Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Ezra Palaszczuk hat alles, was er will: Partys, Dates und eine erfolgreiche Karriere in der NHL. Wäre da nur nicht Anton Hayes. Der Flügelstürmer aus Philly ist arrogant, unnahbar und verdammt anstrengend. Aber das ist egal – Ezra interessiert sich sowieso nicht für ihn. Kein bisschen. Auch nicht nach dieser einen Nacht. Anton lebt für den Sport. Er hat hart dafür gearbeitet, einer der Besten in der Liga zu sein – ohne dass sein Privatleben die Schlagzeilen bestimmt. Ezra ist das genaue Gegenteil: laut, selbstbewusst und ganz schön aufreizend. Nach einer einzigen Nacht mit ihm will Anton eigentlich nur eins – Abstand. Leichter gesagt als getan. Denn sosehr sie sich hassen, so wenig können sie die Finger voneinander lassen. Und was als Rivalität beginnt, könnte schon bald ganz andere Gefühle wecken …
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 417
Veröffentlichungsjahr: 2025
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
EDEN FINLEYSAXON JAMES
EGOTISTICAL PUCKBOY
PUCKBOYS 1
Aus dem Englischen von Annika Bührmann
Über das Buch
Ezra Palaszczuk hat alles, was er will: Partys, Dates und eine erfolgreiche Karriere in der NHL. Wäre da nur nicht Anton Hayes. Der Flügelstürmer aus Philly ist arrogant, unnahbar und verdammt anstrengend. Aber das ist egal – Ezra interessiert sich sowieso nicht für ihn. Kein bisschen. Auch nicht nach dieser einen Nacht.
Anton lebt für den Sport. Er hat hart dafür gearbeitet, einer der Besten in der Liga zu sein – ohne dass sein Privatleben die Schlagzeilen bestimmt. Ezra ist das genaue Gegenteil: laut, selbstbewusst und ganz schön aufreizend. Nach einer einzigen Nacht mit ihm will Anton eigentlich nur eins – Abstand.
Leichter gesagt als getan. Denn sosehr sie sich hassen, so wenig können sie die Finger voneinander lassen. Und was als Rivalität beginnt, könnte schon bald ganz andere Gefühle wecken …
Über die Autorinnen
Eden Finley schreibt heitere Liebesromane voller Herz, die sich wunderbar für kleine Fluchten aus dem Alltag eignen. Ihre Bücher entstehen meist aus einer originellen Idee. Ursprünglich schrieb Eden auch in vielen anderen Genres, doch seit 2018 hat sie in der queeren Romance ihr Zuhause gefunden.
Eden lebt mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn in Australien.
Die australische Autorin Saxon James schreibt über queere Charaktere. Ihre Bücher umfassen eine breite Spanne – von Young Adult bis zu Unterhaltungsliteratur für Erwachsene ist alles dabei. Eins haben jedoch ihre Bücher gemeinsam: Immer geht es um die Liebe in all ihren wunderbaren Facetten.
Wenn sie nicht gerade schreibt, gönnt sich Saxon jede Menge Kaffee und Schokolade bei ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Lesen.
Die englische Ausgabe erschien 2022 unter dem Titel »Egotistical Puckboy« bei Absolute Books.
Deutsche Erstausgabe Mai 2025
© der Originalausgabe 2022: Eden Finley, Saxon James
© für die deutschsprachige Ausgabe 2025:
Second Chances Verlag, Inh. Jeannette Bauroth,
Hammergasse 7–9, 98587 Steinbach-Hallenberg
Bei Fragen zur Produktsicherheit wenden Sie sich an
Published by arrangement with Bold Type Agency Pty Ltd, Australia via Michael Meller Literary Agency GmbH, München.
Alle Rechte, einschließlich des Rechts zur vollständigen
oder auszugsweisen Wiedergabe in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Alle handelnden Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten
mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Die Nutzung des Inhalts für Text und Data Mining
im Sinne von § 44b UrhG ist ausdrücklich verboten.
Umschlaggestaltung: Mo Kast
Lektorat: Julia Fränkle
Korrektorat: Rieke Conzen
Satz & Layout: Second Chances Verlag
Auch als Hörbuch erhältlich.
www.second-chances-verlag.de
Titel
Über die Autorinnen
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
EZRA
Wenn sich dein Lebenstraum vor deinen Augen in Luft auflöst, sollte das wenigstens nicht so schnell gehen. Drei zwanzig Minuten dauernde Spieldrittel haben sich noch nie so kurz angefühlt.
Es ist das siebte Spiel der längsten Serie aller Zeiten, da jedes einzelne Spiel in die Overtime gegangen ist. Nur dieses nicht. Denn es ist völlig ausgeschlossen, dass sich diese Katastrophe in den letzten Minuten des Schlussdrittels noch abwenden lässt.
Philadelphia hat zwar Heimvorteil, aber das ist keine Entschuldigung für dieses Desaster. 6 : 1. Sechs zu eins. So sieht es aus, wenn ein Team unter dem Druck zusammenbricht und seine Chance, um den Cup zu spielen, verliert.
Diese Saison hat uns buchstäblich Blut und Schweiß gekostet, und gleich werde ich der Liste noch Tränen hinzufügen. Denn als Anton Hayes mit einem wissenden Ich-gewinne-Lächeln auf den Lippen auf mich zurast, erfordert es meine komplette Selbstbeherrschung, mich auf einen legalen Check zu beschränken. Am liebsten würde ich ihn mit meinem gesamten Körpergewicht aufs Eis schleudern. Wenn man das große Ganze betrachtet, was sind da schon eine fünfminütige Bankstrafe und zwanzigtausend Dollar Strafgeld?
Aber ich verkneife es mir. Denn ich bin Profi und kein schlechter Verlierer. Und dieses Spiel ist bereits vorbei. Deswegen lassen wir vor der Schlusssirene noch ein Tor rein.
Mist, verdammter.
Okay, vielleicht bin ich doch irgendwie ein schlechter Verlierer.
Anton Hayes. Was für ein arroganter Arsch.
Ich habe kein Problem mit Egos. Scheiße, wahrscheinlich kann ich es mit jedem einzelnen Spieler aufnehmen, was das größte Ego in der NHL angeht. Aber Hayes gibt dem Wort noch mal eine ganz andere Bedeutung.
Und wenn das von mir kommt, dem selbstgefälligsten Fuckboy von allen, dann sagt das eine Menge über ihn aus. Trotzdem sieht niemand, was für ein Arsch er ist. Wie jetzt, denn als wir für den zeremoniellen Handschlag nach dem Spiel in einer Reihe stehen und er mit mir einschlägt, klingt in seinem »Gutes Spiel« etwas Herablassendes mit. Sein großspuriges Lächeln deklariert mich zum Loser, ohne dass er das Wort tatsächlich laut ausspricht.
Ich gebe ihm nicht die Genugtuung einer Antwort. Der Hauch der Niederlage, der unser Team umweht, macht ihn wahrscheinlich schon glücklich genug. Er riecht nach alten Sportsocken und getragenen Unterhosen.
Außerdem bin ich mir sicher, dass sämtliche Kameras auf uns gerichtet sind. Hayes und ich sind bereits so oft auf dem Eis aneinandergeraten, dass ich nicht mehr mitzählen kann. Den Medien zufolge hassen wir einander deswegen. Man sollte nicht alles glauben, was man liest, aber in diesem Fall schon. Denn es ist absolut wahr.
In der Kabine halten unsere Trainer sich nicht mit der Nächstes-Jahr-schlagen-wir-sie-definitiv-Rede auf. Es ist das Ende unserer Saison, und wir trauern.
»Rasierst du jetzt dieses Gestrüpp ab?« Diedrich deutet mit einem Nicken auf meinen Play-off-Bart, der lange nicht so schlimm aussieht wie bei manch anderem Spieler.
»Keine Ahnung. Kerle finden das gut.« Ich streiche mit der Hand über mein Kinn und das raue Barthaar. Es ist schweißnass. Ja, ich werde es zumindest stutzen müssen. »Sie mögen es, wenn es über ihren …«
Diedrich hält abwehrend die Hand hoch. »Schon verstanden.«
Die Jungs haben keine Probleme damit, dass ich offen schwul und stolz darauf bin, sind allerdings nicht so begeistert, wenn ich ins Detail gehe. Okay, zugegeben, in der Hinsicht übertreibe ich es wohl manchmal. Aber als ich sie darauf hingewiesen habe, dass ich mir ja auch das ganze Gerede über ihre One-Night-Stands mit den Puckbunnys anhören muss, hat sich plötzlich das gesamte Team in anständige Jungs verwandelt, die in der Kabine respektvoll über Frauen sprechen. Lustig, wie so was läuft.
Das Heilmittel für toxische Männlichkeit ist anscheinend, ihnen einmal vor Augen zu halten, wie es sich anfühlt, wenn man wie ein Stück Fleisch behandelt wird. Gern geschehen, meine Damen.
Das Team sucht sich schließlich eine Bar in South Philadelphia, in der wir unsere Sorgen ertränken können. Aber wir sind alle so deprimiert, dass die Gruppe sich schon nach kurzer Zeit auflöst. Ein paar Teammitglieder gehen in eine andere Bar, einige verziehen sich nach hinten zu den Billardtischen, ich hingegen versacke am Tresen und bestelle einen Drink nach dem anderen, bis die Niederlage nicht mehr schmerzt.
Kann sein, dass dafür nicht genug Alkohol existiert. Auf der ganzen Welt.
Zwei weitere Play-off-Serien und der Cup hätte uns gehört. So nah und doch so fern.
Wagner, einer meiner Teamkameraden, gibt mir einen Klaps auf die Schulter. »Wir machen uns auf den Weg. Kommst du mit?«
Ich winke ab. »Füge hier eine Anspielung zum Thema Kommen ein.«
»Mann, Alter. Wie viel hast du getrunken? Du musst ganz schön dicht sein, wenn du bei den anzüglichen Witzen schlappmachst.«
»So betrunken bin ich nun auch wieder nicht.« Ich bin so betrunken.
»Hey, sieh es doch mal so. Du bist noch ein Baby. So alten Knackern wie mir dagegen läuft die Zeit weg.«
Er sagt das, als wäre er vierzig, dabei ist er gerade mal vierunddreißig. Aber so ist das mit der NHL-Karriere. Du gehörst zum alten Eisen, wenn die normalen Leute in deinem Alter noch in ihren besten Jahren sind.
Ich würde mich nicht als Baby betrachten. Ich bin siebenundzwanzig, und das hier ist meine vierte Saison in der NHL. In meiner Teenagerzeit habe ich in der Junior League gespielt. Nachdem ich von einem NHL-Team gedraftet wurde, ging es erst mal zwecks Weiterentwicklung in der AHL weiter. Ich spiele also schon mein ganzes Leben lang, aber eine durchschnittliche Profikarriere dauert nur fünf Jahre. Fünf. Fragt meinen Vater – so war es bei ihm.
Wenn er mich morgen anruft, um mir zu erklären, wie viel Mist ich heute auf dem Eis gebaut habe, wird mein übliches positives Mantra »Mir bleibt immer noch nächstes Jahr« noch leerer sein als sonst. Denn was, wenn es gar kein nächstes Jahr gibt?
Ich muss mehr trinken. Oder weniger. Entweder oder. Meine Gedanken gehen in eine zu düstere Richtung.
»Soll ich dir ein Taxi zurück zum Hotel rufen?«, fragt Wagner.
»Nee. Is schon gut.«
Ich sollte mir eine Szenebar hier in der Gegend suchen und was gegen die schwermütige Stimmung unternehmen. Denn die Niederlage statt im Alkohol im Sex zu ertränken, ist eine reife und logische Reaktion. Ich habe in dieser Stadt schon einige Szenebars besucht, aber kann mich gerade nicht an sie erinnern. Oder an ihre Namen.
Halb stehe ich auf, halb rutsche ich von meinem Barhocker und werfe ein paar Scheine als Trinkgeld auf den Tresen. Dann setze ich mich auf wackeligen Beinen in Bewegung und tappe aus der Bar auf die Straße.
Die Wörter auf meinem Smartphone verschwimmen, als ich »schwule Bar Philadelphia« eintippe. Die Suche bringt echt komische Ergebnisse, und ich blinzle ein paarmal und konzentriere mich auf die Wörter, die ich eingegeben habe: Schwule Bottoms Philadelphia Käse. Ich setze mal ein Lesezeichen für später.
Mein zweiter Versuch funktioniert, und ich finde eine Bar, die nur zwei Blocks entfernt ist. Da kann ich hinlaufen. Äh, langsam. Weil meine Füße nicht mitmachen wollen.
Hätte ich gewusst, dass ich auf dem Weg an einer Sportsbar vorbeikommen würde, wäre ich mit einem Uber woanders hingefahren. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, die orange-schwarze Deko des Gebäudes wütend anzufunkeln und der aufgeputschten und fröhlich feiernden Menge zuzuhören, um darauf zu achten, wo ich hingehe, und so …
»Uff.«
Aua. Der Zusammenstoß mit was auch immer für einer Wand, die vor mir aufgetaucht ist, tut weh. Es hilft kein bisschen, dass ich bereits reichlich blaue Flecke habe von den ganzen Schlägen, die ich im Spiel heute eingesteckt habe. Okay, und ausgeteilt habe.
Dann stehe ich plötzlich von Angesicht zu Angesicht vor der Wand und sehe meinem schlimmsten Albtraum ins Auge. Philly-Fans. Drei. So groß, wie sie breit sind.
»Kein Wunder, dass ihr heute verloren habt, wenn du so zuschlägst, Palaszczuk.«
Hey, es ist ja nicht meine Schuld, dass seine Brust doppelt so breit wie meine ist und ich geradezu an ihm abgeprallt bin. Ich bin kein zartes Mauerblümchen. Ich habe zwei Optionen: weitergehen oder kontern. Die Stimme in meinem Kopf macht ein spöttisches Geräusch. Also bitte, ich bin der einzig wahre Ezra Palaszczuk. Ich drücke mich nie vor einer Schlägerei.
»Die anderen hatten Glück.«
»So viel Glück, dass es ein 7:1 wurde?«
Einer seiner Freunde kichert.
»Boston ist scheiße«, sagt sein Kumpel.
»Leckt mich doch.« Ich versuche, mich zwischen ihnen durchzudrängen, aber der große Typ direkt vor mir schubst mich.
Sturzbetrunken, wie ich bin, stolpere ich und gehe beinahe zu Boden. Ich kann mich gerade noch abfangen und stürze mich auf den Mistkerl, um ihm zu zeigen, wie sich ein Schlag von einem professionellen Eishockeyspieler anfühlt. Meine Faust trifft mit einem befriedigenden Knacken auf sein Kinn, aber dann werfen sich seine Freunde auf mich und die Hölle bricht los.
Ich versuche, mich loszureißen, als ich zurückgezerrt werde und ein Körper sich vor mich schiebt und mich vor einem Schlag gegen den Kopf bewahrt. Oder, noch schlechter, in mein hübsches Gesicht. Denn ich bin garantiert nur eine gebrochene Nase davon entfernt, unattraktiv zu sein. Und das wäre echt eine Tragödie für die schwule Welt.
Wie es aussieht, lag ich falsch. Philly-Fans sind nicht mein schlimmster Albtraum. Mein schlimmster Albtraum ist es, von Anton Hayes vor ihnen beschützt zu werden.
»Hey, Jungs, fahrt mal einen Gang runter, okay? Palaszczuk ist betrunken und weiß nicht, was er tut. Kein großer Unterschied dazu, wenn er nüchtern ist, aber es ist echt gemein, ihn zu ärgern, wenn er so drauf ist. Das wäre, als würde man einem Kind sein Eis wegnehmen und es dann vor ihm aufessen.«
Sie reißen die Augen weit auf und strahlen plötzlich übers ganze Gesicht. Und sie lachen. Das Lachen werde ich nie vergessen.
»Anton Hayes? Träume ich?« Der große Bär von einem Mann verwandelt sich schlagartig in einen ganz zahmen Fanboy.
»Hier, ich unterschreib auf deinem Trikot.«
»Echt jetzt?«, brummle ich in Hayes’ Rücken.
Er wirft mir über die Schulter einen Blick zu, und der selbstgefällige Gesichtsausdruck gefällt mir gar nicht.
Er hat die geradesten Zähne in der ganzen Liga. Und das will etwas heißen für einen Hockeyspieler. Sein dunkles Haar ist mit Gel zu einem Seitenscheitel gestylt, sodass er wie der Sohn eines Predigers wirkt. Es sieht nicht im Geringsten so aus wie auf dem Eis, wenn er seinen Helm abnimmt. Normalerweise fallen ihm die feuchten Strähnen ins Gesicht und kleben an seinem Nacken. Falls ich irgendetwas noch mehr hasse als Anton Hayes, dann ist es sein gutes Aussehen.
Er signiert die Trikots der Fans mit einem Stift, den er sonst wo hernimmt … Selbst ich bin nicht so eingebildet, dass ich immer einen Edding mit mir rumtrage. Danach verrät er seinen neuen Freunden, dass noch ein paar weitere Spieler des Teams in der Bar sind, und sorgt dafür, dass der Türsteher sie einlässt.
»Sagt ihnen, dass ich euch schicke, um sie zu nerven. Das finden sie cool.«
Sie sind völlig abgelenkt, und ich nutze die Gelegenheit und fliehe. Besser gesagt, ich versuche es.
Anton holt mich ein. »Wohin so eilig? Planst du noch eine Kneipenschlägerei?«
Ich stecke meine Hände in meine Hosentaschen und gehe weiter. »Ist es denn ’ne Kneipenschlägerei, wenn’s vor ’ner Kneipe war?«
»Was war überhaupt los?« Seine tiefe Stimme klingt immer unglaublich großspurig und herablassend. »Ich habe nur das Ende mitgekriegt. Also, dass du einem von ihnen eine reingehauen hast.«
»Nix.«
»Ging’s um queerfeindlichen Scheiß?«
Ich keuche gespielt auf. »Ja. Jedes Mal, wenn ich mich prügle, mach ich das, weil meine Männlichkeit von homophoben Arschgesichtern infrage gestellt wurde.«
»Was war es denn dann? Das Spiel? Lässt du es dir an die Nieren gehen, wenn die Fans dich wegen eines Spiels hänseln?«
»Wie würdest du denn reagieren, wenn ihr heute verloren hättet?«
»Mann, werd erwachsen. Wir haben alle schon Spiele verloren. Wir sind alle schon aus den Play-offs gekickt worden. Na ja, mit Ausnahme von Buffalo, die es ja seit über zehn Jahren gar nicht mehr bis zu den Play-offs geschafft haben.«
Ich lache und ärgere mich dann über mich selbst.
»Wo willst du hin?«, fragt Hayes.
»Schwulenbar. Da ich ja so megaschwul bin und nur dafür bekannt. Anscheinend.«
»Echt jetzt? Weil ich dachte, dass du wegen deiner sexuellen Orientierung angegriffen worden bist, denkst du, das ist alles, was ich über dich weiß?«
»Wem der Schlittschuh passt ….«
Anton bleibt abrupt stehen. »Ernsthaft, Ezra. Warum bist du immer so ein Arsch?«
Ich wirbele zu ihm herum. »Warum bist du denn immer so ein Arsch?«
»Weißt du was? Die meisten Leute bedanken sich, wenn jemand sie vor einer Tracht Prügel bewahrt hat.«
»Deshalb magst du mich nicht? Wegen meinen Manieren? Na, vielen Dank, Mr Hetero, für Ihr Eingreifen und die Rettung meiner schwulen Ehre, obwohl ich nicht darum gebeten habe.«
Anton weicht zwei Schritt zurück. »Moment mal, du hältst mich für hetero?«
Ich blinzle einmal. Zweimal. Wie betrunken bin ich? Habe ich ihn richtig verstanden oder spielt mir mein Hirn einen Streich?
»Bist du nicht? Wieso wusste ich das nicht und warum hatten wir noch keinen Sex, wenn du nicht hetero bist?«
Er starrt mich an, als wolle er rausfinden, ob ich es ernst meine. »Ach du Scheiße, du bist wirklich so eingebildet. Vielleicht haben wir deshalb nicht miteinander geschlafen, weil ich meine sexuelle Orientierung nicht als Headline in der Klatschpresse wiederfinden will. Im Gegensatz zu anderen Leuten stand für mich immer Eishockey an erster Stelle.«
»Ach, du versteckst dich also. Aber warum? Wir sind ja nicht mehr die Einzigen. Ollie Strömberg, Westly Dalton, Tripp Mitchell, Foster Grant, Oskar …«
»Meinst du, mir ist entgangen, was ihr durchmacht? Die Kommentare. Die Online-Hetze. Wenn ich gehasst werde, dann will ich lieber für meine Leistungen auf dem Eis gehasst werden als dafür, mit wem ich Sex habe. Und ich verstecke mich nicht … Mein Team weiß Bescheid. Meine Familie. Die wichtigen Menschen. Aber ich will nicht, dass so üble Typen wie die Arschlöcher von vorhin auf die Idee kommen, sie hätten das Recht, mich für das anzugreifen, was ich bin.«
Ich nehme es zurück. Mein drittschlimmster Albtraum ist es, von Philly-Fans in die Ecke getrieben zu werden. Der zweitschlimmste ist es, von jemandem gerettet zu werden, den ich hasse. Aber bei Weitem das Schlimmste ist die Erkenntnis, dass die ganze Spannung zwischen Anton und mir nichts mit Feindseligkeit zu tun hat, wie ich immer dachte. Wie es aussieht, kommt sie daher, dass ich Anton Hayes vögeln will.
Damit habe ich nicht gerechnet.
ANTON
Ich halte mich eigentlich für einen besonnenen Typen. Ich spiele fair, gebe mein Herzblut auf dem Eis, tue für meine Familie alles … aber Ezra Palaszczuk hat etwas an sich, das mir unter die Haut geht und mich keinen rationalen Gedanken fassen lässt.
Unsere Begegnung hätte so viel schlimmer ausfallen können. Wenn sie in eine Prügelei ausgeartet wäre, hätte das morgen die Nachrichten dominiert. Wie ich Ezra gesagt habe, liegt meine Priorität auf Eishockey, und das ist auch das Einzige, wofür ich bekannt sein möchte. Dennoch bin ich ihm ohne Zögern zu Hilfe geeilt.
Ezra schwankt und sieht von einer Straßenseite zur anderen. Der Blick seiner durchdringenden blauen Augen ist unfokussiert und verhangen. »In welche Richtung wollte ich?«
»Warum?«
»Weil ich heute noch ’nen Kerl aufreißen will.« Er macht ein paar taumelnde Schritte, entscheidet sich um und wendet sich in die andere Richtung. Aber er hat zu viel Schwung genommen und läuft in mich hinein.
Wie kann dieser Typ als König des Eishockeys gelten? Ich helfe ihm, sich aufzurichten, aber er drängt sich enger an mich.
»Wir sollten vögeln.«
»Ich werde dich bei jeder Gelegenheit an diese Worte erinnern.« Ich entwinde mich aus seinem Griff. »Du bist total hinüber. Warum sollte ich an jemandem interessiert sein, der wie eine Brauerei riecht und über die Koordination eines Zweijährigen verfügt?«
»Na klar. Du bist der perfekte Anton Hayes, du hast Ansprüche und Play-offs und einen Hockeystock im Ar…«
»Weißt du was? Ich habe keine Ahnung, warum diese Typen dich verprügeln wollten.«
»Zeich Wech zu Cul Schwub.«
»War das Polnisch?«
»Cul Schwub. Club Schwul. Schwul. In welcher Richtung?« Er lässt die Kiefermuskeln spielen. »Warum funktioniert mein Mund nich richtisch?«
Das habe ich nun von meiner Einmischung. Einen Ezra, der so sturzbetrunken ist, dass selbst mein Gewissen es mir nicht erlaubt, ihn hier zurückzulassen.
Ich schnappe mir seufzend seinen Arm und ziehe ihn in Richtung Straße. Es ist höchste Zeit, ein Taxi für ihn heranzuwinken.
»Oh, jemand hat Lust auf Rambazamba.«
»Immer, aber nicht mit dir.« Sobald die Tür offen ist, schubse ich ihn auf die Rückbank des Taxis. »Und dein Bart sieht übrigens lächerlich aus.«
Er lässt den Kopf in den Nacken fallen und schließt die Augen. »Du bischt so ein Sackgesicht.«
»Haha.«
»Und du hascht swei linke Kufen. Kriegst kein’ Puck ins Tor, ohne dasch ihn dir jemand perfekt auf die Kelle legt.«
»Mein Hattrick heute sagt das Gegenteil. Wie viele Tore hat Boston noch mal geschossen?«
»Leck mich.«
»Das dachte ich mir.« Ich gebe dem Fahrer meine Adresse und er fährt los. »Du bist echt überzeugend als bockiges Kind.«
»Un’ du alsch übel-überheblisches Aschloch. Das bischt du.« Er hickst. »Bring mich ins Hotel.«
»Ich werde nicht mal in die Nähe deiner Mannschaft gehen. Ich habe ein Gästezimmer. Da kannst du deinen Rausch ausschlafen und morgen früh abhauen.«
Auf dem Weg nach Hause bitte ich den Fahrer, an einem Drive-in vorbeizufahren, damit wir was zu essen und Wasser für Ezra besorgen können, um den morgigen Kater abzumildern. Er beschimpft mich noch ein wenig und stürzt sich dann auf den Burger, als hätte er schon seit Wochen nichts mehr gegessen.
Ich würde ja dem Alkohol die Schuld an Ezras Verhalten geben, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass er immer so ist. Wir sehen uns nicht oft – zum Glück –, aber wenn, dann bekräftigt es meine Entscheidung, mich bedeckt zu halten. Ezra macht es zu seinem Lebensinhalt, so laut und unausstehlich wie möglich zu sein, um alle Welt wissen zu lassen, dass er mit Männern schläft, redet ständig Unfug und hat auf dem Eis ein Talent, das völlig davon überschattet wird, wie nervig er ist.
Sobald er den Mund öffnet, will ich ihm den mit Gewalt wieder schließen. Seine Lippen wie mit einem Reißverschluss zuziehen oder … ein Bild von Ezra auf Knien und mit einem Knebel im Mund schießt mir durch den Kopf, und ich hasse es, wie sehr mir die Vorstellung gefällt.
Wenn ich auf so was stehen würde, wäre ich beinahe versucht, Ezras Angebot anzunehmen. Beinahe.
Selbst geknebelt wäre er nach wie vor … er. Exzentrisch, egoistisch und immer auf eine Extrawurst aus. Die drei Es, die Ezra ausmachen.
Wir halten vor meinem Wohngebäude am Rittenhouse Square an und ich helfe Ezra aus dem Auto. Es ist ein älteres Gebäude direkt am Park, aber das Penthouse wurde komplett modernisiert. Ich habe mich auf den ersten Blick verliebt.
Zum Glück ist Ezra nicht mehr ganz so dicht, doch ich versuche trotzdem, keine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, als wir am Portier vorbeimüssen. Chester gratuliert mir zum guten Spiel und ich danke ihm, bevor ich Ezra in meinen privaten Fahrstuhl schiebe.
»Echt schick«, stichelt er.
»Na, du hast gut reden. Ich hab Bilder von deiner Wohnung gesehen. Man könnte meinen, du müsstest etwas kompensieren.«
»Leck mich doch. Ich habe einen gewaltigen Schwanz.«
»Witzig, dass du gleich daran denkst. Ich meinte deine Fähigkeiten auf dem Eis.« Fakt ist, dass Ezra tatsächlich ein fantastischer Spieler ist. Er ist fokussiert und talentiert, und wenn Boston unser Gegner ist, weiß ich schon im Voraus, dass es ein gutes Spiel wird – na ja, nur nicht heute. Aber Ezras Verhalten, wenn er nicht auf dem Eis steht, ruiniert alles, was er dort erreicht.
Er verschwendet Zeit, indem er Aufmerksamkeit auf sein Privatleben lenkt, und es geht mir jedes Mal wieder auf die Nerven, wenn ich Berichte über ihn auf irgendwelchen trashigen Klatschwebseiten ausgebreitet sehe.
Ein Therapeut würde wohl sagen, dass ich meine gesamte internalisierte Homophobie auf den stolz und offen schwulen Posterboy der nächsten Pride-Parade projiziere, aber das ist es nicht.
Mich stört, dass er absichtlich so … offensiv schwul ist. Ich bin zwar schwul, das macht mich jedoch nicht aus. Ich will nicht, dass alles andere, was mich zu dem macht, der ich bin, davon überschattet wird. Ich bin ein Eishockeyspieler, ein Sohn … Ich spende für wohltätige Zwecke. Ich nutze meine privilegierte Stellung, um Menschen zu helfen, denen es schlechter geht.
Ich will mich nicht durch ein öffentliches Coming-out auf Anton Hayes, den schwulen Hockeyspieler, reduzieren lassen. Und wenn ich Ezra anschaue, ist das alles, was ich wahrnehme. Er lebt das Klischee, dem ich entgehen will. Es ist ärgerlich. Und ein wenig einschüchternd.
Der Fahrstuhl öffnet sich und gibt den Blick auf das Foyer frei, von dem aus es direkt in den riesigen Wohnbereich geht. Durch die Glaswand, die eine Aussicht über den Park bietet, ist die hell erleuchtete Skyline zu sehen. Ich dirigiere Ezra in Richtung des Sofas und mache mich auf die Suche nach mehr Wasser und Schmerzmitteln. Als ich wiederkomme, sitzt er zusammengesackt in einem Sessel, hat das Jackett abgelegt, den Schlips gelockert, und starrt die holzgetäfelte Decke an. Seit dem Duschen heute Abend hat er sein hellbraunes Haar eindeutig nicht mehr angefasst, denn es ist oben auf dem Kopf ganz wuschelig.
»Hier.« Ich gebe ihm das Glas und die Tabletten.
»Warum bist du so nett zu mir?«, fragt er, während er die Pillen widerwillig einnimmt.
»Das ist nicht nett. Es ist verantwortungsvoll.«
Er lacht freudlos. »Verantwortungsvoll. Klar. Natürlich. Was für eine spaßige Charaktereigenschaft.«
»Besser als nur Spaß ohne Substanz.« Ich hätte ihn vor seinem Hotel abladen sollen, aber es gab keine Garantie, dass er es ins Hotel hineinschafft. Und ich wollte auf keinen Fall beim Betreten seines Hotelzimmers beobachtet werden. Wo auch immer er hingeht, folgt ihm der Klatsch, und bei meinem Glück würde uns jemand zusammen sehen und annehmen, dass wir miteinander schlafen.
Ich betrachte Ezra von oben bis unten, von seinem leider umwerfenden und halb von dem unordentlichen Bart verdeckten Gesicht bis hin zu seinen langen, muskulösen Beinen. Es ist offensichtlich, warum er so eine Menge Kerle abbekommt. Ich schätze, dass er bei seinen One-Night-Stands nicht viel redet, denn jedes Wort von ihm ist ein Abturner.
Ezra sieht sich im Raum um. »Erzähl mir noch mal, du hättest keinen Stock im Arsch.«
Genau das meine ich.
»Wie schaffst du es, außerhalb der Eishalle noch nerviger zu sein als auf dem Eis?«
»Reines Talent.« Er streckt die Arme über den Kopf, und meine Aufmerksamkeit wandert sofort zu seinem Bizeps. »Wenn du jetzt fertig damit bist, meinen Retter zu spielen, zeigst du mir, wo ich schlafe?«
»Das hältst du nicht aus, oder? Dass ich es war, der dazwischengegangen ist.«
Er versucht nicht mal, es abzustreiten. »Du wärst nicht meine erste Wahl gewesen, das steht schon mal fest.«
»Vielleicht hättest du eine größere Auswahl gehabt, wenn du echte Freunde in der Liga hättest.«
»Leck mich.« In seinen Worten schwingt keine Gehässigkeit mit. »Ich hab ’ne Menge Freunde.«
»Mannschaftskameraden zählen nicht. Und seit West weg ist, bist du oft allein unterwegs.«
Ich weiß, dass ich einen wunden Punkt berühre. Ezra tut gern so, als ob er ein totales Partytier sei, aber seit Westly Dalton seine Profikarriere beendet hat, hat er seinen Lieblingskomplizen verloren.
»Ich brauche West nicht.«
»Nein, Ezra Palaszczuk braucht niemanden.«
»Was auch immer du gerade sagen willst, spuck’s einfach aus. Jetzt, wo der Alkohol seine Wirkung verliert, bist du plötzlich viel weniger unterhaltsam.«
»Ob du’s glaubst oder nicht, ich bin nicht zu deiner Unterhaltung hier.«
Er stemmt sich abrupt in die Höhe. »Warum bist du überhaupt hier? Ich hab dich nicht darum gebeten.«
»Was wäre denn passiert, wenn ich heute Nacht nicht da gewesen wäre?«
»Ein Schlag ins Gesicht, und dann wäre ich in dem Club gelandet, in den ich wollte, um jemanden aufzureißen.«
»Ist das das Einzige, was dich interessiert?«
»Ja.« Er mustert mich mit gespieltem Desinteresse. »Vielleicht wärst du nicht so verklemmt, wenn du es öfter machen würdest.«
Ich werde sauer. »Nur weil ich nicht alles anspringe, was sich bewegt, heißt das nicht, dass ich verklemmt bin.«
»Du musst mal richtig durchgevögelt werden.«
»Im Gegensatz zu dir denke ich nicht nur mit meinem Schwanz.«
»Kann ich auch, aber mein Schwanz ist nun mal sehr überzeugend.« Er legt die Hand zwischen die Beine. »Wir waren noch nie unterschiedlicher Meinung.«
»Außer vorhin, als du dich an mir gerieben hast.«
»Selbst da nicht wirklich. Ich würde absolut mit einem großspurigen Arschloch wie dir schlafen.«
Das bringt mich aus dem Konzept. Ich habe erwartet, Ezra würde jedes Interesse leugnen, statt es einzugestehen. In Anbetracht seiner Erfolgsbilanz sollte das keine Überraschung sein. Denn es scheint ihm egal zu sein, mit wem er zusammen ist, solange er in irgendeinem grässlichen Klatschblatt landet.
»Damit bloß keine Missverständnisse aufkommen – du behauptest, du würdest dich von mir vögeln lassen?«
»Warum darfst du mich vögeln?«
»Weil ich dir auf keinen Fall meinen Hintern hinhalte.«
Ezra zuckt mit den Achseln, als wäre ihm das völlig egal. »Du bist buchstäblich meine einzige Option.«
»Genau genommen gibt es noch die Option, ins Bett zu gehen und mit niemandem zu schlafen.«
»Du behauptest doch nicht ernsthaft, dass das eine Option ist? Das ist Mist. Das würdest du niemals machen.« Er tritt näher an mich heran und wirft mir einen herausfordernden Blick zu. »Ich entspreche nicht deinen Ansprüchen.«
»Zumindest darin sind wir uns einig.« Ich will es abstreiten. Ich will Ezra sagen, dass er ins Bett gehen und morgen früh, bevor ich wach bin, verschwinden soll. Doch mein letzter One-Night-Stand ist bereits eine Weile her. Das muss der einzige Grund sein, warum ich überhaupt darüber nachdenke. Klar, Ezra ist heiß, aber ich habe schon heißeren Typen eine Abfuhr erteilt, wenn sie einen beschissenen Charakter hatten.
»Du würdest dich nie zu ’nem Typen wie mir herablassen«, sagt er.
»Nie.«
»Ich wette, bei dir geht es so richtig züchtig zu, was?« Er hebt die Stimme, sodass sie ganz hoch klingt. »Oh, entschuldigen Sie bitte, macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Ihr Gesäß benutze, um meinen Penis darin …«
»Ich habe das Wort Gesäß noch nie im Leben …«
»Bis jetzt. Ich habe einen tollen Einfluss. Und ein toller Fick bin ich außerdem.«
»Ich werde dir das glauben müssen.«
»Auch gut.« Er dreht sich um und geht in Richtung Flur. Er denkt vermutlich, da entlang ginge es ins Schlafzimmer. Tut es aber nicht. »Du würdest eh nicht mit mir mithalten können.«
»So wie heute Abend auf dem Eis?« Ich folge ihm wie automatisch. »Oh, stimmt ja, ich habe dir ordentlich in den Arsch getreten.«
»Diesen Arsch?« Er fasst sich an den Hintern.
Mein Blick rutscht sofort dorthin. Wie sich die engen Anzughosen an seine prallen Hinterbacken schmiegen. Mein Schwanz zuckt. Warum muss Ezra bloß so einen sexy Hintern haben?
Allerdings bin ich nicht bereit, das zuzugeben. »Du hast mehr als einen?«
»Du starrst ihn doch an, oder?«
»Ich starre wütend vor mich hin. Ganz zufällig auf deinen Rücken.«
»Ich wette, es turnt dich an.«
Mein Schwanz ist seiner Meinung. »Unmöglich. Du redest ja immer noch.«
»Wenn du möchtest, höre ich damit auf. Halte den Mund und beuge mich vor …« Er neigt den Kopf, als würde er darüber nachdenken, was mich natürlich zum Grübeln bringt.
»Ich habe meine Meinung geändert. Ich kann mir vorstellen, dass du mich ins Bett kriegst und dann einen sterbenden Fisch nachahmst. Wie du ganz unkoordiniert herumzappelst …«
Wie ich in ihn stoße …
»Darum hast du keine One-Night-Stands, stimmt’s? Es ist dir peinlich.«
Wie ich meine Finger in sein verwuscheltes Haar schiebe …
»Ich wette, du bist jedes Mal nach zehn Sekunden fertig.«
Wie ich ihn zum Stöhnen bringe …
»Kein Sorge, das ist gaaanz normal. Es gibt dagegen Medikamente – uff!«
Ich schubse ihn, drücke ihn an die Wand und presse mich von hinten an ihn. »Mach weiter so. Aber du traust dich ja doch nicht.«
Meine Stimme an seinem Ohr lässt ihn erbeben, doch er redet weiter. »Das klingt nach einer Herausforderung.«
»Keine Herausforderung. Du bist nie eine Herausforderung gewesen.« Ich packe sein Haar mit einer Hand und ziehe seinen Kopf zurück, während ich die andere zu seinem Gürtel schiebe. »Willst du wirklich, dass ich dich vögle?«
Ezra zuckt mit den Hüften. »Ja. Verdammt, ja.«
»Obwohl ich dich jedes Mal, wenn ich dich sehe, daran erinnern werde? Dass ich es war, der dich fertiggemacht und zum Höhepunkt gebracht hat? Ich werde nicht ein Wort sagen …« Sobald ich seinen Gürtel gelöst habe, öffne ich den Reißverschluss und schiebe die Hose bis zu seinen Oberschenkeln hinunter. Dann greife ich in seine Unterhose und hole seinen Schwanz heraus. »Ich werde dich ansehen, und du wirst es wissen.«
»Ist mir egal. Tu es einfach.«
Ich umfasse seinen Schwanz, Ezra keucht unterdrückt auf. Sein Schaft ist dick und füllt meine Hand, und fast bedauere ich, dass ich ihm keinen blasen kann, aber ich weiß, was ich will. Ich werde Ezra vögeln, bis er nicht mehr denken kann, und ihn ein für alle Mal zum Schweigen bringen.
»Hände an die Wand.«
»Zwing mich doch.« Er schiebt seinen Hintern gegen meinen pochenden Schwanz.
Mit einem Grunzen lasse ich ihn los und drücke seinen Oberkörper an die Wand. Ich presse mich eng an ihn, während ich nach meinem Portemonnaie greife und Gleitgel und ein Kondom herausnehme. Dann knöpfe ich meine Hose auf, öffne das Kondom, rolle es über meinen schmerzenden Schaft und nehme das Gleitgel, das ich in seine Spalte tropfen lasse.
Meine Finger folgen dem Gel und streichen über seinen Eingang. »Bettel um meinen Schwanz.«
»Niemals.«
Ich dringe mit der Spitze meines Zeigefingers in ihn ein. »Bitte mich.«
»Leck mich!« Er erbebt, als ich meinen Finger tiefer schiebe, und schon bald wölbt er sich jeder meiner Bewegungen entgegen.
Ich behalte absichtlich einen langsamen und flachen Winkel bei, auch als ich einen zweiten Finger dazu nehme, und Ezra wölbt sich mir immer wieder entgegen. Seine Reaktion verrät seine Frustration.
»Ich könnte dir geben, was du willst«, sage ich an seinem Ohr. Ich bin kurz davor, ihn auch so zu nehmen. »Du musst nur betteln oder die Hände an der verdammten Wand abstützen.«
Selbst auf dem Eis hat er sich noch nie so schnell bewegt. Seine Hände landen über seinem Kopf an der Wand, sodass er den Rücken wölbt und seinen Hintern verlockend rausstreckt. Sobald ich sicher bin, dass er ausreichend gedehnt ist, löse ich mich von ihm und sehe ihn an.
Er schaut über seine Schulter, und sein Blick fällt sofort auf meinen mit dem Kondom bedeckten Penis. »Ich bin auf PrEP. Du brauchst kein Kondom …«
Ich lache leise und tief. »Tja, das wird nichts. Mit One-Night-Stands mache ich es nicht ohne Gummi.« Ich trete näher an ihn heran, umfasse meinen steifen Schwanz und lasse ihn durch seine Spalte gleiten. »Letzte Chance für einen Rückzieher.«
»Das hättest du wohl gerne.«
Er hat kaum ausgesprochen, als ich auch schon in ihn eindringe. Er ist so eng und heiß. Ich schaue wie gebannt zu, als ich Millimeter um Millimeter in ihm versinke, bis ich schließlich tief in ihm bin.
Ich verharre einen Moment und ringe um Kontrolle. Er wird vor mir kommen, dafür werde ich sorgen.
»Was hast du gesagt? Ich bin in zehn Sekunden fertig?« Ich ziehe mich aus ihm zurück und dringe nach einem Moment wieder tief in ihn ein.
Ezra stöhnt. »Noch hast du mir nicht das Gegenteil bewiesen.«
Das will er? Dann soll er es auch bekommen.
Ich umfasse seine Hüften und ziehe mich fast gänzlich aus ihm zurück. Beim ersten Stoß prallt er beinahe mit dem Gesicht gegen die Wand und ändert schnell die Position seiner Hände, um sich abzustützen.
Ich bin nicht vorsichtig, gebe ihm keine Zeit, durchzuatmen, sondern vögele ihn mit einem einzigen Ziel und lasse die über Jahre angestaute Wut an seinem Hintern aus. Ezra und ich, wir haben uns schon immer aneinander gerieben, aber endlich ist es genau die Art von Reibung, die ich brauche.
»Hör dich nur an«, keuche ich, während ich wild zustoße. »Das gefällt dir, was?«
»Gevögelt zu werden? Wem gefällt das nicht?«
Ich lache beinahe los. »Mal sehen, was du morgen sagst. Wenn du es nicht mehr so verzweifelt willst und du dich daran erinnerst, dass ich es war. Wenn dir klar wird, dass Anton Hayes es dir besorgt hat.« Mir entkommt ein unkontrollierter Laut. Das macht mich so heiß; ich bin näher dran, als mir bewusst war.
»Und was ist mit dir?« Er atmet schwer und kommt mir bei jedem Stoß entgegen. »Wenn du dich daran erinnerst, wie schnell du nachgegeben hast. Wie einfach ich dich rumbekommen habe.«
Seine raue Stimme macht mich noch heißer. Ich will gleichzeitig, dass er den Mund hält und dass er weiterredet, aber ich werde ihm auf keinen Fall das letzte Wort lassen.
Ich beiße in sein Ohr, bis er aufstöhnt. »Ich will, dass dieser Moment dir für immer in die Erinnerung gebrannt ist. Und wenn ich dieses Jahr den Stanley Cup in die Höhe halte, wird dich das an diesen Augenblick erinnern.«
Dann richte ich mich auf, drücke sein Gesicht an die Wand, umfasse seinen Schwanz mit der anderen Hand und lasse mich gehen. Jeder Stoß lässt seine Erektion über meine Handfläche gleiten. Ich stoße noch fester zu, grunze, bin total verschwitzt. Die Geräusche, die er von sich gibt, sind versaut und sexy, und der primitive Geruch von Sex turnt mich an, treibt mich dem Höhepunkt entgegen.
Ich beobachte, wie ich in ihn gleite, so schnell, dass die Bewegung verschwimmt. Entweder das oder mein Blick trübt sich bereits. Ich verkrampfe die Finger in seinem Haar. Halte ihn fest. Er ist mir ausgeliefert.
Ezra.
Gefangen.
Kontrolliert.
Von mir.
Verdammt, ich bin ganz nah dran.
So nah dran.
Ich will unbedingt, dass er vor mir kommt, also reibe ich ihn, so schnell es mir möglich ist.
Nur noch ein bisschen …
Ein kleines bisschen …
Ezra keucht und zieht sich um mich zusammen. In dem Moment, in dem er in meiner Hand kommt, lasse ich mich fallen. Mein Orgasmus bricht über mich herein, und ich vögle ihn weiter, kann nicht aufhören, selbst wenn ich es versuchen würde. Nur langsam fließt Blut wieder in mein Hirn, und ich werde behäbiger, atme schwer. Ezra sackt gegen die Wand. Ich will mich an ihn lehnen und erst mal zu Atem kommen, aber stattdessen ziehe ich mich aus ihm zurück.
Wir keuchen beide laut, doch als er sich umdreht und an die Wand lehnt, weiche ich seinem Blick aus. Schnell ziehe ich mir das Kondom ab und meine Hose hoch. Der Moment wird unangenehm.
»Die Gästezimmer sind da drüben.« Ich zeige in die Richtung. »Wasch dich, bevor du dich hinlegst. Ich will kein Sperma auf meinen Laken.«
Dann stolziere ich in mein Schlafzimmer. Sobald ich die Tür hinter mir geschlossen habe, drehe ich mich um, lehne mich dagegen und sacke in mich zusammen.
Viel zu schnell lande ich wieder in der Realität. Ich warte auf die Reue, aber seltsamerweise bedauere ich nichts. Ich kann nur an den Klang von Ezras kehligem Stöhnen denken, an das Gefühl, in ihm zu sein, das Schattenspiel auf seinem Gesicht und die geöffneten Lippen unter dem grässlichen Bart.
Ich muss lächeln, als mir klar wird, dass ich ihm heute Abend zweimal in den Arsch getreten habe.
EZRA
Es gibt drei Dinge, für die ich dankbar bin, als ich mit dem schlimmsten Kater aller Zeiten aufwache. Erstens: Anton wacht nicht auf, als ich mich mit einem Ziehen im Hintern aus dem Bett und seinem Penthouse stehle. Zweitens: Meine Prügelei mit den Philly-Fans wurde nicht heimlich gefilmt und der Presse zugespielt – danke an alle Eishockeygötter. Und drittens – und dafür bin ich wohl am dankbarsten – kann ich den Eindruck, dass niemand es mir je so gut besorgt hat wie Anton Hayes, darauf schieben, wie sturzbesoffen ich war.
Durch den Alkohol hat es sich so gut angefühlt. Es hat nichts mit seinen Fähigkeiten oder seinem großartigen Schwanz zu tun.
Um meinen Fehltritt zu vergessen und da die Saison sowieso vorbei ist, kümmere ich mich um die üblichen Details, die jetzt noch mit dem Team zu klären sind, und fliehe dann nach Vermont, um für eine Weile mit meinem besten Freund abzuhängen.
Westly Dalton hat früher in der NHL gespielt. Wir sind zusammen durch dick und dünn gegangen, er war mein allerbester Freund. War ist hier das Schlüsselwort. Wir sind nach wie vor eng befreundet, aber seit er seine Karriere beendet hat, sehen wir uns immer weniger.
Sobald ich seine Gastfreundschaft – und die seiner fünf Kids – überstrapaziere, fahre ich mit ein paar meiner Kumpels in Urlaub und besuche zum Ende des Sommers zusammen mit meinem Vater unsere Familie in Polen. Mein Vater fliegt regelmäßig nach Polen, aber ich nur ungefähr jedes zweite Jahr, wenn er mir Schuldgefühle macht, damit ich seine Mutter und seine Schwestern und die ganzen Verwandten, die Polnisch mit mir sprechen, obwohl ich sie kaum verstehe, besuche.
Ich kriege ein paar einfache Sätze hin, beherrsche die Sprache aber nicht gut genug, um tiefschürfende Gespräche zu führen. Zum Glück sind einige meiner Cousins ziemlich cool, und so ist der Trip keine reine Qual.
Aber ausgerechnet dieses Mal habe ich mir ein Jahr ausgesucht, in dem mein Team erst so kurz vor dem Erfolg aus den Play-offs geflogen ist.
»Das letzte Spiel war peinlich«, sagt Dad. Wir haben gerade mal zehntausend Meter Flughöhe erreicht, als er zu meckern anfängt.
»Das stimmt«, erwidere ich in der Hoffnung, dass er es dabei belässt.
Tut er nicht.
Die meisten Leute würden das Aussehen meines Vaters als vornehm bezeichnen. Er hatte mal dunkle Haare, die jetzt aber grau werden. Keine Ahnung wo meine hellbraunen Haare herkommen, wenn man bedenkt, dass meine Mutter platinblond ist. Vielleicht hat ihre DNS hell und dunkel vermischt und das Ergebnis war dann … ich.
Er hat den typischen leicht übergewichtigen Körper eines ehemaligen Athleten, er ist noch fit, hat aber ein paar zusätzliche Kilos auf den Rippen. Und er ist der Inbegriff eines verschlossenen Polen, wenn es darum geht, sich auszudrücken. Er kriegt kein »Gut gemacht« heraus, kann jedoch problemlos äußern, dass er sich schämt, den gleichen Namen wie ich zu tragen.
Den ganzen Flug lang höre ich mir von Dad an, wie viel besser er in dem letzten Match gespielt hätte und wie ich meine Technik verbessern kann. Er lobt mich nicht einmal für meinen Beitrag dazu, dass mein Team überhaupt so weit gekommen ist. Wir haben den Cup nicht gewonnen, also sind wir Loser. Ganz klar.
Mein einziger Trost ist, dass Anton den Cup auch nicht gewonnen hat. Philly ist in der nächsten Runde rausgeflogen, und ich habe mit einem fetten Grinsen im Gesicht dabei zugesehen.
Aber auf einem schier endlosen Flug mit jemandem, der seinen eigenen Sohn hasst, heitert mich selbst der Gedanke an Antons Niederlage nicht auf.
Mein Vater hat ein paar Jahre lang in Europa Eishockey gespielt und ist anschließend in die Staaten gekommen, um in der NHL zu spielen. Er hat meine Mutter getroffen, sie ganz schnell geheiratet und sich dann noch schneller scheiden lassen. Ich mache mir gern vor, dass meine Mutter kein Puckbunny war, aber ich habe die Fotos gesehen.
Und ich kann die emotionalen Narben vorzeigen. Sie haben nur meinetwegen geheiratet. Das ist kein Geheimnis.
Manchmal frage ich mich, warum ich mir überhaupt mit meinen Eltern Mühe gebe, aber wie Dad mich so gern erinnert – ich habe meinen Erfolg ihm zu verdanken. Er hat mir die besten Coaches besorgt, mich sechsmal in der Woche zum Training gezwungen, mir alles nötige Equipment gekauft und auch eine Menge unnötiges. Ich bin sein Schützling. Sein ganzer Stolz … aber nur, wenn ich gewinne.
Nach der Reise ins Vaterland meines Dads geht es in mein eigenes kleines Paradies in Boston. Die letzten Wochen des Sommers verbringe ich mit den Jungs – denn ich habe Freunde in der Liga, vielen verdammten Dank, Anton Hayes – und wir spielen Poker, grillen auf der Terrasse, hängen ab, trinken Bier und essen alles, was wir in der Saison nicht essen dürfen.
Mein Apartment, eine echte Männerhöhle, ist mein eigenes Stückchen Himmel und liegt direkt gegenüber der TD Garden Arena. Eine sehr günstige Lage für Tage, an denen wir Spiele haben, aber eher ungünstig für das Training, denn das findet draußen in Brighton statt.
Anton hat recht, wenn er meint, dass meine Bude genau so krass ist wie seine, allerdings gibt es einen großen Unterschied. Sie sind zwar in derselben Preislage – das musste ich einfach nachgucken, denn es ist ja wichtig, dass die dreihundertfünfzig Riesen mehr, die ich dafür berappt habe, mein Apartment seinem tatsächlich überlegen machen –, aber während sein Penthouse ganz geschniegelt ist und auf eine hochnäsige Art Wohlstand verkündet, ist meine Bude total relaxt.
Sein Apartment ist voller Kunstwerke und durchdacht platzierter Möbel. Meins hat einen Kühlschrank extra für Bier, der größer ist als mein eigentlicher Kühlschrank. Dunkles Holz und helle Wände dominieren meine Einrichtung. Mein Apartment hat Charakter. Im Gegensatz zu Antons.
Während der gesamten Saisonpause denke ich nicht einmal an ihn. Nicht einmal. Definitiv nicht jeden Tag über Monate hinweg. Ich habe den Social-Media-Fotos von ihm keine Beachtung geschenkt, ob er sich nur für Benefizveranstaltungen schick gemacht hatte oder in legerer Kleidung mit seinen Freunden ausging. Und ich bin bestimmt nicht mit seinem Namen auf den Lippen und meiner Hand um meinen Schwanz aufgewacht. Nein, nein und nochmals nein.
Ich verschließe die Augen vor der Wahrheit und lebe so sehr glücklich.
Der Sommer vergeht so schnell, dass es von einem Augenblick zum anderen Zeit fürs Trainingscamp ist. Ein paar der Rookies sind vielversprechend, und in den Wochen bis zur Vorsaison gewinne ich den Eindruck, dass wir dieses Jahr eine gute Saison spielen werden. Aber laut sage ich das nicht. Niemals laut aussprechen. Das würde mindestens so viel Pech bringen, wie wenn man mit einer schwarzen Katze im Arm unter einer Leiter durchgeht und dabei Salz verstreut.
Wir stehen eine Vorstellung des Teams zu Benefizzwecken und ein Teamdinner mit wichtigen Leuten mit viel Geld durch – alles Routine. Ich habe also bis jetzt gar nicht an Hayes denken müssen.
Als hätte das Universum entschieden, sich mit mir anzulegen, ist unser erstes Spiel der Vorsaison ausgerechnet gegen Philadelphia.
Und okay, ich gebe es zu. Ich habe einmal darüber nachgedacht, ihn zu kontaktieren und zu versuchen, mich in der Saisonpause mit ihm zu verabreden. Nicht für noch mal Sex, egal wie gern mein Arsch das hätte, aber um zu einer Vereinbarung zu kommen, dass wir nie wieder über das sprechen, was passiert ist.
Wir haben keine Gelegenheit für so ein Gespräch gehabt. Mir ist klar geworden, dass ich ihn nicht sehen muss, um so zu tun, als wäre nichts geschehen, und daher gab es keinen Grund, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
Er hat mich nicht vollkommen durchgerüttelt. Er hat mich nicht so gevögelt, dass ich ihn noch tagelang gefühlt habe. Er wollte, dass ich bettle, und scheiß drauf, Ezra Palaszczuk bettelt nicht. Niemals. Selbst bei Kerlen, die er mag. Ich werde ihn nie wieder auffordern, mich zu vögeln. Und ich werde nicht Bitte sagen.
Ich war bisher noch nie in Versuchung, mich einfach krankzumelden. Ich habe mir ganz plötzlich eine Lebensmittelvergiftung zugezogen und kann nicht spielen. Ich habe mich versehentlich von der Terrasse gestürzt, und jeder Knochen in meinem Körper ist gebrochen.
Verdammt noch mal. Ich sollte mir mental nicht so von Anton Hayes zusetzen lassen. Leck mich doch, Anton Hayes. Oder besser nicht. Was zum Teufel habe ich mir nur dabei gedacht? Er untergräbt meine ganze Großartigkeit und verwandelt mich in ein neurotisches Fiasko.
Eigentlich bin ich gar nicht so. Ich hab gern Spaß und die Typen bringen mich normalerweise nicht aus der Fassung. Und jetzt soll nach einem einzigen One-Night-Stand plötzlich alles anders sein?
Ich starre aus meinem Fenster auf die Arena auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo ich in einer Viertelstunde sein muss, um mich für das Spiel umzuziehen, kann mich aber nicht dazu bringen, das Apartment zu verlassen. Wir haben diesen Nachmittag eine leichte Trainingseinheit auf dem Eis absolviert und sind dann zum Ausruhen nach Hause geschickt worden, aber die Pause ist wie mein Sommer viel zu schnell vergangen.
Anton ist garantiert schon da. Umgezogen fürs Spiel, gestyltes Haar, selbstgefälliges Lächeln im Gesicht.
In den letzten mir verbleibenden Minuten greife ich nach meinem Handy und zögere mit dem Finger über dem Namen meines besten Freundes. Bei ihm ist immer viel los, seit er die NHL verlassen hat, doch ich brauche seinen Rat. Er war ein Fuckboy wie ich, aber jetzt ist er total … verantwortungsbewusst. Hat das Partyleben aufgegeben. Ich schüttle mich und drücke auf Anrufen.
»Na, wieder einen Fan vermöbelt?«, sagt West zur Begrüßung.
Ich habe West und seine fünf Kinder – alles seine jüngeren Geschwister, die nach einem schicksalhaften Autounfall vor über einem Jahr verwaist sind – während der Saisonpause besucht. Seine Zeit in der NHL war viel zu kurz, aber er wurde zu Hause gebraucht.
Ich kann nicht so tun, als würde ich es verstehen, als einziges Kind verbitterter geschiedener Eltern mit einem ganzen Haufen jüngerer Halbgeschwister, denen ich nicht nahestehe, aber West hat seinen immer nahegestanden.
Und jetzt, wo West sich mit seinem Partner häuslich niedergelassen hat und einen auf glückliche Familie macht, verstehe ich es erst recht nicht. Ich bin nicht der Typ Mann, mit dem Leute sich häuslich niederlassen wollen, und hätte auch West nie dafür gehalten, daher war es … seltsam. Ich habe mich die ganze Zeit, die ich auf seinem Sofa kampiert habe, wie ein Außenseiter gefühlt und musste da raus, bevor ich mir Monogamie einfing.
NHL und glückliche Familie hin oder her, wir sind immer noch beste Freunde, also habe ich ihm von meinen sämtlichen Fehlentscheidungen erzählt. Und zwar, dass ich mich betrunken habe und von Anton Hayes gegen eine Wand gedrückt und gevögelt worden bin – und alles, was dazwischen passiert war.
Als ich West nicht sofort antworte, sagt er: »Oh nein, hast du wirklich noch einen Fan vermöbelt? Das war ein Scherz.«
Ich schnaube. »Nein. Habe ich nicht. Aber … das Spiel heute ist gegen Philly.«
»Ah. Ist es deine erste Begegnung mit Hayes seit …«
»Ja. Ich bin nicht sicher, wie ich reagieren soll.«
»Nimm es nicht mit aufs Eis«, erwidert West, als wäre das eine offensichtliche Antwort. »Tu so, als wäre es nicht passiert.«
»Glaubst du ernsthaft, Anton lässt mir das durchgehen?«
»Anton Hayes ist wirklich kein übler Typ.«
»Alles Lüge. Nur ein Teil von ihm ist nicht übel, und das …«
»Das muss ich gar nicht wissen. Vielen Dank.«
Im Hintergrund ist eine gedämpfte Stimme zu hören, sie ruft etwas über einen Xbox-Controller.
»Ez, ich muss Schluss machen.«
»Nein. Das geht nicht. Ich brauche einen Rat. Sag deinen Kids, dass sie zwei Minuten still sitzen sollen.«
West bricht in Gelächter aus. »Du solltest wirklich wissen, dass das nicht funktioniert.«
Stimmt.
»Weeeest«, jammere ich.
»Du bist schlimmer als die Kinder. Tu es einfach nicht noch mal. Ich weiß, das zu glauben, fällt dir schwer, aber du musst nicht auf jeden verfügbaren Penis fallen. Und jetzt muss ich wirklich auflegen.«
Er beendet das Gespräch, bevor ich ihm dafür danken kann, dass er nicht geholfen hat.
Ich atme tief durch. Obwohl Wests Rat nicht vernünftig war, ist seine Botschaft es schon. Lass die Finger von Sex mit Anton. Ganz einfach.
Ich kann mir Eishockey nicht von einem einzigen Kerl kaputtmachen lassen. Eishockey ist mein Leben. Anton Hayes kann mir das nicht nehmen.
***
Konzentrier dich auf den Puck. Ignorier die Trikotnummern. Vermeide Antons Blick.