Ein mörderisches Erbe - Rhys Bowen - E-Book
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Ein mörderisches Erbe E-Book

Rhys Bowen

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Beschreibung

Lady Georgie und Belinda sitzen in einem Spukhaus fest … zusammen mit einem Mörder
Die historischen Cosy-Krimi-Reihe von Rhys Bowen geht spannend weiter

Allein als Herrin auf Eynsleigh beginnt Lady Georgie sich schnell zu langweilen. Als ihre beste Freundin Belinda ein altes Cottage in Cornwall erbt, ist Georgie daher sofort bereit, sie dorthin zu begleiten. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass das knarrende Herrenhaus namens White Sails unbewohnbar ist. Die Nachbarin Rose Summer lädt die beiden ein, solange in Trewoma Hall zu wohnen. Obwohl Belinda Rose nie mochte und deren jetziger Mann Tony Belindas Jugendliebe war, bleibt ihr keine Wahl als die Einladung anzunehmen. Doch weder ist Trewoma Hall die strahelnde Residenz von einst, noch hat Tony Bedenken vor den Augen seiner Frau wieder mit Belinda anzubandeln. Georgie und Belinda glauben, ihr Aufenthalt könnte nicht unangenehmer werden, als Tony ermordet aufgefunden wird und alle Spuren auf Belinda deuten …

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Erste Leser:innenstimmen
„Rhys Bowen erschafft mit Charme, Spannung und viel Humor einen echten Wohlfühlkrimi!"
Ein Mord, eine alte Affäre und jede Menge Geheimnisse der bisher beste Fall von Lady Georgie."
„Ein fesselnder Cosy Crime-Roman im malerischen Cornwall."
„Auch der neue Band überzeugt mit tödlichem Witz und gelungenen Plottwists!"

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Seitenzahl: 498

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Über dieses E-Book

Allein als Herrin auf Eynsleigh beginnt Lady Georgie sich schnell zu langweilen. Als ihre beste Freundin Belinda ein altes Cottage in Cornwall erbt, ist Georgie daher sofort bereit, sie dorthin zu begleiten. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass das knarrende Herrenhaus namens White Sails unbewohnbar ist. Die Nachbarin Rose Summer lädt die beiden ein, solange in Trewoma Hall zu wohnen. Obwohl Belinda Rose nie mochte und deren jetziger Mann Tony Belindas Jugendliebe war, bleibt ihr keine Wahl als die Einladung anzunehmen. Doch weder ist Trewoma Hall die strahelnde Residenz von einst, noch hat Tony Bedenken vor den Augen seiner Frau wieder mit Belinda anzubandeln. Georgie und Belinda glauben, ihr Aufenthalt könnte nicht unangenehmer werden, als Tony ermordet aufgefunden wird und alle Spuren auf Belinda deuten …

Impressum

Deutsche Erstausgabe Januar 2022

Copyright © 2023 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98637-220-0 Hörbuch-ISBN: 978-3-98637-638-3

Copyright © 2020 by Janet Quin-Harkin Titel des englischen Originals: The Last Mrs. Summers

Published by Arrangement with Janet Quin-Harkin. c/o JANE ROTROSEN AGENCY LLC, 318 East 51st Street, NEW YORK, NY 10022 USA.

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.

Übersetzt von: Martin Spieß Covergestaltung: Buchgewand unter Verwendung von Motiven von stock.adobe.com: © Veronika, © evannovostro, © moderngolf1984 shutterstock.com: © Raftel, © Vectorpocket, © Adwo depositphotos.com: © brebca, © inarik Korrektorat: Dorothee Scheuch

E-Book-Version 24.07.2023, 16:05:26.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Ein mörderisches Erbe

Dieses Buch ist meinen Verwandten aus Cornwall gewidmet, den Vyvyans, bei denen ich jeden Sommer wohne, in einem Anwesen wie Trengilly. Es ist einer meiner Lieblingsorte auf der Welt und sie werden etliche Namen und Anspielungen im Buch erkennen.

Ich will außerdem meinen wunderbaren Agentinnen Meg Ruley und Christina Hogrebe danken und dem ganzen Team von Jane Rotrosen genauso wie Michelle Vega und dem gesamten Team von Berkley. Mit euch zu arbeiten ist stets eine solche Freude.

Und zuletzt gilt wie immer ehrlicher Dank meinem Ehemann John, der mein Erstleser ist, mein Lektor, Fahrer, Gepäckträger und Gefährte in allem. Wir hatten viele gemeinsame Abenteuer in Cornwall, einschließlich diese Pfade entlangzufahren.

Vorwort

Das erste Mal habe ich in meinen Teenagerjahren von Daphne du Mauriers Rebecca gehört. Es war das erste Buch, das mich auf einer emotionalen Ebene gepackt hat und das ich nicht aus der Hand legen konnte. Dieses Buch also ist meine Hommage an Rebecca. Die unter Ihnen, die das Buch kennen, werden die Anspielungen aufs Original erkennen. Wenn Sie Rebecca noch nicht gelesen haben, schlage ich vor, dass Sie es tun. Es ist etwas altmodisch, aber eine großartige Lektüre.

Und ich würde gerne ein paar Worte über eins der Themen im Buch sagen: Jenes, dass Männer es als selbstverständlich voraussetzen, dass Frauen Freiwild sind, dass sie da sind, um sexuell missbraucht zu werden. Das ist ein unangenehmes Thema, aber in jenen Tagen betrachteten manche Grundbesitzer ihre Bediensteten immer noch als ihren Besitz. Und in einigen Familien wurde über das Befummeln und Betatschen von jungen Frauen und Mädchen hinweggesehen oder es wurde toleriert.

Junge Frauen und Mädchen mussten aufeinander aufpassen, aber natürlich wissen wir heute, dass es so nicht hätte sein sollen; die Bürde, sich selbst vor sexuellem Missbrauch zu schützen, hätte nicht auf ihnen lasten sollen. Sie werden eine Figur besonders abstoßend finden, dafür entschuldige ich mich im Voraus!

Kapitel 1

Montag, 14. Oktober 1935

Eynsleigh, Sussex

Letzte Nacht hatte ich einen seltsamen Traum. Ich träumte, ich wäre die Herrin eines riesigen Hauses. Es war so groß, dass ich mich nicht zurechtfand. Ich rannte ununterbrochen dunkle Flure entlang und öffnete Türen, aber nichts kam mir bekannt vor. Leere Zimmer. Möbel, die von Tüchern bedeckt waren. Ich wusste, dass irgendwo ein Mann war, der sich um mich kümmern würde, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich ihn finden sollte. Ich erwachte schweißnass, streckte eine Hand nach Darcy aus, fand aber nur ein kaltes Bett neben mir. Ich setzte mich auf, mein Herz klopfte, ehe mir bewusst wurde, dass er fortgegangen war.

Als es hell war, hatte ich den Traum analysiert. Das Seltsame daran war, dass alles wahr war. Ich hatte erreicht, wonach es mich immer so sehr verlangt hatte: Ich war mit einem umwerfenden und begehrenswerten Mann verheiratet, und war wirklich die Herrin eines großen, leeren Hauses namens Eynsleigh. Ich weiß – es ist für mich auch immer noch kaum zu fassen. Es war Mitte Oktober. Wir waren seit beinahe drei Monaten verheiratet und die meiste Zeit davon war wundervoll gewesen. Darcy und ich waren für unsere Flitterwochen in Kenia gewesen – etwas dramatischer, als ich es vorausgeahnt hatte. Ich hatte Spaß daran gehabt zu lernen, zum ersten Mal in meinem Leben die Herrin eines großen Hauses zu sein, hatte Eynsleigh zu meiner Zufriedenheit hergerichtet und mit meinem neuen Ehemann eine angenehme Routine gefunden.

Ich hatte ihn ermutigt, einen Schreibtischjob im Foreign Office abzulehnen, da ich ihn zu gut kannte und vermutete, dass das Nichtstun ihn langweilen würde. Aber jetzt begann ich das zu bereuen, da er vergangene Woche einen Auftrag von einer oder mehreren unbekannten Personen angenommen hatte und fortgegangen war, nicht in der Lage, mir etwas über die Art des Auftrags zu erzählen oder wohin er ging. In der Theorie hatte ich es akzeptiert, dass ein Leben mit Darcy so sein würde. Ich war mir mittlerweile ziemlich sicher, dass er irgendetwas Verdecktes für die englische Regierung tat, aber die Realität, dass er jeden Augenblick aufbrechen konnte, ohne dass ich wusste, wo er war, drang mir gerade erst ins Bewusstsein.

„Du warst diejenige, die darauf bestanden hat, dass ich den Schreibtischjob nicht annehme, Georgie“, erinnerte er mich, während er einen winzigen Koffer für sich packte. Er erlaubte mir nicht einmal, dass ich mich nützlich fühlte, indem ich für ihn packte. „Du wusstest, worauf du dich einlässt.“

Ich nickte, entschlossen, nicht vor ihm zu weinen. „Ich verstehe, aber du könntest mir wenigstens einen Hinweis geben, wo du hingehst und wie lange du weg sein wirst.“

Er lächelte mich an und ließ eine Hand meine Wange hinuntergleiten. „Du meinst eine Ansichtskarte, auf der steht: ‚Ich wünschte, du wärst hier‘, damit all meine Gegner es sehen können?“

„Es wird Gegner geben?“, fragte ich und stellte mir Männer mit Gewehren vor, die sich hinter Bäumen verbargen.

„Es gibt viele in der Welt, die Britannien nicht mögen und uns übelwollen“, sagte er, „aber mach dir keine Sorgen. Ich begebe mich nicht in ernste Gefahr. Ich bin zurück, ehe du dich versiehst. Denk nicht an mich, während ich weg bin. Amüsiere dich einfach.“

„Wie kann ich mich amüsieren, wenn du nicht hier bist?“, fragte ich und lehnte meinen Kopf an ihn. „Ich werde dich jede einzelne Minute vermissen.“

Er drehte sich zu mir um und küsste mich sanft auf die Stirn. „Ich werde dich auch vermissen, aber wir müssen unser Leben weiterleben, oder nicht? Du musst lernen, dich zu beschäftigen. Lade Leute ein.“

„Leute einladen?“ Ich klang entsetzter, als ich es beabsichtigt hatte. „Abendgesellschaften und so etwas? Ohne dich?“

„Es ist an der Zeit, dass wir unsere Nachbarn kennenlernen“, sagte er, „und du weißt, dass sie alle darauf brennen, einen Blick auf Eynsleigh zu werfen und die Dame des Hauses kennenzulernen, die den Ruf hat, mit der Königsfamilie verwandt zu sein.“

„Donnerwetter“, sagte ich. Ich hatte beschlossen, solche kindlichen Ausrufe aufzugeben, als ich geheiratet hatte, aber sie rutschten mir in Momenten von großem Stress immer noch heraus. „Darcy, du weißt sehr wohl, dass ich keine Erfahrung darin habe, Gäste zu haben. Ich bin in einem abgelegenen schottischen Schloss aufgewachsen. Wir haben so gut wie nie Gäste gehabt. Nein – mach ‚nie‘ daraus, besonders nachdem Fig die Herzogin von Rannoch wurde.“ (Fig, für diejenigen unter Ihnen, die Sie noch nicht kennengelernt haben, ist meine Schwägerin. Je weniger über sie gesagt wird, desto besser.)

„Dann wird das eine gute Erfahrung sein.“ Darcy blickte vom Falten eines weißen Hemdes auf und grinste mich ermutigend an. „Nichts Besonderes. Ich schlage nicht vor, dass du einen Kostümball veranstalten sollst oder so etwas. Vielleicht ein paar Damen zum Tee oder zum Mittagessen. Queenie bekommt ein Mittagessen hin, oder nicht?“

Ich nickte. „Vielleicht“, sagte ich unsicher.

Er sah meinen Blick und fuhr fort. „Es ist immer nützlich, mit Nachbarn gut auszukommen. Wir werden Teil der einheimischen Gemeinde werden. Und man weiß nie, wann wir sie vielleicht mal brauchen.“

„Ich schätze schon“, murmelte ich, während mir die Vorstellung durch den Kopf ging, bei Teegesellschaften von respekteinflößenden Damen umgeben zu sein und eine Tasse umzustoßen oder jemandem eine Sahnetorte in den Schoß zu stoßen. Ich neige dazu, etwas tollpatschig zu werden, wenn ich nervös bin.

Darcy legte mir eine Hand auf die Schulter. „Du bist jetzt die Herrin von Eynsleigh, weißt du? Du musst lernen, diese Rolle zu übernehmen. Und es wird dich beschäftigen, sodass du mich nicht zu sehr vermissen wirst.“

„Ich werde dich vermissen, egal, was ich tue“, sagte ich. „Glaubst du, dass du lange weg sein wirst?“

„Ich kann es wirklich nicht sagen.“ Er legte seine Stirn leicht in Falten. „Nicht zu lange, hoffe ich.“

„In diesem Fall lasse ich es, Gäste einzuladen, bis wir zusammen sind, wenn es dir nichts ausmacht. Ich hätte gern die Rückversicherung, wenn ich das erste Mal die Dame des Anwesens spiele.“

Er legte seine Pyjamas oben auf die anderen Kleider. „Also gut, wieso gehst du nicht zu deiner Familie nach Schottland? Es wird Jagden und so etwas geben, oder nicht?“

„Willst du mich nicht nur verlassen, sondern auch bestrafen?“, fragte ich, was ihn kichern ließ.

„In Ordnung. Ich verstehe, dass eine gute Woche mit deiner Schwägerin die ultimative Strafe wäre. In diesem Fall fahr in die Stadt und lebe bei Zou Zou. Geh zu einer Show. Lass dir von ihr Kleider kaufen.“

Ich nickte erneut und wollte immer noch nicht, dass meine Stimme mich verriet. Ich holte tief Luft, ehe ich sprach. „Ja, das könnte ich tun. Ich vergöttere Zou Zou. Oder weißt du was? Ich könnte meinen Großvater hierher einladen. Die Times schreibt, dass die Nebel in London dieses Jahr früh begonnen haben, und du weißt, dass er schlecht Luft bekommt.“

„Gute Idee.“ Darcy lächelte mich breit an und drückte meine Schultern. „Jetzt muss ich los oder ich kriege den Zug zum Schiff nicht.“

Zumindest wusste ich also, dass er außer Landes fuhr. Ich war so versucht, ihn zu fragen, welches Schiff er nehmen würde. Die Berengaria? Oder die Fähre über den Kanal? Oder einen Trampdampfer nach Buenos Aires? Es konnte alles davon sein.

„Ich fahre dich zum Bahnhof“, sagte ich. „Ich lasse Phipps den Bentley herausfahren.“

Ich überraschte mich andauernd selbst, wie leicht mir etwas wie das über die Lippen ging. Wir hatten einen Lakaien namens Phipps. Wir hatten einen Bentley. Wir hatten ein Haus. Es schien, als wäre es erst gestern gewesen, dass ich bei meinem Bruder Binky in London gewohnt, mich von Baked Beans ernährt und zum Gelderwerb die Häuser anderer Leute saubergemacht hatte. Tatsächlich war der gegenwärtige Reichtum technisch gesehen nicht meiner. Er gehörte Sir Hubert Anstruther, einem verwegenen Bergsteiger und Entdecker und früheren Ehemann meiner Mutter oder eher einer der früheren Ehemänner (sie hatte sich durch ziemlich viele Männer durchgearbeitet, einige von ihnen hatte sie tatsächlich geheiratet). Sir Hubert hatte mich sehr liebgewonnen und wollte mich adoptieren. Die Familie war damit nicht einverstanden gewesen – die Familie meint die Königsfamilie, da mein Vater ein Enkel von Queen Victoria war. Sie sehen, ich bin nicht wirklich königlich, aber mit ihnen verwandt – zu weit weg vom Thron, um ein königliches Taschengeld oder ein, zwei Paläste zu bekommen, aber nah genug, dass ich mich an ihre Regeln halten musste. Allerdings nicht länger. Es war mir erlaubt worden, meinen Platz in der Thronfolge aufzugeben, als ich Darcy, einen Katholiken, geheiratet hatte. Keine Katholiken auf dem Thron von England, niemals!

Ich hatte erst vor Kurzem herausgefunden, dass Sir Hubert mich zur Erbin gemacht und mich jetzt eingeladen hatte, in seinem schönen Haus namens Eynsleigh zu leben, während er fort war und Berge bestieg. Mehr als das, er hatte mir gesagt, dass ich das Haus betrachten solle wie mein eigenes und damit tun sollte, was ich wollte. Er war zu meiner Hochzeit gekommen, war aber jetzt wieder weg gegangen, zurück nach Chile, um Gipfel zu finden, die er erklimmen könnte. Ich glaube, das war verursacht vom Weggang meiner Mutter. Sie hatte den ganzen Sommer über bei uns gewohnt, während ihre bevorstehende Heirat mit einem deutschen Industriellen ins Wasser gefallen war, und ich konnte sehen, dass Sir Hubert immer noch Gefühle für sie hatte. Ich vermutete sogar, dass sie vielleicht auch Gefühle für ihn hatte und hoffte, dass etwas daraus würde. Er gäbe einen anständigeren Ehemann ab als Max von Strohheim. Ich persönlich hatte nichts gegen Max. Er vergötterte meine Mutter offensichtlich, aber er verkehrte auch bemerkenswert eng mit den Nazis in Deutschland. Ich vermutete, dass seine Fabriken jetzt vielleicht Waffen und Panzer herstellten anstatt Automobile und Haushaltsgeräte. Ich war im Geheimen froh, als sein Vater gestorben war und er verkündet hatte, er könne Mummy wegen ihrer anrüchigen Vergangenheit nicht heiraten, weil er seine sittenstrenge Mutter nicht aufbringen wollte. Aber gerade als Mummy und Sir Hubert sich lange und bedeutsame Blicke zuwarfen, erhielt sie ein Telegramm von Max, in dem stand, dass er nicht ohne sie leben könne und zur Hölle mit seiner Mutter. Und so eilte sie davon, direkt wieder in seine Arme. Ich hatte seit Ewigkeiten nichts von ihr gehört. Meine Mutter, vollkommen selbstsüchtig wie sie war, kommunizierte nur, wenn sie etwas brauchte.

Also fand ich mich nun allein in einem großen, wunderschönen Haus wieder. Allein mit herzlich wenig zu tun. Sir Huberts frühere Hauswirtschafterin Mrs. Holbrook war auf unser Bitten hin zurückgekommen und das Haus lief jetzt wie eine gutgeölte Maschine. Die eine Sache, die ich bisher noch nicht getan hatte, war eine neue Köchin zu finden. Mein früheres Dienstmädchen Queenie, zweifelsohne das schlechteste Dienstmädchen auf der ganzen Welt, hatte das Kochen übernommen. Sie hatte sich als erstaunlich gut darin erwiesen, bekam aber nur die einfachen Gerichte hin, an die sie gewöhnt war. Irgendwann wird man Shepherd’s Pie und Würstchen in Teig überdrüssig. Und wie Darcy angemerkt hatte, wusste ich, dass man es von mir als Herrin eines großen Hauses erwartete, irgendwann Gäste einzuladen. Meine Nachbarn hatten angedeutet, dass sie liebend gern sehen würden, wie Eynsleigh zu seinen Glanzzeiten zurückkehrte, mit Abendgesellschaften und Partys. Ich stellte mir einen funkelnden Esstisch vor, Frauen, die vor Diamanten strotzten, und mit Orden geschmückte Männer, und wie ich ihnen Spotted Dick servierte (was, falls Sie das nicht wissen, ein Nierenfettkuchen mit Johannisbeeren ist). Sie würden ihn höflich anstupsen, sagen: „Wie haben Sie ihn genannt? Spotted was?“, würden einen zögerlichen Bissen nehmen … Nein, das würde nicht passieren. Ich brauchte einen echten Koch, aber ich zögerte, da ich ganz und gar keine Erfahrung darin hatte, Bedienstete anzustellen. War ich mutig genug zu tun, was Darcy vorgeschlagen hatte, und mit einer Teegesellschaft oder gar einem Mittagessen anzufangen? Queenie war eine Fachfrau in Sachen Scones und kleinen Kuchen. Ich war mir nicht so sicher, was Mittagessen betraf. Ich bezweifelte, dass sie überhaupt je von einem Soufflé gehört hatte, und das Wetter passte nicht länger zu Schinken und Salat. Dann fasste ich einen Entschluss. Teegesellschaften konnten warten. Ich würde Zou Zou besuchen. Sie wusste vielleicht sogar, wo ich einen Koch finden könnte, der nicht zu teuer war. Sir Hubert zahlte für die Instandhaltung des Hauses, aber ich wollte nicht zu viel von seinem Geld verbrauchen und hatte selbstverständlich kein eigenes. Darcy war beinahe so mittellos wie ich.

Da ich einen Entschluss gefasst hatte, suchte ich mein gegenwärtiges Dienstmädchen (ein hilfsbereites Mädchen namens Maisie aus dem Dorf, das die Stelle von Queenie übernommen hatte und sich als erstaunlich schnelle Lernerin entpuppte – bisher hatte sie nicht einen einzigen Gegenstand verloren, verbrannt oder zerrissen) und sagte ihr, sie solle eine Reisetasche für mich packen, da ich in die Stadt rauffahren würde. Ich muss sagen, dass es nach Jahren, in denen Queenie für mich gepackt hatte, eine Erleichterung war, zu wissen, dass ich meine Tasche öffnen und tatsächlich ein Paar zueinander passende Schuhe und genug Unterwäsche finden würde. Ich war recht aufgeregt, als ich im Abteil der Ersten Klasse des Zuges saß und wir vorbei an Feldern voller verschreckter Kühe in Richtung Stadt rasten. Es war ein absolut strahlender Tag. Statt vom Nebel verschlungen zu werden, zeichnete sich der Umriss der Regierungsgebäude vor einem klaren, blauen Himmel ab. Meine Stimmung stieg. Ein paar Tage gutes Essen mit Zou Zou und dann würde ich meinen Großvater mit nach Eynsleigh nehmen. Was könnte besser sein? Und Darcy wäre zu Hause, ehe ich mich versähe.

Ich gab verschwenderisch Geld für ein Taxi zum Eaton Square aus, wo Zou Zou, der Welt bekannt als Prinzessin Zamanska von Polen, lebte. Ich ging die Vordertreppe hinauf und klopfte bestimmt an die Tür. Ich wartete. Nichts passierte. Das war seltsam, da Zou Zous französisches Dienstmädchen Clotilde normalerweise hier war, selbst wenn ihre Herrin fort war. Mir kam in den Sinn, dass ich vermutlich vorher hätte anrufen sollen, aber Zou Zou war eine ungestüme Person, der es ganz und gar nichts ausmachte, wenn man ohne Vorwarnung vorbeischaute. Ich betätigte den Türklopfer ein zweites Mal lauter.

„Die Dame ist nicht hier, Miss“, sagte eine Stimme und mir fiel ein Dienstmädchen auf allen Vieren auf, das die Vordertreppe des Nachbarhauses schrubbte. „Sie ist erst gestern in einem Taxi weggefahren. Sie hatte ziemlich viel Gepäck und ihr Dienstmädchen bei sich und ich hörte, wie sie dem Fahrer sagte, er solle zur Victoria Station fahren.“

Ach Mist, dachte ich. Zou Zou war wieder aufs Festland gefahren. Und mit ziemlich viel Gepäck war es kaum wahrscheinlich, dass es ein Kurzbesuch war. Ich ging die Stufen hinunter und kam mir ziemlich idiotisch vor.

Es spielt keine Rolle, sagte ich mir. Ich werde Großpapa retten, ihn mit nach Eynsleigh nehmen und wir werden eine schöne Zeit zusammen haben. Wir werden ausgedehnte Spaziergänge machen und abends Cribbage spielen. Ich nehme an, dass auch er jetzt einsam ist, wo Mrs. Huggins nicht mehr lebt. Also machte ich mich entschlossen auf den Weg zur nächsten Station der U-Bahn in Victoria. Als ich die King’s Road überquerte, hielt ich inne und blickte in Richtung des kleinen Stallungscottages meiner Freundin Belinda, das am anderen Ende der Chesham Street lag. Ich seufzte leise. Belinda war seit einem Monat in Paris, um mit den Besten im Geschäft ihre Fähigkeiten im Entwerfen von Kleidern zu verfeinern. Ich vermisste sie. Ich vermisste weibliche Gesellschaft. Um ehrlich zu sein vermisste ich sogar Mummy, was eine Menge sagt, da Mummy nur über sich selbst gern redete.

Ich seufzte und ging weiter. Als ich auf die Buckingham Palace Road kam, blickte ich in Richtung des Palastes und verspürte einen weiteren Stich des Bedauerns. In der Vergangenheit hatte Ihre Majestät mich zum Tee einbestellt und mir verschiedene kleine Aufträge erteilt. Diese reichten davon, ihren Sohn, den Prince of Wales, zu bespitzeln, bis hin dazu, eine wertvolle Schnupftabakdose wiederzufinden oder eine ausländische Prinzessin aufzunehmen. Tatsächlich waren einige dieser Aufträge regelrecht beschämend oder sogar furchterregend gewesen, aber es tat dennoch ein wenig weh, dass ich nicht länger in königlichen Kreisen willkommen war, jetzt, da ich meinen Platz als Fünfunddreißigste in der Thronfolge offiziell aufgegeben hatte.

Ich schob den Gedanken beiseite. Ich war eine verheiratete Frau mit einem eigenen Haushalt. Ich musste lernen, wie man sich erwachsen verhielt und mein Leben weiterleben. Bald, hoffte ich, würde ich eine Mutter mit eigener Familie sein, die mich beschäftigte. Bald … nur jetzt noch nicht. Ich war seit drei Monaten verheiratet und immer noch gab es keine Spur eines Babys. Ich hatte begonnen, mir Sorgen zu machen, ob etwas mit mir nicht stimmte.

Es war immer noch ein vollkommener Tag, als ich aus der Station an der Upminster Bridge in Essex hinaustrat und den Hügel zur Straße meines Großvaters hinaufging. Blätter klammerten sich an die Zweige der Bäume und glühten vor dem Hintergrund des blauen Himmels gelb und orange. Einige segelten hinab und lagen in Haufen am Boden. Ich erreichte die Spitze des Hügels und bog in den Glanville Drive ein. Es war eine recht schöne kleine Straße voller Zweifamilienhäuser, wie man sie in jedem Vorort von London sieht. Der Vorgarten der Nummer 22 war winzig, aber makellos. Die meisten Sommerblumen waren verblüht, aber es standen immer noch Chrysanthemen um das taschentuchgroße Stück Rasen herum, und die drei Gartenzwerge starrten mich hoffungsvoll an, als ich das Tor öffnete.

Ich schätze, ich sollte das kurz erklären, für jene unter Ihnen, die verwirrt darüber sind, dass ich einen Großvater habe, der in einem Zweifamilienhaus mit Gartenzwergen im Vorgarten lebte, nicht in einem Palast. Mein Vater war Queen Victorias Enkel, aber er hatte meine Mutter geheiratet, eine berühmte Schauspielerin und die Tochter eines Londoner Polizisten. Aus diesem Grund war ich davon abgehalten worden, meinen Großvater kennenzulernen, bis ich erwachsen war. Seitdem hatte ich die versäumte Zeit wieder aufgeholt und vergötterte ihn voll und ganz. Ich glaube, er war der eine Mensch, der mich bedingungslos liebte (abgesehen von Darcy zumindest).

Ich klingelte und betete, dass er nicht auch außer Haus war. Zumindest war es nicht wahrscheinlich, dass er irgendwo hingegangen war. Wenn er nicht zu Hause war, wäre er nur in der Hauptstraße einkaufen. Ich hielt den Atem an, aber dann öffnete sich die Tür und er stand da.

„Hallo Großpapa“, sagte ich.

Ein strahlendes Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus. „Na, ich werd nicht mehr“, sagte er. „Du bist der letzte Mensch, den ich zu sehen erwartet habe, meine Liebe. Was tust du hier? Es ist doch alles in Ordnung, oder?“

„Ja, natürlich. Alles ist perfekt. Ich bin gekommen, um dich zu überraschen“, sagte ich. „Bittest du mich nicht herein?“

Er sog Luft durch die Zähne, war eindeutig verlegen, und ich fragte mich einen Augenblick lang, ob er eine Frau zu Besuch hatte. „Das würde ich gern, Schatz, aber du musst wissen, ich war gerade …“

In diesem Moment fiel mir auf, dass er einen Anzug und polierte Schuhe trug, nicht seine Pantoffeln. Mehr noch, sein Haar war mit Lorbeerspiritus angeklatscht.

„Du meine Güte“, sagte ich. „Komme ich etwa ungelegen?“

„Ich fürchte, das tust du, meine Liebe“, sagte er. „Schau, ich werde innerhalb einer Stunde bei meiner alten Polizeiwache in Hackney erwartet. Ich habe meinem alten Chef gesagt, dass ich käme, und ich kann ihn nicht im Stich lassen.“

„Du hast doch sicher nicht wieder zu arbeiten angefangen, oder?“

Er blickte mich herausfordernd an. „Was, glaubst du, der alte Knacker kann es nicht mehr, ja?“

„Nein, natürlich nicht“, sagte ich eilig. „Es ist nur so, dass du seit einiger Zeit im Ruhestand bist und …“

Er legte mir eine große Hand auf die Schulter. „Es ist in Ordnung, Schatz. Ruhig Blut. Ich bin nicht wieder bei der Truppe. Ich leiste nur etwas ehrenamtliche Arbeit. Mein alter Chef hat gerade ein Programm gestartet, um die jungen Leute in der Gegend aus Ärger herauszuhalten. Schnapp sie dir, solange sie jung sind. Das ist seine Philosophie. Und er ist zu mir gekommen und hat mich gefragt, ob ich Zeit habe, ihm dabei zu helfen. Also habe ich die Gelegenheit natürlich beim Schopf gepackt. Es ist verdammt langweilig, den ganzen Tag in diesem Haus herumzugeistern, ohne etwas zu tun und niemandem zum Reden zu haben.“

„Du weißt, dass du stets in Eynsleigh willkommen bist“, sagte ich. „Ich habe deine Gesellschaft sehr gern und die Landluft ist gut für dich.“

Er warf mir ein trauriges, kleines Lächeln zu. „Ich weiß, Schatz. Aber es ist nicht der rechte Platz für mich, oder? Ein riesengroßes Haus wie dieses, und all die Bediensteten. Ich fühle mich unbehaglich, wenn Leute mich bedienen. Da gehöre ich einfach nicht hin.“ Er hielt inne. „Versteh mich nicht falsch. Ich liebe es, meine Enkelin zu sehen. Es ist ein echtes Vergnügen. Nur nicht dort unten. Bist du lange hier oben im Rauch? Denn ich bin heute Abend zurück. Ich könnte Fish and Chips mitbringen.“

„Ich bin nur für den Tag hergekommen“, log ich und hoffte, ihm fiele der kleine Koffer nicht auf, den ich trug. „Ich hatte gehofft, dich mit mir mitzunehmen. Um deiner Lunge etwas gute, frische Luft zu verschaffen.“

„Mit der Luft hier oben stimmt doch im Moment alles, oder nicht?“, fragte er und lächelte in den blauen Himmel hinauf. „Ein hinreißender Tag, nicht wahr? Bringt einen dazu, nach draußen zu wollen und einen Spaziergang zu machen. Ich werde ein Fußballspiel für die Jungs veranstalten. Das wird ihnen guttun. Es gibt in dem Hafenviertel nicht viel, dem sie entgegensehen können, weißt du? Die meisten sind mit der Schule fertig und es gibt keine Arbeit, nicht für Geld und gute Worte. Am Ende erscheint ihnen das Verbrechen wie eine gute Idee. Das versucht mein alter Chef zu verhindern. Gib ihnen etwas Hoffnung und ein paar Fähigkeiten. Bring sie auf den rechten Weg.“

Er nahm seine Taschenuhr heraus und warf verstohlen einen Blick darauf. „Was bedeutet, dass ich mich auf den Weg machen muss. Bringst du mich zur Station?“

„Natürlich werde ich das“, sagte ich. „Ich freue mich wirklich, dass du etwas Erstrebenswertes zu tun gefunden hast. Ich weiß, dass du traurig und allein warst, nachdem Mrs. Huggins starb.“

Er schloss die Tür hinter uns und wir begannen, den Glanville Drive entlangzugehen. „Weißt du, ich dachte nicht, dass ich sie vermissen würde, aber das tat ich“, sagte er schließlich. „Man gewöhnt sich an jemanden, oder nicht? Erwartet, dass man sie um sich hat. Selbst, wenn man gemeinsam Radio hört, ist es das Zusammensein, nicht wahr? Also bin ich froh, mich zu beschäftigen. Ihr habt euer eigenes Leben. Du und dein gut aussehender Ehemann. Und schon bald das Getrappel kleiner Füße, hm?“ Und er stieß mir grinsend in die Rippen.

„Ich hoffe es“, sagte ich. „Aber Darcy ist im Moment fort und wie du fühle ich mich ziemlich einsam. Ich beginne gerade erst zu begreifen, dass ich jetzt die Herrin meines ersten Hauses bin und mir auf dem Land ein eigenes Leben aufbauen muss. Aber es ist schwer zu wissen, wo ich anfangen soll. Darcy schlug vor, ich solle Gäste zum Mittagessen oder zu Teegesellschaften einladen, aber der Gedanke daran macht mir Angst. Du weißt, wie einige dieser Landadel-Witwen sind.“

Er kicherte und das Kichern wurde zu einem Husten. „Tatsächlich habe ich keine Ahnung. Habe nie eine getroffen. Aber mach einen Schritt nach dem anderen, meine Liebe. Du wirst dich bald genug zurechtfinden. Und auch Leute von deinem Schlag finden. Wieso lädst du nicht deine Freundin ein, bei dir zu wohnen? Belinda, oder nicht? Ihr zwei wart immer sehr eng.“

„Das würde ich, aber sie ist für eine Weile in Paris. Und Mummy ist wieder bei Max in Deutschland.“

Das veranlasste ihn, leicht zu knurren. Da er einen Sohn im Weltkrieg verloren hatte, mochte er die Deutschen nicht. „Ich glaube, sie macht da einen großen Fehler“, sagte er. „Dieser Sir Hubert, das ist ein umwerfender Kerl, wenn du mich fragst. Und offensichtlich schwärmt er immer noch für sie. Wieso sollte sie zu diesem verdammten Hunnen zurückwollen?“

„Ich glaube, sie mag einerseits das Geld. Max ist schrecklich reich.“

„Aber was ist der Preis, meine Liebe, hm? Diese Deutschen, die fallen in ihre alten Gewohnheiten zurück. All diese Kundgebungen und dieser kleine Hitler-Kerl, der schreit und umherstolziert. Das gefällt mir kein bisschen. Ich hoffe nur, dass deine Mum sich nicht auf der falschen Seite wiederfindet, falls ein weiterer Krieg ausbricht.“

„Oh, gewiss nicht, Großpapa“, sagte ich. „Niemand könnte Krieg wollen, nach dem letzten. Alle haben gesehen, was für eine schreckliche Verschwendung von Menschenleben das war.“

„Verlass dich nicht darauf, Schatz. Dieser Hitler-Vogel, der hat Rosinen im Kopf. Merk dir meine Worte. Ärger ist unterwegs.“

„Menschenskind. Ich hoffe, du liegst falsch“, sagte ich.

Kapitel 2

Montag, 14. Oktober

In London und wieder zurück in Eynsleigh

Ich fühlte mich niedergeschlagen, als ich den Zug nach Eynsleigh zurücknahm, so als hingen düstere Wolken über mir. Keine Zou Zou, keine Belinda, keine Queen Mary und kein Großpapa. Es sah wirklich so aus, als müsse ich anfangen, unsere Nachbarn kennenzulernen und beim dörflichen Leben mitzumachen. Und was Großpapa über Hitler und Deutschland gesagt hatte, ließ mir keine Ruhe. Wenn es einen weiteren Krieg gäbe, würde Darcy zum Kampf gerufen werden. Ich schloss meine Augen, da ich den Gedanken nicht ertragen konnte.

Phipps hatte mich am Bahnhof abgesetzt, da ich erwartet hatte, eine Weile fort zu sein. Ich dachte darüber nach, in Eynsleigh anzurufen und zu bitten, dass man mich abholte, aber es war immer noch ein herrlicher Tag, also entschied ich zu laufen. Die Sträucher am Straßenrand waren voller Haselnüsse. Ich machte mir eine gedankliche Notiz, wiederzukommen und einige zu pflücken. Kühe und Pferde schauten mich über Gatter hinweg an. Schafe beäugten mich argwöhnisch und wichen zurück. Ich kam ins Dorf, ging die eine Hauptstraße hinunter, kam am Queen’s Head Pub vorbei, am Bäcker, dem Zeitschriftenladen, dem Gemüsehändler und dem Schlachter. Frauen, die auf der Straße waren und ihre Einkäufe machten, nickten mir zu. Eine sagte: „Schöner Tag, nicht wahr, Eure Ladyschaft?“, und ich stimmte zu. Aus der Dorfschule ertönte das Rufen von Kindern, die das Einmalvier lernten. „Viermal vier sind sechzehn. Fünfmal vier sind zwanzig …“

Es war kein so schlechter Ort, sagte ich mir. Ich würde mich an das Leben hier gewöhnen. Ich würde mich den Damen im Kirchenverein anschließen, würde bei den Pfadfinderinnen helfen oder dem Pony-Club. Dann formten sich ein paar ungebetene Bilder in meinem Kopf. Ich, wie ich gebeten wurde, die kirchlichen Altartücher zu bügeln, die Kerzenleuchter zu polieren, mich um die Blumen zu kümmern … oder den Pfadfinderinnen zu zeigen, wie man Knoten band … Du meine Güte, ich wäre hilflos. Aber mit dem Pony-Club käme ich zurecht. Ich wusste ein wenig über Pferde Bescheid. Und ich würde die Namen der Kinder im Dorf lernen und sie nach Eynsleigh einladen, wo Darcy den Weihnachtsmann spielen konnte. Das war die Art Sache, die die Besitzer eines großen Hauses tun mussten. Ich hatte mich mehrfach aufgemuntert, als ich zwischen den hohen Torpfosten hindurchging, auf denen je ein Löwe thronte, ein Fuß auf einer Kugel, und die Auffahrt hinaufzulaufen begann. Der Kiesweg war gesäumt von Platanen und am Ende lag das weitläufige Tudor-Anwesen. Seine roten Backsteine glühten in den Strahlen der untergehenden Sonne und Rauch stieg kringelnd aus seinen Schornsteinen auf, die sich vor einem vollkommenen enteneiblauen Himmel abzeichneten. Saatkrähen krächzten, als sie für die Nacht nach Hause in eine große Ulme flogen. Es war eine Szene des Friedens und der Zufriedenheit und ich seufzte leicht.

„Mein Haus“, flüsterte ich mir selbst zu. „Das ist mein Haus. Mein Zuhause.“

Ich begann, die Auffahrt hinaufzugehen und bemerkte plötzlich, wie heiß mir war und wie erschöpft ich war. Der Tag war warm für Oktober und der kleine Koffer schien plötzlich eine Tonne zu wiegen. Ich dachte darüber nach, ihn stehen und von einem Bediensteten holen zu lassen, aber ich wollte vor ihnen keine Schwäche zeigen, also biss ich die Zähne zusammen, marschierte weiter und schwitzte jetzt unter meiner Tweedjacke.

Plötzlich fiel mir eine Staubwolke vor mir auf und ich sah ein Fahrzeug auf mich zukommen. Ein kleines, flaches Fahrzeug. Kein Lieferwagen also. Es war ein roter Sportwagen, er näherte sich schnell und schickte hinter sich eine Staubwolke in die Luft. Ich musste eilig aus dem Weg treten. Wer um alles in der Welt war zu Besuch gekommen und fuhr auf diese Weise ein Auto? Einer von Darcys Freunden vielleicht, enttäuscht, ihn hier nicht vorgefunden zu haben. Das Auto war auf meiner Höhe und im Begriff, an mir vorbeizufahren, während ich im getupften Schatten einer Platane stand, dann blieb es kreischend stehend.

Der Fahrer sprang heraus, eilte auf mich zu und rief: „Georgie, Darling! Du bist es. Ich dachte, ich hätte dich verpasst.“

Durch die Staubwolke, die das Auto aufgewirbelt hatte, erkannte ich die Gestalt. Es war meine liebe Freundin Belinda Warburton-Stoke, ihr glattes Haar verborgen unter einer hellroten Autofahrermütze mit einer schwungvollen Feder auf einer Seite. Sie trug einen flammenroten Umhang der sich bauschte, während sie rannte.

„Belinda!“, rief ich erfreut. „Was tust du hier? Ich dachte, du wärst in Paris.“

Sie schloss mich in ihre Arme und drückte mich fest an sich. „Bin gerade zurück, Darling, und dachte, ich komme direkt zu dir, um dich zu überraschen. Du kannst dir vorstellen, wie verstimmt ich war, als deine Hauswirtschafterin mir sagte, du wärest für ein paar Tage nach London raufgefahren.“

„Ich hatte darauf gehofft, aber niemand war zu Hause“, sagte ich. „Ich bin vom Bahnhof aus zu Fuß gegangen. Dem Himmel sei Dank habe ich im Dorf nicht für einen Drink angehalten, sonst hätte ich dich verpasst.“

Sie entließ mich aus der Umarmung und untersuchte mich kritisch. „Ja“, sagte sie. „Du siehst gut aus. Sex scheint dir offensichtlich zu bekommen, das kann ich sehen. Wie behandelt dich der Unmensch Darcy?“

„Er ist kein Unmensch, Belinda, wie du sehr wohl weißt.“ Ich lachte. „Darcy ist wundervoll, abgesehen davon, dass er momentan nicht hier ist. Er ist zu einem Auftrag aufgebrochen, über den er nicht reden kann, und ich bin ganz allein hier. Also bin ich besonders erfreut, dich zu sehen. Wende dein schickes Auto und komm auf etwas Tee herein.“

„Hüpf rein“, sagte sie. „Du kannst dich von meinem neusten Spielzeug beeindrucken lassen.“

Ich kletterte auf den Beifahrersitz. „Das ist deins?“, fragte ich.

„Er ist ein Aston Martin Le Mans. Das allerneuste Modell!“

„Ich wusste nicht mal, dass du fahren kannst“, sagte ich.

„Ich habe es vor Jahren auf Daddys Anwesen gelernt“, sagte sie, „aber ich hatte jüngst nicht viel Zeit zu üben. Ich habe keinen Führerschein oder so, aber es spielt nicht wirklich eine Rolle, oder? Ich muss gestehen, ich bin ein wenig eingerostet, insbesondere, weil dieses Biest recht temperamentvoll ist, wenn es um Gänge und so geht.“

Wie um das zu demonstrieren, gab das Getriebe ein schrecklich knirschendes Geräusch von sich und dann machte das Auto einen Satz nach vorne. Belinda schaffte es, die Richtung zu ändern, nachdem sie viel manövrierte, begleitet vom Knirschen des Getriebes.

„Das kann nicht gut fürs Auto sein“, merkte ich an.

„Er ist ein guter britischer Sportwagen“, sagte sie. „Er hält jede Menge Missbrauch aus.“ Damit schoss sie so schnell die Auffahrt hinauf auf das Haus zu, dass mein Kopf gegen den Sitz geschleudert wurde.

„Wusstest du, dass er 80 Meilen die Stunde schafft?“, schrie Belinda über das Brüllen des Motors hinweg. „Ich habe ihn über den Hog’s Back hinüber auf Herz und Nieren geprüft.“

„Ihn? Es ist definitiv männlich?“

„Offensichtlich, Darling. Kannst du die männliche Kraft nicht spüren und wie das Testosteron fließt? Ich habe ihn Brutus getauft.“

Ich versuchte, nicht zu grinsen. „Wie lange hast du es schon – ich meine, ihn?“, fragte ich.

„Seit gestern. Ich bin erst vor zwei Tagen aus Paris zurückgekommen.“

„Ich dachte, du hattest vor, mindestens bis Ende des Jahres zu bleiben“, rief ich zurück.

„Hatte ich, Darling, aber ich bekam ein Telegramm vom Rechtsanwalt, dass Grannys Testament endlich geprüft wäre und er brauchte Anweisungen, was mit dem Geld passieren solle. Du erinnerst dich daran, dass meine Großmutter mich in ihrem Testament genannt hat, oder nicht? Lady Knott …“

„Not?“, fragte ich. „Was nicht?“

„Sie schüttelte den Kopf so sehr, dass die rote Feder tanzte. „Knott, Darling. Mit einem K. Meine Mutter musste aufwachsen mit dem Namen Knott. Glücklicherweise hat sie jemanden mit einem normalen Namen wie Warburton-Stoke geheiratet.“

Sie hielt inne, um mir einen empörten Blick zuzuwerfen, während ich lachte. „So oder so, Grannys Testament wurde geprüft, also bin ich auf das nächste Schiff gestiegen, und Georgie, du wirst es nicht glauben, aber ich bin tatsächlich eine ziemlich reiche Frau!“

Wir blieben kreischend vor den Vorderstufen stehen und verfehlten gerade so den Brunnen.

„Daher das schicke Auto“, sagte ich.

Sie lächelte wie eine Katze an der Milchschüssel. „Ich kam aus dem Büro des Rechtsanwalts und erblickte ihn im Ausstellungsraum in der Park Lane und dachte mir: ‚Warum nicht?‘ Also ging ich hinein und kaufte Brutus an Ort und Stelle.“

Ich öffnete meine Tür und kletterte hinaus, strich mir den Staub von den Kleidern, der immer noch in einer Wolke um uns schwebte. „Komm hinein, trink einen Tee und du kannst mir davon erzählen“, sagte ich.

Ich ging hinein und zog gerade in der Eingangshalle meine Jacke aus, als Mrs. Holbrook erschien. „Oh, Ihre Ladyschaft“, sagte sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck. „Ich habe Sie nicht hereinkommen gehört. Wir dachten, Sie wären für ein paar Tage in die Stadt hinaufgefahren.“

„Die Pläne haben sich geändert, Mrs. Holbrook“, sagte ich.

„Und Sie haben nicht wegen des Autos angerufen. Wie um alles in der Welt sind Sie vom Bahnhof hergekommen? Mit einem Taxi?“

Ich wollte nicht sagen, dass ich gelaufen war. „Ich habe meine Freundin Miss Warburton-Stoke getroffen, die mich mitgenommen hat. Und ich habe Sie für einen Tee mitgebracht.“

„Ich werde Queenie sagen, sie soll augenblicklich den Tee machen, Milady“, sagte sie. „Wird Ihre Freundin über Nacht bleiben?“

Ich blickte zu Belinda hinüber. „Wieso nicht?“

Belinda strahlte. „Natürlich. Wieso nicht?“

„Dann lasse ich das Hinterzimmer herrichten, ja? Hat die Dame ihr Dienstmädchen mitgebracht?“

„Die Dame hat momentan kein persönliches Dienstmädchen“, sagte Belinda. „Ich habe primitiv in Paris gelebt, in einer winzigen Wohnung etliche Treppen hoch.“

„Meine Güte.“ Mrs. Holbrook sah aufgeregt aus. „Hätte Miss Warburton-Stoke gerne Gelegenheit, sich vor dem Tee frischzumachen?“

„Ich glaube, das kann warten“, sagte Belinda. „Ich bin wie ausgetrocknet und brenne darauf, Georgie all meine Neuigkeiten zu berichten.“

Mrs. Holbrook zögerte, den besorgten Ausdruck immer noch auf dem Gesicht. „Ich bin mir nicht sicher, ob es irgendetwas Kuchenartiges gibt“, sagte sie. „Immerhin dachte Queenie, Sie seien nicht da. Aber ich nehme an, sie kann schnell ein paar Scones machen und es gibt gute Erdbeermarmelade, die wir diesen Sommer gemacht haben.“

„Wir kommen schon zurecht, Mrs. Holbrook“, sagte ich. „Alles, was wir wollen, ist eine Tasse Tee und eine Gelegenheit, uns zu unterhalten.“

Mrs. Holbrook hastete davon. „Queenie!“, hörte ich sie bellen. „An die Arbeit. Wir haben Gesellschaft.“

Belinda beäugte mich argwöhnisch. „Hat sie Queenie gesagt? Dein früheres Dienstmädchen? Dein absolut schreckliches früheres Dienstmädchen?“

„Eben die.“

„Und sie ist jetzt deine Köchin? Und du wurdest bisher nicht vergiftet und sie hat auch die Küche noch nicht in Brand gesetzt?“

„Ein oder zwei Mal“, gestand ich, „aber sie erweist sich tatsächlich als recht gute Köchin. Nur einfaches, englisches Essen, fürchte ich, aber sie backt gut. Und ich soll nach einem anständigen Küchenchef suchen. Es ist nur so, dass mir das ein wenig einschüchternd erscheint.“

Ich führte Belinda durch bis ins Wohnzimmer. Sie sah sich um. „Du hast das so gemütlich gemacht“, sagte sie. „Diese hübschen, lockeren Bezüge auf den Stühlen und dieser göttliche Blick über den See.“

„Ja, es ist recht nett, oder nicht?“, stimmte ich zu. „Mummy half mir, solange sie noch hier war, und sie hat einen schrecklich guten Geschmack.“

Belinda ließ sich in einen Sessel fallen. „Ich kann es nicht glauben. Meine Freundin Georgie, die auf meinem Sofa geschlafen hat, die keinen roten Heller hatte, und jetzt all das hier! Wer hätte gedacht, dass wir beide so gut auf den Füßen landen?“

„Wir haben beide eine Menge durchgemacht“, sagte ich. Sie hielt meinen Blick. Wir beide wussten, was die „Menge“ war, die sie hatte durchmachen müssen. Den Verrat. Das Baby, das sie hatte aufgeben müssen. Meins war nichts so Dramatisches gewesen – nur das Wissen, dass ich in meinem Elternhaus nicht willkommen war und bis vor Kurzem keine Mittel hatte, um mich zu versorgen. „Also, erzähl“, fuhr ich fort und hob die Unterhaltung aus ihrer düsteren Phase, „es geht um das Testament deiner Großmutter. Du wusstest, dass sie dir Geld hinterlässt, oder nicht? Aber es war mehr, als du erwartet hast?“

„Oh ja. Regelrechte Unmengen, Darling“, sagte Belinda. „Und nicht nur Geld. Einigen recht außergewöhnlichen Schmuck, zum einen. Schweres viktorianisches Zeug, nichts, das ich selbst tragen würde, aber einige wirklich schöne Steine, die neu gefasst oder verkauft werden können. Oh, und ihr Haus in Bath. Ein georgianisches Haus in einer der Sicheln. Très, très elegant. Und …“ Sie hielt inne und wedelte aufgeregt mit einem Finger vor mir herum. „… Besitz in Cornwall.“

„Wie erstaunlich“, sagte ich. „Ich dachte, du habest mir erzählt, sie hätte ihr Haus in Cornwall vor langer Zeit verkauft.“

„Das ist richtig, das habe ich“, sagte Belinda. „Sie hatte ein schönes Grundstück in der Nähe der Küste namens Trengilly Manor. Ich habe meine Sommer früher dort verbracht, nachdem Daddy die Hexe geheiratet hatte und ich in meinem eigenen Zuhause nicht länger willkommen war. Ich war wirklich niedergeschlagen, als Granny entschied, dass Trengilly zu viel für sie wäre und sie in der Nähe guter Ärzte, guter Theater und guten Essens sein müsse und nach Bath zog. Dann wurde ich auf die Schule in die Schweiz geschickt, also spielte es keine schrecklich große Rolle, aber ich vermisse das Haus immer noch. Wir hatten solch gute Zeiten dort …“ Ihr Gesichtsausdruck war recht wehmütig geworden.

„Aber jetzt hast du erfahren, dass sie noch ein Anwesen in Cornwall besaß?“

Belinda nickte. „Ich war verblüfft, Darling. Wieso hatte ich nichts darüber gewusst? Ich glaube nicht, dass es auch nur ansatzweise so eindrucksvoll ist wie Trengilly, aber es soll im gleichen Teil der Welt wie das alte Haus sein, und es heißt White Sails. Es könnte wirklich schön sein, einen Unterschlupf an einem Strand in Cornwall zu haben, wenn ich der Welt entfliehen muss.“

Sie blickte sich um. „Also, wo sind alle? Du sagtest, Darcy sei irgendwohin verschwunden, aber wo sind deine Mutter, dein Großvater und Sir Hubert?“

„Haben mich alle verlassen, fürchte ich“, sagte ich. „Mummy ist zurück zu Max, nachdem er ihr ein Telegramm schickte, in dem stand, dass er ohne sie nicht leben könne. Das veranlasste Sir Hubert zu gehen und weitere Berge zu erklimmen. Und Großpapa schleift die Jungs vom East End zurecht. Alle haben jemanden, außer mir …“

Wir unterbrachen die Unterhaltung, als Emily, ein weiteres Mädchen aus dem Dorf, das wir angestellt hatten, um als Zimmermädchen ausgebildet zu werden, einen Teewagen hereinschob.

„Queenie sagt, es tue ihr fürchterlich leid, Ihre Ladyschaft“, sagte Emily, „aber sie hat im Moment nicht viel Kuchenartiges. Sie sagte, sie könne keinen Kuchen aus der Luft zaubern.“ Sie errötete, als sie die Worte wiederholte.

Ich blickte auf das Tablett, das Gurkensandwiches enthielt, ein paar Schokoladenkekse, von denen einige zerbröckelt waren, und ein recht traurig aussehendes Stück Früchtebrot.

Das war der Teil davon, Dame eines Anwesens zu sein, den ich hasste. Ich war nicht sehr gut darin, ernst und furchteinflößend zu sein. „Würdest du Queenie bitten, sofort herzukommen, Emily?“, sagte ich und versuchte, einen ruhigen und beherrschten Gesichtsausdruck zu bewahren.

Belinda warf mir einen amüsierten Blick zu. „Eine recht gute Köchin, sagtest du?“

Nach ein paar Minuten hörten wir Poltern im Korridor und Queenie erschien, mit rotem Gesicht, als sei sie gerannt. Sie richtete ihre Haube, die über ein Ohr gerutscht war, strich sich eine dreckige Schürze glatt und sagte: „Wie geht’s, Miss? Wir dachten, Sie wären nach London, um auszugehen, sonst hätte ich etwas zum Tee gehabt.“

„Queenie, was ist mit dem Biskuitkuchen von gestern passiert?“, fragte ich. „Ich meine mich zu erinnern, dass ein großes Stück übrig war.“

Queenie gab sich die Ehre zu erröten. „Oh, nun, da Sie für eine Weile weggefahren waren, haben wir ihn aufgegessen.“

„Du meinst, du hast ihn aufgegessen, vermute ich.“

Sie grinste verlegen.

Ich holte tief Luft. „Queenie, das ist nicht gut genug“, sagte ich. „Ein Haus wie dieses sollte stets einen guten Vorrat hausgemachten Gebäcks haben, nicht diese kleinen Chocolate Fingers aus dem Geschäft im Ort. Und es sollte stets irgendeine Art Kuchen geben, für den Fall, dass unerwartet Besucht kommt. Ich fürchte, du wirst recht faul. Jetzt, da du abgesehen vom Personal nur für eine Person kochst, sollten wir etwas mehr Anstrengung in der Kuchenabteilung sehen, ja?“

„Sie haben recht, Miss“, sagte sie.

„Oh, und Queenie, Miss Warburton-Stoke wird zum Abendessen bleiben. Ich hoffe sehr, du kannst etwas Ansprechenderes auftreiben als irgendeine Pampe.“

„Ich habe bereits eine Fleischpastete gemacht“, sagte sie.

„Das wird vollauf genügen. Deine Pasteten sind sehr gut“, sagte ich. „Vielleicht mit überbackenem Blumenkohl?“

Sie sah nicht allzu erfreut aus. „Nun, Miss, sehen Sie, die Pastete war eigentlich für unser Abendessen gedacht. Ich bin mir nicht sicher, dass es genug für alle ist.“

„Dann wirst du erfinderisch sein und dir etwas anderes für das Abendessen des Personals einfallen lassen müssen, oder nicht?“

„Ich weiß nicht, was“, sagte sie, jetzt aggressiv. „Ich bin keine verdammte Zauberin, wissen Sie? Ich kann nicht mit der Hand wedeln und aus dem Nichts Mahlzeiten erscheinen lassen. Wir haben nicht viel Fleisch im Haus, wenn Sie nicht hier sind.“

„Dann werden es Schmalzbrote, nicht wahr?“, fragte ich und lächelte sie lieblich an. „Dir wird etwas einfallen.“

„Schmalzbrote? Ich muss bei Kräften bleiben“, sagte Queenie. „Es ist ermüdende Arbeit ganz allein in einer so großen Küche.“

„Dann stehen deine Sorgen vielleicht vor einem Ende“, sagte ich. „Ich habe vor, mir von Miss Warburton-Stoke dabei helfen zu lassen, eine qualifizierte Köchin zu finden.“

„Was stimmt an meiner Kochkunst nicht?“, verlangte sie zu wissen.

„Nichts, abgesehen davon, dass sie begrenzt ist auf das Essen, das du kennst, und wir werden irgendwann anfangen, Gäste einzuladen, wenn Mr. O’Mara nach Hause kommt.“

„Sie holen doch nicht schon wieder einen Spanier, oder? Denn wenn ja, gehe ich schnurstracks zu Darcys Tante nach Irland zurück. Dort wurde ich gewürdigt, jawohl.“

„Ich weiß das, und ich würdige dich auch – die meiste Zeit. Ich will nur, dass du die Arbeit anständig machst. Und wenn wir einen qualifizierten Koch angestellt haben, solltest du von ihm lernen, wie man aufwändigere Gerichte kocht.“

„Es ist nichts Falsches an einem guten Würstchen im Teig oder Würstchen mit Kartoffelbrei“, murmelte sie. „Ist das dann alles?“

„Wie wäre es, uns auf die Schnelle ein paar Scones zuzubereiten, es sei denn, du hast auch kein Mehl mehr?“

„Schon erledigt, Miss“, sagte sie jetzt recht fröhlich und ging davon.

Belinda warf mir einen verärgerten Blick zu. „Georgie, sie ist immer noch vollkommen nutzlos“, sagte sie. „Wäre es nicht das Menschlichste, sie gleich jetzt von ihrem Leid zu erlösen?“

Ich musste lachen. „Belinda! Sie ist die meiste Zeit nicht übel. Wir haben sie überrumpelt und sie fühlt sich vermutlich schuldig.“

Belinda hatte ihre schicke Autofahrermütze abgesetzt und schüttelte ihr geschmeidiges schwarzes Haar aus. „Du wirst sie irgendwann loswerden müssen, weißt du? Du kannst keine anständigen Besucher empfangen, wenn eine Köchin hier ist, die so mit dir redet.“

Ich seufzte. „Das Problem ist, dass ich sie auf eine Art mag. Und sie ist in schwierigen Situationen schrecklich mutig gewesen. Sie hat mir das Leben gerettet, musst du wissen. Ich habe zu akzeptieren begonnen, dass sie nie lernen wird, sich zu verbessern.“

„Sie will es nicht lernen, das ist recht offensichtlich. Sie ist vollkommen stur. Aber ich muss sagen, dass ich beeindruckt war von der Art, wie du mit ihr gesprochen hast. Wie die Dame des Anwesens. Du hast es weit gebracht, seit du die schüchterne und schusselige Georgie warst.“

„Ich hasse es immer noch“, sagte ich. „Ich bin von Natur aus nicht herrisch.“ Ich hob die Teekanne und schenkte zwei Tassen voll. „Egal, zurück nach Cornwall“, sagte ich. „Dieses neue Grundstück. Was weißt du darüber?“

„Absolut nichts“, sagte Belinda. „Also habe ich gedacht, ich sollte runterfahren und mich selbst umsehen. Und ich habe mich gefragt, ob du mich gerne begleiten würdest. Ein Mädchenausflug. Ein Abenteuer. Wie in alten Zeiten, was?“

„Und wie“, sagte ich.

Kapitel 3

Dienstag, 15. Oktober

Auf dem Weg nach Cornwall. Ich halte meinen Hut fest. Belinda fährt schrecklich schnell! Menschenskind, ich hoffe, wir kommen in einem Stück dort an.

Wir machten uns beim ersten Licht des nächsten Tages auf den Weg. Die Reise begann nicht allzu verheißungsvoll, da Queenie verschlief (ohne Zweifel als ein Resultat des großen Stücks Biskuitkuchen und der Reste des Marmeladenstrudels, den sie zum Abendessen gemacht hatte) und uns nicht mit dem üblichen Tee weckte.

Als sie an diesem Morgen herausfand, dass wir im Begriff waren, abzureisen, sah sie verletzt aus. „Sie hauen ab, ohne mich?“, fragte sie. „Ich mag jetzt die Köchin sein, aber ich bin auch Ihr Dienstmädchen, oder nicht? Es ist nicht richtig, dass Sie ohne Dienstmädchen weggehen. Wer sonst soll für Sie sorgen?“

Ich fand das recht berührend. Sie war das schlechteste Dienstmädchen in der Geschichte des Dienens gewesen, aber sie war, wie ich es Belinda erzählt hatte, beizeiten auch unglaublich mutig gewesen. Ich ertappte mich bei einem Lächeln. „Das ist sehr freundlich von dir, Queenie. Aber wir fahren mit Miss Belindas Sportwagen und offen gesagt würdest du nicht reinpassen. Abgesehen davon ist es nicht so, als würden wir zu Gast bei einer Hausparty sein, bei der ein Dienstmädchen angebracht wäre. Wir schauen uns lediglich ein Grundstück an.“

„Bitte sehr“, sagte sie. „Aber wenn Sie abhauen, gibt es keinen Grund, dass ich diese Kuchen mache, die Sie wollten, oder?“ Und sie ging zurück in ihre Küche, ehe ich antworten konnte.

Als wir das Auto aus den Stallungen holten, stellten wir fest, dass das herrliche Wetter von gestern sich in einen normaleren Oktobertag mit stürmischem Regen verwandelt hatte, der gegen die Fenster prasselte und tote Blätter umherwirbelte. Belinda und Phipps mussten das Dach des Sportwagens hochkämpfen und wir merkten, dass es nicht wirklich wind- und regendicht war. Wir fuhren los und waren beide etwas mürrisch.

„Wir könnten auf besseres Wetter warten, schätze ich“, hatte Belinda gesagt.

„Es könnte für den Rest des Monats regnen“, merkte ich an.

Sie nickte zustimmend. „Vielleicht wird es in Cornwall besser sein. Ich erinnere mich daran, dass während meiner Sommerferien dort immer herrliches Wetter war.“

„Es ist in Ordnung. Ich bin an Regen gewöhnt“, sagte ich. „Oben im Castle Rannoch in Schottland war diese Art Wetter die Norm. Den ganzen Sommer lang. So deprimierend. Mein Bruder Binky ist der Einzige, der es schafft, gutgelaunt zu bleiben. Ich bin so froh, weit weg zu sein.“

„Von deiner schrecklichen Schwägerin Fig, meinst du?“

„Tue ich. Das letzte Mal, das sie schrieb, schlug sie vor, dass es Spaß machen könne, zu Weihnachten zu uns zu kommen, da ich ja jetzt ein so großes Haus geerbt hätte. Kannst du dir Weihnachten mit Fig vorstellen? Der Weihnachtsmann würde einen Blick auf sie werfen und nicht den Schornstein hinunterkommen.“

Belinda lachte. Ich hörte eilig zu reden auf und hielt mich an der Tür fest, als wir um eine Kuve schlitterten. „Vielleicht könntest du auf diesen nassen Straßen etwas langsamer fahren“, schlug ich vor.

„Wir wollen vor Einbruch der Nacht dort sein, oder nicht?“, fragte Belinda. „Es gibt herzlich wenige Orte unterwegs, in denen wir die Nacht verbringen könnten, nicht bis wir die Küste erreichen. Und eine Nacht im Bodmin Moor ist nichts, was ich empfehle.“

Sie trat wieder aufs Gas, schlitterte um die nächste Ecke und kam dem Randstreifen gefährlich nahe. Es wurde etwas besser, als wir auf die Hauptstraße nach Südwestengland fuhren, nur dass Belinda das Gefühl hatte, sie müsse jeden Lastwagen überholen, auf den sie traf. Wir hatten ein paar Beinahe-Unfälle, was mich dazu brachte, mich zu fragen, ob dieser Ausflug am Ende eine so gute Idee gewesen war. Dann fuhren wir wieder querfeldein, rasten durch Winchester, Salisbury, dann nach Somerset und schließlich Devon. Glücklicherweise bedeutete das schlechte Wetter, dass es nicht viel Verkehr gab, immerhin fuhren wir weiterhin schrecklich schnell. Wir kamen durch ein hübsches Devon-Städtchen nach dem anderen, Belinda manövrierte sich ungeduldig durch schmale Straßen. Schließlich wurde sie in Honiton zum Halten gezwungen, wo Markttag war und wir darauf warten mussten, dass Bauern Schaf- und Kuhherden durch die Straßen führten. Wir hielten für ein spätes Mittagessen in Exeter und aßen einen recht guten Lammbraten im Schatten der Exeter Cathedral. Wir füllten den Tank mit Benzin und machten uns wieder auf den Weg. Wie Belinda vorausgesagt hatte, hatte der Regen etwas nachgelassen. Jetzt war es eher ein feiner Nieselregen und kein gefährlicher Sturm, wie wir ihm vorher begegnet waren.

Dann kämpften wir uns in trostloseres Land, umrandeten die nördliche Grenze von Dartmoor, wo es kaum Spuren von Zivilisation gab.

„Ich könnte eine Tasse Tee vertragen und mir die Beine vertreten, du nicht?“, schlug ich vor, nachdem wir durch wildes und verlassenes Land gefahren waren und nur gelegentlich Spuren einer Zinn-Mine oder von Ton-Abbau gesehen hatten, die uns sagten, dass andere Menschen nicht weit entfernt waren.

„Viel Glück“, sagte Belinda. „Wir sind seit wenigstens einer halben Stunde an keinem Haus vorbeigekommen. Wo sind wir überhaupt?“

Mir war die Aufgabe der Navigatorin übertragen worden, mit einer Karte auf den Knien. Ich spähte auf sie hinunter. „Wir müssen in der Nähe von Bodmin Moor sein.“

„Wieso heitert mich das nicht auf?“, fragte Belinda. „In etwa der trostloseste Ort auf dem Planet. Oh, und schau, der Nebel steigt auf, wie aufs Stichwort.“

Und das tat er. Als die Straße in ein Stück verlassenes Hochland führte, verwandelte sich der Regen in Nebel. Wir konnten die Straße vor uns kaum sehen.

„Eine der alten Schmuggelrouten.“ Belinda versuchte, fröhlich zu klingen. „Wir werden in Ordnung sein, solange wir nicht vierundzwanzig Ponys begegnen, die durch die Dunkelheit trotten. Erinnerst du dich an das Gedicht?“

Ich nickte. „‚Watch the wall, my darling, as gentlemen go by.‘“ Ich kicherte. „Die Leute in Cornwall betreiben doch nicht immer noch Schmuggel, oder?“

„Oh, ich gehe davon aus. Es liegt ihnen im Blut. Sie haben vermutlich aufgehört, Schiffe zu zerstören, indem sie sie auf die Riffe lockten und dann plünderten, aber wer weiß? Die Leute hier unten sind ein wilder Haufen. Verrückte Kelten.“

„Bist du nicht eine von ihnen?“ Ich blickte sie herausfordernd an.

„Eigentlich nicht. Mein Großvater hat das Haus in Cornwall gekauft, als sie aus Indien zurückkehrten, da war meine Mutter noch ein Kind. Wir sind keine Familie aus Cornwall. Also bin ich tatsächlich vollkommen zivilisiert.“

„Die meiste Zeit“, fügte ich hinzu.

Ich glaube, wir hielten das Geplänkel aufrecht, um bei Laune zu bleiben. Es war wirklich ein trostloser Ort. Gelegentlich tauchte das Ruderhaus einer Zinn-Mine im Nebel auf wie eine seltsame Kreatur, aber dann fuhren wir wieder durchs Nichts und der kalte, feuchte Nebel wirbelte um uns herum.

„Wie groß ist dieses Moor?“, fragte ich. „Es ist nicht das mit dem Hund von Baskerville, oder?“

„Nein, das ist Dartmoor. Da sind wir schon vorbei.“

„Nun, das ist eine Erleichterung“, sagte ich. „Ich glaube, ein riesiger, geifernder Hund wäre das Erste, was mich davon abhielte, auf die Toilette zu gehen.“

„Wir könnten anhalten und du könntest neben der Straße gehen“, schlug Belinda vor.

„Belinda, das könnte ich gewiss nicht tun.“

„Hier ist meilenweit niemand, Georgie.“ Sie trat auf die Bremse und fuhr an den Straßenrand. „Da drüben. Da ist ein Busch für dich.“

Zögerlich stieg ich aus und war augenblicklich umschlungen von feuchtem, beharrlichem Nebel. Ich suchte mir einen Weg durch das raue Gras.

„Pass auf die Sümpfe auf“, rief Belinda mir nach. „Bodmin Moor ist berühmt für seine Sümpfe.“

„Vielen Dank“, rief ich zurück. „Ich hatte mal eine Begegnung mit einem Sumpf in Dartmoor und ich wünsche das nicht zu wiederholen.“

„Du bist in einem steckengeblieben?“

„Nein, ich habe zugesehen, wie jemand in einem verschwand. Es war entsetzlich.“

„Du hast ein interessantes Leben gelebt“, rief sie mir nach. Ihre Stimme hallte durch den Nebel hindurch. Obwohl ich nur ein paar Schritte vom Motor entfernt war, war schwer zu sagen, in welcher Richtung er sich befand. Ich kümmerte mich so schnell ich konnte um das dringendste Bedürfnis und war dankbar, die Straße wiederzufinden. Ich stieg ein und wischte mir Feuchtigkeit aus dem Gesicht. „Es ist wirklich elend da draußen. Ich hoffe nicht, dass ganz Cornwall so ist.“

„Oh nein. Nur das Moor. Du wirst sehen: Wenn wir die Stadt Bodmin erreichen, sind wir auf der anderen Seite und alles wird wieder in Ordnung. Cornwall ist bekannt für sein gutes Wetter, denk dran. Die englische Riviera.“

„Wirklich.“ Ich spähte in die Düsternis.

Schließlich endete das Hochland und wir trafen auf das erste Haus. Wir hielten für eine Tasse Tee und ein Brötchen in der Stadt Bodmin an und fuhren dann weiter.

„Jetzt ist es nicht mehr weit“, sagte Belinda und hielt Wort, denn der Nebel verschwand und hinterließ wieder diesen feinen Regen. Die Straße führte durch kleine Minenstädte voller gesichtsloser grauer Steinhäuser. Ich begann mich zu fragen, was Belinda an diesem Ort für so magisch hielt, aber ich behielt meine Gedanken für mich. Schließlich unternahm ich mit meiner besten Freundin zusammen ein Abenteuer, was eindeutig besser war, als allein in Eynsleigh zu sitzen und mich zu fragen, was Queenie zum Abendessen servieren würde.

Wir hatten jeden Anschein von Städten hinter uns gelassen. Die Straße war jetzt zu einem Weg mit Steinmauern zu beiden Seiten geworden, so schmal, dass ich nicht wusste, was wir getan hätten, wenn wir einem anderen Auto begegnet wären. Selbst Belinda musste zu diesem Zeitpunkt langsamer fahren. Hinter hohen Hecken tauchten gelegentlich Felder auf. Und in den Feldern standen riesigen Granitbrocken.

„Wofür sind die?“, fragte ich.

„Das sind stehende Steine, aus keltischen Zeiten. Cornwall ist voll davon“, sagte Belinda. „Älter als Stonehenge. Ich glaube, früher gab es hier Menschenopfer.“

„Charmant. Jetzt fühle ich mich wirklich willkommen.“

Belinda lachte. „Wir sind jetzt in der Nähe der Küste“, sagte sie. „Ich erinnere mich an diese Stelle.“

Sie wurde langsamer. „Was steht auf dem Straßenschild?“

Ich starrte aus dem Fenster. „Saint Tudy und Saint Maby in eine Richtung, Saint Breock und Saint Issey in die andere. Das sind sicher keine echten Heiligen“, sagte ich lachend.

„Es sind kornische Heilige“, sagte Belinda. „Sie waren die ersten christlichen Mönche, die von Irland herüberkamen.“

„Tudy und Issey waren Mönche?“

Sie zuckte mit den Schultern. „Frag mich nicht. Ich bin keine Expertin. Ich wiederhole nur, was man mir erzählt hat.“

„Wonach schauen wir jetzt auf der Karte?

„Splatt und Rock und Pityme.“

„Das denkst du dir aus.“

Sie lachte. „Nein, tue ich nicht. Es sind wirkliche Orte.“

„Splatt? Menschen leben in einem Ort namens Splatt?“

„Nicht viele. Oh, und wenn Rock auf der Karte nicht auftaucht, schau nach Trebetherick oder Polzeath.“

„Haben sie hier keine normalen Namen?“, fragte ich.

„Die beiden sind Kornisch. Eine andere Sprache, musst du wissen. Wie Walisisch.“

„Sprechen sie hier eine andere Sprache?“

„Nicht mehr. Nur die sehr alten Menschen erinnern sich an Kornisch. Es ist so gut wie ausgestorben, fürchte ich.“

„Mir macht es nichts aus. Ich habe genug Schwierigkeiten mit Französisch“, sagte ich.

Wir hielten an einem anderen Straßenschild. Das Licht wurde jetzt schnell weniger und es war schwer zu lesen. „Oh, richtig. Polzeath, direkt geradeaus“, sagte Belinda. „Wir fahren in die richtige Richtung. Jetzt sind wir sehr nah. Ich frage mich, ob wir anhalten und Vorräte einkaufen sollten, falls wir an einem Dorfladen vorbeikommen, der noch geöffnet hat.“

„Es ist beinahe dunkel. Vielleicht sollten wir zuerst das Haus finden“, antwortete ich. „Wir können immer noch zurückkommen und im nächsten Pub etwas essen.“

„Gute Idee.“ Sie manövrierte um eine besonders scharfe Kurve, als der Weg unter einem Baumbestand hindurchführte, Tropfen auf uns herabregneten und auf das weiche Verdeck prallten. Auf der anderen Seite erhaschten wir einen Blick auf glänzendes Wasser.

„Das Meer, endlich“, sagte ich und sprach ein kleines Gebet, dass wir sicher angekommen waren.

„Technisch gesehen nicht. Das ist die Camel-Mündung.“

„Camel?“, fragte ich. „Es gibt Kamele in Cornwall?“

„Nein, Darling. Das ist der Name eines Flusses und es muss Flut sein“, sagte sie, „denn wenn Ebbe ist, ist beinahe alles Sandbank. Aber das Ende ist jetzt wirklich in Sicht. Trengilly liegt unten an der Küste. Und meiner Erinnerung nach gibt es nur ein großes Haus hinter Polzeath und dann gibt es nur Gras und Felsen. White Sails muss auf der anderen Seite der Landzunge liegen.“