Ein Leben mit der Angst in allen Facetten - Franz Felder - E-Book

Ein Leben mit der Angst in allen Facetten E-Book

Franz Felder

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Beschreibung

Der Autor Franz Felder, 1956 geboren, durchlebt seit seinem zwölften Lebensjahr Zwangsstörung, Sozialphobien, Panikattacken und generalisierter Angst. Sein Ziel ist, durch die Schilderung des Krankheitsverlaufes viele Facetten der Angststörung erkennbar zu machen. Jede Facette bzw. Etappe wird zuerst als kurzer Erlebnisbericht beschrieben um dann den Fragen, was geholfen hat, was geholfen hätte und was falsch gelaufen ist, nachzugehen. Dies soll Betroffenen helfen, mit der Krankheit besser umzugehen und Außenstehenden etwas mehr Verständnis ermöglichen. Am Ende des Buches setzt sich der Autor noch mit den Problemen und Ansatzpunkte aus Sicht des Partners/der Partnerin auseinander, reflektiert kurz die Säulen, die ihn durch den schweren Weg getragen haben und gibt einige Literaturtipps.

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Inhalt

Einleitung

Eine glückliche Kindheit?

Erste Phase der Krankheit

2.1 Ein Erlebnisbericht

2.2 Reflexion was hätte geholfen?

2.3 Was hat geholfen?

2.4 Wie ist die wissenschaftliche Beurteilung?

Zehn Jahre Glück und Elend

3.1 Ein Erlebnisbericht

3.2 Verhaltenstherapie und ein Kardinalfehler

3.3 Was hätte geholfen?

3.4 Wie ist die wissenschaftliche Beurteilung?

Jetzt geht es erst richtig los

4.1 Erlebnisbericht

4.2 Was hätte geholfen?

4.3 Wie ist die wissenschaftliche Beurteilung?

Dramatischer Umbruch und eine neue Dimension der Krankheit

5.1 Erlebnisbericht

5.2 Zu späte Erkenntnis

5.3 Wie ist die wissenschaftliche Beurteilung?

Es pendelt sich ein

6.1 Erlebnisbericht – Teil 1

6.2 Lessons to learn

6.3 Erlebnisbericht – Teil 2

Neue Phase, neue Fehler

7.1 Erlebnisbericht

7.2 Neurologische Konsequenzen und ein weiterer Fehler

7.3 SSRI – Lessons to learn

Das Drama der letzten Jahre und der Grund für das Buch

8.1 Erlebnisbericht

8.2 Die Frage nach der Betroffenheit der Partnerin

8.3 Wichtiger Nachtrag zur Kommunikation

8.4 Was hat mich gestützt?

8.5 Ich bin müde

Noch einmal ein Appell

Anhang

Einleitung

Angststörungen gehören zu den psychischen Krankheiten, die viel zu oft verharmlost werden. Dabei verändern sie das Leben der Betroffenen radikal. Ängste schränken Handlungsspielräume ein, führen oft zu Vermeidungs- verhalten und vermindern dadurch langfristig die Lebensqualität. Sie stellen eine extreme Belastung für die Betroffenen, aber auch für deren Familien dar. Es gibt die unterschiedlichsten Ausprägungen.

Nachdem ich zu der Einschätzung gekommen bin, dass die Angsterkrankungen immer mehr zunehmen, die Betroffenen zumeist zu Beginn der Erkrankung völlig ratlos sind und in der folgenden Zeit meist das Gefühl haben, nur sie seien betroffen und daher Außenseiter, weshalb sie versuchen, die Angst oder gar sich selbst zu verstecken, habe ich mich entschlossen, ein Buch über mein jahrzehntelanges Ringen mit den verschiedenen Ausprägungen zu schreiben.

Ich habe mich in den Jahrzehnten meiner Krankheit intensiv mit den unterschiedlichen psychotherapeutischen und psychiatrischen Ansätzen und Methoden beschäftigt und weiß daher, dass einige meiner Einschätzungen und Schlussfolgerungen nicht von allen geteilt werden.

Ich erhebe nicht den Anspruch, ein wissenschaftliches Werk verfasst zu haben, in dem die Breite der Behandlungsmethoden beschrieben, abgewogen und bewertet wird. Ziel des Buchs ist, durch die Schilderung meines Krankheitsverlaufs viele Facetten der Angststörung sichtbar und damit erkennbar zu machen. Ich schildere aber nicht nur meine Erlebnisse, sondern versuche die Erkenntnisse, die ich gewonnen habe und die anderen helfen können, mit der Krankheit besser umzugehen, systematisch darzustellen. Am Ende des Buches beschreibe ich noch die Probleme und Ansatzpunkte aus Sicht des Partners/der Partnerin und reflektiere kurz die Säulen, die mich durch den schweren Weg getragen haben.

Die für das Verständnis des Buches wichtigsten sind (nach André Martens):

Soziale Phobie

Merkmal der sozialen Phobie ist die Furcht vor einer prüfenden bzw. bewertenden Betrachtung durch andere Menschen. Diese Furcht führt in der Folge zur Vermeidung sozialer Situationen.

Spezifische (isolierte) Phobien

Spezifische Phobien sind Ängste, die auf eng umschriebene (d. h. klar begrenzte) Situationen beschränkt sind. Hierzu gehört u.a. die stark ausgeprägte Angst vor bestimmten Tieren, Höhe, Fliegen, aber auch z. B. vor Spritzen und Blut.

(Reine) Panikstörung

Merkmal sind wiederkehrende schwere Angstattacken, die so genannte »Panik«. Diese kann u. a. mit Herzklopfen, Brustschmerzen und Schwindel einhergehen. Eine Folge ist meist die zusätzliche Angst vor einer erneuten Angstattacke.

Generalisierte Angststörung

Personen mit einer generalisierten Angststörung leiden unter exzessiven Ängsten, die allgemein (also nicht auf einen bestimmten Kontext beschränkt) und anhaltend sind.

1 Eine glückliche Kindheit?

Der Rückblick in die Kindheit ist äußerst widersprüchlich. Lasse ich mich von den globalen Emotionen treiben, spüre ich eine unbeschwerte, glückliche Zeit, mit Freiheiten, die in der heutigen, sicherheitsfixierten Zeit nicht mehr vorstellbar sind. Ab dem fünften Lebensjahr ging ich ohne Begleitung in den Kindergarten und dann in die Schule. Ich konnte ganze Nachmittage die nahe gelegene Au durchstreifen, ohne dass mich jemand be- oder überwachte. Das war auch deshalb möglich, weil Lernen kein Problem darstellte – ich war ein »Vorzeigekind«.

Das ist der Punkt, an dem es in der Erinnerung widersprüchlich wird. Denke ich an konkrete Situationen, so tauchen viele Schatten auf. Als Sohn einer öffentlichen Person in einer Kleinstadt stand ich immer unter »Beobachtung« und war zugleich der überbordenden Erwartungshaltung der Eltern, im Besonderen des Vaters, ausgesetzt. Ich war der Sohn, der alles kann. Wenn es etwas zu erledigen gab: Franz kann das. Franz war der Stolz des Vaters und wurde in der Öffentlichkeit vorgezeigt. Franz sollte aber auch vieles nicht tun, weil es sich für einen Sohn einer öffentlichen Person nicht gehört. Alles stand unter dem Generalthema: »Was werden die Leute sagen?« Kleine – aber von mir extrem ungerecht empfundene – Episode: Ich gewann einen Dartwettbewerb für Kinder. Mein Vater bestand darauf, dass ich auf den Sieg verzichtete, damit niemand Schiebung unterstellen könne.

Trotz aller Freiheiten, die ich hatte, wurde großer Wert auf korrektes Benehmen und auf Leistung gelegt und gröbere »Verstöße« wurden mit Prügel mit einem Weidenstock betraft.

Wenngleich es für meine Eltern den Anschein erweckt haben mag, die diversen Aufgaben (Einkäufe, Reklamationen, Erledigungen im Haus, Repräsentation bei öffentlichen Veranstaltungen, Vorführung vor Unbekannten) gingen mir locker von der Hand, verlangte mir manches sehr viel Selbstüberwindung und Disziplin ab. Die bereits in früher Kindheit erworbene Maske der Unerschrockenheit (Franz kann alles) korrespondierte zuweilen nicht mit den wahren Emotionen. Wieder ein Detail aus der Volksschulzeit: Wir wohnten in einem Altstadthaus, in dem am Ende des Kellers seitlich ein Gang in ein unterirdisches Fluchtsystem führte. Dieser Gang war nach einem kurzen Stück zugemauert und so Teil des unbeleuchteten Kellers. Es war stockfinster, und immer, wenn ich etwas aus dem Keller holen musste, fürchtete ich mich sehr. Aber es war schon damals klar, dass ich das nie zugeben würde. Franz kann ja alles.

In den vielen psychotherapeutischen Sitzungen, die viel später folgen sollten, wurde immer wieder versucht, hier die Wurzeln meiner Krankheit zu finden. Letztlich habe ich irgendwann die Entscheidung getroffen, dass mir eine »Ursachenforschung« zu langwierig und ohne Aussicht auf einen konkreten Nutzen ist.

2 Erste Phase der Krankheit

2.1 Ein Erlebnisbericht