Empirische Sozialforschung - Günter Endruweit - E-Book

Empirische Sozialforschung E-Book

Günter Endruweit

4,6

Beschreibung

Die Wissenschaftstheorie ist die Grundlage für alle Arbeiten in den empirischen Sozialwissenschaften. Günter Endruweit stellt anschaulich den Zusammenhang zwischen Theorie und Forschungspraxis her. Seine Einführung beinhaltet alle für den Forschungsprozess (von der Formulierung des Forschungsthemas bis zur Datenanalyse) wichtigen wissenschaftstheoretischen Aspekte. Er beantwortet zentrale Fragen und lädt zum kritischen Denken ein. Studierende werden so sensibilisiert für häufige Fragen und deren frühzeitige Erkennung. Elementar für alle Sozialwissenschaften: Wissenschaftstheorie kompakt und angewandt.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Dr. Günter Endruweit war Professor für Soziologie an der Universität des Saarlandes, der Technischen Universität Berlin, der Ruhr-Universität Bochum, der Universität Stuttgart und lehrte bis zu seiner Emeritierung an der Universität Kiel sowie als Gast an der Istanbul Üniversitesi und der Northwestern University in den USA. Er hatte zudem zahlreiche Ämter in der Selbstverwaltung in Bochum, Stuttgart (Dekan), Saarbrücken (Vizepräsident der Universität) und Kiel (Dekan der Wirtschaftsund Sozialwissenschaftlichen Fakultät) inne.

Günter Endruweit

Empirische Sozialforschung

Wissenschaftstheoretische Grundlagen

UVK Verlagsgesellschaft mbH · Konstanz mit UVK/Lucius · München

Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www.utb-shop.de.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

© UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2015

Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

Lektorat: Marit Borcherding, München

Satz: Claudia Wild, Konstanz

UVK Verlagsgesellschaft mbH

Schützenstr. 24 · D-78462 Konstanz

Tel.: 07531-9053-0 · Fax 07531-9053-98

www.uvk.de

UTB-Band Nr. 4460

9783825244606 (EAN print)

9783846344606 (EAN epub)

978-3-8463-4460-6 (ISBN epub)

eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheimwww.brocom.de

Inhaltsverzeichnis

Einleitung: Wozu Wissenschaftstheorie der empirischen Sozialwissenschaften?

1        Begriffsklärungen

1.1    Wissenschaft

1.1.1  Wissen

1.1.2  Forschung

1.1.3  Theorie

1.2    Empirische Sozialwissenschaft

1.3    Wissenschaftstheorie

2        Wissenschaftstheoretische Aspekte des sozialwissenschaftlichen Forschungsprozesse

2.1    Forschungsthema

2.2    Theorie

2.2.1  Theorie und Forschungspraxis

2.2.2  Quellen der Theorie

2.2.3  Bestandteile der Theorie

2.2.4  Funktionen der Theorie

2.3    Deduktion

2.4    Hypothesen

2.4.1  Formen der Hypothese

2.4.2  Formulierung der Hypothese

2.4.3  Falsifikation und Verifikation von Hypothesen

2.5    Operationalisierung

2.5.1  Begriff der Operationalisierung

2.5.2  Operationalisierung von Begriffen

2.5.3  Operationalisierung von Hypothesen

2.5.4  Stichprobe und Statistik

2.5.5  Probeuntersuchung

2.6    Datenerhebung

2.7    Auswertung

2.8    Theoriebilanz

2.8.1  Aufstellung der Theoriebilanz

2.8.2  Ergebnis der Theoriebilanz

2.9    Induktion

2.10  Theorie II

2.10.1  Eigene Theorien

2.10.2  Fremde Theorien

3        Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsethik

4        Wissenschaftstheorie und Wissenschaftswirklichkeit

Literatur

Definitionen

Wissenschaft

Wissen

Forschung

Theorie

Wissenschaftstheorie

Explorationsstudie

Deduktion

Hypothese

Verifikation

Falsifikation

Bewährung

Operationalisierung

Validität

Reliabilität

Probeuntersuchung

Objektivität

Intersubjektivität

Induktion

Stichwörter

Gesetz und Regel

Falsifikation und Verifikation

Validität

Reliabilität

Wertfreiheit

Marxistische Wissenschaftstheorie

Abbildungen

Abb. 1:  Grundorientierungen empirischer Wissenschaften

Abb. 2:  Wachstum von Verwaltungsaufgaben und Bürokratisierung (nach Max Weber)

Abb. 3:  Angenommener empirischer Verlauf der Kurven für Verwaltungsaufgaben und Bürokratisierung

Abb. 4:  Subsystems of Action (Talcott Parsons)

Abb. 5:  Ablaufschema des sozialwissenschaftlichen Forschungsprozesses

Einleitung: Wozu Wissenschaftstheorie der empirischen Sozialwissenschaften?

Zu Beginn gleich eine Warnung: Wer eine Sozialwissenschaft rein geisteswissenschaftlich betreiben will, der lege dieses Buch sofort zur Seite; es könnte ihn nur verwirren. In den Zeiten, in denen man alle Wissenschaften entweder den Natur- oder den Geisteswissenschaften zuordnete, zählten die Sozialwissenschaften gewiss zu den Geisteswissenschaften.

Inzwischen herrscht jedoch weitgehend Einigkeit darüber, dass die Sozialwissenschaften eine dritte Gruppe zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften bilden.1 Dabei nähern sie sich in ihren Forschungsmethoden den Naturwissenschaften an, arbeiten also empirisch, d. h. sie wollen Aussagen über ihre Objekte nur dann machen, wenn sie diese zuvor durch Erfahrung (griech.: Empirie) mit Hilfe genau festgelegter Methoden an der Wirklichkeit ihres Objekts überprüft haben. Das ist heute wohl in allen Sozialwissenschaften die herrschende Richtung.

Unter Sozialwissenschaften sollen hier insbesondere – in alphabetischer Reihenfolge – Demografie, Erziehungswissenschaft, Ethnologie, Politikwissenschaft, (Sozial-)Psychologie, Soziologie und empirische Wirtschaftswissenschaften verstanden werden. Daneben sind, zumindest zu einem großen Teil, Sozial- und Kulturanthropologie, Kommunikationswissenschaft, Sprachwissenschaft, Sozialmedizin und Historische Verhaltensforschung sozialwissenschaftlich orientiert. Auch in anderen Studiengängen, wie etwa Agrarwissenschaften und Ökotrophologie, nehmen sozialwissenschaftliche Anteile eher zu als ab.

Für Studierende dieser Fächer, aber auch für Laien, die sich für die genannten Wissenschaften interessieren, will dieses Buch Informationen darüber bieten, was deren Wissenschaftlichkeit ausmacht. Anders ausgedrückt: Die Wissenschaftstheorie gibt Antwort auf die Frage, wann eine Aussage eines Fachvertreters wirklich wissenschaftlich ist und nicht bloße persönliche Meinung. Das kann nur die Erfüllung der wissenschaftstheoretischen Regeln leisten, nicht schon der Gebrauch von Fremdwörtern, Schachtelsätzen, Tabellen, Formeln und anspruchsvoll klingenden Theorien.

Damit ist die Wissenschaftstheorie unabdingbare Grundlage für alles Arbeiten in den empirischen Sozialwissenschaften. Erstaunlicherweise kommt sie als ausdrücklich so genannte Lehrveranstaltung nur in wenigen Studiengängen vor. Das schließt aber nicht aus, dass Elemente der Wissenschaftstheorie in manchen Lehrveranstaltungen unter anderem Namen mitbehandelt werden. Hier sollen sie im Zusammenhang dargestellt werden, um ein Auseinanderdriften der Selbstverständnisse der empirischen Sozialwissenschaften und der Sozialwissenschaftler zu vermeiden helfen.

Was hier gesagt wird, soll nur für den Kern der empirischen Sozialwissenschaften gelten: für die empirische Forschung. Die allgemeine Wissenschaftstheorie, die als philosophische Disziplin ohnehin fast ausschließlich von (nicht empirischen) Philosophen betrieben wird, bleibt ausgespart. Wir müssen uns also nicht entscheiden, ob wir nach einem entitätenrealistischen, einem methodisch-konstruktivistischen oder einem modellistisch-experimentalistischen Ansatz vorgehen wollen. Diese Richtungen existieren tatsächlich – und noch etliche mehr. Tausende empirisch arbeitender Sozialwissenschaftler haben recht brauchbare Ergebnisse hervorgebracht, ohne sich mit diesen Fragestellungen zu beschäftigen, wahrscheinlich sogar, ohne sie überhaupt gekannt zu haben. Das heißt jedoch nicht, dass sie überflüssig sind.

Die für den empirischen Sozialwissenschaftler sehr nützlichen Kenntnisse der allgemeinen Wissenschaftstheorie, etwa Begriffsbildung, Modelltheorie, Erklärungen, sollte man schon vor dem Abitur in der Schule erworben haben. Nach dieser Einführung käme als nächster Schritt die Beschäftigung mit der Wissenschaftstheorie der jeweiligen einzelnen Sozialwissenschaft. Dort wird die Wissenschaftstheorie oft implizit unter den Methoden dieser Wissenschaft behandelt, so beispielsweise das optimale Verhalten der Versuchsleiter im erziehungswissenschaftlichen Experiment oder die zweckmäßige Fragenformulierung bei der schriftlichen Befragung in der Soziologie. Wer wissen möchte, wo der Verfasser dieses Buches bei Bedarf allgemeine wissenschaftstheoretische Orientierung zu suchen pflegt: überwiegend im Kritischen Rationalismus nach Karl R. Popper.

Manche Unterschiede der wissenschaftstheoretischen Grundpositionen ebnen sich ohnehin stark ein, wenn es um die praktischen Probleme der Forschung geht. Genau davon handelt diese Einführung. Sie soll das eigene Denken und Suchen anregen, nicht ersetzen. Daher gibt es oft absichtlich nur Andeutungen und Hinweise statt Ausdeutungen und Verweise. Überhaupt liegt die wissenschaftstheoretische Qualifikation eher im scharfen Blick für die Probleme der Forschungspraxis als im kompakten Wissen über die Literatur. Oft sind gerade bei den besten Forschungsvorhaben die wissenschaftstheoretischen Probleme neu oder in dieser Kombination neu, so dass Scharfsinn und Einfallsreichtum kaum durch die Kenntnis kopierbarer Vorbilder ersetzt werden können.

Die Probleme der empirischen Forschung können in dieser Einführung nicht erschöpfend behandelt werden. Es geht vielmehr um eine Sensibilisierung für häufige Fragen, vor allem um deren frühzeitige Erkennung. Man kann gerade als Neuling in einer Sozialwissenschaft manchmal lange an einem Projekt arbeiten, bevor man merkt, dass man schon längst in einer Sackgasse steckt. Dieses Buch soll vor allem helfen zu vermeiden, in eine solche Sackgasse hinein zu geraten.

1      Ausführlicher dazu Endruweit, S. 65–79.