Ein Milliardär zum Heiraten? - Teri Wilson - E-Book

Ein Milliardär zum Heiraten? E-Book

Teri Wilson

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Beschreibung

„Heiraten Sie mich!“ Tänzerin Chloe glaubt an einen Scherz, als ihr ein attraktiver Fremder einen Antrag macht. Aber Milliardär Anders Kent meint es ernst – nicht aus Liebe! Er muss verheiratet sein, um seine Nichte zu adoptieren. Warum prickelt es dann bloß so in seiner Nähe?

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Seitenzahl: 176

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IMPRESSUM

Ein Milliardär zum Heiraten? erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2018 by Teri Wilson Originaltitel: „A Daddy by Christmas“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA, Band 75 Übersetzung: Patrick Hansen

Umschlagsmotive: clownbusiness, surachetkhamsuk, Olha Pohorielova / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2022

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751521062

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Die Sache mit dem Welpen gab ihr den Rest.

Chloe Wildes Pechsträhne hatte vor einer Woche begonnen, als sie mit den Rockettes bei der Parade zum Thanksgiving Day aufgetreten war. Sie war während der Live-Übertragung im Fernsehen gestolpert und hatte die legendäre Spielzeugsoldaten-Nummer der Showtanztruppe ruiniert. Seitdem war es beständig bergab gegangen, und jetzt – vierundzwanzig Tage vor Weihnachten – hatte sie den Tiefpunkt erreicht.

„Ich verstehe nicht.“ Eine der Geweihstangen an Chloes glitzerndem Hut rutschte ihr vor die Augen, und sie schob sie zur Seite, bevor sie die Frau vor ihr anfunkelte – was in einem Rentierkostüm nicht so einfach war. Aber nach allem, was Chloe in letzter Zeit durchgemacht hatte, schaffte sie sogar das. „Seit zwölf Tagen besuche ich diesen Welpen. Vor einer Woche habe ich einen Adoptionsantrag ausgefüllt. Und gestern Abend haben Sie mich angerufen und informiert, dass ich den Welpen bekomme.“

Der Anruf war die erste gute Sache gewesen, die ihr seit Tagen passiert war. Nein, wenn sie ehrlich war, seit Wochen. Aber das war in Ordnung, denn jetzt würde sie das schlimmste Weihnachtsfest ihres Erwachsenenlebens nicht mehr allein verbringen müssen. Sie würde ein anschmiegsames, süßes Hündchen haben.

Jedenfalls hatte sie das geglaubt.

Der Mann neben Chloe räusperte sich. „Sie hat mich gestern angerufen und mir das Gleiche erzählt.“

„Dass sie Sie zuerst angerufen hat, bedeutet nicht, dass der Welpe Ihnen gehört.“ Chloe warf ihm einen wütenden Blick zu.

Sie wünschte, er wäre nicht so attraktiv. Die ausdrucksstarken blauen Augen waren ebenso schwer zu ignorieren wie das markante Kinn. Seine Kleidung war makellos – sehr maßgeschneidert, sehr Wall Street. Und aus irgendeinem Grund ließ der Schnee auf den Schultern seines dunklen Mantels ihn extrem männlich wirken. Unter normalen Umständen hätte sie ihn für den Typ Mann gehalten, der in einem weihnachtlichen Werbespot von Tiffany’s mit einem kleinen blauen Etui auftauchte.

Aber das hier waren keine normalen Umstände, und er hielt kein kleines blaues Etui in den Händen. Sondern einen Welpen. Ihren Welpen.

„Doch, genau das bedeutet es. Sie hat mich zuerst angerufen, und wir haben mündlich vereinbart, dass ich den Welpen übernehme.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Deshalb gehört er jetzt mir.“

Wer redete so?

Chloe kehrte ihm den Rücken zu und sah die Mitarbeiterin des Tierheims an. „Wollen Sie das wirklich zulassen? Hören Sie sich den Mann an. Er sagt, er will einen Welpen adoptieren, aber er klingt, als ginge es um eine Firmenfusion.“

Der Blick der Mitarbeiterin zuckte zwischen ihnen hin und her, als würde sie bei einer Schneeballschlacht zuschauen.

„Das ist nicht Ihr Hund. Ich adoptiere ihn. Ich habe die Bescheinigung hier.“ Mit der freien Hand zog er einen Umschlag aus der Innentasche seines Anzugs und legte ihn auf den Tresen.

Chloe öffnete ihn nicht, sondern nahm einen identischen Umschlag aus ihrer Tanztasche und knallte ihn neben seinem auf die Holzplatte.

„Ich auch.“ Sie verschränkte die Arme so ruckartig, dass die Glocken an den langen braunen Samtärmeln ihres Kostüms läuteten.

Der Mann zog einen Mundwinkel hoch, was ihn – sehr zu Chloes Leidwesen – noch anziehender machte. „Hübsches Outfit übrigens.“

Sie stützte die Hände auf die Hüften und achtete nicht auf das Klingeln, das sie bei jeder Bewegung von sich gab. „Nur damit Sie es wissen – das ist ein offizielles Rentierkostüm der Rockettes, wie es seit den Dreißigerjahren bei weihnachtlichen Auftritten getragen wird. Ich bin sozusagen ein New Yorker Klassiker, also amüsieren Sie sich ruhig, Sie Welpendieb.“

Sein Lächeln verblasste. „Ich bin kein Welpendieb.“

„Sagt der Mann, der mein Hündchen nicht freigibt.“ Chloe warf einen sehnsuchtsvollen Blick auf die Yorkie-Mischung. „Wissen Sie, wer Sie sind? Sie sind Cruella De Vil in Nadelstreifen.“

„Nadelstreifen sind seit Jahren out“, murmelte er.

„Danke für den Hinweis, Cruella.“

„Wissen Sie was?“, mischte sich die Tierheimfrau endlich ein. „Ich denke, ich hole mal die Geschäftsführerin.“

„Gute Idee. Vielen Dank.“ Chloe nickte. Aus den Augenwinkeln sah sie die Lämpchen an ihrem Geweih blinken.

Ups. Sie hätte schwören können, dass sie die ausgeschaltet hatte.

Ihr neuer Erzfeind drehte sich zu ihr. Chloe wagte nicht, ihn anzusehen. Aber sie konnte schlecht so tun, als wäre er unsichtbar.

Sein Blick richtete sich auf ihr Geweih. „Sind Sie wirklich eine Rockette?“

„Ja.“ Sie nickte. Klingeling.

„Beeindruckend.“

„Danke.“ Sie räusperte sich.

Es war nicht gelogen. Nicht ganz.

Auf dem Papier war sie noch immer eine Rockette. Sie durfte nur nicht mehr auftreten. Ihre Aufgabe bestand darin, zwei Stunden täglich in ihrem Rentierkostüm auf dem Times Square zu stehen und Touristen Flyer in die Hand zu drücken, die für die alljährliche Christmas Show in der Radio City Music Hall warben.

Was für ein Abstieg.

Vier Jahre lang hatte sie ihren Traum gelebt. Vier Jahre lang hatte sie auf der Bühne getanzt – drei Shows am Tag, fünf Wochen lang. Zweimal war sie mit den Rockettes auf Tournee gegangen. Und jetzt stand sie auf dem Times Square herum.

Das Schlimmste daran war nicht die Erniedrigung, sondern das gekürzte Gehalt. Und noch unangenehmer als ihr schrumpfendes Bankkonto oder die über 50.000 Klicks ihres Spielzeugsoldaten-Missgeschicks auf YouTube war die Aussicht, ihrer Familie erklären zu müssen, dass sie nicht mehr tanzte. Vor allem ihrer Mutter Emily, die vor über vierzig Jahren die Wilde School of Dance gegründet hatte und noch immer beinahe täglich unterrichtete.

Chloe hatte fast jedes wöchentliche Familienessen bei den Wildes verpasst. An fast jedem Thanksgiving und Weihnachten war sie bei der Parade oder in Radio City aufgetreten. Sie konnte sich kaum noch erinnern, wann sie zuletzt einen Fuß in die Tanzschule gesetzt hatte. Ihre Mutter beschwerte sich nie darüber. Jetzt fragte Chloe sich, warum sie so rücksichtslos gewesen war. Warum hatte selbst der plötzliche Tod ihres Vaters sie nicht zur Besinnung gebracht?

Sie war ein schrecklicher Mensch. Sie brachte es nicht mal fertig, den Wildes die Wahrheit zu erzählen. Kein Wunder, dass das Schicksal ihr einen Welpendieb geschickt hatte. Sie verdiente es nicht besser.

Ihr Blick fiel auf das kleine Gesicht des Hundes. So süß. Irgendwie wirkte es in den Armes ihres athletischen Rivalen sogar noch süßer.

Sie fühlte, wie ihr Kinn zu zittern begann.

Bleib stark.

Sie durfte jetzt nicht auch noch weinen.

„Stimmt das? Haben Sie diesen Hund an den letzten zwölf Tagen wirklich jeden Nachmittag besucht?“

Sie hob den Kopf und straffte die Schultern. „Natürlich. Halten Sie mich etwa für eine Lügnerin?“

Er seufzte nur.

Chloe begann zu hoffen.

„Ich habe ihm schon ein Hundebett gekauft“, sagte Chloe. „Es ist rot-weiß gestreift, wie eine Zuckerstange.“

„Irgendwie habe ich von einer Frau, die sich als Rudolph kostümiert hat, nichts anderes erwartet.“ Sein Stirnrunzeln verschwand nicht, aber sie glaubte, in seinen Augen ein Glitzern erkennen zu können, das vorher nicht da gewesen war.

War er kurz davor, nachzugeben und ihr den Welpen zu überlassen? Oder wollte er mit ihr flirten, damit sie nachgab? Eine Sekunde lang war Chloe sich nicht sicher, was ihr lieber wäre.

Sie blinzelte.

Hatte sie den Verstand verloren? Ein paar freundliche Worte, ein Augenfunkeln, und schon wurde sie weich?

Niemals. Der Welpe gehörte ihr.

„Netter Versuch“, sagte sie spitz. „Aber ich bin nicht hier, um Spielchen zu spielen.“

„Keine Rentierspiele.“ Er nickte. „Verstanden.“

Der Mann spielte nicht fair, verdammt.

„Gut“, erwiderte sie.

Dann wandte sie sich ab, damit er sie nicht lächeln sah.

Zwischen ihnen herrschte ein angespanntes Schweigen, hin und wieder unterbrochen vom leisen Läuten der Glocken an Chloes Kostüm. Sie tat ihr Bestes, um ihr attraktives Gegenüber nicht anzuschauen. Aber als der Welpe plötzlich leise winselte, musste sie doch hinsehen.

Der winzige Hund nagte an seinem Daumen, was absolut hinreißend gewesen wäre, wenn der Mann ihn dabei angesehen hätte. Aber das tat er nicht. Mit noch immer gerunzelter Stirn starrte er vor sich hin.

Chloe verdrehte die Augen. Vermutlich dachte er an den Aktienmarkt. Oder den Niedergang der Nadelstreifen. Oder an jemanden, den er verklagen konnte. „Warum wollen Sie ausgerechnet diesen Hund? Sie kommen mir wirklich nicht wie ein Yorkie-Typ vor.“

Er schaute erst auf den Hund, dann auf sie. „Was für ein Typ bin ich denn?“

Golden Retriever vielleicht. Oder Irish Setter. Irgendeine klassische Rasse, die sich vor einem Kamin oder in einer Limousine gut machen würde.

„Keine Ahnung“, log sie.

Er musterte sie, als könnte er in ihren Kopf sehen. „Der Welpe soll ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk sein“, sagte er schließlich.

„Ein Weihnachtgeschenk?“, wiederholte sie entrüstet. „Wissen die Leute vom Tierheim das? Hunde sind lebende Geschöpfe. Die kann man nicht einfach verschenken. Das ist der Gipfel der Verantwortungslosigkeit.“

Er nahm den Welpen auf den anderen Arm, weiter weg von ihr. „Keine Sorge, das Personal hier weiß Bescheid. Ich übernehme die volle Verantwortung für den Hund.“

„Also ein Geschenk, ja? Für Ihre Frau?“ Chloes Blick zuckte zu seiner linken Hand.

Kein Ring.

„Ich habe keine Frau“, sagte er und sah plötzlich aus, als wäre es eine Überraschung. Oder ein Problem, das gelöst werden musste.

Chloes Wangen erwärmten sich. Über den Grund wollte sie lieber nicht nachdenken.

Sie holte tief Luft. Wenn sie nicht aufhörte, über den Beziehungsstatus dieses rätselhaften Mannes nachzudenken, anstatt etwas zu tun, würde sie in eine leere Wohnung zurückkehren. Und zu einem leeren Hundebett.

Ihr eigenes war auch leer, aber das machte nichts. Im Gegenteil. Trotzdem fragte sie sich, warum sie gerade jetzt an die freie Seite ihres antiken Schlittenbetts dachte.

Weißt du es wirklich nicht?

Sie warf einen Blick auf den Welpendieb und ihre Yorkie-Mischung und unterdrückte ein Lächeln. Die beiden sahen aus wie aus dem Instagram-Account, von dem ihre Tänzerfreundinnen immer schwärmten – Hot Men and Mutts.

Ja, er war ein heißer Typ, aber mit ihrem Hund auf dem Arm. Sie schluckte. „Hören Sie, können wir die Sache selbst klären? Wenn der Welpe ein Geschenk sein soll, können Sie doch einfach einen anderen aussuchen. Ich liebe diesen Hund. Kann ich etwas tun, um Sie umzustimmen? Egal, was.“

Bestimmt gab es da etwas.

Entschlossen hob sie das Kinn. Keine Rentier-Spielchen mehr.

Machen Sie mir ein Angebot.

Seine Augen wurden schmal. Eine Sekunde lang war sein Blick so intensiv, dass sie zu atmen vergaß.

Also gibt es etwas, was er will.

Dann gab er ihr endlich eine Antwort.

„Heiraten Sie mich“, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen.

Anders Kent wollte die Worte schon in dem Moment zurücknehmen, als sie ihm über die Lippen kamen.

Heiraten Sie mich.

Was fiel ihm ein? Er hatte gerade einer wildfremden Frau einen Heiratsantrag gemacht, noch dazu in einem sterilen Raum, in dem es nach Seife und Hundefutter roch. Einer wildfremden Frau, die als Rentier verkleidet war. Und jetzt sah sie ihn an, als wäre er hier der Verrückte.

Ja, klar.

Er war nicht verrückt. Und auch nicht impulsiv, selbst wenn es ganz danach aussah. Er war einfach nur verzweifelt – was schwer nachzuvollziehen war, weil sein Name immer mal wieder in den Boulevardblättern auftauchte. Als einer von New Yorks begehrtesten Junggesellen. Anders Kent hatte ein Büro mit Eckfenster in der führenden Investmentbank der Wall Street und ein Penthouse mit Blick auf den Central Park. Wenn er etwas wollte, bekam er es meistens auch. Einschließlich romantischer Verwicklungen.

Aber sein aktuelles Problem hatte mit Romantik nichts zu tun. Absolut nichts. Seinem Anwalt gegenüberzusitzen und zu erfahren, dass man dreißig Tage Zeit hatte, eine Ehefrau zu finden, war alles andere als romantisch.

Anders hatte das Ultimatum heute Vormittag um neun bekommen, und seitdem schwirrte ihm der Kopf.

Heiraten?

Nein.

Auf gar keinen Fall.

Anders wollte nicht heiraten – niemanden, erst recht nicht die feindselige Frau neben ihm, die aussah, als würde sie ihm gleich den Welpen entreißen.

„Was haben Sie gerade gesagt?“ Sie schluckte schwer, und die Glöckchen an ihrem Hals tanzten.

„Nichts.“ Anders schüttelte den Kopf. Er würde nicht wiederholen, was er gar nicht erst hätte aussprechen dürfen.

Du weiß nicht mal, wie die Frau heißt.

Ihm drehte sich der Magen um. Seit er die Kanzlei seines Anwalts verlassen hatte, ging mit ihm etwas Seltsames vor. Er betrachtete jede Frau, der er begegnete, als potenzielle Heiratskandidatin … als hätte er tatsächlich vor, diese absurde Bedingung zu erfüllen.

Aber das würde er nicht tun. Konnte er gar nicht. Er würde sich dagegen wehren. Mit jedem Dollar, den er besaß. Bis er gewann.

Aber juristische Schlachten kosteten Zeit. Häufig dauerten sie Jahre. Und Anders hatte keine Jahre. Ihm blieb nur ein Monat.

„Wie nichts hat es sich nicht angehört. Es klang eher nach einem großen, fetten Etwas.“ Die Augen der Frau weiteten sich vor Panik.

Sie hatte ihn verstanden.

Vielleicht hätte er sich anders ausdrücken sollen. Was er ihr vorschlug, war keine richtige Heirat, sondern ein geschäftliches Arrangement.

Ja, er brauchte eine Ehefrau. Aber keine echte, nur eine Art Double. Eine Übergangslösung. Sobald er das Sorgerecht für Lolly hatte, würde alles wieder normal werden.

Normal? Normal war ein Wunschtraum. In sein Leben würde nie wieder Normalität einkehren.

Er atmete so tief wie möglich durch und nahm den Blick vom tanzenden Rentier. „Vergessen Sie es.“

„Vergessen?“ Sie warf die Arme in die Luft. Klingeling. „Sie können keinen Heiratsantrag machen und ihn wieder zurücknehmen. Das hier ist nicht das Finale des Bachelor.“

„Die Serie habe ich mir noch nie angesehen“, sagte er hölzern.

Er konnte diese Frau unmöglich heiraten. Sie schaute Trash-TV. Sie war aufdringlich, temperamentvoll und entschieden zu emotional. Sie hatte ein viel zu gutes Herz und verbrachte ihre Freizeit damit, Hunde im Tierheim zu besuchen. Außerdem verachtete sie ihn.

Es würde niemals funktionieren.

Es sei denn …

Er runzelte die Stirn.

Es sei denn, es wäre ein Vorteil, dass sie beide so gar nicht zueinander passten. Er konnte keine Frau heiraten, die er attraktiv fand. Das würde nur zu einer Katastrophe führen. Und er fand das Rentier absolut nicht anziehend.

Na ja, er sollte es nicht anziehend finden.

Plötzlich verspürte er etwas, das sich verdächtig nach Verlangen anfühlte. Was zum Teufel war mit ihm los?

„Ich werde Sie nicht für einen Welpen heiraten“, sagte sie aufgebracht und musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Egal, wie … hübsch … Sie beide zusammen aussehen.“

Sie schluckte, wandte sich ab und gestattete Anders einen Blick auf ihren anmutigen Hals.

Eindeutig eine Tänzerin, dachte er. Ihre Haltung, zusammen mit der Art, wie sie sich bewegte, war unbestreitbar grazil. Wunderschön, sogar in dem albernen Kostüm.

„Ich dachte, ich sehe nicht aus wie der Yorkie-Typ“, sagte er.

Ihre Wangen verfärbten sich, aber bevor sie antworten konnte, ging die Tür auf und eine energisch wirkende Frau in einem T-Shirt mit der Aufschrift Adopt, Don’t Shop kam herein und streckte die Hand aus.

„Hallo, Miss Wilde. Mr. Kent. Ich bin die Tierheimleiterin.“ Sie schaute zwischen ihnen hin und her. „Offenbar gibt es ein Missverständnis.“

Anders nickte und sah Rudolph an – der offenbar Miss Wilde hieß. Er wartete auf die Tirade, die jetzt kommen musste.

Aber sie sagte nichts, sondern verschränkte die Arme und brachte ihn mit Blicken um, während die Heimleiterin sich ihre Unterlagen ansah.

Das war knapp gewesen. In New York gab es unzählige Single-Frauen. Er hatte keine Ahnung, wie er darauf gekommen war, ausgerechnet dieser einen Heiratsantrag zu machen.

Trotzdem ging ihm die Traurigkeit in ihren Augen ans Herz. Davon hatte er in den letzten Tagen genug gesehen, und plötzlich verspürte er das Bedürfnis, sie wenigstens zum Lächeln zu bringen.

Er würde einen anderen Hund für Lolly suchen. Das war mit Sicherheit einfacher, als eine Ehefrau zu finden.

„Er gehört Ihnen.“

2. KAPITEL

Der Welpe zappelte in Chloes Armen, während sie dem Mann nachsah, der eben noch ihr Verlobter gewesen war, aber jetzt mit drei langen Schritten durch die Tür verschwand.

Was war das denn gewesen?

Wortlos starrte sie ihm hinterher, bis die Tierheimleiterin sich räusperte.

„Na ja“, sagte sie. „Damit wäre das wohl geklärt. Der Hund gehört Ihnen, falls Sie ihn noch wollen.“

Chloe blinzelte. „Ich will ihn.“

Natürlich wollte sie den Welpen noch. Es fiel ihr bloß schwer, so schnell umzuschalten – vom Heiratsantrag eines wildfremden Mannes zu den logistischen Problemen einer Hundehalterin.

„Das war eigenartig, oder?“ Chloe drückte den Welpen fester an sich.

„Hmm.“ Das Lächeln der anderen Frau verblasste. „Dazu kann ich nichts sagen.“

„Richtig. Den verrückten Teil haben Sie verpasst.“ Der Welpe saugte an Chloes Daumen. Irgendwo in ihrer Handtasche hatte sie ein Kauspielzeug, das sie für diesen Moment gekauft hatte, aber sie war zu durcheinander, um es zu suchen. „Er hat mich gebeten, ihn zu heiraten.“

Die Leiterin zuckte zusammen. „Oh. Ich wusste nicht, dass Sie und Mr. Kent sich kennen.“

Kent.

Genau, so hieß er. Der Name ging ihr durch den Kopf, bis er sich mit ihrem verband.

Chloe Kent.

Mrs. Chloe Kent.

Ihr wurde warm. „Tun wir nicht. Vor heute bin ich ihm noch nie begegnet.“

„Oh.“

Chloe warf einen verstohlenen Blick auf seine Unterlagen, die noch immer auf dem Tresen lagen. „Anders Kent“ stand in Druckschrift in dem entsprechenden Kasten.

„Er hat mir allen Ernstes einen Heiratsantrag gemacht und ihn wieder zurückgenommen.“ Sie seufzte.

Natürlich musste so etwas ausgerechnet ihr passieren. Die Pechsträhne hielt an. Anstatt einen normalen Antrag von einem normalen Mann zu bekommen, von ihrem Ex Steven zum Beispiel, bekam sie einen von einem Spinner, der es sich sofort anders überlegte.

Aber er hatte gar nicht wie ein Spinner gewirkt. Im Gegenteil, er war irgendwie charmant gewesen, besonders mit dem Welpen auf dem Arm. Andererseits, welcher Mann wirkte mit einem süßen Hund auf dem Arm nicht charmant?

„Nicht, dass ich auch nur eine Sekunde daran gedacht hätte, ihn anzunehmen. Trotzdem finde ich es äußerst unhöflich, einen Antrag gleich wieder zurückzuziehen.“ Der Welpe in ihren Armen begann zu winseln, also schaukelte sie ihn etwas. Klingeling. „Das sehen Sie doch bestimmt auch so.“

Die Tierheimleiterin seufzte. „Ehrlich gesagt, solange der Welpe ein gutes Zuhause bekommt, ist mir das egal.“

„Natürlich.“ Warum erzählte sie dieser Frau, dass sie fast verlobt gewesen war?

Noch wichtiger, warum konnte sie diesen erstaunlichen Vorfall nicht einfach auf sich beruhen lassen? Es war ein Nicht-Ereignis, sonst wäre der mysteriöse Anders Kent jetzt nicht verschwunden.

„Wollen Sie den Hund denn nun oder nicht?“ Die Frau schob ihr ein Formular hin.

„Unbedingt.“ Chloe kritzelte ihren Namen auf die gepunktete Linie.

Schließlich war sie hier, um einen Welpen zu adoptieren, und nicht, um sich zu verloben.

Nicht jetzt.

Und auch nicht ein andermal.

Niemals.

„Mr. Kent.“ Edith Summers, Anders’ persönliche Assistentin, erhob sich, als er das Vorzimmer seines Büros betrat. „Wir haben heute gar nicht mehr mit Ihnen gerechnet.“

Anders nickte der älteren Frau zu. Smalltalk am Arbeitsplatz lag ihm nicht. Aber er hatte Mrs. Summers seit der Trauerfeier nicht mehr gesehen, und ihre Anwesenheit hatte etwas Tröstendes gehabt. Seinen Bruder und seine Schwägerin zu beerdigen war nicht einfach gewesen, und dank ihrer Nähe hatte er sich nicht ganz so allein gefühlt.

„Ich habe es mir anders überlegt.“ Er lächelte bemüht.

Er sollte mehr sagen, sich bei ihr bedanken oder wenigstens erwähnen, dass er sie in der Kapelle gesehen hatte. Aber dann fiel sein Blick auf den Namen seines Bruders an der polierten Eichentür neben seiner, und er schluckte die Worte wieder herunter.

Mrs. Summers entging es nicht. Sie straffte die Schultern und räusperte sich. Sie war schon lange genug seine Assistentin, um zu wissen, dass er jetzt Normalität brauchte. Normal war Arbeit. Normal waren Zahlen und Bilanzen und Besprechungen mit Investoren. Normal war für ihn, am Schreibtisch zu sitzen, wenn die Sonne aufging, und erst nach Hause zu fahren, wenn sie unterging …

Aber das würde sich jetzt ändern müssen, oder?

„Ich hole Ihnen einen Kaffee, und dann können wir Ihre Termine durchgehen“, sagte Mrs. Summers.

„Danke.“ Er sah ihr in die Augen, um seinen Dank auszudrücken – dafür, dass sie da gewesen war. Und dafür, dass sie nicht versuchte, ihm seine Gefühle zu entlocken, oder ihn aufforderte, wieder nach Hause zu fahren. Für so vieles.

„Gerne.“ Sie lächelte mitfühlend, und Anders musste tief durchatmen, als sie an ihm vorbeieilte.

Wie lange würde dieser Druck in seiner Brust noch anhalten?

Wann würde er sich endlich wieder stark fühlen – und nicht mehr so, als wäre sein Herz in einem Reißwolf geschreddert worden?

Monate. Jahre vielleicht.