Ein diabolischer Verrat - Doris E. M. Bulenda - E-Book
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Ein diabolischer Verrat E-Book

Doris E. M. Bulenda

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Beschreibung

Es tut sich was in der Hölle: Beelzebub hat ein gigantisches Einkaufszentrum erbaut, und im neuen Colosseum finden römische Wagenrennen statt. Mittendrin erhält Eva-Devliana eine Nachricht des Seraph Jehoel. Jetzt müssen Hölle und Himmel zusammenarbeiten, denn »die Alten, Mächtigen, die niemals waren und doch sind« planen einen Angriff. Nur einer kennt ihre Pläne: Mephistopheles. Und nur Eva-Devliana ist in der Lage, ihn zu finden und mehr darüber zu erfahren. Von ihr hängt die Zukunft der Reiche ab. So behauptet es jedenfalls Jehoel. Aber kann sie dem Seraph wirklich vertrauen? Oder verfolgt er eigene, dunkle Pläne? Kann ein Engel lügen und betrügen? Schnell stellt die Teufelsdame fest, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint. Und dann geht es für sie ums nackte Überleben …

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Doris E. M. Bulenda, Azrael ap Cwanderay

Ein diabolischer Verrat

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Intro

 

 

 

 

 

 

 

 

 

EIN

DIABOLISCHER

VERRAT

 

von

 

Doris E. M. Bulenda

 

 

 

 

 

 

 

Vollständige Ausgabe 2021

Copyright © Hammer Boox, Bad Krozingen

Lektorat / Korrektorat:

Hammer Boox, Bad Krozingen

 (Fehler sind völlig beabsichtigt und dürfen ohne Aufpreis

behalten werden)

Titelbild: Azrael ap Cwanderay

Satz und Layout: Hammer Boox

 

Copyright © der einzelnen Beiträge bei den Autoren

 

6 / 21 - 27

 

 

 

 

EINE BITTE:

 

Wie ihr vielleicht wisst, ist HAMMER BOOKS noch ein sehr junger Verlag.

Nicht nur deshalb freuen wir uns alle, wenn ihr uns wissen lasst, was ihr von diesem Roman haltet.

Schreibt eine Rezension, redet darüber,

fragt uns, wenn ihr etwas wissen wollt...

 

 

 

 

 

 

Es tut sich was in der Hölle:

Beelzebub hat ein gigantisches Einkaufszentrum erbaut, und im neuen Colosseum finden

römische Wagenrennen statt.

Mittendrin erhält Eva-Devliana eine Nachricht des Seraph Jehoel. Jetzt müssen Hölle und

Himmel zusammenarbeiten, denn »die Alten, Mächtigen, die niemals waren und doch sind« planen einen Angriff.

Nur einer kennt ihre Pläne: Mephistopheles.

Und nur Eva-Devliana ist in der Lage, ihn zu finden und mehr darüber zu erfahren. Von ihr hängt die Zukunft der Reiche ab.

So behauptet es jedenfalls Jehoel.

Aber kann sie dem Seraph wirklich vertrauen?

Oder verfolgt er eigene, dunkle Pläne?

Kann ein Engel lügen und betrügen?

Schnell stellt die Teufelsdame fest, dass nicht alles so ist, wie es zu sein scheint. Und dann geht es für sie ums nackte Überleben …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

PROLOG

Eva-Devliana, die verdiente Höllendame, die als Schulmädchen nach dem Mord an ihrer Mutter und ihrer eigenen Ermordung durch ihren Vater in der Hölle gelandet war, und die bis vor kurzem hoch in der Gunst Satans gestanden hatte, wurde in diesen Minuten von einem jungen, geschniegelten Teufel zum Thron Satans geführt. Die Hörner des teuflischen Boten sahen frisch gewachst aus, seine Krallen glänzten, waren extrem scharf gefeilt und blutrot lackiert. Sein Fell war am Kopf und am Rücken zu einer merkwürdigen Frisur, einem hochstehenden Irokesenschnitt mit exakten, spitzen Zacken, kunstvoll drapiert. Er hatte sogar ein paar blaue Strähnen in seiner feuerroten Mähne.

Eva-Devliana starrte bewundernd auf seine Aufmachung, auch wenn ihr insgeheim ziemlich unbehaglich zumute war.

Mit wichtiger Miene hatte der herausgeputzte Kerl die Teufelsdame in ihrer Behausung aufgesucht und ihr erklärt, dass er als Abgesandter der Geschäftsleitung der Hölle zu ihr komme. Die oberste höllische Riege wünschte sie sofort und gleich zu sprechen. Ein Strafgericht sei vorbereitet, vor dem sie zu erscheinen und sich zu verantworten habe. Man habe sie zwar nach ihrem Abenteuer ausschlafen lassen, aber nur, weil sie eine verdiente Mitarbeiterin gewesen sei. Sie solle sich gefälligst dieser Rücksichtnahme bewusst sein und schnellstens, ohne Zicken zu machen, mitkommen.

In der Mitte von zwei hochrangigen Teufels-Soldaten, die mit spitzen Dreizacken, Schwertern und Dolchen bewaffnet waren, wurde sie abgeführt. Zwar war ihr gnädigerweise gestattet worden, sich von ihrem Hilfsteufel Bartholmes im Wagen zum Versammlungsort fahren zu lassen aufgrund ihres geschwächten Zustandes. Doch das letzte Stück zum Thron musste sie laufen, genauer gesagt, sie musste sich durch eine gewaltige Masse neugieriger Teufel zwängen.

Die komplette Geschäftsleitung hatte sich auf dem Podest um Satans Thron versammelt. Sogar die sonst meist mit anderen, irdischen Aufträgen betrauten und daher in der Hölle nicht oft präsenten Höllenfürsten Baphomet und Diavolo waren heute anwesend.

»Los, Eva-Devliana, mach voran«, schnauzte der Abgesandte sie unfreundlich an und gab ihr einen leichten Stoß in den Rücken. »Die gesamte oberste höllische Riege wartet auf dein Erscheinen. Nach den üblen Streichen, die du dir geleistet hast, kannst du wenigstens pünktlich sein. Gewisse Oberteufel hassen es, auf ihre Mitarbeiter warten zu müssen.«

Eva-Devliana seufzte, sie kannte diese Art Teufel genau. Solche Lakaien hatten nicht viel Macht, aber das bisschen, das ihnen zugestanden wurde, kosteten sie bis zur bitteren Neige aus. Da unterschieden sie sich nicht von gewissen Menschen … Leider durfte sie ihm nicht mit ihrer Peitsche zeigen, was sie von ihm hielt … Die höllischen Soldaten hingegen waren ruhig und souverän, sie hatten es aufgrund ihres Ranges nicht nötig, ihre Macht zu zeigen.

Dann erinnerte sie sich daran, dass es ihre eigene Schuld war, dass sie sich jetzt vor Satan und der gesamten höllischen Geschäftsleitung verantworten musste. Unter den Arm geklemmt trug sie eine Decke, in der ein paar große Gegenstände eingeschlagen waren. Die drei Teufel, die ihr jetzt einen Weg durch die aufgeregt schnatternde Menge bahnten, waren zwar höllisch neugierig gewesen, was sie mit sich trug, aber sie hatte ihnen die Auskunft verweigert. Das würden alle – vor allem die Bosse hier – noch früh genug erfahren.

Endlich war die Gruppe vor dem Thron Satans angelangt. Die drei Begleiter Eva-Devlianas wurden von Luzifer mit einer lässigen Geste weggeschickt. Als die Soldaten-Teufel kurz zögerten, schickte er ihnen einen Feuerstoß entgegen und brüllte sie an:

»Nun haut schon ab. Ihr habt die Teufelsdame hergebracht, das war‘s. Ab hier können wir selbst auf sie aufpassen. Oder traut ihr uns das nicht zu?«

Die beiden zuckten zusammen und verschwanden dann in der Zuschauermenge, genau wie der Abgesandte. Niemand zweifelte daran, dass sie sich kein Wort des bevorstehenden Strafgerichts entgehen lassen würden.

»Nun zu dir, Eva-Devliana«, begann Satan. Er hörte sich nicht allzu wütend oder erregt an, was die Teufelsdame ein wenig überraschte. »Wir sind hier versammelt, weil wir über dich richten müssen. Es hat eine Beschwerde von der Gegenseite gegeben. Du hast dir einiges zuschulden kommen lassen, wurde uns gesagt.«

»Wir fragen uns, was passiert ist, dass unsere verdiente teuflische Dienerin sich in diese Lage gebracht hat«, merkte Beelzebub ein wenig spöttisch an.

Ja, das fragte sie sich auch. Sie überlegte … Angefangen hatte alles in dem verdammten Einkaufszentrum, »Hellions Pride by Beelzebub«, dessen riesiger, leuchtender Eingangsbogen in der Ferne zu erkennen war.

Genau, damals hatte alles begonnen, als sie mit ihren Freunden Pizza essen gewesen war.

 

 

HÖLLENFREUNDE

 

Der Körperbastel-Teufel Baliot-viertausendzweihundertdreiundneunzig hob sein Glas mit scharf gewürztem Höllenwein und prostete mir zu. Ich hob mein Glas ebenfalls und nahm einen Schluck von dem starken, aromatischen Getränk, das so schön heiß in der Kehle brannte.

Wir lagen in einer nachgebauten, aber absolut stilechten römischen Villa auf ebenfalls typisch römischen Liegen, fest gemauert, aber bequem mit dicken Auflagen gepolstert. Zwischen uns stand eine niedrige Tafel, auf der Luigi, der Besitzer des Restaurants »Luigis höllisch-heiße Osteria« uns in Kürze eine riesige, superscharfe Pizza »From Hell« servieren würde. Momentan warteten wir nur noch darauf, dass mein Sklave Bartholmes, Hilfsteufel-eine-Million-vierhundertneunzig und unsere gemeinsame Freundin Sukkubus Lilith-zweiundneunzig auftauchen würden, um sich mit uns das Essen schmecken zu lassen.

»Hoffentlich kommen Barti und Lilith rechtzeitig, sonst ist von der Pizza nicht mehr viel übrig … Ich habe teuflischen Hunger!«, bemerkte Baliot, nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte.

»Na, zumindest muss man bei uns in der Hölle keine Angst haben, dass das Zeug kalt wird. Und das ganz ohne Warmhalte-Platten.« Es hatte durchaus seine Vorteile, hier unten zu sein …

Baliot lachte genauso laut wie ich. Langsam drehte ich den Kopf und ließ meinen Blick über das riesige Einkaufs- und Vergnügungszentrum ringsum schweifen. Die römische Villa war ein Bestandteil dieses Komplexes. Gigantisch und beeindruckend, was hier in kürzester Zeit alles entstanden war.

Mein Gegenüber hatte meinen Blick bemerkt und meinte amüsiert: »Wenn man bedenkt, dass wir das alles nur der Raffinesse unserer Sukkubus-Freundin Lilith zu verdanken haben … Wer hätte aber auch gedacht, dass sich Beelzebub so von ihr reinlegen lässt?«

Wir lachten beide wieder so laut und unmelodisch wie Fabriksirenen auf, als wir an die Vorgeschichte dieses genauso überraschend entstandenen wie höchst willkommenen Shopping-Centers dachten.

Als ich von meinem letzten erfolgreichen Auftrag, meine geizige, verhasste Patentante Mathilde auf den Weg des Bösen zurückzuleiten und für die Hölle zu sichern, zurückgekommen war, hatte ich allen Teufeln ausführlich von den Innenstädten der Erde mit ihren Shops, Boutiquen, Kaufhäusern, Cafés und Restaurants vorgeschwärmt. Auch die Shopping-Center hatte ich ihnen euphorisch in den höchsten Tönen geschildert. Natürlich hatte ich dabei ab und zu ganz beiläufig erwähnt, dass ich so etwas gerne auch bei uns hier unten haben würde. Ein höllisches Einkaufs- und Amüsierviertel, sozusagen. Das konnte doch nicht schwierig sein, so etwas aufzubauen, oder?

Vor allem die Sukkuben und Inkuben waren begeistert gewesen, sie erinnerten sich ebenfalls gerne an ihre Erfahrungen mit Shopping-Centern bei Einsätzen auf der Erde. Viele andere Teufel lauschten meinen Ausführungen ebenfalls oft und gerne und waren genauso wie ich interessiert daran, ein teuflisches Einkaufszentrum zu bekommen. Die meiste Zeit war das Leben in der Hölle, vor allem für die große Masse ihrer Einwohner, nicht sehr spannend oder abwechslungsreich, sodass jede Art der Unterhaltung und Abwechslung freudig begrüßt wurde.

Die früheren Kaufleute unter uns Teufeln waren sowieso sofort Feuer und Flamme für meine Idee gewesen. Eine Reaktivierung ihrer irdischen Geschäfte war ganz in ihrem Sinne. So wurde ich von vielen Seiten bestürmt, diese Bitte doch bei Satan vorzutragen – nachdem es schließlich meine Idee war, hieß es, könnte ich sie ihm doch bestimmt am besten nahebringen.

Deshalb erbat ich zusammen mit Barti, Lilith und ein paar befreundeten Teufeln eine Audienz bei unserem ungnädigen, gewaltigen Höllenherrscher, um ihm unseren Wunsch vorzutragen. Leider lehnte er ihn kategorisch ab, für so einen Mist gäbe es in der Hölle keinen Platz, wies er uns kurz und knapp ab und fauchte uns noch einmal zur Bekräftigung heftig an. Protest oder Ungehorsam waren hier einfach nicht gestattet. Wenn der Höllenfürst »Nein« sagte, war es das gewesen. Wir durften nicht widersprechen oder diskutieren, und zogen deshalb alle sehr geknickt und auch ein wenig angesäuert ab.

Vor allem die Sukkuben und Inkuben waren es, die sich mit dieser abschlägigen Antwort nicht abfinden wollten und eifrig Pläne schmiedeten, um doch noch zu einem Shopping-Center zu kommen. Egal, wie und mit welchen Mitteln, sie hatten sich in die Idee verliebt und zerbrachen sich gemeinsam die Köpfe, ob es nicht doch irgendeine Möglichkeit gab, Satan umzustimmen.

Der Zufall kam uns kurz danach zu Hilfe: Lilith erfuhr über geheime höllische Kanäle, dass Beelzebub stocksauer war. Da hatte ihn doch glatt ein tückischer, raffinierter und hinterhältiger Mensch geleimt. Er hatte von ihm diverse materielle und nicht-materielle Vorteile ergaunert, ihm eine Menge Gold abgeluchst und dann sein Versprechen, ihm seine Seele dafür zu übereignen, nicht gehalten. Mit einem ganz primitiven, bösen Trick im Pakt hatte er ein hohes Mitglied der höllischen Geschäftsleitung geleimt. Anscheinend hatte Beelzebub in seiner Begeisterung, nach langer Zeit wieder einmal eine Seele zu ergattern, den ganzen Kontrakt nur flüchtig gelesen und das berühmte Kleingedruckte übersehen – eine echte Schande für den hohen Höllenherrscher.

Schon damit waren ihm der Spott und der Hohn der meisten Teufel sicher gewesen. Natürlich amüsierte man sich nur hinter seinem Rücken darüber, ihm ins Gesicht zu lachen war viel zu gefährlich, das würde auch der furchtloseste Höllenbewohner nicht riskieren. Er konnte in seinem Zorn und seiner Wut verheerend sein, seine Tobsuchtsanfälle waren berühmt-berüchtigt in der ganzen Hölle.

Wie nicht anders zu erwarten, hatte er schon die ganze Zeit nach dem Verrat alles Mögliche versucht, die ihm zustehende Seele doch noch zu erwischen, aber er war mit all seinen Verführungs- und sonstigen Versuchen kläglich gescheitert. Dieser Mensch schien so gar keine Laster zu haben und bot ihm somit nicht den geringsten Angriffspunkt. Er lachte sich nur ins Fäustchen über seine beim Pakt gezeigte Raffinesse und hatte für die vergeblichen Angriffe auf ihn und Beelzebubs Unvermögen, ihm die Seele zu rauben, nur laute Verachtung übrig. Überall in schwarzmagischen Kreisen tönte er herum, wie raffiniert er einen hohen Höllenherrscher hereingelegt hatte. Der Beifall seiner Kollegen war ihm sicher, und alle amüsierten sich königlich über diese Geschichte.

Das hatte Lilith ein bösartiges Grinsen auf das wunderschöne Gesicht gezaubert. Sie hatte mich, Barti, Baliot, die beiden Inkuben Ramon und Pedro und noch ein paar andere Teufel als Zeugen zu Beelzebub mitgenommen und ihm gegenüber erst nur ein wenig gespöttelt und ihn mit spitzer Zunge lächerlich gemacht wegen des peinlichen Vorfalls. Als er dann erwartungsgemäß knurrig wurde, höhnte sie sehr ausführlich darüber, wie primitiv er doch übertölpelt worden war. Ein Hilfsteufel hätte diese »List« des Menschen vorhersehen können, behauptete sie. Und ob er vielleicht noch lesen lernen müsste oder eine Brille fürs Kleingedruckte bräuchte, fragte sie ihn mit ihrem schönsten Lächeln.

Als er sie stinksauer anblaffte und fast auf sie losgegangen wäre, nur davon zurückgehalten, dass sie uns als Zeugen dabeihatte und wir sehr interessiert beobachteten, ob er die Contenance verlieren würde, beeindruckte das den Sukkubus keineswegs. Ganz im Gegenteil, Lilith schlug ihm mit zuckersüßer Stimme und strahlend lächelnd eine Wette vor.

Sie behauptete, sie könne diesen raffinierten Menschen verführen und in ihren Bann schlagen, sodass er ihr freiwillig in die Hölle folgen würde. Beelzebub musterte sie natürlich erst einmal abwertend von Kopf bis Fuß und lachte dann hämisch auf. Das sei weit außerhalb ihrer Möglichkeiten, behauptete er. Er sei überzeugt davon, dass dieser heimtückische Mensch nie im Leben auf einen einfachen Sukkubus hereinfallen würde. Nicht einmal auf einen so wundervollen wie sie …

Aber als die großartige, superschöne Lilith ihm als Wetteinsatz, falls sie verlieren sollte, eine Nacht mit ihr anbot, wurde er nachdenklich. Vor allem, da Lilith schon des Öfteren seine Avancen und Verführungsversuche strikt abgelehnt hatte. Sie hatte Beelzebub ein paar Mal ziemlich energisch erklärt, dass er keine Chance bei ihr habe. Kein Teufel, der seine höllischen Sinne halbwegs beieinanderhatte, würde eine heiße Nacht mit ihr ausschlagen.

Also nickte er zögernd, wiegte sinnierend - und natürlich auch ziemlich geil - den Kopf hin und her und stimmte schon halb zu, als er bemerkte: »Gut, so eine Wette ist natürlich eine Überlegung wert.«

»Aber wenn ich gewinne, wenn ich dir diese spezielle Seele bringe, dann habe ich einen Wunsch frei, Beelzebub! Wetten wir also, gilt die Sache – vor Zeugen?«

Im sicheren Bewusstsein, dass er eine heiße Nacht mit dem schönsten Sukkubus der Hölle praktisch bereits in der Tasche hatte, hatte er vor uns allen einen teuflischen Eid geschworen, dass die Wette galt. Und sich insgeheim die Lippen geleckt und die Hände gerieben, als er an Liliths Liebeskünste dachte.

Die hatte aber schon länger Beelzebubs Gegner beobachtet, ihn genau studiert und einen Plan geschmiedet, wie sie den widerspenstigen Menschen kapern konnte. Baliot, der überaus geschickte Körperbastel-Teufel, fertigte für sie eine weibliche Karl-Lagerfeld-Kopie an. Nachdem wir das Original bei uns in der Hölle hatten, er das Ganze verdammt lustig fand und sich sofort als Vorlage zur Verfügung stellte, konnte Baliot direkt nach dem Modell arbeiten. Dadurch wurde der Körper absolut perfekt. Natürlich war Karl auch deswegen so hilfsbereit, weil er bereits gründlich darüber nachgedacht hatte, ein exquisites Fashion-Studio zu eröffnen, wenn Lilith die Wette gewann. Er dachte an ein riesiges Modeschöpfer-Zentrum, weihte er uns ein, er natürlich als Chef des Ganzen, aber zusammen mit vielen seiner Kollegen, die auch bei uns gelandet waren. In die Idee, in der Hölle große, halbjährliche Modeschauen zu veranstalten, war er regelrecht verliebt. Die Sukkuben waren begeistert, und auch die Inkuben waren äußerst interessiert, genau wie eine Menge anderer eitler, putzsüchtiger und keineswegs nur weiblicher Teufelchen.

Der in der Zwischenzeit von Baliot gebastelte Körper war einfach großartig. Groß, zaundürr, knochig, lange, graue Haare, im Nacken zum Zopf gebunden, faltiges, blasiertes Gesicht, arrogante Miene. Sogar die extravagante Kleidung und der obligatorische Fächer fehlten nicht, als Lilith den Body übernahm. Erstaunlicherweise strahlte dieser nur rudimentär weibliche Körper eine so überwältigende Sinnlichkeit aus, dass die halbe Hölle sich um Lilith drängte, als sie zu ihrer Mission aufbrach. Alle Teufel drückten ihr die Daumen, wünschten ihr Glück und hofften, dass sie die Wette gewinnen und Beelzebub einen Dämpfer verpassen würde.

Wieder einmal hatte sie die Lage richtig berechnet und sich in der Einschätzung ihres »Kunden« nicht geirrt. Der Mensch kniete nicht nur im übertragenen Sinne vor ihr, sondern fiel echt und tatsächlich begeistert auf den Boden. In höchster Anbetung hob er die Hände, als er sie erblickte. Ein kleiner Schlag mit dem Fächer auf beide Wangen war alles, was es noch brauchte, damit er völlig in ihrem Bann gefangen war. Beim anschließenden Sex schaffte die Super-Sukkubus-Dame es, ihm alle Lebensenergie zu rauben, eigentlich wurde sie ihr sogar freiwillig dargeboten. Ihr in die Hölle zu folgen, sei alles, was er sich im Leben noch wünsche, stammelte das willige Opfer.

Triumphierend tauchte Lilith mit ihrer Beute hier auf, der Mensch kroch wie ein treuer Köter hinter ihr her. Sie rief uns Zeugen zusammen, und wir gingen gemeinsam zu Beelzebub, der sich zufälligerweise gerade in Gesellschaft von Satan und Luzifer befand.

Sie überreichte dem höllischen Herrn ihre Beute, und der wusste vor Staunen gar nicht, was er sagen sollte. Auch der jetzt doch ziemlich verblüffte Mensch schwieg entsetzt, als er sah, dass er hereingelegt und an wen er ausgeliefert worden war. Aber nachdem er die Lage genauer durchdachte, zuckte er mit den Achseln und fand sich mit seinem Schicksal ab. Mal gewinnt man, mal verliert man, sinnierte er halblaut und überlegte bestimmt schon, wie er seinen neuen Herrn am besten erneut übers Ohr hauen konnte. Jedenfalls zeichnete sich sehr schnell ein süffisantes Grinsen auf seinem Gesicht ab.

Nachdem sie ihre Beute feierlich übergeben hatte, erinnerte Lilith Beelzebub mit einem sanften, triumphierenden Lächeln an ihre Wette. Natürlich musste er vor uns allen eingestehen, dass sie gewonnen hatte. Also nickte er verblüfft und starrte dabei noch immer ungläubig von ihr zu der gefangenen Seele und zurück.

»Nun gut, Sukkubus, du hast es geschafft«, sagte er, nachdem er sich von seiner Überraschung und Enttäuschung erholt hatte. »Was willst du haben als Preis? Was ist dein Wunsch?«

Man hörte Beelzebubs Stimme an, dass ihm die Entwicklung gar nicht gefiel. Wahrscheinlich hätte er die lustvollen Stunden mit Lilith, auf die er sich bestimmt schon teuflisch gefreut hatte, mittlerweile deutlich gegenüber dieser Seele bevorzugt. Mit seiner heißen Nacht war es damit natürlich Essig.

Die Sukkubus-Dame legte den Kopf leicht schräg, warf ihm einen ihrer berühmten Blicke von unten nach oben zu und säuselte in ihrem schönsten Verführer-Ton: »Ein Einkaufszentrum. Mein Wunsch ist, dass du mir ein richtig tolles Shopping- und Vergnügungs-Center baust. Mit allem, was dazugehört. Hier in der Hölle, und zwar möglichst schnell.«

»Das ist unfair«, brüllte der Höllenfürst sofort los. »So ein gewaltiger Wunsch war nicht ausgemacht. Das kannst du gleich vergessen. Eine Unverschämtheit ist das! Was glaubst du Sukkubus eigentlich, du …«

Dummerweise fiel Satan ihm im nächsten Augenblick in den Rücken. »Da hättest du früher dran denken müssen, Freund und Geschäftsleitungs-Kollege. Du hast die Wette vor Zeugen und bedingungslos abgeschlossen. Der Sukkubus hat eindeutig gewonnen und kann verlangen, was er will.«

Seine Blicke wanderten wohlgefällig über die atemberaubende Figur Liliths, die seit jeher bei ihm einen großen Stein im Brett hatte. Sie grinste nach seinen Worten hinterhältig in sich hinein.

Anscheinend hatte der Höllenherrscher seine einstige Abneigung gegen das Shopping-Center überwunden und amüsierte sich jetzt großartig über die Niederlage seines höllischen Geschäftsleitungs-Kollegen. Jedenfalls grinste er genauso boshaft wie Lilith und nickte ihr aufmunternd zu.

Bestimmt hatte er in der Zwischenzeit mitbekommen, wie unbeliebt er sich bei den allermeisten Teufeln mit seinem »Nein« zu einem Shopping-Center gemacht hatte. Deshalb nutzte er die Gunst der Stunde, um seine nicht gerade kluge Entscheidung rückgängig zu machen, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Jetzt war es ja Beelzebubs Schuld; und Bau, Erstellung und Ähnliches auch dessen Problem …

Satans Bemerkung rief bei Beelzebub jedenfalls einen ziemlichen Wutanfall hervor. Er tobte eine ganze Weile wie ein Wilder, schleuderte Feuerkugeln umher und spuckte heiße Flammen. Sein Gebrüll und seine Flüche waren dabei so übel, dass sogar wir die Köpfe einzogen, obwohl wir in der Hölle eigentlich einiges gewohnt waren.

Luzifer ließ ihn eine Weile toben und unterbrach ihn, als es ihm zu langweilig wurde, schließlich mit der süffisanten Bemerkung: »Ach was, haben wir da etwa einen schlechten Verlierer?«

Das stoppte den vor Wut rasenden Beelzebub augenblicklich, er sah von Luzifer zu Satan, weiter zu Lilith und dann auf uns. Schließlich begann er, schallend zu lachen. Erleichtert stimmten wir alle mit ein.

Nachdem er seinen Lachanfall überwunden hatte, erwies er sich als ausgesprochen guter Verlierer. Er legte sofort los, trommelte alle Baumeister, Bauherren, Architekten und sonstige Teufel zusammen, die auf der Erde mit Bauwerken beschäftigt gewesen waren. Da waren in den letzten Jahrhunderten und Jahrtausenden einige zusammengekommen. Sie alle eilten diensteifrig auf Beelzebubs Ruf heran, als sie hörten, dass ihr Wissen, ihr Können und ihre Arbeit für das von der gesamten Hölle sehnsüchtig gewünschte Shopping-Center gebraucht wurde.

Beelzebub säuberte ein riesiges, bisher unbenutztes Gelände genau in der Mitte der Hölle, ebnete den Grund ein und befestigte ihn so, dass er jegliche Bauwerke tragen konnte, ganz gleich, wie schwer sie werden würden. Dann verlangte er von den Architekten, dass jeder ein beeindruckendes Gebäude im Stil und der Tradition seiner eigenen Kultur erschaffen sollte. Aber immer mit dem Fokus darauf, dass darin kleine und große Shops, Cafés, Restaurants, Nachtclubs, Spielkasinos und sonstiges Beiwerk eines Shopping-Centers untergebracht werden konnten.

Diese bisher eher gelangweilten, in der Hölle unausgelasteten Teufel gingen mit wahrem Feuereifer an ihre Aufgabe. Alle fanden genug Helfer unter ihren Zeitgenossen, die mit Magie und Muskelkraft die Pläne umsetzten und großartige Gebäude erschufen. Jede Gruppe arbeitete so, wie sie es auf der Erde gewohnt gewesen war und worin sie es zur Perfektion gebracht hatte.

Es wurde ein voller Erfolg: In Windeseile waren eine mittelgroße Pyramide, eine Zikkurat, ein Maya-Tempel, ein kleines Versailles, ein Azteken-Tempel, ein verkleinertes Taj Mahal, eine chinesische Pagode, eine Nachbildung des berühmten »Raffles« in Singapur, ein fertig errichtetes Stonehenge und vieles anderes entstanden. Unter all diesen berühmten und nicht so berühmten Gebäuden war eben auch diese altrömische Villa, in der Luigi sein Lokal eingerichtet hatte.

Wir hatten sogar ein Colosseum, das ein römischer Architekt ganz wunderbar hinbekommen hatte.

Dieses höllische Shopping-Center übertraf alles, was es auf der Erde jemals gegeben hatte oder irgendwann geben würde. Sogar Las Vegas sah dagegen wie ein mieses, kleines, langweiliges Wüstenkaff aus.

Bei den früheren Geschäftsleuten, Trödlern, Händlern und Kaufleuten genauso wie bei den Restaurant-, Nachtclub-, Bar- und Cafébesitzern hatte Beelzebub dann keinen Druck mehr ausüben müssen. Sie hatten ihm von ganz allein buchstäblich die nichtvorhandenen Türen eingerannt. Jeder wollte mit dabei sein, wollte eine Neuauflage seines irdischen Geschäfts in der Hölle aufziehen. Mit Magie und ein paar einfachen teuflischen Tricks besorgten sie sich ohne große Probleme die benötigten Waren.

Derweil hatte der Höllenfürst gewaltige Mühe, alle zufriedenzustellen und in den diversen Gebäuden unterzubringen. Zwei neue Attraktionen mussten dafür noch in aller Eile errichtet werden: Eine Nachbildung von Angkor Wat und ein Empire-State-Building im Kleinformat mit nur zehn Stockwerken, jedoch voller mittelgroßer Geschäftsräume. Sie wurden so schnell wie möglich hochgezogen, dann waren alle zufrieden und hatten ihre gewünschten Shops bekommen. Das Einzige, was wir leider nach der Verteilung der Geschäfte nicht hatten, waren Eisdielen – aus offensichtlichen Gründen.

Auch Beelzebubs etwas zynisch hervorgestoßene Vorhersage, dass das keinen einzigen anderen Teufel interessieren, die Läden leer stehen und die Gebäude in Windeseile verrotten würden, hatte sich nicht erfüllt.