Fürsten-Roman 2533 - Diana Laurent - E-Book

Fürsten-Roman 2533 E-Book

Diana Laurent

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Beschreibung

Seit dem Tag, als ihr Onkel Rudolf, Fürst von Hohenbühl, die junge Waise Lisa adoptiert hat, ist sie in seiner Familie aufgenommen worden wie ein leibliches Kind. Nie wurde ihr ein Wunsch abgeschlagen, nie auch nur ein böses Wort gegen sie gerichtet. Doch vielleicht gerade deshalb hat sich in Lisa in all den Jahren die Vorstellung gefestigt, nur als Gast behandelt zu werden, lästig zu sein und weniger wert als ihre Adoptivschwester Laura. Immer stärker wird der Grimm in ihr, so stark, dass sie es nur noch darauf anlegt, Gemeinheiten und Intrigen zu streuen und die Menschen zu verletzen, die sie doch von Herzen lieben.

Als der junge Verwalter Tobias von Rotenfeld seinen Dienst auf Schloss Hohenbühl antritt und sich offensichtlich gleich zu Prinzessin Laura hingezogen fühlt, eskaliert die Situation. Lisa schäumt vor Eifersucht! Nein, wenn sie ihn nicht haben kann, dann soll Laura ihn erst recht nicht bekommen. Und dazu ist Lisa jedes Mittel recht ...

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Seitenzahl: 124

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Inhalt

Cover

Impressum

Schwesternkrieg auf Schloss Hohenbühl

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: iStockphoto / CoffeeAndMilk

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5447-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Schwesternkrieg auf Schloss Hohenbühl

Wenn zwei Prinzessinnen denselben Mann lieben

Von Diana Laurent

Seit dem Tag, als ihr Onkel Rudolf, Fürst von Hohenbühl, die junge Waise Lisa adoptiert hat, ist sie in seiner Familie aufgenommen worden wie ein leibliches Kind. Nie wurde ihr ein Wunsch abgeschlagen, nie auch nur ein böses Wort gegen sie gerichtet. Doch vielleicht gerade deshalb hat sich in Lisa in all den Jahren die Vorstellung gefestigt, nur als Gast behandelt zu werden, lästig zu sein und weniger wert als ihre Adoptivschwester Laura. Immer stärker wird der Grimm in ihr, so stark, dass sie es nur noch darauf anlegt, Gemeinheiten und Intrigen zu streuen und die Menschen zu verletzen, die sie doch von Herzen lieben.

Als der junge Verwalter Tobias von Rotenfeld seinen Dienst auf Schloss Hohenbühl antritt und sich offensichtlich gleich zu Prinzessin Laura hingezogen fühlt, eskaliert die Situation. Lisa schäumt vor Eifersucht! Nein, wenn sie ihn nicht haben kann, dann soll Laura ihn erst recht nicht bekommen. Und dazu ist Lisa jedes Mittel recht …

Der Oktober brachte in diesem Jahr wahrhaft goldene Tage. Nach einem langen, sonnigen und teils sehr warmen Sommer sanken die Temperaturen nun am Abend empfindlich und sorgten dafür, dass sich am Morgen oft dichter Nebel bildete. Geheimnisvoll umspielten die hellen Schwaden die altehrwürdigen Mauern von Schlossgut Hohenbühl am Fuße des Kaiserstuhls.

Das traditionsreiche Weingut der Fürsten Hohenbühl war in Kennerkreisen seit Langem ein Begriff. In jedem Jahr gewann die Winzerfamilie auf den großen Weinmessen im nahen Frankreich zahlreiche Medaillen. Fürst Rudolf war ein bodenständiger Charakter, darin glich er seinen Vorfahren, jener langen Reihe hochadliger Gutsherren, denen die Arbeit in Stall und Weinberg stets sympathischer gewesen war als gesellschaftliche Verpflichtungen.

Fürstin Angelika hatte es in dieser Beziehung nicht ganz leicht mit ihrer besseren Hälfte. War ihre Ehe auch überaus harmonisch, so gelang es ihr doch meist erst nach längerem gutem Zureden, Rudolf von der Notwendigkeit eines Empfangs oder Balles zu überzeugen.

Der Fürst machte auch im fortgeschrittenen Alter noch eine gute Figur im Smoking und war durchaus ein passabler Tänzer. Doch er verabscheute den oberflächlichen Small Talk, und es lag ihm einfach nicht, auf diese Weise Geschäftskontakte zu pflegen. Glücklicherweise hatte sein Sohn Andreas vor knapp einem Jahr die zauberhafte Komtess Tanja von Weill geheiratet, die über viel Charme und eine offene Art verfügte und jeden schnell für sich einnahm. Und Andreas’ Schwester Laura war auf Festen sowieso stets der umschwärmte Mittelpunkt. Die patente, fleißige junge Frau war bildschön und nicht auf den Mund gefallen. So blieb es Fürst Rudolf meist erspart, sich zu sehr um seine Gäste kümmern zu müssen …

Nun, im Herbst, war an große Feste sowieso nicht zu denken. Die Weinlese war in vollem Gange, seit Tagen beherrschte diese Arbeit vom Morgen bis zum Abend den Alltag der Gutsbewohner.

Für Freizeitaktivitäten blieb nur sehr wenig Zeit. Prinzessin Laura wollte allerdings nicht auf ihren täglichen Ausritt verzichten. Lieber sprang sie eine halbe Stunde früher aus den Federn, denn sie genoss es über die Maße, mit ihrem Rappen Thunder durch die klare, kühle Morgenluft zu preschen.

Auch an diesem Morgen hatte die Prinzessin den Schlosshof sehr zeitig hoch zu Ross verlassen. Herrlich war es, den Wind in den Haaren zu spüren, während sie einem schmalen Weg folgte, der mitten in die Weinberge hineinführte. Thunder bewegte sich sicher und ohne Zögern, er kannte hier, wie seine Reiterin, jeden Zentimeter des Wegs ganz genau. Schließlich war er auf Schlossgut Hohenbühl zur Welt gekommen, ebenso wie Laura.

Als die Sonne aufging, hob sich der Nebel nur zögernd. Noch immer schlängelten sich helle Schleier zwischen den Reben hindurch, deren bunt verfärbtes Laub einen schönen Kontrast zu den großen dunkelblauen und goldenen Trauben bildete.

Die Prinzessin hatte einen Aussichtspunkt oberhalb des Rheins erreicht, von dem aus man weit ins liebliche Badische hineinblicken konnte. Sie zügelte ihr Pferd und schaute zu, wie die Sonne sich hinter der altehrwürdigen Erhebung des Kaiserstuhls nach oben schob. Laura liebte ihre Heimat. Sie konnte sich nicht vorstellen, woanders zu leben.

Während ihr Blick über die nahen Vogesen schweifte, weit im Westen Mühlhausen erahnte und dann zum alten Vater Rhein zurückkehrte, erfüllte eine tiefe Zufriedenheit ihr Herz. Es war jene Bodenständigkeit, die Laura von ihrem Vater geerbt hatte, und die sie so fest und unauflöslich mit Hohenbühl verband. Sie lächelte, als Thunder anfing, unruhig mit den Hufen zu scharren.

»Ja, ja, mein Guter, wir kehren gleich um.« Sie klopfte ihm liebevoll den Hals. Einmal noch ging ihr Blick ins Weite, und ihre tiefblauen Augen strahlten. Dann zog sie kurz am Zügel und machte sich schleunigst auf den Heimweg.

Während Prinzessin Laura noch unterwegs war, blickte ihre Schwägerin aus dem Fenster und stellte fest: »Das Wetter hält sich, Andi. Es sieht heute wieder nach Sonne aus.«

»Wunderbar.« Prinz Andreas drehte sich im Bett um und warf einen Blick auf den Wecker. »Wieso bist du schon aufgestanden, Liebes? Es ist noch sehr früh.«

»Ich konnte nicht mehr schlafen. Als ich Pferdegetrappel unten hörte, bin ich neugierig geworden«, gestand die zarte Dunkelhaarige ihm ein und schlüpfte noch einmal unter die seidenen Decken.

Andreas küsste seine Frau zärtlich und hielt sie dann behutsam im Arm wie eine große Kostbarkeit. Und das war Tanja für den robusten jungen Mann auch. Seinerzeit hatte er sich auf den ersten Blick in dieses feengleiche Wesen mit dem sanften Charakter verliebt. Und da Gegensätze sich nun einmal anzogen, war auch Tanja bald von dem sportlichen, sehr aktiven jungen Mann angetan, der so fest auf der Scholle seiner Vorfahren verwurzelt schien wie die uralte Eiche im Schlosshof.

Das junge Paar war sehr glücklich miteinander. Prinzessin Tanja erwartete nun ihr erstes Kind, und dies war für Andreas ein Grund mehr, sie praktisch in Watte zu packen. Manchmal wurde dies selbst der geduldigen Tanja zu viel. Doch sie wusste, dass alles nur aus Liebe geschah, und ließ Andreas seinen Willen.

»Du wirst dich heute ausruhen, das hast du mir versprochen, nachdem es dir gestern nicht gut ging«, erinnerte er sie mit liebevoller Strenge. »Ich möchte nicht, dass du dir zu viel zumutest, mein Engel.«

»Aber jetzt wird jede Hand gebraucht. Ich werde mich in der Küche ein wenig nützlich machen.«

Andreas umfing sie mit einem zärtlichen Blick, küsste sie noch einmal und erhob sich dann.

»Übertreib es aber bitte nicht.«

»Keine Sorge. Es macht mir Spaß, zu kochen und zu backen.«

»Ja, ich weiß. Und ich wünschte, Lisa würde sich eine kleine Scheibe von dir abschneiden. Sie tut so, als ob die Lese sie nichts anginge. Manchmal habe ich fast den Verdacht, sie betrachtet Hohenbühl als eine Art Hotel, in dem wir alle ihre Angestellten sind.«

Bei der Erwähnung von Andreas jüngster Schwester Lisa schien ein Schatten über Tanjas Gesicht zu fallen. Der Gedanke an das kleine Biest, das ihr ständig zusetzte, machte ihr zu schaffen.

»Sie studiert doch noch, da hat sie anderes im Sinn, als sich hier nützlich zu machen«, hielt die Prinzessin ihrem Mann entgegen.

Andreas sollte nicht wissen, wie schwer Lisa ihr das Leben machte, denn Tanja wollte keinen Streit zwischen den Geschwistern provozieren. Andreas’ Verhältnis zu Lisa war ohnehin nicht das Beste.

»Nimm sie nicht noch in Schutz! Sie ist einfach stinkfaul, das ist alles. Die Eltern haben ihr dieses Bummelleben nur deshalb zugestanden, weil sie ihr immer eine Extrawurst braten. Das hat sich so eingebürgert, seit sie damals mit elf Jahren zu uns gekommen ist, nachdem ihre leiblichen Eltern abgestürzt waren.«

»Es war sicher schwer für sie, sich hier einzuleben. Ihre Eltern waren Forscher, nicht wahr?«

Prinz Andreas nickte. »Onkel Bernhard und seine Frau Eva waren Wildbiologen. Sie verbrachten lange Jahre in Namibia, erforschten dort die Wildtierpopulation, setzten sich für Schutzgebiete und gegen Wilderer ein. Lisa kam in einem Nationalpark zwischen Löwen und Giraffen zur Welt und kannte bis zu ihrem elften Lebensjahr nichts anderes. Ihre Eltern sind bei einer Exkursion über den Bergen mit einer kleinen Maschine abgestürzt. Es war ein schlimmer Schock für Lisa.«

Obwohl sie die Geschichte schon oft gehört hatte, unterbrach Tanja ihren Mann nicht. Lisas Schicksal rührte sie immer noch trotz des ungehörigen Verhaltens der jungen Frau.

»Als sie nach Hohenbühl kam, war sie ein sonnenverbranntes, dünnes Etwas«, erinnerte sich Andreas, »das kaum ein Wort sprach und immer nur weinte. Sie rührte uns allen das Herz. Für die Eltern war es selbstverständlich, sie aufzunehmen und später zu adoptieren. Papa stand Onkel Bernhard sehr nah, auch wenn die beiden völlig verschieden waren. Es dauerte aber nicht lange, bis Lisa anfing, aus ihrem Bonus hier Kapital zu schlagen. Sie ließ sich gnadenlos verwöhnen. Und daran hat sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert.«

»Sie genießt ihr Leben und die Privilegien, die ihr Stand mit sich bringt. Ich finde das gar nicht so schlimm«, beschwichtigte Tanja.

»Du bist ja auch ein Engel«, scherzte Andreas und verschwand im Bad. »Ich weiß gar nicht, womit ich dich verdient habe.«

Prinzessin Tanja lächelte versonnen. Doch es dauerte nicht lang, bis ihre Miene wieder jenen angespannten Ausdruck annahm, der allmählich bei ihr zum Dauerzustand wurde. Sie musste nur an ihre Schwägerin denken, schon wurde ihr flau im Magen …

***

Wenig später hatte sich die Fürstenfamilie im Frühstückszimmer versammelt. Die Sonne erhellte den Raum mit einem freundlichen Licht, und Fürst Rudolfs Laune erschien ebenso sonnig.

Er rieb sich die Hände und stellte zufrieden fest: »Das Wetter hält. Noch ein paar Tage, dann sind wir mit der Lese durch und können uns entspannt zurücklehnen.«

»Davon kann bei uns keine Rede sein, oder, Andi?«, meinte Prinzessin Laura leutselig. Ihre Wangen waren von der frischen Morgenluft noch rosa überhaucht, ihr Haar schimmerte im hellen Sonnenlicht wie pures Gold. Sie war eine Naturschönheit, die auch in Jeans und kariertem Hemd zur Geltung kam. »Jetzt heißt es für uns Kellermeister erst, so richtig in die Hände zu spucken. Der neue Jahrgang will bearbeitet sein.«

»Dein Wort …« Andreas lächelte schmal. »Ich schlage vor, wir lassen die Reihen am oberen Hag als Eiswein hängen, dann sparen wir uns die Lese in der Steillage.«

»Kein Widerspruch. Allerdings wird es auch kein Spaß, diese Ernte bei Frost nachzuholen«, gab Laura zu bedenken.

»Der obere Hag ist unser traditioneller Platz für Eiswein. Wir wollen daran nichts ändern«, warf Fürst Rudolf ein. »Warten wir ab, was das Wetter bringt. Vielleicht wird es nach dem ersten Frost wieder mild. Wäre ja nicht außergewöhnlich.«

So ging es noch eine Weile hin und her, während der Fürst mit seinen Kindern fachsimpelte. Fürstin Angelika kümmerte sich derweil um ihre Schwiegertochter, die ein wenig blass um die Nase war. Tanja gab zwar vor, sich gut zu fühlen. Sie atmete aber auf, als das Frühstück vorbeiging, ohne dass Lisa erschien. Die Studentin schlief meist aus und aß dann eine Kleinigkeit in der Küche, so wohl auch an diesem Morgen.

Laura wies nach dem Frühstück die Leser ein und fuhr dann zusammen mit Vater und Bruder in die Weinberge.

Die Küche war sonst das Domizil von Köchin Agathe und ihren Helferinnen. Während der Zeit der Weinlese half auch die Fürstin bei der Zubereitung der Mahlzeiten für die zusätzlichen Kräfte. Und Prinzessin Tanja machte sich ebenfalls gern nützlich.

»Fühlen Sie sich denn gut genug, um hier zu helfen, meine Liebe?«, fragte die Köchin, die bereits seit drei Jahrzehnten auf dem Schlossgut den Kochlöffel schwang und praktisch zur Familie gehörte. »Ich möchte mir nachher nicht wieder was von Andreas anhören müssen, weil Sie sich zu viel zugemutet haben.« Agathe hatte die Fürstenkinder aufwachsen sehen und duzte sie wie eh und je. Das war eines der Privilegien, das ihr auf Hohenbühl niemand absprechen wollte oder konnte.

»Mir geht es gut«, versicherte Prinzessin Tanja. »Keine Sorge, ich übertreibe es nicht, versprochen.«

»Nun gut.«

Agathe wies ihre Helferinnen an, mit dem Putzen des Gemüses zu beginnen, denn an diesem Tag gab es einen deftigen Eintopf mit geräucherten Würsten und Landbrot. Das Essen während der herbstlichen Lese war einfach und schmackhaft und musste vor allem satt machen. Fürstin Angelika setzte die Brühe an, Agathe ging ihr zur Hand, und bald entspann sich eine freundliche Plauderei zwischen den beiden.

Tanja war damit beschäftigt, Kartoffeln zu schälen, als Prinzessin Lisa in der Küche erschien. Sie war ein sehr hübsches junges Mädchen mit glänzendem, dunklem Haar, einem herzförmigen Gesicht und klaren, rehbraunen Augen. Diese funkelten allerdings niederträchtig, als sie ihre Schwägerin bemerkte. Zunächst begrüßte sie aber ihre Mutter mit einem Küsschen und holte sich die Schüssel Müsli, die Köchin Agatha für sie jeden Morgen richtete.

Damit setzte sie sich zu Tanja und stellte süffisant fest: »Du kannst es wohl nicht lassen, dich anzuschmusen. Immer hilfsbereit, immer in Bewegung. Nein, wie nett …« Sie schnaubte verächtlich, als Tanja eine Spur blasser wurde. »Möchte nur mal wissen, was Andi an dir findet. Du bist doch wirklich ein Mäuschen und einfach unerträglich langweilig und fade.« Sie dämpfte ihre Stimme so weit, dass nur Tanja sie verstehen konnte. Weder die Fürstin noch Agatha sollten hören, was am Tisch geredet wurde …

»Lass mich doch in Ruhe, Lisa. Was habe ich dir denn getan?«, fragte die Prinzessin hilflos.

»Nichts, das ist es ja.« Lisa lachte leise. »Du bist das perfekte Opfer, denn du kannst dich nicht wehren.«

Tanja senkte den Blick und zuckte leicht zusammen, als sie sich mit dem Messer in den Finger schnitt. Blut tropfte in die Schüssel mit den bereits geschälten Kartoffeln.

»Was ist denn das für eine Schweinerei«, entsetzte Lisa sich. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das noch jemand essen will, igitt! Du bist wirklich zu blöd für alles.« Sie erhob sich und lächelte verächtlich, dann sagte sie laut: »Tanja hat sich in den Finger geschnitten, hat jemand ein Pflaster? Tut mir leid, ich kann kein Blut sehen. Außerdem muss ich los, bis dann!« Weg war sie.

Agathe rückte gleich mit dem Verbandskasten an, dann wusch sie die Kartoffeln und meinte begütigend: »Ist ja nichts passiert. So ein kleines Malheur kann mal vorkommen.«

Prinzessin Tanja war den Tränen nah. »Ich glaube, ich lege mich besser ein bisschen hin, ich bin müde«, erklärte sie mit flacher Stimme und erhob sich. Ein leichter Schwindel erfasste sie, sofort war die Fürstin bei ihr, legte einen Arm um ihre Schultern und bot an: »Ich bringe dich nach oben. Du bist ganz blass, Liebes. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn du heute auf den Küchendienst verzichtet hättest. Morgen ist ja auch noch ein Tag.«

»Ja, ich fühle mich wirklich nicht gut«, gab Tanja leise zu.

Den wahren Grund dafür verschwieg die Prinzessin vor der Fürstin allerdings. Sie wagte nicht, sich jemandem anzuvertrauen, weil sie befürchtete, dass Lisas Attacken sich dann noch steigern könnten. Und die Vorstellung, für Unfrieden in der Familie zu sorgen, war ihr total zuwider.