Eine Million? Niemals! - Nancy Salchow - E-Book

Eine Million? Niemals! E-Book

Nancy Salchow

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Beschreibung

Ein Feuer, das einmal brannte, kann immer wieder neu entfacht werden. Und wenn es einen Mann gibt, der dieses Feuer in mir zum Brennen bringt, dann ist es Kilian … Neun Jahre ist es her, dass Kilian seiner Jugendliebe Maya das Herz brach und ihre gemeinsame Heimatstadt am Meer verließ, um sich den Traum von der Schauspielerei zu erfüllen. Und tatsächlich gelang es ihm, sogar in Hollywood berühmt zu werden, während Maya versuchte, ihn zu vergessen und sich ein Leben ohne ihn aufzubauen. Ausgerechnet auf dem Höhepunkt seiner Karriere steht er plötzlich wieder vor Mayas Tür, mit einem verrückten Deal in der Tasche: Für eine Million soll sie seine Freundin in den sozialen Medien spielen. Doch warum ist Kilian wirklich zurückgekommen? Irgendetwas verheimlicht er doch. Ihr so viel Geld anzubieten, ist doch absolut absurd. Außerdem wäre es doch gerade für einen Mann wie ihn ein Leichtes, eine echte Freundin zu finden. Maya ist sich sicher: Nie wieder wird sie sich auf Kilian einlassen, weder mit echten Gefühlen noch inszeniert. Andererseits käme ihr das viele Geld gerade mehr als gelegen. Wird sie sich trotz aller Gegenargumente auf den Deal einlassen? Auch wenn sie ahnt, dass sie dabei ihr Herz riskiert und bereits jetzt Gefahr läuft, der alten Leidenschaft hemmungslos zu verfallen? Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

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Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Vorwort

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Epilog

Auszug „One Night, One Mistake“

Danksagung und Nachwort

Für dich

Impressum

Nancy Salchow

Eine Million? Niemals

________________

Liebesroman

Über das Buch

Ein Feuer, das einmal brannte, kann immer wieder neu entfacht werden. Und wenn es einen Mann gibt, der dieses Feuer in mir zum Brennen bringt, dann ist es Kilian …

Neun Jahre ist es her, dass Kilian seiner Jugendliebe Maya das Herz brach und ihre gemeinsame Heimatstadt am Meer verließ, um sich den Traum von der Schauspielerei zu erfüllen.

Und tatsächlich gelang es ihm, sogar in Hollywood berühmt zu werden, während Maya versuchte, ihn zu vergessen und sich ein Leben ohne ihn aufzubauen.

Ausgerechnet auf dem Höhepunkt seiner Karriere steht er plötzlich wieder vor Mayas Tür, mit einem verrückten Deal in der Tasche: Für eine Million soll sie seine Freundin in den sozialen Medien spielen.

Doch warum ist Kilian wirklich zurückgekommen? Irgendetwas verheimlicht er doch. Ihr so viel Geld anzubieten, ist doch absolut absurd. Außerdem wäre es doch gerade für einen Mann wie ihn ein Leichtes, eine echte Freundin zu finden.

Maya ist sich sicher: Nie wieder wird sie sich auf Kilian einlassen, weder mit echten Gefühlen noch inszeniert. Andererseits käme ihr das viele Geld gerade mehr als gelegen.

Wird sie sich trotz aller Gegenargumente auf den Deal einlassen? Auch wenn sie ahnt, dass sie dabei ihr Herz riskiert und bereits jetzt Gefahr läuft, der alten Leidenschaft hemmungslos zu verfallen?

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

„Percy’s Class“ ist eine von der Autorin erfundene Serie, die nicht wirklich auf Netflix zu sehen ist.

Vorwort

____________

Meine lieben Leserinnen, okay okay, ein paar Männer sind auch dabei: Also HALLO auch an euch,

ich wünsche euch schöne Lesestunden mit meinem neuesten Buchbaby. Lasst euch fallen und genießt die Zeit.

Ach ja, und ganz am Ende des Buchs findet ihr noch eine kleine Überraschung. Nicht vergessen. :-)

Alles Liebe

Eure Nancy

Prolog

Rückblende

Neun Jahre zuvor

Maya

____________

Die Frühlingssonne wärmt die Tage bereits so intensiv, dass man eine Ahnung des bevorstehenden Sommers bekommt. Doch an den Abenden und vor allem in den Nächten dringt die Meeresbrise noch recht frisch durch das kaputte Fenster des Bootschnuppens.

Es war seine Idee herzukommen. Dass hier ein ungestörtes Plätzchen für romantische Dates sein soll, hat er von Freunden erfahren. Doch dass unser Strandspaziergang so leidenschaftlich enden würde, habe ich trotzdem nicht kommen sehen.

Wir liegen auf einer alten Couch mit einer noch älteren Decke darauf. Unter anderen Umständen würde ich mich ein wenig davor ekeln, weil der Schuppen einen leicht modrigen Geruch hat. Doch in Kilians Gegenwart störten mich diese Dinge nicht. Alles, woran ich denken kann, ist, ihn mit Haut und Haaren zu spüren.

Er liegt behutsam über mir und küsst mich so zärtlich, dass ich das Gefühl habe, alles um uns herum würde sich drehen. Mir wird fast schwindelig dabei, sodass ich unweigerlich die Augen schließe.

Hilfe, seine Zunge. Was tut er nur? Er weiß einfach ganz genau, wie er mich küssen muss, um sämtliche Hirnzellen bei mir auszuschalten. Alles, was übrigbleibt, ist eine übergroße Sehnsucht.

Durch den Stoff seiner Jeans spüre ich bereits seine Erregung, die mich selbst umso mehr anheizt.

Draußen rauschen die Wellen und erinnern uns daran, dass wir uns noch immer am Strand befinden. Aber im Grunde ist es egal, wo wir sind – alles, was zählt, ist, dass wir zusammen sind. Verbunden durch eine Lust, die ich in diesem Ausmaß noch nie gespürt habe.

Ganz langsam fährt er mit den Fingern unter mein Top. Ich spüre seine Hände unter meinem BH, den er leicht nach oben schiebt.

Meine Haut kribbelt, meine Ungeduld wächst ins Unermessliche.

Verdammt, ich will ihn spüren. Jetzt sofort. Es ist mir egal, was sich gehört und was nicht.

Kilian scheint meine Entschlossenheit zu fühlen, denn seine Küsse werden heftiger, seine Bewegungen stürmischer. Ungeduldig fummelt er an meiner Jeans herum, so wie ich an seiner.

Hosen landen auf dem Holzboden, Shirts irgendwo auf der Sofalehne. Alles muss plötzlich ganz schnell gehen, während sich unsere Lippen immer nur für wenige Sekunden voneinander lösen.

Wir sitzen auf den Knien voreinander, während ich seinen Slip ein Stück herunterziehe. Und da spüre und sehe ich es: Er ist bereit. So bereit, wie man nur sein kann.

Kapitel 1

Gegenwart

Neun Jahre später

Maya

____________

Ich liebe Sommerabende wie diesen. Es ist nicht mehr so heiß wie tagsüber, aber noch warm genug, um auf der Terrasse zu sitzen und den Fernseher im Wohnzimmer so zu drehen, dass wir ihn von unseren Liegestühlen aus sehen können.

Auch die Luft riecht um diese Zeit viel intensiver nach Salzwasser als tagsüber. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass die eigenen Sinne abends, wenn es überall langsam still wird, irgendwie geschärfter sind.

Während uns die milde Meeresbrise um die Nase weht, liegen meine Freundin Joanne und ich in unseren Stühlen, auf dem kleinen Tischchen zwischen uns zwei Weingläser und Kartoffelchips, und schauen die aktuelle Staffel von „Percy’s Class“ auf Netflix.

In Momenten wie diesen wird mir einmal mehr bewusst, wie schön es ist, in dieser bezaubernden Kleinstadt am Meer zu leben, die mir einerseits so vertraut ist und sich andererseits jeden Tag aufs Neue wie Urlaub anfühlt. Allein die Tatsache, die Ostsee direkt vor der Haustür zu haben, weckt dieses Gefühl tagtäglich in mir.

Nirgends sonst auf der Welt würde ich mich wohler fühlen als in Fleesenow, da bin ich mir sicher. So etwas wie Fernweh hatte ich noch nie. Warum auch, wenn man im Paradies aufgewachsen ist?

Joanne und ich leben beide hier und stehen uns auch durch unsere Jobs im Fleesenower Supermarkt sehr nahe.

Wer uns zusammen sieht, hält uns oft für Schwestern: Schulterlanges kaffeebraunes Haar, schlank, aber nicht zu dünn und beide eher kurz gewachsen (Joanne betont allerdings gern, dass sie mit ihren 1,66 genau einen Zentimeter größer ist als ich). Selbst unser Jahrgang ist derselbe: Wir sind beide dieses Jahr 27 geworden. Der einzige Unterschied zwischen uns besteht darin, dass ich hier aufgewachsen bin und Joanne erst hier landete, als sie nach ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau einen Job suchte.

Wobei: Joanne nennt sie eigentlich niemand. Sie ist einfach Jo.

„Ich kann es einfach nicht fassen.“ Jo greift in die Chipsschale. „Ich sehe diesen wahnsinnig heißen Kerl auf Netflix und muss die ganze Zeit daran denken, dass du mit ihm im Bett warst.“

Kichernd wirft sie sich ein paar Chips in den Mund, während sie sich zurücklehnt und wie gebannt zum Fernseher starrt.

„Ich habe es dir doch schon tausendmal gesagt, Jo.“ Ich rolle mit den Augen. „Den Typen, mit dem ich damals zusammen war, gibt es nicht mehr. Lediglich der Name ist noch derselbe, aber das ist auch schon alles. Der Mann, den du da im Fernsehen siehst, ist auch für mich ein Fremder.“

Kilian im Fernsehen zu sehen, fühlt sich tatsächlich so an, als würde ich einem Fremden zuschauen. Seitdem er vor einigen Jahren erstmals in einer echten Hollywood-Produktion zu sehen war, habe ich gelernt, meine Erinnerungen an ihn von diesem Mann auf dem Bildschirm zu trennen.

Um mich selbst zu schützen? Um die großen Gefühle, die ich einst für ihn hatte, nicht wieder aufkeimen zu lassen?

Nein, er ist nicht mehr derselbe. Der junge Mann, der vor neun Jahren unsere gemeinsame Heimatstadt verließ und mich mit gebrochenem Herzen zurückließ, ist damals für immer verschwunden. Dass sich sein Traum, Schauspieler zu werden, auf ganzer Linie erfüllt hat, freut mich zwar für ihn. Aber jede andere Emotion, die er mal in mir wachgerufen hat, habe ich versucht, mir mühsam abzutrainieren.

Heute ist er nur noch ein fremder Mann auf dem Bildschirm. Nicht mehr und nicht weniger. Zumindest ist es das, was ich mir einrede, wenn ich mich wieder mal von Jo dazu überreden lasse, „Percy’s Class“ anzuschauen. Es ist eine der erfolgreichsten, wenn nicht sogar DIE zur Zeit erfolgreichste Netflix-Serie. Und ja, ich muss zugeben, dass sie echt spannend ist.

„Du willst mir doch nicht ernsthaft sagen, dass du nichts dabei empfindest, wenn du ihn im Fernsehen sieht.“ Jo seufzt verträumt. „Er ist einfach ein absoluter Schnuckel.“

„Das sind andere Schauspieler auch“, antworte ich. „Nichts Besonderes.“

„Schon klar.“ Jo macht einen seltsamen Zischlaut mit ihrer Zunge. Sie kennt mich einfach viel zu gut, um mir abzukaufen, dass Kilian keine Emotionen mehr in mir wachruft.

Aber dabei ahnt sie natürlich nicht, wie viel Kraft es mich gekostet hat, um überhaupt an den Punkt zu kommen, mir Kilian im Fernsehen anschauen zu können. Früher hätte mir so etwas förmlich das Herz zerquetscht – heute ist dieser Schmerz nur noch unterschwellig zu spüren. Vielleicht weil ich mir einrede, dass dieser Mann wirklich nichts mehr mit meinem Kilian gemeinsam hat.

„Boah, ich frage mich echt, ob diese blonde Tussi da was mit Rickys Verschwinden zu tun hat“, spekuliert Jo mit gespanntem Blick auf den Fernseher. „Die ist doch voll die falsche Ziege, oder?“

„Keine Ahnung.“ Ich zucke mit den Schultern. „Habe sie nicht wirklich wahrgenommen bisher.“

„Nicht wahrgenommen?“ Jo schaut mich skeptisch von der Seite an. „Sag mal, schauen wir beide dieselbe Serie?“

„Ach, Schätzchen“, ich schenke ihr ein Lächeln, „du weißt doch, dass ich die Serie nur dir zuliebe schaue.“

„Ach, Schätzchen“, äfft sie mich augenzwinkernd nach, „und du weißt, dass diese Serie einfach wahnsinnig spannend ist. Nur weil du mir weismachen willst, dass dich dieser Kilian nicht mehr interessierst, musst du mir nicht auch noch erzählen, dass dich die ganze Serie langweilt. Ich sehe doch, wie du mitfieberst, seitdem Ricky entführt wurde.“

Ich kann mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen. „Ja, das mit Ricky ist schon echt krass.“

Jo sieht mich mit wissendem Blick an, dann wandert ihre Hand wieder in die Chipsschale und ihre Augen zum Fernseher.

In der Szene, die gerade auf dem Bildschirm zu sehen ist, versorgt Kilian eine verletzte Frau, reinigt ihre Wunden und legt ihr ganz vorsichtig einen Verband an. Dies tut er so behutsam und aufopferungsvoll, dass es mir für einen Moment schwerfällt, meine übliche Fassade aufrechtzuerhalten.

In diesen wenigen Sekunden ist er wieder greifbar, der Schmerz, den unsere Trennung damals in mir ausgelöst hat. Eine Trennung, die so unfassbar lange her ist, dass ich sie mittlerweile längst überwunden haben müsste. Doch in Augenblicken wie diesen bin ich wieder die Achtzehnjährige, die ihre große Liebe verloren hat und nicht weiß, welchen Sinn das Leben nun noch hat. Eine Erinnerung, die nicht nur Schmerz, sondern auch Wut in mir weckt.

Doch beides versuche ich so gut es geht zu verdrängen. Darin bin ich mittlerweile sehr geübt.

„Du hast recht“, sage ich zu Jo. „Diese Hanna ist echt irgendwie merkwürdig drauf. Sicher verbirgt sie etwas.“

„Hanna?“ Jo sieht mich fragend an.

„Na, die Blondine, von der du gerade gesprochen hast.“

„Du bist lustig.“ Jo lacht. „Erst tust du so gleichgültig und dann kennst du dich sogar besser in der Serie aus als ich.“

„Quatsch“, murmele ich vor mich hin und greife nach meinem Weinglas. „Ich schaue einfach nur zu, das ist alles.“

Kapitel 2

Am nächsten Morgen

Kilian

____________

Es ist das erste Mal seit neun Jahren, dass ich in Fleesenow bin. Doch während ich die Hauptstraße entlangfahre, fühlt es sich an, als wäre seit damals kein einziger Tag vergangen.

Alles sieht fast unverändert aus: Blauweiße Markisen an den Geschäften, hungrige Menschen vor der Eisdiele oder dem Bistro, Luftmatratzen im Schaufenster des Strandladens – und immer im Augenwinkel ein silbergrauer Streifen Meer, der zwischen den Häusern aufblitzt.

Da ist es wieder, das schlechte Gewissen, weil ich meine Heimat so lange im Stich gelassen habe. Meine Mutter hat mich zwar öfter in den Staaten besucht, doch jetzt, wo ich wieder hier bin, weiß ich, dass es einfach nicht dasselbe ist.

Heimat bleibt Heimat. Und ich habe mir offenbar große Mühe gegeben, meine Heimat vor mir selbst zu leugnen, nur um die Vergangenheit besser verarbeiten zu können.

Durch den Fensterspalt dringt die wohlvertraute Meeresbrise und belebt auf fast schon schmerzliche Weise meine Sinne.

Mit jedem Meter, den ich mich meinem Elternhaus nähere, wird mir klar, dass Fleesenow nicht nur Heimat bedeutet, sondern vor allem eines: Maya.

Plötzlich fühle ich mich ihr wieder so nah. Und das auf so intensive Weise, als hätten wir uns gestern zum letzten Mal gesehen.

Von meiner Mutter weiß ich, dass Maya noch immer hier lebt und sogar arbeitet. Aber diese Infos allein reichen nicht aus, um zu wissen, wie die Chancen stehen, meinen Plan in die Tat umzusetzen. Dafür ist seit meinem Umzug einfach zu viel geschehen. Zu viele Tränen sind geflossen, zu viele Worte gefallen – und nichts davon lässt sich ungeschehen machen. Daran ändern auch die neun Jahre nichts, die seit damals vergangen sind.

Als ich am Supermarkt vorbeifahre, halte ich einen Moment die Luft an. Das geschieht ganz von selbst, ohne dass ich groß darüber nachdenke. Einfach so, weil ich mich unweigerlich frage, ob Maya wohl gerade arbeitet.

Ich muss mich regelrecht zwingen, auf die Straße zu achten.

Behalte einen klaren Kopf, verdammt noch mal! Sonst ist dein Plan von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Ich atme tief durch, wie um meinem Gehirn ausreichend Sauerstoff zu verschaffen. Vielleicht hilft mir das ja dabei, die Gefühle aus- und den Verstand anzuschalten.

Vor der alten Schule führt ein kleiner Kieselweg rechts von der Hauptstraße ab. Die Zufahrt zum Haus meiner Mutter, in dem wir früher zusammengelebt haben: Sie, Papa und ich. Dass Papa kurz nach meinem Umzug in die USA ebenfalls ausziehen würde, konnte damals noch niemand ahnen. Zumindest ich habe es nicht kommen sehen. Er bestreitet bis heute, dass eine andere Frau der Grund dafür war und dass er seine spätere, zweite Ehefrau – Nina – erst ein ganzes Jahr später kennenlernte.

Ob es der Wahrheit entspricht? Das ist und bleibt wohl ein Geheimnis. Aber manchmal frage ich mich schon, ob mein Auszug etwas mit der Trennung meiner Eltern zu tun hatte.

Mama meinte erst vor kurzem, dass ihre Ehe schon lange vorher am Ende gewesen war und sie nur meinetwegen die Fassade aufrechterhalten hätten. Eine Tatsache, von der ich mich noch immer frage, warum sie sie nicht für sich behalten hat. Selbst wenn ich inzwischen erwachsen bin, wer erfährt schon gern, dass er der Grund dafür ist, dass zwei Menschen, die sich nicht mehr lieben, trotzdem zusammenbleiben? Gegen ihren Willen sozusagen?

An all diese Dinge muss ich denken, als ich durch die schmale Toreinfahrt auf das Grundstück meines Elternhauses fahre. Dass ich mit einem Mietwagen unterwegs bin, fällt mir spätestens jetzt wieder ein, während ich aufmerksam in die Seitenspiegel schaue, um nicht gegen die Eisenpfähle zu fahren.

Ich schalte den Motor aus und schaue durch die Windschutzscheibe auf das kleine Stück Garten, das ich von hier aus sehen kann. Der Rest ist vom Haus verdeckt und wird erst sichtbar, wenn ich einmal rundherum gehe. Doch selbst das kleine Stück, das von hier aus sichtbar ist, macht Mamas Liebe zur Gartenarbeit deutlich.

Petunien, Geranien, Sonnenblumen. Wunderschöne Farben wie aus einem Malkasten entsprungen. Neben dem Blumenbeet sehe ich auch ein Gewächshaus, zumindest einen Teil davon.

Mama pflanzt eigene Tomaten, Gurken, Erbsen, Kartoffeln und Zwiebeln an.

Und erwähnte sie neulich am Telefon nicht auch Zucchini?

Gedankenverloren bleibe ich noch eine Weile im Wagen sitzen und merke dabei gar nicht, wie die Zeit vergeht. Vielleicht brauche ich einfach noch ein paar Minuten, um zu realisieren, dass ich wieder hier bin. Nach all den Jahren. Erst die Stimme meiner Mutter reißt mich aus den Gedanken.

„Mensch, wie lange bist du denn schon da?“, ruft sie von der Terrasse herunter.

Sie dort stehen zu sehen weckt sofort die Erinnerung an meine Kindheit und Jugend. Wie oft hat sie von dort oben zu mir runtergerufen, wenn ich mit dem Moped – ihrer Meinung nach viel zu spät – nach Hause kam? Oder auch, wenn ich gerade loswollte und sie der Meinung war, dass meine Jacke viel zu dünn ist.

„Hey Mama“, ich öffne die Wagentür, „erst seit ein, zwei Minuten.“

„Komm her, du verlorener Sohn.“ Schluchzend legt sie sich die Hände vor den Mund. „Nein, warte, ich komme zu dir runter.“

Während ich aussteige, sehe ich sie durch die Wohnzimmertür zurück ins Haus gehen. Dabei schnappe ich das vertraute Bild auf, das ich immer im Kopf habe, wenn ich an sie denke: Schulterlange honigblonde Locken, ein etwas zu blasses Gesicht, das aber vielleicht auch nur wegen ihres knallroten Lippenstifts so blass wirkt, und das mintgrüne knielange Trägerkleid, das sie im Sommer so gern trägt. Bei zahlreichen Videoanrufen hatte sie es ebenfalls an, selbst bei ihrem letzten Besuch in den Staaten war es dabei, neben zahlreichen Kleidern im selben Stil. Kleider, die sie sehr viel jünger als 55 wirken lassen.

Ich schließe das Seitentor, das ich gerade mit dem Wagen durchquert habe und gehe über das kleine Rasenstück bis zur betonierten Garageneinfahrt, in der Mamas Volvo parkt. Die Einfahrt führt nach unten in die Garage und befindet sich unter der Terrasse, im Keller sozusagen. Besonders im Sommer bietet sie eine angenehme Kühle.

Draußen auf dem Rasen parken für gewöhnlich die Besucher, so wie ich heute. Da das enge Seitentor jedoch seine Tücken hat, parken die meisten hinter Mama in der Garageneinfahrt, weil sie eh meistens nur kurz bleiben.

Aber ich habe nicht vor, gleich wieder zu gehen, geschweige denn in den Flieger nach Hause zu steigen.

Nach Hause.

Nein, New York ist nicht mein Zuhause. Daran haben auch neun lange Jahre nichts geändert. Fleesenow ist und bleibt das Fleckchen Erde, dem mein Herz gehört. Ganz egal, wie sehr ich mich dagegen wehre oder versuche, es zu verdrängen. Das wird mir beim Öffnen der Kellertür, die die Garage mit dem Haus verbindet, umso klarer.

Endlich wieder hier.

Ich lege die Hand auf den Lichtschalter neben der Eisentür.

Der Geruch von im Keller eingelagerten Äpfeln und altem Holz steigt mir in die Nase und katapultiert mich binnen Sekunden zurück in meine Kindheit. Sogar die alte Kommode neben der Treppe, die nach oben führt, ist noch dieselbe.

Doch noch bevor ich zur ersten Stufe gehen kann, um nach oben zu gehen, kommt Mama aus der Speisekammer, einem der Räume im Keller, in den Händen zwei Flaschen Apfelsaft.

„Lass mich raten“, sie stellt die Flaschen auf die Kommode, „du willst nachher gleich etwas davon trinken, oder? Habe ich erst letzte Woche aus der Mosterei geholt.“

„Ach, Mama. Du kennst mich einfach zu gut.“ Ich nehme sie in die Arme. „Tut echt gut, wieder hier zu sein.”

Ich halte sie so fest ich kann und kann ihr emotionales Schluchzen umso besser dabei hören. Dass sie feuchte Augen bekommen würde, hatte ich erwartet, aber dass sie richtig weinen würde, überwältigt mich dann doch so sehr, dass ich selbst ein paar Tränen verdrücke.

„Oh mein Schatz“, wimmert sie, „du bleibst doch eine Weile, oder? Nicht nur ein, zwei Tage. Das versprichst du mir, ja?“

„Ich habe nicht vor, wieder zu gehen“, sage ich.

Meine Antwort kommt aus einem Instinkt heraus, so schnell, dass ich vorher gar nicht groß darüber nachgedacht habe. Vermutlich weil ich mich vorher selbst schon lange genug mit meiner Entscheidung beschäftigt habe.

Aber Mama ist so überrascht, dass sie sich unweigerlich aus meiner Umarmung löst, die Hände auf meine Schultern legt und mich mit großen Augen ansieht.

„Was meinst du damit?“ Ihre Stimme zittert. „Heißt das, du … du …“

„Ich komme wieder nach Deutschland, ja.“ Ich lächele.

Ihr Unterkiefer zittert. „Ist das dein Ernst?“

„Ja, Mama.“ Ich berühre ihre Nase mit meiner Zeigefingerspitze und lache dabei. „Du kannst es mir ruhig glauben.“

„Na, die Überraschung ist dir aber gelungen.“ Sie reibt sich mit dem Handrücken über die feuchten Augen und geht zur Treppe. Fassungslos setzt sie sich auf die unterste Stufe, noch immer sichtlich darum bemüht, die Neuigkeit zu verarbeiten. „Versteh mich nicht falsch, ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dich wieder hier zu haben, aber gerade jetzt, wo du so erfolgreich mit dieser Serie …“

„Percy’s Class“, ergänze ich.

„Ja, genau“, sie atmet tief durch, „gerade jetzt, wo du so erfolgreich damit bist, entscheidest du dich, zurück nach Deutschland zu kommen?“

„Na ja“, ich setze mich neben sie, „die Dreharbeiten für die nächste Staffel beginnen frühestens im nächsten Jahr und es ist auch noch gar nicht raus, wie groß mein Part in der Serie dann sein wird. Aber ich kann für die Dauer der Arbeiten dann ebenso gut eine Wohnung dort mieten oder im Hotel unterkommen.“ Ich lege den Arm um sie. „Wozu habe ich schließlich so verdammt viel Kohle gescheffelt, wenn nicht, um es für solche Dinge auszugeben?“

Doch Mama ist noch immer sichtlich verwirrt. „Aber du hast die Staaten doch immer so geliebt.“

„Sag mal, bist du dir sicher, dass du dich wirklich freust, mich wieder hier zu haben?“ Ich hebe die Augenbrauen. „Irgendwie klingt es so gar nicht danach.“

„Ach, Schätzchen.“ Sie legt die Hand auf mein Knie und drückt mir einen dicken Kuss auf die Wange. „Du weißt, dass ich dich am liebsten rund um die Uhr um mich haben möchte. Aber noch wichtiger als das ist mir dein Glück, verstehst du? Du hast so hart für deinen Erfolg gearbeitet.“

„Aber genau darum geht es doch, Mama.“ Ich halte kurz inne, um die richtigen Worte zu finden. „Ich bin damals rübergegangen, um mir meinen Traum von der Schauspielerei zu erfüllen. Und ich habe es wirklich geschafft. Ich habe alles gegeben, hart gekämpft – und es geschafft! GESCHAFFT! Darauf bin ich verdammt stolz.“ Ich halte kurz inne. „Aber nach allem, was ich inzwischen erreicht habe, bin ich nun auch an dem Punkt angekommen, wo ich mich selbst daran erinnert habe, dass ich nur in die Staaten gegangen bin, um im Business Fuß zu fassen. Um mir irgendwann den Luxus zu gönnen, wieder in meiner Heimat zu leben und von dort aus zu entscheiden, welche Projekte ich annehmen möchte und welche nicht.“ Ich nehme ihre Hand. „Es war nie mein Ziel, für immer drüben zu bleiben, Mama. Die Leute dort passen nicht zu mir – oder besser gesagt, ich passe nicht zu ihnen. Ich habe einfach nur gelernt, mich anzupassen. Aber tief in meinem Herzen wusste ich immer, dass ich dort nicht alt werde.“

„Na ja“, sie wischt sich lachend eine Träne aus dem Augenwinkel, „28 ist ja nicht gerade alt, nicht wahr?“

„Du weißt, was ich meine, Mama.“ Ich sehe sie aufmerksam an. „Ich habe mehrere tolle Angebote für Filme hier in Deutschland. Die Dreharbeiten wären für das eine Projekt in Berlin, für das andere in Hamburg. Beides nicht allzu weit weg von hier.“

Sie sieht mich mit offenem Mund an, während sie über meine Worte nachdenkt.

„Moment mal“, sie legt den Kopf leicht schief, „meinst du damit etwa, dass du nicht nur in Deutschland, sondern sogar hier in Fleesenow bleiben willst?“

„Na ja, der Gedanke ist mir schon gekommen.“ Ich grinse. „Natürlich muss ich mich noch um eine dauerhafte Bleibe kümmern, denn in meinem Alter sollte ich wirklich nicht mehr bei meiner Mutter wohnen.“

Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, woraufhin ich sofort den Zeigefinger hebe.

„Nein, Mama“, ich lache, „ich weiß, dass du mich jederzeit wieder aufnehmen würdest, aber wenn du ehrlich bist, musst du mir da rechtgeben, oder?“

„Kann schon sein“, murmelt sie verwirrt.

„Es geht ja auch um deine Sicherheit“, erkläre ich. „Wenn ich hier wieder Wurzeln schlage, muss ich mir ein Zuhause mit gewissen Sicherheitsvorkehrungen schaffen. Mein Bekanntheitsgrad hat nämlich leider auch seine Schattenseiten. Und auf keinen Fall will ich dich da mit reinziehen, indem ich dauerhaft hier in deinem Haus lebe.“

„Mein Haus ist auch dein Haus, das weißt du, Schatz. Du bist hier aufgewachsen.“

„Ich weiß.“ Ich lächele. „Und es wird auch immer mein Elternhaus bleiben.“

Sie sieht mich mit großen Augen an. „Ich … ich kann das alles noch gar nicht richtig glauben.“

Sie ist einfach fassungslos. Dass ihr die Worte fehlen, ist mehr als deutlich zu sehen.

„Das alles kommt so plötzlich“, stammelt sie. „Liegt es wirklich nur daran, dass du Deutschland vermisst hast? Gibt es wirklich keinen anderen Grund für deine Planänderung?“

Auch wenn ich es hätte kommen sehen müssen, trifft mich ihre Frage unerwartet. Sie ist meine Mutter, ist es da nicht einfach natürlich, dass sie es sofort bemerkt, wenn ich ihr nicht die ganze Wahrheit sage? Selbst nach all den Jahren noch?

„Du machst dir viel zu viele Gedanken, Mama.“ Ich drücke ihr einen Kuss auf die Stirn, als wäre sie mein Kind und nicht umgekehrt. „Ich dachte, du freust dich.“

„Natürlich freue ich mich. Ich … ich kann es nur noch nicht richtig glauben.“

„Glaub es ruhig.“ Ich umarme sie noch einmal. „Ich habe mir meine Entscheidung gut und lange überlegt.“

Wieder höre ich sie in meinem Arm schluchzen. Und auch mir selbst steigen Tränen in die Augen. Doch die Freude über meine Entscheidung ist nicht das einzige Gefühl, das meine Tränen auslöst.

Nein, es ist auch der altvertraute Kampf, der in mir tobt und dem ich mich hier in meiner Heimat auf völlig neue Weise stellen muss. Aber bin ich überhaupt bereit dafür?

---ENDE DER LESEPROBE---