Ein gutes Buch - Jan Cönig - E-Book

Ein gutes Buch E-Book

Jan Cönig

4,8

Beschreibung

"Ein gutes Buch" ist die erfolgreichste Publikation von Cönig & Lebemann, die mit neuen Texten und Überarbeitungen nun endlich in die 4. Auflage geht.

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Seitenzahl: 77

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Dieses Buch ist für

DICH

Inhalt

Raban „Clemse“ Lebemann

Älter werden

Speeddating

Nie nett

Bio

Butzbach

Yoga

Der Technik-Opa

Disney Liebe

Jan Cönig

Wald Thing

Mega Mighty Man Man

Raketentreibstoff

Born tobe wild!

Tour de France

Parole Guacamole

Fett for Fun

Wetten Dass??

Jans fantastische Flachwitzsammlung

Raban „Clemse“ Lebemann

Älter werden

„Entschuldigen Sie, fährt die 18 nach Sachsenhausen?“

Ey wie man mit nur einem Wort einen ganzen Abend zerstören kann ist schon erstaunlich. Und mein Abend ist zerstört! Weil ich gerade, an einem Samstag Abend, von einer jungen Frau, die ich theoretisch ansprechen könnte, wenn ich mich denn trauen würde, gesiezt wurde! Fuck! Ich sehe also alt aus! So alt, dass ein „Hey, weißt du wie ich nach Sachsenhausen komme?“ nicht mehr angemessen ist! Klasse, der Abend fängt ja Bombe an.

Dabei tue ich alles um jung zu bleiben! Gut also nicht alles, gerade bin ich auf dem Weg zu einem Jazz Konzert, aber das sieht man mir ja nicht an! Also ehrlicherweise tue ich garnichts mehr, außer das ich mich abends so zuschütte als wäre ich noch immer 21.

Aber ich will nicht alt sein. Also nicht so alt, dass man mich Siezen muss! Und wann ist das eigentlich passiert dieses alt werden? Hab ich garnicht gemerkt. Gut, es gab gewisse Indikatoren... Zum Beispiel die Zeit, als es in meiner Wohnung aussah als hätten zwei ausgewachsenen Braunbären miteinander gerangelt… also nicht wegen der Unordnung, sondern wegen meines Haarausfalls. Aber als das passiert ist war ich 21 und nicht alt.

Und jetzt bin ich (wie die Überschrift in einem Word Dokument) über 30 (und etwas fett!) und werde an Türen von Clubs wieder nach dem Ausweis gefragt. Aber nicht, um zu verifizieren dass ich schon rein darf, sondern um zu schauen, ob ich nicht schon so alt bin, dass es creepy wäre mich noch rein zu lassen!

Das nervt! Alt werden nervt! Mit 18 freut man sich noch drauf aber sobald man all seine Rechnungen selber zahlen muss stellt man fest, wie kacke älter werden eben ist! Wirst du auch noch merken Weg-frag-Mädchen, denke ich mir! Und das passiert ja nicht plötzlich, sondern ist ein schleichender Prozess!

Nach und nach werden auf deiner Facebook Timeline die Katzenbilder durch Bilder von Neugeborenen ersetzt und du liest häufiger, dass sich zwei Leute verlobt haben, als dass im Suff mal wieder jemand sein Handy verloren hat. Selbst meine kleine Schwester ist jetzt verheiratet!

Und da spiel ich nicht mit! Da bin ich Peter Pan! Kinder bekommen, aufs Land ziehen, das kann ich später machen, viel Später! Ich bin noch nicht alt genug, um mich selbst anzulügen und meinen Freunden so Sachen zu sagen wie: „Ey, diese Lage!! Es ist sooooo zentral hier! In nur 30 Minuten bin ich in der Stadt!“

„Nein, random Vorort Freund, das bist du nicht!“

Ich bin noch nicht alt genug um mir das schön zu reden! Ich rede mir andere Dinge schön!

Skaten zum Beispiel, geiler Scheiß. Hab ich mit 15 schon gemacht, so richtig mit Halfpipe und Tricks und so, Gott war ich damals cool! Und das kann ich jetzt auch noch! Also war ich vor kurzem im Skate Park, schauen was noch geht... ging eher weniger. Hab mich etwas alt gefühlt, als ich da auf dem Rücken lag und Hilfe beim Aufstehen brauchte. Und was sollen eigentlich diese Skinny Jeans?

Das ist frustrierend, wenn man merkt, da gibt es Dinge die gehen nicht mehr! SnapChat zum Beispiel! Ich raffe es nicht! Was soll das? Warum brauch ich das? ICH RAFFE ES NICHT!!

Neues ist nicht immer gleich besser! CapriSun zum Beispiel! Das ist ein neuer Name ist aber nicht im Ansatz besser!

Oder neue Musik zum Beispiel... was soll diese Dubstep Zeug denn bittte? „Musik Musik Musik bwapbwaprrrrrr!!!“

Ich komm da nicht mehr hinterher! Ach was, ich will da nicht mehr hinterherkommen! Ich weiß jetzt einfach was ich mag! Dubsteb halt nicht!

Aber ich mag jetzt Tee! Und ich kann ihn am Geschmack unterscheiden! Tee verdammt! Tee! Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass ich alt bin!

Und ich gehe eben einmal im Jahr auf ein Jazz Konzert, als Test, ob ich schon so alt bin, dass ich jetzt sogar Jazz mag.

Und ich hatte schon im September Pläne für Silvester! Einfach ausgemacht und nicht mehr hinterfragt! Gut, ich war dann halt an Silvester bei meinen Random Vorort Freunden. Wir haben Gesellschaftsspiele gespielt, Gesellschaftsspiele, und um 1:30 wars vorbei... Wer Gesellschaftsspiele spielt, an Silvester, ist wirklich alt! ich wollte dann noch in die Stadt, fuhr aber nichts mehr! #bestessilvesterever

Und jetzt werde ich auch noch gesiezt! Dieses Jahr fängt ja mal richtig gut an!

„Ja die 18 fährt nach Sachsenhausen“ Sage ich, sie nickt mir freundlich zu, sagt Danke und widmet sich wieder ihrem Handy. „Bestimmt SnapChat!“ denke ich.

Gesiezt werden ist echt kacke! Als ich 18 war hatte ich mal konkrete Vorstellungen, wie mein Leben aussehen soll, wenn ich Erwachsen bin und gesiezt werden muss. Und wenn ich jetzt gesiezt werde glaube ich, dass ich diesen Vorstellungen entsprechen müsste, tue ich aber nicht!

An dem Tag als meine kleine Schwester ihre Verlobung bekannt gegeben hat, war ich bis 5 Uhr saufen, hab Körbe von 3 Frauen bekommen und meinen gute Nacht Döner noch vor dem Heimkommen wieder ausgekotzt!

Nach dem Jazz-Konzert mache ich mich auf den Heimweg. Ich hasse Jazz noch immer! Schlimmer als Snapchat! Ich verstehe es nicht! Gerade noch mal Glück gehabt! Als ich in den völlig überfüllten Nachtbus steige, sitzt das Weg-Frag-Mädel wieder da, total besoffen. Ich nehme mein Herz in die Hand und traue mich wirklich sie anzusprechen:

„Entschuldigen Sie, ich weiß nicht ob es ihnen aufgefallen ist, aber ich bin schon etwas älter, können sie mich bitte auf ihren Platz lassen?!“

Speeddating

Ich kann die Blicke spüren. Jeden einzelnen Blick, deutlich. Wie ich angestarrt werde, wie ich verurteilt werde, weil ich hier ein Fremdkörper bin!

Ich sitze an einem Sonntag Morgen alleine in einem Cafe am schönsten Platz des Ladens. Alleine. Und der Laden ist voll, so richtig voll, kein freier Platz mehr und ein Pärchen nach dem nächsten muss den Laden, den sie in freudiger Erwartung eines sonntäglichen Pärchen-Frühstücks betreten haben unverrichteter Dinge wieder verlassen. Und auf dem Weg nach draußen müssen sie an meinem Tisch vorbei und schauen mich mit hasserfüllten Augen an!

Die Kellnerin schaut auffallend oft bei mir vorbei und fragt ob ich noch etwas möchte, oder ob ich bereits fertig sei! Ich bestelle weiter sitze, lese Zeitung.

Als ich den Laden verlasse drückt mir die Kellnerin einen Flyer in die Hand, Speeddating am Mittwoch Abend im gleichen Cafe. Das ist kein Wink mehr mit dem Zaunpfahl sondern ein Schlag ins Gesicht mit dem Fahnenmast!

Mittwoch Abend, ich sitze im Café an einer langen Tafel. Der Fahnenmast hat wohl den Wunsch bei mir ausgelöst, Sonntags nicht mehr angeschaut zu werden wie im Zoo, wenn ich meinen Kaffee trinke.

Das Setting ist einfach, 8 Frauen sitzen 8 Männern gegenüber, nach zwei Minuten rücken die Männer einen Platz weiter. Auf ein Trillerpfeifensignal beginnt die Reise nach Jerusalem!

Es geht los, mir gegenüber Steffi, braune Haare, braune Augen, brauner Blazer, strenger Blick, Ärztin, genauer Chirurgin, Nachtdienst, 24h Bereitschaft, sie liebt ihre Arbeit, also sie liebt ihre Arbeit wirklich, sie spricht von nichts anderem. Sie spricht eigentlich die ganze Zeit, bis jetzt, hab ich nur meinen Namen gesagt und sie beschreibt mir detailliert eine Operation am Offenen Herzen, mit einer Begeisterung wie ich sie sonst nur Metzgern beim Umgang mit Fleisch zutrauen würde. Als die Pfeife trillert sage ich meine zweites Wort „Tschüß“ und rücke einen Platz nach rechts.

Vor mir sitzt jetzt Nadine. Blond, zierlich, freundliches lächeln, Körperspannung wie ein Stück Geramond aus dem Backofen, so aufregend wie Millimeterpapier. Wir unterhalten uns zwei Minuten über irgendwas, dass ich schon vor dem Trillern der Pfeife wieder vergessen habe. Ihr Mund bewegt sich, aber nichts von dem was sie sagt interessiert mich!

Ich beobachte stattdessen die anderen Männer. Wirklich spannender ist das nicht. Sie überzeugen zum großen Teil durch die Zurschaustellung gesellschaftlich akzeptierter Erfolgssymbole. Paul trägt eine Rolex am Arm, Goldkette und hat sein Hemd einen Knopf zu weit offen, so dass man seine Brust sieht auf deren Haarwuchs die kahle Stelle auf meinem Kopf, also mein ganzer Schädel, sofort neidisch wird!

Torsten hat den Schlüssel zu seinem Porsche auf den Tisch gelegt und spricht gerade mit Steffi die durchaus angetan scheint. Außerdem gibt es noch einen Typ dessen Namen ich nicht mitbekommen habe, der aber aussieht wie ein Ulf und der ernsthaft sein Handy an einem Clip an der Gürtelschnalle trägt. Ich bete inständig, dass Ulf heute alleine nach Hause geht. Pfiff!

Ich rücke weiter, Hannah, sie hat genau die Körperspannung die Nadine fehlt, ansonsten ähnlich nichtssagend wie Nadine, ach ich nenne jetzt einfach jede Frau Nadine, bis eine dabei ist, die spannender ist als die Herz-OP von Nadine 1, also Steffi, die immer noch Richtung Torsten schaut, der jetzt vor Nadine dem Original sitzt. Pfiff!