Durchbeißen ist alles - Willi Dommer - E-Book

Durchbeißen ist alles E-Book

Willi Dommer

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Beschreibung

Unhygienische Zustände in mehr als einem Obdachlosenasyl, Prügelattacken in diversen Kinderheimen, Vater immer wieder arbeitslos, wechselnde Liebhaber der Mutter, rücksichtslose Pflegefamilien, schmutzige Scheidung, früher Tod der Mutter, Kinder abermals ins Heim. Dass meine vier Geschwister bei all dem, was sie durchmachen mussten, keine Psychopathen, Verbrecher oder Asozialen geworden sind, kann nur einen Grund haben: Sie mussten sich stets irgendwie durchbeißen und haben das auch getan ... bis heute.

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Seitenzahl: 117

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Inhalt

Ich danke

Vorwort: Schreib das auf, Bruder!

Das weiße Rössl und die Folgen

Ein ganz patenter Mann

Am liebsten isst er Blumenkohl

Kuchen backen für die flüchtige Frau

Nonnen – lieblos und ohne Rücksicht

Fremder Mann mit einem Messer

Gott wird sie dafür bestrafen

Was ist sie nur für ein Mensch?

Rolf wird entsorgt

Weiter Schule? – von wegen

Geld für innere Leere

Man hat mich sogar als Zigeuner betitelt

Ein liebenswerter Chaot

Zwischen Niederrhein und Bodensee

Insolvenzen und Infarkte

Zuwachs im Hotel Mama

Nachwort: Unvermindert herzlich

Familiensystemisches v. Dolores Tannwitz

Bildnachweis

Ich danke

meiner Schwester Claudia sowie meinen Brüdern Detlef, Achim und Rolf für die zahlreichen informativen Telefonate und Familienfotos

meinen leiblichen Eltern für das Leben und für meine wundervollen Geschwister

und Dolores Tannwitz für ihr Engagement bei weiterführender Ahnenforschung und für ihre Hilfe beim Erstellen einer druckfähigen Vorlage

Vorwort:

Schreib das auf, Bruder!

Immer schon war mir klar, dass irgendwas in meiner Familie anders gelaufen ist als bei meinen Freunden und Bekannten. Nun ja – ich war adoptiert worden, von meinen Großeltern. Das hatte man mir aber nie verschwiegen, und ich hatte auch anderen gegenüber nie einen Hehl daraus gemacht. Theoretisch verstand ich auch sehr früh, dass meine leibliche Mutter rechtlich gesehen zu meiner Schwester wurde, mein Erzeuger zu meinem Schwager. Klingt vielleicht schräg, aber ich hab’s schon früh geschnallt.

Dass meine leiblichen Eltern später noch weitere Kinder in die Welt setzten und ich demzufolge noch eine Reihe leiblicher Geschwister bekam – das hatte ich weniger an die große Glocke gehängt. Und diese Kinder hatten eine gänzlich andere Kindheit und Jugend erlebt als ich in meinen „wohlbehüteten“ Familienverhältnissen – mit einem „kleinen“ Bahnbeamteten als Oberhaupt.

Zwar wusste ich stets, dass es mir besser ging als meinen Geschwistern, und es wurde mir auch oft genug aufs Brot geschmiert. Später fielen mir dann Unmengen von Briefen in die Hände, die meine leiblichen Eltern an ihre Eltern, meine Adoptiveltern, geschrieben hatten. Manchmal waren es regelrechte Bittbriefe. Darin ging es um Armut, Jobverlust, Kinder in „Waisenhäusern“ und bei sogenannten „Pflegeeltern“, Gefängnisstrafen, Obdachlosigkeit, lebensbedrohliche Krankheiten, Vorwürfe der Prostitution, bis hin zur Scheidung der Eltern und dem frühen Tod der Mutter von vier unmündigen Kindern.

Bei vielen Gesprächen mit meinem nächst jüngeren Bruder, der das meiste von dem „Schlamassel“ hautnah miterlebt hatte und durchaus nicht gut auf seine Eltern zu sprechen war, wurde mir bzw. uns eins klar: Die Vorgänge schrien geradezu danach, aufgeschrieben zu werden, und das wollte ich gerne in die Hand nehmen.

Bild 1:Die Brüder Detlef und Willi

Nun war ich ja gerade bei den schlimmsten Erlebnissen nicht zugegen, und so folgten ausgiebige Gespräche mit meinen drei Brüdern und meiner Schwester, denn die Eltern und Adoptiveltern weilten längst nicht mehr unter den Lebenden und waren leider nicht mehr befragbar. Deshalb danke ich meinen drei Brüdern und meiner Schwester ganz herzlich für die aufschlussreichen Gespräche und das umfangreiche zur Verfügung gestellte Fotomaterial.

Das weiße Rössl und die Folgen

„Der Bastard kommt mir nicht ins Haus!“ stellt der Bundesbahnsekretär kategorisch klar, als er seiner soeben unehelich niedergekommenen 19jährigen Tochter notgedrungen einen Besuch auf der Wöchnerinnenstation der Münsteraner Universitätsfrauenklinik abstattet. Was will er mit dem pausbäckigen, geradezu aufgedunsenen, plärrenden Balg in ihren Armen? Wild gezeugt und obendrein mit einem irgendwie birnenförmigen Schädel! Was tut man ihm da an?

Bild 2:Herta Anfang der 50er Jahre

Bild 2a:Säugling Willi

Herta, die jüngere seiner beiden Töchter, ist in der letzten Zeit durchaus rundlicher gewesen als sowieso schon. Doch der knorrige Beamte hatte sich nicht viel dabei gedacht. „Rund“ ist ja in jenen Jahren gleichbedeutend mit „gesund“. Wohl genährt in schlechter Zeit – das spricht für das Pflichtbewusstsein und die wirtschaftliche Potenz des Elternhauses – wohlgemerkt in schlechter Zeit; denn immerhin lag das Kriegsende noch keine sieben Jahre zurück. Der Gedanke an eine Schwangerschaft ist ihm partout nicht in den kantigen Kopf gekommen, hat sich nicht in dem Hirn unter der schicken, blauen Bundesbahn-Schirmmütze eingenistet. Schließlich ist Herta bei weitem nicht so feist wie Christel, seine Erstgeborene.

Bild 3:Christel und Ron mit Santa Claus

Warum muss er überhaupt mit dermaßen aus der Art geschlagenen Töchtern gestraft sein? Warum müssen ihm diese Luder das allerletzte Gesindel als potenzielle Schwiegersöhne präsentieren? Christel einen Sergeant der Royal British Army, für den gedienten Reichswehr-Feldwebel gewissermaßen ein ehemaliger Kriegsgegner; und Herta treibt’s ausgerechnet mit einem ungelernten Landarbeiter, einem hinkenden Saison-Knecht, von dem das Miststück sich obendrein einen „Braten in die Röhre“ legen lässt.

Was damals wohl nur die wenigsten gewusst haben dürften: Willi Dommer hatte mit seiner ersten Ehefrau Maria Elisabeth nach Tochter Christel noch einen Sohn gezeugt. Der namenlose Knabe wurde am 2. Januar 1931 in Münster geboren und ist noch am selben Tag gestorben – zwei Jahre bevor Tochter Herta das Licht der Welt erblickte. In der Familie wurde nie darüber gesprochen.

„Der Bastard kommt mir nicht ins Haus.“

(Willi Dommer sen.)

Willi hat in seiner Borniertheit nichts davon mitbekommen, dass seine jüngere Tochter Herta mehrfach aus dem Fenster im Hochparterre gesprungen ist, um sich ihrer unliebsamen Leibesfrucht zu entledigen. Er hätte die angstgeborene Verzweiflungstat ebenso wenig akzeptiert wie das Malheur der Schwangerschaft überhaupt. Beides gehört sich einfach nicht.

Immerhin stammt er von einem angeblich ansehnlichen Bauernhof im brandenburgischen Spreewald, und hat zunächst in der Reichswehr gedient und dann seine Pflicht bei der Reichsbahn getan – vielleicht sogar beim Transport todgeweihter Juden, Sinti und Roma in die Vernichtungslager im „neuen Lebensraum im Osten“.

Wie dem auch sei – an der Geschichte vom spreewäldischen Bauernhof sind zumindest Zweifel angesagt. Denn in der Heiratsurkunde des Standesamts Adlershof anlässlich der Eheschließung mit Karoline Auguste Wilhelmine Wüstenhagen am 18. Juni 1891 lautet die Berufsbezeichnung für Willis Vater - August Julius Dommer - nicht etwa „Landwirt“, sondern „Arbeiter“. Er wurde in Konitz, Westpreußen, geboren und dort getauft am 4. September 1864.

Aber damit nicht genug. Informationen über dessen Vater, Joseph Dommer und seine Ehefrau Anna, geborene Rozykska, wohnhaft in Konitz, sind aufzufinden in den Taufregistern der jüdischen Gemeinde Konitz in Westpreußen (siehe Link):

https://www.xn--jdische-gemeinden-22b.de/in-dex.php/gemeinden/k-l/1098-konitz-auch-conitz-west-preussen

War er vielleicht Jude, oder gar seine Frau?

Das wäre echt der Hammer angesichts der strikt nationalistischen Verlautbarungen des alten Willi Dommer senior.

Bild 4:Willi Dommer sen. bei der Wehrmacht

Bild 5:Willi Dommer sen. - Wachtmeister der Artillerie

Als Beamter in einem münsterländischen Dorf wie Buldern ist Willi ja durchaus nicht irgendwer, und er dokumentiert dieses staatstragende Selbstbewusstsein auch durch seine blaue Uniform mit goldfarbenen Knöpfen, durch seinen Befehlston, die stramme Haltung, dann und wann gewürzt mit einer gewissen Jovialität. In einem übersichtlichen Dorf wie Buldern bekommt beinahe jeder alles mit. Die innerörtliche Kommunikation funktioniert bestens – fast zu gut, wenn es etwas gibt, dessen man sich gewissermaßen schämt.

Obwohl – Schämen scheint für ihn eher keine Option gewesen zu sein.

Bild 6:Stolz in Uniform: der Bundesbahnobersekretär

Immerhin ist den Leuten gewiss nicht entgangen, dass der Kindsvater Heinz Kauder nicht mal bei der Geburt zugegen war und sich auch in den Monaten danach nicht blicken ließ. Herta indes verklärt die Zeugung später zu einer wahrhaft romantischen Begebenheit: Geschehen sei es auf einer lauschigen Wiese im Teutoburger Wald, nach einem Besuch der jungen Leute in der Freilichtbühne Tecklenburg.

Die Operette „Das weiße Rössl am Wolfgangsee“ habe man dort geboten. Klingt doch fast zu schön, um wahr zu sein…

„Mein Leben ist verpfuscht und

überhaupt nichts mehr wert“ (Herta)

Herta nennt die Frucht ihres Leibes ausgerechnet Willi – offenbar ein kläglicher Versuch, ihren gleichnamigen Vater ein wenig versöhnlicher zu stimmen. Dabei war es durchaus eine schwere Geburt gewesen. Das Neugeborene kommt mit einem doppelten Leistenbruch zur Welt, eine Zangengeburt ist notwendig, die sich zeitlebens in der birnenförmigen Kopfform manifestieren sollte: dicke Backen unter einem vergleichsweise schmalen Schädel. Stillen kann sie den Kleinen aufgrund einer Brustdrüsenentzündung nicht – möglicherweise ein Grund für seine spätere Fixierung auf „Titten“, „Möpse“, „Hupen“ oder wie auch immer er die sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale später zu nennen pflegte.

Noch einen Monat vor der Niederkunft hatte sich Herta in einem Brief aus Münster Hilfe suchend an Erna und Willi gewandt:

„Liebe Eltern!

Endlich ist die so lang erwartete Post eingetroffen. Ich verstehe nur nicht, dass Heinz immer so unwichtige Sachen schreibt und nie auf das richtige Thema kommt. Ich habe ihm doch schon so oft geschrieben, was er zu machen gedenkt. Sicher, er schreibt, dass wir heiraten wollen … Wie wäre es, wenn Vater noch einmal hinschrieb und ihm befehlen möchte, mich sofort zu besuchen, um wegen dem Kind alles zu regeln. Mein letzter Brief wird ihm sicher etwas Angst gemacht haben. Von wegen ausnützen und hinterher sitzen lassen. Ich will aber mal endlich Klarheit haben. Lust habe ich überhaupt nicht mehr, den Menschen zu heiraten, doch ich muss ja, schon alleine wegen dem Kind …

Mein Leben ist verpfuscht und überhaupt nichts mehr wert. Hätte ich doch auf Euch gehört!“

Heinz, der männliche Beteiligte in dieser Angelegenheit, bleibt monatelang verschwunden. Im September 1952 – vier Monate nach der Geburt des Kindes – trudelt dann ein Brief aus dem niederrheinischen Golzheim bei Hertas Vater ein.

Bild 7:Kindsvater Heinz

„Werter Herr Dommer!

Besondere Umstände geben mir Veranlassung, Sie mit einem Brief zu beehren. Ich habe nun vor dem Amtsgericht in Düren die Vaterschaft für das Kind Willi anerkannt und Ihnen soweit Klarheit verschafft.

Mir ist erst jetzt richtig zu Bewusstsein gekommen, dass ich als Mann an Herta und auch an Ihnen sehr falsch gehandelt habe…

Da ich nun vom Bauern weg bin und in einer Fabrik arbeite, glaube ich, in der Lage zu sein, einen Familienstand zu gründen.

Nun bitte ich Sie herzlich darum, mir Vertrauen zu schenken und einer Verlobung mit Herta nichts entgegen zu setzen … Andernfalls müsste ich annehmen, Herta will mich nicht heiraten.

Vertrauen Sie mir bitte und geben mir Herta.“

Etwa zehn Tage, bevor er seine Vaterschaft für den Kleinen offiziell anerkennt, wendet er sich brieflich auch an Herta:

„Es konnte niemand ahnen, dass es so schnell passiert. Nun ist es einmal passiert, und wir müssen jetzt zueinander stehen … Ich glaube, Dich auch als Arbeiter glücklich machen zu können.“

Die Mutter des gemeinsamen Kindes ist zu dieser Zeit allerdings in einer Art Heim für gestrauchelte Mädchen untergebracht.

Dazu schreibt Heinz:

„Sehr geehrter Herr Dommer …

Herta befindet sich in einer verzweifelten Lage: Aus diesem Grunde möchte ich Sie und auch Ihre Frau Gattin bitten, mir zu verzeihen, dass ich so große Schande über Ihr Haus brachte. Herta muss unbedingt wieder dort heraus, wo sie sich gegenwärtig befindet. Dieses Haus und der Umgang mit diesen Mädchen, welche sich dort befinden, könnten der guten Erziehung von Herta schaden. Bitte lassen Sie Herta wieder in ihr Elternhaus zurückkehren.“

Wie weitere Nachforschungen bei MyHeritage ergaben, war Kindsvater Heinz – wie später der kleine Willi – selbst unehelich geboren.

Seine Mutter Emma, geb. Kauder heiratete später einen Herrn Fuhrmann, mit dem sie noch zwei Söhne hatte: Manfred und Peter Gustav Ernst Fuhrmann.

Bild 8:Herta mit dem kleinen Willi vor dem Elternhaus in Buldern

Ein ganz patenter Mann

Was hätte zum Beispiel der österreichische Professor von all dem gehalten? Dieser Konrad Lorenz, der jenseits des Gartenzauns, gewissermaßen als Willis nächster Nachbar in Buldern, im ehemaligen Schloss der Adelsfamilie von Romberg die „Forschungsstelle für vergleichende Verhaltungsforschung“ betrieb. „Ein ganz patenter Mann und überhaupt nicht eingebildet“, hatte der kleine Beamte immer wieder betont, wenn er über seinen berühmten weißhaarigen Nachbarn in den Knickerbockerhosen sprach, dem späteren Autor des Bestsellers „Das sogenannte Böse“, in dem er sich mit der Naturgeschichte der Aggression befasst.

Mehr als einmal hatte der Bundesbahnsekretär Willi Dommer den renommierten Verhaltensforscher am Gartenzaun getroffen und war mit dem vornehmen und durchaus leutseligen alpenländischen Wissenschaftler ins Gespräch gekommen. Der Mann erforschte nicht zuletzt das Verhalten von Graugänsen. Und da glaubte der Bulderaner Bahnbeamte, durchaus mitreden zu können. Holten ihn doch seine Gänse täglich hunderte von Metern vor dem Gartentor ab und begleiteten ihn im sprichwörtlichen Gänsemarsch schnatternd nach Hause. Offenbar wussten die großen weißen Wasservögel sogar, ob der Bundesbahnsekretär gerade Früh- oder Spätschicht hatte. Denn je nachdem nahmen die Tiere ihn um zwölf Uhr mittags oder aber abends in Empfang.

Wer weiß, ob dies Phänomen den Österreicher Professor trotz seiner Affinität zu Graugänsen überhaupt interessiert hat.

Bild 9:Verhaltensforscher und Parteigenosse“ Konrad Lorenz

Wie dem auch sei – eine gewisse Seelenverwandtschaft der annähernd gleichaltrigen Männer mag durchaus bestanden zu haben. Womöglich nicht zuletzt aufgrund der einstigen Mitgliedschaft der beiden in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei. Konrad Lorenz war „Mitarbeiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP“ gewesen. Dessen ungeachtet wurde ihm 1973 der Nobelpreis für Medizin zugesprochen. Allein die Universität Salzburg entzog ihm im Februar 2015 die Ehrendoktorwürde – da weilte der Verhaltensforscher allerdings seit 26 Jahren nicht mehr unter den Lebenden.

Der ehemalige Reichsbahnbeamte Dommer begründete seine Parteimitgliedschaft mit Erfordernissen der „Karriere“ – wenngleich auch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Redete er sich indes wieder mal in Rage, dann wurde den Zuhörern klar, dass er weltanschaulich durchaus nicht so weit von den Nazis entfernt lag. Jedenfalls musste er die Strapazen der Entnazifizierung über sich ergehen lassen, was ihn durchaus nicht zu einem Freund der Siegermächte machte. So hasste er den Bundeskanzler Konrad Adenauer für dessen Amerika-Freundlichkeit und trug ihm zeitlebens nach, dass er die DDR-Führer Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl bei einem Staatsbesuch „im Regen“ habe stehen lassen. Wie man hört hatten die beiden Pläne für ein neutrales, atomwaffenfreies Mitteleuropa im Gepäck.

Visuell eingängige Formulierungen passten prima ins rhetorische Konzept des Bahnbeamten: Er musste für die „Tommies“ Kübel voller Scheiße schleppen, und der Altbundeskanzler ließ Pieck und Grotewohl im Regen stehen – durchaus eingängige Bilder.