Prinzessin - verlieben verboten - Teri Wilson - E-Book
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Prinzessin - verlieben verboten E-Book

Teri Wilson

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Beschreibung

Einen Fremden heiraten? Niemals! Überstürzt flieht Prinzessin Aurélie nach New York. Hofjuwelier Dalton Drake soll ihr das normale Leben zeigen, nach dem sie sich so sehnt. Doch der attraktive Einzelgänger weckt in ihr noch ein ganz anderes Verlangen …

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IMPRESSUM

Prinzessin - verlieben verboten erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2017 by Teri Wilson Originaltitel: „The Princess Problem“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRABand 67 - 2019 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer

Umschlagsmotive: depositphotos_majdansky

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733716585

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Es waren die Perlen, die Dalton Drake einen ersten Hinweis gaben. Er erkannte Südseeperlen auf den ersten Blick, selbst wenn sie wie in diesem Fall zum Großteil unter dem steifen Kragen eines schwarzen Jacketts verborgen waren.

Er stand in der Tür zu seinem Büro und starrte auf den Rücken der in Armani gehüllten Gestalt. Die fraglichen Perlen waren von einem leuchtenden Goldton, nur eine Nuance dunkler als perlender Veuve Clicquot. Die Feinsten vom Feinen. Wertvoller als die Hälfte der glitzernden Juwelen in den Vitrinen von Drake Diamonds, dem illustren Familienunternehmen, das er zusammen mit seinem Bruder Artem führte.

Er war mit Perlen aufgewachsen. Sie lagen ihm ebenso im Blut wie Diamanten. Allerdings konnte er sich nicht erklären, warum so ein unschätzbares Schmuckstück um den Hals eines besseren Botenjungen drapiert war. Oder warum besagter Kurier eine derart schmale Taille und kurvige Figur besaß.

Dalton hatte ein kleines Vermögen für ein Privatflugzeug hingeblättert, das einen gewissen Monsieur Oliver Martel den weiten Weg vom Königreich Delamotte an der französischen Riviera nach New York hätte bringen sollen. Mit den zwölf unschätzbar wertvollen Schmuckeiern des Königshauses Marchand im Gepäck.

Was ist da schief gelaufen? Es brauchte keine besondere Geistesleistung, zu erkennen, dass es sich trotz des Herrenanzugs nicht um einen Monsieur handelte. Zarte, perfekt manikürte Fingerspitzen lugten unter den überlangen Ärmeln hervor, glänzendes blondes Haar unter dem weichen Filzhut.

Die Person sank auf einen der Stühle vor dem Schreibtisch – mit katzenhafter Anmut, die nicht nur feminin, sondern majestätisch wirkte. Viel zu majestätisch für eine kleine Angestellte, selbst für die Bedienstete eines königlichen Haushalts.

In meinem Büro ist eine Mogelpackung gelandet, und das ist eindeutig nicht die Perlenkette. Dalton schloss die Tür hinter sich, räusperte sich und bemerkte ironisch: „Monsieur Martel, nehme ich an.“

„Non. Je suis désolé“, antwortete die Frau in makellosem Französisch. Dann straffte sie die Schultern, stand auf und drehte sich langsam um. „Ich bin untröstlich, aber es gab eine kleine Planänderung.“

Ihr Anblick verschlug ihm die Sprache. Er erkannte sie auf Anhieb. Denn seit Monaten befasste er sich erschöpfend mit dem Königshaus Marchand und dessen Leihgabe. Er konnte sämtliche Schmuckeier detailgetreu aus dem Gedächtnis zu Papier bringen und jedes Familienmitglied auf Anhieb benennen – bis zurück zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts, als der königliche Juwelier das allererste verzierte Ei erschaffen hatte.

Mühsam verbarg Dalton seine Verblüffung. Denn er hielt es für angebracht, behutsam vorzugehen, solange er nicht wusste, wie und warum es die Kronprinzessin eines winzigen Fürstentums an der französischen Riviera in die Fifth Avenue in New York verschlagen hatte.

Natürlich hatte er genügend Fotos von besagter Prinzessin gesehen, um zu wissen, dass sie wunderschön war. Dennoch befand er sich nun in einem höchst seltenen Zustand der Fassungslosigkeit. Er bezweifelte, dass es möglich gewesen wäre, sich in irgendeiner Form für eine Begegnung mit Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Aurélie Marchand in natura vorzubereiten.

Fotos wurden ihrer Schönheit nicht gerecht. Die zarten Gesichtszüge ließen sich durchaus auf Film bannen – die leichte Stupsnase, die herzförmigen Lippen, die unglaublich großen Augen vom Grün eines feinen kolumbianischen Smaragds. Aber kein zweidimensionales Bild konnte das Feuer in diesen Augen oder die Zartheit der Porzellanhaut einfangen, die ebenso lieblich schimmerte wie die Perlenkette um den graziösen Hals.

Dalton schluckte schwer. Er mochte Überraschungen nicht. Noch weniger mochte er die Empfindungen, die ihn beschlichen, als sie seinen Blick gefangen nahm. Faszination. Anziehung. Zuneigung. Solche Dinge hatten keinen Platz in seinem Geschäftsleben. Oder überhaupt in seinem Leben. Nicht mehr. „Eine Planänderung.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Das sehe ich, Eure Hoheit.“

Ihre Augen weiteten sich ein wenig. „Sie wissen, wer ich bin?“

„Allerdings. Bitte nehmen Sie Platz, Eure Hoheit.“ Er wartete, bis sie der Aufforderung folgte, bevor auch er sich setzte.

Zu ihren Füßen stand eine große schwarze Truhe, die vermutlich eine kostbare Fracht enthielt – die Schmuckeier, die in einer Woche im Showroom von Drake Diamonds ausgestellt werden sollten. Allerdings gab es keinen ersichtlichen Grund, warum Aurélie Marchand die Lieferung vornahm, obwohl mit äußerster Sorgfalt ein anderer Transport arrangiert worden war. Verbunden mit der Tatsache, dass sie einen Herrenanzug trug, der ihr mindestens drei Nummern zu groß war, befürchtete Dalton Scherereien. Einen wahrhaft majestätischen Haufen Probleme.

„Gut. Das erleichtert die Dinge vermutlich.“ Sie nahm sich den Hut ab und enthüllte dichte goldene Locken.

Oh Gott, sie ist umwerfend. Sich gesetzt zu haben, erwies sich als gute Entscheidung. Eine Welle der Erregung schoss durch seinen Körper, so feurig wie ein leuchtend roter Rubin. Was keinerlei Sinn ergab. Ja, sie war wunderschön. Und ja, sie hatte etwas Bezauberndes an sich. Aber sie war gekleidet wie ein Bodyguard. Das Einzige, was Dalton in Anbetracht dessen empfinden sollte, war Beunruhigung. Auf gar keinen Fall Verlangen.

Zur Stärkung atmete er tief durch. Bleib sachlich. Es geht um die Eier. In seinem gesamten Berufsleben hatte er sich nie zuvor ermahnen müssen, bei der Sache zu bleiben. „Bitte erklären Sie, Eure Hoheit.“

„Nennen Sie mich nicht so.“ Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Sagen Sie Aurélie zu mir.“

Wider besseres Wissen nickte er. „Wie Sie wünschen.“

„Vielen Dank.“

Ein leichtes Zittern in ihrer Stimme versetzte ihm einen unerklärlichen Stich. „Sagen Sie mir bitte, Aurélie, welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen eines Besuchs von einem Mitglied der königlichen Familie?“

„Ja, also …“

Erneut hörte er dieses Zittern in ihrer Stimme. Nervosität? Verzweiflung? Sicherlich nicht. Was könnte eine Prinzessin schon zur Verzweiflung treiben?

„Gemäß der Übereinkunft zwischen Drake Diamonds und der Monarchie von Delamotte habe ich die Sammlung der Marchand-Schmuckeier geliefert. Soweit ich weiß, wird Ihr Geschäft die Eier vierzehn Tage lang ausstellen.“

„Das ist korrekt.“

„Wie gesagt, es ist zu einer kleinen Planänderung gekommen. Ich werde während der Dauer der Ausstellung in New York bleiben.“ Ihre zarten Gesichtszüge nahmen eine offensichtlich geschulte Miene der majestätischen Gelassenheit an.

Zu gelassen für Daltons Geschmack. Irgendetwas stimmte da nicht. Eigentlich stimmte vieles nicht. Die Kleidung. Das unerwartete persönliche Auftauchen eines Mitglieds des Königshauses, nachdem er sich monatelang mit der Palastbürokratie hatte herumschlagen müssen. Die bemerkenswerte Abwesenheit von Sicherheitspersonal …

Wollte man ihn wirklich glauben machen, dass eine Kronprinzessin in offizieller Mission mit einer Truhe voll unschätzbarer Familienjuwelen um die halbe Welt geflogen war? Ohne einen einzigen Bodyguard im Schlepptau?

Und dann war da das Verhalten der Prinzessin. Obwohl sie mit einem höflichen Lächeln auf dem Gesicht vor ihm saß, spürte er etwas unter der Oberfläche brodeln. Eine kaum verborgene Aufregung. Etwas Wildes in ihrem Blick ließ sie wie eine Person wirken, die bereit war, sich von der nächsten Klippe zu stürzen. Und er hatte das furchtbare Gefühl, dass von ihm erwartet wurde, sie aufzufangen, falls etwas schiefging.

Was immer sie im Sinn haben mochte, er wollte nichts damit zu tun haben. Zum einen hatte er sich um wichtigere Dinge zu kümmern, als Babysitter bei einer verwöhnten Prinzessin zu spielen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass diese Konstellation eine krasse Verletzung der Übereinkunft mit dem Palast bedeutete. Und er wollte den Deal mit den Schmuckeiern nicht riskieren. Pressemeldungen waren herausgegeben worden. Einladungen zur Gala befanden sich in der Post. Es war das bedeutendste Event, das der Flagship-Store ausrichtete, seit er 1940 seine Türen in der Fifth Avenue geöffnet hatte.

„Ich verstehe.“ Dalton griff zum Telefon. „Ich rufe schnell im Palast an, um die neue Vereinbarung bestätigen zu lassen.“

Aurélie streckte eine Hand aus und legte sie ihm auf den Unterarm. „Lieber nicht.“

Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Erzählen Sie mir doch, warum Sie hier sind, und danach entscheide ich, ob ich den Anruf tätige oder nicht.“

„Es ist ganz einfach: Ich will einen Urlaub. Nicht als Prinzessin, sondern als normale Person. Ich will Hotdogs auf der Straße essen. Ich will im Central Park spazieren gehen. Ich will auf einer Decke im Gras sitzen und ein Buch aus der Bibliothek lesen.“ Ihre Stimme wurde ganz sanft, ganz sehnsüchtig. „Ich will für drei Wochen eine gewöhnliche New Yorkerin sein und brauche dafür Ihre Hilfe.“

„Sie wollen mit meiner Hilfe Hotdogs essen?“, hakte er trocken nach. Das kann nicht ihr Ernst sein.

„Genau. Das ist doch nicht so befremdlich, oder?“

Doch, eigentlich schon. „Aurélie …“

Weiter kam er nicht. Sie plapperte ohne Punkt und Komma drauflos. Über Open-Air-Busse und die Subway und riesige Brezeln.

Woher stammt diese Besessenheit für Streetfood? „Aurélie“, setzte er erneut an und unterbrach damit einen Monolog über Pizza.

„Oh.“ Sie zuckte ein wenig zusammen. „Ja?“

„Diese Vereinbarung, die Sie vorschlagen, klingt ein wenig unorthodox.“

Sie zuckte mit einer Schulter. „Ich habe Ihnen die Eier gebracht. Als Gegenleistung bitte ich Sie lediglich, mich ein bisschen herumzuführen. Und mich hierbleiben zu lassen, ohne den Palast oder die Presse zu benachrichtigen. Das ist alles.“

Sie wollte also ein Versteck. Und einen Touristenführer. Und sein Schweigen. Das ist alles? Nein. Darüber hinaus sollte er den Zorn des Palastes riskieren – und somit die Rücknahme der Schmuckeier, noch bevor die Ausstellung öffnete. Auf keinen Fall! „Ich müsste verrückt sein, um Ihrem Vorschlag zuzustimmen. Das ist Ihnen doch klar, oder?“

„Nicht verrückt. Nur ein bisschen abenteuerlustig.“

Ihr Blick wurde wieder wild. Er sah eine geheime Welt in ihren smaragdgrünen Augen. Sie beugte sich näher zu ihm, hüllte ihn in einen betörenden blumigen Duft. Orchideen, Rosen und noch etwas, das er nicht deuten konnte. Veilchen vielleicht.

„Genießen Sie das Leben ein bisschen, Mr. Drake.“

Sie klang wie sein Bruder. Und seine Schwester. Und so ziemlich jeder andere in seinem Leben. „Das zieht bei mir nicht, Eure Hoheit.“

Sie sagte nichts, lächelte nur und zwirbelte sich eine Locke um einen Finger.

Flirten zieht bei mir auch nicht. Er ignorierte ihre verführerische Geste, so gut es ging, und warf ihr einen kühlen Blick zu. „Die Eier sind hier, wie vereinbart. Nennen Sie mir einen triftigen Grund, warum ich den Palast nicht anrufen sollte.“

Sie musste wahnhaft oder zumindest total verzogen sein. Glaubte sie allen Ernstes, dass er Zeit hatte, alles stehen und liegen zu lassen und eine Prinzessin zu hüten? Er hatte eine Firma zu führen. Eine Firma, die einen Neustart brauchte.

Er fixierte die Cartier an seinem Handgelenk und wartete. Er wollte der Prinzessin zwei Minuten gewähren. Das ist alles.

Allmählich glaubte Aurélie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Einen sehr großen Fehler.

Zugegeben, das ganze Abenteuer war nicht richtig durchdacht. Planung zählte einfach nicht zu ihren Stärken. Oliver Martel zu feuern und seinen Anzug zu ergattern, um in seine Rolle des Kuriers zu schlüpfen, war ihr nicht schwergefallen. Er war ein anmaßender Schuft und hatte ihr im Laufe seiner Tätigkeit für den Palast durch unzüchtige Annäherungsversuche genügend Druckmittel gegen ihn geliefert.

Einen königlichen Kurier zu verkörpern, hatte sich ebenfalls als Kinderspiel erwiesen. Der Pilot hatte ihr erschreckend wenig Aufmerksamkeit geschenkt und durch sie hindurchgesehen, als wäre sie ein Geist statt einer lebendigen Person.

Davon abgesehen lebte Aurélie schon ihr Leben lang wie in einem Goldfischglas. Sie war es gewohnt, jede Sekunde beobachtet zu werden. Darum ging es bei dieser ganzen Scharade. Neugierigen Blicken zu entgehen, solange es noch möglich war. In wenigen Wochen sollte sich ihr ganzes Leben ändern. Und wenn mein Vater seinen Kopf durchsetzt, bietet sich mir nie wieder so eine Chance.

Sie bereute nicht eine Sekunde lang, ihren royalen Pflichten den Rücken gekehrt zu haben. Ihr Vertrauen in Dalton Drake zu setzen, erwies sich möglicherweise als weniger gute Idee. Sie hatte nicht erwartet, dass er so attraktiv war. So jung. So gut aussehend. So streng. So anziehend.

Es war wirklich beunruhigend. Wie sollte sie überzeugende Argumente vorbringen, wenn ihre Gedanken um sein markantes Kinn oder um die geheimnisvollen grauen Augen kreisten? Und diese Stimme – tief und eindringlich und unglaublich maskulin. Selbst wenn er bloß eine Bedienungsanleitung vorliest, liegt ihm bestimmt jede Frau in Manhattan zu Füßen …

Doch es war vor allem seine Haltung, die Aurélie aus dem Gleichgewicht brachte. Sie war es nicht gewohnt, unter Druck gesetzt zu werden. Mit einer beachtlichen Ausnahme: ihrem Vater.

Das war allerdings nicht anders zu erwarten. Er führte ein kleines Land. Dalton Drake dagegen führte lediglich ein Juweliergeschäft. Sie war davon ausgegangen, dass er sich leicht überreden ließ.

Offensichtlich hatte sie sich geirrt. Aber er wird nachgeben. Er muss einfach. Weil ich während der letzten einundzwanzig Tage in Freiheit nicht die Wände des Palastes anstarren werde.

Sie schluckte schwer. Ihr Herz klopfte wild, als sie Daltons Blick begegnete. „Mr. Drake, es gibt tatsächlich einen sehr guten Grund, aus dem Sie und ich zu einer Einigung kommen sollten.“

Erneut guckte er auf seine Armbanduhr. „Bitte gehen Sie ins Detail, Eure Hoheit.“

„Ich zeige es Ihnen besser.“ Sie bückte sich nach der butterweichen Birkin-Bag zu ihren Füßen, holte eine schwarze Samtschachtel heraus und stellte sie mitten auf den Schreibtisch.

Dalton wurde ganz still. Es war ihr gelungen, seine volle Aufmerksamkeit zu fesseln. Lange starrte er auf die Schachtel mit dem in Silber geprägten M obendrauf, das für Marchand stand. „Eines der Eier, nehme ich an?“

„Ja.“ Sie schenkte ihm ihr lieblichstes Prinzessinnen-Lächeln. „Und nein.“ Sie griff nach dem Behälter und klappte den Deckel auf. Auf einem Bett aus weißem Satin ruhte ein Ei. Überzogen mit blassrosa Emaille, verziert mit unzähligen glitzernden Diamanten und winzigen schimmernden Perlen.

Aurélie hatte es unzählige Male betrachtet, und doch raubte der Anblick ihr jedes Mal von Neuem den Atem. Es funkelte im Schein der Deckenlampe. Ein lückenlos blendendes Schmuckstück. Ihr kostbares unvergleichliches Geheimnis.

Sie hatte nicht geahnt, wie seltsam es ihr erschien, es mit jemandem zu teilen. Wie verletzlich sie sich fühlte, als hätte sie eine Schatztruhe geöffnet und diesem fremden Mann ihr Herz geboten. Welch absurder Gedanke!

„Das verstehe ich nicht.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe dieses Ei noch nie gesehen.“

Sie erkannte den Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen, und als er sie anblickte, sah sie das funkelnde Ei im kühlen Grau seiner Augen reflektiert. Und da wusste sie, dass er allem zustimmen würde, worum sie ihn bat.

„Bisher hat es niemand gesehen.“ Sie wusste nicht, wie sie es schaffte, so ruhig, so beherrscht zu sprechen, obwohl sie der einen Sache, die sie sich schon so lange ersehnte, so aufregend nahe war. Der Freiheit. Wie flüchtig auch immer.

Dalton zog eine Augenbraue hoch. „Niemand?“

„Niemand außerhalb der Familie Marchand.“

„Es gibt also ein dreizehntes Ei? Das ist ja unglaublich!“

„Glauben Sie es ruhig, Mr. Drake. Mein Vater hat meiner Mutter dieses Ei am Tag ihrer Hochzeit geschenkt. Außer dem Palastjuwelier wusste niemand, dass es existiert.“

Ein vertrautes bittersüßes Gefühl stieg in Aurélie auf. Sie liebte den Gedanken, dass ihre Eltern ein so intimes Geheimnis geteilt hatten. Die Hochzeit, die Verlobung, ja sogar die Phase des Kennenlernens war von der ganzen Welt verfolgt worden. Doch es war ihnen gelungen, ein kleines Geheimnis nur füreinander zu bewahren. Wie mag es sein, so geliebt zu werden? Jemandem so bedingungslos zu vertrauen? Das werde ich wohl nie erfahren, ob mein Vater seine Pläne nun durchsetzt oder nicht.

Allerdings war die märchenhafte Romanze ihrer Eltern nicht so echt, wie Aurélie früher einmal geglaubt hatte. So ist es nun mal mit Märchen. „Ich habe es geerbt, als meine Mutter vor drei Jahren gestorben ist.“ Sie schluckte schwer. „Selbst ich war überrascht zu erfahren, dass ein dreizehntes Ei existiert.“

Viele Dinge hatten sie damals überrascht, aber nichts so sehr wie die schockierenden Details aus der Ehe ihrer Eltern. Wann haben sich die Dinge zwischen ihnen so drastisch geändert? Oder war die größte royale Romanze der letzten fünfzig Jahre von Anfang an eine Lüge?

Aurélie senkte die Lider. Vor ihrem geistigen Auge zogen Erinnerungen vorüber. An ihre Mutter und ihren Vater beim Tanz unter funkelnden Kronleuchtern. An das Surren von Paparazzi-Kameras. An den scheinbar heiteren Ausdruck auf den zarten Zügen ihrer Mutter. An ihr Lächeln, das nie ganz die Augen erreichte. Wieso ist mir das früher nie aufgefallen?

Ihre Mutter war von ihnen gegangen, und Aurélie war nichts geblieben als das Ei, ein Buch mit goldgeränderten Seiten und ein Vater, den sie nicht wirklich kannte. Und Fragen. So viele Fragen.

Sie hob die Lider und stellte fest, dass Dalton sie aufmerksam beobachtete.

„Warum zeigen Sie mir dieses Ei, Aurélie?“

Aurélie. Nicht Prinzessin. Nicht Eure Hoheit. Nur ihr Vorname, gesprochen mit dieser tiefen verführerischen Stimme. Ihr schwindelte ein wenig. Konzentrier dich. „Weil ich möchte, dass Sie es in Ihre Ausstellung aufnehmen.“

„Sind Sie sicher?“

„Absolut. Unter einer Bedingung.“

„Nur einer?“

„Schenken Sie mir mein Abenteuer, Mr. Drake. Zu meinen Bedingungen. Ohne Bodyguards, ohne Benachrichtigung des Palastes, ohne Presse. Das ist alles, worum ich bitte.“

Und es war viel verlangt. Sie hatte genug gegen den Kurier in der Hand, um sicher zu sein, dass er sie nicht verpetzen würde. Aber irgendwer würde irgendwann ihr Verschwinden entdecken. Sie wusste nur nicht, wann. Es wäre ein Wunder, wenn ich damit durchkäme. Aber ich muss es versuchen.

Sie stand auf und streckte ihre Hand aus. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie die Hand eines Mannes geschüttelt. Ganz gewiss nicht die Hand eines Bürgerlichen. In Delamotte wäre es Dalton nicht gestattet gewesen, sie zu berühren. Das höfische Protokoll hätte von ihm verlangt, sich aus züchtiger Entfernung von drei Schritten vor ihr zu verbeugen. „Haben wir einen Deal?“

„Ich denke, ja.“ Er stand auf und umfasste ihre Hand mit festem Griff.

Und Delamotte war ihr nie so weit entfernt erschienen.

Artem Drake, Daltons jüngerer Bruder, musterte das Schmuckei, das mitten auf dem kleinen Konferenztisch in seinem Büro stand, und zog eine Augenbraue hoch. „Du sagst allen Ernstes, dass bisher niemand dieses Ei zu Gesicht bekommen hat?“

Dalton spähte über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass die Tür hinter ihm fest geschlossen war. Denn von der Belegschaft sollte niemand von dem Ei erfahren. Dessen Enthüllung musste sorgfältig geplant werden; nichts durfte vorzeitig durchsickern.

Überzeugt davon, dass die Privatsphäre gewahrt war, drehte er sich wieder um. Sein Blick fiel auf die riesige freie Stelle an der Wand hinter dem Schreibtisch. Die Stelle, an dem das Porträt ihres Vaters über dreißig Jahre lang gehangen hatte.

Die Entfernung des Gemäldes hatte ihn verwundert, da Artem nichts davon erwähnt hatte. Außerdem stand Drake Diamonds nicht für Veränderungen, sondern für Tradition, von dem begehrten Standort in der Fifth Avenue bis hin zu den kleinen blauen Schächtelchen, für die das Geschäft so berühmt war. Drake-Blau. Die Farbe stand für Klasse, Stil und auch für Dalton. Es war die Farbe des flauschigen Teppichs unter seinen Füßen, der Seidenkrawatte um seinen Hals und vermutlich auch des Blutes, das durch seine Adern floss.

Doch die Zeit änderte vieles, sogar an Orten, wo Tradition vorherrschte. Geoffrey Drake, ihr Vater, war tot. Das Büro gehörte nicht länger ihm, sondern seinem Sohn Artem – obwohl die beiden nie etwas füreinander übriggehabt hatten. Obwohl Dalton seit seinem Abschluss an der Harvard Business School für den Chefsessel gedrillt worden war.

Es erleichterte ihn aber auch, dass das Porträt fort war. Nun musste er sich nicht länger zusammenreißen, um sein Whiskyglas nicht dagegenzuschleudern, wenn er sich abends nach Ladenschluss allein im Geschäft aufhielt. Was oft geschah. Sogar meistens.

Er wandte sich von der leeren Wand ab. Es hatte keinen Sinn, über die Ungerechtigkeit des väterlichen Testaments nachzugrübeln. Geoffrey war nicht für seine Fairness bekannt gewesen. Er hatte nicht im Ruf eines liebenden Familienvaters gestanden. Er war schlau gewesen. Berechnend. Brüsk. Wie alle männlichen Drakes, einschließlich Dalton, seit Bräutigame ihren Bräuten begehrte Drake-Diamanten an den Finger steckten.