Empirische Sozialforschung - Andreas Diekmann - E-Book

Empirische Sozialforschung E-Book

Andreas Diekmann

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Beschreibung

Diese Neuausgabe behandelt grundlegende Methoden der modernen empirischen Sozialforschung. Die Vor- und Nachteile der einzelnen Untersuchungstechniken werden kritisch herausgearbeitet und an zahlreichen Beispielen aus der Forschungspraxis illustriert. Im Mittelpunkt dieses Lehrbuchs stehen: Untersuchungsplanung - Stichproben - Messung und Skalierung von Einstellungen - Querschnitts-, Panel- und Kohortenstudien - experimentelle und quasieexperimentelle Designs - persönliche, telefonische, schriftliche und Online-Befragung - Inhaltsanalyse - Feldexperimente und weitere Methoden der Datenerhebung - Datenanalyse. Die Kenntnis dieser Methoden, die praktisch in allen sozialwissenschaftlichen Disziplinen verwendet werden, aber auch in der Markt-, Meinungs-, Wahl- und Medienforschung sowie in den statistischen Ämtern, ist unerlässlich für jeden, der sich mit Daten und Zahlen gesellschaftlicher Entwicklungen und Zusammenhänge auseinandersetzt.

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EPUB

Seitenzahl: 1024

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Andreas Diekmann

Empirische Sozialforschung

Grundlagen, Methoden, Anwendungen

 

 

 

Über dieses Buch

Diese Neuausgabe behandelt grundlegende Methoden der modernen empirischen Sozialforschung. Die Vor- und Nachteile der einzelnen Untersuchungstechniken werden kritisch herausgearbeitet und an zahlreichen Beispielen aus der Forschungspraxis illustriert. Im Mittelpunkt dieses Lehrbuchs stehen:

Untersuchungsplanung – Stichproben – Messung und Skalierung von Einstellungen – Querschnitts-, Panel- und Kohortenstudien – experimentelle und quasieexperimentelle Designs – persönliche, telefonische, schriftliche und Online-Befragung – Inhaltsanalyse – Feldexperimente und weitere Methoden der Datenerhebung – Datenanalyse.

Die Kenntnis dieser Methoden, die praktisch in allen sozialwissenschaftlichen Disziplinen verwendet werden, aber auch in der Markt-, Meinungs-, Wahl- und Medienforschung sowie in den statistischen Ämtern, ist unerlässlich für jeden, der sich mit Daten und Zahlen gesellschaftlicher Entwicklungen und Zusammenhänge auseinandersetzt.

Vita

Andreas Diekmann, Prof. Dr. rer. pol., geb. 1951 in Lübeck; Studium der Soziologie, Psychologie und Methodenlehre an den Universitäten Hamburg und Wien. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg (bis 1980). 1980–84 Assistent am Institut für Höhere Studien in Wien, 1984–87 Akademischer Rat am Institut für Soziologie der Universität München. Habilitation 1987 an der Universität München, Wissenschaftlicher Leiter am «Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen» (ZUMA) in Mannheim (1987–89). Professor für Statistik und Sozialwissenschaftliche Methodenlehre an der Universität Mannheim (1989–90). 1990–2003 Direktor des Instituts für Soziologie an der Universität Bern und Professor für Empirische Sozialforschung und Sozialstatistik. 2003 Wechsel auf die Professur für Soziologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Juli 2023

Copyright © 1995/2007 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

Covergestaltung any.way, Walter Hellmann

Coverabbildung ohne

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-644-40015-3

www.rowohlt.de

 

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

Inhaltsübersicht

Vorwort

Vorwort zur 1. Auflage

A. GRUNDLAGEN

I. EINFÜHRUNG: ZIELE UND ANWENDUNGEN

1. Methodenvielfalt

2. Anwendungen in den sozialwissenschaftlichen Disziplinen

3. Alltagswissen und Sozialforschung

4. Ziele sozialwissenschaftlicher Untersuchungen

5. Sozialforschung und soziale Praxis. Das Beispiel des «Coleman-Reports»

II. PROBLEME EMPIRISCHER SOZIALFORSCHUNG

1. Probleme selektiver Wahrnehmung

2. Probleme der Prüfung von Hypothesen

3. Werturteilsproblem und Forschungsethik

III. VON DEN ANFÄNGEN BIS ZUR GEGENWART

1. Frühformen von Erhebungen

2. Zwei Traditionen der Sozialforschung

3. Quetelet und Die Moralstatistik

4. Die «soziale Frage»: Antworten mit Hilfe der Sozialforschung

5. Institutionalisierung der Sozialforschung

IV. VARIABLEN, HYPOTHESEN, THEORIEN

1. Typen von Variablen

2. Hypothesen

3. Theorie und Modell

4. Arten von Sätzen und Informationsgehalt

5. Wissenschaftliche Erklärungen

6. Falsifikationismus und Konkurrenz von Forschungsprogrammen

B. UNTERSUCHUNGSPLANUNG

V. PLANUNG UND ABLAUF EMPIRISCHER UNTERSUCHUNGEN

1. Untersuchungsphasen: Auswahl und Umsetzung eines Forschungsproblems

2. Formulierung und Präzisierung des Forschungsproblems

VI. MESSUNG, SKALEN, INDIZES

1. Der Big-Mac-Index

2. Einstellungsmessung mit der Likert-Technik

3. Gütekriterien der Messung: Objektivität, Reliabilität, Validität

4. Testtheorie

5. Guttman-Skalierung

6. Messtheorie

7. Hinweise und praktische Tipps

VII. QUERSCHNITT- und LÄNGSSCHNITTERHEBUNGEN

1. Querschnitt-, Trend- und Paneldesign

2. Daten und Designs

3. Kohortendesign

4. Die Auswahl von Erhebungsdesigns

VIII. EXPERIMENTELLE UND QUASIEXPERIMENTELLE DESIGNS

1. Vorexperimentelle Designs

2. Experimentelle Designs

3. Ein Beispiel: von der Verantwortungsdiffusion zur experimentellen Spieltheorie

4. Quasi-Experimente und Evaluationsforschung

IX. STICHPROBEN

1. Gallup gegen «Literary Digest»

2. Grundbegriffe

3. Verschiedene Arten der Wahrscheinlichkeitsauswahl

4. Quotenauswahl

5. Stichproben aus speziellen Populationen

6. Theorie der Zufallsstichprobe

7. Zufallsstichproben in der Praxis

C. DATENERHEBUNG

X. BEFRAGUNG

1. Stellenwert in der Sozialforschung

2. Formen der Befragung

3. Theorie des Interviews

4. Fehlerquellen im Interview

5. Fragetypen

6. Einige Grundregeln der Frageformulierung und Fragebogengestaltung

7. Die Randomized-Response-Technik bei Heiklen Fragen

8. Soziometrie und soziale Netzwerke

9. Telefonische Befragung

10. Schriftliche Befragung

11. Online-Befragung

12. Qualitative Methoden der Befragung

XI. BEOBACHTUNG

1. Beobachtung als Methode der Sozialforschung

2. Die Arbeitslosen von Marienthal

3. Wenn Prophezeiungen fehlschlagen

4. Verschiedene Arten der Beobachtungstechnik und ihre Probleme

5. Strukturierte Beobachtung

XII. INHALTSANALYSE

1. Gegenstand und Ziele

2. Inhaltsanalyse in der Praxis

3. Spezielle Formen der Inhaltsanalyse

4. Qualitative Inhaltsanalyse

5. Computerunterstützte Inhaltsanalyse

XIII. NICHTREAKTIVE ERHEBUNGSMETHODEN

1. Der «kluge Hans», Pygmalion und die Erforschung methodischer Artefakte

2. Feldexperimente

3. Verhaltensspuren

4. Probleme nichtreaktiver Methoden

D. DATENAUSWERTUNG

XIV. Datenanalyse

1. Einführung

2. Die einzelnen Schritte der Datenauswertung

3. Datenübertragung und Datenaufbereitung

4. Univariate Analyse: Verteilungen, Mittelwerte, Streuungen

5. Bivariate Zusammenhänge: Tabellen, Korrelation, Regression

6. Prüfung von Hypothesen: was besagen Signifikanztests?

7. Zusammenhänge zwischen mehr als zwei Variablen: multivariate Analyse

Literatur

Sachregister

Vorwort

Seit der Erstauflage im Herbst 1995 sind 17 weitgehend unveränderte Auflagen erschienen. Diesen Erfolg der «Empirischen Sozialforschung» in Lehre, Forschung und als Nachschlagewerk habe ich mit großer Freude aufgenommen. Nach mehr als zehn Jahren wird es nun allerdings Zeit für eine Revision. Nicht nur ist eine Aktualisierung erforderlich; vor allem haben sich auch die technologischen Bedingungen empirischer Sozialforschung verändert. So stehen mit der breiten Nutzung des Internets durch Privathaushalte, öffentliche Institutionen und Unternehmen neue Kommunikationskanäle für die Erhebung empirischer Daten zur Verfügung. Entwicklungen in der Telekommunikation, insbesondere der Wegfall der Registrierungspflicht, haben massive Auswirkungen auf einst bewährte Verfahren der Stichprobenziehung. Diesen Entwicklungen wird in den Kapiteln der Neuausgabe über Stichproben, Befragung und Inhaltsanalyse Rechnung getragen. Auch generell wurden sämtliche Kapitel durchgesehen, korrigiert, ergänzt und auf den neuesten Stand gebracht. Anregungen folgend, habe ich die am experimentellen Design orientierte Vignettenanalyse und einen Abschnitt zur amtlichen Statistik aufgenommen. Neue Fachliteratur wurde soweit als möglich eingearbeitet, und auch die technische Gestaltung der Graphiken wurde verbessert. Das Druckbild ist nun leserfreundlicher; auch deshalb hat die Seitenzahl zugenommen. Um das Nachschlagen zu erleichtern, wurde das Register wesentlich überarbeitet und erweitert.

 

Die Neuausgabe konnte erheblich von den Vorschlägen engagierter Leserinnen und Leser profitieren. Viele Kolleginnen und Kollegen, die das Buch für Vorlesungen und Seminarveranstaltungen verwenden, haben mich auf Fehler hingewiesen und Verbesserungen vorgeschlagen. Ihnen allen gilt mein Dank für die zahlreichen Hinweise. Ein besonderer Dank geht an Matthias Näf für die Unterstützung bei den Korrekturen und die Überarbeitung von Graphiken und Register.

 

Zürich, im Januar 2007    Andreas Diekmann

Vorwort zur 1. Auflage

Fundierte empirische Informationen über gesellschaftliche Entwicklungen und Zusammenhänge sind nicht nur für die Prüfung und Weiterentwicklung sozialwissenschaftlicher Theorien unerlässlich. Parteien, Verbände, Gewerkschaften, Unternehmen und nicht zuletzt kritisch engagierte Bürgerinnen und Bürger benötigen und verwenden Ergebnisse der empirischen Sozialforschung: sowohl zur Entscheidungsfindung als auch mit dem Ziel, sich im vielstimmigen Konzert der Meinungen in demokratischen Gesellschaften Gehör zu verschaffen. Die Kenntnis der wichtigsten Methoden, der Fehlerquellen und Fallstricke ist ein ‹Muss› für die angehende Sozialforscherin oder den künftigen Sozialforscher, gleichermaßen aber auch empfehlenswert für kritische ‹Konsumenten› der Produkte des Unternehmens «empirische Sozialforschung».

Die Methoden der Sozialforschung finden praktisch in sämtlichen sozialwissenschaftlichen Disziplinen Verwendung. Hinzu kommt die kommerzielle Markt-, Meinungs-, Wahl- und Medienforschung, die vorwiegend von privatwirtschaftlichen Instituten betrieben wird. Die Umfrageaktivitäten der Meinungsforschungsinstitute decken aber bei weitem nicht das große Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten der empirischen Sozialforschung ab. Nicht zuletzt sind die statistischen Ämter zu nennen, die mit vielfältigen regulären und Sondererhebungen (Mikrozensus, Volkszählung, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe u.a.m.) gleichfalls von den Techniken der empirischen Sozialforschung Gebrauch machen. Ein Großteil der Zahlen und Daten – von der Arbeitslosigkeit bis zur Ehescheidung –, die wir bei der Zeitungslektüre zur Kenntnis nehmen, basieren auf Erhebungen mit den Methoden der Sozialforschung. So gesehen ist die Sozialforschung aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben nicht mehr wegzudenken: Grund genug, sich mit den Methoden genauer auseinanderzusetzen. Mit den Anwendungsmöglichkeiten, Grenzen und Problemen der Methoden in der wissenschaftlichen Sozialforschung wird sich dieses Buch befassen.

Das Buch gliedert sich in die vier Hauptteile: Grundlegung (A), Untersuchungsplanung (B), Datenerhebung (C) und Datenauswertung (D). Die «Grundlegung» beginnt mit einem einführenden Kapitel zu den Zielen und Anwendungen der Sozialforschung in den einzelnen sozialwissenschaftlichen Disziplinen. Das Kapitel schließt mit der Skizzierung einer Beispielstudie ab, wobei ich wegen des Praxisbezugs und der theoretischen Konsequenzen dafür den «Coleman-Report» ausgewählt habe. Mir erscheint es sinnvoll, anschließend einige zentrale Probleme der «Alltags-Sozialforschung» zu behandeln und damit gleichzeitig das Erfordernis wissenschaftlich kontrollierter Methoden zu begründen. Weiterhin sollte die Wertproblematik wissenschaftlicher Untersuchungen nicht aus dem Blickfeld geraten. Diese Probleme werden in Kapitel II diskutiert. Kapitel III ist ein Abriss der Grundlinien der historischen Entwicklung der Sozialforschung. Sich mit der Geschichte der Sozialforschung zu befassen ist schon deshalb von Wert, um eine etwas gelassenere Haltung gegenüber ‹neuen› Methoden oder bisweilen hochgespielten ‹methodischen Kontroversen› einzunehmen. Vieles, was heute vielleicht technisch perfekter gemacht wird, wurde im Ansatz schon in manchen recht kreativen ‹klassischen› Studien vorgedacht. Wer allerdings weniger Interesse und Neugier bezüglich der historischen Entwicklung einer Disziplin hat, kann dieses Kapitel überschlagen. Einige wissenschaftstheoretische Grundkenntnisse sind zum Verständnis der Forschungslogik empirischer Arbeit unumgänglich. Dabei habe ich mich in Kapitel IV bemüht, weniger Gewicht auf die abstrakten Probleme der Wissenschaftsphilosophie zu legen. Von konkreter Bedeutung für die Praxis der Sozialforschung ist hingegen die Unterscheidung verschiedener Arten von Variablen und Hypothesen, das Wissen um «Immunisierungsstrategien» und die Anforderungen an wissenschaftliche Theorien und Erklärungen.

Die Einteilung der folgenden Kapitel entspricht ungefähr dem Ablauf einer empirischen Untersuchung mit den Hauptphasen Untersuchungsplanung (B), Datenerhebung (C) und Datenauswertung (D). Das erste Kapitel in Teil B, Kapitel V, erörtert ausführlich die Planung und den Ablauf einer Studie anhand eines Beispiels aus der Forschungspraxis. In dem nachfolgenden Kapitel VI zur Messung sozialer Merkmale erscheint es mir vor allem wichtig, die Logik und die Grundbegriffe an ausgewählten Beispielen zu erläutern. Zudem wird in die gebräuchlichsten Verfahren der Messung und Skalierung schrittweise und anhand von Beispielen eingeführt. Die Vielzahl der teilweise höchst komplexen und speziellen modernen Skalierungstechniken kann dagegen besser in der Spezialliteratur nachgesehen werden, wenn eines dieser Verfahren in einer konkreten Untersuchung verwendet wird. Bei der Planung der Untersuchungsform stehen zwei Aspekte im Vordergrund: der zeitliche Aspekt der Erhebung und die Möglichkeit der expliziten Berücksichtigung von «Vergleichsgruppen». Entsprechend behandeln Kapitel VII Querschnitt- und Längsschnitterhebungen und Kapitel VIII experimentelle und quasiexperimentelle Untersuchungsdesigns.Methoden der Stichprobenziehung werden in Kapitel IX dargestellt. Die Aufmerksamkeit richtet sich dabei nicht nur auf die technischen Gesichtspunkte der «reinen Lehre» der Stichprobentheorie, sondern auch auf das in der Praxis der Sozialforschung höchst bedeutsame Problem «selektiver Stichproben».

Wie auch andere Autoren moderner Lehrbücher (Schnell, Hill und Esser 1993, 2004; bereits Kerlinger 1975, 1979) halte ich wenig davon, Untersuchungsdesigns (z.B. Panel, Experiment) und Erhebungsmethoden (z.B. Befragung, Beobachtung) quasi in einen Topf zu werfen, d.h., undifferenziert in einzelnen Methoden-Kapiteln nebeneinanderzustellen. Damit wird der Eindruck erweckt, als ob es sich um jeweils eigenständige, alternative Untersuchungsmethoden handelt. Ein Experiment z.B. ist jedoch keine Konkurrenz zu einer Erhebungsmethode, sondern ein Untersuchungsdesign, welches mit unterschiedlichen Erhebungsmethoden wie Befragung oder Beobachtung kombiniert werden kann. Eine Panelstudie ist keine Alternative zur Beobachtungstechnik oder Inhaltsanalyse. Wenn auch die meisten Panelstudien mit der Erhebungsmethode der Befragung arbeiten, so ist doch eine inhaltsanalytische Panelstudie von z.B. Zeitungstexten keineswegs ausgeschlossen. Mir erscheint es daher als zweckmäßiger und systematischer, Untersuchungsdesigns (in Teil B) und Erhebungsmethoden (Teil C) getrennt und nacheinander darzustellen. Zu den Erhebungsmethoden zähle ich vier Techniken, die in den Kapiteln X bis XIII behandelt werden, nämlich Befragung, Beobachtung, Inhaltsanalyse und die Erhebung von «Verhaltensspuren». Nicht ganz deckungsgleich mit letzterem Begriff ist es gebräuchlicher, von «nichtreaktiven Verfahren» zu sprechen. Bei der Befragung haben sich heute die Gewichte vom persönlichen «Face-to-face»-Interview hin zur telefonischen Befragung verschoben. Auch die schriftliche Befragung ist unter gewissen Bedingungen leistungsfähiger als zeitweilig vermutet. Im Gegensatz zu älteren Lehrbüchern versuche ich, diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen.

Ein Lehrbuch der empirischen Sozialforschung kann zwar keine Einführung in die Statistik ersetzen. Einfache, grundlegende Auswertungsmethoden sollten aber Berücksichtigung finden. Den Schwerpunkt in Kapitel XIV bildet dabei, anknüpfend an das Forschungsziel der Prüfung von Hypothesen, die Analyse von Zusammenhängen zwischen zwei und mehr Variablen. Um in die Logik der Kausal- und Zusammenhangsanalyse einzuführen, ist die Analyse von Kontingenztabellen wohl immer noch der geeignete Ausgangspunkt.

Systematischen Lehrbüchern mangelt es häufig an Beispielen. Mein vorrangiges Bemühen ist es, exemplarisch vorzugehen und, soweit möglich, nicht nur ‹trockene Lehrsätze› zu präsentieren, sondern die Methoden und ihre Probleme anhand von Beispielen aus der Forschungspraxis zu illustrieren. Dabei habe ich keine Berührungsängste, Beispiele aus Zeitungsnotizen oder anderen ‹nichtwissenschaftlichen› Quellen zu verwenden und bisweilen einige Kuriosa einzuflechten. Ich denke, dass die Lektüre dadurch weniger trocken ist und gelegentlich sogar Vergnügen bereiten kann.

Dieses Buch kann als ergänzende Lektüre einer Einführungsveranstaltung in die Methoden der empirischen Sozialforschung dienen. Bei einem einsemestrigen Kurs mit ungefähr 14 Vorlesungseinheiten besteht eine Möglichkeit der Kursgestaltung darin, in der Veranstaltung Beispiele aus der Forschungspraxis zu diskutieren, wobei der Stoff jeweils durch die Lektüre des entsprechenden Kapitels vertieft wird. Darüber hinaus ist das Buch zum Selbststudium geeignet sowie zur Orientierung, zur Auffrischung von Kenntnissen und zum Nachschlagen bei der Vorbereitung einer eigenen Untersuchung oder einfach zum besseren Verständnis bei der Interpretation vorliegender empirischer Untersuchungen.

Nicht zuletzt sollte es auch denjenigen Leserinnen und Lesern eine anregende Informationsquelle bieten, die einfach nur wissen möchten, wie die Zahlen, Daten und vorgeblichen ‹Fakten› produziert werden, denen in Wirtschaft, Politik und in den Medien eine so große Rolle zugemessen wird.

Dies ist ein Buch zu den Methoden der empirischen Sozialforschung. Auch die besten Methoden können die theoretische Phantasie, das Nachdenken über soziale Zusammenhänge und Prozesse, nicht ersetzen. Das theoretische Räsonieren wird aber häufig durch Ergebnisse empirischer Forschung angeregt. Und vor allem bedarf die theoretische Phantasie einer Kontrolle durch die empirische Forschung. Denn die «Phantasie ist die schönste Tochter der Wahrheit, nur etwas lebhafter als die Mama», hat Carl Spitteler bemerkt. Dass die empirische Kontrolle der Früchte theoretischer Reflexionen leichter gesagt als getan ist und empirische Ergebnisse nicht immer so ‹objektiv› sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen, wird das vorliegende Buch wohl deutlich machen.

Wolf Linder hat mich nach der Lektüre meiner noch sehr unvollkommenen Vorlesungsskripten dazu angeregt, dieses Buch zu verfassen. Von den Aufzeichnungen bis zur Publikation war es aber noch ein weit längerer Weg als ursprünglich geplant. Unterstützung erhielt ich von Claudia Wüthrich und Katalin Hunyady, die die Textverarbeitung besorgten. Für die Anfertigung von Graphiken bedanke ich mich bei Thomas Gautschi, Herbert Iff, Katalin Hunyady, Stephan Kormann, Patrick Rösli und Claudia Wüthrich. Kritische Anmerkungen und Korrekturen verdanke ich Henriette Engelhardt und Götz Rohwer. Für willkommene Ablenkungen sorgte meine Familie. Ein herzliches Dankeschön an meine kleine Tochter Lisa-Barbara, die mir immer wieder zu verstehen gab, dass sich jenseits der Schreibtischkante noch eine lebendige Welt befindet. Nicht zuletzt gilt mein Dank dem Rowohlt-Verlag und seinem Lektor Burghard König für zahlreiche Verbesserungsvorschläge und die gute Zusammenarbeit bei der Herstellung dieses Buchs. Müßig zu betonen, dass verbleibende Mängel zulasten des Verfassers gehen.

 

Bern, im Mai 1995    Andreas Diekmann