waren abwartend und forschend auf ihn gerichtet.
Der junge Mann lŠchelte. ÈHast du vielleicht vor, ein Haus zu kaufen und mich samstags zum RasenmŠhen und Autowaschen abzukommandieren?Ç
ÈWŠre das so schlimm?Ç
Er erwiderte ihren Blick einen Moment lang fragend, bis ihm klarwurde, da§ sie nicht scherzte, sondern es ernst meinte. Eine steile Falte bildete sich zwischen seinen buschigen Augenbrauen, die Ablehnung signalisierte.
ÈDu kennst meine Meinung dazu. La§ uns von etwas anderem reden. Wir wollen uns doch den schšnen Tag nicht verderben.Ç
Lisa spŸrte, wie Zorn in ihr aufstieg, aber sie schaffte es, sich nichts anmerken zu lassen.
ÈWŸrde es dir den Tag verderben, wenn wir Ÿber unsere Zukunft reden?Ç fragte sie harmlos.
ÈAch, Lisa, du wei§t, wie ich das meine.Ç Er wand sich unbehaglich. ÈMu§ immer alles so ernst und tiefschŸrfend besprochen werden?Ç
ÈNein, natŸrlich nicht, wenn du es nicht willst.Ç Ihre Worte hatten unbeabsichtigt sehr bitter geklungen. Christian betrachtete sie von der Seite, sagte aber nichts. Eine Weile sa§en sie nur da, in scheinbarer Eintracht, genossen den schšnen Tag und schwiegen. Lisa empfand EnttŠuschung, auch wenn sie es nicht anders erwartet hatte. Sie wu§te, da§ Christian nichts von einer festen Bindung, von einer Familie hielt. Sie hatte sich eingeredet, es wŸrde ihr nichts ausmachen, sie kšnne es schon akzeptieren, weil sie ihn liebte. Auf Dauer aber entlarvte sich diese fromme LŸge selbst. Wie sollte es weitergehen zwischen ihnen, wenn sie so grundverschiedene Vorstellungen vom Zusammenleben hatten?
ÈWenn dir soviel daran liegt, werden wir uns eine alte Kate kaufen und wie die Einsiedler lebenÇ, sagte er in ihre Gedanken hinein und zog sie in seine Arme. ÈIch mšchte mit dir zusammen sein, Lisa. Ich liebe dich. Du bist der wichtigste Mensch fŸr mich, wei§t du das denn nicht?Ç
Er schaute ihr tief in die Augen, und als er einen zarten Ku§ auf ihre Lippen hauchte, war sie wieder einmal bereit, alle Unsicherheiten beiseite zu schieben und sich nur dem wunderbaren GefŸhl, zu lieben und geliebt zu werden, hinzugeben.
*
Knapp einen Monat spŠter wurde Lisas scheinbar geordnetes Leben grŸndlich auf den Kopf gestellt. Christian war nicht in Hamburg, er berichtete von einem gro§en Fu§ballereignis in Madrid. Lisa hatte Zeit, um nachzudenken. Sie hatte sich vorgenommen, in diesen Tagen ohne Christian ihre GefŸhle fŸr ihn grŸndlich zu prŸfen. Doch die Šu§eren Ereignisse lie§en ihr dazu keine Zeit.
Im Kindergarten herrschte seit geraumer Zeit eine gedrŸckte Stimmung. Man munkelte Ÿber Einsparungen und Entlassungen. Lisa hatte sich bisher keine gro§en Gedanken darŸber gemacht. Sollte sie ihre Stelle verlieren, wŸrde sie sicher leicht wieder etwas finden, schlie§lich war sie eine gute Kraft. Ihr Zweckoptimismus sollte an diesem Tag einen gehšrigen DŠmpfer erhalten.
Als die junge Frau den Kindergarten erreichte, wunderte sie sich Ÿber den Auflauf im Vorraum. Alle Erzieherinnen, die Leiterin und sogar der Hausmeister hatten sich hier versammelt und redeten durcheinander. Es herrschte ein aufgeregter LŠrm.
ÈWas ist denn los?Ç fragte Lisa eine Kollegin, die etwas abseits stand und eine Zigarette rauchte.
ÈDer Kindergarten wird geschlossen. Wir haben es eben erst erfahren.Ç
Lisa war perplex. ÈGeschlossen? Aber wie ist denn das mšglich? Ich meine, werden nicht wenigstens einige ihre Stelle behalten?Ç
ÈNein, das kannst du vergessen. Die Kirche mu§ sparen, deshalb ist hier ab sofort Schlu§. Es gibt ja noch zwei stŠdtische KindergŠrten hier im Viertel. Die mŸssen unsere Kinder aufnehmen.Ç