4,49 €
Das Leben könnte so einfach sein. Jessica hat ihren Traumberuf als Lehrerin und einen langjährigen Partner. Doch eine unerwartete Begegnung stellt ihr Leben auf den Kopf. Wirft sie ihr altes. bekanntes Leben weg um ein unbekanntes Leben an der Seite eines Fußballstars zu führen? Und schafft sie es, mit dem Druck umzugehen?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 188
Veröffentlichungsjahr: 2021
Es handelt sich um eine fiktive Liebesgeschichte zwischen einer Lehrerin und einem Fußballstar und die Probleme, die auftauchen können. Die Ähnlichkeit zu lebenden Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt. Zum leichteren Verständnis habe ich einen existierenden Verein gewählt.
Claudia Krause ist verheiratet und lebt in Landshut. Die Geschichte um die Spielerfrau ist ihr 2. Roman im Erwachsenensegment. Außerdem hat sie noch 2 Kinderbücher veröffentlicht
Kapitel 1 Das Kennenlernen
Kapitel 2 - Erste Schwierigkeiten
Kapitel 3 - Ist es das wert?
Kapitel 4 -Projekttage
Kapitel 5 -Eine weitere Trennung
Kapitel 6 - Stadionbesuch
Kapitel 7 - Veränderungen-
Kapitel 8 - Elternbesuch
Kapitel 9 - Gefühlschaos
Kapitel 10 - Was fühle ich?
Kapitel 11 - Die Liebeserklärung
Kapitel 12 - Familienleben
Kapitel 13 - Das normale Leben
Kapitel 14 - Der erste Schritt
Kapitel 15 - Rache der Exfrau
Kapitel 16 - Eine Familie
Kapitel 17 - Alles anders
Kapitel 18 - Ängste
Kapitel 19 - Zweifel
Kapitel 20 - Überfordere ich sie?
Kapitel 21 - Erste Krise
Kapitel 22 -Aufstieg
Kapitel 23 - Zwillinge
Kapitel 24 - Neid?
Kapitel 25 - Wo ist sie?
Kapitel 26 - Gefunden
Kapitel 27 - Angekommen
Kapitel 28 - Neue Pläne
Kapitel 29 Die Hochzeit
-Jessica-
Ein wieder einmal so ein Tag, an dem alles schiefläuft.
Am Morgen hat die U- Bahn Verspätung, so dass ich erst kurz vor acht Uhr ins Klassenzimmer komme. Und wie sollte es anders sein, an solchen Tagen kommt es meistens zu vermehrten Streitigkeiten, so dass eine Menge Zeit zur Schlichtung draufgeht. In der Pause muss ich feststellen, dass ich übersehen habe, für die Projektwoche den Stadionbesuch zu buchen. Also nach der Arbeit in die U- Bahn und ab zum Stadion. Dort bekomme ich kurz vor knapp noch einen Termin und eine Menge Unterlagen zum Ausfüllen. Genervt blättere ich in den Papieren und stürze aus dem Raum, kurz darauf werde ich unsanft von den Füßen geholt. „Was zu Teufel“, schimpfe ich, „können sie nicht aufpassen?“
„Entschuldigung“, antwortet eine dunkle Stimme und ich ergreife die, mir dargebotene Hand, die mich schwungvoll wieder auf die Füße stellt. Erst jetzt sehe ich mein Gegenüber an. Oh verdammt, das ist ja…„ William Karl“, stellt er sich vor. „Ich weiß“, stottere ich, „Jessica Müller“.
Von all den aktiven Spielern muss ich ausgerechnet gegen den Torwart laufen. „Haben sie sich weh getan?“, offensichtlich deutet er mein Schweigen falsch, doch meine Stimme will mir nicht gehorchen, so dass ich nur den Kopf schütteln kann. „Kaffee?“, fragt er nach, „als Entschädigung!“ „ist nicht nötig, danke“, flüstere ich. Verdammt, was ist nur los mit mir? Gut, ich bin ein Fan von ihm, aber ich bin auch eine erwachsene Frau. Also reiß dich gefälligst zusammen, ermahne ich mich selbst.
„Aber nur wenn sie Zeit haben“, sehr sinnvoll Jessica.
„Die nächste Trainingseinheit ist morgen um 9.00 Uhr“, lächelt er. Moment mal- er lächelt? Eigentlich kennt man ihn nur verbissen ernst. „Ich muss um 7.30 Uhr in der Schule sein“, grinse ich zurück. „Da haben wir ja eine ganze Nacht.“ Was wird das denn? Flirtet er etwa mit mir? „Da hat ihre Freundin sicher etwas dagegen. Und mein Partner auch“, meine ich immer noch, oder schon wieder verlegen. „Gegen einen Kaffee?“ Er muss mich für völlig bescheuert halten. „Sorry“, murmele ich, „irgendwie stehe ich gerade neben mir.“ Er sieht mich an und schmunzelt. „Naja, ich werde ja schließlich nicht jeden Tag von einer Ikone von den Beinen geholt“, entgegne ich und merke, wie sich seine Stimmung verändert. „Ich würde sie gerne als William zum Kaffee einladen, nicht als Torwart.“ Verblüfft sehe ich ihn an und versuche ein Lächeln, „Aber dann nur Jessica und nicht den Fan.“ Nun ist es an ihm zu lächeln. „Einverstanden, aber nicht hier.“
Gemeinsam verlassen wir das Stadion und er weist mir den Weg zu einem kleinen Café in der Nähe. Dort setzten wir uns in eine abgeschirmte Ecke. Auch hier im Halbdunkel trägt er seine dunkle Sonnenbrille. „Nicht so einfach, oder?“, frage ich ihn, als er mir gegenübersitzt.
„Was?“, fragt er nach und endlich nimmt er seine Brille ab. „Nur William zu sein“, antworte ich. „Nein,“ presst er hervor, „erzähl mir lieber von dir.“ Wie selbstverständlich war er zum DU übergegangen. „Von mir? Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich bin Grundschullehrerin und sollte einen Termin für unsere Projektwoche ausmachen- Mist, die Unterlagen habe ich nicht ausgefüllt. Jetzt muss ich noch einmal hin.“ „Ich kann sie morgen gerne für dich abgeben, ich bin ja schließlich schuld“, seine dunkle Stimme wirkt absolut entspannend, „was wollen sie denn alles wissen?“ Genervt über meine eigene Schussligkeit ziehe ich die Blätter aus der Tasche und beginne sie auszufüllen. Nach gefühlten Stunden, in denen William mich genau beobachtet, schiebe ich ihm die Blätter hin.
„Danke, aber nicht vergessen.“ Nun können wir Lehrerin und Torwart hinter uns lassen und schon bald stelle ich fest, dass das Bild, das von ihm in der Öffentlichkeit vorherrscht, völlig falsch ist. William erweist sich als sympathischer Gesprächspartner. Aus einem Kaffee werden ein Abendessen und ein Cocktail. Das Vibrieren meines Handys ignoriere ich eisern. Und auch er scheint sich sichtlich zu entspannen. So wird es schließlich 21.00
Uhr als wir das Café verlassen. Seinen Vorschlag, mich nach Hause zu fahren, lehne ich ab und nehme ein Taxi.
Er drückt mir seine private Handynummer in die Hand und meint zum Abschied: „Vielleicht meldest du dich mal wieder- ich habe den Abend sehr genossen.“ „Mal sehen“, antworte ich. Doch kaum fährt das Taxi an, tippe ich eine sms. „Hat Spaß gemacht- bis bald. J“. Bevor ich es mir anders überlegen kann, schicke ich sie ab.
Postwendend kommt die Antwort „Ebenso- W“. Die Taxifahrt ist viel zu schnell vorbei. Im Arbeitszimmer brennt noch Licht. Also arbeitet Richard, mein Lebensgefährte noch. Den ganzen Abend habe ich nicht eine Minute an ihn oder an die Arbeit gedacht.
- William-
Was für ein entspannter Abend. Es ist einfach gewesen, nur ich selbst zu sein. Will, der Torwart ist ganz weit weg.
Ich habe mich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt.
Vielleicht liegt es daran, dass Jessica absolut nicht in mein Beuteschema passt. Sie ist viel zu selbstständig, als dass sie über mich bekannt werden will. Außerdem ist sie dunkelhaarig, aber mit atemberaubenden blauen Augen, langen Beinen und ist nur ca. 15 cm kleiner als ich. Aber das Wichtigste ist- sie ist eine gute Gesprächspartnerin und ich muss sie unbedingt wiedersehen, um sie näher kennen zu lernen. Und ihre sms ist wie ein Versprechen.
Lächelnd halte ich die Anmeldepapiere in der Hand und schlendere zu meinem Auto. Meine eigene Partnerin ist seit Wochen auf diversen Fotoshootings und was mich leicht erschüttert, ich vermisse sie nicht.
- J-
Kaum steckt der Schlüssel im Schloss, wird die Tür auch schon geöffnet und Rick steht mit versteinertem Gesicht vor mir. „Wo zum Henker warst du? Und warum gehst du nicht an dein verdammtes Handy?“ „Was?“, verwundert sehe ich meinen Partner an und das aufkommende schlechte Gewissen bekämpfe ich mit einem Angriff: „Seit wann muss ich dir Rechenschaft ablegen?“Ich schiebe mich an ihm vorbei, fest entschlossen mir den Abend von nichts kaputt machen zu lassen. Doch Rick ist auf Streit aus, wie öfters in letzter Zeit. Seit er Konrektor an unserer Schule ist, ist er ständig gereizt. Und ich versuche ihm immer häufiger aus dem Weg zu gehen. Er folgt mir in das Badezimmer und hört nicht auf, mir Vorhaltungen zu machen. Ich blende die Worttiraden nahezu aus, nur der Vorwurf des Fremdgehens bleibt hängen. „Ja, du hast recht, ich habe mich mit einem fremden Mann unterhalten und ja, es hat Spaß gemacht. Und es kann auch sein, dass ich mich noch einmal mit ihm treffe. Rein freundschaftlich!!!“ Jetzt hat er es geschafft, meine Laune ist im Keller. Ich packe mein Bettzeug und verbringe die Nacht auf dem Sofa. Am Morgen weckt mich eine sms.“ Guten Morgen- ich wünsche dir einen schönen Tag- W“ Und so sitze ich lächelnd am Frühstückstisch, während Rick sich hinter seiner Zeitung verkriecht.
Ausnahmsweise nehme ich die frühere U- Bahn und treffe dort auf meine Freundin Chris, die auch bei uns an der Schule ist. Heute wäre ich lieber allein geblieben, doch Chris verwickelt mich in ein Gespräch über die letzten Lernzielkontrollen. Unsere Klassen liegen genau gegenüber und wir beide lieben es, mit den ersten zwei Jahrgangsstufen zu arbeiten. Doch jetzt höre ich ihr kaum zu. Die Nacht auf dem Sofa zeigt erste Auswirkungen.
Vielleicht sollte ich aus dem angedachten Kinderzimmer ein Gästezimmer machen. Der Gedanke an ein Kind rückt in der angespannten Situation in weite Ferne. Hat unsere Beziehung überhaupt eine Zukunft? „Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“, kommt es leicht angesäuert von meinem Gegenüber. Was? „Sorry, ich hatte gestern wieder einmal Streit mit Rick und die Nacht auf dem Sofa verbracht“, versuche ich meine Abwesenheit zu entschuldigen. Chris steigt auch sofort darauf ein: „Ach Gott du Ärmste? Schlimm?" Obwohl ich ernsthaft über eine Trennung nachdenke, schüttle ich den Kopf. „Wird schon wieder. Was hast du gesagt?“ „Ich wollte nur wissen, ob mit dem Stadions Besuch alles klar geht.“
„Ach so. Ja, wir haben einen Termin“, antworte ich lächelnd. Hoffentlich hat William die Zettel abgegeben, denke ich noch. Schon sind wir an unserer Haltestelle angekommen und schlendern in Richtung Schulgebäude.
Ricks Fahrrad lehnt wie immer an der Hauswand. Er wird es nie lernen, dass auch er es in den Fahrradständer stellen muss. Also stelle ich es kopfschüttelnd hinein. Bis zur großen Pause bleibt kaum Zeit, um Luft zu holen.
Heute ist ein langer Schultag und meine Kinder sind bereits am Morgen am Limit. Und dazu meine Stimmungdas wird ein ergiebiger Tag. In der Pause bleibe ich im Klassenzimmer. Erstens um Rick aus dem Weg zu gehen und zweitens, um die angesprochene Lernzielkontrolle endlich fertig zu korrigieren. Ich beuge mich über die ersten Aufgaben und stelle erfreut fest, dass das Rechnen, bis 20 nun einigermaßen funktioniert. Ich bin so vertieft, dass ich das erste, zaghafte Klopfen erst nicht wahrnehme. Erst das zweite, Kräftigere reißt mich aus der Arbeit. Was soll das? Hat man denn hier nicht mal in der Pause seine Ruhe? „Ja?“, meine ich genervt. Die Tür wird langsam geöffnet. „Störe ich? Ich wollte dir nur die Unterlagen vorbeibringen.“ Irritiert schüttle ich den Kopf: „Wie kommst du denn hier her?“ „Nun ja, ich hatte gerade Zeit und da dachte ich…“ William scheint leicht verunsichert. „Komm rein“, grinse ich, „aber mach die Tür zu. Wenn irgendjemand erfährt, dass du da bist…“ „Zu spät, fürchte ich, ich habe ein paar Kinder gefragt, wo ich Frau Müller finde“, er zuckt entschuldigend mit den Schultern. Na großartig, spätestens zum Pausenende ist hier die Hölle los. „Wenn du einigermaßen unerkannt hier wegkommen willst, solltest du gehen“, versuche ich, das Unvermeidliche doch noch zu verhindern. „Wann bist du fertig? Ich glaube, du brauchst einen Freund zum Reden.“
Wow, und das nach einem Abend. Ich nicke und mit einem 15.00 Uhr schiebe ich ihn zur Tür, was bei 1,96 m und 90 kg nicht so einfach ist. Mit einem „Ich hol dich ab“, dreht er sich endlich um und wendet sich zum Gehen.
„Ich zeige dir einen Weg, wo du nicht an den vielen Schülern vorbeimusst“, entgegne ich, „Komm lieber erst um 15.15 Uhr, da ist es hier leer.“ „O.K., bis dann“, höre ich noch, bevor er seine Sonnenbrille aufsetzt und über den Lehrereingang verschwindet. Als es zum Pausenende läutet sitze ich wieder über die Aufgaben gebeugt. Die Enttäuschung der Kinder ist spürbar, als ich allein im Klassenzimmer sitze. Natürlich haben ihn die Kinder erkannt und es wie ein Lauffeuer verbreitet. Da es nun schon Schulgespräch ist, muss ich mir wohl etwas einfallen lassen. Als Erstes gehe ich in der Mittagspause ins Lehrerzimmer und stelle mich den fragenden Blicken der Kollegen. Ricks Blick weiche ich aus, obwohl ich mir keiner Schuld bewusst bin. William ist ein Bekannter, mehr nicht. Da keiner eine Frage stellt, sehe ich mich nicht gezwungen, mich zu erklären. Der Nachmittag vergeht erstaunlich schnell, meine Klasse hat sich mit der Erklärung zufriedengegeben, dass William die Unterlagen gebracht hat. Gott sei Dank, sind sie noch zu klein, dass ihnen das nicht spanisch vorkommt. Um kurz nach 15.00
Uhr steht Chris in der Tür. „Wollen wir?“ „Sorry, ich habe noch einen Termin“, entgegne ich, „ich erzähl dir morgen mehr.“ Die Neugier steht ihr ins Gesicht geschrieben, aber sie fragt nicht nach, nur ihr „Viel Spaß“ klingt etwas säuerlich. Langsam packe ich meine Tasche zusammen und bevor ich auf den Platz vor der Schule trete, sehe ich mich um.
-W-
Wow, was passiert hier gerade? Seit ich denken kann, habe ich mich selten für die Befindlichkeiten anderer Menschen interessiert. Aber bei Jessica ist es etwas Anderes. Sie hat unbewusst sehr unglücklich ausgesehen und ich frage mich, ob ich die Schuld daran trage. Hat nicht gestern ihr Handy öfters geläutet, was sie aber eisern ignorierte. Obwohl ich weiß, dass es einen Partner gibt, setze ich sie der Gefahr aus, dass die Presse etwas mitbekommt. Aber ich habe die Gespräche gestern zu sehr genossen, um die Bekanntschaft aufzugeben. Da ist er wieder- Will Karl der Egoist. Ich nehme mir vor, sie zu fragen, ob sie diese Bekanntschaft aufrechterhalten möchte. Während ich trainiere, freue ich mich auf ein Wiedersehen und so stehe ich bereits vor 15.00 Uhr vor der Schule. Um kein Aufsehen zu erregen, bleibe ich solange sitzen bis die Eltern, die den Platz bevölkern, nahezu weg sind, setze dann meine Sonnenbrille auf und lehne mich an das Auto. Als sie aus der Tür tritt, schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht.
-J-
Ein paar Kinder toben noch am Bach und die dazugehörigen Eltern sind so in Gespräche vertieft, dass sie nicht auf das Umfeld achten. William steht lässig an seinen Sportwagen gelehnt und grinst in meine Richtung.
O.K., pfeif auf die Folgen, er ist ein Freund und er ist da.
Also lächle ich zurück und gehe selbstbewusst lächelnd in seine Richtung. Er öffnet die Beifahrertür und ich schlüpfe ins Auto. Kaum sitzen wir, fährt er auch schon los. „O.K., wo soll es denn hingehen?“, fragt er. „Keine Ahnung, irgendwo hin, wo man reden kann“, antworte ich, lehne mich zurück und überlasse William die Wahl. Kurz darauf hält er an einem kleinen, abgelegenen See, zieht eine Decke heraus, lässt sich am Ufer nieder und sieht mich fragend an. Ich folge ihm und fange dann zu erzählen an. Vom Stress mit Rick, von der Arbeit, aber auch von meinen Gedanken, mich zu trennen. Mein Gegenüber hört geduldig zu, nur als die Trennungsgedanken zur Sprache kommen, fragt er mit einem einzigen Wort nach: „Meinetwegen?“ „Was?
Nein!“, entgegne ich schnell, „der Stress im Moment schon, aber keine Angst. Ich habe nicht vor, mich in dich zu verlieben. So gut kennen wir uns auch nicht.“ „Das ist gut“, seine gute Laune ist sofort wieder da, „ich bin nämlich nicht beziehungsfähig. Frag mal die Mutter meiner Kinder.“ Kinder? Ach ja, richtig, er hat ja zwei Stück mit seiner Expartnerin, heißt es. Um das Thema Beziehungen zu beenden, frage ich nun meinerseits nach seinem Beruf. „Wolltest du schon immer Torwart werden?“ „Profi?“, er runzelt kurz die Stirn, „ich weiß nicht, ich kann halt nichts anderes.“ „Aber das ziemlich gut“, ziehe ich ihn auf, „meistens zumindest.“ „Na danke meistens“, feixt er, „das zahle ich dir heim.“ Es macht richtig Spaß, sich mit ihm zu kabbeln. Ist leicht und für mich entspannend. „Lust auf eine Runde Schwimmen?“, fragt er nach und schlüpft aus seinen Schuhen. „So??“, entsetzt sehe ich ihn an. Er drückt mir sein Shirt in die Hand, zieht seine Jeans aus und rennt ins Wasser. Ich schlüpfe aus meiner Hose und tausche meine Bluse gegen sein Shirt, bevor ich langsam in den See wate.
„Hey, nicht so zaghaft“, höre ich noch, bevor mich ein Schwall Wasser trifft. Boah, ist das kalt. Mir bleibt kurz die Luft weg, doch William macht einfach weiter. „Genug“, japse ich, „du hast gewonnen.“ Kurz überlege ich, es ihm gleichzutun, doch dann merke ich, dass ich jeden Wet- T-Shirt- Kontext gewinnen könnte. Deutlich zeichnet sich mein schwarzer BH unter dem weißen Oberteil ab.
Verschämt ziehe ich das Shirt von meiner nassen Unterwäsche. William hat ein dunkles, kehliges Lachen und nimmt mir meine Befangenheit. Beherzt stürze ich mich ins kalte Nass. Es tut gut, einmal nur ich selbst zu sein und nicht die verantwortungsvolle, vorbildliche Lehrerin. Ausgelassen verbringen wir die nächsten drei Stunden, bis Williams Handy das anstehende Training ankündigt. „Mist“, schimpft er, „ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß. Wie ist es, hast du Lust einem Toptorwart beim Training zuzusehen?“ „Gibt es bei euch denn einen?“, grinse ich, „Ach so, du sprichst von dir.
Gut, dass du nicht eingebildet bist. Dann musst du aber kurz bei mir vorbeifahren. Ich brauche was zum Anziehen.“ „Wenn es weiter nichts ist“, er kann sich das Grinsen nur schwer verkneifen. Viel zu schnell stehen wir vor unserer Tür. William wartet im Auto, während ich im Galopp nach oben renne, die Tür öffne und im Bad verschwinde. Zehn Minuten später sitze ich wieder neben ihm. „Meinst du es ist klug, wenn man uns zusammen sieht?“, frage ich ihn atemlos. William runzelt kurz die Stirn und sieht mich dann mit seinem entwaffneten Lächeln an: „Mich stört es nicht, aber wenn du damit ein Problem hast…“ „Nein, nein“, entgegne ich schnell, wobei meine Gedanken Salti schlagen. Was zur Hölle mache ich hier? Nicht nur, dass ich meine eigene Beziehung durch die Freundschaft zu ihm gegen die Wand fahre, ich gefährde auch noch seine Beziehung. Ist es das wert??
Bevor ich eine Antwort für meine Gedanken finde, biegt er auch schon auf den Parkplatz des Trainingsgeländes ein. „Also dann- Bereit?“, fragt er schelmisch und mir wird leicht übel. Am liebsten würde ich den Kopf schütteln, aber William ist schneller. Er öffnet die Beifahrertür und hilft mir galant aus dem Auto. Also er versucht es zumindest, aber durch meine Unsicherheit gerate ich ins Straucheln und lehne mich kurz an ihn, um meine Standsicherheit wieder zu erlangen. Dabei bemerke ich, viele neugierige Blicke und rücke schnellstmöglich von ihm ab. Als ich ihm meine Hand entziehen will, hält er sie fest und schlägt den Weg zum Spielereingang ein. Mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen und ehe ich mich versehe, stehe ich unter all den Spielerfrauen, die mich neugierig mustern, bevor sie ihre Gespräche fortsetzen. Ich fühle mich sichtlich unwohl, bis mir ein strahlendes Lächeln gegenübertritt. „Hallo, ich bin Silvia, die Frau von Ahmet. Und du gehörst zu Will?“ „Hi, ich bin Jessica. Und jein, ich bin zwar mit William hier, aber wir sind kein Paar. Nur Freunde.“ „Schade, ich finde, du würdest besser zu ihm passen als diese Schnepfe“, meint Silvia und zieht mich etwas aus dem Pulk der Spieleranhängsel, die mich nun doch wieder mustern. Als wir etwas abseitsstehen, atme ich tief durch: „Danke, das ist ja schlimmer als eine Hinrichtung.“ „Das war ja noch gar nichts“, Silvias Versuch mich aufzumuntern, geht völlig in die Hose, „jetzt bist du erst einmal Tagesgespräch.“ „Shit, ich wusste ja gleich, dass es ein Fehler war mitzukommen.“ „Vergiss sie einfach, das ärgert sie am meisten.“ Als ein etwa 10- jähriges Mädchen auf uns zustürmt, verdunkelt sich Silvias Blick ein wenig und ich krame in meinem Wissen über den Spieler Ahmet. „Meine Stieftochter“, erklärt sie mir, „ist nicht immer einfach. Vor allem seitdem wir selbst ein Kind bekommen.“ Mit Geld für ein Eis zieht das Mädchen kurz darauf wieder ab. Ahmets Exfrau ist Modell und parkt das Mädchen während ihrer Aufträge immer wieder bei Ahmet und seiner neuen Partnerin. Das Training beginnt und ich sehe begeistert zu, wie William durch die Luft fliegt. „Der ist gut!“, grinst Silvia, „ohne ihn wären wir nicht da oben.“
Ich nicke nur kurz und versuche, das restliche Training zu verfolgen, das erstaunlich schnell zu Ende geht und schon kurz darauf stehen zwei verschwitzte Männer vor uns. „Das ist Jessica, eine Freundin, Jessica, das ist Ahmet.“ „Freut mich“, antworten wir unisono und bevor die beiden unter der Dusche verschwinden, steht die Einladung zum Grillen bei Silvia und Ahmet. Auf dem Weg dorthin überlege ich kurz, Rick anzurufen, entscheide mich aber dann für eine sms ``Treffe mich mit Freunden- komme später`. „Soll ich dich lieber nach Hause fahren?“, Williams Gespür für Stimmungsschwankungen ist erschreckend und passt so gar nicht zu dem Bild des Torwartes, das in der Öffentlichkeit vorherrscht. „Sorry“, grinse ich, „aber die Probleme sind ja schon da, da kann ich sie auch noch etwas vor mir herschieben. Ich finde die Beiden richtig nett und Silvia hat mich ganz normal behandelt, im Gegensatz zu den anderen.“ Er lacht sein leises, kehliges Lachen: „Naja, du bist auch anders. Kein Modell., keine typische Spielerfrau. Mein Ruf ist in Bezug auf Frauen nicht der Beste. Wahrscheinlich überlegen sie gerade, wie du zu mir passt.“. Auch dieses Mal schafft er es, meine Zweifel zu zerstreuen. Der Abend verläuft in gelöster Stimmung und es ist spät, als William mich vor der Haustüre absetzt. „Sicher, dass du klarkommst?“, fragt er, als ich beim Aussteigen zögere. „Muss ich ja wohl“, flüstere ich, „ich melde mich.“ Entschlossener als ich bin, gehe ich in Richtung Haustür. In der Wohnung erwartet mich ein äußerst schlecht gelaunter Partner.
„Wird das jetzt zur Gewohnheit, dass du einfach stundenlang verschwindest?“, brüllt er sofort los, „mit wem triffst du dich denn ständig?“ Ich versuche, ruhig zu bleiben, aber sein eiskalter Blick und meine Zweifel an dieser Beziehung sorgen dafür, dass ich wütend werde.
„Mit jemanden, bei dem ich sein kann, wie ich bin. Bei