Ein guter Psychologe - Jeffery Deaver - E-Book

Ein guter Psychologe E-Book

Jeffery Deaver

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Beschreibung

Perfide Spannung aus der Hand des Meisters!

Ein Psychologe wird mit einem beunruhigenden Fall konfrontiert: Eine Patientin behauptet, dass ihr Mann sie systematisch in den Wahnsinn treibt – sie fürchtet sogar, dass er sie umbringen will. Leidet die Frau unter Wahnvorstellungen? Oder ist die Bedrohung real und das Leben der Frau in unmittelbarer Gefahr?

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Buch

Ein Psychologe wird mit einem beunruhigenden Fall konfrontiert: Eine Patientin behauptet, dass ihr Mann sie systematisch in den Wahnsinn treibt – sie fürchtet sogar, dass er sie umbringen will. Leidet die Frau unter Wahnvorstellungen? Oder ist die Bedrohung real und das Leben der Frau in unmittelbarer Gefahr? Perfide Spannung aus der Feder des Meisters!

 

Autor

Jeffery Deaver gilt als einer der weltweit besten Autoren intelligenter psychologischer Thriller. Seit seinem ersten großen Erfolg als Schriftsteller hat der von seinen Fans und den Kritikern gleichermaßen geliebte Jeffrey Deaver sich aus seinem Beruf als Rechtsanwalt zurückgezogen und lebt nun abwechselnd in Virginia und Kalifornien. Seine Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt werden und in 150 Ländern erscheinen, haben ihm zahlreiche renommierte Auszeichnungen eingebracht.

 

 

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Jeffery Deaver

Ein guter Psychologe

Story

Deutsch von Stefan Lux

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Die Geschichte ist der Storysammlung »Todesreigen« entnommen. Die Originalausgabe erschien 2003 unter dem Titel »Twisted« bei Simon & Schuster, Inc., New York.

 

E-Book-Ausgabe 2016 Copyright der Originalausgabe © 2003 by Jeffery Deaver Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2005 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, 

in der Verlagsgruppe Random House GmbH Copyright dieser Ausgabe © 2016 by Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München Umschlaggestaltung: © www.buerosued.de Umschlagmotiv: © plainpicture/Anja Weber-Decker

ISBN 978-3-641-21175-2V003

www.blanvalet.de

www.randomhouse.de

Ein guter Psychologe

»Zuerst dachte ich, es läge an mir … Aber inzwischen bin ich ganz sicher: Mein Mann versucht, mich in den Wahnsinn zu treiben.«

Dr. Harry Bernstein nickte und notierte nach kurzem Zögern pflichtbewusst die Worte seiner Patientin auf den Stenoblock, der auf seinen Knien lag.

»Ich meine nicht, dass er mich irritieren und durcheinander bringen will … Ich meine, er sorgt dafür, dass ich meine geistige Gesundheit anzweifle. Und das tut er mit Absicht.«

Patsy Randolph musste sich auf Harrys Ledersofa umdrehen, um ihrem Psychiater ins Gesicht sehen zu können. Obwohl er seine Praxis an der Park Avenue während der Sitzungen verdunkelte, konnte er die Tränen in ihren Augen erkennen.

»Sie sind sehr aufgebracht«, sagte er in freundlichem Ton.

»Natürlich bin ich aufgebracht«, sagte sie. »Und ich habe Angst.«

Diese Frau in den späten Vierzigern war seit zwei Monaten seine Patientin. Während ihrer gemeinsamen Sitzungen war sie mehrfach den Tränen nahe gewesen, hatte aber nie wirklich geweint. Tränen sind ein wichtiges Barometer für die emotionale Wetterlage. Manche Patienten halten es mehrere Jahre lang durch, vor ihren Ärzten nicht zu weinen, und wenn ihre Augen sich dann doch einmal mit Tränen füllen, reagiert jeder kompetente Therapeut und widmet sich ihnen mit voller Konzentration.

Harry musterte Patsy, die sich nun wieder abwandte und an einem Knopf des neben ihrem Oberschenkel liegenden Kissens herumspielte, aufmerksam.

»Sprechen Sie weiter«, ermunterte er sie. »Erzählen Sie mir davon.«

Sie zupfte ein Kleenex aus der Schachtel neben der Couch und tupfte damit ihre Augen ab, aber ganz vorsichtig; wie immer trug sie ein makelloses Make-up.

»Bitte«, sagte Harry mit sanfter Stimme.

»Es ist jetzt mehrere Male passiert«, begann sie widerstrebend.

»Letzte Nacht war es am schlimmsten. Ich lag im Bett und hörte diese Stimme. Zuerst konnte ich sie nicht deutlich verstehen. Dann sagte sie …« Sie zögerte. »Sie sagte, sie wäre der Geist meines Vaters.«

Bessere Motive bekam man als Therapeut kaum geliefert, also hörte Harry aufmerksam zu.

»Sie haben nicht geträumt?«

»Nein, ich war wach. Ich konnte nicht schlafen und war aufgestanden, um mir ein Glas Wasser zu holen. Dann fing ich an, im Apartment herumzulaufen. Einfach auf und ab. Ich war völlig fassungslos. Ich legte mich wieder ins Bett. Und diese Stimme, ich meine … Peters Stimme … Sie sagte, sie wäre der Geist meines Vaters.«

»Was hat er gesagt?«

»Er hat einfach drauflosgeredet und mir alle möglichen Dinge aus der Vergangenheit erzählt. Ereignisse aus meiner Kindheit. Ich weiß es nicht genau. Es war schwer zu verstehen.«

»Und über diese Ereignisse wusste Ihr Mann Bescheid?«

»Nicht über alle.« Ihre Stimme brach. »Aber er hätte sie herausfinden können, wenn er meine Briefe und Tagebücher durchgesehen hätte. Solche Dinge.«

»Sind Sie sicher, dass er es war, der gesprochen hat?«

»Es klang irgendwie nach Peters Stimme. Und überhaupt, wer sonst hätte es sein können?« Sie lachte, und ihre Stimme klang fast wie ein Gackern. »Ich meine, es kann wohl kaum der Geist meines Vaters gewesen sein, oder?«

»Vielleicht hat er bloß im Schlaf gesprochen.«

Es dauerte eine Weile, bis sie antwortete: »Sehen Sie, das ist es ja. Er war nicht im Bett. Er war in seinem Arbeitszimmer und hat irgendein Videospiel gespielt.«

Harry machte sich weiterhin Notizen.

»Und Sie konnten ihn im Arbeitszimmer hören?«

»Er muss an der Tür gewesen sein … Oh, Doktor, es klingt lächerlich. Das ist mir klar. Aber ich glaube, er hat neben der Tür gekniet und geflüstert … Das Arbeitszimmer liegt gleich neben dem Schlafzimmer.«

»Sind Sie zu ihm hinübergegangen? Haben Sie ihn darauf angesprochen?«

»Ich bin ganz schnell zur Tür gegangen, aber als ich sie öffnete, saß er schon wieder an seinem Schreibtisch.« Sie schaute auf ihre Hände und registrierte, dass sie das Papiertaschentuch zerrupft hatte. Sie blickte zu Harry hinüber, um festzustellen, ob er diese zwanghafte Handlung bemerkt hatte. Natürlich hatte er das. Sie stopfte das Kleenex in die Tasche ihrer teuren beigefarbenen Hose.

»Und dann?«

»Ich fragte, ob er etwas gehört hätte. Irgendwelche Stimmen. Er hat mich angeschaut, als wäre ich durchgedreht, und sich wieder seinem Videospiel gewidmet.«

»Haben Sie in dieser Nacht noch andere Stimmen gehört?«

»Nein.«

Harry musterte seine Patientin. Er vermutete, dass sie in ihrer Jugend ein hübsches Mädchen gewesen war, denn heute war sie eine schöne Frau. (Therapeuten sahen immer das Kind im Erwachsenen.) Ihr Gesicht wirkte elegant, und sie hatte die leicht nach oben weisende Nase einer Angehörigen der feineren Gesellschaft Connecticuts, die lange und hart mit sich ringt, ob sie eine Nasenkorrektur vornehmen lassen will, es aber letztlich doch nicht tut. Wie er sich erinnerte, hatte Patsy ihm einmal erklärt, dass sie nie Probleme mit dem Gewicht hatte: Sobald sie fünf Pfund zugenommen hatte, engagierte sie einen Fitnesstrainer. Sie erwähnte – mit einer Irritiertheit, hinter der sich heimlicher Stolz verbarg –, dass Männer häufig versuchten, sie in Bars und Coffeeshops anzumachen.

»Sie sagen, es ist schon früher passiert?«, fragte er. »Dass Sie diese Stimme gehört haben?«

Wieder ein Zögern. »Vielleicht zwei oder drei Mal. Alles in den letzten paar Wochen.«

»Aber welchen Grund hätte Harry, Sie in den Wahnsinn zu treiben?«

Patsy, die zu Harry mit den klassischen Symptomen einer normalen Midlife-Crisis gekommen war, hatte bisher wenig über ihren Mann gesprochen. Harry wusste, dass er gut aussah, einige Jahre jünger als sie und nicht besonders ehrgeizig war. Sie waren seit drei Jahren verheiratet – beide zum zweiten Mal – und schienen wenig gemeinsame Interessen zu haben. Aber natürlich war das nur Patsys Version. Die »Fakten«, die in der Praxis eines Therapeuten enthüllt werden, können ziemlich zweifelhaft sein. Harry Bernstein gab sich große Mühe, einen menschlichen Lügendetektor zu spielen. Sein Eindruck von Patsys Ehe ging dahin, dass es zwischen Mann und Frau eine Menge unausgesprochener Konflikte gab.

Patsy dachte über seine Frage nach. »Ich weiß nicht. Ich habe mit Sally gesprochen …«

Harry erinnerte sich, dass sie ihre beste Freundin Sally erwähnt hatte. Auch sie war eine typische Upper-East-Side-Matrone, eine der Damen, die zum Lunch einluden. Und sie war mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden einer der größten New Yorker Banken verheiratet. »Sie sagte, Peter wäre vielleicht eifersüchtig auf mich. Ich meine, schauen Sie uns an … Ich bin diejenige mit einem gesellschaftlichen Leben. Ich habe die Freunde, ich habe das Geld …«

Er registrierte den manischen Klang ihrer Stimme. Sie registrierte ihn ebenfalls und brachte ihn unter Kontrolle. »Ich habe keine Ahnung, warum er das tut. Aber er tut es.«

»Haben Sie mit ihm darüber gesprochen?«

»Ich habe es versucht. Aber natürlich streitet er alles ab.« Sie schüttelte den Kopf, und abermals stiegen Tränen in ihre Augen. »Und dann … die Vögel.«

»Vögel?«

Ein weiteres Kleenex wurde herausgezupft, benutzt und zerfetzt. Diesmal versteckte sie das Beweismaterial nicht. »Ich besitze eine Sammlung von Keramikvögeln. Von Boehm. Haben Sie von dieser Firma schon gehört?«

»Nein.«

»Sie sind sehr teuer und kommen aus Deutschland. Wunderschön gemacht. Sie gehörten meinen Eltern. Als unser Vater starb, haben Steve und ich das Erbe aufgeteilt. Er hat die meisten Familienstücke bekommen, was mir wirklich wehgetan hat. Aber immerhin habe ich die Vögel bekommen.«

Harry wusste, dass ihre Mutter vor zehn und ihr Vater vor drei Jahren gestorben waren. Der Vater war sehr streng gewesen und hatte Patsys älteren Bruder Stephen vorgezogen. Ihr gegenüber hatte er sich in jeder Phase ihres Lebens herablassend verhalten.

»Ich besitze vier Stück. Ursprünglich waren es fünf, aber ich habe einen zerbrochen, als ich zwölf Jahre alt war. Ich lief ins Haus – ich war sehr aufgeregt wegen irgendetwas, das passiert war, und wollte es meinem Vater erzählen – und stieß dabei gegen den Tisch, wobei ein Vogel herunterfiel. Der Spatz. Er zerbrach in mehrere Stücke. Mein Vater versohlte mir den Hintern mit einer Weidengerte und schickte mich ohne Abendessen ins Bett.«

Ah, ein prägendes Ereignis. Harry machte sich eine Notiz, entschloss sich aber, diesen Vorfall im Augenblick nicht weiter zu verfolgen.

»Und?«

»Am Morgen, nachdem ich den Geist meines Vaters zum ersten Mal gehört habe …«

Ihre Stimme wurde hart. »Ich meine, an dem Morgen, nachdem Peter mit diesem Flüstern begonnen hat … fand ich einen der Vögel zerbrochen auf dem Wohnzimmerboden. Ich fragte Peter, warum er das getan hätte – er weiß schließlich, wie viel sie mir bedeuten. Aber er stritt es ab. Er sagte, wahrscheinlich wäre ich schlafgewandelt und hätte ihn selbst heruntergestoßen. Ich weiß aber, dass es nicht so war. Es muss Peter gewesen sein.« Wieder verfiel sie in diese raue, irrationale Stimme.

Harry schaute auf die Uhr. Er hasste das Erbe der Psychoanalytiker: die perfekt abgegrenzte Fünfzig-Minuten-Stunde. Es gab immer so vieles, mit dem er sich gern noch ausführlicher befasst hätte. Doch die Patienten brauchten Verlässlichkeit und, der alten Schule gemäß, auch Disziplin. Er sagte: »Es tut mir Leid, aber ich sehe, dass unsere Zeit um ist.«