Ein Mord unter Gentlemen - Rhys Bowen - E-Book
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Ein Mord unter Gentlemen E-Book

Rhys Bowen

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Beschreibung

In der Königsfamilie stehen die Feiertage bevor, doch ein Gast hegt wenig feierliche Absichten …
Lady Georgie ermittelt weiter in der Cosy-Krimi-Reihe von New York Times Bestseller-Autorin Rhys Bowen

Lady Georgie plant hingebungsvoll ihr erstes Weihnachten als verheiratete Frau. Doch spontan werden sie und ihre ganze Familie auf königliche Bitte hin nach Sandringham eingeladen. Georgie ist klar, dass sie mal wieder für die Königin auskundschaften soll, wie es zwischen dem Prince of Wales und seiner speziellen amerikanischen Freundin Mrs. Simpson steht. Doch tatsächlich ist der Auftrag Ihrer Majestät viel ernster: Auf dem Anwesen gab es mehrere tödliche „Unfälle“ unter den Mitgliedern des royalen Haushalts, und dann wird bei der Jagd sogar auf den Prince of Wales geschossen. Georgie versucht herauszufinden, ob die königliche Familie in Gefahr ist. Doch diesmal riskiert sie mit ihren Ermittlungen nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer großen Liebe Darcy …

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Erste Leser:innenstimmen
„Humorvoll und leicht geschrieben – ein Cosy-Crime zum verschlingen!
„Lady Georgie bei ihren Fällen zu begleiten, ist einfach immer wieder eine Bereicherung!
„Ich konnte diesen fesselnden Wohlfühlkrimi nicht mehr aus der Hand legen!
„Rhys Bowen hat das Talent, Witz und Spannung in einem perfekten Verhältnis zu kombinieren.

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Seitenzahl: 472

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Über dieses E-Book

Lady Georgie plant hingebungsvoll ihr erstes Weihnachten als verheiratete Frau. Doch spontan werden sie und ihre ganze Familie auf königliche Bitte hin nach Sandringham eingeladen. Georgie ist klar, dass sie mal wieder für die Königin auskundschaften soll, wie es zwischen dem Prince of Wales und seiner speziellen amerikanischen Freundin Mrs. Simpson steht. Doch tatsächlich ist der Auftrag Ihrer Majestät viel ernster: Auf dem Anwesen gab es mehrere tödliche „Unfälle“unter den Mitgliedern des royalen Haushalts, und dann wird bei der Jagd sogar auf den Prince of Wales geschossen. Georgie versucht herauszufinden, ob die königliche Familie in Gefahr ist. Doch diesmal riskiert sie mit ihren Ermittlungen nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer großen Liebe Darcy …

Impressum

Deutsche Erstausgabe Mai 2022

Copyright © 2023 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98637-636-9 Hörbuch-ISBN: 978-3-98637-641-3

Copyright © 2021 by Janet Quin-Harkin Titel des englischen Originals: God Rest Ye, Royal Gentlemen

Published by Arrangement with Janet Quin-Harkin. c/o JANE ROTROSEN AGENCY LLC, 318 East 51st Street, NEW YORK, NY 10022 USA.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Übersetzt von: schreib-weise Covergestaltung: Buchgewand unter Verwendung von Motiven von stock.adobe.com: © Veronika, © wira91 shutterstock.com: © Raftel, © Vectorpocket, © mrmhf depositphotos.com: © brebca, © inarik, © snehitdesign Korrektorat: Dorothee Scheuch

E-Book-Version 24.07.2023, 16:10:49.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Ein Mord unter Gentlemen

Gewidmet meiner guten Freundin und Altmeisterin der Krimiwelt Barbara Peters.

Und mit Dank an Michelle Vega und mein wunderbares Team bei Berkley Prime Crime, meinen brillanten Agentinnen Meg Ruley und Christina Hogrebe und auch an John, Clare und Jane, die meine ersten Leser sind und mir großartige Ratschläge geben.

Kapitel 1

25. November 1935, Eynsleigh House, Sussex

An einem nebligen Novembermorgen blicke ich aus dem Fenster.

Ein Reh und ein Kitz stehen am Rande unseres Waldes, und ein paar Hasen sind gerade über das Gras geflitzt. Es ist kaum zu glauben, dass dieser schöne Ort nun mein Zuhause ist und dass mein Leben von nun an so geregelt ist. Ich kann auch immer noch nicht ganz glauben, dass ich mit einem wunderbaren Mann verheiratet bin. Manchmal möchte ich mich kneifen, um herauszufinden, ob ich träume. Aber in diesem Fall möchte ich nicht mehr aufwachen!

„Christmas is coming, the geese are getting fat, please to put a penny in the old man’s hat“, sang mein Hausmädchen Sally mit hoher, süßer Stimme, während sie den Staubwedel über die Porträts in der langen Galerie schwang. Den Wert von Staubwedeln habe ich nie wirklich erkannt. Alles, was sie zu bewirken scheinen, ist, dass der Staub von einer Oberfläche wegfliegt und auf einer anderen in der Nähe landet. Das war in diesem Moment tatsächlich der Fall, doch dann kam Sally in die richtige Stimmung und staubte wie ein Orchesterdirigent im Takt ihres Gesangs ab.

Sie war ein wenig zu optimistisch, was das bevorstehende Weihnachtsfest betraf. Es war noch einen Monat entfernt, eine Idee, die nur am Rande meines Bewusstseins auftauchte. Aber mit dem Lied wurde mir plötzlich klar, dass ich etwas tun musste, um mich auf die Weihnachtszeit vorzubereiten. Nun, da ich Herrin über ein großes Haus war, würde es an mir liegen, mich um die Dekoration zu kümmern, Gäste einzuladen, Geschenke zu kaufen …

Donnerwetter, dachte ich, als mir klar wurde, was von mir erwartet werden könnte.

Bisher war Weihnachten auf dem Schloss meiner Familie in Schottland eine trostlose Angelegenheit gewesen, denn meine Schwägerin Hilda, Herzogin von Rannoch, allgemein bekannt als Fig, erlaubte immer nur einen Holzscheit auf dem Feuer, obwohl die Stürme regelmäßig Bäume auf dem ganzen Anwesen fällten.

Zum ersten Mal konnte ich den Feiertag erleben, von dem ich immer geträumt hatte – in meinem eigenen Haus, mit meinem frischgebackenen Mann und vielleicht mit Familie und Freunden. Ich stellte mir vor, wie ich mit meinen Liebsten an einem prasselnden Kaminfeuer sitzen würde, und ging ins Arbeitszimmer, um Papier und Bleistift zu holen und eine Liste der einzuladenden Personen zu erstellen. Darcy saß am Schreibtisch und sah überrascht auf, als ich hereinkam.

„Hallo – ich habe dich gar nicht kommen hören.“

„Entschuldigung, störe ich bei etwas?“, fragte ich.

„Nein. Nur ein paar Kleinigkeiten, die ich versprochen habe, für das Außenministerium zu klären.“ Er schenkte mir das wunderbare Lächeln, das mich auch nach vier Monaten Ehe immer noch zum Schmelzen brachte wie Eiscreme an einem heißen Tag. „Brauchst du mich?“, fragte er.

„Nein, ich wollte nur ein paar Blätter holen“, sagte ich, „aber Sally hat davon gesungen, dass Weihnachten vor der Tür steht, und da ist mir klargeworden, dass es an mir ist, die Dinge zu regeln. Ich bin sicher, dass wir auf dem Anwesen einen geeigneten Baum finden können, und Mrs. Holbrook wird wissen, wo die Dekoration gelagert ist, aber wir sollten Leute einladen, nicht wahr? Dieses Haus ist viel zu groß für uns beide.“

„Eine Hausparty, meinst du?“

„Oh je, das klingt ein bisschen groß und formell, nicht wahr? Ich dachte eher an Leute wie Mama und Max, Großvater, Belinda und deinen Vater und Zou Zou. Unsere engsten Angehörigen.“

„Mir ist aufgefallen, dass du deine nächsten Verwandten nicht erwähnt hast.“

Er sah mich mit einem bösen Grinsen an.

„Meinen Bruder, meinst du?“ Ich hielt inne und sammelte meine Gedanken. „So sehr ich Binky und meinen Neffen und meine Nichte auch liebe, er müsste seine Frau mitbringen. Außerdem hat der Herzog von Rannoch um Weihnachten herum Verantwortung zu tragen. Er muss sich als Weihnachtsmann verkleiden und den Kindern der Crofters Geschenke überreichen, und am Silvesterabend muss er den Ball der Gillies leiten. Und Figs furchtbare Schwester Ducky wird sich ihnen anschließen müssen. Und ihr noch schrecklicherer Schwager Foggy und ihre absolut entsetzliche Tochter Maude.“ Ich machte eine Pause und fügte hinzu: „Und Fig wäre sowieso zu geizig, um die Zugtickets zu bezahlen.“

„Ich nehme an, das ist ein Nein“, sagte er, was mich zum Lachen brachte. „Aber was ist mit deinen adeligen Verwandten? Der König und die Königin sollten der Party doch etwas Klasse verleihen, oder nicht?“

Ich warf ihm einen strengen Blick zu. „Du machst Witze“, sagte ich. „Du weißt genau, dass sie zu Weihnachten immer nach Sandringham fahren, und außerdem geht es dem König nicht gut. Und er hasst es, in den Häusern anderer Leute zu wohnen.“

„Nun, es gibt immer noch den Prinz von Wales, und vergiss nicht Mrs. Simpson.“ Er lächelte immer noch.

„Nur über meine Leiche“, entgegnete ich. „Sie ist die letzte Person auf der Welt, mit der ich meine Feiertage verbringen möchte – abgesehen von Fig. Oder müsste es heißen ‚mit der ich meine Feiertage verbringen wollen sollte‘?“ Ich hielt inne. „Auf jeden Fall würde ich vor Nervosität sterben, wenn ich jemanden von Rang unterhalten müsste, selbst wenn er kommen würde.“

Darcy blickte wieder auf die Papiere auf dem Schreibtisch hinunter.

„Was ist mit deinem Vater?“, fragte ich. „Denkst du, er wird kommen?“

„Ich glaube nicht, dass du meinen Vater dazu bringen kannst, Irland zweimal innerhalb eines Jahres zu verlassen“, sagte Darcy. „Du weißt, dass er es hasst, zu reisen. Er hasst es, sich unter Leute zu mischen, die er nicht kennt. Außerdem ist gerade Pferderennsaison. Er wird Pferde in den großen Rennen in Dublin haben.“

„Ich nehme an, das ist ein Nein“, sagte ich und wiederholte seine Worte.

„Ich kenne meinen Vater einfach zu gut“, sagte er. „Aber es gibt andere Leute, die wir einladen könnten. Zum Beispiel meine Tante Hawse-Gorzley. Wir haben beide einmal Weihnachten bei ihr gefeiert.“

Ich warf ihm einen entsetzten Blick zu. „Oh Darcy. Denk an all die schrecklichen Dinge, die an jenem Weihnachten passiert sind. Jeden Tag ist irgendjemand gestorben.“

„Aber ansonsten war es doch recht fröhlich, oder?“, sagte er woraufhin ich verärgert auflachte.

„Darcy! Ich würde erwarten, dass die Gäste wie die Fliegen umfallen, wenn sie hier wäre.“

„Es war nicht die Schuld meiner Tante, dass um sie herum Menschen umgebracht wurden“, betonte Darcy. „Und sie haben den Mörder gefasst.“

„Trotzdem“, sagte ich, „das ist ein Weihnachten, das ich lieber vergessen möchte.“

„Habe ich dir bei dieser Gelegenheit nicht einen Antrag gemacht?“ Er blickte mit einem herausfordernden Lächeln auf.

„Dieser Teil war gar nicht so schlecht“, erwiderte ich und nahm mir ein Blatt Papier zur Hand.

Als ich gerade gehen wollte, rief er mir nach: „Wir müssen die Nachbarn einladen, weißt du. Es ist üblich, dass die Gutsherrin Gäste einlädt.“

Das brachte mich aus dem Konzept. Ich hatte mich immer noch nicht damit abgefunden, dass ich jetzt nicht nur eine verheiratete Frau war, sondern auch eine führende Rolle in der örtlichen Gesellschaft spielen sollte. „Ach du meine Güte“, murmelte ich. „Ein festliches Essen, meinst du? Wildschweinköpfe und flambierte Puddings und so?“ Meine Gedanken gingen sofort zu Queenie, der einzigen Köchin, die wir hatten. Sie hatte sich ganz gut geschlagen, aber wenn es darum ging, etwas anzuzünden …

„Ich glaube nicht, dass es ein formelles Essen sein muss“, sagte Darcy. „Vielleicht nur eine Wassail Bowle und Hackfleischpasteten.“

„Ich glaube, so viel kann ich schaffen“, sagte ich. „Ich meine, Queenie kann so viel schaffen. Sie hat ein überraschendes Händchen für Gebäck.“

Darcy runzelte die Stirn. „Apropos Queenie – es wird wirklich Zeit, dass wir eine richtige Köchin finden. Ich weiß, sie ist nicht schlecht in dem, was sie tut, aber ihr Essen ist eher von der Sorte Kindergarten. Wenn du wirklich Leute zu einer Hausparty einladen willst, bin ich mir nicht sicher, ob sie von Shepherd’s Pie und Spotted Dick begeistert sein werden. Und Gott weiß, was sie mit einem Truthahn anstellen würde. Wahrscheinlich explodiert er.“

„Du hast recht.“ Ich kaute auf meiner Lippe. „Ich wollte es schon lange erledigen. In seinem letzten Brief fragte mich Sir Hubert, ob ich einen guten Koch gefunden hätte.“ Falls ihr es vergessen haben solltet, Sir Hubert war der eigentliche Besitzer dieses schönen Anwesens. Er ist einer der vielen Ehemänner meiner Mutter gewesen und hat mich zu seiner Erbin gemacht und uns erlaubt, in Eynsleigh zu leben, während er in den Bergen unterwegs ist.

„Besteht die Möglichkeit, dass er Weihnachten zu Hause sein wird?“, fragte Darcy.

„Ich fürchte nicht. Der letzte Brief kam aus Chile, und er sprach sogar davon, ein Schiff in die Antarktis zu besorgen, um dort auf Entdeckungsreise zu gehen. Ich wünschte, er würde nicht so gefährlich leben.“

„Man kann einen Leoparden nicht dazu bringen, seine Flecken zu wechseln“, sagte Darcy. „Wenn deine Mutter ihn nicht ein zweites Mal abgewiesen hätte, wäre er vielleicht näher an seinem Zuhause geblieben.“

„Sie hat ihn überhaupt erst verlassen, weil er ständig auf Entdeckungsreise ging und auf Dinge kletterte. Ich glaube, dass sie ihn wirklich liebt, aber du kennst ja Mami – sie will immer nur angehimmelt werden. Und sie mag Max’ Geld.“

Darcy runzelte die Stirn. „Ich glaube nicht, dass ich heutzutage in Deutschland glücklich wäre, egal wie reich ich wäre. Je mehr ich über Hitler und seine Schergen höre, desto mehr Sorgen mache ich mir.“

„Das ist doch sicher nur Getöse, oder, Darcy?“ fragte ich. „Große Reden und Paraden, damit sich die Deutschen besser fühlen.“

„Wenn du meine Meinung hören willst, der Mann ist ein gefährlicher Verrückter“, sagte Darcy. „Ich glaube, er plant nichts Geringeres als die Weltherrschaft – und der Max deiner Mutter hilft ihm dabei, indem er seine Fabriken auf die Herstellung von Waffen und Panzern umstellt.“

Das war ein Thema, das mich beunruhigte und das ich versuchte, zu verdrängen. Ich wollte nicht zugeben, dass meine Mutter jetzt tief bei den Nazis verankert war oder dass sie in Gefahr sein könnte. Ich redete mir ein, dass sie trotz ihrer Zerbrechlichkeit ein zäher kleiner Mensch war, der immer auf sich selbst aufpassen konnte. Ich wechselte zu einem angenehmeren Thema.

„Du musst tun, was Binky tut, und für die Kinder der Gegend den Weihnachtsmann spielen, nicht wahr? Muss das nicht der Gutsherr tun?“

„Ja, ich denke schon. Das wird ein Spaß“, sagte er. „Eine gute Übung für den Zeitpunkt, wenn wir selbst welche haben.“ Ich wünschte mir, er hätte das nicht gesagt. Es war ein anderes Thema, das mich beunruhigte. Wir waren jetzt über vier Monate verheiratet und es gab immer noch keine Anzeichen für ein Baby. Ich weiß, der Arzt hatte mir gesagt, dass diese Dinge Zeit brauchen und ich aufhören sollte, mir Sorgen zu machen, und der Natur ihren Lauf lassen sollte, aber da war dieser winzige Hauch von Zweifel, der mir immer wieder zuflüsterte, dass mit mir etwas nicht in Ordnung sein könnte. Ich war mir absolut sicher, dass mit Darcy alles in Ordnung war. Sein Privatleben war so bunt wie das meiner Mutter gewesen, bevor er mich kennengelernt hatte.

„Ich werde also schreiben und Mama und Max einladen, ja?“, fragte ich, als Darcy sich wieder den Papieren auf dem Schreibtisch zuwandte. „Und Belinda, Zou Zou und natürlich Großvater.“

„Es ist dein Haus“, sagte er leichthin. „Lade ein, wen du willst, solange wir eine Köchin haben, die das Haus nicht in Brand setzt.“

„Queenie hat das noch nicht getan.“

„Dafür ist immer Zeit.“ Er grinste. „Ich denke, eine Hausparty wäre großartig. Je mehr, desto lustiger. Es wäre eine gute Übung für unsere Unterhaltungsfähigkeiten.“

„Wie wäre es mit einigen deiner Freunde“, sagte ich. „Möchtest du jemanden besonders gerne einladen?“

„Die meisten meiner Freunde sind noch unverheiratet und werden über Weihnachten wahrscheinlich zum Skifahren oder auf einer Yacht sein“, sagte er. „Du sagtest, du würdest Zou Zou einladen. Sie ist auch meine Freundin. Vielleicht möchte sie noch ein paar andere mitbringen.“

„Wenn sie nicht nach Irland fährt, um bei deinem Vater zu sein.“

Er schnitt eine Grimasse. „Diese Beziehung scheint nicht voranzukommen, oder? Mein dummer Vater ist zu stolz, ihr einen Antrag zu machen, weil er glaubt, ihr nichts bieten zu können. Sie ist eine Prinzessin und er ist nur ein Baron. Und sie hat Unmengen von Geld und er hat keins.“

„Und ich glaube, sie mag ihre Freiheit. Sie genießt es, in ihrem kleinen Flugzeug nach Paris zu fliegen, nicht wahr? Und ihr Haus in London. Ich hoffe, sie kommt tatsächlich, Darcy. Sie ist das Herz einer jeden Party, nicht wahr?“

„Sie ist ein wunderbarer Mensch. Ziemlich einzigartig“, stimmte er zu. Die Art und Weise, wie er das sagte, erinnerte mich daran, dass seine Beziehung zu Zou Zou vielleicht nicht ganz so freundschaftlich war, aber es wäre kindisch gewesen, das zu erwähnen. Und sie war eine wunderbare Person, die, wie meine Mutter, zufällig ein Magnet für Männer war.

„Dann geh und schreibe deine Einladungen“, sagte Darcy. „Ich denke, Heiligabend bis Neujahr sollte die richtige Zeitspanne sein, um Gäste hier zu haben, meinst du nicht?“

„Perfekt“, sagte ich. Ich ging fröhlich ins Morgenzimmer und setzte mich an den Tisch am Fenster. Es war mein Lieblingsplatz, wenn die Sonne schien, was heute der Fall war. Er lag auf der Hinterseite des Hauses und bot einen Blick über das Gelände. Gepflegte Rasenflächen mit einem Rosengarten, der im Winter auf kahle Stängel zurückgeschnitten wurde, erstreckten sich bis zu einem wilden Wald, der heute von Morgennebel durchzogen war.

Tautropfen glitzerten auf dem frostigen Gras. Es war ein perfekter Tag für einen Ausritt, weshalb ich mir wünschte, wir hätten Pferde. Mein eigenes Pferd befand sich noch auf Castle Rannoch in Schottland, und natürlich hatten Darcy und ich kein Geld, um uns Reittiere zu kaufen, da wir beide aus Familien stammten, die vor langer Zeit ihr Vermögen verloren hatten. Ich hielt einen Moment inne und überlegte, wie ich Rob Roy aus Schottland herbringen könnte. Das wäre eine lange und teure Reise, für die ich meinen Bruder nicht zur Kasse bitten konnte. Mein Bruder, der derzeitige Herzog von Rannoch, war ebenso mittellos wie ich.

Dann beschloss ich, dass ein Hund die nächstbeste Lösung sein könnte. Man kann wunderbar mit einem Hund spazieren gehen. Vielleicht würde ich Darcy um einen Hund zu Weihnachten bitten. Ich stellte mir einen schwarzen Labradorwelpen vor, der mir auf den Fersen folgte.

Ich wandte mich wieder meiner Aufgabe zu. „Liebe Belinda. Wir planen eine kleine Hausparty zu Weihnachten und hoffen, dass du dabei sein kannst, wenn du nicht zum Haus deines Vaters fährst.“

„Liebe Zou Zou. Wir planen eine kleine Hausparty über Weihnachten und hoffen, dass du dabei sein kannst. P.S. Wir laden Darcys Vater ein. Vielleicht kannst du ihn überreden zu kommen.“

„Liebe Mama. Wir planen eine kleine Hausparty zu Weihnachten und würden uns freuen, wenn du und Max aus Deutschland zu uns kommen könntet. Es wäre so schön, wenn ihr hier wärt.“

„Lieber Opa, ich hoffe, du kommst und bleibst über Weihnachten. Ich vermisse dich, und es wäre so schön, wenn du hier wärst.“ Ich wusste, dass ich ihm gegenüber das Wort „Hausparty“ nicht erwähnen sollte. Jede Spur von vornehm oder förmlich würde ihn zurückschrecken lassen, da er aus einfachen Verhältnissen stammte und sich in der Oberschicht nicht wohl fühlte. (Falls ihr meine Familiengeschichte nicht kennt: Meine Mutter ist eine berühmte Schauspielerin, die einen Herzog geheiratet hat, also hatte ich einen Großvater, der in einem schottischen Schloss lebte, und einen, der in einer Doppelhaushälfte in Essex wohnt. Ich bewunderte ihn.)

Ich adressierte die Umschläge, klebte Briefmarken auf und hatte sie gerade auf das Tablett in der Eingangshalle gelegt, damit der Postbote sie abholen konnte, als Mrs. Holbrook erschien. „Oh, da sind Sie ja, Mylady“, sagte sie. „Ich frage mich, ob Sie einen Moment in die Küche kommen würden.“

Die Alarmglocken schrillten in meinem Kopf. „Oh je. Es ist doch alles in Ordnung, oder?“

„Natürlich, Mylady. Es ist nur so, dass heute Puddingtag ist.“

„Puddingtag?“

„Ja, am fünfundzwanzigsten November. Ein Monat vor Weihnachten. In diesem Haus war dann schon immer Puddingtag. Der Tag, an dem die Weihnachtspuddings gemacht werden. Und es ist immer Tradition, dass der Herr oder die Dame des Hauses kommt und einen Pudding umrührt, was Glück bringen soll.“

„Oh, richtig.“ Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Das ist doch keine Katastrophe. „Ich werde Mr. O’Mara holen. Vielleicht hat er Lust, dabei zu sein.“

Ich eilte zurück ins Arbeitszimmer. Darcy schaute auf, diesmal ein wenig ungeduldig. „Was gibt es, Georgie?“

„Mrs. Holbrook hat uns eingeladen, den Pudding zu rühren.“

„Was?“

„Es ist Puddingtag, und der Herr und die Dame des Hauses sollen den Pudding umrühren, damit es Glück bringt.“

„Ich muss das alles wirklich dringend zur Post bringen“, sagte er. „Muss ich anwesend sein, um das Glück zu garantieren?“

„Ich denke nicht …“

Er sah meinen Gesichtsausdruck und schob seinen Sessel zurück. „Natürlich kann ich ein paar Minuten erübrigen. Wir müssen dafür sorgen, dass wir nächstes Jahr viel Glück haben, nicht wahr?“ Er legte seinen Arm um meine Schultern und führte mich aus dem Zimmer. Er ist wirklich ein netter Mann, dachte ich mit einem kleinen Glücksgefühl.

Wir gingen den Flur hinunter, am Esszimmer vorbei, durch die Tür, die zum Bedienstetenteil des Hauses führte, und eine Treppe hinunter in die höhlenartige Küche. An Regentagen konnte es dort ziemlich düster sein, wenn nicht gerade das elektrische Licht brannte.

Heute warfen die Fenster, die hoch in der Südwand angebracht waren, Sonnenstrahlen auf die geschrubbten Tische. Queenie stand an einem von ihnen, die Hände in einer riesigen Rührschüssel. Sie warf uns einen Blick des puren Schreckens zu, als wir hereinkamen. „Hallo, Queenie. Wir sind gekommen, um den Pudding umzurühren“, sagte ich.

„Ach ja. Wird gleich erledigt, Mylady.“ Sie klang verwirrt. Ich bemerkte, dass sie mich jetzt „Mylady“ statt „Miss“ nannte. Ich nehme an, das war ein kleiner Fortschritt. Nach mehreren Jahren hatte sie nie gelernt, mich „Mylady“ zu nennen. Vielleicht wusste sie es aber auch sehr gut und war nur so dreist. Manchmal hatte ich den Verdacht, dass Queenie nicht ganz so ahnungslos war, wie wir dachten. „Stimmt etwas nicht?“, fragte ich.

„Etwas stimmt nicht?“ Ihre Stimme klang höher als sonst.

Ich ging auf die Puddingschüssel zu, Darcy einen Schritt hinter mir. Darin befand sich eine große klebrige Masse aus Teig und Früchten. Meiner begrenzten Erfahrung nach sah es so aus, wie Pudding aussehen sollte. „Es ist nur so, dass du beide Hände in der Schüssel hattest, als wir reinkamen. Rührt man nicht normalerweise mit einem Löffel um?“

„Was? Ach ja, richtig.“ Ihr Gesicht war inzwischen rot angelaufen. „Es ist nur so, dass ich etwas gesucht habe.“

„Nach etwas gesucht?“ Darcy klang verwirrt, aber er hatte noch nicht so lange mit Queenie zu tun gehabt wie ich.

Ihr Gesicht war jetzt knallrot. „Es ist so, wissen Sie. Ein Knopf an meiner Uniform war wieder lose. Ich wollte ihn annähen, vergaß es aber und rührte gerade den Pudding um, als er sich plötzlich löste und in die Puddingmischung flog, und ich kann ihn beim besten Willen nicht wiederfinden.“

„Queenie!“, rief ich aus. Ich wusste, dass ich streng mit ihr sein und sie ausschimpfen sollte, weil sie ihre Uniform nicht auf dem neuesten Stand hielt, aber es war wirklich ziemlich lustig.

„Woraus genau ist dieser Knopf gemacht?“, fragte Darcy. „Es ist kein Zelluloid oder etwas, das schmelzen könnte, wenn man es kocht, oder?“

„Oh nein, Sir. Er ist wie die anderen.“ Sie zeigte auf die Vorderseite ihres Uniformkleides, wo nun ein Loch klaffte und eine rote Flanellweste zum Vorschein kam. „Ich glaube, er ist aus Knochen.“

„Nun, in diesem Fall gibt es keinen Grund zur Sorge“, sagte Darcy unbekümmert. „Wenn ihn jemand findet – nun ja, die Leute sollen ja Glücksbringer im Pudding finden, nicht wahr?“

„Silberne Glücksbringer“, präzisierte ich.

„Wir werden ihnen sagen, dass es eine Tradition des Hauses ist, die bis ins Mittelalter zurückreicht“, sagte Darcy. „Es ist ein Knopf aus dem Knochen eines Hirsches, der am Weihnachtstag geschossen wurde.“

„Darcy, du bist brillant.“ Ich musste lachen. „Solange ihn nicht jemand verschluckt oder sich einen Zahn ausschlägt. Versuch bitte weiter, ihn zu finden, Queenie. Benutze nur eine Gabel und nicht deine Finger.“

„Möchte Ihre Ladyschaft jetzt umrühren?“, fragte Mrs. Holbrook.

Sie reichte mir den großen Löffel. Ich nahm ihn und rührte um.

„Sie sollten sich etwas wünschen, Mylady“, erinnerte Mrs. Holbrook.

„Oh, natürlich.“ Ich rührte um, und ihr könnt euch sicher denken, was ich mir wünschte.

Dann rührte Darcy um, und ich fragte mich, ob er sich dasselbe wünschte. Mrs. Holbrook öffnete ein kleines Lederetui und reichte uns die silbernen Anhänger. „Die wollen Sie sicher in den Pudding stecken“, sagte sie.

„Oh ja. Was für ein Spaß.“ Wir warfen sie hinein, einen nach dem anderen: den Stiefel, das Schwein, den Ring und den silbernen Dreipenny.

„Und der Junggesellenknopf“, sagte Darcy, warf einen silbernen Knopf hinein und grinste mich an.

„Vielen Dank, Sir. Ich danke Ihnen, Mylady“, sagte Mrs. Holbrook. „Ich werde Queenie helfen, den unglückseligen Knopf zu suchen, machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden ihn gemeinsam finden.“

Als wir die Treppe aus der Küche hinaufkamen, legte Darcy mir eine Hand auf die Schulter. „Bist du auch der Meinung, dass wir vor Weihnachten noch einen richtigen Koch brauchen?“

Kapitel 2

26. November, London

Auf nach London, um Zou Zou zu sehen. Was kann es Schöneres geben? Ich hoffe, sie kann mir helfen, einen Koch zu finden, oder besser noch, sie findet einen Koch für mich. Sie kennt jeden. Obwohl ich nicht weiß, ob wir uns einen Koch leisten können, den sie findet …

Als wir uns gestern Abend bettfertig machten, sagte Darcy beiläufig: „Ich glaube, ich muss morgen früh in die Stadt fahren.“

„Ach ja?“ Ich versuchte, nicht zu interessiert zu klingen.

Er sah vom Aufbinden seiner Schuhe auf. „Der Brief, der mit der Nachmittagspost kam, enthielt ein paar Dinge, die persönlich geklärt werden müssen, fürchte ich.“

Ich versuchte nun zu zeigen, dass ich nicht beunruhigt war. „Das heißt doch nicht, dass du wegmusst, oder?“ (Für diejenigen unter euch, die Darcy noch nicht kennen, sollte ich vielleicht erwähnen, dass er keinen richtigen Job hat, sondern Aufträge für eine nebulöse Abteilung der Regierung annimmt. Mit anderen Worten: Ich vermute, dass mein Mann ein Spion ist!)

„Das glaube ich nicht“, sagte Darcy. „Mach dir keine Sorgen. Ich habe vor, zu unserem ersten gemeinsamen Weihnachtsfest als Ehepaar zu Hause zu sein, egal was passiert.“

„Das ist eine gute Nachricht.“ Ich schenkte ihm ein strahlendes und zuversichtliches Lächeln. „Ich freue mich schon sehr darauf. Und es mit dir zu planen, ist schon der halbe Spaß.“

Er nahm seine Krawatte ab und drapierte sie über die Lehne eines Stuhls. Einige von euch fragen sich vielleicht, warum Darcy sich in unserem Schlafzimmer auszieht und nicht von seinem Diener in seinem eigenen Ankleidezimmer entkleidet wird, wie es sich für einen Mann seines Standes gehört.

Nun, die Antwort darauf ist, dass er keinen Diener hat. Er war schon immer ein unabhängiger Mann, und außerdem hatte er nie das Geld, um einen Diener zu beschäftigen. Er mag der Sohn eines Lords sein, so wie ich die Tochter eines Herzogs bin, aber keiner von uns hat Geld geerbt. Tatsächlich habe ich jetzt ein Dienstmädchen, ein junges Mädchen aus der Gegend, das lieb und willig und erstaunlich unfallfrei ist, was nach den jahrelangen Missgeschicken von Queenie ein Wunder ist. Ja, Queenie war mein Dienstmädchen, bevor sie die Köchin wurde. Aber in den meisten Nächten brauche ich die Hilfe meines neuen Dienstmädchens nicht, um mich auszuziehen. Es ist doch kaum anstrengend, einen Pullover und einen Rock auszuziehen, oder?

„Weißt du“, sagte Darcy und legte sein Hemd zu dem Stapel auf dem Sessel, „du könntest morgen mit mir in die Stadt kommen. Geh zu Zou Zou und frag sie um Rat, wie man einen guten Koch findet. Sie kennt jeden.“

„Gute Idee“, sagte ich. „Ich habe Zou Zou schon ewig nicht mehr gesehen, und ich kann ihr die Weihnachtseinladung persönlich überreichen. Und ich könnte auch nach Essex fahren, um Großvater zu besuchen und sicherzugehen, dass er auch kommt.“

„Erst wenn du bei einer Agentur warst und einen Koch eingestellt hast“ – Darcy wedelte mit dem Finger vor mir – „oder wir haben noch mehr seltsame, nicht identifizierbare Objekte im Weihnachtsessen.“

„Donnerwetter, ja.“ Ich musste lachen. „Das war ein bisschen viel, nicht wahr?“

„Sieh es ein, Georgie. Das Mädchen ist eine Katastrophe, nicht wahr? Wir sollten sie vermutlich zu meiner Tante und meinem Onkel zurückschicken, die sie aus irgendeinem Grund zu mögen schienen.“

„Ja“, sagte ich und zögerte. Ich wusste sehr wohl, dass Queenie manchmal eine Katastrophe war, aber sie war ein guter Mensch und hatte sich bei ein paar Gelegenheiten, als ich in Schwierigkeiten geraten war, sehr tapfer gezeigt. Das war eine britische Untertreibung – als ich fast getötet wurde. Ich war ihr also etwas schuldig, und sie machte einen wirklich guten Spotted Dick!

„Aber selbst wenn wir einen richtigen Chefkoch haben, wird er einen Hilfskoch wollen, nicht wahr?“

„Und wer wird jetzt ein bisschen zu vornehm?“, fragte Darcy. „Als Nächstes sagst du mir, wir brauchen einen Butler und ich brauche einen Kammerdiener.“

„Du scheinst dich bemerkenswert gut ausziehen zu können“, stellte ich fest, als ich bemerkte, dass er jetzt nur noch in seiner Pyjamahose und mit nackter Brust dastand – und nebenbei bemerkt sehr gut aussah. „Besser als ich es kann“, fügte ich hinzu. „Ich scheine den Verschluss meines BHs in meinem Pullover eingeklemmt zu haben.“

„Ich bin immer bereit zu helfen.“ Darcy kam herüber und entfernte gekonnt Pullover und BH. Danach hatten wir beide für eine Weile nichts mehr zu besprechen.

Der nächste Morgen brachte klassisches Novemberwetter: ein bestialischer Nebel, durch den wir im Schneckentempo zum Bahnhof fuhren, und dann kroch der Zug ebenso vorsichtig in Richtung Waterloo. Darcy machte sich auf den Weg zu seiner eigenen mysteriösen Besorgung, während ich mit der U-Bahn bis zur Victoria fuhr. Als ich aus der U-Bahn-Station herauskam, sah ich, dass der weiße Nebel des Landes durch den schmutzig-braunen Nebel der Stadt ersetzt worden war.

Der rußige Geruch in meiner Nase und der metallische Geschmack in meinem Mund ließen mich zurückschrecken. Donnerwetter, ich weiß nicht, wie Menschen in Städten leben können! Ich machte mich auf den Weg zum Eaton Square und klopfte an die Tür von Zou Zou. Clotilde, ihr französisches Dienstmädchen, öffnete.

„Oh, Mylady“, sagte sie überrascht. „Wir haben an einem so schrecklichen Tag keinen Besuch erwartet. Ich glaube nicht, dass meine Herrin weiß, dass Sie kommen. Sie ist noch im Bett, fürchte ich …“

„Sie ist nicht krank, hoffe ich?“

Der Anflug eines Lächelns zuckte auf ihren Lippen. „Nein. Sie bleibt im Bett, wenn sie keinen Grund sieht, aufzustehen. Bitte, gehen Sie in den Salon, ich werde ihr sagen, dass Sie angekommen sind.“

Ich entledigte mich meines Mantels und ging in ein herrlich warmes Zimmer, das mich an die erste Begegnung mit Zou Zou, oder besser gesagt mit Prinzessin Zamanska, als die ich sie damals kannte, erinnerte. Damals war ich am Tiefpunkt angelangt und war mir sicher, dass Darcy und ich nicht heiraten könnten. Und sie hatte mich unter ihre Fittiche genommen.

Jetzt hörte ich ihre Stimme. „Wer war das, Clotilde? Ich hoffe, du hast sie weggeschickt. Ich habe heute keine Lust, gesellig zu sein.“

Dann folgte Clotildes leise Antwort und dann ein schrilles: „Lady Georgiana? Warum in aller Welt hast du das nicht gesagt? Sag ihr, sie soll sofort hochkommen, und du sollst Cook sagen, dass ich mich stark genug für einen Kaffee und eines seiner köstlichen Croissants fühle.“

Clotilde kam zurück. „Meine Herrin sagt, sie wäre hocherfreut, Sie in ihrem Boudoir zu empfangen.“ Sie begann, mich zur Treppe zu führen.

„Es passt schon. Ich kenne den Weg.“ Ich schenkte ihr ein Lächeln. „Ich habe vor meiner Hochzeit schon einmal hier gewohnt, weißt du noch?“

„Natürlich, Mylady. Wie geht es Mr. O’Mara? Sehr gut, hoff ich?“

„Ja, sehr gut, danke.“ Ich ging die breite Treppe hinauf und klopfte an die Tür von Zou Zou. Fast augenblicklich rief sie: „Liebes, komm rein, bitte.“

Sie saß im Bett, ihr üppiges dunkles Haar fiel ihr in Kaskaden über die Schultern, und sie trug ein rosa Seidengewand, das mit einer Art flauschigen Federn in derselben Farbe besetzt war.

Normalerweise war ihr Gesicht perfekt geschminkt und sie hatte üppige rote Lippen, aber an diesem Morgen war sie so, wie die Natur sie geschaffen hatte – und das war immer noch nahezu perfekt. Ich war mir nie sicher, wie alt sie war. Mindestens vierzig, obwohl ihre Haut noch keine einzige Falte aufwies. Sie streckte eine elegante weiße Hand nach mir aus.

„Georgie, Darling. Genau das richtige Stärkungsmittel für einen anstrengenden Tag. Ehrlich gesagt, bei diesem Wetter lohnt es sich einfach nicht, sich zu rühren. Wenn ich mit meinem kleinen Flugzeug fliegen dürfte, würde ich mich so schnell wie möglich nach Südfrankreich aufmachen.“ Sie tätschelte das Laken neben sich. „Setz dich hin und erzähl mir alles. Gibt es einen besonderen Grund für diesen Besuch oder bist du nur nett zu einer alten, alten Freundin?“

Ich hockte neben ihr auf dem Bett und lächelte. „Du bist nicht alt, liebe Zou Zou. Und es gibt einen doppelten Grund für meinen Besuch. Zum einen möchte ich dich einladen, Weihnachten mit uns zu feiern. Ich dachte, wir machen eine kleine Hausparty, denn es ist unser erstes Weihnachten in Eynsleigh, und in einem so großen Haus sollten doch viele Leute sein, oder?“

„Oh je.“ Zou Zou stieß einen kleinen Seufzer aus. „Ich fürchte, ich werde nicht mitfeiern können, obwohl es himmlisch klingt. Ich esse mit Freunden zu Weihnachten zu Mittag, und dann fahre ich am zweiten Weihnachtsfeiertag nach Irland zum großen Rennen.“

„Oh, du wirst also Darcys Vater sehen. Wie schön für ihn.“ Ich versuchte, meine Enttäuschung zu verbergen.

„Ich würde es um nichts in der Welt verpassen wollen, Liebling. Wir haben mehrere Pferde für das Rennen angemeldet. Ich erhoffe mir große Dinge. Thaddy hat Wunder mit ihnen vollbracht. Er kann das so gut, weißt du.“

Es gab also Hoffnung für die beiden. Ich sollte ihnen ihre gemeinsame Zeit wirklich nicht missgönnen. „Das bringt mich zu meiner zweiten Bitte“, fuhr ich fort. „Ich wollte schon lange einen richtigen Koch einstellen. Wir sind schon viel zu lange mit Queenies Kochkünsten ausgekommen, aber ich kann doch nicht zu Weihnachten Leute einladen und sie mit Würstchen und Kartoffelbrei füttern, oder?“

Zou Zou gab dieses herrliche, kehlige Lachen von sich.

„Aber ich leihe dir nicht meinen Koch, mein Schatz, wenn du das wolltest. Er ist wertvoller als Rubine und er bleibt hier.“

Ich errötete. „Oh nein. Ich würde nicht im Traum daran denken, so etwas vorzuschlagen. Ich wollte deinen Rat, wie ich einen guten Koch finden kann. Ich wüsste nicht einmal, wo ich anfangen sollte oder wie ich die guten von den schlechten unterscheiden könnte.“

Zou Zou tätschelte mir die Hand. „Am besten ist es natürlich, wenn du einen aufnimmst, wenn jemand stirbt. Wenn das nicht geht, eine der guten Agenturen. Die prüfen sehr sorgfältig. Ich würde es in Albany versuchen. Die kennen sich da aus.“

Ich kaute auf meiner Lippe. „Aber werden deren Köche nicht erstklassig sein und damit zu teuer für uns? Wir haben etwas von Sir Huberts Geld beiseitegelegt, um einen Koch zu bezahlen, aber keinen Spitzenkoch.“

„Ihr könntet doch eine Anzeige in The Lady schalten.“

„Das ist eine gute Idee“, sagte ich. „Ich werde es zuerst bei deiner Agentur versuchen, und wenn es nicht klappt, werde ich die Anzeige in The Lady aufgeben.“

In diesem Moment klopfte es an der Tür und Clotilde kam mit einem Tablett herein, auf dem sich eine Kaffeekanne, zwei Tassen und ein Teller mit Gebäck befanden. Sie stellte das Tablett auf einen Beistelltisch, goss geschickt Kaffee und heiße Milch in die Tassen und reichte Zou Zou eine davon.

„Zucker, Mylady?“, fragte sie.

„Ein Stück, bitte.“

Sie ließ den Würfel in die Tasse fallen, rührte um und reichte ihn mir. Dann stellte sie den Teller mit den Croissants zwischen uns, zusammen mit je einem kleinen Teller und einer Serviette, und verbeugte sich kurz, bevor sie sich zurückzog. Wann würde ich jemals eine solche Dienerin haben?, fragte ich mich – und erinnerte mich dann daran, dass Zou Zou das Geld hatte, um das Beste zu bezahlen. Das musste schön sein.

Wir aßen und tranken schweigend, während Zou Zou ihr Croissant in ihren Kaffee tauchte und ich verzweifelt versuchte, keine Krümel auf ihre makellosen Daunendecken zu streuen.

„Wen lädst du noch zu Weihnachten ein?“, fragte sie. „Jemand Lustiges?“

„Ich bin mir noch nicht sicher“, sagte ich. „Meine Freundin Belinda, natürlich. Meine Mutter, wenn sie aus Deutschland kommt. Vielleicht ein paar von Darcys Freunden.“

„Ach du meine Güte. Ich bin mir nicht sicher, wie viele von ihnen stubenrein sind“, sagte sie und grinste mich böse an. „Aber vielleicht einige von seinen Verwandten. Er scheint Unmengen von ihnen zu haben, nicht wahr?“

„Ich habe die meisten von ihnen noch nicht kennengelernt“, sagte ich. „Er hat seine Tante vorgeschlagen. Lady Hawse-Gorzley.“

„Ich kenne sie nicht.“

„Eine Familie aus Devon, mütterlicherseits“, sagte ich. „Aber wir haben einmal Weihnachten in ihrem Haus verbracht, und mit schöner Regelmäßigkeit wurden Leute umgebracht. Das hat mich irgendwie abgeschreckt.“

„Nun, das allein würde reichen“, stimmte sie zu. „Ich erwarte, dass du mit einer lustigen Truppe aufwarten wirst. Was ist mit all den Mädchen, die mit dir ausgegangen sind?“

„Ich habe den Anschluss verloren“, sagte ich, weil ich nicht zugeben wollte, dass ihr Lebensstil viel großartiger gewesen war als meiner – ihre Väter hatten ihr Geld nicht durch den großen Crash von ’29 verloren. Vorsichtig rutschte ich auf die Füße. „Ich sollte jetzt wirklich gehen, wenn ich deine Agentur besuchen will. Komm uns besuchen, bevor du nach Irland fährst.“

Sie nahm meine Hand und drückte sie fest. „Das werde ich, mein Schatz. Und ich werde einen Korb von Fortnum’s mitbringen, um dich dafür zu entschädigen, dass ich dich über Weihnachten im Stich gelassen habe.“

Ich verabschiedete mich und trat in den feuchten und düsteren Nebel hinaus. Eigentlich passte das Wetter zu meiner Stimmung. Zou Zou wäre der Mittelpunkt meiner kleinen Party gewesen. Im Zug nach London hatte ich mich gefragt, ob es nicht noch zu früh für die Dekorationen in der Oxford Street und in den Schaufenstern von Selfridges war, und mir wurde klar, dass es wohl so war. Und jetzt stand ich vor einer furchterregenden Arbeitsvermittlungsagentur. Ich verließ den Eaton Square, ging den Grosvenor Place hinauf, passierte erfolgreich die Hyde Park Corner – was bei dem Nebel schwierig war – und bog in die Park Lane ein. Der Nebel schien sich ein wenig zu lichten, als ich die Curzon Street erreichte und auf die Hausnummern schaute, bis ich die Agentur fand.

Meine Nerven ließen mich fast im Stich, als ich die Stufen sah, die zu einer beeindruckenden Eingangstür führten.

„Kopf hoch, Georgie“, sagte ich zu mir selbst. „Du bist hier der Arbeitgeber, nicht irgendein armes Mädchen vom Lande, das auf der Suche nach einem Job ist.“ Ich stieg die Stufen hinauf und drückte auf die Türklingel. Fast augenblicklich öffnete mir ein junger Mann mit einem gepflegten Schnurrbart und einem schicken dreiteiligen Anzug in Anthrazit.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte er mit dem Versuch eines vornehmeren Akzents.

„Das hoffe ich doch. Ich bin Lady Georgiana und ich brauche einen neuen Koch.“ Ich wollte eigentlich sagen, dass ich Mrs. O’Mara bin, beschloss aber, dass dies ein Moment war, in dem ein Titel gebraucht wurde.

Sein Gesichtsausdruck änderte sich augenblicklich. „Willkommen, Mylady. Bitte kommen Sie herein. Erlauben Sie mir, Sie zu unserer Miss Probus zu begleiten, unserer leitenden Beraterin, die Ihnen gerne zur Seite stehen wird.“

Es wurde so viel verbeugt und gekratzt, dass mir der Name „Uriah Heep“ in den Sinn kam. Ich wurde in ein Innenbüro geführt, in dem eine dieser furchteinflößenden Frauen saß, die solche Orte zu bewohnen scheinen. Sie scheinen ihren Kunden immer weit überlegen zu sein und tun einem den größten Gefallen, wenn sie es tatsächlich schaffen, einen passenden Mitarbeiter zu finden.

„Miss Probus, das ist Lady Georgiana“, sagte er, immer noch mit seiner überschwänglichen Stimme. „Sie braucht einen neuen Koch.“

Der hochmütige Gesichtsausdruck der Frau rührte sich nicht. „Bitte nehmen Sie Platz, Mylady, und wir werden sehen, was wir für Sie tun können. Ist das ein Koch für Ihr Haus in London oder für Ihren Landsitz?“

„Für den Landsitz“, antwortete ich. „Eynsleigh in Sussex. Obwohl im Moment nur mein Mann und ich dort wohnen, plane ich eine Weihnachtshausparty.“

Ihre Augenbrauen, eindeutig mit braunem Bleistift gezeichnet, schossen in die Höhe. „Sie brauchen einen Koch für eine Weihnachtsfeier?“

„Ja, genau.“

„Oh nein, nein, nein. Du liebe Zeit, nein“, sagte sie. „Ich fürchte, das ist völlig ausgeschlossen. Wir könnten Ihnen im neuen Jahr behilflich sein, aber ich fürchte, jeder hat bereits unsere Köche für seine Weihnachtsfeiern in Anspruch genommen. Wir sind sehr gefragt, wissen Sie. Die Leute kommen schon im September zu uns.“ Sie breitete ihre Hände in einer Geste der Verzweiflung aus. „Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll, Mylady. Ich denke, Sie werden feststellen, dass alle seriösen Agenturen die gleiche Geschichte erzählen werden. Jeder Koch, der etwas auf sich hält, ist bereits gebucht.“

Ich fühlte mich verärgert und ein wenig schuldig. Ich wusste, dass ich mir vorher einen Koch hätte suchen sollen, aber ich redete mir ein, dass Queenie gut genug war, solange wir nur zu zweit waren und ich viel Zeit hatte. Was sollte ich jetzt tun? Vielleicht eine einheimische Frau finden, die mir hilft? Aber auch hier wäre jede einheimische Frau, die eine gute Köchin war, für die Weihnachtsfeier von irgendjemandem weggeschnappt worden. Ich dachte daran, es bei anderen Agenturen zu versuchen, aber ich glaubte nicht, dass ich noch mehr Drachendamen ertragen könnte, die ihre Nase über mich rümpften. Nein, ich würde eine Anzeige in The Lady aufgeben und einfach hoffen, dass sich jemand meldet.

Ich beschloss, dass das Einzige, was ich im Moment tun konnte, war, meinen Großvater zu besuchen. Wenn mich jemand aufmuntern konnte, dann er. Und er war an einem Tag wie diesem wahrscheinlich nicht unterwegs, da er an einer schwachen Brust litt. Ich ging also zurück durch den St. James’s Park, wo die Bäume unheimlich durch den Nebel ragten, und erreichte schließlich die St. James’s U-Bahn-Station. Ich war ziemlich müde und hungrig, als ich in den District Line-Zug nach Upminster einstieg. Es war eine seltsame Reise in wirbelndem Grau, und ich musste genau hinsehen, um die Straßenschilder zu erkennen, als ich von der U-Bahn-Station Upminster Bridge den Hügel hinaufging. Aber da war er endlich, sein lieber kleiner Vorgarten, der zu dieser Jahreszeit so traurig aussah. Ich klopfte an die Tür und hörte schließlich das Schlurfen von Füßen. Sie wurde ein paar Zentimeter geöffnet, und eine raue Stimme flüsterte: „Was wollen Sie?“

„Großvater, ich bin’s“, sagte ich.

Sofort wurde die Tür weit aufgerissen, und mein Großvater stand da, unrasiert, in Morgenmantel und Pantoffeln.

„Du hast mich wie der Wind überrascht, Liebes, ich habe dich heute nicht erwartet“, sagte er. „Komm rein, schnell, bevor der verdammte Nebel es tut.“ Er zerrte mich fast durch die Tür und schloss sie mit einem Knall. „Wie wär’s mit einer schönen Tasse Tee, hm?“

Ich folgte ihm in die Küche. „Geht es dir nicht gut? Ich sehe, du bist noch in deinem Nachtgewand.“

Er sah vom Auffüllen des Wasserkochers an der Spüle auf. „Um die Wahrheit zu sagen, meine Liebe, es ging mir nicht so gut. Die alte Brust, du weißt schon. Es ist dieser ganze verdammte Nebel.“

Er setzte den Kessel auf und löffelte Teeblätter in eine alte braune Teekanne. „Und was treibt dich an einem Tag wie diesem hinaus? Bestimmt kein Spaziergang. Nichts Schlimmes, hoffe ich?“

„Nein, überhaupt nicht. Ich war den ganzen Tag in der Stadt und hatte meine Geschäfte erledigt, also dachte ich, ich komme mal vorbei und lade dich persönlich ein, Weihnachten mit uns zu verbringen.“

Sein altes Gesicht erstrahlte in einem breiten Lächeln. „Nun, das ist sehr nett von dir, mein Küken. Bist du sicher, dass ich nicht im Weg sein würde?“

„Wann solltest du jemals im Weg sein, Großvater? Du bist mir der liebste Mensch auf der Welt – abgesehen von Darcy. Es würde Weihnachten zu etwas ganz Besonderem machen, wenn du da wärst, um es mit uns zu verbringen. Sag, dass du kommen wirst.“

Er zögerte. „Nun, ich werde nicht nein sagen. Ich habe mir gedacht, dass es dieses Jahr etwas ruhiger sein wird, da Hettie gestorben ist. Früher haben wir immer ein kleines Fest mit ihrer Familie gefeiert.“ Er blickte wieder auf. „Aber nur, wenn du dir sicher bist. Du empfängst doch keine vornehmen Leute, oder? Du weißt, dass ich nicht zu deiner Sorte gehöre.“

„Ich lade nur Belinda ein und vielleicht Mami …“

„Nicht diesen deutschen Kerl. Du weißt, ich kann Deutsche nicht ausstehen.“

„Großvater, er ist wirklich sehr nett. Außerdem kann er kaum Englisch, du musst also nichts zu ihm sagen. Und er war im Ersten Weltkrieg noch ein Kind, also kannst du ihm nicht die Schuld an Onkel Jimmys Tod geben.“ Ich schwieg darüber, dass Max’ Fabriken jetzt anscheinend Kriegsartikel herstellten. „Wie auch immer“, fügte ich hinzu, „ich glaube nicht, dass sie kommen werden. Im Winter ist in Berlin sehr viel los.“

„Hm.“ Er machte ein abfälliges Geräusch. „All das Marschieren und Fahnenschwenken. Da wird mir ganz mulmig. Das bringt nichts Gutes, merk dir meine Worte.“

Der Wasserkocher schrillte. Er schüttete kochendes Wasser in den Topf.

„Wie wäre es jetzt mit etwas zu essen? Es ist doch gerade Essenszeit, nicht wahr?“

Ich korrigierte diese Vermutung nicht. In der Oberschicht aß man die Hauptmahlzeit spät am Abend. Die Arbeiterklasse aß für gewöhnlich mitten am Tag.

„Ich bin ein bisschen hungrig“, gestand ich, „aber nur, wenn du genug hast?“

„Nicht genug für meine Enkelin haben?“ Er schlurfte hinüber zur Speisekammer, sah sich um und holte dann eine Dose mit gebackenen Bohnen heraus. „Ich habe nichts Besonderes, fürchte ich. Ich war in letzter Zeit nicht mehr einkaufen, aber ich finde, dass gebackene Bohnen auf geröstetem Käse immer sehr gut ankommen.“

Das stimmt. Ist es nicht seltsam, dass die einfachsten Dinge die größte Freude bereiten? Wir aßen zusammen, und dann kam mir eine Idee. „Wenn du nicht viel zu essen im Haus hast, warum kommst du dann nicht mit mir nach Eynsleigh? Es tut dir offensichtlich nicht gut, hier im Nebel zu bleiben. Du wirst frische Landluft schnuppern. An schönen Tagen können wir auf dem Anwesen spazieren gehen, und Queenie kann dich mästen.“

„Du hast dir also keinen anderen Koch geholt, wie du es vorhattest?“

Ich machte ein verzweifeltes Gesicht. „Ach du meine Güte, Großvater. Ich hätte es tun sollen, ich weiß. Aber ich war gerade bei einer Agentur in London, und die haben mir gesagt, dass es unwahrscheinlich ist, dass ich in der Weihnachtszeit einen guten Koch finde, weil sie schon alle für Hauspartys vergeben sind.“

„Na ja, Queenie wird es schon schaffen“, sagte er und tätschelte meine Hand. „So schlecht ist sie nicht, oder? Sie ist nicht das, was man eine gute Köchin nennen würde, aber …“

„Großvater, sie ist ganz gut mit Dingen, die sie kennt, wie Shepherd’s Pie und Fleischeintopf, aber ich weiß nicht, wie sie so etwas Kompliziertes wie ein Weihnachtsessen hinbekommen würde, wenn wir Gäste haben. Du weißt doch, wie unfallanfällig sie ist.“

Großvater gluckste. „Sie zündet die ganze Küche an, wenn sie den Weihnachtspudding flambiert, nehme ich an.“

„Nicht doch! Das ist genau das, wovor ich Angst habe. Was soll ich nur tun, Großvater?“

„Mach dir keine Sorgen, Küken. Es wird sich schon etwas finden. Deine nette Haushälterin wird eine einheimische Frau kennen, die uns helfen kann. Es wird kein ausgefallener ausländischer Fraß sein, aber gut genug für ein Weihnachtsessen.“

„Du hast recht“, sagte ich. Ich streckte die Finger aus und nahm seine alte, faltige Hand. „Also kommst du jetzt gleich mit mir?“

„Jetzt?“

„Ja. Warum nicht? Du hast selbst gesagt, dass dir die Lebensmittel ausgehen und du keine Lust hast, einkaufen zu gehen. Ich treffe Darcy um vier Uhr in Waterloo und wir fahren vom Bahnhof nach Hause.“

Seine Augen trafen meine. „Himmel“, murmelte er. „Bist du sicher?“

„Natürlich bin ich sicher. Wenn es nach mir ginge, würde ich dich immer bei uns haben wollen. die ganze Zeit. Kann ich dir helfen, ein paar Sachen zu packen?“

„Oh nein, Küken. Mach es dir bequem. Nimm noch eine Tasse Tee. Und es gibt Kekse in der Dose.“

Eine halbe Stunde später machten wir uns auf den Weg, wobei Großvater darauf bestand, seinen eigenen Koffer zu tragen, denn, wie er betonte, „ich bin noch nicht fertig!“, während ich eine Schnurtasche mit verschiedenen Lebensmitteln trug, die er nicht wegwerfen wollte, darunter eine neue Packung Bourbon-Kekse, ein Stück Cheddar-Käse und ein halbes Dutzend Eier. Ich schlug ihm vor, sie einem Nachbarn zu geben, aber er bestand darauf, sie mitzubringen. Es war klar, dass er seinen Teil zu unserer Speisekammer beitragen wollte.

Ich musste lächeln, als der Zug uns zurück nach Sussex brachte. Der Nebel hatte sich hier aufgelöst und hing nur noch in Fäden an Zäunen und Mauern. Die grünen Felder funkelten im hellen Sonnenlicht, und die Pferde warfen ihre Köpfe herum, als der Zug vorbeidampfte. Ich hatte meinen ersten Gast für Weihnachten. Die Welt war also doch noch in Ordnung.

Kapitel 3

3. Dezember Eynsleigh, Sussex

Wer sagte: „Die besten Pläne von Mäusen und Menschen …“? Meine glorreiche Weihnachtsfeier scheint auf ein oder zwei Probleme gestoßen zu sein.

Nachdem ich meine Anzeige in der Zeitschrift The Lady geschaltet und meinen ersten Gast für Weihnachten gewonnen hatte, war ich voller Hoffnung, dass von nun an alles glatt laufen würde. Doch die Zeitschrift The Lady antwortete nicht, während ich kurz nacheinander Briefe von Belinda und meiner Mutter erhielt.

Der von Belinda lautete:

Liebste Georgie,

es ist so nett von dir, dass du an Weihnachten an mich denkst, und natürlich hätte ich es gerne mit dir verbracht, aber ich habe bereits Pläne gemacht, nach Cornwall zu fahren. Ich versuche immer noch, das Haus meiner Großmutter in die Finger zu bekommen, und ich überlege immer noch, ob ich mein Cottage modernisieren will. Jago ist so hilfsbereit …

Ich wette, das ist er, dachte ich. Und nach Cornwall zu fahren, hat nichts mit dem Landhaus zu tun. Wie auch immer, ich war froh, dass sie vielleicht endlich einen anständigen Kerl gefunden hatte.

Und in dem Brief von meiner Mutter stand:

Liebste Georgie,

was für eine süße Idee. Das klingt göttlich. Aber du weißt, dass wir Berlin über Weihnachten nicht verlassen können. Max muss seine Pflicht tun und den Heiligen Abend mit seiner Mutter verbringen (während ich weit weg bleibe!). Und am nächsten Tag sind wir in Goebbels’ Landhaus eingeladen. Ich kann den Mann persönlich nicht ausstehen, aber Max sagt, dass er ziemlich mächtig wird und wir uns mit ihm arrangieren müssen. Oh, wie sehr ich mich nach einer schönen englischen Weihnacht sehne! Öffne für mich ein Knallbonbon und iss eine Mince Pie für mich, ja?

Deine dich liebende Mutter

Es sah also so aus, als ob meine Hausparty weiterhin auf eine Person begrenzt bliebe. Ich gab Darcys Vorschlag nach und lud die Hawse-Gorzleys ein. Nur um postwendend einen Brief von Lady Hawse-Gorzley zu erhalten.

Meine liebe Georgiana,

wie nett von Ihnen, an uns zu denken – besonders nach dem schrecklichen Weihnachten, das Sie hier einmal hatten! Leider haben wir bereits Pläne gemacht. Sie hörten, ich bin sicher, dass Bunty sich mit dem Sohn des Lord-Lieutenants Peter verlobt hat. Wir wurden über Weihnachten dorthin eingeladen, damit sich die beiden Familien besser kennenlernen können. Ich nehme an, Ihre Party wird sehr fröhlich, wenn sie vom Schlingel Darcy inszeniert wird! Bestellen Sie ihm liebe Grüße von uns.

„Ach du meine Güte“, sagte ich und reichte Darcy den Brief. „Es sieht so aus, als ob meine genialen Weihnachtspläne auf meinen Großvater und uns beschränkt bleiben.“

„Macht nichts“, sagte er. „Wir werden ein Buffet für die Nachbarn auftischen und ein paar Weihnachtslieder singen. Du kannst dich freiwillig melden, um bei der Weihnachtsaufführung in der Kirche zu helfen.“ Er sah mir ins Gesicht und musste lachen. „Du hast mich erwischt, weißt du“, sagte er mit sanfter Stimme. „Unser erstes gemeinsames Weihnachten.“

Ich ließ zu, dass er seine Arme um mich legte. „Ich weiß“, flüsterte ich. „Ich bin ein glückliches Mädchen. Aber ich kann doch nicht mit dir und Großvater verstecken spielen, oder?“

„Stell dir vor, was passieren würde, wenn ich dich im Wäscheschrank finden würde.“ Er drückte mich fester an sich.

„Hör auf!“ Ich lachte. „Deine Tante sagte, du seist ein Schlingel, und du bist es.“

„Ein Leopard kann seine Flecken nicht ändern, weißt du.“

„Apropos Leoparden: Wenigstens gehören wir nicht zu diesen schrecklichen englischen Siedlern in Kenia“, sagte ich und erinnerte mich an einige peinliche oder sogar gefährliche Zwischenfälle während unserer Hochzeitsreise. „Zu Hause in England sind wir vollkommen sicher. Ein schönes, friedliches Weihnachtsfest zusammen.“

Später habe ich diese Worte bereut. Es gibt auch ein anderes Sprichwort: „Sei vorsichtig, was du dir wünschst.“ Denn am achten Dezember traf ein Brief ein.

„Von deinem Bruder“, sagte Darcy, als er die Morgenpost hereinbrachte, und überreichte mir einen Umschlag mit dem Familienwappen.

„Das ist nett von ihm, dass er uns ein frohes Weihnachtsfest wünscht“, sagte ich, als ich ihn öffnete. Die Handschrift stammte nicht von meinem Bruder.

„Ach du meine Güte“, rief ich aus. „Er ist von Fig. Was will sie denn?“ Meine Augen überflogen die Seite, dann murmelte ich: „Oh nein!“ und warf Darcy einen entsetzten Blick zu.

„Was gibt es?“, fragte er. „Schlechte Nachrichten?“

„Die schlimmsten“, sagte ich.

„Ist deinem Bruder etwas zugestoßen?“

„Viel schlimmer als das.“

Ich begann zu lesen:

Meine liebe Georgiana,

wir senden euch unsere allerbesten Wünsche für die festliche Zeit. Wie du weißt, verbringen wir Weihnachten immer auf dem Schloss – eine Familientradition. Doch in diesem Jahr ist etwas Unvorhergesehenes passiert. Der Heizkessel ist geplatzt, und zwar genau dann, als das Wetter eisig wurde. Die Reparaturfirma sagt, dass sie bis zum neuen Jahr keinen Ersatz liefern kann, also bleibt uns nichts anderes übrig, als Castle Rannoch zu verriegeln und nach London zu kommen.

„Was ist daran falsch?“ fragte Darcy, als ich eine Pause gemacht hatte. „Es geht weiter.“ Ich holte tief Luft, bevor ich fortfuhr.

Da ich weiß, dass ihr dieses schöne große Haus für euch allein habt – das wir übrigens immer noch nicht gesehen haben –, habe ich Binky vorgeschlagen, dass es viel lustiger wäre, wenn wir für ein richtiges Familienweihnachtsfest zu euch kommen würden. Ich nehme an, ihr seid zu Hause und fliegt nicht zu einem exotischen Ziel? Wenn es euch recht ist, dachte ich, wir kommen um den einundzwanzigsten herum an und bleiben bis nach Silvester. Ich gehe davon aus, dass ihr genügend Bedienstete habt, aber wenn nicht, werden wir Hamilton und Mrs. McPherson mitnehmen, da sie keine Familie haben, zu der sie gehen könnten, und wir könnten sie kaum in einem kalten Schloss zurücklassen. Wenn wir sie zu euch mitbringen, müssen wir nicht dafür bezahlen, Rannoch House zu heizen, wenn wir nicht zu Hause sind!

Lasst uns bitte wissen, welche Art von Körben und Dingen wir aus London bestellen können, um die Festlichkeiten zu bereichern. Binky und Podge freuen sich SO darauf, euch wiederzusehen. Binky sagt, es wird wie in alten Zeiten sein.

Eure euch zugeneigte Schwägerin,

Hilda, Herzogin von Rannoch

Es herrschte eine lange Stille.

Dann begann Darcy zu lachen. „Du hast gesagt, du wolltest eine Hausparty.“ Er gluckste. „Und jetzt hast du eine.“

„Aber Fig – zehn Tage Fig!“

„Damit ist dein Kochproblem vorerst gelöst“, stellte Darcy fest. „Du hast immer gesagt, dass Mrs. McPherson eine hervorragende Köchin ist.“

„Das ist sie auch“, stimmte ich zu. „Und sie ist geduldig genug, um Queenie das eine oder andere beizubringen. Aber zehn Tage Fig!“

Darcy legte einen Arm um meine Schulter. „Ich stimme zwar zu, dass sie die deprimierendste Person ist, die es je gegeben hat, aber denk an deinen kleinen Neffen und deine kleine Nichte. Wird es nicht schön sein, über Weihnachten Kinder im Haus zu haben?“

Sofort stellte ich mir die kleinen aufgeregten Gesichter von Podge und Addy am Weihnachtsmorgen vor und nickte. „Ja, du hast recht“, stimmte ich zu. „Es wird, wie Fig sagt, ein schönes Familienweihnachten werden.“

Wir machten uns an die Vorbereitungen. Mrs. Holbrook ließ ein Schlafzimmer für Binky und Fig vorbereiten, öffnete das alte Kinderzimmer und ließ Betten für Nanny und die anderen Bediensteten, die sie mitbringen würden, herrichten.

„Wird es ein Dienstmädchen und einen Kammerdiener geben, Mylady?“, fragte sie.

„Oh, da bin ich mir sicher“, sagte ich. „Fig geht nirgendwo ohne ihr Dienstmädchen hin.“

„Ich dachte, ich könnte den Butler in einem richtigen Schlafzimmer im Westflügel unterbringen, in der Nähe Ihres Großvaters“, sagte sie und sah mir ins Gesicht, um zu sehen, ob das das Richtige war. „Ich denke, er ist ein alter Mann, und die Zimmer unserer Bediensteten im obersten Stockwerk sind nicht die angenehmsten.“

„Ganz recht, Mrs. Holbrook.“ Ich schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln. „Er muss mindestens siebzig sein, aber er wird sich nicht zur Ruhe setzen. Er hat keine Familie und war sein ganzes Leben lang auf Castle Rannoch. Und dann wird mein Großvater jemanden zum Reden haben. Er fühlt sich hier fehl am Platz.“

„Ich weiß, das tut er, Gott segne ihn. (Sie hatte meinen Großvater ziemlich liebgewonnen.) Aber wie ich Butler kenne, wird Ihr Hamilton es für zu hoch halten, sich mit irgendeinem Ihrer Gäste, und sei er noch so bescheiden, anzufreunden.“

Ich musste lachen. „Ich weiß. Du hast ja recht. Ist diese ganze Klassensache nicht albern, wenn man darüber nachdenkt?“

„Albern, Mylady?“ Sie schaute jetzt misstrauisch. „So werden die Dinge immer gemacht. Wenn man Diener hätte, die denken, sie seien so gut wie ihre Herren, in was für einer Welt würden wir dann leben? Im Chaos. Genau das wäre es. Sehen Sie sich Russland an. Die haben ihre Aristokraten rausgeschmissen. Sie haben alle gleich gemacht, so sagten sie. Und dann benimmt sich dieser Stalin schlimmer, als es je ein Aristokrat getan hat.“

Ich nickte.

„Das ist wahr. Wie auch immer, lassen wir die alten Männer allein, damit sie miteinander auskommen, ja?“

Das Essen wurde bestellt. Auf dem Dachboden wurde ein Weihnachtsmannkostüm für Darcy gefunden (ein wenig mottenzerfressen, aber wer sieht sich schon einen Weihnachtsmann genau an?), und ich hatte einen vergnüglichen Tag beim Aussuchen und Verpacken kleiner Geschenke für die Kinder in der Umgebung. Eines Tages kam Zou Zou vorbei, beladen mit dem versprochenen Korb von Fortnum’s, einer Kiste Champagner, Schachteln mit Keksen und einem Mistelzweig, „weil man nie weiß …“

„Weißt du“, sagte ich zu Darcy, als ich mich in dieser eiskalten Nacht unter der Bettdecke an ihn kuschelte, „ich fange an, mich auf das Ganze zu freuen. Wir werden ein wunderschönes Weihnachten in unserem eigenen Haus verbringen.“

Kapitel 4

12. Dezember Eynsleigh, Sussex

Ein weiteres Beispiel für „die ausgeklügeltsten Pläne …“ Die Post von heute Morgen brachte einen weiteren Brief. Ach du meine Güte. Was werden wir jetzt tun?