Ein Diamant ist erst der Anfang - Teri Wilson - E-Book
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Ein Diamant ist erst der Anfang E-Book

Teri Wilson

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Beschreibung

Das heiße Werbeplakat am Times Square beweist es deutlich: Zwischen Diana und dem argentinischen Polospieler Franco Andrade knistert es gewaltig! Steht etwa eine Verlobung der reichen Erbin mit dem Playboy an? Niemand ahnt etwas von dem geheimen Plan dahinter …

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IMPRESSUM

Ein Diamant ist erst der Anfang erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Teri Wilson Originaltitel: „It Started with a Diamond“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRABand 68 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Valeska Schorling

Umschlagsmotive: shutterstock_HighKey

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733716592

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Diana Drake wusste zurzeit nicht gerade viel, aber eines war glasklar: In diesem Augenblick hätte sie ihren Bruder am liebsten erwürgt.

Nicht ihren älteren Bruder, Dalton. Was ihn anging, brachte sie es nicht fertig, echte Empörung aufzubringen, auch wenn er bestimmt mitverantwortlich für ihre gegenwärtige Misere war.

Aber Dalton kam ungeschoren davon. Vorerst zumindest.

Zumal sie ihm eine Menge schuldig war. Sie wohnte nämlich schon seit ein paar Monaten mietfrei in seinem mondänen Apartment an der Upper East Side, weil er nicht mehr in New York, sondern irgendwo an der französischen Riviera lebte, wo er seine Krone polierte oder auf einem Thron saß oder womit auch immer man sich als Prinz so den Tag vertrieb.

Deshalb bekam Dianas jüngerer Bruder Artem jetzt als Einziger ihren ganzen Frust ab. Was vielleicht nicht ganz unproblematisch war, da er inzwischen ihr Chef war.

Streng genommen.

Irgendwie.

„Ich pack das einfach nicht“, platzte sie in seinem Riesenbüro im neunten Stock von Drake Diamonds heraus, dem legendären Juwelier an der Ecke Fifth Avenue und 57th Street – direkt in Manhattans glitzernder Innenstadt.

Diana hatte zwar nicht ihr ganzes Leben umgeben von Diamanten und hübschen blauen Samtschatullen mit weißen Satinschleifen verbracht so wie Dalton. Sie führte auch nicht die Geschäfte, so wie Artem. Aber soweit sie wusste, war sie immer noch Mitglied der Familie. Eine Drake, genauso wie die anderen.

War es wirklich notwendig, sie damit zu demütigen, sie als Verkäuferin in die schrecklichste Abteilung des Ladens zu stecken?

„Verlobungsringe? Im Ernst?!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte Artem wütend an. Es war nach wie vor irgendwie schräg, ihn hinter dem Schreibtisch ihres Vaters sitzen zu sehen. Gaston Drake war inzwischen zwar seit fast einem Jahr tot, doch sein Geist war immer noch allgegenwärtig.

Zu gegenwärtig. Manchmal geradezu erstickend.

„Dir auch einen guten Morgen, Diana“, antwortete Artem gelassen und glättete seine Krawatte, die exakt die gleiche Farbe hatte wie die blauen Samtschatullen des Ladens: Drake-blau.

Könnte er nicht wenigstens so tun, als würde ihr Ausbruch ihn zumindest ein kleines bisschen einschüchtern?

Diana seufzte tief. „Ich pack das nicht, Artem. Ich mach alles, aber nicht das.“ Sie wedelte Richtung Verlobungsringabteilung.

Artem musterte sie nur belustigt und warf einen demonstrativen Blick auf seine Uhr. „Verständlich. Es sind immerhin schon drei Stunden. Wie hast du nur so lange durchgehalten?“

„Drei qualvolle Stunden!“ Wieder seufzte sie melodramatisch. „Warst du überhaupt schon mal da?“

„Als Geschäftsführer schaue ich ab und zu mal rein, ja.“

Ach so. Stimmt.

Trotzdem bezweifelte Diana, dass er jemals Ringe an frisch Verlobte verkauft hatte. Ein solches Schicksal würde sie noch nicht mal ihrem schlimmsten Feind wünschen.

Heute Morgen hatte sie doch tatsächlich mit angehört, wie ein erwachsener Mann und eine erwachsene Frau Babysprache miteinander gesprochen hatten. Schon allein bei der Erinnerung daran drehte sich ihr der Magen um. So etwas müsste verboten werden!

Ihr Blick fiel auf den Stubenwagen in einer Ecke des Büros. Sie konnte immer noch nicht fassen, dass ihr Bruder inzwischen Vater war. Und Ehemann. Es war total irre – vor allem, wenn man bedachte, was für ein abgrundtief mieses Vorbild ihr Vater gewesen war.

Bleib ganz professionell.

Sie würde bei Artem nichts erreichen, wenn sie ihm als seine Schwester gegenübertrat. Bei diesem Gespräch ging es um das Geschäft, nicht mehr und nicht weniger. Sie musste ihm klarmachen, dass es nicht nur für sie gut wäre, die Verlobungswelt zu verlassen, sondern auch für den Laden.

Erst vor einer halben Stunde hatte sie sich fest auf die Zunge beißen müssen, als ein Mann sie wegen eines Verlobungsrings um Rat gebeten hatte. Sie hätte ihm fast empfohlen, sein Geld lieber in etwas Vernünftiges statt einen Klunker im Wert von drei Monatsgehältern zu stecken, da die Chance, mit seiner Freundin glücklich bis ans Ende ihrer Tage zu leben, sowieso verschwindend gering war.

Mal vorausgesetzt, dass seine Freundin seinen Antrag tatsächlich annahm, lag die Wahrscheinlichkeit, es bis zum Altar zu schaffen, bei achtzig Prozent. Danach standen die Chancen fifty-fifty, dass die Ehe hielt. Und sogar, wenn sie Mann und Frau blieben, bis dass der Tod sie schied, hieß das noch lange nicht, dass sie glücklich miteinander sein würden. War überhaupt jemand glücklich verheiratet?

Dianas Mutter war treu an der Seite ihres Mannes geblieben – sogar nachdem sie herausgefunden hatte, dass er ein Kind mit der Haushälterin gezeugt hatte. Sie hatte es sogar mit großgezogen. Von einer glücklichen Ehe konnte da beim besten Willen nicht die Rede sein.

Besagtes Kind war inzwischen ein Mann und saß jetzt vor Diana hinterm Schreibtisch. Sie war zusammen mit Artem aufgewachsen und liebte ihn abgöttisch. Er war ihr Bruder, kein Zweifel.

Mit Artem hatte sie auch kein Problem. Aber sehr wohl mit ihrem Vater und dem Konzept der Ehe an sich. Die Ehe brachte nichts als Leid.

Ihre Mutter war der beste Beweis.

Aber vermutlich hätte Diana sogar dann nichts weiter als Verachtung für sündhaft teure Verlobungsringe übrig, wenn sie in einer richtigen Bilderbuchfamilie aufgewachsen wäre. Das war schlicht und ergreifend eine Frage der Statistik. Denn laut Statistik konnte man sein Geld genauso gut in den Hudson River werfen.

So etwas durfte man allerdings nicht laut aussprechen, wenn man in der Verlobungsabteilung arbeitete. Drake Diamonds hatte Diana nämlich ihr ganzes Leben lang finanziell unterstützt.

Also hatte sie brav die Klappe gehalten.

„Ich sage ja nur, dass meine Talente anderswo besser eingesetzt werden könnten.“

„Ach, tatsächlich?“ Artem musterte sie eingehend. Einer seiner Mundwinkel zuckte belustigt. Diana wusste genau, was er jetzt sagen würde. „Und was für Talente wären das?“

Bingo!

„Fang nicht schon wieder so an!“ Sie hatte keine Lust, über ihren Unfall zu sprechen. Am liebsten würde sie nie wieder darüber reden.

Artem hob mit gespielter Abwehr die Hände. „Ich habe nichts gesagt. Ich will dich nur darauf hinweisen, dass du keine Arbeitserfahrung hast. Und keine Ausbildung. Ich sage das ja nur ungern, Schwesterherz, aber deine Möglichkeiten sind begrenzt.“

Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, sich an der Universität von New York einzuschreiben, erwähnte das jedoch nicht. Einen Abschluss würde sie sowieso nicht über Nacht schaffen. Leider. Sie hatte zwar immer studieren wollen, hatte aber so viel trainiert und an so vielen Turnieren teilgenommen, dass sie einfach nicht die Zeit gefunden hatte. Und jetzt war sie sechsundzwanzig Jahre alt und ohne jede Ausbildung.

Hätte sie in den letzten zehn Jahren doch nur etwas weniger Zeit auf Pferderücken und mehr im Hörsaal verbracht …

Sie räusperte sich. „Muss ich dich wirklich daran erinnern, dass der Laden zu einem Drittel mir gehört? Du und Dalton seid nicht die einzigen Drakes hier!“

„Nein, aber wir sind die einzigen, die hier jemals gearbeitet haben.“ Artem warf wieder einen Blick auf seine Uhr, stand auf und knöpfte sein Jackett zu. „Hör mal, halt einfach eine Weile durch. Wenn du erst mal begriffen hast, worauf es ankommt, versuchen wir, eine andere Position für dich zu finden. Okay?“

Eine Weile?!

Und wie lange sollte das dauern? Eine Woche? Einen Monat? Ein Jahr? Diana hätte Artem gern gefragt, traute sich jedoch nicht. Sie wollte nicht jammern, und schon gar nicht wollte sie den schrecklichen Namen Drake ins Spiel bringen. Aber leider war dieser Name gerade ihr einziger Ass im Ärmel.

Ach, wie tief die Mächtigen gefallen sind.

„Komm mit.“ Artem ging an ihr vorbei. „Wir haben für heute Nachmittag ein Fotoshooting in der Verlobungswelt. Das wird bestimmt interessant für dich.“

Sie war froh, dass sie hinter ihm ging. So konnte er wenigstens nicht ihr genervtes Augenverdrehen sehen. „Jetzt sag nicht, dabei ist ein Hochzeitskleid im Spiel!“

„Entspann dich, Schwesterherz. Wir fotografieren Manschettenknöpfe. Die Fotografin will die Abteilung nur nutzen, weil man von dort den besten Blick auf Manhattan hat.“

Die Aussicht war wirklich schön – vor allem jetzt im Frühling, wenn die japanischen Kirschbäume blühten.

Genervt folgte Diana ihrem Bruder in die Ecke, wo die Fotografin gerade zwei große Scheinwerfer aufstellte. Mehrere Kameraobjektive in verschiedenen Größen lagen auf einer Vitrine bereit.

Diana legte ein Samttuch unter die Objektive, um das Glas zu schützen, und versuchte, sich weiter nützlich zu machen. Wenn sie sich hier einbrachte, konnte sie sich vielleicht für eine oder zwei Stunden davor drücken, sich mit irgendwelchen Verlobten auseinanderzusetzen.

Man darf ja wohl noch träumen, oder?

„Ist unser Model schon da?“, erkundigte sich die Fotografin. „Ich bin nämlich so weit, und in einer Stunde ist schon Sonnenuntergang. Ich würde gern diese tolle Aussicht einfangen, bevor es zu spät ist.“

Diana warf einen Blick aus dem Fenster. Der Himmel hatte einen violetten Schimmer, und der Abendwind wehte rosa Blütenblätter über die Fifth Avenue. Die Sonne versank gerade hinter den Wolkenkratzern. Ja, das Licht und der Hintergrund waren perfekt …

… nur, wo blieb das Model?

Artem warf wieder einen Blick auf seine Armbanduhr und blickte stirnrunzelnd Richtung Tür. Diana putzte schon mal die sechs Paare Manschettenknöpfe, die Artem für das Shooting rausgesucht hatte. Hauptsache, sie konnte etwas Zeit herausschinden.

Als sie gerade nach dem letzten Paar griff, hörte sie Artem erleichtert aufseufzen. „Da ist er ja.“

Diana hob den Blick zu dem Mann, der auf sie zuschlenderte, und erstarrte. Hatte sie etwa Wahnvorstellungen? Hatte ihr Sturz auf den Kopf vor einigen Monaten doch größeren Schaden angerichtet, als die Ärzte gesagt hatten?

Nein, mit mir ist alles in Ordnung. Es geht mir gut. Bestens sogar.

Leider fühlte es sich nicht so an. Seit Dianas Unfall war nichts mehr wie vorher, und sie bezweifelte, dass sie je einen Weg zurück finden würde. Niemand konnte die Scherben wieder zusammenfügen. Deshalb hatte sie endgültig einen Schlussstrich gezogen und fing hier von vorne an. Begann ein neues Leben. Ein normales Leben, ruhig und sicher. Sie würde sich zwar erst mal daran gewöhnen müssen, aber das würde sie schon irgendwie hinkriegen.

Schließlich fingen viele Menschen irgendwann mal von vorn an, oder?

Sie hatte wenigstens einen Job. Eine Wohnung und eine Familie. Und es gab Schlimmeres, als eine Drake zu sein.

Der Job hier war ein Neuanfang. Sie war jetzt Juwelierin. Ihre Vergangenheit war vorbei.

Bis auf die verstörende Tatsache, dass ein gewisser Mann aus ihrer Vergangenheit in diesem Augenblick geradewegs auf sie zukam.

Jetzt, in der Gegenwart.

Franco Andrade.

Oh nein, ausgerechnet! Warum nur?

Sie musste raus hier. Vielleicht sollte sie unauffällig hinter einen der Tresen schlüpfen – zurück zu ihren Champagner schlürfenden Bräuten und Bräutigamen. Noch nie war es ihr so verlockend vorgekommen, Verlobungsringe an den Mann zu bringen.

Als sie die Manschettenknöpfe in ihre Schatullen zurücklegte, fiel ihr in ihrer Hast einer herunter. Entsetzt sah sie ihn von einem von Artems Schuhen abprallen und über den plüschigen Drake-blauen Teppich rollen – direkt auf Franco zu.

Das hatte sie jetzt davon, sich bei Artem beschwert zu haben. Dass sie Firmenerbin war, hieß noch lange nicht, dass sie sich auch wie eine aufführen konnte. Hochmut kam bekanntlich vor dem Fall. Und machte schlechtes Karma.

Ihres verschwendete jedenfalls keine Zeit.

Diana kniete sich hin, um den abtrünnigen Manschettenknopf zu suchen. Am liebsten wäre sie vor Scham im Erdboden versunken. Es gab also doch Schlimmeres, als verknallten Männern dabei zu helfen, Verlobungsringe auszusuchen.

Artem stellte sich geschickt und schützend neben sie und hielt Franco eine Hand hin. „Mr. Andrade, endlich lernen wir uns mal kennen.“

Mr. Andrade.

Er war es also wirklich. Bis zu diesem Augenblick hatte Diana sich noch an der Hoffnung festgeklammert zu halluzinieren. Oder auf einen Doppelgänger. Was natürlich völlig absurd war. Männer mit Franco Andrades gutem Aussehen gab es nun mal nicht im Doppelpack. Seine markanten Gesichtszüge waren eine echte Rarität – so etwas kam nur alle Jubeljahre vor.

Fragte sich nur, was er hier wollte? War er etwa das Model für die neue Kampagne? Oh Gott, bitte nicht!

Vielleicht war das hier ja nur ein schlechter Scherz. Vielleicht wollte Artem sie damit auf völlig unpassende Weise aus dem Laden befördern, damit sie in ihr altes Leben zurückkehrte.

Zum zweiten Mal an diesem Tag wäre sie ihm am liebsten an die Gurgel gesprungen, weil er Franco hergeholt hatte. Was für eine Schnapsidee von ihr, in den Laden ihrer Familie einzusteigen!

Als ob sie eine andere Wahl gehabt hätte.

Sie verdrängte die Erinnerung an Artems Hinweis auf ihre mangelnde Ausbildung und Arbeitserfahrung und konzentrierte sich auf ihre jetzige demütigende Aufgabe. Wo zum Teufel steckte dieser dämliche Manschettenknopf?

„Hab dich“, flüsterte sie triumphierend, als sie aus dem Augenwinkel etwas Silbernes aufblitzen sah. Doch als sie danach greifen wollte, hockte Franco Andrade sich vor ihr hin und versperrte ihr mit seinem lächerlichen männlich gebauten Körper den Blick. „Erlauben Sie?“

Sie erschauerte. War seine Stimme schon immer so köstlich tief und männlich gewesen? Der Mann könnte das Alphabet vorlesen, und man würde weiche Knie bekommen.

„Hier.“ Franco hielt ihr den Manschettenknopf hin. Seine Handfläche war rau und schwielig. Ein deutlicher Kontrast zu seinem maßgeschneiderten Smoking.

Allerdings trug er keine Fliege, und seine Ärmel waren nicht zugeknöpft. Er sah aus, als komme er direkt aus dem Bett einer Frau und hätte sich nur rasch den Armanianzug vom Vorabend übergestreift.

Was vermutlich sogar stimmte.

„Danke“, murmelte sie, wobei sie seinem Blick auswich.

„Moment mal.“ Er schloss die Hand um den Manschettenknopf und legte den Kopf schief, um ihr Gesicht besser zu sehen. „Kennen wir uns nicht?“

Heftig schüttelte sie den Kopf. „Ich glaube nicht.“

„Ich schon“, erwiderte er belustigt. Noch immer machte er keine Anstalten, ihr den Knopf zu geben.

Schön, sollte er ihn doch behalten! Sie hatte Besseres zu tun. Zum Beispiel, Turteltäubchen dabei zu fotografieren, wie sie Verlobungsringe anprobierten. Aber alles war besser als das hier.

Sie sprang auf. „Hier scheint inzwischen alles vorhanden zu sein. Ich gehe dann mal …“

„Warte, Diana“, sagte Artem bestimmt.

Na toll!

Nur widerstrebend blieb Diana stehen. Sie befürchtete, dass Artem sein Versprechen, ihr einen anderen Job zu geben, sonst womöglich rückgängig machen würde und sie bis in alle Ewigkeit in der Verlobungsringabteilung versauern musste.

Im Gegensatz zu ihr erhob Franco sich so lässig, als habe er alle Zeit der Welt. Als sei es selbstverständlich, dass alle auf ihn warten mussten – der Sonnenuntergang über Manhattan eingeschlossen.

„Mr. Andrade, ich bin Artem Drake, Geschäftsführer von Drake Diamonds.“ Artem zeigte auf Diana. „Und das ist meine Schwester, Diana Drake.“

„Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte sie steif und verschränkte abweisend die Arme vor der Brust. Als Artem ihr einen ermahnenden Blick zuwarf, setzte sie ein künstliches Lächeln auf und hielt Franco die Hand hin.

Franco senkte den Blick zu ihren ausgestreckten Fingern. Er wartete eine Sekunde, bis er den Manschettenknopf in ihre Handfläche fallen ließ.

„El placer es mío“, sagte er mit einem schwachen argentinischen Akzent. Das Vergnügen ist ganz meinerseits.

Diana erschauerte wieder, versuchte sich jedoch einzureden, dass das nichts zu bedeuten hatte. Franco war ein schöner Mann, das war alles. Es war völlig normal, körperlich auf ihn zu reagieren, auch wenn seine breiten Schultern und seine dunklen glühenden Augen sie auf der Verstandesebene natürlich völlig kaltließen.

Franco Andrade hatte erhebliche Charaktermängel, aber er war schon immer umwerfend attraktiv gewesen. Das war zwar unfair, aber das Leben war nun mal nicht immer fair, oder? Das wusste sie aus bitterer Erfahrung.

Diana schluckte den plötzlichen Kloß in ihrem Hals hinunter und hörte Francos Räuspern nur wie durch einen Nebel.

„Wollen wir anfangen? Ich glaube, wir sollten das Licht nutzen.“ Artem stellte Franco der Fotografin vor, die bei seinem Anblick förmlich dahinschmolz.

Diana unterdrückte ein Würgen und versuchte, sich unauffällig zu verdrücken. Leider vergeblich, denn Artem winkte sie zu sich. „Diana, kommst du mal bitte?“

Wieder zwang sie sich zu einem Lächeln und ging zum Fenster, wo die Fotografin Franco seine Position erklärte und dabei unnötig oft Hand anlegte. Sie hatte ihm seine Verspätung offensichtlich verziehen. War ja klar.

Diana wandte der ekelerregenden Szene den Rücken zu und konzentrierte sich auf Artem, der etwas in sein iPhone tippte. „Du brauchst mich?“

Er hob den Blick von seinem Handy. „Ja. Kannst du Mr. Andrade bitte ein Paar Manschettenknöpfen anlegen?“

Verdattert sah sie ihn an. „Äh … ich?“

„Ja, du. Wo liegt dein Problem? Ich dachte, du würdest dich freuen. Bist du nicht erst gerade eben in mein Büro gestürmt und hast von mir verlangt, dir einen anderen Job zu geben?“

Sie schluckte. „Stimmt.“ Sie sehnte sich plötzlich nach der Verlobungsabteilung zurück, aber wenn sie das zugab, würde Artem sie nie ernstnehmen.

Sie nickte steif. „Manschettenknöpfe. Bin schon dabei.“

Irgendwie würde sie das schon hinkriegen. Natürlich würde sie das. Sie war schließlich Diana Drake, verdammt noch mal! Sie war für ihre Furchtlosigkeit bekannt – dafür, vor keinem Hindernis zurückzuschrecken.

Zumindest früher. Heutzutage sah das leider etwas anders aus.

Bring es einfach hinter dich, und danach brauchst du Franco nie wiederzusehen.

Entschlossen straffte sie die Schultern, schnappte sich ein Paar Manschettenknöpfe und tröstete sich damit, dass sie diesen Laden eines Tages leiten würde … oder zumindest nicht mehr ganz unten auf der Hierarchieleiter stehen.

Franco lehnte lässig am Fenster, während die Fotografin ihm das dunkle Haar zauste – angeblich aus Stylinggründen.

„Entschuldigen Sie bitte?“ Diana hielt die Manschettenknöpfe hoch – achtzehnkarätige Knoten aus Weißgold mit schwarzen Diamanten, die mehr wert waren, als die Hälfte der Ringe in diesem Raum. „Hier sind die Knöpfe.“

„Ausgezeichnet“, sagte die Fotografin. „Ich hole rasch die Kamera, und dann kann’s losgehen.“ Sie ließ ein letztes Mal die Hand durch Francos Haar gleiten, bevor sie davonschlenderte.

Sollte Franco auffallen, wie übertrieben sie dabei mit den Hüften wackelte, ließ er sich nichts anmerken. Er musterte Diana. „Sie sollen mich ankleiden?“

„Nein“, platzte sie heraus. Ihr schoss das Blut ins Gesicht. Wieder. „Ich meine, ja“, stammelte sie. „Gewissermaßen.“

Provozierend lächelnd hielt er ihr seine Handgelenke hin.

Sie griff nach einer Manschette. Ihre Demütigung erreichte neue Höhen, als ihr auffiel, dass ihre Hände zitterten.

Wird dieser Tag denn niemals enden?

„Ganz ruhig, mi cielo“, flüsterte er – kaum laut genug, um ihn zu verstehen.

Mi cielo …

Sie wusste, was das hieß, weil er es ihr schon mal zugeflüstert hatte. Damals hatte sie diese Worte gehütet wie einen Schatz. So als hätten sie tatsächlich etwas zu bedeuten gehabt.

Mi cielo. Mein Schatz.

Aber für ihn waren sie völlig bedeutungslos gewesen.

Genauso wie sie selbst.

„Ich gehöre Ihnen nicht, Mr. Andrade, und ich werde Ihnen auch nie gehören.“ Wütend funkelte sie ihn an, bevor sie den zweiten Manschettenknopf etwas zu heftig an seinem Hemdaufschlag fixierte und sein Handgelenk losließ. „So, fertig!“

Warum hatte sie nur das unangenehme Gefühl, dass das nicht stimmte?

2. KAPITEL

Diana Drake konnte sich anscheinend nicht mehr an ihn erinnern. Oder verabscheute sie ihn so sehr, dass sie nur so tat? Franco wusste nicht, was ihm lieber wäre.

Natürlich wäre es wenig schmeichelhaft, wenn sie ihn vergessen hätte. Aber dass man ihn sich leicht merkte, hatte ihm in letzter Zeit nicht gerade Vorteile gebracht, oder? Auch wenn es bis dahin verdammt viel Spaß gemacht hatte.

Leider gehörte Spaß nicht mehr zu seinem Vokabular. Diese Zeiten waren endgültig vorbei. Er hatte einen neuen Lebensabschnitt angefangen, ein neues Kapitel aufgeschlagen oder was für Metaphern es sonst noch gab.

Nicht dass ihm etwas anderes übrigbleiben würde.

Er war nämlich gefeuert worden. Freigesetzt. Rausgeworfen aus dem Kingsmen-Polo-Team. Jack Ellis, der Eigentümer, hatte seine zahlreichen Ultimaten der letzten Jahre endlich wahrgemacht. Was Franco eigentlich nicht hätte überraschen dürfen. Er wusste, wie oft er Ellis’ Toleranz überstrapaziert hatte.

Aber seine außerberuflichen Eskapaden hatten nie seine Fähigkeiten auf dem Spielfeld beeinträchtigt. In den letzten vier Jahren hatte er fast alle seine Rekorde halten können. Er war immer doppelt so gut wie die Nummer zwei gewesen.