Ein Regenschirm für diesen Tag - Wilhelm Genazino - E-Book

Ein Regenschirm für diesen Tag E-Book

Wilhelm Genazino

4,5

Beschreibung

Geld verdienen kann man mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten. Zum Beispiel als Probeläufer für englische Luxushalbschuhe. Genazinos Held durchstreift auf diese Weise die Stadt, trifft auf seine zahlreichen früheren Freundinnen und betrachtet die Welt. Ein modernes Exemplar der Spezies Flaneure und Lustwandler - auf leichte, witzig-ironische Weise beschrieben.

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Hanser eBook
Willhelm Genazino
Ein Regenschirm für diesen Tag
Roman
Carl Hanser Verlag
ISBN 978-3-446-24234-0
© 2001/2012 Carl Hanser Verlag München Wien
Satz: Fotosatz Reinhard Amann, Aichstetten
E-Book-Konvertierung: Beltz Bad Langensalza GmbH
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele andere Informationen finden Sie unter www.hanser-literaturverlage.de
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Barbara gewidmet

1

Zwei Schüler stehen vor einer Litfaß-Säule und spucken auf ein Plakat. Dann lachen sie über die Spucke, die die Litfaß-Säule herunterrinnt. Ich gehe ein wenig schneller; früher war ich solchen Vorkommnissen gegenüber viel duldsamer. Ich bedaure, daß ich neuerdings so schnell abgestoßen bin. Wieder fliegen ein paar Schwalben durch die Fußgänger-Unterführung. Sie stürzen die U-Bahn-Station hinab und stoßen acht oder neun Sekunden später durch den gegenüberliegenden Ausgang wieder nach oben. Ich würde gerne selber die Fußgänger-Unterführung durchqueren und mich dabei seitlich von den rasenden Schwalben überholen lassen. Aber diesen Fehler darf ich nicht noch einmal machen. Vor etwa zwei Wochen habe ich diese Unterführung zum letzten Mal benutzt. Die Schwalben flitzten an mir vorüber, es dauerte leider nur zwei oder drei Sekunden. Dann entdeckte ich die nassen Tauben, die ich zunächst nicht gesehen hatte. Sie saßen zusammengedrängt in einer gekachelten Ecke. Zwei am Boden liegende Obdachlose versuchten, mit den Tauben Kontakt aufzunehmen. Weil die Vögel auf ihre Laute und Gesten nicht reagierten, verhöhnten die Obdachlosen die Tiere. Kurz danach sah ich auf meiner rechten Schuhspitze einen eingetrockneten Ketchup-Fleck. Ich wußte nicht, wie der Fleck dorthin geraten war, ich wußte nicht einmal, wie es möglich war, daß ich erst jetzt auf ihn aufmerksam wurde. Nie mehr gehst du durch diese Unterführung, sagte ich unernst zu mir selber. Auf der anderen Seite der Unterführung sehe ich Gunhild. Ich fürchte mich ein wenig vor Frauen, die Gunhild, Gerhild, Mechthild oder Brunhild heißen. Gunhild geht durch ihr Leben und macht kaum eigene Beobachtungen. Ich bin blind, sagt sie oft; sie sagt es scherzhaft, meint es aber ernst. Man muß ihr sagen, was sie sich anschauen könnte, dann ist sie zufrieden. Im Augenblick habe ich kein Bedürfnis nach einer Begegnung mit Gunhild. Ich weiche ihr aus, indem ich kurz in die Herderstraße zurücktrete. Wenn Gunhild ihre Augen öffnen würde, dann wüßte sie vielleicht, daß ich vor ihr fliehe, jedenfalls manchmal.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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