Ein sonderbarer Heiliger - Isolde Kurz - E-Book

Ein sonderbarer Heiliger E-Book

Isolde Kurz

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Beschreibung

Ein sonderbarer Heiliger ist ein einzigartiger Text von Isolde Kurz. Auszug: Es lebte einmal vor langer Zeit ein ganz besonderer Christ im deutschen Lande. Er hieß Benignus und trug diesen Namen mit Recht, denn eine gütigere Seele hat es nie gegeben. All seinen großen, von den kaufmännischen Vorfahren ererbten Reichtum vertat er in Almosen. Doch wie er gab und gab, der Armut wurde ringsum nicht weniger, und er konnte das große Faß des Jammers, der auf Erden ist, nicht ausschöpfen. Wenn er dann bedachte und es sich so recht lebhaft vorhielt, daß manch einer durch die Not ins Verderben getrieben wird und gar noch aus der zeitlichen Pein in die ewige stürzt, wußte er sich oft vor Mitleidsweh nicht zu helfen, und es wollte ihm fast bedünken, Gott hätte besser getan, die Welt unerschaffen zu lassen. Ermahnte ihn aber sein Beichtvater, doch lieber an das Heil seiner eigenen Seele zu denken und Stiftungen für die Kirche zu machen, so sagte er: Warum soll denn meine Seele mehr wert sein als die der andern? Es ist besser, ich gebe mein Geld den Armen, daß sie nicht aus Not sündigen, so rette ich dem Herrn viele Seelen, das wird ihm lieber sein.

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Seitenzahl: 22

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Ein sonderbarer Heiliger

Ein sonderbarer HeiligerAnmerkungen zu diesem WerkImpressum

Ein sonderbarer Heiliger

Es lebte einmal vor langer Zeit ein ganz besonderer Christ im deutschen Lande. Er hieß Benignus und trug diesen Namen mit Recht, denn eine gütigere Seele hat es nie gegeben. All seinen großen, von den kaufmännischen Vorfahren ererbten Reichtum vertat er in Almosen. Doch wie er gab und gab, der Armut wurde ringsum nicht weniger, und er konnte das große Faß des Jammers, der auf Erden ist, nicht ausschöpfen. Wenn er dann bedachte und es sich so recht lebhaft vorhielt, daß manch einer durch die Not ins Verderben getrieben wird und gar noch aus der zeitlichen Pein in die ewige stürzt, wußte er sich oft vor Mitleidsweh nicht zu helfen, und es wollte ihm fast bedünken, Gott hätte besser getan, die Welt unerschaffen zu lassen. Ermahnte ihn aber sein Beichtvater, doch lieber an das Heil seiner eigenen Seele zu denken und Stiftungen für die Kirche zu machen, so sagte er:

Warum soll denn meine Seele mehr wert sein als die der andern? Es ist besser, ich gebe mein Geld den Armen, daß sie nicht aus Not sündigen, so rette ich dem Herrn viele Seelen, das wird ihm lieber sein.

Er trug immer ein schönes silbernes Bildnis der Gnadenmutter mit dem Sohne auf der Brust und im Herzen. Aber in die Kirche ging er selten, und wenn man ihn darob schalt, so antwortete er: Der Vater im Himmel weiß, wie ich es meine. – Denn all seine Zeit widmete er dem Aufsuchen der Armen und Elenden, der Krüppel und Siechen wie auch der gefallenen Mädchen, deren Tugend er durch eine gute Aussteuer wieder aufrichtete. Solange er reich war, ging ihm das alles durch; aber als er durch seine vielen Spenden mehr und mehr verarmte, wurde er von den Leuten scheel angesehen, und die einen nannten ihn einen Narren, die andern einen Gottlosen. Das kümmerte ihn nicht.

Was bin ich, dachte er, daß ich mir's zu Herzen nehmen sollte, wenn Menschen mich schmähen; haben sie ja doch sogar den Heiland geschmäht!

Und weiter sagte er zu sich selber: Das wäre mir eine schöne Seligkeit, im Paradiese sitzen, und andere schmachteten währenddessen in der Pein, vor der ich sie vielleicht hätte bewahren können.

Und er fuhr fort, Almosen zu geben, Spitäler zu bauen und arme Mädchen auszusteuern, bis seine Häuser und Warenlager, sein Vieh und seine Kornfelder aufgezehrt waren und er am Ende kein eigenes Dach mehr über dem Kopf hatte. Da mußte er, der zuvor Dutzende von Schreibern beschäftigte, selber einen Schreiberposten annehmen, um nicht seinerseits betteln zu gehen, aber auch den dürftigen Lohn seiner Arbeit teilte er mit solchen, die noch ärmer waren. Und immer dachte er in seiner Einfalt, wenn er nur Geld genug auftreiben könnte, so wollte er dafür sorgen, daß alle auf Erden satt und glücklich würden und nach dem Tode flugs ins Himmelreich kämen.