Ein Baby für Mr. One Night - Nancy Salchow - E-Book

Ein Baby für Mr. One Night E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Alle meine Kollegen haben mich vor ihm gewarnt, doch schon immer habe ich geglaubt, etwas in Nicks Augen zu sehen. Eine Wärme und Vertrautheit, die nicht zu seinem Womanizer-Ruf passen. Als unser Büroflirt allerdings in einer heißen Nacht ausufert, stellt sich heraus, dass die anderen recht hatten. Am Tag danach behandelt er mich wie Luft. Als wäre das nicht schon schlimm genug, ist bald darauf meine Periode überfällig. Ausgerechnet jetzt wird er befördert und ist nun mein direkter Vorgesetzter. Zwischen Liebeskummer und Zukunftsangst finde ich heraus, dass Nick ein geheimes Doppelleben führt, von dem niemand etwas ahnt. Ist dieses Geheimnis der Grund für seine Gefühlskälte? Ich weiß, ich sollte dieser Sache nicht auf den Grund gehen. Doch noch immer rede ich mir ein, dass er es wert ist. Werde ich meine Neugier schon bald bitter bereuen? Und wie sage ich ihm, dass er Vater wird? Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Epilog

Zum Schluss noch

Auszug »Der Keller des Milliardärs«

Danksagung und Nachwort

Impressum

Nancy Salchow

Ein Baby für Mr. One-Night

________________

Liebesroman

Über das Buch

Alle meine Kollegen haben mich vor ihm gewarnt, doch schon immer habe ich geglaubt, etwas in Nicks Augen zu sehen. Eine Wärme und Vertrautheit, die nicht zu seinem Womanizer-Ruf passen. Als unser Büroflirt allerdings in einer heißen Nacht ausufert, stellt sich heraus, dass die anderen recht hatten. Am Tag danach behandelt er mich wie Luft.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, ist bald darauf meine Periode überfällig. Ausgerechnet jetzt wird er befördert und ist nun mein direkter Vorgesetzter.

Zwischen Liebeskummer und Zukunftsangst finde ich heraus, dass Nick ein geheimes Doppelleben führt, von dem niemand etwas ahnt. Ist dieses Geheimnis der Grund für seine Gefühlskälte?

Ich weiß, ich sollte dieser Sache nicht auf den Grund gehen. Doch noch immer rede ich mir ein, dass er es wert ist.

Werde ich meine Neugier schon bald bitter bereuen? Und wie sage ich ihm, dass er Vater wird?

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

Prolog

Bonny

____________

»Du bist so schön«, flüstert er in meinen Nacken.

Du bist so schön.

Nur wenige Worte, die mir die Tränen in die Augen treiben. Es ist eine Art von Tränen, wie ich sie bisher nicht kannte. Tränen, die sich ihren Weg aus den Augen bahnen, weil die Gefühle einfach zu überwältigend sind und ich nicht weiß, wohin mit ihnen.

Ergibt das auch nur ansatzweise Sinn?

Es scheint, als hätte jemand die Zeit angehalten, vorgespult und erst dann die Wiedergabetaste gedrückt, als wir im kühlen Sand liegen.

Ich spüre, wie ich den Faden zur Realität mit jedem Kuss, jeder Berührung mehr und mehr verliere. Doch ich will diesen verdammten Faden auch gar nicht.

Alles, was ich will, ist Nick.

Ist wirklich niemand hier? Sind wir weit genug gegangen, um tatsächlich allein zu sein?

Es scheint ihm genauso egal zu sein wie mir, denn wir beide sind offensichtlich unfähig, uns diesen überwältigenden Emotionen zu widersetzen.

Ich spüre seine feste Mitte an meinem Unterleib, als er schräg über mir liegt. Allein der Gedanke daran, was gleich geschehen könnte, lässt die Lust in mir ins Unermessliche steigen.

Wer bin ich? So etwas tue ich doch sonst nicht.

Doch es fühlt sich so durch und durch richtig an. Außerdem ist Nick kein Fremder. Wir kennen uns schon so lange. Ist es da nicht vollkommen natürlich, dass es jetzt zum Unausweichlichen kommt?

Nur widerwillig öffne ich die Augen, als dumpf in meinem Unterbewusstsein ein Geräusch ertönt.

Habe ich geträumt? Oder ist es eine reale Erinnerung?

Kapitel 1

Bonny

____________

In Momenten wie diesen kann ich einfach nicht fassen, dass ich für diesen Job tatsächlich Geld bekomme.

Mit den nackten Füßen im warmen Sand sitze ich auf meiner Leinendecke, schaue aufs Meer hinaus, das silbergrau vor mir in der Sonne glitzert und arbeite an meinem Laptop, der auf meinen ausgestreckten Beinen liegt.

Arbeitstage im Homeoffice sind in meinem Beruf nicht selten, doch ich genieße sie jedes Mal aufs Neue, vor allem, wenn die Arbeit gar nicht zu Hause, sondern am nahegelegenen Strand erledigt werden kann.

Es ist ein Vormittag im August und viele Einheimische und Touristen nutzen das schöne Wetter, um zu schwimmen, Ball zu spielen oder einfach in der Sonne zu dösen. Doch ihre Anwesenheit stört mich nicht. Sobald ich am Laptop bin, kann ich alles um mich herum ausblenden – wenn ich will.

Heute jedoch gehe ich die Dinge besonders entspannt an. Es gibt weniger Kunden-Anfragen als sonst und auch die neuen Website-Textblöcke, die ich noch ausformulieren muss, gehen mir irgendwie leichter als sonst von der Hand. So leicht, dass ich mich zwischendurch immer wieder gern von den süßen Kleinkindern ablenken lasse, die neben mir eine Sandburg bauen und mir alle paar Minuten aufgeregt ihre Erfolge präsentieren.

Die Kleinen und ihre Eltern, die neben ihnen auf den Handtüchern liegen und Bücher lesen, sind zweifellos Touristen. Ich weiß das, denn als Einheimische, die bereits seit ihrer Geburt hier in Fleesenow lebt, einer Kleinstadt direkt an der schönen Ostsee, kenne ich einfach jedes Gesicht. Und die Gesichter dieser Familie sind fremd, auch wenn sie mir in der Stunde, die ich bereits hier sitze und arbeite, irgendwie vertraut geworden sind.

Wieder ploppt eine Mail auf meinem Bildschirm auf. Dieses Mal ist sie jedoch von Nick, meinem Kollegen aus dem Büro. Automatisch breitet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus, als ich sie öffne.

*

Von: Nick Tanner

An: Bonny Kellermann

Hey Bonny,

hat sich der Typ vom Möbelhaus schon wieder bei dir gemeldet? Ich will ihn noch mal mit einem neuen Angebot kontaktieren, hatte aber den Eindruck, dass er beim letzten Meeting besonders von DEINEM Charme angetan war.

Nicht, dass es mich wundert. ;) Mit deinem hübschen Lächeln hast du bisher noch jeden Kunden an Land gezogen.

Vielleicht sollten wir deinen guten Einfluss auch dieses Mal nutzen? Was meinst du? Willst du ihn anrufen oder ihm eine Mail schicken? Oder hast du noch eine andere Idee? Ich bin ganz Ohr.

*

Ich muss noch immer lächeln, selbst, als ich die Mail bereits zum zweiten Mail lese.

Nick und ich arbeiten beide bei einem großen Newsletter-Anbieter, der seinen Sitz hier in Fleesenow hat. Jeder von uns hat seine festen Aufgaben, aber irgendwie hat es sich im Laufe der Zeit ergeben, dass ich immer häufiger bei Meetings mit potenziellen Großkunden dabei war. Unser Boss Marvin hat offenbar auf Nicks Rat gehört, der ihm eingeredet hat, dass ich einen besonders guten Draht zu Menschen habe und immer wieder neue Kontakte an Land ziehe. Aber ich glaube, die Kundengewinnung ist nicht der einzige Grund für das gute Wort, das Nick für mich eingelegt hat. Solange ich denken kann, ist da einfach ein ganz besonders guter Draht zwischen uns. Wann immer wir uns sehen, lächeln wir beide – und oft verstehen wir uns auch ohne Worte.

Ohne groß nachzudenken beginne ich meine Antwort-Mail an ihn:

*

Von: Bonny Kellermann

An: Nick Tanner

Hey Nick,

ich glaube, ich werde ihn anrufen, da kann ich meinen Charme am besten spielen lassen. Auch, wenn du natürlich maßlos übertrieben hast, was meinen Einfluss angeht.

Trotzdem sehr lieb von dir! :)

*

Gerade als ich gerade die Mail abgeschickt habe, rollt ein kleiner Ball an meine Füße. Ich greife danach und werfe ihn zu dem etwa zehnjährigen Jungen herüber, der mit schuldbewusstem Lächeln auf mich zugelaufen kommt.

»Nichts passiert!«, rufe ich ihm zu.

Doch sein Ball war wie ein Weckruf, eine kleine Pause zu machen. Ich klappe den Laptop zu und lege mich rücklings auf meine Decke.

Ich schiebe die Hände in meinen Nacken und schaue hinauf ins makellose Blau. Nicht eine Wolke hängt am Himmel, nur hier und da erspähe ich ein paar kreischende Möwen oder Wildenten, die ihre Bahnen über dem Meer ziehen.

Unweigerlich wandern meine Gedanken zu meinem ersten Arbeitstag in Marvins Firma. Nur durch Zufall hatte ich davon erfahren, dass das eher unscheinbare Backsteinhaus unweit der alten Schule der Sitz des Butterfly-Newsletters ist – und dass sie jemanden suchen, der flexibel einsetzbar ist. Meine Ausbildung als Bürokauffrau bat weniger die Voraussetzungen, die ich zu erfüllen hatte, als mein Überredungsgeschick und der Wille, immer wieder etwas Neues zu lernen.

Drei Jahre ist das mittlerweile her, damals war ich 23. Aber rückblickend kommt es mir vor, als wäre ich schon immer Teil der Firma gewesen.

Auch Nick kenne ich bereits seit meinem ersten Arbeitstag. Schon damals habe ich eine kleine Schwäche für ihn entwickelt. Fünf Jahre älter als ich, sehr selbstbewusst – und der Traum von einem Mann. Dichtes, schwarzbraunes Haar und immer ein leichter Drei-Tage-Bart im markanten Gesicht. Eine winzige Narbe neben der Nase. Dichte Augenbrauen, die seine algengrünen Augen betonen. Ein durchtrainierter Körper, der unter seinen perfekt sitzenden Maßhemden deutlich zu erkennen ist.

In der Firma ist Nick als Womanizer verschrien, der Frauen eher wie Pokale betrachtet und sich mit keiner von ihnen lange aufhält. Doch ich habe meine eigene Theorie dazu: Erstens werden Tatsachen im Bürogeflüster gern ein wenig ausgeschmückt, weswegen ich ganz sicher bin, dass er nicht mal mit halb so vielen Frauen etwas hatte, wie es ihm ständig angedichtet wird. Und zweitens habe ich insgeheim den Eindruck, dass es zwischen uns beiden anders sein könnte.

Während mir dieser Gedanke durch den Kopf geht, muss ich über mich selbst grinsen.

Wann immer Nick und ich miteinander flirten und uns gegenseitig kluge Konter an den Kopf werfen, habe ich den Eindruck, dass er echten Respekt vor mir und meiner Schlagfertigkeit hat. Keine Ahnung, warum, aber sobald er mir in die Augen blickt, spüre ich dieses ganz gewisse Etwas zwischen uns. Ich weiß, dass das keine Einbildung ist. Nick und ich, das ist einfach eine Wellenlänge.

Trotzdem ist es zwischen uns nie zu mehr als einem Büroflirt gekommen. Weder er noch ich haben jemals den ersten Schritt gewagt.

Manchmal frage ich mich, warum. Aber dann finde ich auch gerade die Tatsache, dass immer nur eine gewisse Ahnung zwischen uns schwebt. Eine Ahnung, wie es sein könnte, wenn wir es zulassen würden.

Wieder berührt mich der Ball des Jungen, dieses Mal am Knöchel.

Und wieder fühlt es sich an wie ein Weckruf.

Als ich danach greife, steht der Junge schon wieder vor meinen Füßen und zuckt schuldbewusst mit den Schultern.

»Langsam könnte ich annehmen, du magst mich«, rufe ich ihm zu und werfe den Ball in seine Hände.

Ich sehe, wie seine Wangen rot werden und möchte mich schon fast für den Spruch entschuldigen. Aber da ist er auch schon wieder verschwunden.

Ich setze mich aufrecht und schaue hinaus aufs Meer. Vielleicht sollte ich diese ständigen Weckrufe, die der Ball symbolisiert, nicht länger ignorieren und endlich wieder heimgehen. Hier am Strand gebe ich mich ja doch nur meinen Tagträumen und Fantasien hin. Zu Hause werde ich effektiver arbeiten können – und vielleicht nicht ständig an Nick denken.

Kapitel 2

Nick

____________

Durch das angewinkelte Fenster weht eine angenehme Meeresbrise, wie sie typisch für jeden neuen Arbeitstag ist. Doch ich genieße sie immer wieder aufs Neue.

Ich sitze an meinem großen Mahagonischreibtisch und genieße die Ruhe am Morgen, während der Kaffee neben mir wieder mal kalt geworden ist, bevor ich ihn ausgetrunken habe.

Liegt es daran, dass ich meinen Mails heute früh mehr Beachtung schenke als sonst? Immerhin ist es Bonny, mit der ich gerade Kontakt hatte. Ein Kontakt, der mich sowohl per Mail als auch von Angesicht zu Angesicht immer wieder zum Lächeln bringt.

Ich schaue auf den Bildschirm vor mir:

*

Von: Nick Tanner

An: Bonny Kellermann

Hey Bonny,

hat sich der Typ vom Möbelhaus schon wieder bei dir gemeldet? Ich will ihn noch mal mit einem neuen Angebot kontaktieren, hatte aber den Eindruck, dass er beim letzten Meeting besonders von DEINEM Charme angetan war.

Nicht, dass es mich wundert. ;) Mit deinem hübschen Lächeln hast du bisher noch jeden Kunden an Land gezogen.

Vielleicht sollten wir deinen guten Einfluss auch dieses Mal nutzen? Was meinst du? Willst du ihn anrufen oder ihm eine Mail schicken? Oder hast du noch eine andere Idee? Ich bin ganz Ohr.

*

Von: Bonny Kellermann

An: Nick Tanner

Hey Nick,

ich glaube, ich werde ihn anrufen, da kann ich meinen Charme am besten spielen lassen. Auch, wenn du natürlich maßlos übertrieben hast, was meinen Einfluss angeht.

Trotzdem sehr lieb von dir! :)

*

Irgendwie schade, dass Bonny heute im Homeoffice arbeitet, denn ich genieße unsere kleinen Zusammentreffen in der Firma immer wieder.

Gestern sah sie besonders hinreißend aus. Ob sie sich der Tatsache, was für einen tollen Hintern sie in den schwarzen Jeans hat, bewusst ist? Ihr schulterlanges bernsteinfarbenes Haar schmeichelte dem schlichten weißen Top und ihren rosigen Wangen.

Ein schlichtes Outfit, das jedoch an ihr wirkte wie eine Abendrobe auf der Oscar-Verleihung. Und auch ihre Kurven kamen darin wunderbar zur Geltung. Gerade dass sie keine von diesen spindeldürren Frauen ist, die mittags nur ein Salatblatt essen, macht sie besonders attraktiv.

Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer bin ich mir, dass es ihr völlig egal ist, wie ihr Hinterteil in den Jeans aussieht. Sie ist einfach zu selbstbewusst, um sich über so etwas Gedanken zu machen.

Ein kurzes Klopfen an der Tür holt mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Im selben Moment öffnet sie sich auch schon und Marvin tritt hinein.

»Hey«, er bleibt neben meinem Schreibtisch stehen, »hast du den Typ aus dem Möbelhaus schon erreicht?«

»Ich wollte mich bei ihm melden«, antworte ich, »aber dann habe ich gedacht, dass wir das besser Bonny überlassen.«

Marvin schiebt die Hände in die Hosentaschen und lehnt sich seitlich gegen den Aktenschrank, der optisch genau zu meinem Schreibtisch passt.

»Gute Idee.« Er denkt nach. »Ich hatte fast den Eindruck, er würde sie jeden Moment nach einem Date fragen, so fasziniert, wie er von ihr war.«

»Bonny hat’s eben einfach drauf«, antworte ich. »Und ich dachte, wir nutzen das einfach mal aus.«

»Sicher nicht die schlechteste Idee.« Marvin reibt sich das Kinn mit Daumen und Zeigefinger. »Auch, wenn ein fader Beigeschmack bleibt.«

»Ach, wieso denn?« Ich stehe auf und lehne mich gegen die Fensterbank. »Bonny würde nie eine Grenze überschreiten, wenn es um Kundengewinnung geht. Und sie weiß natürlich, dass wir das auch niemals von ihr erwarten würden.«

»Vermutlich hast du recht.« Er schaut ins Leere.

Während ich ihn in den wenigen Sekunden des Schweigens anschaue, wird mir wieder einmal klar, wie jung Marvin eigentlich aussieht. Er ist vermutlich einer dieser wenigen alterslosen Menschen, die einfach immer gleich aussehen, egal ob sie Mitte zwanzig oder – wie er – Anfang 40 sind.

Mit seiner hochgewachsenen, fast schon schlaksigen Figur wirkt er in seinem Anzug immer ein wenig verloren. Das extrem helle Blond seines kinnlangen Haars und das eher bleiche Gesicht lassen ihn fast schon jungenhaft aussehen.

Doch das ist nur der äußere Schein. Im Inneren schlummert ein selbstbewusster Geschäftsmann, der ganz genau weiß, was er tut und am Ende so gut wie jeden Kunden rumkriegt. Weil er einfach ein Gespür dafür hat, wen er auf welche Weise zu nehmen hat.

Marvin hat’s einfach drauf. Dafür schätze und respektiere ich ihn auch so sehr. Nicht nur als Boss, sondern auch als Freund.

»Will sie heute mit dem Typen sprechen?«, fragt Marvin.

»Ich schätze, ja«, antworte ich. »Sie wird es sicher nicht auf die lange Bank schieben.«

In genau diesem Moment klingelt mein Handy.

»Wenn man vom Teufel spricht.« Lachend greife ich danach. »Das ist Bonny.«

»Echt?« Marvin setzt sich auf die Schreibtischkante. »Stell mal laut.«

Ich nehme den Anruf entgegen.

*

Nick: Hey Bonny. Gut, dass du anrufst. Wir haben gerade über dich gesprochen.

Bonny: Echt? Ich hoffe doch, nur positiv.

Nick: Als würde ich über dich jemals ein schlechtes Wort verlieren.

Bonny: Charmeur!

Nick: Nein, im Ernst. Marvin ist gerade hier und fragt, ob es schon was Neues wegen dem Möbelhaus gibt.

Bonny: Genau deshalb rufe ich an. Ich habe gerade mit dem Typen gesprochen.

Nick: Perfekt. Ich stell dich mal laut, ja?

Bonny: Alles klar.

Marvin: Hey Bonny.

Bonny: Hi Boss. Ich finde, du kannst stolz auf mich sein.

Marvin: Bin ich doch immer.

Nick: Mach’s nicht so spannend, Schätzchen.

Bonny: Also, Herr Pock hatte ja noch zwei andere Newsletter-Anbieter im Gespräch, die ihn mit verführerischen Konditionen locken wollten, aber ich konnte jedes seiner Argumente, das für eines der anderen Firmen sprach, im Keim ersticken.

Nick: Super. Hast du etwa die Support-Karte ausgespielt?

Bonny: Ganz genau. Ich habe ihm erklärt, dass wir im Gegensatz zu den anderen Anbietern rund um die Uhr für ihn da sind und bei jedem Problem sofort aushelfen. Und natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, ihn darauf hinzuweisen, dass er nicht oft Support benötigen wird, weil wir so ziemlich alle potenziellen Fehlerquellen schon im Vorfeld vermeiden.

Nick: Aber Wirkung hatte das Support-Thema trotzdem?

Bonny: Auf jeden Fall. Und die Tatsache, dass wir halt einen so hohen Zustellungsfaktor für die Mails haben. Da hinken die anderen Firmen halt hinterher, das hat er nun auch endlich erkannt. Was nutzt es ihm, Geld zu sparen, wenn am Ende nur 50 Prozent der Abonnenten seinen Newsletter erhalten?

Nick: Das haben wir ihm ja auch beim Meeting versucht zu erklären.

Bonny: Also, wenn du mich fragst, war sein Zögern im Meeting neulich einfach nur Taktik, damit wir ihm noch ein günstigeres Angebot machen.

Nick: Du bist aber nicht mehr als fünf Prozent im Preis runtergegangen, oder?

Bonny: Es sind sogar nur drei Prozent. Er will morgen vorbeikommen, um die Verträge zu unterschreiben.

Nick: Wow, das ist ja Wahnsinn. Ich wusste, du rockst das.

Bonny: Immer doch.

Marvin: Echt klasse, Bonny. Wir sind stolz auf dich.

Bonny: Danke. Freue mich, dass ich helfen konnte.

Nick: Dann sehen wir uns morgen wieder im Büro?

Bonny: Ja, morgen bin ich wieder da.

Nick: Schön. Ich freu mich.

Bonny: Ich mich auch. Macht’s gut.

*

Als ich auflege, bin ich mit dem Gedanken noch so in das Gespräch vertieft, dass ich das Grinsen auf meinem Gesicht gar nicht bemerke.

»Diesen Blick kenne ich doch«, sagt Marvin und reißt mich damit aus dem Tagtraum.

»Was für einen Blick?«, frage ich.

»Na ja, so wie du halt immer schaust, wenn dir eine gefällt«, antwortet Marvin.

»Blödsinn.«

»Stimmt.« Marvin verzieht skeptisch die Mundwinkel. »Andere Frauen siehst du eher lässiger an. Bonny scheint noch irgendetwas anderes in dir zu wecken als die Frauen, die sonst so deinem Beuteschema entsprechen.«

Seine Feststellung macht mich im ersten Moment wütend, doch schon wenig später komme ich ins Grübeln.

»Mit Bonny ist das anders.« Ich setze mich wieder an meinen Schreibtisch. »Sie ist eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Sie würde sich niemals auf etwas Unverbindliches einlassen. Und da ich zu mehr als etwas Zwanglosem nicht bereit bin, würde ich mich auch nie auf sie einlassen. Dafür ist Bonny zu … zu …«

»Zu schade?«, fährt Marvin den Satz für mich fort.

Ich denke nach. »Ja, kann sein, dass es das Wort am besten trifft.«

»Und warum muss es denn unbedingt etwas Zwangloses sein?«, hakt er nach.

»Du weißt, dass das nicht geht«, sage ich schmallippig.

»Ich weiß nur, dass du sagst, dass es nicht geht«, antwortet Marvin mit prüfendem Blick. »Aber ist es wirklich so?«

»Und warum willst du das unbedingt wissen?«, frage ich.

»Ich mache nur Konversation.« Er hebt abwehrend die Hände. »Nichts dabei, oder?«

Es ist einer dieser Momente, in denen ich ihm gern die ganze Wahrheit sagen würde. Ihm – oder irgendwem. Doch die Entscheidung, diese Sache mit mir allein auszumachen, habe ich schon vor langer Zeit getroffen.

»Bitte, Marvin.« Ich lenke den Blick wieder auf meinen Bildschirm. »Können wir jetzt das Thema wechseln?«

»Schon klar.« Er wendet sich von mir ab. »Deine Sache.«

Ich kann Marvins skeptisches Lächeln sehen, ohne in seine Richtung zu schauen. Und ich weiß genau, was er denkt, als er mein Büro wieder verlässt.

Dass ich ein besonderes Faible für Bonny habe, ahnt vermutlich nicht nur er, sondern jeder in der Firma. Doch selbst wenn, es spielt keine Rolle. Mehr als einen harmlosen Flirt wird es zwischen uns niemals geben, und das ist vermutlich auch gut so.

Kapitel 3

Am nächsten Morgen

Bonny

____________

Die weiße Strickjacke, die ich über mein pastellblaues Sommerkleid gezogen habe, ist bereits am frühen Morgen zu viel des Guten. Denn selbst die Tatsache, dass ich mit dem Rad unterwegs bin, verschleiert die milden Temperaturen nicht.

Es ist der erste Tag seit Langem, an dem ich mich nicht ins Auto setze, um in drei Minuten in der Firma zu sein, sondern mich für das Fahrrad entschieden habe. Normalerweise schlafe ich viel zu gern und stehe viel zu spät auf, weswegen das Auto schon aus Zeitgründen meistens meine erste Wahl ist. Heute jedoch war ich erstaunlich früh wach.

Wie auf jeder meiner Radtouren stelle ich auch an diesem Morgen fest, wie wunderschön Fleesenow ist. Direkt zwischen der alten Eisdiele und dem Sportplatz hat Hannes gerade seinen Supermarkt aufgemacht und hebt freundlich die Hand, als ich vorbeifahre.

»Mooorgen«, flöte ich fröhlich in seine Richtung.

»Kopf nach vorn!«, lacht er.

Den Spruch von ihm muss ich mir jedes Mal anhören, wenn wir uns sehen, weil ich vor ein paar Jahren, als ich mit dem Rad an seinem Markt vorbeikam, für einen Moment nicht nach vorn schaute und gegen ein parkendes Auto fuhr.

Ich lasse die Bäckerei und den Bastelshop hinter mir und fahre an einem kleinen, aber wunderschönen Sonnenblumenfeld vorbei, das mir jedes Mal gute Laune beschert, egal ob ich müde oder wegen irgendetwas frustriert bin.

Heute jedoch bin ich erstaunlich gut drauf. Ob es an dem Telefonat mit Nick liegt, in dem er wieder einmal meine Fähigkeiten gelobt hat? Andere an meiner Stelle wären froh, Anerkennung vom Boss zu bekommen, aber ich denke die ganze Zeit über nur an das, was Nick gesagt hat.

Während ich an der kleinen Senke zwischen Bistro und Schule vorbeifahre, nehme ich im Augenwinkel den silbergrauen Streifen Meer wahr, der von hier aus sichtbar ist. Nicht, dass es ungewöhnlich ist, das Meer auf meinem Weg ins Büro zu sehen. Fleesenow ist praktisch das Meer.

Aber heute nehme ich alles irgendwie intensiver wahr als sonst. Und auch, wenn ich es mir selbst nur ungern eingestehe, beginnt gerade wohl wieder eine von den intensiveren Phasen, was meine Gefühle für Nick betrifft.

---ENDE DER LESEPROBE---