Ein rätselhaftes Erbe - Michaela Dornberg - E-Book

Ein rätselhaftes Erbe E-Book

Michaela Dornberg

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Beschreibung

Als der alte Fahrenbach, der eine zunächst kleine Firma im Weinanbau und -vertrieb errichtet und im Laufe der Jahre zu einem bedeutenden Familienunternehmen erweitert hat, das Zeitliche segnet, hinterlässt er ein ziemlich seltsames Testament. Drei seiner Kinder scheinen Grund zur Freude zu haben, Frieder als neuer Firmenchef, Jörg als Schlossherr und Grit als Villenbesitzerin. Während der Notar mit monoton klingender Stimme die zum Testament gehörenden Formalitäten vorlas, beobachtete Bettina fasziniert eine Wespe, die mit lautem Gesumme gegen die Fensterscheibe flog, taumelnd auf die Fensterbank fiel, um immer wieder Versuche zu starten, die ins Freie führen sollten. Auch sie wäre gern überall, nur nicht hier. Sie fand es schrecklich, den letzten Willen ihres Vaters verlesen zu bekommen, weil das so abschließend war, so deutlich machte, dass es einen Menschen unwiederbringlich nicht mehr gab. Wann wohl hatte er dieses Testament verfasst? Schon vor langer Zeit – vorsorgend? Oder weil er ahnte, dass er bald schon sterben würde, erst kürzlich? Ihr Blick glitt zu ihren Geschwistern, denen die Anspannung und Erwartung deutlich anzusehen war, nicht nur ihnen, eigentlich noch mehr ihren Ehepartnern. Die Stimme des Notars riss sie aus ihren Betrachtungen. »Bitte, entschuldigen Sie.« Er stand auf, öffnete das Fenster und wartete, bis die Wespe hinausgeflogen war. Bettina lächelte. Sie hatte nicht erwartet, dass ihn das Gesumme stören würde. Er setzte ich und las weiter. Es ging zunächst um Zuwendungen an Angestellte, Freunde, karitative Einrichtungen und Vereine, die ihr Vater großzügig bedachte. Ehe er zu den Familienmitgliedern kam, machte Dr. Limmer eine bedeutsame Pause und schaute alle nacheinander an. Es war so still, dass man das Fallen einer Stecknadel hätte hören können. Mona, die Frau ihres ältesten Bruders Frieder, seufzte abgrundtief auf. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie es kaum erwarten konnte, endlich zu erfahren, was es zu erben gab. Der Notar räusperte sich, sein Blick glitt auf das vor ihm liegende Dokument.

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Seitenzahl: 111

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Bettina Fahrenbach - Eine Powerfrau setzt sich durch – 1 –Ein rätselhaftes Erbe

Aber was ist dieser Hof eigentlich wert?

Michaela Dornberg

Während der Notar mit monoton klingender Stimme die zum Testament gehörenden Formalitäten vorlas, beobachtete Bettina fasziniert eine Wespe, die mit lautem Gesumme gegen die Fensterscheibe flog, taumelnd auf die Fensterbank fiel, um immer wieder Versuche zu starten, die ins Freie führen sollten.

Auch sie wäre gern überall, nur nicht hier. Sie fand es schrecklich, den letzten Willen ihres Vaters verlesen zu bekommen, weil das so abschließend war, so deutlich machte, dass es einen Menschen unwiederbringlich nicht mehr gab.

Wann wohl hatte er dieses Testament verfasst? Schon vor langer Zeit – vorsorgend? Oder weil er ahnte, dass er bald schon sterben würde, erst kürzlich?

Ihr Blick glitt zu ihren Geschwistern, denen die Anspannung und Erwartung deutlich anzusehen war, nicht nur ihnen, eigentlich noch mehr ihren Ehepartnern.

Die Stimme des Notars riss sie aus ihren Betrachtungen.

»Bitte, entschuldigen Sie.«

Er stand auf, öffnete das Fenster und wartete, bis die Wespe hinausgeflogen war.

Bettina lächelte. Sie hatte nicht erwartet, dass ihn das Gesumme stören würde.

Er setzte ich und las weiter.

Es ging zunächst um Zuwendungen an Angestellte, Freunde, karitative Einrichtungen und Vereine, die ihr Vater großzügig bedachte.

Ehe er zu den Familienmitgliedern kam, machte Dr. Limmer eine bedeutsame Pause und schaute alle nacheinander an.

Es war so still, dass man das Fallen einer Stecknadel hätte hören können.

Mona, die Frau ihres ältesten Bruders Frieder, seufzte abgrundtief auf. Ihr war deutlich anzusehen, dass sie es kaum erwarten konnte, endlich zu erfahren, was es zu erben gab.

Der Notar räusperte sich, sein Blick glitt auf das vor ihm liegende Dokument.

Mein Sohn Frieder soll das Weinkontor bekommen. Ich wünsche ihm, dass er die Umsicht hat, es wenigstens auf dem derzeitigen Niveau weiterzuführen und dass er bei seinen Entscheidungen im Auge behält, dass es ein hervorragendes, ausgezeichnet florierendes Unternehmen ist.

Frieder war die Freude deutlich anzusehen, Mona war außer sich. »Wir haben es geschafft. Wir haben es geschafft«, jubelte sie. »Die Firma gehört uns.«

»Darf ich weiterlesen?« Die Stimme des Notars klang ungehalten, und Mona verstummte.

»Jörg vererbe ich Chateau Dorleac. Das Schloss ist renoviert, die Weinberge sind ertragreich.

Die Auftragsbücher voll. Seinen Wunsch, immer in Frankreich leben zu wollen, kann er sich erfüllen.«

Jörg und seine Frau Doris fielen sich in die Arme, die beiden hatte ihr Vater auch glücklich gemacht.

»Grit soll die Stadtvilla haben, weil es ihr größter Wunsch ist, diese Immobilie zu besitzen.«

Grit und ihr Mann Holger sahen sich bedeutungsvoll an. Und Bettina fragte sich, warum sie unbedingt die Villa haben wollten. Sie hatten doch gerade erst gebaut.

»Meine geliebte Tochter Bettina soll den Fahrenbach-Hof bekommen, weil sie für mich die Einzige ist, die unserem Namen und der Tradition verbunden ist.«

Es folgten einige weitere Details, die an Bettina allerdings irgendwie vorbeirauschten. Sie vernahm das glucksende Lachen ihrer Schwägerin Mona, die es auch war, die die Frage stellte: »Und was ist mit dem sonstigen Vermögen? Dem Geld?«

Unangenehm berührt schaute Dr. Limmer sie an, ehe er das verlesene Testament beiseitelegte.

»In zwei Jahren wird es eine weitere Zusammenkunft hier geben. Haben Sie noch Fragen?«

Wieder war es Mona, die sich erkundigte: »Wieso in zwei Jahren?«

»Der verstorbene Erblasser möchte seine Kinder«, die Betonung lag auf dem letzten Wort, »in zwei Jahren hier versammelt wissen. Sie erhalten dazu rechtzeitig eine Einladung von mir.«

Dr. Limmer verabschiedete sich von ihnen.

»Tja, liebe Schwägerin«, sagte Mona im Hinausgehen, »dafür, dass du seine Lieblingstochter warst, bist du nicht gerade gut weggekommen mit dem vergammelten Bauernhof irgendwo in der Pampa.«

»Papa wird sich etwas dabei gedacht haben«, versuchte Bettina ihren Vater zu verteidigen. Aber eigentlich verstand sie nicht, warum sie den Fahrenbach-Hof geerbt hatte. Gewiss, es war der Ursprung von allem, aber außer ihrem Vater war niemand von der Familie in den letzten Jahren dort gewesen.

Und ihr Besuch lag mehr als zehn Jahre zurück und war noch immer mit schmerzhaften Erinnerungen behaftet.

Ihren Vorschlag, gemeinsam noch irgendwo einen Kaffee zu trinken, nahm niemand an.

Aber vielleicht war das verständlich, und wenn sie einen Partner gehabt hätte, wäre sie bestimmt mit ihm auch am liebsten allein gewesen, um über das erhaltene Erbe zu sprechen.

Bettina sah ihnen nach, wie sie hocherfreut in ihre Autos stiegen und davonfuhren – Frieder, der neue Firmenchef, Jörg, der Schlossherr und Grit, die Villenbesitzerin.

Und ihr gehörte nun der Fahrenbach-Hof.

Sie dachte nicht eine Sekunde darüber nach, dass oder ob sie durch dieses Erbe vielleicht übervorteilt worden war. Nein, sie fragte sich nur, warum ihr Vater ihr den Hof vererbt hatte. Sie hatte durch nichts zum Ausdruck gebracht, dass ihr der Hof am Herzen lag, und sie hatten auch niemals darüber geredet, auch nicht, wenn ihr Vater von einem seiner Aufenthalte auf dem Fahrenbach-Hof zurückgekommen war.

Vielleicht war es eine Fügung des Schicksals, das sie zwingen wollte, sich mit etwas aus ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen, was sie sorgsam so viele Jahre lang verdrängt hatte.

Irgendwann würde sie auf den Hof fahren, und, bis dahin wollte sie sich Gedanken darüber machen, was damit geschehen sollte.

Verkaufen kam sicherlich nicht infrage, aber vergammeln lassen konnte sie den Hof auch nicht.

Warum nur hatte ihr Vater ihr den Fahrenbach-Hof hinterlassen? Diese Frage quälte sie noch lange.

*

Nach einer unruhig verbrachten Nacht war Bettina, die erste, die am nächsten Morgen in die Firma kam, aber das war nichts Ungewöhnliches. Sie war eine Frühaufsteherin und liebte es, zeitig mit ihrer Arbeit zu beginnen, darin ähnelte sie als Einzige ihrem Vater, der schon vor ihr in seinem Büro gewesen war.

Wie sehr hatte sie es genossen, mit ihm noch einen Kaffee oder Tee zu trinken, in Ruhe mit ihm über die anstehenden Projekte zu reden.

Doch das war vorbei, vorbei für immer. Sie vermisste ihren Vater so sehr.

Sie holte sich aus dem Kaffeeautomaten einen Espresso, der sie munter machen sollte, dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch. Arbeit gab es genug. Sie vertiefte sich in die Unterlagen über eine Kampagne für ein Produkt, das europaweit über das Weinkontor Fahrenbach vertrieben werden sollte – ein ganz spezieller roter Champagner aus Australien, von dem Bettina sicher war, dass er einschlagen würde wie eine Bombe, wenn man ihn nur geschickt genug vermarktete. Genau das konnte Fahrenbach. Deswegen wurden ihnen ja auch immer zuerst alle neuen interessanten Produkte angeboten. Und ihr Vater hatte das sichere Gespür gehabt, sich stets die Rosinen herauszupicken.

Bettina war so sehr in ihre Arbeit vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie die Zeit verging. Erst als die Tür sich öffnete und ihr Bruder Frieder hereinkam, blickte sie auf.

»Gut, dass du schon da bist«, sagte er nach einer kurzen Begrüßung. »Ich muss mit dir reden.«

Das klang so wichtig, dass Bettina insgeheim lächeln musste. Wollte Frieder sofort am ersten Tag den Chef herauskehren?

»Setz dich doch.« Sie lächelte ihn an. »Willst du einen Kaffee oder Tee?«

Frieder winkte ab, setzte sich, ergriff einen der Stifte, die auf ihrem Schreibtisch herumlagen, und begann damit zu spielen.

»Ich will mich nicht lange mit der Vorrede aufhalten, Bettina. Dein Job ist hier überflüssig.«

Sie glaubte, ihn nicht richtig verstanden zu haben.

»Was sagst du da?«

»Ich konnte Papa nie verstehen, dass er diese aufwendige Werbung gemacht hat. Vielleicht war es ja auch nur deinetwegen, damit du eine Beschäftigung hattest. Nun, wie es auch sei, jetzt bin ich der Chef, und ich finde, Fahrenbach hat einen so guten Namen, dass wir uns diese teuren Werbekosten ersparen können und auch dein Gehalt, was ja auch nicht gerade klein ist.«

»Frieder, wohin verrennst du dich da?« Bettina war entsetzt. »Wie willst du denn neue Produkte vermarkten, beispielsweise diesen Champagner hier?« Sie deutete auf die vor ihr liegenden Unterlagen.

»Liebe Schwester, ehrlich gesagt, ich bin an diesem Produkt überhaupt nicht interessiert. Diese Leute haben nicht mehr als ihren Champagner anzubieten.«

»Papa hat sich aber viel davon versprochen«, wandte sie ein.

»Papa ist tot, und ich werde ganz gewiss alles anders machen als er. Wir haben so viele etablierte Marken im Programm, die praktisch Selbstläufer sind. Die Erträge daraus reichen mir.«

»Das ist kurzsichtig. Auch für die Etablierten musst du Werbung machen, sonst bist du die Lizenzen schneller los, als du gucken kannst.«

Er legte den Bleistift hin, stand auf.

»Das lass bitte meine Sorge sein. Ich denke, dass wir unsere Zusammenarbeit sofort beenden sollten, du bist einfach so sehr Papas Arbeitsstil verhaftet und seinen Ideen. Wir bekämen nur Krach. Selbstverständlich bekommst du noch für drei Monate Gehalt, es soll ja korrekt ablaufen. Du kannst deine Zeit auch bestimmt viel besser nutzen, wenn du dich gleich um den Fahrenbach-Hof, dein Erbe«, seine Stimme klang fast spöttisch, »kümmerst.«

»Frieder …«

Er ließ sie nicht ausreden.

»Bettina, keine weiteren Diskussionen. Ich weiß schon, was ich mache. Bitte, pack deine Sachen zusammen. Dein Büro brauche ich nämlich für Mona.«

»Kannst du mir verraten, was Mona hier machen soll?«

Ihre Schwägerin hatte in all den Jahren, in denen sie mit Frieder verheiratet war, die Firma vielleicht fünfmal betreten. Sie war immer nur Hausfrau gewesen, allerdings eine, deren Hauptbeschäftigung es war, das Geld ihres Mannes auszugeben.

»Mona wird wichtigen Besuchern gegenüber die Firma repräsentieren, wird Geschäftsessen organisieren.«

»Also eine Frühstücksdirektorin. Hat sie sich das ausgedacht?«

An seinem Gesichtsausdruck merkte sie, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.

»Linus ist jetzt alt genug. Er muss nicht immer am Rockzipfel seiner Mutter hängen. Mona braucht eine Aufgabe.«

»Frieder, deine Frau hat von geschäftlichen Dingen überhaupt keine Ahnung, und der Posten, den du für sie schaffen willst, der ist für Fahrenbach überflüssig.« Traurig schaute sie ihn an. »Werbung, ein wichtiger Bestandteil unseres Erfolges, willst du abschaffen und dafür etwas einrichten, das für die Firma so überflüssig ist wie der Hagel für ein Kornfeld.«

»Nun, bist du fertig?«, wollte er wissen.

»Ach, Frieder, du kannst dich doch in einem Tag nicht so verändert haben. Wenn Papa das wüsste …«

»Noch einmal, Papa ist tot, und dich bitte ich nochmals, dein Büro zu räumen.«

»Und alle laufenden Kampagnen?«

»Die kann Frau Schmitz zu Ende bringen, sie war doch immer deine rechte Hand und ist in das ganze Geschehen involviert.«

Es war unglaublich, wie schnell er sie loswerden wollte. Insgeheim wusste sie, dass es nicht Frieder war, sondern dass Mona dahintersteckte.

»Okay, ich packe meine Sachen und persönlichen Dinge zusammen.«

»Bettina, es ist nicht gegen dich gerichtet. Aber jetzt, da die Firma mir gehört, möchte ich auch sofort anfangen, alles so zu gestalten, wie ich es richtig finde, nicht wie unser Vater, der war alt, und seine Ansichten waren überholt.«

»Aber mit diesen Ansichten hat er ein sehr gut florierendes Unternehmen über Jahrzehnte hinweg geführt.«

»Jetzt spricht Papas Liebling. Du warst halt in ihn so vernarrt, dass du nicht sehen wolltest, was er alles falsch gemacht hat und wie sehr sein Denken überholt war. Aber, na ja, du warst ja auch bloß für die Werbung zuständig und hast das, was er so erzählt hat, kritiklos hingenommen. Ich will ihm seine Erfolge ja gar nicht absprechen, aber seine Zeit war vorbei – so oder so.«

Bettina stand auf, begann, ihre Papiere aufeinanderzustapeln.

»Das hier ist die Kampagne der Australier.«

»Kannst du in den Papierkorb werfen. Mit solchem Kleinkram halte ich mich wirklich nicht auf.«

»Papa hat aber Verträge abgeschlossen«, gab sie zu bedenken.

»Na gut, dann erfüll ich sie eben, aber ohne mir dabei ein Bein auszureißen oder irgendwelche Werbung zu machen.«

Frieder ging zur Tür.

»Jetzt muss ich aber an die Arbeit. Danke übrigens, dass du keine Schwierigkeiten machst.«

Er ging hinaus, und Bettina strich sich über die Stirn, als gelte es, einen bösen Spuk zu vertreiben. Dass sie soeben durch ihren Bruder ihre Kündigung erhalten hatte, betrübte sie nicht so sehr wie der Gedanke daran, was er aus der Firma machen würde. Aber es war wohl müßig, sich darüber Gedanken zu machen, das ging sie nichts mehr an.

Das Weinkontor Fahrenbach gehörte ihrem Bruder Frieder. So hatte ihr Vater es gewollt, und er musste sich etwas dabei gedacht haben.

*

Nachdem sie nun ohne Job war – ein sehr irritierender Gedanke –, begann Bettina sich nach einigen Tagen des Nichtstuns zu langweilen, zumal auch Jörg und Doris bereits nach Frankreich abgereist waren und Grit sich ständig in der Villa aufhielt und sehr geheimnisvoll tat.

Sie und ihre Geschwister hatten leider nie eine sehr enge Beziehung zueinander gehabt, aber sie hatten sich doch zumindest immer gut verstanden. Seit dem Tod ihres Vaters, eigentlich mehr noch seit der Testamentseröffnung, war alles anders geworden.

Es schien, als wolle jeder nur sein eigenes Süppchen kochen.

Ob ihr Vater das wohl geahnt und vorausgesehen hatte? Zumindest hatte er genau gewusst, was Frieder, Jörg und Grit wollten, und hatte ihre Wünsche erfüllt.

Sie und der Fahrenbach-Hof war noch immer etwas, was sie so recht nicht verstehen konnte, aber andererseits hätte sie weder das Weinkontor noch das Chateau noch die Villa gewollt. Also war doch der Fahrenbach-Hof keine so schlechte Alternative.

Nachdem sie sich vergebens bemüht hatte, Frieder und Grit zu treffen, packte sie kurz entschlossen ein paar Sachen zusammen, kündigte ihre Ankunft auf dem Hof an und fuhr los.

Am besten ließen sich die Schatten der Vergangenheit vertreiben, wenn man sich ihnen stellte.

Ihr Blick fiel auf die Innenseite ihres linken Handgelenks, wo unschwer, auch nach so vielen Jahren, die inzwischen vergangen waren, ein in die Haut geritztes T zu erkennen war.

Thomas …