Ein Harlekin beim Psychologen - Philip Jung - E-Book

Ein Harlekin beim Psychologen E-Book

Philip Jung

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Beschreibung

Neu! E-Book mit aktivem Inhaltsverzeichnis -- Ein Harlekin sucht den Psychologen auf. Kein Job, die Freundin ist weg, er befindet sich in einer Krise. Was hat das alles mit ihm zu tun? Will er das überhaupt hören vom Doktor? Ist er therapierbar, oder hält er dem Doktor nur gern dessen Schwächen vor? Ein Stück über die Therapie eines Narzissten und Therapie allgemein, versetzt in einen mittelalterlichen Burghof.

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Inhaltsverzeichnis

Ein Harlekin beim Psychologen 4

  PROLOG 6

  ERSTER AKT 7

  ZWEITER AKT 26

  DRITTER AKT 46

KOMMENTAR UND VISION 63

Philip Jung wurde 1981 in der Nähe von Karlsruhe geboren. Heute lebt er als freier Autor in Berlin. Die Atmosphäre in der Stadt, sowie die Begegnung mit gewissen Menschen im inneren Abgleich zu sich selbst, unter Nutzung seiner Phantasiebegabung und psychologischem Wissen inspirierten ihn die drei Romane EinTraum, Die Eigene Achse und Die (Ideologie der) Offenbarung zu schreiben. Er versucht darin, in psychologischen Entwicklungsromanen einige narzisstische Phänomene zu ergründen und spürbar zu machen, jedoch nicht zu erläutern, und somit offen zu halten für eigene Interpretationen des Lesers, da er der Meinung ist, daß das Leben nicht erklärbar und kategorisierbar sein kann. Neben seiner Autorentätigkeit arbeitet er in verschiedenen Berufen, wo ihm häufig die Menschen begegnen, die ihm den Stoff liefern zu seinen Geschichten, denn wie es so schön heißt: Autoren erfinden ihre Geschichten nicht, sie bekommen sie erzählt.  

 

Bücher von Philip Jung im SoU-Verlag (Sozialer Untergrund Verlag) : Wie eine Feministin Buffalo Bill überwältigte – Ein Harlekin beim Psychologen – Der Entenmörder – EinTraum – Die Eigene Achse – Die (Ideologie der) Offenbarung

 

 

 

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Philip Jung

Ein Harlekin beim Psychologen

 

Ein theatralischer Dialog

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 ®© 2022, Philip Jung  

www.sou-verlag.de 

facebook.com/philipjung81 

[email protected]

 

Impressum:

Philip Jung

Waghäuseler Strasse 9

10715 Berlin

 

   

  PROLOG

 

Psychologe tritt auf. Stellt sich vor das Publikum.

 

Psy: Ich bin Psychologischer Heiler von Beruf, mit Erlaubnis vom König für die ganze Burg.

Mein schwierigster Patient kommt gleich. Er denkt das und das und das und das als Reimwort, bockig ist er dazu. Wie soll ich 's formulieren?

Er denkt, er würde sich kapieren, hat 's lange nicht, denkt eigentlich überhaupt nichts, dreht nur alles wild hin und her, und hockt in der Ecke seines Kopfes wie eine Maus hinterm Schrank, die hört Geklopfe mit dem Besenstil. Das Schwert hat ihn traumatisiert, das Kätzchen, das ihm geraubt wurde, und der Prinz,

und meist sind solche Geister flink und geschmeidig, und verstecken sich vor mir, doch ich sehe sie. Ich sehe sie.

Ich lese die Theorie, und die ist dieser Fall, eins zwei Modelle gekreuzt und schon fange ich den Wal, ziehe ihn an Land, will ihn ziehen; und er zieht mich selbst hinein, wie kann ich 's wissen, wohin er mich zieht, und ich traue meinem Verstand nicht mehr, sehe das Land nicht mehr, berufe mich auf Professor Kling, der sagte:

Meistere dein Ding, und lass dir nichts einreden. Die Welt ist ein Axiom oder drei, und das Axiom bestimmt den Ton; lass dich nicht irren, rede, aber sei bedacht, damit er keinen Schabernack mit dir macht, lass dich nicht um den Finger wickeln, Du bist der gesichtslose Herr, nur eine Fläche, damit Nichts und Distanz für einen jeden, der meint, er kann 's besser als Du. Er versucht, mich zu verführen zu Spaß und Schund, und provoziert mich. Aber ich sage Nein.

Der beruhigende Kräutertrunk der Klosterfrauen.

 

Er nimmt einen Schluck aus einem Fläschchen. Dann setzt er sich auf seinen Stuhl und wartet.

 

 

 

 

 

 

 

  ERSTER AKT

 

Harlekin tritt auf mit verranzter, verschmierter Schminke und ohne Kostüm, in schäbiger Kleidung, und mit seinem Klingelstock.

Er setzt sich auf den Patientenstuhl.

 

Psy: Sie sind zu spät.

Harlekin gibt keine Antwort.

Psy: Tragen Harlekins nicht traditionellerweise Kostüme?

Harl: Ist dreckig.

Psy: Und Schminke?

Harl: Müsste ich neue kaufen.

Psy: So so.

Harl: Keine Gelüste zur Zeit.

Psy: Wann haben Sie denn ihren nächsten Auftritt?

Harl: Alle abgesagt. Ich will nicht mehr.

Psy: Genug Applaus bekommen? Oder genug verdient?

Harl: Ha, da müssten Sie ja eher aufhören. Ich kann übrigens heute nicht bezahlen.  

Psy: Ich notiere mir das. Das sollte nicht mehr als zweimal vorkommen, sonst dürfen Sie keine Sitzungen mehr nehmen.

Harl: Ich dachte, wir sind inzwischen befreundet.

Psy: Sie verstehen hier etwas falsch, Herr Harlekin.

Harl: Nennen Sie mich nicht immer Herr Harlekin.

Psy: Ich versuche Ihnen nur zu erklären, dass unser Verhältnis eine, ja, was ist das? Eine../

Harl:/ Es gibt niemanden, mit dem ich so offen sprechen kann, und der mir so lange zuhört.

Psy: Das ist mein Beruf. Psychologischer Heiler.

Harl: Sie entwerten alles, als würde ich sie mieten. Und sobald ich keine Goldstücke mehr habe, darf ich nicht mehr mit ihnen reden.  

Psy: Haben Sie denn Geldprobleme zur Zeit?

Harl: Ich lebe von der Hand in den Mund. So wie es sich gehört für einen Harlekin, und wie gesagt, ich gehe nicht mehr auf den Markt, und auf keine Bühne mehr.

Kurzes Schweigen.

Psy: Sie haben also kein Interesse mehr an der Darstellenden Kunst?

Harl: Wenn sie ohne Publikum wäre, nicht. Aber diese ganzen Pfeifen ertrage ich nicht mehr. Ich hasse sie. Ich will nach ihnen treten.

Psy: Na na na.

Harl: Doch. Ich kann auch nach Ihnen treten.

Psy: Mit Sicherheit.

Harl: Ich habe mal eine Kuh in den Allerwertesten getreten.

Psy: Und, mochte sie das?

Harl: Ich habe mir den Schenkel gezerrt und musste rennen, weil der Bulle kam.

Psy schweigt.

Harl: Ja, ich bin zum Erwerb zur Zeit in der Landwirtschaft tätig.

Psy: Als was?

Harl: Als Knecht.

Psy: Das verträgt sich?

Harl: Nicht wirklich. Ich habe meine Anstellung schon zweimal verloren. Der Bauer hat mich vom Hof gejagt. Behauptete, ich sei ein Taugenichts.

Psy: Sie sind doch recht kräftig.

Harl: Phhh.

Psy schweigt.

Harl: Können wir allmählich mit dem Heilen beginnen, oder wie Sie das nennen. Ich habe wenig Zeit. Mir brennt es unter den Fingernägeln, und die Zeit verrinnt mir hier zwischen den Zehennägeln. Ich bin übrigens auch sehr unzufrieden mit meinem Humor, und der Allerjüngste bin ich auch nicht mehr.

Psy: Ganz langsam. So schlecht war der Bezug Fingernägel und Daumen oder/

Harl: Zehen/

Psy: Entschuldigung wenn ich Sie falsch zitiert habe -  ja nicht. Ich konnte ihn nachvollziehen.

Harl: Na da fällt mir ja der rosa Himmel vom Kopf und verwandelt sich in Zuckerstangen. Wenn Sie ihn schon nachvollziehen können. Der Schnellste scheinen Sie mir nicht. Hurendreck!

Psy: Jetzt lache ich nicht mehr.

Harl: Sie haben auch vorhin nicht gelacht.

Psy: Doch, so ein wenig.

Harl: Richtig lachen können sowieso nur die Pessimisten. Und so einer will einer wie Sie ja unter keinen Umständen sein, kann das sein? Woher nehmen sie sonst ihre Lizenz zum Heilen, Entschuldigung: zum Töten, oder so ähnlich. Sehen Sie, mein Kopf ist kaputt. Mein Hirn Matsch. Soll ich 's ausgießen? Zuviel Trauer. Nur Kühe um mich im Stall, und Marianne ist mir davon. Die kann auch nicht mehr lachen. Kühe sind mir übrigens lieber als Menschen.

Psy: Na kommen Sie.

Harl: Doch.

Psy: Was haben Sie genau gearbeitet?

Harl: Kühe gemolken.

Psy: Aha.

Harl: Ja, so oft wie möglich.

Psy: Bei einem ortsansässigen Bauern?

Harl: Ja, aber nur wenn er nicht da war.

Psy: Sie reden oft zweideutig, habe ich den Eindruck.

Harl: (Er zieht eine müde gelangweilte Geste.) Ist doch nur Geschwätz.

Psy: Das meine ich. Ehrlichkeit zu sich selbst ist gefordert. Das ist unsere Arbeit.

Harl: Sie wollen mich doch sowieso nur hinters Licht führen. Außerdem ist mir heute langweilig. Ich habe keine Lust. Das Wetter ist schlecht.

Psy: Letztes Mal war das Wetter gut. Da wollten Sie auch nicht.

Harl: Das war eine nervige Hitze.

Psy schweigt

Harl: Ich will einfach nichts sagen. Lesen Sie mir 's von den Augen ab. In Ordnung? Ich attackiere Sie heute auch nicht mehr. Schauen Sie mir ganz tief in die Augen.

Psy: Wie alt sind Sie nun nochmal genau?

Harl: Wieso? Finden Sie mich unreif?

Psy schweigt.

Harl: Das verrate ich nicht.

Psy: Es wäre aber gut, wenn ich es weiß.

Harl: Und wenn ich zu alt bin?

Psy: Sie sind nie zu alt.

Harl: Ich kann mir Marianne nicht holen. Entweder sie kommt, oder ich habe den Mund geknebelt. Ich kann nichts mehr sagen. Meine Finger versagen beim Stimmen der Gitarre. Und in meinem Kopf ist nur noch Dunst. Durch Sie! Sie! Sie haben mir das eingebrockt. Ich werde Sie an den Pranger stellen lassen. Das werden Sie mir büßen, Herr Doktor. Ich bekomme die schönen Reime nicht mehr zusammen. Ich kann keine Freude mehr empfinden, weil ich keine Hiebe mehr verteilen kann.

Die Freude kommt dann immer wie im Anschluss als kurzes Dankeschön. Aber man muss tierisch aufpassen, dass man sich nicht darin gehen lässt, und so Freude aus Freude anstimmt. Der andere ist ja auch noch da. Und da kann alles schiefgehen, und holterdiepolter hat er einem eine gewischt und man...man Idiot. Idiot sage ich mir dann immer. Und dann will ich Rache. Und dann gibt es keine Gnade. Ich will alle hauen und treten, mein lieber Herr Gesangsverein. Mein lieber Herr Gesangsverein. Mein lieber Herr Gesangsverein. Würden Sie mich verhaften lassen.   

Psy: Stellt sich die Frage, ob Marianne überhaupt erreichbar für Sie ist.

Harl: Meine Marianne ist die schönste, die es gibt. Sie wollte mit mir gehen, weil sie gesagt hat, dass dieser Glatzkopf von freiem Prediger ein Zyniker sei. Und der Prinz sei irgendwie unehrlich. Er würde nie sagen, was er denkt.

Psy: Ein sensibler Moment, wie sie über ihre Marianne sprechen.

Harl: Sensibel. Penibel. Sand im Getriebe. Ich will sie gar nicht mehr, die blöde Marianne.

Psy: Da, glaube ich, verschließen Sie sich wieder. Da muss ich einhaken.

Harl: Sie ist eine dumme Kuh.

Psy: So?

Harl: Wissen Sie, dass dieser dämliche Prinz wirklich versucht hat, auf der Bühne am Marktplatz ein Konzert zu geben mit seiner Gitarre. Die dämlichsten Lieder.

Psy: Davon habe ich gehört.

Harl: So simpel. Das wäre mir peinlich. Jedenfalls wenn ich dazu eine so hohe Meinung von mir hätte wie er heutzutage. Konnte noch nie spielen, dieser Hornochse, wollte sich immer nur prügeln. Der konnte nicht mal durch einen Grashalm pfeifen, und heute interpretiert er sich als der Zauberhafte Flötenspieler, Gitarrenspieler, Zauberling, Schönling, Romantiker. Seine Geliebte, die Zukünftige, hat ihm nahegelegt, mehr Hang zur schönen Kultur zu entwickeln, das zieme sich, die strenge Lisbeth, in deren Angesicht jedes Kraut eingeht. Doch sie muss ja, sie muss üben zu regieren. Sie muss so streng sein. Und er selbst auf seinem hohen Ross pudert sich die Haare für sie.

Psy: Wie war das Konzert für ihre Marianne?  

Harl: Sie war gar nicht da. Inzwischen verkehrt sie nun doch mit dem freien Prediger, ist angeblich schon hochschwanger. Da will ich der Familiengründung nicht im Wege stehen. Für mich ist sie gestorben. Basta.

Psy: Sehr schade.

Harl: Ach, Sie sind so einseitig, Herr Doktor, mit ihrer Melancholie.

Psy: Und sie?

Harlekin schweigt.

Psy: Ich lasse Sie nun einfach da reden.

Kurzes Schweigen.

Harl: Marianne war bei seiner Waldpredigt. Seither hat sie nur noch nachgedacht. Man kann ja nicht wissen, ob alles gut oder schlecht ist, was man macht, bevor man es nicht gemacht hat, und selbst dann. Der Heinz auf der Weide ist nichts ohne ihren Kartoffelsalat. Und gesungen hat sie auch nicht mehr. Sie sprach nur noch von Ihm. Von seiner Kompetenz. Das hat mich dann stutzig gemacht, weswegen ich ihr an den diesen ... Ort gefolgt bin, wo sie angeblich Rituale abhalten. Viele ältere Herren. Ich habe mir nichts anmerken lassen, stand vorne am Buffet, und habe diesem furchtbaren Treiben im Hinterzimmer zugeschaut. Ich stand da, und habe einfach Schimmelkäse gegessen mit Haselnüssen. War sehr lecker! Es ging mir gut.

Psy: Sie überspielen wieder ihr wahres Empfinden, so wie fast immer.

Harl: Wieso?

Psy: Wurden da Keulen geschwungen?

Harl: Keulen?

Psy: Sie wissen schon.

Harl: Versuchen Sie gerade wieder, auf ihre düstere Art witzig zu sein.

Psy: Dann waren es Zollstöcke.

Harl: Hören Sie auf! Aufhören! Ich bezahle hier.

Psy schweigt

Harl: Er hat sie abhängig gemacht. Sie ist erblindet. Es tut mir leid, wenn ich unhöflich bin, aber so eben fällt mir auf, dass er Ihnen in gewisser Weise ähnlich sieht, seine Ausstrahlung, etwas sehr Hässliches darin. Entschuldigung.

Psy: Möchten sie ein Tuch.

Harl: Um es mit meinem Blut zu tränken?

Psy: Um ihre Tränen zu trocknen. Sie haben doch gerade geweint.  

Harlekin wischt sich die Tränen aus den Augen oder auch nicht.

Harl: Nein. Niemals. Warum wollen Sie denn immer, dass ich weine?

Psy: Weil es einen schönen, sensiblen Moment offenbart. Meine Güte, natürlich läge mir umso mehr daran, Sie froh und munter zu sehen.

Harl: Wäre aber zu langweilig. Dann spüren Sie sich nicht, stimmt 's?

Psy: Sie resignieren.

Harl: Was soll ich machen ohne Marianne?

Psy: Gehen Sie nach Hause.

Harl: Welches zu Hause?

Psy: Dort, wo sie herkommen.

Harl: Ich ziehe nicht bei meinen Eltern in die Hütte, oder neben dran.

Psy: Wo sind denn ihre Eltern?

Harl: In der Siedlung.

Psy: Was ist daran so schlimm?

Harl: Ich verrate Ihnen nicht mein Alter; und dahin ziehe ich mit Sicherheit nicht mehr.

Psy: Sie verbauen sich Ihre Chancen.

Harl: Ich verbaue mir meine Bohnenstange. Mama ist nicht für mich. Die Bühnen in der Siedlung sind auch zu klein. Es gibt überhaupt nur eine.

Psy: Liese sich das nicht aushalten?

Harl: Ich will Marianne zurück. Meinetwegen mit roten Haaren statt mit schwarzen. Aber ohne Zunge mit Öl und Kontenance keine Frau, kein Hund, kein Öl, kein Pardon, nichts im Beutel. Sie sehen, ich bekomme keinen Schwung. Das Öl ist vertrocknet. Darf ich ihre Kerze austrinken. War ein Witz. Ist mir zu heiß.

Psy: Wo ist denn Marianne?

Harl: Sie ist da. Aber ich sage nie etwas zu ihr. Ich lasse sie weiterziehen. Und ewig bleibt sie nicht stehen. Wo soll ich hin? Ich zermartere mich. Ich habe ein ehrenwertes Handwerk gelernt, das Reimen und Sprüche klopfen, und keiner ehrt mir 's. Es ist zum entleeren.

Psy: Was möchten Sie tun?

Harl: Vielleicht als Zimmermann neue Dächer aufstellen, damit mich die Kühe nicht mehr durch den Stall jagen.

Psy: Das haben Sie scheinbar schlecht verkraftet.

Harl: Ich verkrafte alles irgendwie. Aber Sie machen sich häufig Notizen zu Erlebnissen, die irrelevant sind. Sie hätten die Kuh wahrscheinlich bekehrt. Das Vieh wiegt über eine halbe Tonne. Von der lass ich mich sanft stupsen. Aber mehr muss nicht sein. Außerdem riecht sie nach Kuhmist.  

Psy: Ja, das habe ich dann wahrscheinlich falsch interpretiert.

Harl: Möglicherweise schon. Wie ist meine Supervision eigentlich? Wie viele Sternchen habe ich denn schon? Wahrscheinlich keine, wenn ich so frage. Oder: Lassen Sie mich raten: Sie würden so etwas fragen wie: Wie viele würden Sie sich denn selbst geben?

Psy: Würde ich das? Hähä.

Harl: Jedenfalls will ich Ihnen nahelegen, dass Sie, falls die Stube hier eines Tages weniger gut laufen sollte, nebenher noch erfolgreich als Teppichhändler arbeiten könnten. Die gesprungenen Eier mit Gold übermalen oder mit Grün, und sie sind schöner als je zuvor, Ostereier das ganze Jahr über.

Psy: Wenn Sie sich nur einmal ruhig auf die Arbeit hier einlassen würden, und nicht permanent diese Ungeduld hegen, als würde Sie jeder nur reinlegen wollen. Es läuft nicht bei Ihnen, also läuft es nicht! Erkennen Sie das denn?!

Harl: Das würde ich übrigens schon, weswegen ich dann... mit dem Goldstück...und so weiter und so fort.

Psy: Dann kaufen Sie sich eben sonst was dafür! Geschirr fürs Bankett.

Harl: Bankett mit mir selbst. Ich würde mir gerne einen Pokal kaufen, ihn in meinem Wagen auf den Tisch stellen, den ganzen Tag mich befunkeln lassen von ihm im Kerzenschein, und spüren, wie toll ich bin.  

Psy: Und warten, bis Marianne klopft, und sagt: „Der tolle Pokal imponiert mir mehr als Du.“

Harl: Ohne Pokal und ohne Tisch und ohne Hütte, geschweige denn einem alten Palast werde ich ihr auch nicht imponieren können, Sie Lukftikus, und mir, nebenbei bemerkt, genauso wenig.

Psy: Sie sind sich also wenig wert bis nichts.

Harl: Sie sind mir mehr wert als ich mir selbst.

Psy: Sie glauben, dass sie meine Zeit vergeuden, aber für sich nichts tun.

Harl: Doch. Ich stärke meine Arme und Beine mit Turnübungen, aber das mache ich immer vor oder nach der Stunde mit Ihnen.

Psy: Hören Sie auf, so ironisch zu sein. Sonst werfe ich Sie hinaus. Sollen wir aufhören?

Harl: Ganz und gar?

Psy: Ja?

Harl: Davor habe ich Angst. Also: Nein. Bloß nicht.

Psy: Gut.

Harl: Darf ich kurz aufstehen. Ich bin so unruhig.

Psy: Ja bitte! Jederzeit.

Der Harlekin stellt sich so hin, dass er den Psychologen aus der Höhe begutachten kann. Psychologe wird ein Bisschen nervös.

Harl: Wenn Sie alles über mich wissen. Warum sagen Sie es mir nicht einfach in einem Satz und ich kann gehen?

---ENDE DER LESEPROBE---