Final Play - Happy End mal zehn - Eden Finley - E-Book

Final Play - Happy End mal zehn E-Book

Eden Finley

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Beschreibung

Hochzeit. Kinder. Karriere. So unterschiedlich wie sie selbst sind auch die Zukunftspläne von Noah und seinen Freunden. Er überredet die Jungs, noch ein letztes Mal gemeinsam zu verreisen – ein Abschiedsspiel sozusagen, bevor ihre prallvollen Terminkalender und Pläne sie in alle Winde verstreuen und ihnen keine Zeit mehr dazu lassen. Der Urlaub auf der kleinen Privatinsel in Fidschi sollte eigentlich ein letzter unbeschwerter Spaß werden. Doch die beiden Wochen stecken voller Überraschungen – angefangen bei katastrophalen Heiratsanträgen über große romantische Gesten bis hin zu lebensverändernden Beichten. Eins steht fest: Diesen Urlaub wird keiner von ihnen so schnell vergessen! "Final Play - Happy End mal zehn" ist der Abschlussband der Fake-Boyfriends-Reihe von Eden Finley und sollte nicht unabhängig von den anderen Büchern gelesen werden.

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Seitenzahl: 282

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EDEN FINLEY

FINAL PLAY – HAPPY END MAL ZEHN

FAKE BOYFRIENDS 6

Aus dem Englischen von Silvia Fritz

Über das Buch

Hochzeit. Kinder. Karriere. So unterschiedlich wie sie selbst sind auch die Zukunftspläne von Noah und seinen Freunden. Er überredet die Jungs, noch ein letztes Mal gemeinsam zu verreisen – ein Abschiedsspiel sozusagen, bevor ihre prallvollen Terminkalender und Pläne sie in alle Winde verstreuen und ihnen keine Zeit mehr dazu lassen.

Der Urlaub auf der kleinen Privatinsel in Fidschi sollte eigentlich ein letzter unbeschwerter Spaß werden. Doch die beiden Wochen stecken voller Überraschungen – angefangen bei katastrophalen Heiratsanträgen über große romantische Gesten bis hin zu lebensverändernden Beichten.

Eins steht fest: Diesen Urlaub wird keiner von ihnen so schnell vergessen!

Über die Autorin

Eden Finley schreibt heitere Liebesromane voller Herz, die sich wunderbar für kleine Fluchten aus dem Alltag eignen. Ihre Bücher entstehen meist aus einer originellen Idee. Ursprünglich schrieb Eden auch in vielen anderen Genres, doch seit 2018 hat sie in der queeren Romance ihr Zuhause gefunden.

Eden lebt mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn in Australien.

Die englische Ausgabe erschien 2019 unter dem Titel »Final Play«.

Deutsche Erstausgabe Dezember 2021

 

© der Originalausgabe 2019: Eden Finley

© für die deutschsprachige Ausgabe 2021:

Second Chances Verlag

Inh. Jeannette Bauroth, Steinbach-Hallenberg

 

Alle Rechte, einschließlich des Rechts zur vollständigen oder auszugsweisen Wiedergabe in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Alle handelnden Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

 

Umschlaggestaltung: Reese Dante

Umschlagmotiv: iStock

(Das Cover dient nur zu Darstellungszwecken, die abgebildete Person ist ein Model.)

Lektorat: Annika Bührmann

Korrektorat: Julia Funcke

Satz & Layout: Second Chances Verlag

 

ISBN: 978-3-948457-23-5

 

www.second-chances-verlag.de

 

Inhaltsverzeichnis

Titel

Über die Autorin

Impressum

Matt und Noah

Matt

Noah

Matt

Noah

Matt

Noah

Matt

Noah

Matt

Damon und Maddox

Damon

Maddox

Damon

Maddox

Ollie und Lennon

Ollie

Lennon

Ollie

Talon und Miller

Miller

Talon

Miller

Talon

Miller

Jet und Soren

Jet

Soren

Jet

Danksagung

Weitere Bücher von Eden Finley

MATT UND NOAH

MATT

Mein Handy liegt auf dem Nachttisch und reißt mich mit seinem penetranten Brummen aus dem Schlaf. Seit geschlagenen fünf Minuten versuche ich, das Vibrieren zu ignorieren. Doch kaum hat es aufgehört zu klingeln, fängt es auch schon wieder an. Himmel, es ist mitten in der verdammten Nacht.

»Wenn das schon wieder Jet ist, der uns volltrunken mitteilen will, wie sehr er uns vermisst, lasse ich ihn einfliegen und drücke ihn so fest, dass er keinen Ton mehr rausbekommt«, grummelt Noah.

»Nur wenn ich ihn vorher nicht ermordet habe.« Ich reagiere bei Weitem nicht so liebevoll wie mein Mann, wenn man mir den Schlaf raubt.

Ich taste blind nach meinem Telefon und hebe ab, ohne überhaupt hinzusehen. »Wer ist gestorben, verhaftet oder in Brand gesteckt worden?«

»Matt?« Als ich die sanfte Stimme und den Südstaatenakzent höre, richte ich mich innerhalb von Millisekunden kerzengerade auf und bin hellwach. Char ist es nicht – die einzige meiner Schwestern, zu der ich noch Kontakt habe –, aber ich kann nicht sagen, welche der anderen es ist. Bin ich ein schlechter Bruder, weil ich die Stimmen meiner eigenen Schwestern nicht auseinanderhalten kann?

Es muss Daisy sein. Jet und ich haben uns darauf geeinigt, dass Char unsere Kontaktdaten erst dann an unsere übrigen Geschwister weitergeben soll, wenn sie volljährig sind. Daisy ist vor ein paar Monaten achtzehn geworden. Dass wir bisher nichts von ihr gehört haben, haben wir darauf zurückgeführt, dass sie wohl kein Interesse an einem Kontakt hat – und sich zu Mom und Dad auf die homophobe Seite geschlagen hat.

»Was ist los, Daisy?« Ein Anruf zu dieser nachtschlafenden Zeit verheißt nichts Gutes.

»Hier … hier ist nicht Daisy.«

»Fern?«

»Kannst … kannst du mich holen kommen?«

Mein Herz schlägt wie wild. »Wo bist du?«

»O’Hare.« Ihr Stimmchen klingt ganz dünn.

Jetzt, mitten in der Nacht?

Noah setzt sich auf und legt die Arme um mich. »Babe?«

»Bin schon auf dem Weg«, sage ich zu Fern und lege auf.

Noah lässt mich los und schaltet die Nachttischlampe ein. Ich durchsuche derweil hektisch meine Schubladen nach etwas zum Anziehen. Ein T-Shirt ist schnell gefunden, aber Hosen sind Mangelware.

»Haben deine Eltern schon wieder eins ihrer Kinder rausgeworfen, weil es sich geoutet hat?«, fragt Noah.

Ich halte kurz inne. »Scheiße. Vermutlich. Ich hab gar nicht gefragt, warum sie hier ist.«

»Sie ist in Chicago?«

»Ja, am Flughafen.«

»Ich komme mit.«

Ich reiche Noah eine von seinen Jeans und wühle weiter nach einer meiner eigenen. »Hab ich irgendwo noch eine saubere Hose?«

»Woher soll ich das wissen?«

»Du hast doch die Wäsche angeschmissen, oder?«

»Wieso ich – hast du?«

»Mist.«

Noah findet ein sauberes T-Shirt und zieht es sich über. »Du warst derjenige, der fand, dass wir uns nicht total verwöhnt aufführen sollten, und der Putzfrau gekündigt hat.«

In der untersten Schublade finde ich schließlich eine saubere Jogginghose. »Es erschien mir so unsinnig, eine Putzfrau die Hälfte des Jahres über in New York zu beschäftigen und eine andere hier, auch nur für die Hälfte des Jahres.«

»Lass uns nicht wieder davon anfangen. Wir müssen jetzt erst mal deine lesbische Schwester retten.«

Wir schnappen uns schnell unsere Geldbörsen und Jacken, und ich lege mir mit zittrigen Händen einen Schal um den Hals. Als wir durch die Tür unseres Penthouse-Apartments treten, bin ich ein Nervenbündel.

Noah zieht mich zu sich heran, schlingt die Arme fest um mich und küsst mich sanft. Seine Umarmung beruhigt mich und verhindert, dass meine Sorge sich in eine ausgewachsene Panik verwandelt. Zum zweiten Mal innerhalb von vier Jahren ist eines meiner Geschwister aus Tennessee geflüchtet und hat sich Hilfe suchend an mich gewandt.

Noah und ich haben schon häufiger über dieses Thema gesprochen. Ich würde meine Geschwister gern zu uns holen, doch angesichts unserer Pendelei zwischen Chicago und New York, der Tatsache, dass ich während der Footballsaison durchgehend beschäftigt bin, und der Berichte von Char, dass es ihnen im Grunde gut geht, haben wir beschlossen, dass sie zu Hause das stabilere Umfeld haben. Das Leben mit unseren Eltern war zugegebenermaßen nie besonders angenehm, aber es ist auch nicht so, als hätten sie uns misshandelt. Sie glänzen lediglich durch Abwesenheit.

Das sage ich mir jedenfalls immer, wenn Schuldgefühle in mir aufsteigen, weil ich mich nicht ausreichend für meine Geschwister einsetze. Aber ich darfmich auch nicht ungefragt in ihr Leben drängen. Als älterer Bruder habe ich schließlich kein Sorgerecht.

Keine Ahnung, was es bedeutet, dass Fern jetzt hier in Chicago ist. Sie ist siebzehn und wird in ein paar Monaten achtzehn. Ich weiß nicht, welche rechtlichen Folgen das hat. Falls Mom und Dad sie auch rausgeworfen haben, muss ich mir dann das Sorgerecht gerichtlich erstreiten? Oder schert sich der Gesetzgeber nicht darum? Wird der Staat dann ihr Vormund? Wenn ja, müsste sie eventuell nach Tennessee zurück? Ich habe keinen blassen Schimmer, wie so was läuft.

Als Jet zu uns gezogen ist, war er schon neunzehn, also mussten wir uns darum keine Gedanken machen.

»Babe«, sagt Noah. »Wir finden schon eine Lösung.«

Ich atme hörbar aus und lasse meine Schultern fallen. Ich werde nie aufhören, darüber zu staunen, dass Noah immer genau weiß, was ich gerade brauche.

Es ist kein Geheimnis, dass wir ziemlich überstürzt geheiratet haben. Wir waren erst ein paar Monate zusammen, als wir uns das Jawort gegeben haben. Unsere Hochzeitsreise fiel noch in die Phase der ersten Verliebtheit und des gegenseitigen Kennenlernens.

Inzwischen bewegen wir uns sogar synchron und verstehen uns blind.

Auf dem Weg zur Garage hält Noah meine Hand und vermittelt mir so das tröstliche Gefühl, dass er für mich da ist.

»Habe ich dir eigentlich je gesagt, wie dankbar ich dafür bin, dass du mein erster Ehemann bist?«

Noah grinst, wobei das leuchtende Weiß seiner Zähne und seine funkelnden blaugrünen Augen sein ganzes Gesicht zum Strahlen bringen. »Nicht so oft, wie ich dir gesagt habe, wie froh ich bin, dich entjungfert zu haben.«

An diesem Thema scheiden sich auch nach Jahren noch unsere Geister. »Und das, obwohl du das gar nicht getan hast.« Ich beuge mich zu ihm hinüber und drücke ihm einen keuschen Kuss auf die Lippen. »Aber jetzt ist der falsche Zeitpunkt dafür, das auszudiskutieren.«

Noah besteht darauf, zu fahren, da ich nicht in einer Verfassung bin, in der man sich hinters Steuer setzen sollte. Dank der nachtschlafenden Uhrzeit sind wir in Rekordzeit am Flughafen, wo wir Fern vor dem Inlandsterminal entdecken.

An ihren langen braunen Haaren und dem verängstigten Gesichtsausdruck erkennen wir sie sofort. Char hat uns über die Jahre immer wieder Fotos von Fern geschickt, aber in Wirklichkeit sieht sie ganz anders aus als auf den Bildern. Älter vielleicht. Von Sorgen erdrückt.

Sie sitzt auf einer Bank in der Nähe des Haltestreifens für Abholer, ihre Winterjacke fest zugezogen, dick eingepackt mit Schal, Leggings und Stiefeln. Trotzdem zittert sie, als wäre ihr eiskalt. Der Chicagoer Winter ist erheblich härter als die Winter, die sie aus Tennessee gewohnt ist.

Noah bleibt im Auto, falls der Sicherheitsdienst des Flughafens uns sagt, dass wir weiterfahren sollen. Ich springe raus und laufe zu ihr, so schnell ich kann. Als die Beifahrertür hinter mir zuschlägt, zuckt Fern zusammen.

Sie reißt die braunen Augen auf, und unsere Blicke treffen sich. Ich verlangsame meinen Schritt, als ich ihr näher komme – wir haben uns fast zehn Jahre nicht gesehen, und ich renne auf sie zu wie ein Geistesgestörter.

»Fern?«

»Matt?«, krächzt sie.

Sie springt ruckartig von der Bank auf und wirft sich in meine Arme, sodass mir nicht einmal Zeit dafür bleibt, sie mir in Ruhe anzusehen. Am liebsten würde ich sie von Kopf bis Fuß mustern und mich vergewissern, dass sie unverletzt, ordentlich ernährt und gesund ist, aber sie schlingt die Arme um mich und klammert sich fest an mich.

»Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun können«, bricht es aus ihr heraus. »Char …« Sie schnappt zwischen den Worten nach Luft. »Sie … hat mir … deine … Nummer gegeben.«

»Was ist denn passiert, Süße? Warum hast du nicht früher angerufen? Ich hätte dich direkt nach der Landung abholen können.«

Ich rechne damit, dass sie mir »Sie haben mich rausgeworfen« oder »Ich stehe auf Frauen« sagt oder irgendeine Variation dieses Themas, aber die Antwort, die ich bekomme, versetzt mir einen noch viel größeren Schock.

Fern geht einen Schritt zurück und öffnet ihre Jacke. Ihre zierlichen Hände umfassen ihren Bauch, der sichtbar gewölbt ist, und streichen in Kreisen darüber. »Deswegen habe ich nicht eher angerufen.«

Oh. Scheiße.

Mein Blick wandert von ihrem Bauch zurück zu ihrem Gesicht, und ihre Augen glänzen feucht.

Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. »Lass mich raten. Es geht also nicht darum, dass du lesbisch bist.«

Wunderbar. Das sind in dieser Situation bestimmt genau die richtigen Worte.

NOAH

Wow. Ich beobachte die beiden vom Auto aus, und selbst von hier aus kann ich den Babybauch von Matts kleiner Schwester erkennen. Als es am Autofenster klopft, zucke ich kurz zusammen – und öffne dann die Scheibe, um mit dem Sicherheitsbeamten zu reden.

»Wenn Sie niemanden abholen oder absetzen, dürfen Sie hier nicht halten.«

Ich zeige auf Matt und seine Schwester. »Wir holen diese junge Dame ab.« Ich hupe, damit Matt auf mich aufmerksam wird.

Die beiden schrecken aus dem Gespräch auf, in das sie vertieft sind. Als Matt den Sicherheitsbeamten sieht, schnappt er sich sofort Ferns kleinen Koffer und bringt sie zum Auto. Fern ist noch nicht mal richtig angeschnallt, als Matt sich schon zu ihr umdreht, um sein Kreuzverhör zu beginnen.

»Und, wer ist er?«

Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter und drehe ihn wieder herum, sodass er nach vorne sieht. »Kann das warten, bis wir aus dem Terminal raus sind?« Im Rückspiegel treffen sich Ferns und mein Blick.

Sie hat dieselben großen braunen Rehaugen wie Jet. Das lange, brünette Haar fällt ihr in weichen Wellen über die Schultern und umrahmt ihr herzförmiges Gesicht.

»Ich bin übrigens Noah, der Ehemann deines ungehobelten Bruders.«

Sie grinst. »Ich bin Fern. Die schwangere Schwester deines ungehobelten Ehemanns.«

»Ach, haben alle Jacksons das Sarkasmus-Gen geerbt?«, frage ich.

»Abwehrmechanismus«, antworten Matt und Fern wie aus einem Munde.

Ups. Matt und ich wohnen weit weg vom Rest der Familie und haben kaum Kontakt, da vergisst man schnell die schwierigen Umstände, unter denen er und seine Geschwister aufgewachsen sind.

»Also, wer ist er?«, wiederholt Matt seine Frage.

»Lass sie doch mal durchatmen«, sage ich.

Fern beugt sich zu uns vor. »Ich mag ihn jetzt schon lieber als dich, Bruderherz.«

Als ich aus dem Augenwinkel zu Matt hinüberspähe, kann ich ihm ansehen, dass er sich Gedanken macht. Er gäbe sein letztes Hemd für seine Geschwister, und ich weiß, dass er sich wünscht, er könnte mehr tun.

»Fern wird es uns schon erzählen, wenn sie so weit ist«, füge ich hinzu.

»Wie süß von dir«, erwidert Fern, »aber die Geschichte ist ohnehin langweilig. Eine Nullachtfuffzehn-Verhütungspanne. Dieser ganze Quatsch mit ›fünfundneunzig Prozent wirksam‹ ist völliger Bullshit. Und jetzt kriege ich vom Fliegen dicke Knöchel.«

Ihr Südstaatenakzent ist genauso stark wie der von Matt, wenn er sauer ist.

»Und warum bist du erst jetzt hier?«, fragt Matt.

»Weil mein Flug Verspätung hatte.«

»Sehr komisch«, erwidert Matt. »Worauf ich hinauswollte, ist: Wie können wir dir helfen? Wie weit bist du?«

»Bald im sechsten Monat. Ehrlich gesagt, ich habe nichts davon gemerkt, bis ich ungefähr in der zehnten Woche war.«

Ich lege den Kopf schief wie ein verwirrter Welpe. »Wie kann man es denn nicht merken?«

»Na ja, meine Periode kam schon immer sehr unregelm–«

Matt hält sich die Ohren zu. »Lalalalala.«

»Ich habe natürlich versucht … du weißt schon … es loszuwerden. Aber in Tennessee brauchen Minderjährige für eine Abtreibung die Zustimmung ihrer Eltern. Mom und Dad haben mir bloß erklärt, ich hätte mir die Suppe eingebrockt, jetzt müsse ich sie auch auslöffeln. Und dann musste ich mir endlose Pro-Life-Vorträge anhören.«

»Was erklärt, warum wir zu sechst sind«, murmelt Matt. »Wie steht’s mit dem Vater?«

»Er meint, er will nicht Vater werden, und dass er noch zu jung sei und dass er ohne Kind eine Zukunft hätte.« Man hört, dass sie einen Kloß im Hals hat. »Für mich war es okay. Ich hatte mich mit meinem Schicksal abgefunden, weißt du? Dann geht es mir halt wie Mom und Char. Aber letzte Woche habe ich einen Zulassungsbescheid von der University of Tennessee bekommen.« Sie zeigt auf ihren Bauch. »Nur ein paar Tage bevor ich hiervon erfahren habe, hatte ich meine Bewerbung um einen Studienplatz losgeschickt. Sie bieten mir ein Sportstipendium für Softball an, Studienbeginn wäre im nächsten Herbst. Aber das hier …«

Sie schnaubt förmlich vor Frustration, doch im Rückspiegel kann ich sehen, wie sie sich dabei mit einer liebevollen Bewegung über den Bauch streicht.

Meine Zunge fühlt sich schwer an. »Ein Footballspieler in der NFL, ein Rockstar und eine Softballspielerin, der ein Sportstipendium an einer Uni angeboten wird. Sind eigentlich alle Jacksons Wunderkinder?«

Matt ignoriert meinen kleinen Aufheiterungsversuch. »Also läufst du einfach weg? Meinst du, das ist eine Lösung?«

»Ich … ich brauche einen Rechtsanwalt, aber ich kann mir keinen leisten. Char meinte, dass du mir helfen könntest.«

Okay, damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Wozu braucht sie einen Anwalt?

»Einen Anwalt?«, fragt Matt.

Wieder treffen sich unsere Blicke im Rückspiegel. »Einen für Adoptionsrecht«, erklärt Fern.

Als ihr das Wort »Adoption« über die Lippen kommt, baue ich beinahe einen Unfall.

»Was immer du brauchst«, sagt Matt, aber ich höre, was zwischen den Zeilen steht.

Atmen, Noah. Atmen.

 

***

 

»Und, hat sie alles, was sie braucht?«, frage ich, als Matt zu mir ins Bett kommt. Er war lange bei Fern im Zimmer – wesentlich länger, als es gedauert haben kann, das Gästebett frisch zu beziehen. Wir hatten es, seit Jets Band das letzte Mal in Chicago gespielt hat und er bei uns zu Besuch war, nicht neu bezogen.

Matt entledigt sich der Jogginghose und seines Shirts, und das Spiel seiner Muskeln nimmt meine Aufmerksamkeit vorübergehend gefangen. Als er sich bäuchlings ins Bett fallen lässt und einen völlig erschöpften Seufzer von sich gibt, ist mir jedoch sofort klar, dass heute kein Sex mehr auf dem Programm steht.

»Was machen wir denn jetzt?«

Himmel, jetzt ist doch nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden.

»Mir würden auf Anhieb ein paar Sachen einfallen, die wir jetzt tun könnten.« Ich lasse meine Hand seinen Rücken hinab- und über seine Pobacken gleiten. Es ist ein Ablenkungsversuch, der zu meiner Überraschung Erfolg zeigt. Matt spreizt die Beine ein wenig und hebt seine Hüften an.

»Okay, wenn du oben bist und die ganze Arbeit machst … ich hab morgen Training. Dafür wäre ich gern schön locker.«

»Wenn dir der Sinn nicht danach steht …« Normalerweise würde ich mir eine solche Gelegenheit niemals entgehen lassen, aber ich will nicht, dass er aus Pflichtbewusstsein mitmacht.

»Doch, steht er. Ich hab nur den Kopf so voll. Und ich will, dass du ihn mir frei machst, indem du mich vögelst, bis ich nicht mehr denken kann.«

»Oh, Babe, du weißt, das ist eine meiner Stärken.«

»Mich um den Verstand zu vögeln?«

»Welcher Verstand? Du bist doch Footballspieler?« Ich greife mir eine Pobacke und massiere sie durch seine Boxershorts hindurch.

Matt schnurrt. »Solange du mich so durchknetest, darfst du mich gern nach Herzenslust weiterbeleidigen.«

Wenn ich meinen Ehemann nicht so gut kennen würde, würde ich mich wahrscheinlich mies fühlen, als ich nach dem Gleitgel greife. Sein ganzer Körper ist angespannt, und vermutlich ist er nicht mit ganzem Herzen dabei. Glücklicherweise kenne ich ihn aber sehr gut und weiß, dass ihm eine heiße Nummer guttun wird.

Während der Footballsaison toppe ich ihn beim Sex meistens. Außerhalb der Saison ist es umgekehrt. Wenn Matt unter Strom steht, einen freien Kopf und eine Pause vom ständigen Denken an Football, das nächste Spiel und den Superbowl braucht, lechzt er förmlich nach meinem Schwanz.

Ich rolle mich auf ihn, die Beine links und rechts von seinem Hintern und den Oberkörper auf seinem. Ich bedecke seine Schultern mit sanften Küssen, mit den Händen massiere ich seitlich an seinem Körper hinunter.

Matt stöhnt auf, und ich muss ihn ermahnen.

»He, wir müssen leise sein. Wir wollen deine unschuldige kleine Schwester nicht mit lautstarkem schwulen Sex verschrecken.«

»Pfft, unschuldig. Sie hat doch den Braten in der Röhre.«

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass der nicht durch den Hintereingang da hineingeraten ist.«

Matt prustet.

Ich robbe mich ein wenig abwärts, damit ich die Boxershorts über seine prallen Pobacken schieben kann. Ich ziehe sie ihm nicht ganz aus, sondern nur so weit herunter, dass ich gut an ihn herankomme.

»Mmm, ich liebe deinen Knackpo.«

»Hör auf zu quatschen, und zeig mir, wie sehr du ihn liebst«, grummelt Matt.

»Aha, du willst es also schnell und hart?« Das ist eine rhetorische Frage. Aber ich lasse ihn gern ein bisschen zappeln. »Du willst, dass ich dich mir ohne große Vorbereitungen nehme, sodass du das Gefühl hast, dass es dich auseinanderreißt, wenn ich in dich eindringe? Du willst, dass ich dich so ausfülle, dass du dich nie mehr leer fühlen willst?«

Mein Mann stöhnt auf und hebt mir seine Hüften entgegen. Am liebsten würde er sich hinknien, aber ich sitze immer noch rittlings auf seinen Oberschenkeln.

»Ts-ts. Wer wird denn so ungeduldig sein?«

»Fick dich und deine Geduld!«

»Ich liebe es, wenn du schmutzige Dinge sagst.«

»Noah«, winselt er mich an. » Bitte …« Er krallt seine Finger ins Kissen. »Ich brauche dich …«

»Weiß ich doch, Babe.«

Eigentlich steht Matt darauf, wenn ich ihn zappeln lasse, es hinauszögere und wir uns gegenseitig aufziehen. Doch so schnell, wie das heute in Fluchen und Betteln übergegangen ist, scheint er es wirklich nötig zu haben.

Also gebe ich ihm, was er will. Ich fange gar nicht erst vorsichtig mit einem Finger an, sondern träufele das Gleitgel direkt auf zwei und mache mich an die Arbeit. Ich umspiele erst den Rand, bis er sich so weit entspannt hat, dass ich eindringen kann.

Sobald ich beginne, ihn zu dehnen, fängt er an, sich zu entspannen. Und nun ist er nicht mehr der einzige Ungeduldige. Mein Schwanz hat sich einen Weg durch die Knopfleiste meiner Boxershorts gebahnt, ohne dass ich ihn auch nur angefasst hätte. Er schreit nach Berührung und Reibung. Ich will gerade nach ihm greifen, als Matt es nicht mehr aushält.

»Mir egal, ob du mich schon weit genug gedehnt hast. Ich muss dich haben. Sofort.«

Anstatt auf ihn zu hören, spreize ich meine Finger in ihm auf. Er hat morgen Training – da ist es wichtig, dass er nicht läuft, als hätte er einen Stock im Hintern.

Unter mir bebt Matt vor Lust und Gier. Er stöhnt in sein Kissen und reckt mir seinen Hintern so weit entgegen, wie er kann. Der zieht sich um meine Finger zusammen und verlangt so nach mehr.

Ich mache mir gar nicht erst die Mühe, meine Boxershorts auszuziehen, sondern gebe einfach das Gleitgel auf meinen Schwanz, ziehe Matts Pobacken auseinander und lasse mich tief in ihn hineingleiten.

Es ist schon an normalen Tagen zwecklos, Matt zu bitten, leise zu sein. Zumindest dürfte sein lustvoller Aufschrei, als ich in ihn eindringe, außerhalb unseres Zimmers kaum zu hören sein. Unser Apartment hier in Chicago ist nicht so hellhörig wie das Stadthaus in New York. Selbst wenn Fern uns gehört haben sollte – so aufgeheizt, wie wir sind, werden wir nicht lange zu hören sein.

Ich muss tief durchatmen, um nicht jetzt schon in Matts engem Hintern zu kommen. Ich will es noch einen Moment hinauszögern, auch wenn mein Ehemann mich geräuschvoll zum Weitermachen drängt.

»Ich brauch dich«, flüstert Matt.

»Verstanden.« Ich ziehe meinen Schwanz langsam heraus, bis ich nur noch mit der Spitze in ihm bin, und presse mich mit dem Oberkörper gegen seinen Rücken.

Dann stoße ich fest zu, und Matt erschauert. Ich beginne, langsam und stetig in ihn zu gleiten, immer wieder, bis auch ich das langsame Tempo nicht mehr aushalte.

Ich umfasse seine Hüften und richte mich auf.

»Oh jaaa«, keucht Matt.

Ich nehme ihn mir, mit schnellen, harten Stößen. Es dauert nicht lange, bis mir der Schweiß die Brust hinunterläuft, meine Muskeln brennen und meine Hoden sich anfühlen, als wollten sie explodieren.

Als Matt kommt, stöhnt er auf. Sein ganzer Körper spannt sich an, und sein enger Hintern zieht sich um meinen Schwanz zusammen, als wolle er ihn melken.

»Ich liebe dich«, sage ich.

»Ja, ich weiß.«

Ich muss lachen – normalerweise bin ich derjenige, der Liebesbekundungen so quittiert.

»Ich liebe dich auch, meinte ich«, schiebt Matt hinterher.

Wir werden sehen, wie es jetzt mit Matts Schwester weitergeht und was das für Matts und meine Beziehung bedeuten wird. Was ich weiß, ist, dass ich alles für diesen Mann tun würde.

Selbst wenn es mir höllische Angst macht. Denn es ist sonnenklar, was im Kopf meines Mannes gerade vor sich geht.

MATT

Noah versucht zu überspielen, dass er innerlich gerade durchdreht. Offen gestanden kann ich das gut nachvollziehen. Ich will Fern unbedingt helfen – wie auch immer diese Hilfe aussehen wird, was auch immer sie braucht. In dem Moment, als sie den Anwalt für Adoptionsrecht erwähnte, setzte bei Noah jedenfalls die Panik ein. Denn er kennt mich und weiß, dass ich meine Nichte oder meinen Neffen auf jede nur erdenkliche Weise beschützen will, und sei es dadurch, dass ich das Kind selbst großziehe, wenn nötig.

Natürlich könnte Fern das Baby auch über eine Adoptionsagentur an fremde Eltern vermitteln lassen. Aber was, wenn diese sich als noch schlimmer als unsere eigenen erweisen? Darüber möchte ich gar nicht nachdenken. Noah und ich haben die finanziellen und persönlichen Möglichkeiten, ein Kind aufzunehmen.

Ich bin sicher, dass Noah ein wunderbarer Vater wäre. Das Thema Kinder haben wir allerdings noch nie angesprochen. Eine der Stolperfallen, in die man tappt, wenn man übereilt heiratet: Wir sind gar nicht dazu gekommen, darüber zu reden, bevor wir vor den Altar getreten sind. In meiner Vorstellung waren Kinder definitiv etwas, das erst nach dem Ausscheiden aus der NFL infrage kommt, wenn überhaupt. Die Frage lag in weiter Ferne, und ich habe mir nie ernsthaft Gedanken darüber gemacht.

Auf einmal steht das Problem, mit dem ich mich erst in Zukunft befassen wollte, bei uns auf der Matte. Es überrascht mich nicht, dass unser Bett leer ist, als ich aufwache. Wenn Noah vor mir aufsteht, kann das nur eins heißen: Er hat, wenn überhaupt, nicht viel geschlafen.

Ich stehe auf und dusche, um mich wieder wie ein Mensch zu fühlen, ziehe mich an und mache mich auf den Weg in die Küche. Dort treffe ich auf Noah, der in dem Café unten in unserem Haus Frühstück geholt hat und es gerade auspackt.

»Morgen«, sage ich und drücke ihm einen Kuss auf die Wange, als wäre nichts.

Das hat sich bei uns nie geändert. Wir sind immer noch gut darin, von Problemen abzulenken, aneinander vorbeizureden und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Was wir heute besser können, ist, mit den Konsequenzen umzugehen.

»Schwangere essen viel, oder?«, fragt Noah.

Ich lasse den Blick über die Berge von Essen schweifen, die er beschafft hat. »Hm, eventuell verwechselst du den Appetit einer Schwangeren allerdings gerade mit dem der gesamten Defensive Line der Warriors.«

Noah zuckt mit den Achseln. »Dann essen wir halt Reste.«

Er wirbelt durch die Küche und vermeidet jeden Blickkontakt mit mir.

»Noah –«

Als er sich plötzlich zu mir umdreht, die Arme um mich schlingt und sein Gesicht in meiner Halsgrube vergräbt, rechne ich überhaupt nicht damit und stolpere einen Schritt zurück. »Ich mach’s. Ich weiß, dass du Fern und dem Baby helfen willst, und ich stehe hinter dir, egal, was du vorhast. Ich habe versprochen, dass ich dich immer unterstützen werde, als wir geheiratet haben.«

Ich nehme ihn fest in den Arm, weil ich spüre, wie angespannt er ist. Was er sagt, verwirrt mich allerdings, denn ich habe noch gar nicht laut ausgesprochen, was ich vorhabe. »Warte, warte, warte. Immer langsam. Worauf willst du hinaus? Ist das der Grund, warum du letzte Nacht kein Auge zugetan hast?«

»Fern will einen Anwalt für Adoptionsrecht sprechen, du willst Fern helfen. Ich kann zwei und zwei zusammenzählen, Matt. Ich wollte mich der Sache gestern noch nicht stellen. Aber ich bin bereit dafür.«

»Wir sollten uns zusammensetzen und in Ruhe darüber reden.«

Noah schüttelt den Kopf. »Von mir aus ist das nicht nötig. Ich liebe dich. Mit dir will ich alt werden. Ich habe mir die ganze Nacht gesagt, dass ich, auch wenn es mir riesige Angst einjagt und ich ein furchtbar schlechtes Vorbild für ein Kind wäre –«

»Du gehst wundervoll mit Jet um, wenn er bei uns ist. Von Anfang an, seit er damals zu uns gezogen ist.«

»Jet war neunzehn, das zählt nicht. Ich verstehe nichts von Babys oder Kleinkindern.«

»Das geht den meisten Eltern so, wenn sie ihr erstes Kind bekommen.«

Noah tritt einen Schritt zurück und stützt sich auf der Küchenarbeitsfläche ab. »Erstes … Ki… Kind …«

»Schatz. Atmen nicht vergessen.«

Er schüttelt die Panik ab und richtet sich wieder gerade auf. Seine Ruhe ist sichtlich vorgetäuscht, und ich liebe ihn umso mehr dafür.

»Ich schaffe das«, sagt er. »Auch wenn es mir eine Heidenangst macht. Aber es ist nicht so beängstigend wie das Risiko, dich zu verlieren. Ich stehe zu dir, Babe, was auch immer auf uns zukommt.«

Ich lächle ihn an. »Das käme so viel überzeugender rüber, wenn du nicht gerade am Durchdrehen wärst.«

»Das hört auf. Versprochen.«

Die erste Hürde hätten wir also schon mal überwunden. Sozusagen. Das Wissen, dass Noah zu mir steht, räumt viele Zweifel und Sorgen darüber aus, wie wir Fern in ihrer Lage helfen können. Wobei wir noch gar nicht so viel über ihre Lage wissen, möglicherweise haben wir diese ganze Unterhaltung völlig umsonst geführt.

»Fürs Protokoll«, sage ich und ziehe Noah wieder fest an mich heran, »ich finde, du würdest einen großartigen Vater abgeben.«

»Nicht so gut wie du. Du hast deine Geschwister ja praktisch aufgezogen. Du bist schon längst eine Vaterfigur.«

Ich will etwas entgegnen, doch Noah fällt mir ins Wort.

»Wenn du jetzt einen Witz über Daddys machst, haue ich dich.«

Ich lache auf. »Nach dem Training mache ich mich auf die Suche nach einem Anwalt.«

»Das kann ich doch machen. Konzentrier du dich auf den Football.«

»Wenn wir mit dem Anwalt gesprochen haben, wissen wir mehr. Versuch, dich nicht verrückt zu machen, okay?«

»Okay.«

Mir ist klar, dass das leichter gesagt als getan ist. Wenn Fern ihr Kind zur Adoption freigibt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir Eltern werden.

Ich mag mir noch nicht viele Gedanken über Kinder gemacht haben, aber seit ich Ferns schwangeren Bauch gesehen habe, ist mir klar, dass ich Kinder will.

Ich habe den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als Fern in der Küche erscheint. »Morgen.«

Sie trägt dieselben Klamotten, die sie auch gestern schon anhatte, als wir sie abgeholt haben: Boots, Leggings, kurzer Rock, schwarzes Tanktop, graue Strickjacke. Lediglich die dicke Winterjacke fehlt. Sie hatte nur eine kleine Tasche dabei, viel zum Anziehen kann nicht drin gewesen sein.

»Guten Morgen«, erwidere ich.

»Kaffee?«, fragt Noah.

Ich gebe ihm mit dem Handrücken einen kleinen Klaps auf den Bauch. »Schwanger.«

»Ja, und?«

»Ich soll kein Koffein zu mir nehmen«, erklärt Fern.

»Was, kein Kaffee? Als wärst du nicht schon genug gestraft.« Kaum hat er es ausgesprochen, zuckt Noah zusammen, als ihm aufgeht, dass solche Sprüche in Ferns Lage vermutlich nicht hilfreich sind.

Fern scheint sich jedoch gar nicht daran zu stören. »Ich war eh nie eine große Kaffeetrinkerin. Trotzdem danke.«

»Hast du denn Hunger? Noah hat genug eingekauft, um über die nächsten Tage zu kommen. Vielleicht sogar die nächsten Wochen.«

Mein Gatte zeigt mir seinen Mittelfinger. Er liebt mich eben.

»Ja. Essen. Essen ist gut«, antwortet Fern. »Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viel gegessen.«

»Körperteile zu züchten, ist ja auch harte Arbeit«, bemerke ich.

Fern verzieht das Gesicht. »Wenn du das so sagst, klingt es ziemlich eklig.«

»Da hat sie recht«, pflichtet Noah ihr bei.

Sobald wir alle am großen Esstisch sitzen, komme ich zur Sache. Gestern war es so spät, dass wir kaum Zeit zum Reden hatten, aber jetzt muss ich alles wissen.

»Wie lange bleibst du?«, frage ich.

»Keine Ahnung. Lange genug, um mit einem Anwalt zu sprechen und mir über meine Optionen klar zu werden, nehme ich an. Ich meine, wenn das für euch okay ist. Wenn ihr mir helft. Ich habe ja keinen Anspruch darauf, dass –«

»Fern. Natürlich ist es okay. Ich bin für dich da, komme, was wolle. Da gibt es sowieso noch etwas, worüber wir sprechen sollten …«

»Ich weiß über die Fonds Bescheid, die du für uns eingerichtet hast.« Fern blinzelt mich aus ihren braunen Augen an.

»Von Char?«

Sie schüttelt den Kopf. »Von Daisy.«

»Aber Daisy hat ihren nicht gewollt. Sie hat sich auch nicht mit mir in Verbindung gesetzt. Oder –«

»Sie ist mit einem stinkreichen Typen aus einer erzkonservativen Familie zusammen. Also …«

»Also ist sie auf der Seite von Mom und Dad.« Ich mustere sie und versuche, ihre Haltung zu der ganzen Sache einzuschätzen. Vielleicht empfindet sie im Grunde genauso wie Daisy, braucht das Geld aber dringender. Nicht, dass ich es ihr nicht gönnen würde, selbst wenn sie »meinen Lebensstil ablehnen« und die ganzen anderen bescheuerten Überzeugungen teilen würde. Wie Noah schon treffend bemerkt hat, habe ich meine Geschwister quasi großgezogen, und auch wenn es mir das Herz bricht, dass Daisy sich anscheinend auf die Seite unserer Eltern geschlagen und ihre dämlichen Ansichten übernommen hat, fühle ich mich dennoch für alle meine Geschwister verantwortlich.

Vielleicht sollte ich darüber mal mit einem Therapeuten sprechen, aber was soll’s?

»Was ist mit dir?«, frage ich. »Teilst du Daisys Standpunkt oder den von Char?«

Sie neigt den Kopf. »Keine Sorge, Bruderherz. Wenn ich Daisys Meinung teilen würde, wäre ich niemals hergekommen. Soweit ich weiß, ist Daisy die Einzige, die dieses Gen geerbt hat.«

»Wie geht es Wade?«

Ein Lächeln, das mich an Fern als Kind erinnert, lässt ihr Gesicht erstrahlen, und mir wird ganz warm ums Herz.

»Wade ist der hellste Kopf von uns allen. Er hat in der Schule zusätzliche Kurse belegt. Aus ihm wird mal ein Wissenschaftler oder ein Arzt. Wobei, er kann kein Blut sehen, von daher wäre er mit Sicherheit kein besonders guter Arzt.«

»Wirklich?« Meine Brust schwillt vor Stolz an. »Das ist ja großartig. Ist er glücklich? War es …« War es die richtige Entscheidung, meine Geschwister in Tennessee zurückzulassen?

»War es was?«

Noah greift nach meiner Hand. »Wir fragen uns manchmal, ob wir uns um das Sorgerecht für euch hätten bemühen sollen. Als Jet damals bei uns auftauchte, haben wir uns überlegt, ob wir euch alle zu uns holen sollten. Aber –«

»Es ist doch nicht euer Job, uns großzuziehen. Oder für uns zu sorgen.«

Mir schießen die Tränen in die Augen. »Ich hatte immer Schuldgefühle, weil ich dachte, ich müsste mehr tun, als nur Geld zu schicken.«

Fern schnaubt. »Du hast zu Hause schon genug mitmachen müssen. So viel ist sicher. Ich weiß zwar nichts Genaues, aber Schwule gibt es bei uns in der Stadt schlicht nicht. Wer schwul ist, verlässt die Stadt, aus offensichtlichen Gründen. Du schuldest uns nichts. Wenn ich ihn nicht für dieses Baby bräuchte, würde ich meinen Fonds auch nicht wollen. Nicht, weil er von dir kommt, sondern weil ich mir meine Erfolge selbst verdienen will. Wie mein Softball-Stipendium. Du hast uns allein dadurch, dass du gegangen bist, allen beigebracht, dass wir unserem eigenen Weg folgen müssen. Und du solltest dich auf keinen Fall schuldig fühlen, weil du dich aus einer beschissenen Situation befreit hast.«

Diese Worte helfen sehr.

»Und Wade … er schlägt sich wirklich gut. Das sollte man nicht gefährden. Wenn ihr ihm in ein paar Jahren ein Ivy-League-College ermöglichen könnt, dann wird er sicher dankbar sein. Wobei er vermutlich ohnehin mit Stipendien-Angeboten überschüttet werden wird.«

»Ich bin so stolz auf euch. Auf dich und Wade.«

Sie blickt auf ihren dicken Bauch hinunter. »Weil ich immer so kluge Entscheidungen treffe?«

»Fern, du hast ein Sportstipendium bekommen. Das ist großartig. Selbst wenn du es nicht annehmen kannst – du hast es dir verdient.«

»Ich will