Du bist mein Heimathafen - Thomas Prünte - E-Book

Du bist mein Heimathafen E-Book

Thomas Prünte

0,0
21,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein Buch aus der Praxis für die Praxis – und den Beziehungsalltag! Eine Beziehung ist wie ein Garten. Sie bedarf der Pflege, damit etwas wachsen kann. Und in eine Beziehungskiste muss man etwas Gutes hineintun, wenn man etwas Gutes entnehmen möchte. Nur so kann eine Partnerschaft auf Dauer gedeihen und die Beziehung zum sicheren Hafen werden, der Schutz und Geborgenheit bietet. Das Buch bietet zahlreiche Anregungen und ermutigende Leitsätze, die Sie bei der Suche nach mehr Zufriedenheit in Ihrer Beziehung unterstützen. Sie erhalten einen Überblick über die wichtigsten Möglichkeiten, sich als Paar in kritischen Phasen zu regulieren. Die Fähigkeit, unterschiedliche emotionale Strömungen auszubalancieren, hilft, das innere Gleichgewicht zu halten. Eine Partnerschaft besteht im permanenten Moderieren von Irritationen, heißt es, und um dieses Moderieren, Abgleichen und Regulieren geht es in diesem Buch – vor allem im Hinblick auf fünf Bereiche: - Nähe und Distanz regulieren - Störende Eigenschaften und Verhaltensweisen managen - Beziehungsvorstellungen abgleichen - Gefühle ordnen und konstruktiv kanalisieren - Intimität und Sexualität ausbalancieren Füreinander ein sicherer Hafen zu sein, erfordert gegenseitiges Bemühen. Das Buch möchte Sie bei dieser lohnenden Aufgabe unterstützen und Ihnen ein Wegbegleiter sein. Sie schaffen das!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 237

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Thomas PrünteDu bist mein HeimathafenKurs halten für Paare

Über dieses Buch

Ein Buch aus der Praxis für die Praxis – und den Beziehungsalltag! 

Füreinander ein sicherer Hafen zu sein, erfordert gegenseitiges Bemühen. Die Partnerschaft bedarf der Pflege, damit das „Wir“ wachsen kann. Das Buch möchte Sie bei dieser lohnenden Aufgabe unterstützen und Ihnen ein Wegbegleiter sein. Es bietet zahlreiche Anregungen und ermutigende Leitsätze, die Sie bei der Suche nach mehr Zufriedenheit in Ihrer Beziehung unterstützen. Sie erhalten einen Überblick über die wichtigsten Möglichkeiten, sich als Paar in kritischen Phasen zu regulieren. Die Fähigkeit, unterschiedliche emotionale Strömungen auszubalancieren, hilft, das innere Gleichgewicht zu halten. Eine Beziehung besteht im permanenten Moderieren von Irritationen, heißt es, und um dieses Moderieren, Abgleichen und Regulieren geht es in diesem Buch – vor allem im Hinblick auf fünf Bereiche: 

Nähe und Distanz regulieren Störende Eigenschaften und Verhaltensweisen managen Beziehungsvorstellungen abgleichen Gefühle ordnen und konstruktiv kanalisieren Intimität und Sexualität ausbalancieren 

Sie schaffen das!

Thomas Prünte, Dipl.-Psychologe und seit über 30 Jahren in eigener psychotherapeutischer Praxis in Hamburg tätig. Er arbeitet als Paartherapeut (EFT) sowie als Dozent an diversen Ausbildungsinstituten. Als Autor hat er sich ausführlich mit der Frage befasst, wie Menschen sinnerfüllt leben und lieben können.

Copyright: © Junfermann Verlag, Paderborn 2021

Coverfoto: © PeopleImages (https://www.istockphoto.com)

Covergestaltung / Reihenentwurf: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Satz, Layout & Digitalisierung: Junfermann Druck & Service GmbH & Co. KG, Paderborn

Alle Rechte vorbehalten.

Erscheinungsjahr dieser E-Book-Ausgabe: 2021

ISBN der Printausgabe: 978-3-7495-0262-2

ISBN dieses E-Books: 978-3-7495-0263-9 (EPUB), 978-3-7495-0265-3 (PDF), 978-3-7495-0264-6 (EPUB für Kindle).

Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit
in kleinen Dingen,
Unglück oft durch Vernachlässigung
kleiner Dinge.

Wilhelm Busch

Vorwort

Du bist mein Heimathafen! – Du bist meine Burg!

So könnte der Dialog von zwei Menschen klingen, die sicher gebunden sind. Die sich vertrauen und sich grundsätzlich in ihrer Beziehung wohlfühlen. Sie sind weitestgehend zufrieden, in kurzen Momenten sogar glücklich. Doch auch sie kennen Krisen, Zeiten der Disharmonie und zermürbende Konflikte. Vor diesem Hintergrund lässt sich ein Ritual verstehen, das mir in einem Reisebericht von Stephan Orth begegnet ist. Lesen Sie es bitte mit einem Augenzwinkern.

Tränen lügen nicht

Die Frauen der Tujia, einer Volksgruppe aus Süd-China, beginnen einen Monat vor der Eheschließung damit, jeden Tag eine Stunde zu weinen. Zunächst allein, dann mit Mutter, Großmutter, Schwestern und Tanten. Sie vollziehen dieses Ritual nicht, um den Verlust des Junggesellinnen-Daseins oder ihrer Unschuld zu betrauern, sondern in der Hoffnung, ihnen möge eine glückliche Ehe bevorstehen – dann hoffentlich ohne Tränen! Angeblich gibt es sogar Workshops, in denen man das ehespezifische Weinen erlernen kann. Schließlich wird dies sogar am Hochzeitstag erwartet! Leider werden keine Angaben über vergleichbare Riten der Männer gemacht. Informationen zur Wirksamkeit der kollektiven Tränen-Orgie fehlen. Sollten Sie sich ohne dieses Ritual auf eine Beziehung eingelassen haben, betrachten Sie gelegentliches Wehklagen und tränengetränkte feuchte Augen als normal.

Eine Beziehung zu führen ist ein anspruchsvolles Projekt. Es verlangt das Engagement zweier Menschen. Wer darin ernten will, muss säen. Wer nehmen will, sollte in der Lage sein, zu geben. Gelingt die Balance von Nähe und Distanz, fühlt man sich wohl. Erfährt man Unterstützung, erlebt man sich weniger allein und gut verbunden. Gibt es einen Raum für Intimität und Zweisamkeit, bildet sich Vertrauen. All diese Schätze sind auf Dauer keine Selbstverständlichkeit, denn im Wellengang des Lebens und den Stürmen des Alltags kommt es vor, dass man den sicheren Hafen der Beziehung aus dem Auge verliert.

Ein Leuchtturm

Dann ist es gut, einen Kompass und einen Leuchtturm zu haben, die einem den Weg weisen. In diesem Buch stelle ich Ihnen Konzepte vor, die sich in der Praxis bewährt haben und die Orientierung erleichtern. Auf Fachworte habe ich zur besseren Verständlichkeit weitestgehend verzichtet oder sie erläutert.

Sie lernen Paare – mal kurz, mal ausführlich – kennen, die um mehr Zufriedenheit und emotionale Sicherheit in ihrer Beziehung ringen. An ihren Beispielen wird hoffentlich deutlich, dass alle „nur mit Wasser kochen“ und äußerst menschliche Themen miteinander besprechen.

Eine Beziehung bedarf der Regulation. Die Fähigkeit, unterschiedliche emotionale Strömungen auszubalancieren, hilft dabei, die innere Balance zu halten. Eine Partnerschaft besteht im permanenten Moderieren von Irritationen, heißt es in einem Bonmot. Um dieses Moderieren, Abgleichen und Regulieren geht es in diesem Buch. Speziell um fünf Bereiche:

Nähe und Distanz regulieren

Störende Eigenschaften und Verhaltensweisen managen

Beziehungsvorstellungen abgleichen

Gefühle ordnen und konstruktiv kanalisieren

Intimität und Sexualität ausbalancieren

Füreinander ein sicherer Hafen zu sein erfordert gegenseitiges Bemühen. Das Buch möchte Sie bei dieser lohnenden Aufgabe unterstützen und Ihnen ein Wegbegleiter sein. Sie schaffen das!

1. Nähe und Distanz ausbalancieren

Du klammerst immer so! – Und du bist immer so weit weg!

Die Abstimmung des Wunsches nach Nähe ist eine Aufgabe, die fast täglich erforderlich ist. Der Nähe-Wunsch des einen kann auf den Distanzwunsch des anderen treffen. In diesem Spannungsfeld bewegt sich jedes Paar. Das Verlangen nach Nähe bleibt beim Menschen lebenslang bestehen. Es gehört neben dem Wunsch nach Eigenständigkeit und Autonomie zu den Grundbedürfnissen. Für das Bedürfnis nach Rückzug gibt es genauso gute Gründe wie für die Suche nach Nähe.

In der Begleitung von Paaren habe ich den Eindruck gewonnen, dass das Nähe-Bedürfnis eine höhere Wertigkeit besitzt. Der Wunsch nach Distanz gilt tendenziell als bedenklich und beziehungsgefährdend. Dabei wird übersehen, wie wichtig der Zwischenraum für eine Beziehung ist. Sich loslassen zu können, um sich wieder zu begegnen, eröffnet Spielraum für tiefere Gefühle.

1.1 Ich möchte dich vermissen können!

Wir hängen zu sehr aneinander. Ich wünschte, du wärst manchmal weiter weg, damit ich dich vermissen kann! Wenn du immer da bist, wird es so selbstverständlich und gewöhnlich. Mir fehlt die Spannung. Ja, ich möchte dich vermissen können!!

Das sind die Worte von Sabine, die ihren Mann sehr anhänglich erlebt.

Das ist einerseits schön und vertraut, doch manchmal erstickt es unsere Lebendigkeit.

Durch ihre Worte wird deutlich, wie wertvoll Distanz für eine Beziehung ist. Sabine möchte ihre Sehnsucht spüren. Ihren Mann zu vermissen zeigt, wie viel er ihr bedeutet.

Anderseits kann eine Beziehung ohne ein gutes Maß an Nähe nicht leben. Menschen sind Säugetiere und Bindungswesen, sie benötigen zuverlässigen Kontakt, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Die Erreichbarkeit einer zugewandten Person ist die Quelle unserer emotionalen Sicherheit. Dazu bedarf es einer guten Portion Nähe und Zuverlässigkeit. Sind diese gewährleistet, fällt es leichter, die stabile Basis des Heimathafens zu kurzen oder langen Ausflügen zu verlassen. Dann lässt es sich mit Phasen der Distanz besser leben.

Wie viel Nähe jemand benötigt, hängt mit frühen Bindungserfahrungen zusammen. Jemand, der keinen sicheren Halt erfahren hat, wird tendenziell klammern oder die Nähe meiden. War man hingegen sicher gebunden und hat emotionale Geborgenheit erfahren, fällt es leichter, allein zu sein und den Partner loszulassen.

Allgemein formuliert: Für den Nähe-Typ ist Nähe ein Heimspiel. Er kann sich im Nah-Sein einrichten und wohlfühlen. Bei zunehmender Distanz wird er unruhig und fühlt sich verloren. Der Distanz-Typ kann sich gut in seine Welt zurückziehen. Er benötigt seinen eigenen Raum, um zu sich zu finden und zur Ruhe zu kommen. Dennoch ist er froh, im Partner einen Hafen zu haben, den er immer wieder ansteuern kann.

Ich möchte Sie zu einer Übung einladen. So können Sie schnell erfassen, wie es um das Verhältnis von Nähe und Distanz in Ihrer Beziehung steht.

 ÜBUNG: Die Weisheit meiner Hände

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und vertrauen Sie der Weisheit Ihrer Hände. Eine Hand symbolisiert Sie selbst, die andere Ihren Partner. Legen Sie Ihre Hände zunächst in den Schoß. Dann schließen Sie die Augen und lehnen Sie sich innerlich zurück. Jetzt denken Sie an den aktuellen Zustand Ihrer Beziehung. Lassen Sie Ihre Hände spontan zum Ausdruck bringen, wie nah oder fern Sie und Ihr Partner sich im Moment sind. Die Hände dürfen sich vor Ihrem Körper bewegen. Möglicherweise stellt sich sofort eine stimmige Position ein. Vielleicht müssen Sie einen Moment überlegen, bis es sich richtig anfühlt. Dadurch haben Sie Ihren subjektiven Ist-Zustand vor Augen.

Welches Gefühl stellt sich ein?

Ist es das, was ich mir wünsche und brauche?

Wenn Sie damit zufrieden sind, freuen Sie sich. Sind Sie es nicht, scheint Ihnen etwas zu fehlen.

Benötige ich mehr Nähe oder mehr Abstand?

Wodurch ist das Verhältnis von Nähe und Distanz aus der Balance geraten?

Machen Sie die Übung ein zweites Mal. Nehmen Sie Kontakt mit Ihrem Wunsch und Ihrer Sehnsucht auf. Lassen Sie jetzt die Hände verdeutlichen, wie viel Nähe oder Abstand Sie gerne hätten. Probieren Sie verschiedene Varianten aus, bis es Ihren Vorstellungen entspricht.

Was genau ist jetzt anders?

Welches Gefühl stellt sich ein?

Bringen meine Hände eine Konstellation zum Ausdruck, die ich in meiner aktuellen (oder einer früheren) Beziehung bereits gemacht habe?

Sehne ich mich nach etwas, dass wir bisher noch nicht (miteinander) erlebt haben?

Diese Übung können Sie gut gemeinsam mit Ihrem Partner machen. Denken Sie daran, es sind Moment-Aufnahmen. Zu einem späteren Zeitpunkt kann es wieder anders aussehen.

Schließen Sie beide die Augen. Wenn jeder eine stimmige Handposition gefunden hat, frieren Sie diese einen Moment lang ein, damit Ihr Partner sie in wenigen Sekunden sehen kann. Zählen Sie bis drei und öffnen Sie zeitgleich die Augen. Ein spannender Moment!

Der Kontakt ist wichtig

Für die Paardynamik ist meist nicht entscheidend, dass es unterschiedliche Bedürfnisse gibt, sondern wie sie kommuniziert werden. Wird der Wunsch transparent gemacht und erläutert, fällt es leichter, damit umzugehen. Bleibt ein Paar darüber im Kontakt, hält sich die emotionale Beunruhigung in Grenzen, weil man orientiert ist. Kalte und schroffe Distanzierung wird als verletzend und Zurückweisung erlebt. Wird sie mit Wärme kommuniziert, bringt sie Wertschätzung und Vertrauen zum Ausdruck.

Das gilt auch für den Wunsch nach Nähe. Ist er gut in den Kontakt eingebettet und wird er zugewandt vorgebracht, fällt es leichter, ihn zu erfüllen. Wird er fordernd vorgetragen, ohne die Befindlichkeit des Partners zu berücksichtigen, trifft er auf Ablehnung. Doch manchmal muss man deutlich werden. Beeindruckt hat mich Helen, die ihr Bedürfnis auf unkonventionelle Weise zum Ausdruck brachte: Sie malte ein Schild für ihren vielbeschäftigten Mann. Darauf stand:

Ich-brauche-deine-Nähe!

Ich brauche dich! Gute Nähe-Rituale

Wie wichtig Signale von Nähe und Verbundenheit sind, merkt man oft erst dann, wenn diese scheinbaren Kleinigkeiten fehlen:

Du hast mir schon lange keinen Klaps mehr auf den Po gegeben.

Früher habe ich morgens, bevor ich das Haus verlasse habe, zum Abschied einen zärtlichen Kuss bekommen.

Du schaust mich gar nicht mehr an, wenn wir miteinander reden.

Du streichelst mich mechanisch (Herbert Grönemeyer in seinem Song: Was soll das?).

In der folgenden Liste finden sich Nähe-Rituale, von denen mir Paare berichtet haben. Diese haben dabei geholfen, ihre Beziehung zu pflegen und Nähe herzustellen.

Morgendliches Kuscheln

Sich in den Arm nehmen

Ein Gute-Nacht- und Guten-Morgen-Kuss

Füße oder Nacken massieren, über den Kopf streichen

Händchenhaltend einschlafen

Hand in Hand spazieren gehen

Liebevoller Sex

Knutschen

Zusammen kochen

Ein kleines Zwischendurch-Geschenk

Kosenamen, die dem andern gefallen

Smartphone weglegen, wenn man sich unterhält

Einander zuhören, ausreden lassen und Interesse spüren

Sich etwas vorlesen (lassen)

Serien anschauen, ins Kino, Theater, Museum und auf Konzerte gehen

Einem Kaminfeuer lauschen

Zusammen lachen, sich witzige Dinge berichten

Miteinander schweigen

Gemeinsam ein Buch lesen und darüber sprechen

Hermine und Johann lieben es, kleine Auszeiten von der Familie zu organisieren.

Wir haben vier Kinder, die zum Glück jetzt schon selbstständiger sind. Wir versuchen, einen Abend in der Woche für uns als Paar Zeit zu organisieren. Dann übernehmen unsere Eltern die Betreuung und wir kommen mal raus. Wir lieben es, ins Kino oder Theater zu gehen, nachher ein Glas Wein zu trinken und zu diskutieren.

 REFLEXION

Meine guten Nähe-Momente

1. Wann fühle ich mich meinem Partner besonders nah?

2. Was sind unsere zärtlichen Momente?

3. Wie stellen mein Partner und ich diese Momente her?

4. Bin ich damit zufrieden?

Kurs halten

Ich bringe meine Wünsche nach Nähe und Distanz freundlich und mit Augenmaß zum Ausdruck!

Nur aus der Ferne sieht man klar

Würdest du für mich bis zum Mond gehen? – Natürlich, Schatz! – Würdest du für mich auch dort bleiben?

Lassen sich Nähe und Distanz anders regulieren? Muss der andere wirklich auf den Mond gebeamt werden?

Der paradiesische Zustand guter Nähe lässt sich im Beziehungsalltag nicht festhalten. Nach einer Zeit der Nähe melden sich Distanzbedürfnisse. Und nach einer Zeit des Abstands der Wunsch, sich nah zu sein. Das ist normal. Zwischen den Polen von Nähe und Distanz das rechte Maß zu finden ist ein wiederkehrender Prozess. Dabei lohnt sich ein Blick auf den Wert des Wunsches nach Abstand und Distanz.

Nur aus der Ferne sieht man klar, sagt Dieter, dem die Nähe manchmal zu viel wird. Ich brauche dann Zeit, um wieder zu mir zu finden.

Charlotte betont einen anderen Aspekt: Wenn es intensiv zwischen uns war oder wir uns gestritten haben, brauche ich den Rückzug in mein Schneckenhaus, um alles zu sortieren.

Ich brauche mich! Gute-Distanz-Rituale

In ihren Aussagen wird deutlich, wie wichtig der Rückzug ist. Distanzbedürfnisse haben eine Regulierungsfunktion. Sie steuern das Wechselspiel von Zuwendung und Hingabe an den Partner, aber auch die Hinwendung zu sich selbst. Das ist ein wichtiger Prozess, denn in beide Richtungen kann man sich verlieren. Wendet man sich zu sehr dem Partner zu, besteht die Gefahr, sich selbst zu verlieren und das Eigene aufzugeben. Dadurch vernachlässigt man die autonome Seite und befindet sich in einer Abhängigkeit. Zieht man sich weit oder zu lange zurück, besteht die Gefahr, den Kontakt zueinander zu verlieren und zu vereinsamen. Beide Extreme schaden auf Dauer der Beziehung. Eine gute Balance zu finden ist eine wiederkehrende Aufgabe, die Bewusstheit und Achtsamkeit erfordert.

„Für sich sein“ zu wollen ist ein natürlicher Wunsch. Ist ein Paar gut eingespielt und hat verstanden, dass er die Beziehung nicht gefährdet, sondern ihr guttut, wird er nicht als bedrohlich erlebt. Wie man ihm Ausdruck verleiht, ist entscheidend. Ein kommentarloser Abbruch des Kontaktes und ein schroffes Abwenden irritieren und verletzen. In Sekundenschnelle ist das Bindungssystem alarmiert. Der sichere Hafen der Beziehung gerät in Gefahr und man ist emotional verunsichert. Trennungs- und Verlustangst können einen überfluten und dann ist Land unter.

Darum ist es wichtig, einen Rückzugswunsch liebevoll zu äußern und den anderen dabei im Blick zu haben:

Ich brauche jetzt Zeit für mich und habe dich gern. Du musst keine Angst haben, ich bleibe bei dir. Du bedeutest mir etwas.

Gute-Distanz-Rituale können sein:

Tagebuch schreiben

Das innere Erleben malen oder zeichnen

Allein spazieren gehen

Ein Gedicht oder ein Lied schreiben

Mit einem guten Freund sprechen

Kopfhörer aufsetzen und Musik hören

Hobbys pflegen

Sport treiben

Im eigenen Bett schlafen

Blumen schicken

Meditieren, Yoga praktizieren

Ein gutes Buch lesen

Dem Partner eine nette SMS oder Sprachnachricht schicken

Einen liebevollen Zettel oder eine Postkarte hinterlassen

Allein verreisen

und

im Kontakt bleiben

Beziehungsfreie Zonen

Yasmina und Finn, ein junges Paar, experimentieren bewusst mit Zeiten des Alleinseins:

Wir haben beziehungsfreie Zonen eingerichtet, in denen jeder machen kann, was er will. Ich fahre allein zum Wandern oder gehe mit Freunden klettern. Da will ich Finn nicht dabeihaben. Abends schreibe ich ihm kurz, wie der Tag war und dass ich an ihn denke. Aber keine großen Liebesbriefe, das wäre mir zu viel.

Finn steigt aufs Motorrad und kurvt rum. Er hat schon mal spontan in einer Pension übernachtet und ist erst am nächsten Tag wiedergekommen. Aber er meldet sich und sagt mir, wo er ist. Dann bin ich beruhigt. Anscheinend brauchen wir diese Momente der Fremdheit und Distanz, um dann wieder vertraut zu sein. Solange wir noch keine Kinder haben, können wir das so leben.

 REFLEXION

Meine guten Distanz-Momente

1. In welchen Momenten kann ich die Distanz genießen?

2. Wie reagiert mein Partner darauf?

3. Wie stellen mein Partner und ich diese Momente her?

4. Was tut mein Partner dafür?

5. Bin ich damit zufrieden?

Kurs halten

Ich nehme mir bewusst Zeit für mich selbst und bleibe in gutem Kontakt mit meinem Partner!

In den folgenden beiden Übungen können Sie herausfinden, wie es ist, für sich und miteinander verbunden zu sein. Sie erfahren nicht nur symbolisch, sondern konkret körperlich, wie es möglich ist, abgewandt und im Kontakt zugleich zu sein. Sie können erleben, wie es ist, sich anzulehnen oder in den Armen des Partners zu liegen.

 ÜBUNGEN

Übung 1: Sich anlehnen – Rücken an Rücken

Setzen Sie sich bequem auf den Boden. Lehnen Sie sich Rücken an Rücken an Ihren Partner an. Ruckeln Sie sich zurecht, bis beide sich in der Haltung wohlfühlen. Schließen Sie die Augen und spüren Sie den Kontakt zueinander. Richten Sie die Aufmerksamkeit auf die Wärme und Kraft, die Ihre Rücken ausstrahlen. Nehmen Sie genau wahr, wie es ist, den Partner als Stütze im Rücken zu haben. Lassen Sie diese Erfahrung eine Weile schweigend auf sich wirken.

Wenn Ihnen danach ist, sprechen Sie aus dieser Position heraus darüber, was Sie empfinden.

Übung 2: Sich anlehnen – Rücken an Bauch

Entscheiden Sie, wer sich zuerst anlehnen darf. Ein Partner setzt sich bequem auf den Boden und öffnet die Arme, sodass der andere Partner sich mit dem Rücken bequem an seine Vorderseite anlehnen kann. Finden Sie heraus, wie diese Position für beide angenehm ist. Fragen Sie genau nach bzw. sagen Sie Ihrem Partner, wie es richtig ist. Suchen Sie nach der richtigen Lage für den Kopf. Helfen Sie einander, eine gemeinsame Wohlfühlposition zu finden.

Wenn Ihnen danach ist, sprechen Sie anschließend darüber, wie Sie es empfunden haben, in den Armen Ihres Partners zu liegen.

 REFLEXION

Körperliche und emotionale Verbindung

1. Wie habe ich die körperliche Nähe über den Rücken erlebt?

2. Was genau habe ich wahrgenommen?

3. Hat mich etwas irritiert?

4. Habe ich emotionale Wärme und Nähe empfunden?

5. Wenn nicht: Woran liegt das?

1.2 Zwei Kreise als Symbol

„Das Ich wird am Du zum Menschen“, so formulierte es der Philosoph Martin Buber. Doch wie muss eine Beziehung beschaffen sein, damit das Ich sich mit dem Du wohlfühlt? Damit es an ihm wächst und gedeiht?

Ich möchte diese Überlegungen aufgreifen und zu einer Visualisierung einladen. Es handelt sich um eine Variation der Hand-Übung, die Sie bereits kennen. Jetzt wird sie erweitert um das Wir.

Stellen Sie sich zwei Kreise vor. Diese symbolisieren Sie selbst – das Ich – und Ihren Partner – das Du. Durch den Abstand (oder Nicht-Abstand) können Sie zum Ausdruck bringen, wie Sie Ihre Beziehung im Moment erleben. Überschneidungen zeigen, wie groß oder klein das Wir-Erleben ist.

In einem zweiten Kreis visualisieren Sie Ihre Wunsch-Vorstellung. Wie sollten die beiden Kreise angeordnet sein, sodass Sie sich in der Beziehung zum Du wohlfühlen? Wie viel Distanz, wie viel Nähe sind für Sie angenehm? Wie groß sollte die Schnittmenge sein? Wie viel Eigenständigkeit ist wichtig? Wie viel Raum brauchen Sie? Doch bevor Sie selbst loslegen, möchte ich das Vorgehen an einem Beispiel erläutern:

Angekettet und unfrei – Peter und Daniela

Werfen wir einen Blick auf die Bestandsaufnahme von Daniela und Peter. Die beiden kennen sich seit acht Jahren und leben seit sieben Jahren zusammen. Kinder wollen sie nicht. Daniela empfindet die Beziehung einerseits als vertraut, andererseits als einengend und ohne Spannung. Für Peter kann alles so bleiben, ihm fehlt nichts. Das verdeutlicht er in seiner Zeichnung (Abbildung 1.1):

Peter

Ist

Wunsch

Abbildung 1.1:Wir haben viele Gemeinsamkeiten und Schnittmengen. Gleichzeitig gibt es genug Raum für jeden. Ich kann auch für mich sein. Alles ist gut so, wie es ist.

Daniela

Ist

Wunsch

Abbildung 1.2:Ich fühle mich total eingeengt. Wir sind aneinandergekettet. Ich kann kaum atmen. Es gibt keine Spannung. Alles ist vertraut und immer gleich. Da ist kein Begehren mehr. Ich fühle mich nicht mehr gefordert, so kann ich nicht wachsen. Mir kommt es so vor, als wären wir stehen geblieben und hätten uns mit dem Stillstand arrangiert. Wir müssen dringend auseinander, mehr Distanz haben. Ich wünsche mir weniger Wir und mehr Du und Ich!

Ist Ihnen aufgefallen, dass der Ist-Zustand grafisch fast genau gleich dargestellt ist und dennoch Unterschiedliches zum Ausdruck bringt?! Für Peter stellt die Überschneidung eine Wohlfühl-Zone dar, für Daniela (Abbildung 1.2) ähnelt sie einem Gefängnis! Die Diskrepanz zeigt sich deutlich in der Zielvorstellung. Doch was genau meint Daniela, wenn Sie sich mehr Distanz wünscht?

Ich brauche mehr räumlichen Abstand und würde gern in eine eigene Wohnung ziehen. Wenn wir so dicht aufeinanderhocken, verliere ich mich selbst. Natürlich kann mir das auch in den eigenen vier Wänden passieren, aber wenn es so kommt, möchte ich das aushalten. Dann werde ich mehr mit mir selber konfrontiert. Ich habe davor Angst, doch ich glaube, es muss sein.

Peter ahnt zwar, dass zwischen ihnen etwas nicht stimmt, aber er verspürt keinen Leidensdruck. Da ihm an der Beziehung liegt, kann er sich darauf einlassen, zumindest für eine bestimmte Zeit wieder getrennt zu wohnen. Eine große Herausforderung, denn beide muten sich zu, ihre autonome Seite zu stärken.

Abhängigkeit – Autonomie – Abhängigkeit

Als zu früh geborene Säugetiere sind wir am Beginn des Lebens vollkommen abhängig von der Zuwendung und Versorgung durch eine primäre Bezugsperson, in der Regel der Mutter. Wären das Kind und die Mutter in dieser Zeit zwei Kreise, so wären sie fast deckungsgleich und miteinander verschmolzen. Das ist der Zustand der Symbiose.

Im besten Fall lösen wir uns schrittweise aus dieser engen Verbindung und gewinnen Unabhängigkeit. Die Mutter, der Vater und die Familie sind der emotionale Hafen, der allmählich durch Freunde und Partner ergänzt und abgelöst wird. Wir sind unabhängiger geworden und haben an Autonomie gewonnen. Die Kreise entfernen sich voneinander.

Ist die Entwicklung gut verlaufen, haben wir ein ausreichendes Maß an innerer Stabilität aufgebaut, um alleine zurechtzukommen. Wir lernen, ohne die Eltern zu leben, auch wenn Sie ein Leben lang wichtige Bezugspersonen sein können.

Gleichwohl bleiben wir als Menschen abhängig von der emotionalen Zuwendung anderer. Die kleinste menschliche Einheit ist nicht der Mensch, sondern zwei Menschen, hat es Bertold Brecht formuliert („Kleines Organon für das Theater“, 1954). Das Wechselspiel von Autonomie und Abhängigkeit begleitet uns bis ans Lebensende. Der Pol der Abhängigkeit wird möglicherweise am Ende sogar wieder größer, wenn die Kräfte nachlassen und wir die Unterstützung anderer wieder benötigen.

Der Prozess von der Abhängigkeit zur Autonomie ist störanfällig. Ich möchte die zwei wichtigsten Irritationen kurz beschreiben: Ist man unsicher, ob man bekommt, was man braucht, wird man tendenziell zu anhänglich oder zu bedürftig. Der erlebte Mangel schürt die Angst, nicht genug zu bekommen und in der Welt nicht zurechtzukommen. Der Betreffende neigt dazu, Nähe zu suchen und Distanzierung zu meiden.

Ist man in frühen Jahren vornehmlich für die Bedürfnisbefriedigung der Bezugspersonen zuständig, entwickelt sich eine Schein-Autonomie. Man wird zu früh erwachsen und gibt sich bedürfnislos. Auch in diesem Fall ist der innere Boden zerbrechlich, weil man im Grunde ständig überfordert ist. Nähe wird tendenziell als bedrohlich erlebt, der Schmerz der Entbehrung sitzt tief. Distanziert zu sein, scheint mehr Sicherheit zu bieten.

Ich – Du – Wir

Nähe und Distanz hängen eng mit der Suche nach Autonomie und Abhängigkeit – oder deren Vermeidung – zusammen. Zur Verdeutlichung habe ich zwei Kreise in mehreren Variationen dargestellt (vgl. Abbildungen 1.3–1.8). Im Verhältnis der beiden Kreise zueinander wird symbolisch die Achse von Symbiose / Abhängigkeit und Eigenständigkeit / Autonomie abgebildet.

In Abbildung 1.3 sieht man ein kaum symbiotisches Paar, das großen Wert auf Eigenständigkeit legt und Distanz benötigt. Im letzten Diagramm (Abbildung 1.8) findet sich ein Zustand von großer Verschmelzung mit viel Gemeinsamkeit und ausgeprägter Nähe.

Nähe und Distanz

Abbildung 1.3: Viel Abstand, abgegrenzt und viel Zwischen-Raum

Abbildung 1.4: Nah, in Berührung, abgegrenzt und kein Zwischen-Raum

Abbildung 1.5: Etwas Abstand, nah, abgegrenzt, etwas Raum

Abbildung 1.6: Nah und symbiotisch

Abbildung 1.7: Sehr nah und symbiotisch

Abbildung 1.8: Fast verschmolzen, wenig bis kein Ich

 REFLEXION

Welches Modell spricht mich an?

1. Spricht mich eine Variante spontan an?

2. Gibt es eine, bei der sich mir die Nackenhaare aufstellen?

3. Gibt es eine Variante, die mir fehlt und noch besser ausdrückt, was ich empfinde oder mir wünsche? Wie sieht diese aus?

Jetzt möchte ich Sie dazu einladen, Ihre eigene Bestandsaufnahme zu machen. Nutzen Sie den freien Raum und zeichnen Sie mit jeweils zwei Kreisen Ihren Ist- und Wunsch-Zustand. Wenn Sie Kinder haben, zeichnen Sie diese in Kreisform mit ein. Wo stehen die Kinder?

1. So erlebe ich unsere Beziehung

2. So wünsche ich mir unsere Beziehung

Zum Nachdenken

Bedenken Sie, dass sich Ihre Vorlieben im Laufe des Lebens oder Ihrer Beziehung durchaus ändern. Die folgenden Fragen regen zum Nachdenken an:

Sind Sie tendenziell ein Nähe- oder ein Distanz-Mensch?

Wie erleben Sie diesbezüglich Ihren Partner?

Haben Sie in Ihrer aktuellen Beziehung ausreichend Raum für sich selbst oder erleben Sie sich eingeengt?

Ist Ihre Beziehung (noch) spannend und lebendig oder ist Langeweile und (zu viel) Routine eingekehrt?

Gibt es ausreichend Verbundenheit und Wir-Gefühl oder zu wenig?

Welche Rolle spielen die Kinder?

Entdecken Sie einen bedeutsamen Unterschied zwischen Ihrer Wunschvorstellung und der Realität? Falls ja, gibt es Gesprächsbedarf! Fassen Sie sich ein Herz und sprechen Sie darüber.

1.3 Wo stehen unsere Kinder?

Natürlich spielen Ihre Kinder in die Balance von Nähe und Distanz hinein. Je nachdem, wie alt sie sind, beanspruchen sie mehr oder weniger Aufmerksamkeit und Nähe.

Johanna und Matthias haben drei Kinder. Sie weisen in ihren Bildern darauf hin, wie brisant die aktuelle Situation für ihre Beziehung ist. Sie sind beide beruflich sehr gestresst und möchten einander nicht als Blitzableiter für den Druck vom Arbeitsplatz benutzen. Sie suchen nach einem guten Weg, mehr Zeit für ein gutes Miteinander zu finden. Matthias wünscht sich mehr Nähe und würde gern eine neue Balance finden. Er beschreibt die Situation (vgl. auch Abbildung 1.9):

Matthias

Abbildung 1.9

Es gibt viele Außeneinflüsse durch unsere unterschiedlichen Arbeitsplätze. Sie strömen alle auf unser Haus ein und überfordern mich oft. Ich verliere leicht den Überblick und die Kontrolle. Wir haben beide genervte Gesichter, weil wir oft an unsere Grenzen stoßen.

Als Paar sind wir nur über die Kinder verbunden. Wir haben zwar Halt, das ist positiv. Doch ich komme etwas zu kurz, mir fehlt die gemeinsame Zeit mit Johanna. Ich vermute, dass es auch den Kindern guttun würde, wenn sie uns zumindest zeitweise als Liebespaar erleben könnten. Und nicht nur als Eltern, die einigermaßen funktionieren. Ich stelle mir das so vor (Abbildung 1.10):

Abbildung 1.10

Das ist mein Wunsch. Wir fassen uns an den Händen und stehen als Paar nebeneinander. Wir haben mehr Kontakt zueinander und lächeln wieder mehr, weil wir uns freuen, einander nah sein zu können. Die Kinder sind mal an der einen, mal an der anderen Seite. Sie stehen nicht notgedrungen zwischen uns. Dann wären wir zufriedener.

Johanna

Johanna stimmt dem ohne zu zögern zu. Sie hat ein anderes Bild gezeichnet und zwei Kreise genutzt, um Ihre Sicht auf den Ist- und den Wunsch-Zustand der Beziehung zu verdeutlichen (vgl. Abbildung 1.11).

Abbildung 1.11

Auf dem rechten Bild habe ich gezeichnet, wie ich die Situation aktuell erlebe. Ich stehe rechts, Matthias links. Unsere Tochter ist näher bei ihm. Das schmerzt mich, weil ich außen vor bin. Ich hätte gern mehr Kontakt zu ihr. Andererseits kann ich anerkennen, dass sie wohl ein Papa-Kind ist. Der Hund läuft bei mir mit.

Matthias und ich haben zu wenig Kontakt, sind oft kein gutes Team. Ich hätte ihn gern an meiner Seite.

In meinem Wunsch-Bild auf der linken Seite umarmen wir uns und legen die Arme um unsere Schultern. Ich wünsche es mir dynamischer, so als würden wir im Kreis miteinander tanzen und Freude haben. Da wäre mehr Nähe möglich.

Johanna und Matthias haben verstanden, dass sie mehr Zeit für sich als Paar benötigen. Obwohl ihr Familien- und Berufsleben extrem anstrengend ist, schaffen sie es an einem Wochenende, die Kinder „wegzuorganisieren“.

Johanna:Ich hatte zwar ein schlechtes Gewissen, aber es hat uns beiden gutgetan.

Matthias:Wir haben wie früher nebeneinander auf einer Wiese gelegen und gelesen.

Sabine:Nicht nur gelesen, wir haben uns lebhaft über die Lektüre unterhalten! Ich habe den Austausch mit dir vermisst. Mal endlich nicht nur über die Kinder und Organisatorisches zu reden.

Matthias:Ja, solche Diskussionen haben wir am Beginn unserer Beziehung oft geführt. Dann kamen die Kinder und die Zeit wurde knapper. Aber wir haben den Faden jetzt wieder aufgenommen, darüber freue ich mich.

 REFLEXION

Wo stehen unsere Kinder?

1. Stehen die Kinder zu oft zwischen uns?

2. Haben wir ausreichend Zeit für uns als Paar?

3. Wie können wir für die Kinder da sein und für uns?

Kurs halten

Wir sorgen für uns als Paar und reservieren Zeiten für die Zweisamkeit!

1.4 Nähe und Distanz in der Ursprungsfamilie

Werfen wir einen Blick in die Geschichte eines Paares. Wenden wir uns Merlind und Simon zu. Die beiden sind seit 13 Jahren ein Paar und haben keine Kinder. Ihr Temperament ist sehr unterschiedlich. Merlind sprudelt los, wenn sie erzählt. Wortgewandt schildert sie ihre Erfahrungen und Ansichten. Sie hat einen kreativen Beruf gewählt, der zu ihr passt. Über sich und ihr Innenleben zu sprechen fällt ihr jedoch überraschend schwer.