Tanz der Liebe für den Milliardär - Teri Wilson - E-Book

Tanz der Liebe für den Milliardär E-Book

Teri Wilson

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Beschreibung

Tapfer wagt Ophelia einen Neuanfang als Designerin in Artem Drakes Schmuckimperium. Er ist von ihren Entwürfen begeistert und umwirbt sie sogar! Doch niemals darf er erfahren, welch grausames Schicksal sie gezwungen hat, ihre Karriere als gefeierte Ballerina aufzugeben …

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IMPRESSUM

Tanz der Liebe für den Milliardär erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2016 by Teri Wilson Originaltitel: „His Ballerina Bride“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRABand 66 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Patrick Hansen

Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733716578

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Diamonds are a girl’s best friends. Jedenfalls wurde das behauptet. Ophelia fand allerdings nicht, dass Diamanten ihre besten Freundinnen waren. Absolut nicht.

Nicht dass sie etwas gegen Diamanten an sich hatte. Im Gegenteil, sie liebte sie. Erst vor zwei Monaten hatte sie mit Diamanten ihren College-Abschluss gemacht. In Edelsteinkunde, um genau zu sein. Jedes Schmuckstück, das sie für ihr Projekt entworfen hatte, enthielt einen Diamanten. Diese waren so etwas wie ihre Lieblingssteine. Deshalb hatte sie mit der Arbeit bei Drake Diamonds ihren Traumjob gefunden – nun, da sie ihr altes Leben endgültig hinter sich gelassen hatte.

Nun, da sie ganz von vorn hatte anfangen müssen.

Sie liebte Diamanten noch immer. Nur bestimmte Diamanten gingen ihr in letzter Zeit auf die Nerven. Genauer gesagt: Diamanten in Verlobungsringen. Der Stress, den die winzigen Steinchen ihr bereiteten, stellte ihren Status als beste Freundinnen infrage.

Ophelia setzte ein Lächeln auf und konzentrierte sich auf die glitzernden Juwelen in der Vitrine. Atme. Atme einfach tief durch.

„Das ist er. Prinzessinnenschliff. Er ist perfekt für dich …“ Der Mann, der Ophelia gegenübersaß, streifte einen 2.3-Karat-Solitär auf den Ringfinger der Frau neben ihm. „Prinzessin.“

„Oh, hör auf. Du bringst mich wieder zum Weinen“, sagte seine Verlobte, den Blick auf den Diamanten an ihrer Hand gerichtet. Prompt rann eine einzelne Träne über ihre Wange.

Ophelia schob ihr eine Schachtel mit nach Rosen duftenden Papiertüchern hin.

An einem normalen Arbeitstag verbrauchte ihre Kundschaft mindestens zwei Schachteln davon. Am Wochenende doppelt so viel, zusammen mit zahllosen Gläsern Champagner und Dutzenden Petits Fours, die aussahen wie die blauen Geschenketuis mit der weißen Schleife, die es bei Drake Diamonds gab. Denn bei Drake Diamonds einen Verlobungsring auszusuchen war seit 1830 ein luxuriöses Erlebnis.

Ihre aktuellen Kunden achteten nicht darauf. Ihre Gläser waren noch gefüllt, die Petits Fours unberührt. Ophelia war sich ziemlich sicher, dass die beiden nur einander verschlingen wollten.

Ihr wurde weh ums Herz.

Seit Ophelias Diagnose waren sechs Monate vergangen. Ein halbes Jahr, um sich mit dem Schicksal abzufinden und sich in ihrer neuen Realität einzurichten. Sie würde niemals das Mädchen mit dem Diamanten am Finger sein. Niemals die glückliche Braut. Multiple Sklerose war eine ernste chronische Erkrankung, die jeden Aspekt ihrer Existenz veränderte. Es war schwer genug gewesen, dieses Schicksal für sich anzunehmen. Und sie würde nicht zulassen, dass es auch noch das Leben eines anderen auf den Kopf stellte. Wenigstens das konnte sie verhindern.

Es gab wenige Dinge, die sie in ihrem neuen Dasein unter Kontrolle hatte. Aber ihr Status als Single gehörte dazu. Sie hatte reichlich damit zu tun, Geld zu verdienen, im Tierheim auszuhelfen und so gesund wie möglich zu bleiben. Und mit dem fertig zu werden, was sie hinter sich gelassen hatte.

Trotzdem.

Jeden Tag daran erinnert zu werden, was sie nie bekommen würde, kostete Kraft.

„Kaum zu glauben. Er passt perfekt.“ Sie strahlte das junge Paar an und musste schlucken. „Soll ich ihn für Sie einpacken?“

„Ja, bitte.“ Der Mann ließ seine Freundin nicht aus den Augen. „In eines der edlen blauen Etuis?“

Ophelia nickte. „Natürlich. Es ist mir ein Vergnügen.“

Sie nahm den Ring und die Petits Fours – von denen die Braut behauptete, dass sie sich nicht mit ihrer Hochzeitsdiät vereinbaren ließen – und brachte sie nach hinten, um sie einpacken zu lassen. Dann ging sie in die Küche und warf die Süßigkeiten weg.

Sie blieb am Tresen stehen und starrte auf die endlosen Reihen von Silbertellern und Champagnergläsern. Sobald ihre jetzigen Kunden gegangen waren, würde sie die nächsten zwei Petits Fours ausgeben. Und die nächsten zwei Champagnergläser. An ein bis über beide Ohren verliebtes Paar.

Ich kann so nicht weitermachen.

Das hier war nicht geplant gewesen. Sie hatte als Schmuckdesignerin arbeiten und die edlen Stücke in den Vitrinen entwerfen und anfertigen wollen. Verliebte Paare zu betreuen war nicht der Plan gewesen.

Aber sie wusste, dass sie dankbar sein sollte. Irgendwo musste sie schließlich anfangen, und beim Verkaufspersonal war der Job im zehnten Stock bei den Verlobungsringen am begehrtesten. Sie musste sich Zeit lassen. Irgendwann würde sie der Geschäftsleitung zeigen, was sie konnte, und sich zum Schmuckdesign versetzen lassen.

Einen Tag nach dem anderen. Ich schaffe es.

Sie musste nur noch eine Weile durchhalten. Aber vielleicht wären all die glücklich verlobten Paare mit einem kleinen Kuchen im Bauch leichter zu ertragen.

Warum nicht? Niemand sah sie. Alle anderen waren im Verkaufsraum.

Ophelia war keine Rebellin. Sie hatte noch nie gegen irgendwelche Regeln verstoßen. Und was hatte es ihr eingebracht, dass sie immer ein braves Mädchen gewesen war? Das Leben war ungerecht. Das hätte sie längst lernen müssen.

Sie schloss die Augen und biss in ein Petit Four. Als es im Mund schmolz, dachte sie an die heilenden Kräfte des Zuckers und der Glasur. Ein Kuchen war vielleicht nicht das Beste für ihren Körper, aber er tat ihrer geschundenen Seele gut.

Endlich hatte sie etwas Positives daran gefunden, keine professionelle Balletttänzerin mehr zu sein: Kuchen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt etwas Süßes gegessen hatte. Nicht einmal an ihrem Geburtstag.

„Mein Gott, wo bist du mein ganzes Leben gewesen?“, flüsterte sie.

„Entschuldigen Sie meine Verspätung“, erwiderte eine sinnliche Männerstimme.

O Gott.

Ophelia riss die Augen auf.

Zu ihrem Entsetzen war die amüsierte Antwort nicht von dem Kuchen gekommen, sondern von ihrem Chef. Artem Drake höchstpersönlich. Ein Playboy im Smoking.

„Mr. Drake.“

Was tat er hier? Niemand hatte ihn zu Gesicht bekommen, seit er Drake Diamonds von seinem Vater geerbt hatte. Es sei denn, die Fotos in Page Six zählten.

Du meine Güte. In Wirklichkeit war er tausendmal aufregender als im Internet. Wie war das möglich?

Ophelia betrachtete das kantige Kinn, den wissenden Blick aus den dunklen Augen und die Andeutung eines Grübchens an der linken Wange. Ihre Knie wurden weich. Sein Smoking saß tadellos. Aber es war sein Gesichtsausdruck, der ihr unter die Haut ging. Wie die Katze, die die Sahne entdeckt hatte.

Der Mann war die personifizierte Dekadenz.

Sie schluckte. Mühsam. „Es ist nicht so, wie es aussieht.“

Sie durfte sich nicht dabei erwischen lassen, wie sie ein Petit Four aß. Die waren für Kunden, nicht für Mitarbeiter. Sie ließ den Kuchen fallen wie eine heiße Kartoffel. Er landete zwischen ihnen auf dem Fußboden, und ein Krümel hüpfte auf einen von Artems auf Hochglanz polierten Schuhen.

Was um alles auf der Welt fiel ihr ein?

Er schaute nach unten und zog eine Augenbraue hoch. In Ophelias Bauch stiegen Schmetterlinge auf. Toll. Sie hatte sich schon zur Idiotin gemacht, und jetzt brachte sie eine einzelne Braue aus der Fassung. Die Augenbraue ihres Chefs.

„Oh, gut“, sagte er und klang, als würde er ein Lachen unterdrücken. „Danke, dass Sie das aufgeklärt haben. Ich dachte schon, ich hätte eine meiner Angestellten dabei ertappt, wie sie eine der speziell für uns angefertigten, fünfzehn Dollar teuren Süßigkeiten isst, die wir unseren Kunden servieren.“

Die Petits Fours kosteten fünfzehn Dollar pro Stück? Wahnsinn, selbst für Drake Diamonds. Sie waren lecker, aber nicht so lecker.

Ophelia warf einen Blick auf den Kuchen zu ihren Füßen, und ihr Magen knurrte. Okay, vielleicht waren sie doch ihr Geld wert. „Ich …“

„Und? Was wollen Sie mir jetzt erzählen? Sind Sie eine weggelaufene Verlobte, die sich in meiner Küche versteckt?“ Er schaute wieder nach unten. „Haben Sie kalte Füße bekommen? Hübsche, kalte Füße?“

„Eine Verlobte? Ich? Nein, ganz bestimmt nicht.“ Früher einmal, ja. Aber wie so viele Dinge hatte auch das sich geändert. „Ich meine, nein. Einfach … nein.“

Halt den Mund. Sie machte es nur noch schlimmer, aber irgendwie schien sie nicht mehr klar denken zu können.

Hübsche, kalte Füße …

„Sie arbeiten also für mich?“ Er verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Theke, das perfekte Abbild eleganter Lässigkeit.

Wieso trug er um zehn Uhr vormittags einen Smoking? Noch dazu an einem Werktag? War das bei Milliardären so üblich?

Wahrscheinlich.

Sie dachte an die zahllosen Fotos, auf denen junge, hübsche Frauen an seinem Arm gelehnt hatten. Manchmal zwei oder drei gleichzeitig.

„Ja.“ Das Heiratswort. Ihr wurde heiß. Sie räusperte sich. „Ich bin in der Abteilung für Verlobungsringe.“

Sein Mundwinkel zuckte. Das fand er also komisch. „Und Sie heißen?“

„Ophelia.“ Sie zögerte. „Ophelia Rose.“ Wenigstens hatte sie ihm ihren richtigen Nachnamen genannt, nicht den Künstlernamen, den sie die letzten acht Jahre benutzt hatte. Sich nicht mehr Ophelia Baronova zu nennen war ihr am schwersten gefallen. Als würde sie damit diese Person auslöschen.

Sie existiert nicht mehr.

Ophelia biss sich auf die Lippe. „Dann bin ich Ihr Chef“, sagte Artem Drake.

Die Situation wurde immer eigenartiger.

„Kommen Sie, Ophelia Rose. Schauen Sie nicht so traurig drein. Ich werde Sie nicht feuern, weil Sie einer Versuchung nachgegeben haben.“ Er lächelte.

Zweifellos kannte er sich mit Versuchungen aus. Wie konnte ein Mann so unglaublich sexy aussehen?

„Gut.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. Auf die Idee, dass er sie feuern könnte, war sie gar nicht gekommen. Es fiel ihr einfach nur schwer, Artem ernst zu nehmen, denn seit sie hier arbeitete, hatte sie ihn noch nie zu Gesicht bekommen. Wenn er glaubte, dass sie Angst vor ihm hatte, dann war das eben so. Ihr war das recht. Sie hatte nicht vor, ihren Arbeitgeber in ihre kaputte Seele blicken zu lassen.

Ihr Arbeitgeber …

Wann würde sich ihr wieder die Gelegenheit bieten, unter vier Augen mit Artem Drake zu reden? Wahrscheinlich nie. Sie würde so schnell nicht wieder in die Küche gehen. Sie musste diese Chance nutzen. Wenn nicht, würde sie es bereuen, sobald sie im Verkaufsraum vor dem nächsten Verlobungspaar stand.

Jetzt oder nie.

Aber vielleicht sollte sie erst den Kuchen aufsammeln.

Artem Drake konnte noch nicht fassen, dass die wunderschöne Frau, die gerade vor ihm auf die Knie fiel, für ihn arbeitete. Irgendwie erschien es ihm noch immer geradezu lachhaft, dass jemand in dieser ehrwürdigen Institution an der Fifth Avenue sich vor ihm rechtfertigen musste.

Zugegeben, sein Name stand an der Vorderfront des Gebäudes. Und auf den Geschenktüten. Und den legendären blauen Etuis. Aber mit der Leitung des Geschäfts hatte er nie viel zu tun gehabt. Darum hatte sein Vater sich gekümmert. Und jetzt, wo sein Vater nicht mehr da war, sollte die Verantwortung eigentlich auf den Schultern seines älteren Bruders lasten. Dalton verbrachte hier so viel Zeit, dass er ein Klappsofa in seinem Büro hatte. Verdammt. Artem hatte nicht mal ein Büro.

Oder eine Vorstellung davon, wie viel diese albernen kleinen Kuchen kosteten. Er hatte sich einfach einen Preis ausgedacht. Und diese hübsche junge Frau fast zum Weinen gebracht. Vielleicht war er doch dazu bestimmt, den Laden zu führen. Sein Vater hatte es geliebt, Menschen zum Weinen zu bringen.

Die Frau vor ihm hatte etwas Zartes an sich. Etwas unglaublich Anmutiges. Ihr Hals war wie geschaffen für Diamanten.

„Stehen Sie auf“, sagte Artem strenger, als er beabsichtigt hatte. Aber wenn sie weiter vor ihm kniete, würde er gleich jede Professionalität verlieren.

Sie wischte die letzten Krümel mit einer Serviette auf und erhob sich so grazil, dass die Luft um sie herum zu tanzen schien. „Ja, Sir.“

Das Sir gefiel ihm. Aber er hatte hier andere Dinge zu tun und sollte schleunigst wieder verschwinden. Er stieß sich von der Theke ab und zupfte an seinen Ärmeln. Seit dem Gala-Sinfoniekonzert gestern Abend vermisste er einen seiner Manschettenknöpfe. Vielleicht würde er sich auf dem Weg nach draußen ein neues Paar besorgen. Nachdem er bei seinem Bruder kapituliert hatte.

Er räusperte sich. „Das hier war sehr interessant, aber jetzt habe ich etwas zu erledigen. Und bestimmt müssen Sie auch wieder an die Arbeit.“

Konnte man noch lächerlicher klingen? Ich habe etwas zu erledigen. Und bestimmt müssen Sie auch wieder an die Arbeit. So etwas hatte er noch nie im Leben von sich gegeben. Dalton dagegen tat es dauernd. Vermutlich redete er so auch mit seinen Freundinnen.

„Warten sie“, platzte Ophelia heraus, als er zur Tür ging. „Bitte, Mr. Drake. Sir.“

Er drehte sich um. „Ja, Miss Rose?“

„Ich hätte gern einen Termin bei Ihnen. Sobald es Ihnen passt, natürlich.“ Sie hob das Kinn, und ihr Hals schien länger zu werden.

Du meine Güte, dieser Hals. Artem ließ seinen Blick an ihm hinabwandern, bis zum zarten Grübchen darunter. Genau dort, auf der makellosen Porzellanhaut, würde ein Diamant perfekt aussehen. Artem hatte noch nie einen so schönen Teint gesehen. Sie sah fast aus, als hätte sie noch nie einen Fuß vor die Tür gesetzt. Als wäre sie aus dem reinsten, hellsten Marmor. Als gehörte sie nicht hierher, sondern in ein Museum. Was um Himmels willen hatte sie hinter einem Verkaufstresen in einem Juweliergeschäft verloren?

Er sah ihr wieder ins Gesicht, und ihre Wangen verfärbten sich. „Einen Termin? Bei mir?“

Es hatte schon schlimmere Ideen gegeben.

„Ja. Einen geschäftlichen Termin. Ich habe ein paar Entwürfe, die ich Ihnen zeigen möchte. Ich weiß, im Moment arbeite ich im Verkauf, aber ich bin ausgebildete Edelsteinkundlerin.“

Artem wusste nicht, warum er das so überraschend fand. Dabei schafften es nur wenige Menschen, ihn zu überraschen. Er wünschte, es käme häufiger vor. Ophelia Rose erschien ihm von Minute zu Minute rätselhafter.

Außerdem war sie seine Angestellte, jedenfalls für die nächsten zehn Minuten oder so. Ihr Hals hatte ihn nicht zu interessieren. Oder die sanften Hügel ihrer Brüste unter dem altmodischen elfenbeinfarbenen Oberteil ihres Kleids. Oder wie sich ihr kleiner Po an seinen Handflächen anfühlen würde. An all das durfte er auf keinen Fall denken.

„Edelsteinkundlerin? Wirklich?“, fragte er, den Blick auf ihrem Gesicht. Um Himmels willen, für seine Selbstbeherrschung hatte er einen Orden verdient.

Sie nickte. „Ich habe einen Abschluss an der New York School of Design gemacht. Mit Auszeichnung.“

„Oh, dann muss ich Ihnen gratulieren. Sie hätten vielleicht sogar eine Feier verdient.“ Er konnte nicht anders. „Mit Kuchen.“

Sie errötete noch mehr. „Ehrlich gesagt, ich hätte lieber den Termin. Nur eine halbe Stunde, um Ihnen meine Entwürfe zu zeigen. Mehr brauche ich nicht.“

Sie war hartnäckig, das musste er ihr lassen. Hartnäckig und sehr ernst.

Und mutig. Schließlich hatte er sie gerade dabei erwischt, wie sie sich einen Kuchen in den Mund schob. Kuchen, der für Liebespaare vorgesehen war, die tausend Dollar für einen Drake-Diamanten ausgaben. Und sexy war sie auch noch.

Artem fragte sich, wie viel sie verdiente. Er hatte keine Ahnung. „Es tut mir leid, aber das geht nicht.“

Sie machte einen Schritt auf ihn zu, und ihr Duft stieg ihm in die Nase. Warm und süß. Vanille vielleicht. Sie duftete wie ein Dessert, was ihm irgendwie ganz natürlich vorkam. „Können Sie nicht oder wollen Sie nicht?“

Er zuckte mit den Schultern. „Beides, nehme ich an.“

Sie öffnete den hübschen Mund, um zu protestieren, und er hob eine Hand. „Miss Rose, bevor Sie noch mehr Ihrer wertvollen Zeit verschwenden, sollten Sie etwas wissen: Ich trete als Vorstandsvorsitzender zurück.“

Sie schwieg einen Herzschlag lang, und er fragte sich, warum er einer Wildfremden seine Pläne verriet, bevor er sie mit seinem Bruder besprach. Vermutlich lag es daran, dass er gestern Abend zu viel getrunken hatte. Oder an dem traurigen, gehetzten Ausdruck in Ophelias blauen Augen. Augen in der Farbe von Kaschmir-Saphiren.

Er durfte sie nicht glauben lassen, dass er etwas für sie tun konnte. Nicht, wenn er sie nie wiedersehen würde.

„Zurücktreten?“ Sie runzelte die Stirn. „Das können Sie nicht. Das hier ist Drake Diamonds, und Sie sind ein Drake.“

Nicht der richtige Drake. „Ich verlasse die Firma, nicht die Familie.“ Obwohl er eigentlich nie dazugehört hatte. Nicht so wie Dalton. Oder ihre Schwester Diana.

„Aber Ihr Vater hat Ihnen das Kommando übergeben.“ Ihre Stimme klang so zart wie eine Feder. Ja, genau daran erinnerte sie ihn. An einen Vogel. Einen Schwan. Ein wunderschöner, strahlend weißer Schwan. „Und danach müssen Sie handeln.“

Er schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht, wovon er sprach, und er hatte nicht vor, es ihr zu erklären. Er hatte bereits zu viel gesagt. Außerdem ging es sie nichts an. „Ich versichere Ihnen, es ist besser so. Und vertraulich.“

„Oh, ich erzähle es nicht weiter.“

„Ich weiß.“ Er zeigte auf das Petit Four, das sie vom Fußboden gekratzt hatte. „Sie bewahren mein Geheimnis, und ich Ihres. Klingt das fair, Prinzessin?“

Seine Neuigkeit würde ohnehin nicht lange geheim bleiben. Daltons Büro war nur ein paar Schritte entfernt. Hätte Artem nicht Ophelias sinnliche Ode an den Kuchen gehört und einen kurzen Umweg gemacht, wäre die Entscheidung längst gefallen.

Vielleicht sollte er sich mit ihr verabreden. Vielleicht sollte er seinem Bruder von ihr erzählen. Ich trete zurück. Und bevor ich es vergesse, eine unserer Verkäuferinnen möchte unsere nächste Kollektion entwerfen …

Besser nicht.

„Na gut. Es war nett, Sie kennenzulernen, Mr. Drake.“ Sie gab ihm ihre freie Hand, und er schüttelte sie. „Und mein herzlichstes Beileid.“

Die letzten Worte sprach sie leise und atemlos aus, und Artem ahnte, dass Ophelia Rose mit den traurigen Saphir-Augen selbst einen Verlust erlitten hatte.

„Danke.“ Ihre Hand fühlte sich in seiner klein an. Klein und unglaublich zart.

Dann zog sie die Hand zurück und straffte die Schultern. „Eins noch, Mr. Drake.“

Er unterdrückte ein Lächeln. „Ja?“

„Nennen Sie mich nicht Prinzessin.“

2. KAPITEL

„Also wirklich, Artem.“ Dalton warf einen abschätzigen Blick auf Artems offenen Kragen und die gelöste Fliege. „Dein Penthouse liegt keine drei Blocks entfernt. Ist es zu viel verlangt, dass du nach Hause gehst und dich umziehst, bevor du zur Arbeit kommst?“

Artem zuckte mit den Schultern und ließ sich in einen der antiken Sessel vor Daltons Schreibtisch fallen. „Lass es gut sein. Ich bin hier, oder?“

Körperlich jedenfalls. Seine Gedanken – und seine Libido – waren noch immer bei der rätselhaften Miss Rose in der Küche.

„Endlich. Es ist zwei Monate her, dass unser Dad gestorben ist. Welcher Tatsache verdanken wir die Ehre deiner Anwesenheit?“ Dalton drehte seinen edlen Füllfederhalter zwischen den Fingern. Mit so einem hatte auch ihr Vater immer geschrieben. Vielleicht war es sogar derselbe. Es wäre ein passendes Vermächtnis.

Jedenfalls passender, als Artem dieses Geschäft zu hinterlassen, in dem er bisher nur Schecks ausgegeben und an Wohltätigkeitsgalas teilgenommen hatte. Die einzige Drake, die in diesem Gebäude weniger Zeit verbrachte als er, war ihre Schwester Diana. Sie trainierte gerade mit ihrem Pferd, das natürlich Diamond hieß, für die Teilnahme an den Olympischen Spielen.

Artem kniff die Augen zusammen. „Ich war beschäftigt.“

„Beschäftigt“, wiederholte Dalton verächtlich. „Richtig. Ich glaube, ich habe in Page Six etwas darüber gelesen.“

„Und ich dachte, du liest nur die Wirtschaftsseiten. Erzähl mir nicht, dass du dich dazu herablässt, die Klatschpresse zu lesen.“

„Das muss ich doch, oder? Woher soll ich sonst wissen, was du gerade treibst?“ Daltons Lächeln wirkte angespannt.

Hinter Artems Schläfen begann es dumpf zu pochen, und ihm wurde bewusst, warum er dieses Treffen so lange hinausgeschoben hatte. Dalton und er hatten sich nie nahegestanden, aber wenigstens waren sie herzlich miteinander umgegangen, solange ihr Vater gelebt hatte. Das war jetzt offenbar vorbei.

Eigentlich konnte er Dalton verstehen. Sein älterer Bruder hatte bestimmt gehofft, die Firma zu übernehmen. Jeder hatte damit gerechnet.

Aber Dalton tat ihm nicht leid, schließlich bekam er genau das, was er wollte. Außerdem wollte Artem sich nicht die gute Laune verderben lassen. Er hatte einen angenehmen Gala-Abend hinter sich, der zu einem sexuell noch angenehmeren Morgen geführt hatte.

Seltsamerweise war es die unerwartete Begegnung mit Ophelia Rose, die diesen Tag perfekt machte. Er fand sie interessant. Und attraktiv. Sie hätte es ihm erträglich gemacht, jeden Tag zur Arbeit zu gehen, wenn er es vorgehabt hätte. Aber das hatte er nicht.

„Findest du nicht, dass es gute PR ist, den Namen Drake in den Zeitungen zu lesen?“, fragte Artem unbekümmert.

„PR? So nennt man das heutzutage?“ Dalton verdrehte die Augen.

Artem musste sich beherrschen, um nicht darauf hinzuweisen, wie dringend sein Bruder Sex brauchte. „Ich bin nicht hier, um über mein Privatleben zu diskutieren, Dalton. Auch wenn du es nicht glaubst, ich möchte mit dir übers Geschäft reden.“

Dalton nickte. Langsam. „Das freut mich zu hören. Sehr sogar.“