Elberfelder Bibel mit Erklärungen - SCM R.Brockhaus - E-Book

Elberfelder Bibel mit Erklärungen E-Book

SCM R.Brockhaus

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Beschreibung

150 Jahre Elberfelder Bibel - genauer gesagt - mit neu überarbeiteten Kommentaren zum aktuellen Textstand 32 Diese außergewöhnliche Studienbibel enthält die grundtextnahe Elberfelder Bibelübersetzung mit zahlreichen Kommentaren, erarbeitet von über 50 namhaften deutschen Theologen. Sie zeigt die wichtigsten exegetischen Erkenntnisse und bietet Bezüge zur Glaubenspraxis. Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Elberfelder Übersetzung wurden die Kommentare an wesentlichen Stellen überarbeitet und aktualisiert. Neuere archäologische Entdeckungen wurden berücksichtigt, ebenso die Neuerungen in der aktuellen wissenschaftlichen Ausgabe des griechischen Neuen Testaments. Die Elberfelder Bibel gilt vielen als die exakteste deutsche Bibelübersetzung. Mit ihr kommt man so nah wie überhaupt nur möglich an die hebräischen und griechischen Grundtexte heran. Das betrifft nicht nur die Wortwahl, sondern auch den Satzbau und die sprachliche Struktur. Begriffe, die in den Grundtexten gleich lauten, werden auch im Deutschen, soweit es geht, gleichlautend wiedergegeben. Dadurch ist die Elberfelder Bibel ein hervorragendes Instrument für detaillierte Textbetrachtung. Unübertroffen sind die zahlreichen Verweisstellen-Angaben. Sie erschließen das Netzwerk der innerbiblischen Bezüge und bilden fast schon einen Bibelkommentar in sich. Wer den Dingen auf den Grund gehen will, kommt an der Elberfelder nicht vorbei. ! Bitte beachten Sie, dass das E-Book nicht als PDF, sondern als ePub-Datei zur Verfügung gestellt wird. Die Darstellung kann deshalb zur gedruckten Studienbibel leicht abweichen!

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Elberfelder Bibelmit Erklärungen und Fotos zur Welt der Bibel

8. Gesamtauflage 2021(Textstand 32)

Die Arbeit an der Elberfelder Bibel wird von einer ständigen Kommission begleitet,die Verbesserungen vornimmt. Das Ergebnis wird jeweils als nummerierte Textstandsangabeim Impressum nachgewiesen.

ISBN 978-3-417-26974-1 (E-Book)Standardausgabe ISBN 978-3-417-25792-2 (lieferbare Buchausgabe)Leder ISBN 978-3-417-25793-9 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: Satz & Medien Wieser, Aachen

© 1985/1991/2006 SCM R.Brockhaus in derSCM Verlagsgruppe GmbH Witten/HolzgerlingenMax-Eyth-Straße 41 ・ 71088 HolzgerlingenInternet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]

Umschlaggestaltung: Stephan Schulze, StuttgartTitelbilder: Spancer Davis / unsplash.com; Claudiovidri / shutterstock.com;Mick Harper / shutterstock.com; gemeinfrei / Wikimedia Commons.Satz: τ-leχιs, Heidelberg

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Benutzerhinweise zur Elberfelder Bibel mit Erklärungen

Die Elberfelder Bibel mit Erklärungstext bietet dem Leser über den Text der Heiligen Schrift hinaus weiterführende Kommentare. Absatz für Absatz werden die wichtigsten Inhalte der Bibeltexte erläutert, unklare Begriffe erklärt und geistliche Brückenschläge in die Lebenswelt der Leser geboten. Die Kommentare erscheinen unterhalb der jeweiligen zu erklärenden Bibelabschnitte (blau dargestellt). Dabei sind die aus dem Bibeltext aufgegriffenen Zitate jeweils kursiv gekennzeichnet.

Es gibt eine Vielzahl von Begriffen, die sich über weite Bereiche der Bibel wiederholen und bei denen es Verlag und Redaktion sinnvoll erschien, sie an einer Stelle zu bündeln. Solche sehr häufigen Begriffe werden in einem lexikalischen Anhang ausführlicher erläutert. Diese Begriffe sind im Text der Erklärungen mit einem voranstehenden Pfeil (→ ) gekennzeichnet.

Zusätzlich zu diesen Erklärungen wurde jedem biblischen Buch eine Einleitung vorangestellt, in der die wichtigsten Fragen zu Entstehung, Hintergrund und Kernthemen des jeweiligen Buches erläutert werden. Eine Gliederung des Buches schließt sich der Einleitung an. Die Elberfelder Bibel zeichnet sich zudem durch eine hohe Anzahl an Verweisstellen aus, die in der Mittelspalte jeder Seite zu finden sind.

Die 88 Bildtafeln mit den Abbildungen der bedeutendsten archäologischen Fundstücke unterbrechen aus drucktechnischen Gründen den Bibeltext in regelmäßigen Abständen. Die Fotos und erläuternden Fachkommentare dienen zur Illustration der antiken biblischen Lebenswelt und stellen die Funde in den Kontext der biblischen Berichte. Die Bildtafeln laden zu einer faszinierenden Entdeckungsreise ein, auch wenn sie aus technischen Gründen nicht immer im unmittelbaren Umfeld des betreffenden Bibeltextes stehen können.

Eine alphabetisch geordnete Übersicht der Abbildungen kann auf Seite 1914 eingesehen werden.

Mitarbeiter an der Elberfelder Bibel mit Erklärungen

Autoren der Kommentartexte

Albrecht Becker

Dorothea Bernick

Harm Bernick

Ulrich Betz

Karl-Heinz Bormuth

Horst Born

Jochen Eber

Helmut Egelkraut

Wilfrid Haubeck

Martin Hauger

Heinzpeter Hempelmann

Martin Holland

Gerhard Hörster

Traugott Hopp

Gerhard Jordy

Herbert H. Klement

Harald Klingler

Harald Krahl

Fritz Laubach

Ulrich Mack

Winfried Meissner

Hans-Ulrich Reifler

Manfred Schäller

Erich Scheurer

Matthias Schmidt

Dieter Schneider

Udo Schray

Claus-Dieter Stoll

Wilfried Sturm

S. Irmgard Wieland

Hans-Georg Wünch

Redaktionsteam

Frank Albrecht

Richard Albrecht

Inka Armbrust

Ulrich Brockhaus

Hans-Werner Durau

Lothar Frenzke

Annedore Gisbert

Gerhard Jordy

Andreas Klein

Oliver Roman

Nicole Schmiedl

Ruth Seifert

Dirk W. Wilke

Sylke Thermer

Christiane Tunder

Bernd Weidemann

Andreas Wendt

Ergänzende Bearbeitung

Ulrich Wendel

Bildredaktion und Kommentare der Bildtafeln

Alexander Schick

Vorwort

Seit 150 Jahren wird die Elberfelder Bibel von vielen Leserinnen und Lesern hoch geschätzt. 1870 wurde die Übersetzung auch des Alten Testaments fertiggestellt, ein Jahr später erschien dann die Gesamtausgabe der Elberfelder Bibel. Die ersten Arbeiten am Neuen Testament hatten bereits 1851 angefangen. Von Beginn an waren Treue zum Grundtext und Genauigkeit Qualitätsmerkmale, die sich im Laufe der Jahre und durch mehrere Revisionen hindurch noch verstärkt haben. Aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums übergeben wir die Elberfelder Bibel mit einem neuen, zweifarbigen Druckbild der Öffentlichkeit und der bibellesenden Gemeinde.

Am Bibeltext hat sich in dieser Ausgabe nichts grundlegend geändert – außer den Berichtigungen, die von der ständigen Bibelkommission laufend vorgenommen werden. Sie spiegeln sich in den jeweiligen Textständen wider. Der Textstand (TS) der hier vorliegenden Auflage ist im Impressum auf der gegenüberliegenden Seite mit einer Nummer nachgewiesen. Je höher die Nummer, desto aktueller der Text.

Die Arbeit der Bibelkommission zielt nicht auf eine Modernisierung der Übersetzung. Vielmehr werden zum einen Ausdrücke, die mittlerweile nicht mehr zum üblichen Sprachgebrauch gehören, behutsam durch andere ersetzt. Es soll vermieden werden, dass der Bibeltext durch bestimmte Ausdrucksweisen für eine nachwachsende Generation nicht nur fremdartig, sondern auch unnötig unverständlich klingt. So verwendet die Elberfelder Bibel z. B. seit einigen Jahren nicht mehr das Wort »Gottseligkeit«, sondern stattdessen »Gottesfurcht«. Zum anderen ergeben sich im Laufe der Zeit neue Erkenntnisse im Blick auf sprachwissenschaftliche und kulturhistorische Gegebenheiten. Gelegentlich wird auch im zeitlichen Abstand festgestellt, dass sich die einmal gewählte Übersetzung noch präzisieren lässt.

Grundlage der Verbesserungsarbeit sind nach wie vor die Prinzipien der Übersetzungsarbeiten von 1974/1985 bzw. 1992. Daher sind auch die Vorworte zu diesen vorausgegangenen Ausgaben im Folgenden abgedruckt.

Ein besonderes Merkmal der Übersetzung ist die sogenannte »gemäßigte Konkordanz«. »Konkordanz« bedeutet in diesem Zusammenhang: Bestimmte Wörter des hebrä­ischen und griechischen Grundtextes sollen möglichst mit jeweils demselben deutschen Wort wiedergegeben werden. Auf diese Weise ist im deutschen Text weitgehend erkennbar, wo sich biblische Autoren etwa einer wiederholt gleichbleibenden Ausdrucksweise bedienen oder wo sie den Ausdruck variieren. Die Bestimmung »gemäßigt« hält fest, dass das Prinzip der Konkordanz nicht mechanisch durchgeführt wurde. Dies ist sprachwissenschaftlich auch gar nicht möglich, denn die Bedeutungsbreiten vieler hebräischer und griechischer Wörter stimmen weder untereinander (hebräisch/griechisch) noch mit denen entsprechender deutscher Wörter überein. Doch wo immer es ohne Sinnverzerrung möglich ist, folgt die Elberfelder Bibel dem Grundsatz der gemäßigten Konkordanz und ist so an bemerkenswert vielen Stellen in der Lage, die feinen Nuancen und Schattierungen der biblischen Texte im Deutschen abzubilden. Ein charakteristisches Beispiel dafür ist Joh 21,15-23 mit der Unterscheidung der Wörter »lieben« und »lieb haben«.

Die Grundtexte, die von der Elberfelder Bibel übersetzt werden, sind die jeweils besten erreichbaren wissenschaftlichen Textfassungen. Für das Alte Testament ist das dazu Wissenswerte im Vorwort zur Revision von 1974/1985 ausgeführt. Dem Neuen Testament liegt der aktuelle Text des Novum Testamentum Graece von Nestle-Aland zugrunde, wobei die Herausgeber nicht jeder einzelnen textkritischen Entscheidung gefolgt sind, sondern sich in Einzelfällen die Freiheit zu eigenen Bewertungen von Grundtextvarianten erhalten haben. Insbesondere sind die Änderungen in der Textfassung von der 27. zur 28. Auflage des Nestle-Aland-Textes sorgfältig untersucht, aber aus wohlabgewogenen Gründen nicht in jedem Fall in den Bibeltext übernommen worden. Gleichwohl kann man sagen, dass mit dem Nestle-Aland-Text die in der internationalen Bibelwissenschaft anerkannte wissenschaftliche Textfassung Grundlage der Elberfelder Bibel ist.

Von der Arbeit der Bibelkommission zu unterscheiden sind die größeren Revisionen, die bereits erwähnt wurden. Die jüngste von ihnen geschah 2006. Hier wurde der Text auf die – damals – neue Rechtschreibung und das Druckbild auf zweispaltigen Satz umgestellt. Im Gegensatz zur Zurückhaltung in früheren Zeiten wird der Begriff »Elberfelder Bibel« seitdem mit Überzeugung herausgestellt. Dahinter steht die Einsicht, dass in der Vielfalt deutscher Bibelübersetzungen die besondere Qualität und das Übersetzungskonzept der Elberfelder Bibel erkennbar und benennbar sein sollte. So wurde der gute Name »Elberfelder Bibel« bewusst als Markenzeichen verstanden. Die weiterhin breite Aufnahme dieser Bibel bei Lesern und Gemeinden scheint dieser Entscheidung recht zu geben.

Seit 2006 werden die meisten Ausgaben der Elberfelder Bibel zudem in Zusammenarbeit zweier Verlage herausgegeben, von SCM R.Brockhaus und der Christlichen Verlagsgesellschaft, Dillenburg. Es waren die gemeinsamen historischen Wurzeln sowie die gemeinsame Grundausrichtung im Bibelverständnis und in der Bibelverbreitung, die beide Verlage veranlasst haben, intensiver zu kooperieren. Die Bibelkommission wird daher von beiden Verlagen gemeinsam verantwortet und – sofern im Einzelfall nicht anders bezeichnet – auch die einzelnen Bibelausgaben. Dabei ist zu vermerken, dass das Urheberrecht für die Verwertung der Texte, das Copyright, bei SCM R.Brockhaus verbleibt.

Eine wichtige Ergänzung der Übersetzung sind die Fußnoten. Sie enthalten an bestimmten Stellen andere Übersetzungsmöglichkeiten, Hinweise auf andere Lesarten in wichtigen Bibelhandschriften oder die Angabe einer wörtlichen Übersetzung, die aber aufgrund von sprachlichen Härten nicht in den Haupttext der Übersetzung aufgenommen wurde. Auf diese Weise werden einzelne Übersetzungsentscheidungen nachvollziehbar gemacht und sachkundige Leser können sich an den betreffenden Stellen ein eigenes Urteil bilden.

Eine weitere Besonderheit der Elberfelder Bibel soll nicht unerwähnt bleiben. Neben der Texttreue der Übersetzung zeichnet sich diese Bibel auch durch die Beigabe von über 26 000 biblischen Verweisstellen aus. Sie finden sich in den mittleren Spalten und wollen die unendlich reichen innerbiblischen Bezüge nachvollziehbar machen. Die reformatorische Erkenntnis, dass die Schrift ihre eigene Auslegerin ist (so Martin Luther), dass man also Bibel mit Bibel auslegen solle, kann durch die Verweisstellen ganz unmittelbar angewandt werden. Wer die geringe Mühe des Nachschlagens nicht scheut, findet mithilfe der Stellenangaben schon eine Art Bibelkommentar in der Bibel vor. Dabei geben die Verweise meist sachliche oder theologische Sinnzusammenhänge an. Wo eine Schriftstelle aus dem Alten Testament im Neuen direkt zitiert wird (oder wo sich eine unverkennbare Anspielung findet), sind die betreffenden Angaben jeweils markiert (schwarzer statt farbiger Druck).

Wir wünschen uns, dass die Elberfelder Bibel auch nach 150 Jahren allen ihren Leserinnen und Lesern zum Segen wird und dass sie weiterhin wichtige Impulse für das geistliche Leben der Christen im deutschsprachigen Raum liefern kann.

August 2020

SCM R.Brockhaus, WittenChristliche Verlagsgesellschaft, Dillenburg

Vorwort zur Revision von 1974/1985

Mehr als hundert Jahre lang hat sich die Elberfelder Übersetzung durch ihre Worttreue und Genauigkeit viele Freunde erworben. Allmählich aber mehrten sich im Benutzerkreis die Stimmen, die eine Überarbeitung für notwendig hielten, weil komplizierte Satzkonstruktionen und zum Teil auch veraltete Ausdrücke dem Leser das Verständnis zunehmend erschwerten. Noch zahlreicher und schwerwiegender waren die Hinweise darauf, dass die Elberfelder Übersetzung endlich vom heute vorliegenden zuverlässigen griechischen bzw. hebräischen Grundtext ausgehen müsse und nicht von dem Grundtext, wie er um 1850 bekannt war.

Im Jahre 1960 begann daher eine Kommission mit der Überarbeitung. Die Grundsätze der Revisionsarbeit waren:

1. Die möglichst genaue Wiedergabe des Grundtextes. Der oft gerühmte Vorzug der Elberfelder Übersetzung, eine der genauesten und zuverlässigsten deutschen Bibelübersetzungen zu sein, sollte voll erhalten bleiben. Der Grundsatz der Worttreue stand daher über dem der sprachlichen Eleganz. Mit diesem Anliegen steht die revidierte Elberfelder Übersetzung ganz in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Übersetzern von 1855.

2. Die Bemühung um gutes, verständliches Deutsch. Wörter wie Eidam, Farren oder Weib, die in der heutigen Umgangssprache verschwunden sind oder ihre Bedeutung verändert haben, wurden ersetzt. Lange, schwierige, aus Partizipien und Nebensätzen zusammengesetzte Satzkonstruktionen, die im Deutschen oft eine Kompliziertheit haben, die der griechische Text gar nicht in dem Ausmaß besitzt, wurden möglichst aufgelöst. Unnötige sprachliche Härten wurden beseitigt.

3. Die Benutzung des besten griechischen bzw. hebräischen Textes. Als die Übersetzer der Elberfelder Bibel vor etwa 130 Jahren an die Arbeit gingen, lagen sowohl der griechische Text des Neuen Testaments als auch der hebräische Text des Alten Testaments, nach heutigen Maßstäben gemessen, nur in relativ späten und zum Teil nachträglich veränderten Abschriften vor. Hier hat die gelehrte Arbeit am Text sowie die Entdeckung älterer und besserer Handschriften inzwischen zu beachtlichen Ergebnissen geführt, sodass uns heute der Grundtext der Bibel in erheblich zuverlässigeren Textausgaben zur Verfügung steht. Bei der Revisionsarbeit an der Elberfelder Bibel wurden diese Textausgaben zugrunde gelegt.

Bei der Überarbeitung der alten Übersetzung stellten sich zwei besondere Probleme, die auch die ursprünglichen Übersetzer schon sehr beschäftigt haben, was aus dem Vorwort ihrer Übersetzung hervorgeht: die Übersetzung des Namens »Jehova« im Alten Testament und des Wortes »Ekklesia« im Neuen Testament.

Bei »Jehova« fiel die Entscheidung nicht ganz so schwer. Die Israeliten haben nie »Jehova« gesagt, sondern wahrscheinlich »Jahwe«. Später wagte man nicht mehr, den heiligen Gottes­namen auszusprechen und sagte stattdessen »Adonaj« (= Herr). Damit man nun beim Vorlesen aus der Bibel daran erinnert wurde, »Adonaj« zu lesen und nicht versehentlich »Jahwe«, setzten die Juden in ihren Bibelhandschriften zu den Konsonanten des Namens »Jahwe« (JHWH) die Vokale des Wortes »Adonaj« (ĕōā, wobei das Zeichen ĕ anstelle von ă steht), sodass Nichteingeweihte daraus »Jehovah« lesen mussten. Daraus ergibt sich folgerichtig, dass »Jehova« kein Name ist und man ihn deshalb auch in unserer Sprache nicht so schreiben und aussprechen sollte. Bei der Revision wurde daher »Jehova« durch »Herr« ersetzt, und zwar mit Großschreibung aller Buchstaben, damit der Leser erkennen kann, dass an dieser Stelle im Grundtext die Buchstaben JHWH stehen. Dass die Entscheidung für »Herr« und nicht für »Jahwe« getroffen wurde, hat vor allem zwei Gründe:

1. Dass der Gottesname JHWH »Jahwe« ausgesprochen wurde, ist zwar wahrscheinlich, aber nicht sicher. Nach anderen Wissenschaftlern lautete die Aussprache »Jahwo«. Eine nur indirekt erschlossene Namensform, mag auch sonst vieles für sie sprechen, reicht aber zur Wiedergabe des Namens Gottes nicht aus.

2. Schon in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta (LXX), gab man JHWH mit »Kyrios« (= Herr) wieder. Und auch im Neuen Testament steht dort, wo Schriftstellen aus dem Alten Testament zitiert werden, »Herr« anstelle von JHWH.

Von der Regel, den Gottesnamen mit »Herr« wiederzugeben, wurde nur in einigen Ausnahmefällen abgewichen, z. B. 2Mo 3,15. Die Kurzform des Gottesnamens, »Jah«, wurde dagegen immer stehen gelassen, damit der Leser mit Sicherheit erkennen kann, wo JHWH und wo Jah im Grundtext steht.

Bei der Übersetzung des griechischen Wortes »Ekklesia« fiel die Entscheidung schwerer, da das Wort »Versammlung« die Tatsache, dass die Gemeinde die von Jesus Christus zusammengerufene Schar ist, gut zum Ausdruck bringt. Vor allem zwei Gründe haben dazu geführt, dass die Entscheidung dann doch für das Wort »Gemeinde« getroffen wurde.

1. Die Gemeinde ist keine vorübergehend versammelte Gruppe, wie etwa eine Betriebsversammlung, sondern eine Gemeinschaft, der Leib Christi, dessen Glieder dauerhaft zusammengehören. Dieser biblische Tatbestand wird durch das Wort »Gemeinde« besser ausgedrückt.

2. Schon die alten Übersetzer der Elberfelder Bibel hatten befürchtet, dass das Wort »Versammlung« im Laufe der Zeit eine denominationelle Spezialbedeutung bekommen könnte, was dann auch eintraf. In einem Zeitschriftenartikel heißt es: »Hätten die Übersetzer ahnen können, zu welch falschen Auslegungen und Unterstellungen die Wahl jenes Ausdrucks im Laufe der Jahre führen würde, möchten sie vielleicht trotz ihrer Bedenken die Übersetzung ›Gemeinde‹ gelassen haben …« (Rudolf Brockhaus im »Botschafter« 1911).

Besondere Probleme stellten sich im Alten Testament. Der gültige hebräische Text (der sog. Masoretische Text) ist durch die lange Zeit der Überlieferung, in der immer eine Handschrift von der anderen abgeschrieben wurde, an mehreren Stellen so entstellt, dass der ursprüngliche Sinn nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden kann. Der naheliegenden Versuchung, den heb­räischen Text hier einfach durch sogenannte Konjekturen (= Vermutungen) zu verändern, wie es viele andere Übersetzungen getan haben, ohne dass der Leser dies nachprüfen kann, haben wir widerstanden. Für die revidierte Elberfelder Übersetzung des Alten Testaments gelten hier drei Grundregeln:

1. Es wird der gültige hebräische Text übersetzt, der sogenannte Masoretische Text. Abweichende Lesarten oder Varianten, die auf einer der frühen Übersetzungen (z. B. der LXX) beruhen, werden in den Anmerkungen angegeben.

2. Weicht die Übersetzung von dieser Regel ab, wird die Version des Masoretischen Textes in einer Anmerkung angegeben, sodass der Leser die Möglichkeit der Nachprüfung hat.

3. Derartige Abweichungen vom Masoretischen Text werden so gering wie möglich gehalten.

Die Anmerkungen sollen dem Bibelleser da, wo es sinnvoll ist, den Grundtext noch näher bringen, als eine bloße Übersetzung das kann. Meist handelt es sich um einen der drei folgenden Anmerkungstypen:

1. Andere Lesarten: Die Bibel ist uns in Hunderten von Handschriften erhalten, die an einigen Stellen voneinander abweichen (»Lesarten«). Meist lässt sich die echte, d. h. der ursprüngliche Text leicht herausfinden. Gelegentlich ist jedoch die Entscheidung, welche von zwei oder drei Lesarten die älteste ist, nicht eindeutig zu treffen. Dann steht in der Anmerkung: »andere Handschr. lesen …«, oder: »nach anderer Lesart …« bzw. ein Hinweis auf eine der frühen Übersetzungen. Beispiele: Ps 23,6 Anm. 2; Ps 24,6 Anm. 6; Mk 16,20 Anm. 2; 1Kor 14,38 Anm. 1.

2. Andere Übersetzungsmöglichkeiten: Manchmal lässt sich die Grundbedeutung eines Wortes nicht in die Übersetzung aufnehmen. Gelegentlich hat ein Wort auch mehrere deutsche Entsprechungen, von denen an der betreffenden Textstelle aber nur eine in der Übersetzung stehen kann. Hier wird dann in der Anmerkung oft auf die andere (bzw. die wörtliche) Übersetzungsmöglichkeit hingewiesen. Beispiele: Ps 73,10 Anm. 8; Ps 120,7 Anm. 5; 1Kor 7,2 Anm. 6; Phil 2,6 Anm. 12.

3. Kurze Worterklärungen, die zum Verständnis des Zusammenhangs notwendig sind. Beispiele: Mt 14,25 Anm. 2; 1Kor 13,12 Anm. 5.

Um den Ansprüchen nachzukommen, die heute an eine Arbeitsbibel gestellt werden, wird die Elberfelder Bibel mit einem übersichtlicheren Druckbild, Abschnittsüberschriften und mit Parallelstellen herausgegeben, was sicher von vielen Benutzern begrüßt werden wird. Auch wurde die deutsche Schreibweise der biblischen Eigennamen der heute meistens gebrauchten Schreibweise angepasst.

Obwohl wir uns bemüht haben, die Arbeit der Revision so gewissenhaft und sorgsam wie irgend möglich durchzuführen, sind wir uns bewusst, dass das Ergebnis verbesserungsbedürftig bleibt. Hinweise auf notwendige Korrekturen sind uns daher willkommen. Sie werden ernsthaft geprüft und gegebenenfalls bei einem Nachdruck berücksichtigt.

Die für die Revision Verantwortlichen möchten ihre Arbeit mit denselben Worten vorlegen wie die Übersetzer der ersten ganzen Elberfelder Bibel (1871): »Indem wir die Frucht unserer Arbeit hiermit der Öffentlichkeit übergeben, mit der Zuversicht, dass diese Übersetzung des von Gott eingegebenen Wortes für seine geliebten Kinder von Nutzen sein werde, befehlen wir sie dem Segen des Herrn in dem Bewusstsein, dass wir sie vor seinen Augen unternommen und, in Anerkennung unserer Schwachheit, unserer Abhängigkeit und Verantwortlichkeit unter Gebet ausgeführt haben. Diese Zuversicht sowie das Vertrauen auf die Gnade Gottes haben uns oft, wenn wir unsere vielseitige Unfähigkeit fühlten, bei dem so wichtigen Werk ermuntert. Möge unser treuer Herr seinen Segen ruhen lassen auf dem Leser, auf dem Werke und auf den Arbeitern um seines Namens willen!«

August 1974 (NT) / Mai 1985 (AT)

Vorwort zur 4. bearbeiteten Auflage 1992

Für diese Auflage wurden der Text und die Anmerkungen durchgesehen und, wo nötig, korrigiert bzw. ergänzt.

Dabei wurde zur Überarbeitung des neutestamentlichen Textes die 26. Auflage des Novum Testamentum Graece, hg. von E. Nestle und K. Aland, herangezogen. An einigen Stellen, wo die ältesten und besten griechischen Handschriften eindeutig für eine andere als die bisherige Lesart sprachen, sind wir ihnen gefolgt. An anderen Stellen, wo gute Gründe für die Beibehaltung der bisherigen Lesart sprachen, haben wir nur in einer Fußnote auf die jeweils abweichende Lesart hingewiesen. So wollen wir auch in Zukunft verfahren: Wir richten uns nach der jeweils neuesten Auflage des Nestle-Aland, behalten uns aber Abweichungen vor.

Die Anmerkungen zum Neuen Testament sind verbessert und ergänzt worden. Dabei wurde darauf geachtet, dass der Leser die Information zu einer Stelle möglichst unten auf derselben Seite findet. Verweisungen auf andere Anmerkungen, die eine Suche erforderlich machen, sind verringert worden. Aus Platzgründen ließen sie sich allerdings nicht ganz vermeiden.

Januar 1992

Inhalt

Einführung

So finden Sie sich in dieser eBibel zurecht

Vorwörter

Verzeichnis der Bücher des Alten Testaments

In ( ) stehen die in dieser Bibel benutzten Abkürzungen

Das erste Buch Mose/Genesis (1Mo)

Das zweite Buch Mose/Exodus (2Mo)

Das dritte Buch Mose/Levitikus (3Mo)

Das vierte Buch Mose/Numeri (4Mo)

Das fünfte Buch Mose/Deuteronomium (5Mo)

Das Buch Josua (Jos)

Das Buch der Richter (Ri)

Das Buch Rut (Rt)

Das erste Buch Samuel (1Sam)

Das zweite Buch Samuel (2Sam)

Das erste Buch der Könige (1Kö)

Das zweite Buch der Könige (2Kö)

Das erste Buch der Chronik (1Chr)

Das zweite Buch der Chronik (2Chr)

Das Buch Esra (Esr)

Das Buch Nehemia (Neh)

Das Buch Ester (Est)

Das Buch Hiob (Hi)

Die Psalmen (Ps)

Die Sprüche (Spr)

Der Prediger (Pred)

Das Lied der Lieder/Das Hohe Lied (Hl)

Der Prophet Jesaja (Jes)

Der Prophet Jeremia (Jer)

Die Klagelieder (Kla)

Der Prophet Hesekiel/Ezechiel (Hes)

Der Prophet Daniel (Dan)

Der Prophet Hosea (Hos)

Der Prophet Joel (Joe)

Der Prophet Amos (Am)

Der Prophet Obadja (Ob)

Der Prophet Jona (Jon)

Der Prophet Micha (Mi)

Der Prophet Nahum (Nah)

Der Prophet Habakuk (Hab)

Der Prophet Zefanja (Zef)

Der Prophet Haggai (Hag)

Der Prophet Sacharja (Sach)

Der Prophet Maleachi (Mal)

Verzeichnis der Bücher des Neuen Testaments

In ( ) stehen die in dieser Bibel benutzten Abkürzungen

Das Evangelium nach Matthäus (Mt)

Das Evangelium nach Markus (Mk)

Das Evangelium nach Lukas (Lk)

Das Evangelium nach Johannes (Joh)

Die Apostelgeschichte (Apg)

Der Brief an die Römer (Röm)

Der erste Brief an die Korinther (1Kor)

Der zweite Brief an die Korinther (2Kor)

Der Brief an die Galater (Gal)

Der Brief an die Epheser (Eph)

Der Brief an die Philipper (Phil)

Der Brief an die Kolosser (Kol)

Der erste Brief an die Thessalonicher (1Thes)

Der zweite Brief an die Thessalonicher (2Thes)

Der erste Brief an Timotheus (1Tim)

Der zweite Brief an Timotheus (2Tim)

Der Brief an Titus (Tit)

Der Brief an Philemon (Phim)

Der Brief an die Hebräer (Hebr)

Der Brief des Jakobus (Jak)

Der erste Brief des Petrus (1Petr)

Der zweite Brief des Petrus (2Petr)

Der erste Brief des Johannes (1Jo)

Der zweite Brief des Johannes (2Jo)

Der dritte Brief des Johannes (3Jo)

Der Brief des Judas (Jud)

Die Offenbarung (Offb)

Anhang

Lexikalischer Anhang

Bibellesepläne

Allgemeine Abkürzungen und Begriffe

Maße, Gewichte und Geld

Wunder und Gleichnisse Jesu

Bildnachweis

Register zu den farbigen Landkarten

Farbtafeln und -karten

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Kapitelwahl1. Mose

Einführung

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Das erste Buch Mose (Genesis)

Hintergrund

Im Hebräischen ist das Buch nach seinem ersten Wort benannt: bereschit, w. »Im Anfang«. Ähnlich wie noch heute bei den Namen unserer Lieder, wurden Bücher im Altertum gewöhnlich nach den ersten Wörtern ihres Textes benannt. Griechisch heißt das Buch Genesis, »Ursprung«. Die ersten fünf Bücher der Bibel führen zusammen den Namen Pentateuch (von pente, d. h. fünf, und teuchos, d. h. Behälter für die Schriftrollen).

Überblickt man die fünfzig Kapitel des Buches als ein Ganzes, so wird der Hintergrund zweier uralter religiöser und kultureller Zentren der Menschheit erkennbar: → Mesopotamien und → Ägypten. In Kapitel 1–38 ist überwiegend Mesopotamisches zu erkennen. Schöpfung, Stammbäume, zerstörerische Flut, Geografie und Kartografie, Konstruktionstechniken, Völkerwanderung, Kauf und Verkauf von Land, Gesetzestraditionen (→ Gesetz), Viehzucht – all diese Themen waren äußerst wichtig für die Völker Mesopotamiens. Nach den geografischen Angaben von 2,11-14 war hier in Mesopotamien einst der Garten Eden; hier wurde später am »Turm von → Babel« gebaut (11,1-9); hier wurde Abraham geboren. Hier war auch die ursprüngliche Heimat der Väter → Israels, bevor sie sich in → Kanaan niederließen (Jos 24,2).

Dagegen lassen die Kapitel 39–50 ägyptischen Hintergrund erkennen. Beispiele sind etwa die Erwähnung der ägyptischen Weinbaukultur (40,9-11), die Szene am Flussufer (41), die Erwähnung Ägyptens als Kornkammer Kanaans (42), der Hinweis auf ägyptische Verwaltungsformen (47) und Bestattungspraktiken (50). Auch finden sich im Text ägyptische Wörter, Namen und Wendungen.

Nach jüdischer und christlicher Tradition gilt Mose als der eigentliche Autor der ersten fünf Bücher des Alten Testaments – eine Sicht, die immer wieder angezweifelt wird. Doch ist im Kern an ihr festzuhalten. Allerdings gibt es im Bestand der fünf Bücher Mose manches, das von späteren Schreiberhänden herrühren dürfte (z. B. der Bericht über den Tod Moses in 5Mo 34). Außerdem enthält das gesamte erste Buch Mose Stoffe aus vormosaischer Zeit. Mose wird sie aus der mündlichen und schriftlichen Überlieferung seines Volkes geschöpft haben.

Ein Hinweis auf die geschichtliche Zeit des Mose ergibt sich aus 1Kö 6,1: Das »vierte Jahr der Regierung Salomos über Israel« (= 966 v. Chr.) ist zugleich das »480. Jahr nach dem Auszug der Söhne Israels aus dem Land Ägypten« (= 1446 v. Chr.). Diese Zahlenangabe spricht für die Mitte des 15. vorchristlichen Jahrhunderts als die Zeit des Mose und des Auszugs aus Ägypten.

Mit Recht hat man das erste Buch Mose das »Buch der Anfänge« (bzw. »Ursprünge«) genannt. Es berichtet von den Anfängen fast aller Dinge, die unsere Lebenswelt ausmachen: Himmel und Erde, Licht und Finsternis, Meer und Festland, Pflanzen, Sonne, Mond und Sterne, von Tieren im Meer, in der Luft und auf dem Land, vom Menschen. Es schildert uns ferner die Anfänge von Sünde und Erlösung, von → Segen und Fluch, von göttlicher Erwählung und Führung und den Bundesschlüssen zwischen Gott und den Menschen; aber auch von Gesellschaft und Zivilisation, von Heirat und Familie, von Kunst und Handwerk. Das erste Buch Mose ist die Grundlage für das Verständnis der übrigen Bibel. So sind z. B. mehr als die Hälfte der Glaubensvorbilder von Hebr 11 Personen aus dem ersten Buch Mose.

Gliederung

1–11

Die Urgeschichte

1,1–2,4a

Allgemeiner Schöpfungsbericht

2,4b–3,24

Spezieller Schöpfungsbericht: Der Mensch

4

Kains Brudermord und der Stammbaum der Kainiten

5

Stammbaum von Adam bis Noah

6,1-4

Gottessöhne nehmen Menschentöchter zu Frauen

6,5–9,17

Wasserflut und Noahbund

9,18-29

Noah und seine Söhne nach der Wasserflut

10

Stammbaum der Nachkommen Noahs

11,1-9

Turmbau zu Babel

11,10-32

Stammbaum von Sem bis Abraham und das Geschlecht Terachs

12–50

Die Vätergeschichte

12–25

Abraham (und Isaak)

25–36

Jakob (und Esau)

37–50

Josef und seine Brüder

Die Schöpfung: Siebentagewerk

1Mo 1

1 Im Anfang schuf Gott den Himmel  F  und die Erde  P .

Mit einem wuchtigen und kurzen Bekenntnis werden Anfang der Welt und Schöpfung in Gott begründet. Wer dieser Gott ist, wird hier nicht erklärt, sondern durch die nachfolgenden Abschnitte entfaltet. Im Anfang: Für uns Menschen wird nur der Beginn der Welt gedanklich fassbar gemacht. Der Ursprung Gottes bleibt unerklärt. Himmel und Erde: eine Redewendung, mit der zusammenfassend die Gesamtheit der Welt beschrieben wird.

2 Und die Erde war wüst  F  und leer  F   P , und Finsternis war über der  F  Tiefe  F ; und der Geist  F  Gottes schwebte über dem Wasser  F   P .

Der Schöpfungsbericht zielt auf die Erde als den Lebensraum des Menschen. Hier setzt die Erzählung an. Wüst und leer: gemeint ist die Unbewohnbarkeit (Jer 4,23) der Erde. Der Geist Gottes schwebte: Das hebr. Wort für Geist, ruach, kann auch Hauch, Wind bedeuten. Auch das Wesen des Geistes Gottes wird nicht erklärt, sondern seine Mitwirkung an der Schöpfung angezeigt. Das Leben der Natur entwickelt sich nicht zufällig, sondern aus der gestaltenden Kraft Gottes heraus.

3 Und Gott sprach: Es werde Licht  P ! Und es wurde Licht. 4 Und Gott sah das Licht, dass es gut war; und Gott schied das Licht von der Finsternis  P . 5 Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein Tag.

Und Gott sprach: Alles Schöpfungshandeln beginnt mit seinem Wort, einem Wort, das Tatsachen schafft. Licht: Hier wird nur die Entstehung des Lichtes als grundlegender Anfang beschrieben. Die Funktion des Lichtes beschreiben V. 14-19 ausführlich. Licht ermöglicht Leben. Dieser Zusammenhang wird dann in der Bibel auch symbolisch gebraucht. Ein Tag: Ab hier beginnt das Zählen von Zeit.

6 Und Gott sprach: Es werde eine Wölbung  F   P  mitten im Wasser, und es sei eine Scheidung zwischen dem Wasser und dem Wasser! 7 Und Gott machte die Wölbung  P  und schied das Wasser, das unterhalb der Wölbung  F , von dem Wasser, das oberhalb der Wölbung  F  war  P . Und es geschah so. 8 Und Gott nannte die Wölbung  F  Himmel  P . Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein zweiter Tag.

Das hebr. Wort raqia ist von einem Verbum »feststampfen, breithämmern« abgeleitet und meint eine gehämmerte Platte oder Schale, eine nach allen Seiten ausgeweitete Fläche oder Wölbung. Das Wasser wird in zwei Bereiche getrennt. Die Wölbung hält das Wasser oberhalb der Erde bis zur Sintflut, wo die Fenster des Himmels (7,11) im Gericht geöffnet werden. Himmel: ganz unserem Alltagsdenken entsprechend. An diesem Himmel »stehen die Sterne« (V. 14), und hier fliegen die Vögel (V. 20).

9 Und Gott sprach: Es soll sich das Wasser unterhalb des Himmels an einen Ort sammeln, und es werde das Trockene sichtbar!  P  Und es geschah so. 10 Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Ansammlung des Wassers nannte er Meere  P . Und Gott sah, dass es gut war. 11 Und Gott sprach: Die Erde lasse Gras hervorsprossen, Kraut, das Samen hervorbringt, Fruchtbäume, die auf der Erde Früchte tragen nach ihrer Art, in denen ihr Same ist  P ! Und es geschah so. 12 Und die Erde brachte Gras hervor, Kraut, das Samen hervorbringt nach seiner Art  P , und Bäume, die Früchte tragen, in denen ihr Same ist nach ihrer Art. Und Gott sah, dass es gut war. 13 Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein dritter Tag.

Das Meer gibt das Land frei, pflanzliches Leben in großer Vielfalt und Ordnung nach seiner Art entsteht. Die Fruchtbäume weisen schon auf das Ziel: die Ernährung des Menschen.

14 Und Gott sprach: Es sollen Lichter an der Wölbung  F  des Himmels werden  P , um zu scheiden zwischen Tag und Nacht, und sie werden dienen als Zeichen und 〈zur Bestimmung von〉 Zeiten  F  und Tagen und Jahren  P ; 15 und sie werden als Lichter an der Wölbung  F  des Himmels dienen, um auf die Erde zu leuchten! Und es geschah so. 16 Und Gott machte die beiden großen Lichter: das größere Licht zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht und die Sterne  P . 17 Und Gott setzte sie an die Wölbung  F  des Himmels, über die Erde zu leuchten 18 und zu herrschen über den Tag und über die Nacht und zwischen dem Licht und der Finsternis zu scheiden. Und Gott sah, dass es gut war. 19 Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein vierter Tag.

Lichter sollen werden, um zu scheiden: Es geht hier nicht um die erneute Schaffung von Licht, sondern um die Funktionsbestimmung. Gott gibt den Lichtern eine Aufgabe. Ausführlich wird der dienende Charakter aufgezeigt. Damit wird aller Vergottung der Gestirne (auch in der Astrologie) ein deutlicher Riegel vorgeschoben. Kommentierend betont V. 16: Gott machte die beiden großen Lichter. Sonne und Mond sind Teil der Schöpfung und dürfen nicht angebetet oder verehrt werden, wie dies z. B. in → Ägypten oder Babylonien (→ Babel) geschah.

20 Und Gott sprach: Es soll das Wasser vom Gewimmel lebender Wesen  F  wimmeln  P , und Vögel sollen über der Erde fliegen unter der Wölbung  F  des Himmels! 21 Und Gott schuf die großen Seeungeheuer  P  und alle sich regenden lebenden Wesen  F , von denen das Wasser wimmelt, nach ihrer Art  P , und alle geflügelten Vögel, nach ihrer Art  P . Und Gott sah, dass es gut war. 22 Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt das Wasser in den Meeren, und die Vögel sollen sich vermehren auf der Erde!  P 23 Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: ein fünfter Tag.

Das Meer soll vom Gewimmel lebender Wesen wimmeln, ein Ausdruck der enormen Vielfalt der Schöpfung. Die an diesem Tag geschaffene Tierwelt empfängt die Zuwendung Gottes, indem Gott ihr seinen → Segen und damit Lebensraum und Fortbestand zuspricht.

24 Und Gott sprach: Die Erde bringe lebende Wesen  F  hervor nach ihrer Art: Vieh und kriechende Tiere und 〈wilde〉 Tiere der Erde nach ihrer Art! Und es geschah so. 25 Und Gott machte die 〈wilden〉 Tiere der Erde nach ihrer Art und das Vieh nach seiner Art und alle kriechenden Tiere auf dem Erdboden nach ihrer Art  P . Und Gott sah, dass es gut war.

Die Tierwelt wird gemäß der Alltagserfahrung des Menschen in drei Gruppen unterteilt: Nutztiere, frei lebende (Wild-)Tiere und alles, was sonst noch »kreucht und fleucht«. Die (Arten-)Vielfalt wird durch die Wendung nach ihrer Art ausgedrückt.

26 Und Gott sprach: Lasst uns  P  Menschen  F  machen als unser Bild  F , uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde  F  und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen  P ! 27 Und Gott schuf den Menschen  P  als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn  P ; als Mann und Frau  F  schuf er sie  P . 28 Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde  P , und macht sie 〈euch〉 untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen  P ! 29 Und Gott sprach: Siehe, 〈hiermit〉 gebe ich euch alles Samen tragende Kraut, das auf der Fläche der ganzen Erde ist, und jeden Baum, an dem Samen tragende Baumfrucht ist: es soll euch zur Nahrung dienen  P ; 30 aber allen Tieren der Erde und allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, in dem eine lebende Seele ist, 〈habe ich〉 alles grüne Kraut zur Speise 〈gegeben〉  P . Und es geschah so. 31 Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut  P . Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag  P .

Die Schöpfung des Menschen wird deutlich hervorgehoben. Lasst uns: Gott ist in sich nicht einsam, sondern reich an Beziehungen. Vielleicht wird hier schon das Geheimnis der Trinität angedeutet. Im Gegensatz zu Pflanzen und Tieren wird der Mensch darum als Bild Gottes geschaffen. Er trägt so eine einzigartige Beziehungsfähigkeit in sich; die Menschen sind als Mann und Frau aufeinander bezogen und zugleich weist ihre Entstehung auf den engen Gottesbezug hin. Das Erste, was der Mensch erfährt, ist die Zuwendung Gottes und sein → Segen. Nur so können die Schöpfungs(auf)gaben richtig verwaltet werden. Die Unfähigkeit des Menschen, in einer solchen Segenskultur zu leben, kann nur durch den schweren Einbruch der Selbstherrlichkeit und Eigenmächtigkeit im Sündenfall des Menschen erklärt werden. Den Traum vom Leben im Einklang mit sich und der Natur kann sich der Mensch nicht selbst erfüllen. Das bleibt der neuen Welt Gottes vorbehalten. Zur Nahrung dienen: Mensch und Tier leben vegetarisch. Erst nach der weltweiten Flut erlaubt Gott den Genuss von Fleisch (9,3). Vielfalt und Ordnung, Gaben und Aufgaben, die vielfältigen Beziehungen von Mensch, Natur und Gott – das alles war sehr gut; nicht allein für Gott, der auch ohne diese Welt sein kann, sondern vor allem für das Leben des Menschen auf dieser Welt und mit Gott.

1Mo 2

1 So wurden der Himmel und die Erde und all ihr Heer vollendet  P . 2 Und Gott vollendete am siebten Tag sein Werk  F , das er gemacht hatte; und er ruhte am siebten Tag von all seinem Werk, das er gemacht hatte  P . 3 Und Gott segnete den siebten Tag und heiligte ihn; denn an ihm ruhte er von all seinem Werk, das Gott geschaffen hatte, indem er es machte  P .

Vollenden: Es geht nicht um eine abschließende Arbeit, sondern um das Ziel der Schöpfung. Die Schöpfung mündet in die Gemeinschaft mit Gott ein, denn heiligen meint: zum Gottesdienst bereit machen. Diese auf Gott bezogene Verbindung, in der die Schöpfung mit dem Schöpfer ruhen kann, hat kein Ende, denn dieser Tag kennt keinen Abend. Der → Sabbat wird später zum Abbild dieser Ruhe.

4 Dies ist die Entstehungsgeschichte  F  des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden.

Der Mensch im Garten Eden

An dem Tag, als der HERR, Gott, Erde und Himmel machte 5 – noch war all das Gesträuch des Feldes nicht auf der Erde, 〈und〉 noch war all das Kraut des Feldes nicht gesprosst, denn der HERR, Gott, hatte es 〈noch〉 nicht auf die Erde regnen lassen, und 〈noch〉 gab es keinen Menschen, den Erdboden zu bebauen; 6 ein Dunst  F  aber stieg von der Erde auf  P  und bewässerte die ganze Oberfläche des Erdbodens –,

Noch einmal wird der Leser hineingenommen in die Entstehung von Mensch und Natur. Wir werden zurückversetzt in die Zeit, als es den Sündenfall und seine Folgen noch nicht gab. Das Gesträuch des Feldes (3,18), der vom Herrn gesandte Regen (7,4) sowie der Mensch, der den Erdboden bebaut (3,23), all das sind Realitäten, die in die Zeit nach der Ausweisung aus dem Garten Eden gehören. Der Garten selbst wird nicht durch Regen, sondern durch ein Flusssystem bewässert (vgl. V. 10-14).

7 da bildete der HERR, Gott, den Menschen  P  〈aus〉 Staub vom Erdboden  P  und hauchte in seine Nase Atem des Lebens  P ; so wurde der Mensch eine lebende Seele  P .

Wurde in Kap. 1 die Gottesebenbildlichkeit des Menschen betont, zeigt Kap. 2 nun die Erdverbundenheit, die Geschöpflichkeit des Menschen. Seine Entstehung wird nicht »in den Himmel« gehoben, sondern mit dem Staub vom Erdboden verbunden. Der Mensch hat sich das Leben nicht selbst gegeben. Erst Gottes Hauch macht aus dem atemlosen Gebilde ein lebendes Wesen.

8 Und der HERR, Gott, pflanzte einen Garten in Eden  F   P  im Osten, und er setzte dorthin den Menschen, den er gebildet hatte. 9 Und der HERR, Gott, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und gut zur Nahrung, und den Baum des Lebens  P  in der Mitte des Gartens, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen  P .

Der von Gott angelegte Garten liegt in einem Gebiet, das Eden, d. h. Wonne, genannt wird. Später wird dieser Garten dann direkt Eden genannt. Betont wird: Alle Bäume im Garten sind begehrenswert anzusehen und gut zur Nahrung. Zwei Bäume werden durch ihre besondere Funktion und Stellung – in der Mitte des Gartens – hervorgehoben, ohne diese jedoch hier näher zu erklären.

10 Und ein Strom geht von Eden  F  aus, den Garten zu bewässern; und von dort aus teilt er sich und wird zu vier Armen  F . 11 Der Name des ersten ist Pischon; der fließt um das ganze Land Hawila, wo das Gold ist; 12 und das Gold dieses Landes ist gut; dort 〈gibt es〉 Bedolach-Harz  F   P  und den Schoham-Stein  F   P . 13 Und der Name des zweiten Flusses ist Gihon; der fließt um das ganze Land Kusch  P . 14 Und der Name des dritten Flusses ist Hiddekel  F   P ; der fließt gegenüber von  F  Assur. Und der vierte Fluss, das ist der Euphrat  P .

Die Lage des Gartens Eden wird mittels uns bekannter (Euphrat, Hiddekel, d. h. Tigris) sowie unbekannter (Pischon, Gihon) Flüsse angegeben. Damit wird zum einen die zentrale, weltbedeutende, aber nunmehr vergangene Wirklichkeit Edens ausgesagt, zum anderen aber auch angedeutet, dass der Mensch seit dem Sündenfall keinen Zugang mehr hat und den Ort Eden nicht mehr lokalisieren kann.

15 Und der HERR, Gott, nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, ihn zu bebauen und ihn zu bewahren.

Nach der Beschreibung des Gartens knüpft der Erzähler wieder an V. 8 an, wobei die Wendung für Gott setzte ihn besonders »in die Gegenwart Gottes stellen« bedeuten kann (vgl. 2Mo 16,33). Der sogenannte Kulturauftrag ist dem Menschen schon in Kap. 1,28 als → Segen zugesprochen worden. Hier wird betont: Das Ziel des menschlichen Lebens liegt nicht in der Arbeit, sondern in einer Lebensverbindung mit Gott, in der Anbetung und im Gehorsam.

16 Und der HERR, Gott, gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du essen  P ; 17 aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon darfst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du sterben!  P 

Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen wird zum Symbol der Verantwortlichkeit des Menschen. Vom Baum des Lebens darf er essen. Damit wird der Mensch daran erinnert, dass das Leben ihm von Gott gegeben ist. Der Baum der Erkenntnis erinnert ihn: Leben mit Gott bleibt ihm nur erhalten, wenn er sich gehorsam und verantwortungsbewusst an Gott bindet. Zeigt Gott nicht beständig, dass er genau weiß, was für den Menschen gut (vgl. 1) und was nicht gut (2,18) ist?

18 Und der HERR, Gott, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist  P ; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht  F   P .

Nicht der Mensch entdeckt einen Mangel, sondern Gott spricht es aus: Allein zu sein ist nicht gut für den Menschen. Gott bietet sich auch nicht als Ersatz für menschliche Gemeinschaft an, sondern schafft eine Hilfe. Der Begriff wertet die Frau nicht ab, da er sonst im AT fast nur zur Beschreibung von Gott als Helfer verwendet wird. Für die entscheidenden Lebensaufgaben (1,28; 2,15) ist der Mann auf Hilfe angewiesen.

19 Und der HERR, Gott, bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels  P , und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und genau so, wie der Mensch sie, die lebenden Wesen  F , nennen würde, 〈so〉 sollte ihr Name sein. 20 Und der Mensch gab Namen allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber für Adam  F  fand er keine Hilfe, ihm entsprechend  F .

Ausführlicher als der zusammenfassende Bericht aus Kap. 1 wird nun erzählt, wie es zur Schaffung der Frau kam: Mit der Namensgebung zeigt der Mensch seine Kenntnis und seine Herrschaft. Am Ende aber steht: Kein Tier kann dem Menschen die passende Hilfe für seine Lebensaufgabe sein.

21 Da ließ der HERR, Gott, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen  P , sodass er einschlief. Und er nahm eine von seinen Rippen und verschloss ihre Stelle mit Fleisch; 22 und der HERR, Gott, baute die Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau  P , und er brachte sie zum Menschen. 23 Da sagte der Mensch: Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll Männin  F  heißen, denn vom Mann ist sie genommen  P .

Die Frau ist vom Mann genommen (vgl. 1Kor 11,8). Der Mann ist bei der Erschaffung Evas völlig unbeteiligt, das Leben der Frau ist allein eine Gabe Gottes. Die Rippe verdeutlicht, dass die Frau nicht minderwertig ist, sondern ihm qualitativ völlig entspricht. Genau das drückt dann der poetische Jubelruf des Mannes aus. Wenn einer jemand anderem einen Namen gibt, schwingt dabei gewöhnlich eine gewisse Verfügungsgewalt mit (vgl. V. 19 mit 1Mo 1,28). Dementsprechend wird auch V. 23 gelegentlich so ausgelegt, dass von der Frau die Unterordnung unter ihren Mann erwartet werde. Doch benennt der Mann die Frau nach sich selbst (Männin) und drückt damit Verbundenheit und Gleichwertigkeit aus, und nach V. 24 ist der Mann auf seine Frau hin orientiert und bildet mit ihr eine Einheit.

24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und sie werden zu einem Fleisch werden  P .

Die von der Schöpfung her geltenden Grundpfeiler der Partnerschaft von Mann und Frau werden hier vom Verfasser abschließend hervorgehoben: die Loslösung von den Eltern, das öffentliche Verbinden der Partner und ein unauflöslich verschmolzenes – nicht nur sexuelles – Miteinander.

25 Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht  P .

Mit dem Hinweis auf die natürliche Nacktheit wird der Leser vorbereitet auf den Verlust dieser reinen Natürlichkeit, der mit der Abkehr von Gott einhergeht (3,7).

Der Sündenfall und dessen Folgen

1Mo 3

1 Und die Schlange  P  war listiger als alle Tiere des Feldes, die der HERR, Gott, gemacht hatte; und sie sprach zu der Frau  P : Hat Gott wirklich gesagt: Von allen Bäumen  F  des Gartens dürft ihr nicht essen?

Die Schlange ist ein Geschöpf Gottes. Später wird sie in der Schrift mit dem Teufel (→ Satan) in Verbindung gebracht bzw. als seine Verkörperung gesehen. Als solche versucht sie, den Menschen als die Krone der Schöpfung von Gott abzubringen. Die Frage ist: Woher kommt der tiefe Zweifel an Gottes guter Absicht für den Menschen? Der Ursprung des Bösen bleibt als Geheimnis verhüllt.

2 Da sagte die Frau zur Schlange: Von den Früchten der Bäume des Gartens essen wir; 3 aber von den Früchten des Baumes, der in der Mitte des Gartens 〈steht〉, hat Gott gesagt: Ihr sollt nicht davon essen und sollt sie nicht berühren, damit ihr nicht sterbt!  P 4 Da sagte die Schlange zur Frau: Keineswegs werdet ihr sterben! 5 Sondern Gott weiß, dass an dem Tag, da ihr davon esst, eure Augen aufgetan werden und ihr sein werdet wie Gott  P , erkennend Gutes und Böses  P .

Geschickt untergräbt die Schlange die Abwehr der Frau; sie behauptet die Unredlichkeit Gottes in seinem Reden, seiner Motivation und seinem Umgang mit dem Menschen. Die Schlange verbindet ihre Autorität mit einer Verheißung gegen Gott und sein Wort. Wem vertrauen sich Adam und Eva an?

6 Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Nahrung und dass er eine Lust für die Augen  P  und dass der Baum begehrenswert war  P , Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und aß, und sie gab auch ihrem Mann bei ihr, und er aß  P . 7 Da wurden ihrer beider Augen aufgetan, und sie erkannten, dass sie nackt waren  P ; und sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.

Im Aussehen unterscheidet sich der Baum nicht von allen anderen Bäumen (2,9), aber seine Wirkung macht ihn begehrenswert. Gegen die bisherige beglückende Erfahrung, dass Gott nur gut für ihn entschieden hat, vertraut der Mensch auf seine eigene Kompetenz – und scheitert. Die erste von Gott gelöste Wahrnehmung lässt ihn erkennen: Ich bin nackt, wie ein Besiegter (vgl. 5Mo 28,48; Hes 16,39). Der Schritt in die Unabhängigkeit von Gott war kein Gewinn, die Niederlage ist nur notdürftig zu verbergen.

8 Und sie hörten die Stimme  F  des HERRN, Gottes, der im Garten wandelte bei der Kühle des Tages  F . Da versteckten sich der Mensch und seine Frau vor dem Angesicht des HERRN, Gottes, mitten zwischen den Bäumen des Gartens  P .

Verloren ist die Vertrautheit mit Gott, der Mensch versteckt sichmitten zwischen den Bäumen: Was Gott ihm zur Freude gegeben hat, muss nun missbraucht werden, um der Begegnung mit Gott auszuweichen.

9 Und der HERR, Gott, rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du?  P 10 Da sagte er: Ich hörte deine Stimme  F  im Garten, und ich fürchtete mich, weil ich nackt bin  P , und ich versteckte mich. 11 Und er sprach: Wer hat dir erzählt, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, du solltest nicht davon essen? 12 Da sagte der Mensch: Die Frau, die du mir zur Seite gegeben hast, sie gab mir  P  von dem Baum, und ich aß. 13 Und der HERR, Gott, sprach zur Frau: Was hast du da getan  P ! Und die Frau sagte: Die Schlange hat mich getäuscht  F   P , da aß ich.

Gottes Fragen sind nicht Zeichen seiner Unkenntnis, sondern Gelegenheit für den Menschen, seinen Standort zu bestimmen, Einsicht zu zeigen und zu Gott zurückzukehren. Doch der Mensch beginnt, sich selbst zu rechtfertigen. Die Schuld wird auf andere, nämlich die Frau, die Schlange, ja Gott selbst – die Frau, die du mir gabst – abgeschoben.

14 Und der HERR, Gott, sprach zur Schlange: Weil du das getan hast, sollst du verflucht sein unter allem Vieh und unter  F  allen Tieren des Feldes! Auf deinem Bauch sollst du kriechen, und Staub sollst du fressen alle Tage deines Lebens!  P 

Die Schlange empfängt ihr Urteil direkt. Sie verliert den Segenszusammenhang der Geschöpfe, lebt nunmehr unter dem Vorzeichen des Gerichts: kriechen und Staub fressen.

15 Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Nachwuchs  F  und ihrem Nachwuchs  F   P ; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen  P .

Eine Grundlinie der → Schrift wird hier angedeutet: Nie wird die »alte Schlange« Gutes für den Menschen wollen, sondern immer wirken ihre zerstörerischen Kräfte gegen ihn. Der Mensch – egal welcher Religion und Kultur – empfindet zwar die Wirklichkeit und Macht des Bösen, er kann sich bei allem Kampf aber nicht selbst daraus befreien. Erst der Eine, von einer Frau Geborene, Jesus Christus (Gal 4,4), bringt der Schlange die endgültige Niederlage bei. Wer dieser Eine ist, wird hier noch nicht erklärt, sondern die Frage nach ihm, die Hoffnung auf ihn wird geweckt.

16 Zu der Frau sprach er: Ich werde sehr vermehren die Mühsal deiner Schwangerschaft  F , mit Schmerzen sollst du Kinder gebären!  P  Nach deinem Mann wird dein Verlangen sein, er aber wird über dich herrschen!  P 

Die Folgen der Übertretung für die Frau müssen sorgfältig und im Einzelnen betrachtet werden. Dem hebr. Wortlaut nach haben Mühsal und Schwangerschaft zunächst nichts unmittelbar miteinander zu tun (siehe die wörtl. Übersetzung in der Anmerkung zum Bibeltext; Beschwerden und Schwangerschaft stehen im Hebräischen beide im Singular). Der Frau wird zunächst das Schicksal verhängt, zahlreiche Beschwerniszu haben. Das ist dasselbe Urteil, das der Mann in V. 17 empfängt: Es geht um die Mühsal der täglichen Existenz. Zahlreich wird aber nicht nur die Mühe, sondern auch die Schwangerschaft. Die Schöpfungsgabe der Fruchtbarkeit wird damit bestätigt. Zur allgemeinen Mühsal kommen die Schmerzen der Entbindung hinzu. – Verlangen haben und herrschen: In Kap. 4,7 finden sich die gleichen Worte. Es geht um die Frage, wer die Oberhand gewinnt. Mann und Frau werden in ihrer Abhängigkeit voneinander doch zu Konkurrenten.

17 Und zu Adam  F  sprach er: Weil du auf die Stimme deiner Frau gehört und gegessen hast von dem Baum, von dem ich dir geboten habe: Du sollst davon nicht essen! – so sei der Erdboden deinetwegen verflucht  P : Mit Mühsal sollst du davon essen alle Tage deines Lebens  P ; 18 und Dornen und Disteln wird er dir sprossen lassen  P , und du wirst das Kraut des Feldes essen  P ! 19 Im Schweiße deines Angesichts wirst du 〈dein〉 Brot essen, bis du zurückkehrst zum Erdboden  F , denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub wirst du zurückkehren!  P 

Verflucht (→ Fluch): Die Schöpfung wird mit in den Bruch zwischen Gott und Mensch hineingezogen (Röm 8,20). Verflucht ist aber dem Wortlaut nach nicht Adam bzw. der Mensch, sondern der Ackerboden. Aus dem sorglosen Genießen der Fruchtbäume (2,9) wird für den Menschen ein mühevoller Kampf ums Überleben, das doch ganz im Zeichen seiner Vergänglichkeit steht: Du wirst zum Staub zurückkehren. Gott stellt den Zusammenhang zwischen der Tat, dem Essen, und der Strafe her: Der Mensch muss sich seine Nahrung nun mühsam erarbeiten. Dennoch hebt der Fluch über den Erdboden den Schöpfungssegen, die Fruchtbarkeit des Bodens, nicht vollständig auf (vgl. zu 3,16). Von Missernte oder Mangelertrag ist nicht die Rede.

20 Und der Mensch gab seiner Frau den Namen Eva, denn sie wurde die Mutter aller Lebenden  P .

21 Und der HERR, Gott, machte Adam und seiner Frau Leibröcke aus Fell und bekleidete sie.

Eva bedeutet »Leben«. Der Mensch drückt mit dieser Namensgebung seine Hoffnung aus und nimmt Gottes Zusage aus V. 15 damit auf. Gott bekleidete sie: Gott hält am Menschen fest, hilft ihm, sein Leben unter dem Gericht zu gestalten. Die Notwendigkeit von Bekleidung erinnert den Menschen dauerhaft an seine Sündhaftigkeit.

22 Und der HERR, Gott, sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses. Und nun, dass er nicht etwa seine Hand ausstreckt und auch 〈noch〉 von dem Baum des Lebens  P  nimmt und isst und ewig lebt! 23 Und der HERR, Gott, schickte ihn aus dem Garten Eden  P  hinaus, den Erdboden zu bebauen  P , von dem er genommen war  P . 24 Und er trieb den Menschen aus und ließ östlich vom Garten Eden die Cherubim sich lagern und die Flamme des zuckenden Schwertes, den Weg zum Baum des Lebens zu bewachen.

Der Mensch – alles andere als göttlich geworden – kennt nun wie Gott und die Engel den Konflikt zwischen Gut und Böse. Gott bewahrt den Menschen vor dem Essen vom Baum des Lebens – was eine ewige Trennung bedeutet hätte – durch die Vertreibung aus dem Garten Eden. Paradoxerweise muss der Mensch sterblich bleiben, um mit Gott versöhnt werden zu können. Der Weg zum Leben wird erst mit Jesus Christus wieder frei (Joh 14,6).

Kain und Abel

1Mo 4

1 Und der Mensch erkannte seine Frau Eva, und sie wurde schwanger und gebar Kain  F ; und sie sagte: Ich habe einen Mann hervorgebracht  F  mit dem HERRN  P . 2 Und sie gebar noch einmal, 〈und zwar〉 seinen Bruder, den Abel  F . Und Abel wurde ein Schafhirt, Kain aber wurde ein Ackerbauer  P . 3 Und es geschah nach einiger Zeit, da brachte Kain von den Früchten des Ackerbodens dem HERRN eine Opfergabe. 4 Und Abel, auch er brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett  P . Und der HERR blickte auf Abel und auf seine Opfergabe  P ; 5 aber auf Kain und auf seine Opfergabe blickte er nicht. Da wurde Kain sehr zornig  P , und sein Gesicht senkte sich. 6 Und der HERR sprach zu Kain: Warum bist du zornig, und warum hat sich dein Gesicht gesenkt?  P 7 Ist es nicht 〈so〉, wenn du recht tust, erhebt es sich  F ? Wenn du aber nicht recht tust, lagert die Sünde vor der Tür. Und nach dir wird ihr Verlangen sein, du aber sollst über sie herrschen.  F   P 

Erkennen: Dies ist ein Ausdruck für tiefe Gemeinschaft, darin eingeschlossen die Sexualität zwischen Mann und Frau. Opfergabe: Auch außerhalb des Gartens Eden lebt der Mensch nicht ohne Bezug zu Gott. Woher die Opferriten (→ Opfer) kommen, wird nicht berichtet. Die Brüder drücken aber offensichtlich ihre Dankbarkeit, ihr Wissen um die Abhängigkeit von Gott damit aus. Blickte auf Abel … auf Kain … blickte er nicht: Worauf sich Gottes Interesse hier richtet, wird unterschiedlich gedeutet. Manche Ausleger sehen einen Makel in Gegenstand oder Beschaffenheit der Opfergaben, doch der Wortlaut hier legt eher nahe, dass die Person der Opfernden Gott gefiel bzw. missfiel. Mit Hebr 11,4 kann man sagen: Abel brachte Gott Glauben entgegen. Da wurde Kain sehr zornig: Nicht die Ursache für Gottes Ablehnung steht im Mittelpunkt, sondern Kains Reaktion darauf, seine innere Abkehr von Gott, auch wenn äußerlich der Gottesdienst korrekt läuft. Solchen veräußerlichten Gottesdienst lehnt Gott ab. Der Kontaktverlust Kains zu Gott wird daran deutlich, dass Kain auf Gottes Ansprache nicht antwortet. Du aber sollst über sie herrschen: Gott fordert Kain auf, gegen die besitzergreifende Sünde anzugehen. Diese Aufforderung hätte Kain als gnädig gegebene Gelegenheit nutzen können, um von seiner Absicht Abstand zu nehmen.

8 Und Kain sprach zu seinem Bruder Abel  F . Und es geschah, als sie auf dem Feld waren, da erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und erschlug ihn  P . 9 Und der HERR sprach zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel  P ? Und er sagte: Ich weiß nicht  F . Bin ich meines Bruders Hüter?  P 10 Und er sprach: Was hast du getan!  P  Horch! Das Blut  F  deines Bruders schreit zu mir vom Ackerboden her  P . 11 Und nun, verflucht seist du von dem Ackerboden hinweg, der seinen Mund aufgerissen hat, das Blut deines Bruders von deiner Hand zu empfangen! 12 Wenn du den Ackerboden bebaust, soll er dir nicht länger seine Kraft geben  P ; unstet und flüchtig sollst du sein auf der Erde  P !

Kain erschlug ihn: Der erste Mord offenbart die zerstörerische Kraft und Menschenfeindlichkeit der Sünde. Und der→ HERRsprach zu Kain: Wie in Kap. 3 geht Gott auch hier dem Menschen nach, wieder steht der Mensch nicht zu seiner Tat. Das Blut Abels schreit zu Gott nach Vergeltung (vgl. 9,5f). Das Blutvergießen eines Menschen, eines Ebenbildes Gottes, wiegt schwer und fordert Gottes Gericht heraus. Verflucht seist du: Diesmal trifft der → Fluch noch härter. Leben hat Kain genommen, die Lebensgrundlage wird ihm nun genommen: Der Ackerboden soll dir nicht länger seine Kraft geben.

13 Da sagte Kain zu dem HERRN: Zu groß ist meine Strafe  F , als dass ich sie tragen könnte. 14 Siehe, du hast mich heute von der Fläche des Ackerbodens vertrieben, und vor deinem Angesicht muss ich mich verbergen und werde unstet und flüchtig sein auf der Erde; und es wird geschehen: Jeder, der mich findet, wird mich erschlagen  P .

Kain protestiert und wendet ein, unmöglich unter der Schuld und den Folgen seiner Tat leben zu können. Jeder, der mich findet: An wen hier konkret gedacht ist, wird nicht gesagt. Wird mich erschlagen: Kain fürchtet die Blutrache.

15 Der HERR aber sprach zu ihm: Nicht so  F , jeder, der Kain erschlägt – siebenfach soll er gerächt werden! Und der HERR machte an Kain ein Zeichen, damit ihn nicht jeder erschlug, der ihn finden würde. 16 So ging Kain weg vom Angesicht des HERRN und wohnte im Land Nod  F , östlich von Eden.

Auf seinen Einwand hin verschafft Gott Kain einen Schutz. Siebenfach, d. h. vollständig will Gott sein Leben rächen. Gott markiert Kain mit einem Schutzzeichen. Mehr kann die Güte Gottes für den unbußfertigen Kain nicht tun. Worin das Zeichen besteht, wird nicht ausgeführt. Diese Geschichte erscheint wie ein Modell für das später von Gott eingesetzte System der Freistädte, in denen Totschläger vor der Blutrache Schutz fanden (vgl. 4Mo 35; 5Mo 19).

Nachkommenschaft Kains – Sets Geburt und Nachkomme

17 Und Kain erkannte seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar Henoch. Und er wurde der Erbauer einer Stadt und benannte die Stadt nach dem Namen seines Sohnes Henoch  P . 18 Dem Henoch aber wurde Irad geboren; und Irad zeugte Mehujaël, und Mehujaël zeugte Metuschaël, und Metuschaël zeugte Lamech. 19 Lamech aber nahm sich zwei Frauen; der Name der einen war Ada und der Name der andern Zilla. 20 Und Ada gebar Jabal; dieser wurde der Vater derer, die in Zelten und unter Herden wohnen. 21 Und der Name seines Bruders war Jubal; dieser wurde der Vater all derer, die mit der Zither und der Flöte umgehen. 22 Und Zilla, auch sie gebar〈, und zwar〉 den Tubal-Kain, den Vater all derer, die Kupfer und Eisen schmieden  F . Und die Schwester Tubal-Kains war Naama.

Mit der Stadt gewinnt Kain einen Schutzraum, in dem sich Leben entfalten kann. Im Umfeld der Stadt entwickelt sich nun kulturelles Leben: Musik, Handwerk und Landwirtschaft.

23 Und Lamech sprach zu seinen Frauen:

Ada und Zilla, hört meine Stimme! Frauen Lamechs, horcht auf meine Rede!

Fürwahr, einen Mann erschlug ich für meine Wunde und einen Jungen für meine Strieme.

24 Wenn Kain siebenfach gerächt wird, so Lamech siebenundsiebzigfach.

Das Lied Lamechs, ein brutaler Rachegesang, lässt für die Zukunft des Menschengeschlechts nichts Gutes hoffen. In seinem Machtbewusstsein und Stolz kündigt Lamech maßlose Rache an und reißt den Vollzug der Vergeltung, den Gott sich vorbehalten hatte, an sich. In seinem Hochmut will er noch strenger Rache nehmen als Gott. Das mosaische → Gesetz über die Vergeltung (2Mo 21,23ff), das eine Angemessenheit von Tat und Ahndung (»Gleiches mit Gleichem«) festlegt, verbietet solche Auswüchse maßloser Selbstjustiz. Jesus Christus fordert demgegenüber auf, seinem Nächsten nicht nur siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal zu vergeben (Mt 18,22).

25 Und Adam erkannte noch einmal seine Frau, und sie gebar einen Sohn und gab ihm den Namen Set  F   P : Denn Gott hat mir einen anderen Nachkommen  F  gesetzt anstelle Abels, weil Kain ihn erschlagen hat. 26 Und dem Set, auch ihm wurde ein Sohn geboren, und er gab ihm den Namen Enosch  F . Damals fing man an, den Namen des HERRN anzurufen  P .

Die Schlussverse knüpfen an den Beginn des Kapitels an. Der Gedanke der Nachkommenschaft, des Samens, ist nach der Verheißung von Kap. 3,15 wichtig. An der Linie des ältesten Sohnes vorbei macht Gott seine Geschichte – das wiederholt sich mehrfach im ersten Mosebuch. Den Namen des→ HERRNanrufen: Mit der von Set und Enosch angeführten Geschlechterfolge gewinnt die Menschheit die Möglichkeit zurück, Gott als den HERRN, als den Erlöser anzurufen.

Stammbaum von Adam bis Noah

V. 3-32: 1Chr 1,1-4; Lk 3,36-38

1Mo 5

1 Dies ist das Buch der Generationenfolge  F  Adams  P . An dem Tag, als Gott Adam schuf, machte er ihn Gott ähnlich  F   P . 2 Als Mann und Frau  F  schuf er sie  P , und er segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch  F , an dem Tag, als sie geschaffen wurden. – 3 Und Adam lebte 130 Jahre und zeugte 〈einen Sohn〉 ihm ähnlich  F , nach seinem Bild  P , und gab ihm den Namen Set  P .

Die Einleitung zu Kap. 5 nimmt die vorangegangenen Erzählungen kurz auf. Geschlechterfolge (hebr. toledot, w. Erzeugungen, → Geschlechtsregister): Die Nennung einzelner Menschen und ihrer Lebenszeit zeigt den Wert des Einzelnen vor Gott. Die Linie des erwählten Set (4,25) wird bis zu Noah fortgeführt. So wie Adam seinen Namen von Gott empfangen hat, empfängt sein Sohn von ihm den Namen. So wie Adam Gottes Bild trägt, ist sein Sohn ihm ähnlich. Angedeutet wird also am Beginn des ersten Stammbaumes: Letztlich kommt alle Vaterschaft von Gott selbst (Eph 3,15).

4 Und die Tage Adams, nachdem er Set gezeugt hatte, betrugen 800 Jahre, und er zeugte Söhne und Töchter. 5 Und alle Tage Adams, die er lebte, betrugen 930 Jahre, dann starb er  P . – 6 Und Set lebte 105 Jahre und zeugte Enosch  P . 7 Und Set lebte, nachdem er Enosch gezeugt hatte, 807 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 8 Und alle Tage Sets betrugen 912 Jahre, dann starb er. – 9 Und Enosch lebte 90 Jahre und zeugte Kenan. 10 Und Enosch lebte, nachdem er Kenan gezeugt hatte, 815 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 11 Und alle Tage von Enosch betrugen 905 Jahre, dann starb er. – 12 Und Kenan lebte 70 Jahre und zeugte Mahalalel. 13 Und Kenan lebte, nachdem er Mahalalel gezeugt hatte, 840 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 14 Und alle Tage Kenans betrugen 910 Jahre, dann starb er. – 15 Und Mahalalel lebte 65 Jahre und zeugte Jered. 16 Und Mahalalel lebte, nachdem er Jered gezeugt hatte, 830 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 17 Und alle Tage Mahalalels betrugen 895 Jahre, dann starb er. – 18 Und Jered lebte 162 Jahre und zeugte Henoch  F   P . 19 Und Jered lebte, nachdem er Henoch gezeugt hatte, 800 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 20 Und alle Tage Jereds betrugen 962 Jahre, dann starb er. –

Zehn Generationen werden vorgestellt, wobei die Aufzählung hervorhebt: