Fürsten-Roman 2520 - Diana Laurent - E-Book

Fürsten-Roman 2520 E-Book

Diana Laurent

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Beschreibung

Ihre Eltern weigern sich, zu ihrer Hochzeit zu kommen, und ihr sonstiges Umfeld erklärt Julia Prinzessin von Weidfeld schlicht für verrückt, tatsächlich Stefan Prinz von Harmstorf zu heiraten. Ausgerechnet den "Partyprinzen", der keiner Frau treu sein kann, und nur heiratet, um der vom Vater angedrohten Enterbung zu entgehen.

Doch Julia weiß genau, worauf sie sich da einlässt. Sie ist fest davon überzeugt, den flatterhaften Prinzen mit einer Ehe endgültig an sich zu binden. Die junge Frau setzt mit ihrer ungebrochenen Liebe alles auf eine Karte, und so beginnt nach der Hochzeit ein Spiel, das beide Ehepartner für sich zu gewinnen glauben. Doch die Würfel sind noch nicht gefallen ...

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Seitenzahl: 121

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Inhalt

Cover

Impressum

Pokerspiele und Partynächte

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Studio10Artur

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-4430-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Pokerspiele und Partynächte

Kann Julia den wilden Prinz Stefan zähmen?

Von Diana Laurent

Ihre Eltern weigern sich, zu ihrer Hochzeit zu kommen, und ihr sonstiges Umfeld erklärt Julia Prinzessin von Weidfeld schlicht für verrückt, tatsächlich Stefan Prinz von Harmstorf zu heiraten. Ausgerechnet den »Partyprinzen«, der keiner Frau treu sein kann, und nur heiratet, um der vom Vater angedrohten Enterbung zu entgehen.

Doch Julia weiß genau, worauf sie sich da einlässt. Sie ist fest davon überzeugt, den flatterhaften Prinzen mit einer Ehe endgültig an sich zu binden. Die junge Frau setzt mit ihrer ungebrochenen Liebe alles auf eine Karte, und so beginnt nach der Hochzeit ein Spiel, das beide Ehepartner für sich zu gewinnen glauben. Doch die Würfel sind noch nicht gefallen …

Es ging eben erst auf sechs Uhr zu, der Märzhimmel über dem fürstlichen Gestüt Harmstorf in der Lüneburger Heide war tiefschwarz, der Mond bereits untergegangen. Im Osten aber schimmerte matt ein schmaler Streifen Violett, der den neuen Tag ankündigte.

Hendrik Prinz von Harmstorf war zu dieser frühen Stunde bereits auf den Beinen. Der ausgebildete Tiermediziner wachte bei einer kranken Stute, deren Zustand sich nun allmählich besserte. Prinz Hendrik hätte diese Aufgabe natürlich einem der Stallburschen überlassen können, denn ein langer Arbeitstag lag hinter ihm.

Doch es war nicht seine Art, etwas, das ihm wichtig war, zu delegieren. Und die Zuchtstuten auf Harmstorf waren nicht nur das Herzstück des Betriebs, sie lagen dem jungen Mann auch persönlich am Herzen.

Prinz Hendrik war auf Harmstorf geboren und aufgewachsen. Schon als kleiner Junge hatte er viel Zeit in den Stallungen verbracht, begierig darauf, alles, was wichtig war, von seinem Vater zu lernen. Fürst Ludwig stand in einer langen Ahnenreihe von bodenständigem Landadel und war stets bemüht gewesen, seinen beiden Söhnen die Traditionen, die mit diesem Leben verbunden waren, nahezubringen.

Für Hendrik war alles, was mit Pferdezucht und dem Leben auf einem Gestüt zu tun hatte, aufregend und interessant gewesen. Er hatte einen besonderen Draht zu Tieren und im Speziellen zu den edlen Pferden, die seit langer Zeit auf Harmstorf gezüchtet wurden. Der Fürst hatte schon beizeiten in Hendrik seinen Nachfolger gesehen. Dessen Bruder Stefan schien dagegen völlig aus der Art geschlagen zu sein.

Während sich Hendrik früh entschlossen hatte, Tiermedizin zu studieren, um die Leitung des Gestüts mit der Betreuung der Pferde in idealer Weise zu verbinden, hatte sein Bruder nie ein wirkliches Interesse an Harmstorf gezeigt.

Schon als Schüler waren ihm Motorräder und später schnelle Sportwagen lieber gewesen als ein edles Pferd. Nach dem Abitur, das er mit Ach und Krach »gebaut« hatte, war eine lange Auszeit gefolgt, der sich dann verschiedene Versuche in diversen Studienfächern angeschlossen hatten. Allerdings hatte Prinz Stefan stets nach kurzer Zeit jegliches Interesse verloren und »aufgesteckt«, wie er das nannte.

In der Zwischenzeit war der Prinz Mitte zwanzig und mühte sich mehr oder weniger erfolglos mit einem Wirtschaftsstudium ab. Fürst Ludwig ließ ihn gewähren, auch, wenn er ahnte, dass die Apanage seines Jüngeren eher in Blondinen und wilde Partys floss, statt für den Kauf wichtiger Fachliteratur verwendet zu werden.

Stefan stand dem Herzen seines Vaters trotz allem nah, denn er erinnerte den Fürsten in vielen Dingen sehr an seine früh verstorbene Frau. Doch auch die Nachsicht des liebenden Vaters war nicht grenzenlos, wie immer häufigere Streitigkeiten bewiesen. Fürst Ludwig mahnte seinen Sohn, sein Leben endlich in geordnete Bahnen zu lenken, Stefan aber dachte nicht daran.

Prinz Hendrik fiel dabei meist die Rolle des Vermittlers zu. Der besonnene, tiefgründige Charakter verstand sich blind mit dem Vater, und er liebte seinen Bruder, auch, wenn er dessen Handlungsweise nicht nachvollziehen konnte. Doch die Unstimmigkeiten zwischen dem Fürsten und seinem jüngeren Sohn häuften sich, und es schien absehbar, dass es irgendwann zum Bruch kommen musste.

Während Prinz Hendrik die kranke Stute nun untersuchte, grübelte er darüber nach, wie sich Stefan wohl die Zukunft vorstellte. Ihm musste doch klar sein, dass er nicht immer weiter in den Tag hineinleben und jeder Verantwortung aus dem Weg gehen konnte. Er hatte seinem Bruder schon öfter diese Frage gestellt, meist aber nur flapsige Antworten erhalten.

Hendrik wusste, dass Stefan aus Prinzip gegen alles war, was ihm von Vater oder Bruder »aufgedrängt« wurde, wie er das nannte. Der einzige Mensch, der vernünftig mit dem Prinzen reden konnte und auch einen gewissen positiven Einfluss ausübte, war Julia Prinzessin von Weidfels.

Die schöne und kluge junge Frau wusste den oft kindischen Querkopf zu nehmen. Bei ihr gab sich Stefan sogar recht vernünftig. Doch wirklich ändern konnte auch sie ihn nicht.

»Nun, wie sieht es aus?« Fürst Ludwig trat zu seinem Sohn in die Box und klopfte der Stute begütigend den Hals. »Sie fühlt sich kühler an als gestern Abend, nicht wahr?«

Prinz Hendrik nickte. »Ich habe gerade die Temperatur gemessen. Das Fieber sinkt endlich. Ich glaube, sie hat das Schlimmste überstanden.«

»Du hast mal wieder gute Arbeit geleistet, Junge, meinen Respekt. Nun komm, Luise hat uns schon ein Frühstück gerichtet. Du wirst einen ordentlichen Pott Kaffee vertragen können.«

Der Prinz lächelte schmal. »Da sage ich nicht nein.«

Er folgte seinem Vater in den kunstvoll gepflasterten Hof, den das Herrenhaus und die Nebengebäude in U-Form umschlossen.

Draußen wurde es allmählich hell, über der flachen Landschaft nahe Buchholz lag noch der Morgennebel. Frost hatte die Felder matt weiß überzogen, der Atem gefror in der kalten Morgenluft. Das kratzige Lied eines Rotschwanzes aber schien bereits an den kommenden Frühling zu gemahnen.

Der Fürst und sein Sohn überquerten den Wirtschaftshof, um zum Haus zu gelangen. Sie waren einander sehr ähnlich, beide groß und schlank, mit dunklem Haar und klugen, grauen Augen. Sah man von den grauen Schläfen des Fürsten ab und den Lachfältchen, die ihn sympathisch machten, so wirkte er beinahe noch wie der ältere Bruder von Prinz Hendrik. Tägliche Ausritte und die Arbeit auf dem Gestüt hatten ihn jung und dynamisch gehalten.

Dies war in der gehobenen Gesellschaft durchaus nicht verborgen geblieben. Fürst Ludwig hatte viele heimliche Bewunderinnen. Und es gab, niedrig gerechnet, wohl mindestens ein Dutzend Damen in seinem Alter, die nur zu gern noch einmal »Ja« zu ihm gesagt hätten. Doch der Fürst hatte nie mehr daran gedacht, sich zu binden.

Seine Ehe mit Marie-Sophie von Schilling war überaus glücklich gewesen. Nachdem das Schicksal ihm die Lebenspartnerin in der Blüte ihrer Jahre genommen hatte, war die Liebe kein Thema mehr für den Fürsten gewesen. Er war seinerzeit dankbar, sich auf die Hausperle und Köchin Luise verlassen zu können, die für die halbwüchsigen Prinzen eine warmherzige Ersatzmutter gewesen war.

Die gute Luise, wie ihre Ziehsöhne sie auch heute noch nannten, war mittlerweile in die Jahre gekommen, doch sie schwang nach wie vor energisch das Zepter in Küche und Haus.

Als der Fürst und sein Sohn nun die große Küche betraten, goss sie gleich Kaffee ein und wollte wissen, wie es der Stute ging.

Luise hatte Familienanschluss, den sie zugleich genoss und der sie auch ein wenig stolz machte.

»Sie ist fast über den Berg«, berichtete Prinz Hendrik. »Ich werde nach dem Frühstück noch mal nach ihr sehen, aber ich glaube, das Schlimmste liegt nun hinter ihr.«

»Das ist schön. Ich finde, du solltest dich jetzt ein paar Stunden hinlegen, mein Junge. Niemand kann rund um die Uhr arbeiten. Das tut nicht gut, auch, wenn du jung und gesund bist.«

»Ich habe leider keine Zeit zum Schlafen«, widersprach Hendrik ihr gutmütig. »In einer Stunde kommt Sarah her. Wir sind zum Ausreiten verabredet. Ich kann meine Verlobte ja schlecht versetzen, bloß, weil ich zu müde bin. Das würde Sarah mir gewiss übelnehmen.«

»Sie würde es verstehen. Schließlich kommt sie selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb und weiß, wie es zugeht.«

»Trotzdem. Unsere gemeinsamen Ausritte sind uns beiden wichtig. Keine Sorge, Luise, ich werde schon nicht im Sattel einschlafen.«

»Sehr unvernünftig«, monierte die Köchin.

Bevor Prinz Hendriks Verlobte erschien, schaute dieser im Stall noch einmal nach seiner Patientin und stellte zufrieden fest, dass die Stute nicht nur fieberfrei war, sondern auch wieder mit gutem Appetit fraß.

Der junge Mann verließ den Stall, denn er wollte noch duschen und sich umziehen, bevor Sarah erschien. Als er gerade ins Freie trat, brauste ein dunkler Sportwagen in den Hof und wurde ruckartig abgebremst.

Der schwere Motor erstarb, Prinz Stefan stieg im dunklen Abendanzug aus und warf die Tür mit Schwung ins Schloss. Er wankte leicht und stolperte ein paar Schritte vorwärts, bevor er sich im Griff hatte.

Hendrik seufzte. Dieser Anblick würde seinem Vater ganz sicher keine Freude bereiten. Stefan hatte mal wieder bis zum Abwinken gefeiert und seinem Spitznamen »Partyprinz« offenbar alle Ehre gemacht.

Als der ältere Harmstorf die Freitreppe betrat, hörte er bereits die ärgerliche Stimme seines Vaters, der Stefan vorwarf, sich unmöglich zu benehmen. Die genuschelte Antwort des Prinzen war von draußen nicht zu verstehen.

Hendrik betrat die Halle, wo der Fürst mit blasser, verdrießlicher Miene hinter Stefan hersah, der gerade über die Treppe nach oben verschwand.

»So kann es nicht weitergehen«, murmelte er gepresst. »Der Junge benimmt sich, als ob dies hier ein Hotel mit Vollpension wäre und wir alle seine Angestellten. Ich sehe mir das nicht mehr lange mit an. Dann werde ich andere Saiten aufziehen!«

»Stefan wird auch irgendwann noch vernünftig werden. Er braucht eben ein wenig länger dazu. Aber wenn er sich ausgetobt hat, wird aus ihm bestimmt ein ganz brauchbarer Mensch.«

Der Fürst schnaubte verächtlich.

»Ich wünsche mir deinen Optimismus, Hendrik. Leider glaube ich nicht mehr an Wunder.«

***

Eine Weile später ritt Prinz Hendrik mit seiner Verlobten aus. In der Zwischenzeit war die Luft angenehm mild geworden, die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel, und ein Hauch von Frühling war zu spüren. Komtess Sarah war bester Laune. Sie liebte ihre gemeinsamen Ausritte in die Natur ebenso wie sie Hendrik liebte.

Die schöne junge Blondine mit den tiefblauen Augen stammte vom Nachbargut. Die Familie Ringpahl züchtete alte Rinderrassen, mit denen sie auf den Leistungsschauen in jedem Jahr die ersten Plätze belegte.

Sarahs Vater hielt auf nachhaltige Landwirtschaft und wusste, wie wichtig es war, weiterhin aus einem möglichst großen Genpool schöpfen zu können. Er war seit Langem mit dem Fürsten befreundet und hatte sich, ebenso wie seine Frau, über die Verbindung ihrer Kinder ehrlich gefreut.

Schließlich waren Sarah und Hendrik bereits von Kindesbeinen an befreundet gewesen. Der drei Jahre ältere Prinz hatte seiner kleinen Komtess die Schulbücher nach Hause getragen und sie vor größeren, frechen Schülern beschützt. Sie war seine erste Liebe gewesen, und in der Teenagerzeit hatten sie oft Händchen haltend am nahen Weiher gesessen und von einer gemeinsamen Zukunft geträumt.

Als Prinz Hendrik nach dem Abitur in Hamburg Tiermedizin studiert hatte, war nicht mehr so viel Zeit für gemeinsame Unternehmungen geblieben. Sarah hatte kaufmännisch gelernt und führte im väterlichen Betrieb die Buchhaltung. Oft hatten sie sich wochenlang nicht gesehen, was ihnen beiden zu schaffen gemacht hatte.

Nach Hendriks Rückkehr aber waren sie wieder ein Herz und eine Seele gewesen. Ihre Gefühle füreinander schienen unverändert. Sie waren beide erwachsen geworden, hatten neue Eindrücke gesammelt, ihren Horizont erweitert.

Doch die Liebe, die ihre Herzen seit Langem miteinander verband, hatte sich als unverbrüchlich erwiesen. Vor knapp einem Jahr hatte der Prinz seine Liebste gebeten, ihn zu heiraten, und sie hatte nur zu gern Ja gesagt. Das junge Paar hatte Verlobung gefeiert und genoss nun sein Glück mit jedem Tag, der verging, aufs Neue.

Einen Hochzeitstermin hatten sie noch nicht festgelegt, denn es eilte ihnen beiden damit nicht. Der Zustand, in dem sie lebten, erschien ihnen beinahe vollkommen.

Das junge Paar verstand sich meist auch ohne Worte. Und Sarah hatte an diesem Morgen gleich gemerkt, dass Hendrik etwas bedrückte. Sie konnte sich schon denken, was es war.

Nach einer Weile zügelte sie ihr Pferd und saß ab. Sie hatten den Weiher erreicht, an dessen Ufer eine Trauerweide ihre eleganten Zweige über das klare Wasser neigte, und wo eine rot gelackte Holzbank zum Verweilen einlud. Hendrik hatte die Absicht seiner Liebsten erraten und es ihr gleichgetan.

»Hatten dein Vater und Stefan wieder Streit?«, fragte sie, als sich der Prinz zu ihr gesellte.

Er seufzte leise und gab bekümmert zu: »Auf Dauer wird es so nicht weitergehen können. Stefan ist ein grenzenloser Egoist. Papas Nachsicht ist bewundernswert, aber auch die hat irgendwo Grenzen. Wenn Stefan nur ein klein wenig guten Willen zeigen würde. Papa verlangt ja nun wirklich nichts Unmögliches. Er müsste nur sein Studium endlich abschließen und sich in unserem Betrieb ein wenig nützlich machen. Aber er denkt nicht daran.«

Sarah nahm Hendriks Rechte in ihre beiden Hände und lächelte ihm lieb zu.

»Du solltest aufhören, dir über Stefan Gedanken zu machen. Er wird sich doch nie ändern.«

»Wenn Papa irgendwann die Nase voll hat und ihm die Pistole auf die Brust setzt …«

»Das tut er aber nicht. Stefan weiß genau, dass er nur droht, aber keine Konsequenzen zieht, weil ihr beide ihm am Herzen liegt. Das nutzt er gnadenlos aus.«

Hendrik küsste seine Verlobte zärtlich und erwiderte ihr Lächeln.

»Du hast leider recht. Ich stelle fest, dass du meinen Bruder besser kennst als ich.«

»Stefan war schon als Junge gedankenlos und leichtsinnig. Ich erinnere mich noch gut an einen Schulausflug in die Heide. Damals hat er meine Freundin Pia überredet, auf eigene Faust loszugehen. Sie haben sich verlaufen, es gab einen riesigen Ärger. Pia bekam einen Verweis. Dein Bruder hat sich mal wieder aus der Affäre gezogen. Vermutlich hat ihm der Name Harmstorf, inklusive der kleinen goldenen Fürstenkrone, aus der Patsche geholfen. Ich habe mich damals sehr darüber geärgert, denn es war wirklich nicht Pias Schuld, was geschehen ist.«

»Ja, darauf kann ich mich auch noch besinnen. Papa schimpfte mit Stefan, aber seine Worte machten keinen großen Eindruck auf ihn. So gesehen hat sich seit damals nichts geändert.«

»Dein Bruder ist ein großes Kind, das nicht erwachsen werden will. Wenn dein Vater bei ihm etwas erreichen will, muss er hart durchgreifen.«

»Und was stellst du dir darunter vor?«

Die Komtess hob die Schultern.

»Er muss Stefan ohne Geld an die frische Luft setzen. Nur dann wird er zur Vernunft kommen.« Sie schmunzelte. »Es sei denn, er kann irgendwo unterschlupfen …«