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Vom Kopf her wissen wir, dass Gott uns genau so liebt und uns angenommen hat. Vielleicht haben wir es auch manchmal schon erlebt, dass er uns im Herzen berührt hat. Doch es geht um viel mehr. Die Gnade Gottes und seine brennende Sehnsucht, uns an sein Herz zu ziehen und mit uns im Alltag unterwegs zu sein, verwandelt und heilt, was zerbrochen ist. Damit unsere eingefahrenen Wege neu verlaufen können, müssen sie ganz neu und manchmal radikal anders gedacht werden als bisher. Genau dieses Ziel verfolgen die 365 Andachten von Christof Lenzen. In der Zeit eines persönlichen Tiefpunkts sind diese Impulse entstanden, nicht am grünen Tisch, sondern mitten im dunklen Ernstfall des Lebens. Und gerade da wird die Gnade Gottes neu spürbar und erlebbar. Ehrlich und authentisch wollen diese Andachten eins: Blockaden lösen und ans Vaterherz ziehen.
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Seitenzahl: 544
Veröffentlichungsjahr: 2016
If you hit a wrong note, it’s the next note that you play that determines if its’s good or bad.
Miles Davis
Auch wenn du den falschen Ton getroffen hast – erst die nächste Note, die du spielst, entscheidet darüber, ob das gut oder schlecht war!
Für Meine beiden wunderbaren und geliebten Kinder Ole und Merle Meine Wegbegleiter in steinigen Zeiten Meinen Herrn
Ich wage ein Bekenntnis am Anfang: Ich mag eigentlich keine Andachtsbücher. Ich habe manchmal welche gekauft, doch war ich letztlich immer irgendwie enttäuscht. Ich spürte in ihnen zu wenig roten Faden, zu wenig vom Autor, zu wenig Tiefe – wie soll das auch gehen in ein paar Zeilen pro Tag? Da bleiben meist eine nette Beispielgeschichte oder ein kluger Gedanke hängen. Nun sollte ich also ein Andachtsbuch schreiben – nach drei „normalen“ Büchern. Mich hat diese Aufgabe von Anfang an gereizt, zumal ich durch einige Jahre Radioandachten beim WDR geschult war. Dachte ich. Also: 365 mal 1800 Zeichen. Ich schrieb die ersten Andachten und war alles andere als zufrieden damit. Ich schrieb Andachten, wie ich sie eben nicht gelesen hätte. Gut, korrekt, aber ohne „Seelentiefe“.
Dann kam die Krise. Ich stürzte in einen Zerbruch hinein, in dessen Endphase ich mich jetzt beim Schreiben des Vorworts im April 2016 noch befinde. Diese Krise zerriss mein Leben und mein Herz mit mir bisher unbekanntem Schmerz. Ich beginne mich langsam davon zu erholen. Wie sollte ich nun die Andachten schaffen? Ich schrieb. Nicht vom „grünen Tisch“, sondern nun ganz existenziell, aus eigenen Fragen, Schmerzen und manchmal auch Zweifeln heraus. Mein Schreiben wurde fast zu einer kleinen Therapie an Gottes Hand. Die äußere Krise verstärkte sich im Jahr 2015, sodass es mir die Luft zum Schreiben nahm. Zwei Monate Atemlosigkeit. Schließlich meine Bitte an den Verlag, doch das Erscheinungsdatum zu verlegen – doch dieses wurde liebevoll, aber klar abgelehnt. Zu Recht. Denn so zwang mich das „Schreibenmüssen“ in die Gottesbegegnung, vor der ich sonst manchmal geflüchtet wäre.
So sind sie nun fertig. 365 Andachten. Voller Gnade und Liebe, Kraft und Vollmacht – aus dem Vaterherzen Gottes. Aus einem Leben am (fast) Nullpunkt heraus entstanden. Ich habe im Nachhinein kaum das Gefühl, viel selbst geschrieben zu haben. Immer wieder flogen mir die Impulse, was ich schreiben sollte, zu – hinein in meine Wüstenzeit. Meine inneren Quellen waren versiegt, doch ich merkte – ich wurde versorgt. Ich möchte nicht bemitleidet werden – ich will stattdessen Gott die Ehre geben. Und dir als Leser Mut machen, wenn du dunkle Phasen kennst oder gerade erlebst, dich mit mir auf die Reise zu machen. Durch das Abenteuerland der Liebe des Vaters hin zu seinem Herzen. Starten wir?
Dein
Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht; für alle, die im Land der Finsternis wohnen, leuchtet ein Licht auf. Jesaja 9,1
Dunkelheit lässt sich nur indirekt definieren: als Abwesenheit von Licht. Dunkelheit trägt einen tieferen Sinn in sich: Sie weist auf das Licht hin und kann es nicht besiegen. Ich erinnere mich an meine Bundeswehrzeit, in der man uns bei einer Nachtwanderung demonstrierte, wie eine einzige entzündete Zigarette in der finsteren Nacht alles verrät. Sie ist einfach nicht zu übersehen. Es braucht keinen Suchscheinwerfer, keine Explosion an gleißender Helligkeit. Ein kleines Kind mit Angst vor dem Dunkel der Nacht benötigt nur eine kleine Funzel, dann geht der Puls herunter und Schlaf wird möglich. Trost durch ein kleines Licht in großer Dunkelheit. So weckt die Dunkelheit – richtig verstanden – eins: die Sehnsucht nach dem Licht.
Am Anfang eines Jahres, einer neuen Lebensphase, nach einer schweren Zeit kann es dunkel sein. Mag sein, dass da gute Vorsätze sind, mit denen wir dann versuchen, Licht „in die Sache“ unseres Lebens zu bringen. Aber Vorsätze sind wankelmütige, flackernde Irrlichter. Ihre Energie hängt einzig an unserer Disziplin, unserem guten Willen. Was ist, wenn die Energie nicht reicht? Wenn die Dunkelheit mit kalten Fingern nach uns greift – und gewinnt? Dann sind die Gute-Vorsatz-Lichter erloschen und es wird klamm. Die Prophetie aus dem Propheten Jesaja weist auf ein anderes Licht hin. Jesus Christus wird sie erfüllen – aber er wird nicht als großes Licht kommen, sondern als kleines, behutsames Licht. Aber: ein ewiges Licht, unauslöschbar. Vielleicht wäre es an dieser Stelle der beste Vorsatz, sich ganz an dieses Licht zu halten. Diesen Vorsatz brauchen wir nicht zu erfüllen – Jesus hält uns!
Den Menschen früherer Generationen hatte Gott keinen Einblick in dieses Geheimnis gegeben, doch jetzt hat er es den von ihm erwählten Aposteln und Propheten durch seinen Geist offenbart. Epheser 3,5
Ich genieße einen Moment bei meinen Kindern besonders: Wenn sie etwas zum ersten Mal sehen! Da bleibt der Mund offen stehen und die Augen werden aufgerissen! Boah! Ist das toll! Zum ersten Mal auf einem Hochhaus. Zum ersten Mal fliegen. Wahnsinn! Kindliches Staunen ist etwas Herrliches! Ich befürchte, wir haben es verlernt. Und ich befürchte auch, dass das Neulernen des Staunens eine wichtige Zutat für einen lebendigen, fröhlichen Glauben ist, ja, mehr noch: für ein Leben mit Perspektive Ewigkeit – und nicht Dunkelheit. Der Apostel Paulus spricht vom Evangelium als Geheimnis! Dem wohl größten Geheimnis der Welt. Wir dürfen es in Besitz nehmen und werden doch die gesamte Lebenszeit und bestimmt auch die Ewigkeit damit zu tun haben, Gott immer weiter zu entdecken. Jesus spricht ja selbst davon, dass sein Geist uns weiter und weiter in die Wahrheiten des Lebens mit ihm hineinführt! Ist das spannend? Absolut!
Dabei sind in Christus alle Geheimnisse verborgen und wer mit ihm lebt, der darf sie enthüllen – Stück für Stück. Was wäre das für eine Perspektive auf ein neues Jahr, ein neues Lebensjahr, einen Lebensabschnitt, der vor einem liegt oder einfach nur: auf einen neuen Tag? Da wartet ein Geheimnis, ein Abenteuer! Kein gefährliches Niemandsland – sondern „nur“ das Universum, aber eben mit dem wilden, aber sicheren Gott im Zentrum. Dieses Geheimnis ist so umfassend, so tief, so weit, dass es ein Leben lang spannend bleibt! Es ist Zeit, neu Staunen zu lernen. Es verändert die Perspektive. Boah! So will ich durchs Leben gehen. Mit offenem Mund.
Ihr aber seid das erwählte Volk, das Haus des Königs, die Priesterschaft, das heilige Volk, das Gott selbst gehört. Er hat euch aus der Dunkelheit in sein wunderbares Licht gerufen, damit ihr seine machtvollen Taten verkündet. 1. Petrus 2,9
Ich öffne mein E-Mail-Postfach, es ist vor acht Uhr und mir flattert eine E-Mail entgegen, die mich in die Dunkelheit schubst. Ich lese ungerechte Vorwürfe, die mich treffen. Ich kann mich kaum wehren – wenn jemand anders dich so wahrnimmt, was willst du dagegen sagen? Aber dann spüre ich etwas anderes. Ich werde ja nicht nur passiv geschubst – ich lasse mich auch schubsen. Natürlich verletzen ungerechte harte Worte und das muss man auch nicht kleinreden. Aber kann ich gesunde Grenzen setzen? Mich abgrenzen, ohne mich zu verleugnen mit meinen berechtigten Empfindungen?
Entscheidend erscheint mir in dieser Frage der ORT, an dem ich bin. Es wird dann für mein Herz gefährlich, wenn ich mir dieses Ortes nicht mehr bewusst bin, sondern selbst anfange zu strampeln und zu kämpfen. Aber es geht immer um den Ort – nicht um uns. Wo sind Christen? IN seinem wunderbaren Licht. Dorthin sind sie berufen. Dieser Ort öffnet uns den Mund zum freien Reden und dazu, machtvolle Taten zu erleben und zu verkünden. An diesem Ort empfangen wir aus Gnade die Identität des Königskindes. Priester! Erwählt! Heilig! Unabhängig von Gefühlen, Fehlern, Fehltritten. Wenn der Teufel angreift – dann greift er mein Bewusstsein des Ortes an, an dem ich bin. Zu oft lebe ich, als wenn mein Verhalten, meine Umstände diesen Ort verändern könnten. Stattdessen darf ich im Bewusstsein des Ortes IM Licht leben – damit meine Umstände und mein Verhalten verändert werden. Das ist Gnade. Für den heutigen Tag. Auch wenn es innen drin wehtut.
Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der rettet; er wird sich über dich freuen mit Wonne, er wird ruhen (d.h. still sein) in seiner Liebe, er wird über dich jubelnd frohlocken. Zefanja 3,17
Es gibt sie – diese Momente. Da schaue ich mir meine beiden Kinder, Ole und Merle, an und mein Herz (zer-)springt vor Freude. Da werde ich ganz still. Ich könnte platzen vor Staunen und tiefer Bewunderung über dieses Geschenk der Kinder. Sie sind ja nicht mein Werk – sie sind ein Geschenk der Gnade Gottes, Meisterwerke seiner Hand.
Es gibt sie aber auch – diese anderen Momente. Da möchte ich die beiden an die Wand klatschen (Eltern werden mich verstehen)! Sie nerven, stören, sind laut, machen alles – nur nicht mit! Und außerdem – Frechheit! – spiegeln sie mich auch noch in ihrem Verhalten und ich ärgere mich gleich doppelt: über sie und über mich, dass ich ihnen so etwas vorgelebt habe.
Der letzte Aspekt lässt sich in unserem Text aus dem kleinen Buch Zefanja sicher nicht finden. Gott projiziert nicht, und unsere Schieflagen sind nicht von ihm abgeschaut. Aber der Rest gilt! Wo unendliche Liebe ist, da sind eben auch Zorn und Schmerz, wenn die geliebten Kinder schiefe Wege gehen, die in die schmerzhafte Irre führen. Aber die Liebe ist eben auch da! Sie ist und bleibt die Grundschwingung Gottes von Anfang an! Lassen wir uns das doch mal gefallen: Gott freut sich über dich in Fröhlichkeit, in Wonne. Er wird ganz still, so sehr liebt er dich. Dann wieder springt er vor Freude jubelnd durch die Gegend, dass es dich gibt! Ja, dich!
Es ist keine Liebe, die sich an deiner Leistung entzündet. Es ist eine Liebe, die ist. Einfach so. Und deswegen auch nicht verloren gehen kann. Wenn das kein Grund für jubelndes Hüpfen ist!
Ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Johannes 12,24
Es gibt Tage, da fühle ich mich einfach unterirdisch! Gerade in dieser Jahreszeit, wo morgens noch alles dunkel ist und zäher Nebel die Straßen mit einer zähen grauen Soße übergießt. Da schlurfe ich an den Schreibtisch oder fahre zum ersten Termin – und es tut weh. Tief drinnen. So fühlt sich Dunkelheit an, die nach dem Herzen greift. Ich fühle mich unterirdisch und frage: Warum!? Warum Gott, vergräbst du mich jetzt in diesem Loch?
Die Warumfrage ist erlaubt. Nicht als Anklage, die ins Leere geht und den Schmerz verstärkt. Aber als ehrliche Frage mit offenem Horchen auf das, was Gott zu sagen hat. Denn wenn Gott antwortet, wird aus dem Warum schnell das Wozu. Heute morgen zum Beispiel: „Wenn du dich unterirdisch – wie eingegraben – fühlst, dann nicht, weil ich dich begraben habe, damit du vergehst. Sondern weil ich einen Teil von dir begraben habe, damit er wächst und neue Frucht bringt. Aber mein Kind: Dieses Vergraben ist auch ein Stück Loslassen und Sterben. Schau auf das Wozu. Nicht um im Grab zu bleiben. Sondern um neue Frucht zu bringen. Mehr Freude, mehr Freiheit!“
Ja, wir sind eine neue Schöpfung in Christus. Aber Gott wird in seiner Liebe nicht aufhören, die Narben, Wunden, Verkrümmungen, Haltungen unserer Seele zu verwandeln. Damit diese neue Schöpfung mehr Raum gewinnen kann. Dieser Verwandlungsprozess ist alles andere als leicht. Etwas muss sterben – damit etwas anderes wachsen kann. Jesus ist diesen Weg im Großen gegangen, damit wir ihn im Kleinen nachbuchstabieren können. Weil aber der große Weg gegangen und gültig ist, gilt: Alles wird gut!
Denn Christus ist gestorben und wieder lebendig geworden, um Herr zu sein über alle, Tote wie Lebende. Warum verurteilst du dann deinen Bruder oder deine Schwester? Und du, warum verachtest du sie? Wir werden alle einmal vor Gott stehen und von ihm gerichtet werden. Römer 14,9+10
Man erzählt folgende Geschichte: Der Amerikaner Dwight L. Moody und Charles Spurgeon, ein Engländer, zwei der großen Prediger des 19. Jahrhunderts, trafen sich einmal in London. Moody bewunderte Spurgeon und hatte sich enthusiastisch auf das Treffen gefreut. Als Spurgeon zur Tür seines Hauses kam, hatte er eine Zigarre in seinem Mund. Moody war entsetzt! Er stammelte: „Wie kannst du, ein Mann Gottes, Zigarre rauchen?“ Spurgeon nahm die Zigarre aus seinem Munde, schmunzelte und legte seinen Finger auf Moodys üppigen Bauch und sagte: „Auf die gleiche Weise wie du, ein Mann Gottes, so fett sein kannst.“
Die Geschichte soll nun nicht dazu dienen, Süchte zu rechtfertigen. Jesus Christus bringt eine Freiheit, die auch in ganz konkreten Lebensbereichen erfahrbar werden soll! Aber es gibt eine höhere Wichtigkeit beim Thema: Nicht richten, nicht urteilen! Denn das Beurteilen von anderen Menschen schafft eine ganz neue Unfreiheit. Es macht uns bitter und hochmütig. Wir führen unter der Hand neben der Gnade wieder einen Lasterkatalog ein, der definiert, was einem Christ erlaubt ist und was nicht. Alles, was aber die Gnade klein macht, ist abzulehnen. Im Gegenteil: Je größer die Gnade in einem Leben wird, desto eher werden Abhängigkeiten und Süchte gebrochen und Freiheit erlebt. Süchte sind Sünde. Aber für diese Sünde ist Christus gestorben. Die Sünde des Richtgeistes gegen eine andere Sünde zu setzen, um einem Menschen zu helfen – keine gute Idee!
Habe ich dir nicht geboten: Sei stark und mutig? Erschrick nicht und fürchte dich nicht! Denn mit dir ist der HERR, dein Gott, wo immer du gehst. Josua 1,9
Gott ist mir manchmal geradezu unheimlich! Das ist auch ganz gut so – denn sonst wäre er nicht größer als die Rundungen meines Schädels. Damit wäre er aber nicht mehr Gott. Also: Gut, dass er meinen Kontrollzwang sprengt. Aber fragen muss ich doch: Was bitte macht er hier?
Kann man Mut und Stärke befehlen? Ist das jetzt irgendeine Form jüdisch-christlichen positiven Denkens? Kann es so einfach sein? Das scheint Josua Gott auch gefragt zu haben. Denn dieses Gebot, stark und mutig zu sein, kommt so schon einmal in Vers 7 und zwischen diesen beiden Versen scheint es Widerspruch gegeben zu haben, denn Gott wiederholt sein Gebot. Ich hätte für meinen Widerspruch auch mehr als den einen Vers zwischen 7 und 9 gebraucht! Denn was verlangt Gott hier von Josua? In Moses Fußstapfen zu treten! Das ist der Wahnsinn! Mose ist die „Kultfigur“ des Volkes Israel nach Abraham!
Ich denke an die Herausforderungen, die vor mir liegen, und die sind weit kleiner. Aber auf meine Lebenswelt, meine Kraft bezogen, trotzdem ziemlich groß! Wenn Gott das nun Josua befehlen kann, sollte es dann nicht auch locker für mich reichen? Woran knüpft Gott sein Gebot? An seine Gegenwart und ans tägliche Nachsinnen über Gottes Wort. Dann denke ich mir: Okay, wir leben im Neuen Bund. Ich trage Gottes Gegenwart in mir durch den Geist und habe nicht nur sein Wort, sondern sogar das lebendige Wort, Jesus Christus, permanent bei mir. Ich will mutig sein und schwach werden und eigene Kraftquellen verweigern. Stattdessen seine Gegenwart suchen und das Bewusstsein dieser Gegenwart einüben – und so stark werden. Ich bin gespannt!
Denn wann immer unser Gewissen uns anklagt, dürfen wir wissen: Gott in seiner Größe ist barmherziger als unser eigenes Herz, und ihm ist nichts verborgen. 1. Johannes 3,20
Angenommen, dein Sohn oder deine Tochter ist in der Ausbildung. Du weißt schon von klein auf: Da ist eine echte Hochbegabung! Die muss sich entfalten, die muss geschult werden – aber es ist einfach großartig, was in deinem Kind angelegt ist! Doch Hochbegabte haben es oft schwer. Können es kaum ertragen, an Grenzen zu kommen und zu versagen. Nun also die Ausbildung. Du spürst, wie dein Kind „geschliffen“ wird und seine Gaben schärfen muss. Ausprobieren, hinfallen, aufstehen, weitergehen. Wie schwer!
Wie handelst du? Dein Kind kommt nach Hause, gebeutelt, vielleicht auch gerade am Rande der Kraft, kommt sich selbst klein und unfähig vor. Du wirst rot anlaufen, den Mund aufreißen und eine Welle der Wut und der Beschimpfungen über dein Kind herabprasseln lassen. Nicht? Es richtig fertigmachen. Es ist doch so klug und begabt! Was macht es für einen Mist! Soll sich doch anstrengen! Und nach der Gardinenpredigt gehst du auf Distanz. Bestrafst mit Desinteresse. Soll es doch sehen, wo es bleibt! So weit unter den Erwartungen zu bleiben. Unglaublich!
Nein – so würden wir hoffentlich nicht handeln. Es tut schon weh, allein diese Beschreibung zu lesen! Doch … erstens gehen wir mit uns selbst und unserem Herzen so um. Und wir glauben zweitens, dass Gott so denkt, fühlt, handelt. In einem solchen Strom von Selbst- und Gottverdammnis kann man sich nur wegducken und verkriechen. Warum sollte man sich selbst da noch mögen – und Gott dazu?!
Wie gut, dass Gott ganz anders ist. Immer barmherziger. Gnädiger. Größer. Liebevoller. Immer.
Nun muss ich es noch lernen. Dann darf mein Herz zur Ruhe kommen.
Den Schuldschein, der uns wegen der nicht befolgten Gesetzesvorschriften belastete, hat er für ungültig erklärt. Er hat ihn ans Kreuz genagelt und damit für immer beseitigt. Kolosser 2,14
Schulden belasten, machen schlaflos. Abgesehen von Wohneigentum, das sich wohl kaum ein Mensch aus der Portokasse leisten kann, sind Schulden etwas Luftabschneidendes und immens Belastendes! Was geschieht bei einem Schuldschein?
Da steht zuerst, was ich getan habe. Ich habe Geld aufgenommen, z. B. 10.000 Euro. Davor steht exakt, wann ich es aufgenommen habe. Ein Schuldschein vergisst nie! Dazu kommt die Form der Wiedergutmachung. Ich muss das Geld zurückzahlen. Zum Beispiel innerhalb von 36 Monaten. Aber nicht genug! Es reicht nicht, wenn ich meine Schulden tilge – ich muss „Strafe“ zahlen: Zinsen. Zum Beispiel 6,99 %. Bei Konsumentenkrediten. Ich komme nicht ungeschoren davon! Dadurch erhöht sich natürlich der Druck und das Schuld(schein)gefühl. Damit dann Entlastung spürbar wird, werden nicht selten neue Schulden aufgenommen …
Nun der Schuldschein bei Gott: Wir versagen und unterlassen Gutes! Wir wollen diese Schulden wiedergutmachen, aber es kommt ja täglich neues Versagen dazu! Und wenn einer nicht vergisst – dann Gott! Wäre ein seltsamer Gott, so ein vergesslicher Tattergreis. Was für eine Qual.
Jesus hat diesen Schuldschein ans Kreuz mitgenommen. Er hat die Beziehung zwischen uns und seinem Vater wiederhergestellt. Er hat unsere vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Sünden vergessen und ins tiefste Meer versenkt. Du versagst? Gott wird dich anschauen und fragen: Welches Versagen? Weil du dich an Jesus hältst. Am Kreuz hängt er: der Schuldschein. Ein für alle Mal. Es gibt keine neuen. Das ist die Freiheit der Kinder Gottes.
Freude wird bei all denen herrschen, die bei dir Hilfe suchen. Ihr Jubel wird ohne Ende sein, denn du stellst sie unter deinen Schutz. So werden alle jubeln über dich, die deinen Namen lieben. Psalm 5,12
Ich fühle mich unwohl in großen neuen Menschengruppen. Einzelpersonen und kleine Gruppen – kein Problem. Komme ich zum Beispiel als Referent auf eine Freizeit, ist mir erst einmal ganz anders! Das legt sich schnell, aber zuerst fühle ich mich schutzlos. Darf ich hier sein? Werde ich hier angenommen? Genieße ich Schutzraum? Mag mich jemand nicht? Kenne ich dann ein oder zwei Menschen – kein Problem!
Das sind natürlich innere Stimmen, die aus einem verwundeten Herzen kommen. Ich weiß, wo diese Stimmen herkommen, und kann damit umgehen. Eine Zusage hat mir dabei besonders geholfen: Dass ich, egal, wo ich hinkomme, wissen kann, dass Gott bereits da ist und alles vorbereitet hat. Hängt das an meiner Leistung und meinem „linientreuen“ christlichen Verhalten? Nein, auch schon im Alten Testament geht es um die Beziehung. Wenn ich meine Hilfe von Gott erwarte und nicht von anderen Menschen, Sicherheiten oder mir selbst – wenn ich Gottes Namen (also seine Autorität, seinen Charakter, sein Wesen) liebe – dann bin ich sicher. Dann stehe ich unter dem Schutz des Schöpfers des Universums.
Stell dir vor, du betrittst einen Moment oder einen Raum der Schutzlosigkeit, wo dich die Furcht packt, nicht alleine, sondern mit einem mächtigen Bodyguard neben dir. Ein Schrank von Typ! Mal eben so groß wie das Universum. Das ist: Gott. Wenn ich um diesen unendlichen Schutz weiß, kann ich anders leben. Wer sich klein in Gottes Arme wirft, wird aufgerichtet und groß aus ihnen hervorgehen. Immer wieder neu.
Denn derselbe Gott, der gesagt hat:„Aus der Finsternis soll Licht hervorstrahlen!“, der hat es auch in unseren Herzen hell werden lassen, sodass wir in der Person von Jesus Christus den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit erkennen. 2. Korinther 4,6
Wanderung in der Eifel. Es geht durch Wälder, in denen noch der Frühnebel hängt, doch die Luft ist weich und voller Erwartung eines sonnigen Tages. Plötzlich brechen Lichtstrahlen durch die Baumwipfel und Sonnenstrahlen wie ein „Finger Gottes“ erreichen den Boden vor mir. Staubteilchen und Insekten leuchten auf und schweben durch den erleuchteten Dunst. Staunen, Schweigen, Freude.
Solche Lichtstrahlen, die urplötzlich durch eine düstere Wolkendecke stoßen, den Dunst vertreiben, lieben wir Menschen. Vielleicht, weil solche Erfahrung eine tiefe Sehnsucht in uns widerspiegelt: Dass auch in düsteren Lebensphasen, in denen der Nebel der Traurigkeit, des Zweifels, der Sorge festzuhängen scheint, ein Lichtstrahl erscheint und Hoffnung bringt. Der Apostel Paulus beschreibt ab 2. Korinther 4,8 genau solche Zeiten: Bedrängnis, Not, Verfolgung, drohender Tod! Keine Kleinigkeiten also. Und er betont in Vers 7 sogar, dass wir zerbrechliche Gefäße sind, die das aushalten müssen.
ABER: Wenn wir als Kinder Gottes unterwegs sind, können wir in solchen Phasen Licht erleben! Urplötzlich, nicht verfügbar, aber da! Unser Herz wird erhellt, sodass wir „den vollen Glanz von Gottes Herrlichkeit“ erkennen können. Wahnsinn!! Mehr geht kaum! Genau dieses Bewusstsein und Erleben von Gottes Macht, Liebe, Glanz ist es, was wir in solchen Dunkelheiten brauchen! Und vielleicht bietet die Dunkelheit eine besondere Chance, das wahrzunehmen, was längst da ist? Das helle Licht im Herzen, das Gott ja bereits ausgegossen HAT …
Du wirst mit uns Erbarmen haben und alle unsere Schuld wegschaffen; du wirst sie in das Meer werfen, dort, wo es am tiefsten ist. Micha 7,19
Komm du mir nach Hause!“ Das sind so Sätze, wie Kinder sie wohl fürchten und hassen zugleich. Da droht Strafe! Oder andersherum: „Warte, bis Papa nach Hause kommt, dann wirst du schon sehen …“ Unheilvoll verklingen diese Drohworte im Raum. Die Stunden, bis Papa dann kommt und sein Urteil beschließt und vollstreckt, ziehen sich wie Kaugummi und sind eine einzige Quälerei.
Ich kenne solche Sätze durchaus und mache sie meinen Eltern nicht mehr zum Vorwurf. Sie wussten es nicht besser und ich weiß selbst aus eigener Elternschaft, wie diese manchmal an die Grenzen führt. Aber solche Sätze können tief gehend verunsichern und ein gesundes Bild von den Eltern und vom „Zuhause“ beschädigen. Denn was geschieht, wenn wir das auf Gott übertragen? Gut – du bist gerettet durch Jesus Christus. Na, gerade so! Aber warte mal, wenn Papa wiederkommt, dann kommt das Endgericht und dann wirst du schon sehen!
Nun, ich denke, wir werden sehen. Wir werden sicherlich auch sehen, wo wir weit unter unseren Möglichkeiten geblieben sind und darüber trauern. Aber noch viel mehr werden wir sehen und erleben, was jetzt schon gilt: Wir sind mit Christus gestorben, auferstanden, erhöht worden, haben eine neue Würde, einen neuen Stand in Christus. Unsere Sünde ist ins tiefste Meer versenkt und von dort wird Gott sie nicht mehr mit einem U-Boot hervorholen. Nein – Gott wird keine alte Sünde mehr ausbuddeln. Stattdessen werden wir eine Dankbarkeit, Freude, Liebe, ein Jubeln erleben, das die ganze Welt noch nie erlebt hat. So schlägt Gottes Herz für dich!
Jeder sei schnell bereit zu hören, aber jeder lasse sich Zeit, ehe er redet, und erst recht, ehe er zornig wird. Jakobus 1,19
Dienstaufsichtsbeschwerden erst am nächsten Tag!“ So blaffte es der Unteroffizier in den Raum. Bundeswehr. Noch zu einer Zeit, als alle hin mussten und man versuchte, mit allen möglichen Tricks durch die Musterung zu fallen. „Dienstaufsichtsbeschwerden erst am nächsten Tag!“, – eine gute Regel. Einmal drüber schlafen. Nicht im ersten Zorn etwas anzetteln, das am nächsten Morgen übel aufstößt und unnötig Porzellan zerschlägt.
Heute sind wir das Gegenteil gewohnt. Eine SMS oder E-Mail ist rasend schnell beantwortet. Smartphone raus und eine wütende SMS abgesendet! Oder E-Mail. Rumms – ist das Kind in den Brunnen gefallen. Dabei fehlen unendlich viele Informationen. Vor allem das „Hören“. Geschriebene Sätze sind vieldeutig. Allein durch die Betonung kann man einen Satz wie: „Das Essen wird kalt!“ mehrfach verschieden verstehen – Vorwurf, Klatsche, liebevolle Erinnerung. Also: Hinhören. Nachfragen. Gar nicht einfach. Ganz schnell habe auch ich das Gelesene und Gehörte nicht wirklich neu gehört und stattdessen sofort in meine von Kindheit an geprägten Schubladen gesteckt. Ich habe statt wirklich zu hören nur akustische Trigger aufgenommen. Schnell geredet und leider manchmal auch zornig reagiert.
Nun ist Zorn auch ein wertvolles Gefühl. Es zeigt: Da ist etwas empfindlich getroffen worden. Oft habe ich dabei eigentlich nicht den anderen gehört, sondern meine eigenen inneren Stimmen. Also: Auch hinhören auf das, was in einem selbst passiert! Und einfach mal den Mund und die Finger still halten. Dann werden das Gehörte und die innere Reaktion zum Lehrmeister des Wachstums.
Wer nach dem wahren Leben verlangt und glückliche Tage sehen will, der nehme seine Zunge gut in Acht, dass er nichts Schlechtes und Hinterhältiges sagt. 1. Petrus 3,10
Eine ganz alltägliche (etwas übertriebene) Situation: Was für ein mieser Tag! Draußen regnet es, ich komme mit meinem Zeitplan überhaupt nicht hin und der Hund hat eine Pfütze ins Wohnzimmer gemacht. Ich bin schlecht gelaunt, meine Kids werden dadurch schlechter gelaunt und es entsteht eine Spirale nach unten. Ausstrahlung ist das Stichwort. Meine ist gerade negativ, hier und da sogar toxisch! Bäh!
Gott verspricht wahres Leben und glückliche Tage! Das klingt gut. Es ist aber verknüpft daran, dass ich anderen das Leben nicht zur Hölle mache, denn dann werde ich Hölle ernten! Aber der Vers geht noch weiter und eigentlich beginnt er dort. Es beginnt damit, wie ich über meinen Tag denke und rede. Wie ich über mein Handeln und mein Denken rede. Worte werden ja ganz schnell zu Festlegungen und selbst erfüllenden Prophezeiungen. Wenn ich dauernd vor mich hin murmele: „Was für eine scheiß Firma, in der ich arbeite …!“, – was ändert das? Nun – eine Menge: nach unten! Ich werde immer negativer gegenüber meiner Firma und werde genau das ernten: Unglück.
Wenn ich dann noch über mich selbst negativ rede und denke („Was bin ich für ein Versager! Ich schon wieder! Ich pack das nicht!“), dann läuft es nicht anders! Ich werde kleiner, dunkler, schwächer … Was ist das Gegenmittel? Vers 9: Segnet eure Beleidiger! Die Umstände segnen, die Firma, den Nächsten. Und ja: Auch mich selbst, die Stimmen in mir, die mich anklagen, klein machen. Grenzen setzen – ja. Aber auch segnen. Damit eine Spirale nach oben entstehen kann. Glückliche Tage werden kommen!
Achtet darauf, dass niemand sich selbst von Gottes Gnade ausschließt! Lasst nicht zu, dass aus einer bitteren Wurzel eine Giftpflanze hervorwächst, die Unheil anrichtet; sonst wird am Ende noch die ganze Gemeinde in Mitleidenschaft gezogen. Hebräer 12,15
Spargel (bis vor 20 Jahren), Chicorée, Endivien. Was haben diese drei Salate bzw. Gemüse gemeinsam? Sie beinhalten Bitterstoffe. Ursprünglich reichlich, doch man hat sie in den letzten Jahrzehnten stark weggezüchtet. Heute stellt man fest: Diese Bitterstoffe sind äußerst gesund für den Körper!
Mit den Bitterstoffen der Seele verhält es sich genau anders herum. Sie sind hoch schädlich für die Seele, aber sie werden in unserer Zeit nicht weniger, sondern mehr. Zynismus als Grundhaltung – eine Pflanze, die prächtig gedeiht. Ich stelle manchmal auch an mir Triebe dieser Pflanze fest. Das Problem am Zynismus: Er fühlt sich gut an, abgeklärt, realistisch. Die Welt ist halt mies! Zynismus ist die Mauer, die uns davor bewahrt, uns allzu emotional mit dem Schmerz der Welt auseinanderzusetzen. Zynismus ist eine Schutzfunktion.
Das Problem: Zynismus ist gottlos. Im wahrsten Sinne des Wortes – denn er rechnet nicht mit Gottes Handeln. Bitterkeit rechnet nicht mit dem aufblühenden Reich Gottes in mir und anderen, nicht mit Hoffnung, Versöhnung, Wachstum, Heilung. Deswegen warnt der Autor davor, dass Bitterkeit von der Gnade ausschließen kann. Nicht weil Gott sauer und bitter ist – sondern weil die Bitterkeit des Menschen eine Mauer gegenüber der Gnade aufrichtet. Bitterkeit ist gnaden-los. Aber es bleibt nicht dabei: Zynismus mag Applaus finden und beifällig zustimmendes Gelächter – aber es vergiftet Gemeinschaft. Lassen wir das in unserer Seele nicht zu.
Hingezogene Hoffnung macht das Herz krank, aber ein eingetroffener Wunsch ist ein Baum des Lebens. Sprüche 13,12
Es gab eine Zeit in meinem Leben, da ist mein Herz langsam bitter geworden. Eine Zeit, in der ich mit Gott gerungen habe, aber er einfach nicht das tat, was ich erbat und erwünschte: sich mir zu zeigen (und so zu beweisen) und mein Herz so endlich zur Ruhe zu bringen. Jahre hat das gedauert und ich habe in dieser Zeit mehr und mehr gelernt und bin noch mitten drin, wie ICH mein Herz zur Ruhe bringen kann und darf – und sich Gott dann zeigt, weil er längst da ist. Ich habe Methoden und Patentrezepte abgestreift, die Gott bewegen sollten, und habe wieder auf den geschaut, um den es geht.
Gott hat in dieser Zeit meine Grenzen und inneren Mauern respektiert – obwohl mein Gebet darum gerungen hat, dass er sie sprengt und übergeht. Aber Gott ist niemals Grenzverletzer. Ebenso gilt: Er spielt nicht mit uns aus Gehässigkeit oder um uns für irgendetwas zu strafen. Dieses kaputte Gottesbild bewirkt auch, dass Hoffnungen sich hinziehen. Alle Schuld, alle Sünde hat am Kreuz ihr Ende gefunden, also wird nichts, in Worten: NICHTS, mehr gegen uns verwendet von Gottes Seite.
Trotzdem braucht man mit Gott einen langen Atem – denn er hat Zeit, behutsam zu warten. Er kennt den optimalen Weg für mein und dein Herz. Aber – und hier müssen wir nun den Sprung vom AT zum NT vollziehen – ein Gedanke hilft aus hingezogenen Hoffnungen, und ich denke manchmal, dass genau dieser Gedanke bzw. das Bewusstsein dafür, der Baum des Lebens ist: Gott ist da. In dir, um dich herum. Das sagt Jesus selbst am Ende seines irdischen Lebens zu. Das wahrzunehmen, das Herz beruhigen und von sich weg auf diese Gegenwart Jesus zu schauen – das kann das Herz heilen.
Richtet eure Gedanken ganz auf die Dinge, die wahr und achtenswert, gerecht, rein und unanstößig sind und allgemeine Zustimmung verdienen; beschäftigt euch mit dem, was vorbildlich ist und zu Recht gelobt wird. Philipper 4,8
Denk nicht an den rosa Elefanten! Na super – und prompt bildet sich vor meinem inneren Auge das Bild eines grinsenden molligen rosa Elefanten mit Glubschaugen à la Mordillo. Mann! Ich kriege meine Gedanken einfach nicht kontrolliert! Und das ist auch kein Wunder: Wir können nicht etwas nicht denken. Unser Gehirn kann diese Aufforderung nicht umsetzen! Genau das ist aber die Vorgehensweise, die wir am häufigsten erleben und uns auch selbst zumuten, wenn es darum geht, etwas bleiben zu lassen. Mach dir nicht so viele Sorgen! Denk nicht an Morgen! Hör auf, immer nur an das eine zu denken! Was auch immer „das eine“ ist …
Prompt denkt man an das eine und schämt sich, dass man so schwach ist und so wenig diszipliniert. Dabei ist das alles keine Frage der Disziplin, sondern schlicht biologische Realität, der wir uns stellen müssen. Vielleicht aber auch eine Frage des Mutes! Nämlich die alte Prägung loszulassen, dass wir nur etwas erkannt und verstanden haben müssen – dann setzen wir es auch um. Nein – tun wir nicht. Wir Menschen sind mehr als disziplinierte Willensmonster. Aber was hilft?
Paulus sagt: Denk an das „Stattdessen“: Was möchte dir Gott schenken? Was tut gut?
Nicht: Hör auf, sorgenvolle Gedanken zu pflegen. Stattdessen: Fülle dich mit den Zusagen Gottes, dass du versorgt wirst und du ihm vertrauen kannst.
Nicht: Kämpfe gegen den „falschen“ Gedanken, sondern: Denke stattdessen den besseren Gedanken.
Da gehört unser Wille hin. Damit neue Wege entstehen können, wo bisher ausgetretene Pfade verliefen.
Ich sprach: Ich will dem HERRN meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde. Psalm 32,5
Selbstanzeigen sind gerade sehr beliebt. Da hat einer Steuern hinterzogen, droht aufzufliegen, kann sich aber selbst beim Finanzamt anzeigen und entgeht nach der fälligen Nachzahlung der sonst drohenden gerechten Strafe. Praktisch! Ganz ähnlich betrachten viele Menschen auch das Thema Sündenvergebung bei Gott. Hast du was Falsches gemacht, bete: „Herr vergib mit xyz!“, – und in diesem Moment ist dir vergeben. Moment! Mal ganz langsam an dieser Stelle …
Sünde ist nicht zuerst moralisches Versagen, sondern Beziehungsstörung. Zwischen Gott und Mensch. Was ist also mit den Sünden, die ich gar nicht wahrnehme? Was ist mit den guten Taten, die ich unterlasse? Dann wird ja täglich neu die Beziehung zu Gott gestört?! Und ich merke es nicht einmal! Im Judentum gab es dafür die Opfertiere, die die Schuld des Volkes auf sich luden und dann beseitigten. Aber ab diesem Zeitpunkt wurde neue Sünde angehäuft. Eine belastende Situation. Kann es sein, dass selbst mancher Christ noch in diesem Modus lebt, den auch der Psalmvers ausdrückt?
„Ja, durch ihn, unseren Herrn, wurden wir freigekauft, und durch ihn sind uns die Sünden vergeben“ (Kolosser 1,18). Das ist der Kontrapunkt. Jesus hat Fakten geschaffen und alle Sünde beseitigt. Egal, ob wir neue aufhäufen, es ändert nichts an unserem Stand, unserer Identität, unserer Würde vor Gott als Königskinder. Wir bekommen also Sünde gar nicht neu und Tag für Tag vergeben – wir stellen uns nur neu unter bereits vorhandene Vergebung. Braucht Gott diese Bitte um Vergebung? Nein – aber WIR können sie nötig haben. Um neu zu begreifen: So umfassend hat Jesus Christus mich am Kreuz erlöst. Ich bin und bleibe frei.
Ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Johannes 12,24
Aaahh, da liege ich so richtig gemütlich auf der Couch! Die Fernbedienung neben mir, eine Tüte Chips, ein Bier. Klasse! Das muss auch mal sein, oder? Einen klasse Film gucken. Abschalten.
Zwei Stunden später. Der Film ist zu Ende und ich will mich aufrichten und merke, wie steif ich geworden bin. Puh, na ja, ich bin auch nicht mehr 25 Jahre alt. Es war ja auch so bequem. Die Chips füllen meinen Magen, Antipasti haben sich dazugesellt. Kann ich nicht einfach liegen bleiben? Nein, so weit geht es dann doch nicht. Das Bett ruft …
Es ist trotzdem erstaunlich, wie schnell sich Komfortzonen bilden. Zwei Stunden gerade einmal. Wie ist das bei Komfortzonen, die ich schon Jahrzehnte pflege? Die haben sich auch ganz tief als neuronale Muster ins Gehirn eingefräst. Das Gehirn sagt: Mach mal so weiter wie immer – das spart Energie und du weißt, wo du dran bist! Leider ist diese Autobahn, die ich da fast automatisch entlangfahre, nicht immer der beste Weg, sondern entstanden aus Prägungen, Wunden, Reaktionen.
Jesus Christus verspricht neue Wege in seiner Nachfolge. Heilung der Verletzungen. Er verändert uns sogar durch seinen guten Geist. Aber – wir müssen bereit sein, etwas sterben zu lassen. Es ihm zu geben. Jesus, nimm meine Wut, die da immer automatisch hochkommt, und verwandle sie! Jesus, nimm mein selbstzerstörerisches Verhalten. Führ es in den Tod und lasse Neues auferstehen. Das ist immer der Weg – etwas loslassen in den Tod, damit es neu werden kann. Nicht verdrängen – loslassen und dahingeben. Das ist: Verlassen der Komfortzone. Den Rest macht er.
Wohin könnte ich schon gehen, um deinem Geist zu entkommen, wohin fliehen, um deinem Blick zu entgehen? Psalm 139,7
Kinder haben so eine (für uns Erwachsene) lustige Phase, in der sie sich die Augen zuhalten und dann glauben, so werden sie nicht gesehen! Bis sie Subjekt und Objekt klar unterscheiden können und wissen: Meine Augen sind nicht deine Augen. Man stelle sich das einmal in einer Polizeikontrolle bei einem Erwachsenen vor – urkomisch! Augen zuhalten und rufen: Hier ist niemand!
So unwirklich dieses Beispiel anmutet: Bei Gott machen wir Menschen das oft genug. Sich verstecken und glauben: Hier findet mich Gott nicht. Oder in einer milden Variante: Das persönliche Gebet so gestalten, dass die wirklich wichtigen Themen nicht vorkommen, stattdessen fromme Floskeln und Wahrheiten ohne Ende. Glauben wir, Gott kennt unsere wirklichen Themen nicht? Oder: Gott findet uns nicht?
Der Psalmist geht sogar bis ins Totenreich und bis an den Horizont hinter dem Meer – dabei ist das Meer ein für Juden unheimlicher Ort, in dem sich das Böse aufhält. Beides also nicht gerade heimelige Orte. Und trotzdem: Gott ist da und hält bei der rechten Tat-Hand. So besingt es der Psalmist. Selbst da, wo Gott nicht vermutet wird.
Zu oft gilt auch bei uns: Na, mit diesem Thema wird sich Gott nicht abgeben. An diesem Ort bin ich nun endgültig allein. Da macht sich Gott nicht die Finger schmutzig. Doch – macht er. Wenn du ein krummes Gottesbild hast, wird diese Tatsache für dich eher bedrohlich sein. Wenn Gott aber der liebende Vater für dich ist, ist das eine befreiende Tatsache. Kein Ort, kein Gedanke, keine Schuld, kein Schmutz, keine kaputte Lebensgeschichte kann Gott davon abhalten, seinen Menschen an die Hand zu nehmen.
Sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, so werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen. Psalm 90,14
Boah, ich bin es dermaßen satt alles!“
„Ah, wie gut!“
„Ähem, hallo! Das ist nicht angenehm! Ich bin es total satt! Ich kann nicht mehr und will nicht mehr!“
„Hm, wenn du satt bist, ist das doch eigentlich angenehm! Wenn es nicht angenehm ist, hast du dir vielleicht mit dem Falschen den Magen verdorben? Hast dich am Falschen satt gemacht?“
„Na, das kann man wohl sagen! Der Beruf hängt mir total zum Hals heraus!!“
„Oh, so satt bist du also! Du hast das Falsche gegessen und davon so viel, dass es schon aus dem Hals hängt? Unangenehm! Sieht auch seltsam aus!“
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird der Klagende seinem philosophierenden Freund entweder eine reinhauen oder ihn stehen lassen und gehen. Dabei hat er recht! Denn was ist an satt schlimm? Schlimm ist nur dieses „unangenehm satt“, wenn man vom Falschen zu viel gegessen hat. In unserem Beispiel: vom Beruf. Der macht nicht satt, egal, wie viel man davon frisst. Beruf ist gut und wichtig. Aber er dient nicht dazu, unsere Seele zu sättigen oder zufrieden zu machen. Wenn er das ab und an macht – prima! Wenn nicht, ist das auch so und normal. Ein Teil des Gehalts in einer gefallenen Welt ist wohl immer Schmerzensgeld.
Unsere Seele hat Hunger. Sie verlangt nach echter Seelennahrung: nach Gott selbst. Nicht unbedingt nach einer ausgedehnten Stillen Zeit, also neuer Leistung – sondern nach Gottes Gnade. Wie ich mich dieser aussetze und diese genieße, das ist meine sehr persönliche Sache. Gnade macht satt. Sättige ich mich nicht an Gott, sättige ich mich an falschen Dingen. Und das hängt einem leicht zum Hals raus!
Der Vater wird euch in meinem Namen den Helfer senden, der an meine Stelle tritt, den Heiligen Geist. Der wird euch alles Weitere lehren und euch an alles erinnern, was ich selbst schon gesagt habe. Johannes 14,26
Deutsche Sprache! Da wird der Heilige Geist zum Helfer degradiert. Andere Übersetzungen lauten: Anwalt, Beistand. Alles sehr nüchtern und eben auch nie ganz dem Griechischen entsprechend! Und solche Übersetzungen prägen ja unser Bild von etwas – und leider manchmal schief. Entdecken und staunen wir doch einmal neu über den Schatz des Heiligen Geistes!
Der Heilige Geist ist das Geheimnis der Gegenwart Christi in jedem Glaubenden. Pure Dynamik! Dynamis steht im Griechischen an anderer Stelle – unser Dynamit kommt daher. Er ist aber auch Tröster. Das hat bereits etwas sehr Liebevolles. Und wie sollte es auch anders sein? Jesus Christus begegnet den Seinen doch genau so. Nicht den Perfekten, Makellosen – sondern denen, die zerbrochen und bedürftig sind und sich vertrauensvoll an ihn hängen. Ich neige dazu, in meinem Denken ein altes englisches Wort zu übernehmen, das an dieser Stelle in vielen Bibeln steht: comforter. Einer der tröstet, Wärme gibt, auf Jesus hinweist, heilt, hält. Klingt das zu weich? Ganz im Gegenteil …
Denn wenn wir einen „comforter“ brauchen, dann doch deshalb, weil es vorher nicht nur komfortabel war! Weil Gott möchte, dass wir die Komfortzone verlassen und uns den Wachstumsimpulsen Gottes im Leben aussetzen. Ohne den „comforter“ würden wir daran manchmal bitter werden. Mit dem „comforter“ werden diese zu Wachstumsbeschleunigern. Und andersherum: Kann es sein, dass wir so wenig „comforter“ erleben, weil wir so gerne in der Komfortzone bleiben?
Genauso sind wir alle – wie viele und wie unterschiedlich wir auch sein mögen – durch unsere Verbindung mit Christus ein Leib, und wie die Glieder unseres Körpers sind wir einer auf den anderen angewiesen. Römer 12,5
Ich kenne diesen Satz aus den Krisen meines Lebens nur allzu gut. Enttäuscht von einem Menschen, enttäuscht von mir selbst, traf ich auf wohlmeinende Geschwister und dann kam und kommt er: „Es geht darum, dass du immer weniger von Menschen, aber alles von Gott erwartest! Gott reicht!“
Wie habe ich auf diesen Satz lange Zeit reagiert? Mit Verständnis. Denn er klingt fromm und richtig. Gott ist die Fülle, er ist das Leben, er ist die Freude. Wenn ich also alle meine Karten auf ihn setze – dann geht es mir besser als zuvor. Gott enttäuscht mich nicht – Menschen enttäuschen. Also doch eigentlich ein guter Tausch! Doch ich spürte auch immer einen zweiten Impuls: eine tiefe Traurigkeit. Kann das sein, dass Gott mich von Menschen wegziehen will? In die traute Zweisamkeit?
Mittlerweile weiß ich: Dieser Satz ist eine fromme Lüge. Gott reicht nicht. Sagt Gott. Christen sind keine Inseln, eines der häufigsten Worte des Neuen Testaments ist „einander“. Wir sind als Leib existenziell verbunden mit Christus. Schon auf den ersten Seiten der Bibel wird deutlich: Nein, die Beziehung Gott-Adam – obwohl ungetrübt(!) – ist eben nicht genug. Selbst im heilen Urzustand nicht. Gott gab ihr das Etikett: nicht gut und allein. Deswegen: Eva. Gegenüber. Wir brauchen einander. Wir brauchen Schutzraum und Gemeinschaft. Reibung und Heilung. Wir brauchen radikale Abhängigkeit von Gott allein und gleichzeitig Mut zur Verletzlichkeit und das Wagnis, sich immer wieder neu auf Menschen einzulassen und Beziehung zu leben.
Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weinbauer. (…) eine Rebe aber, die Frucht trägt, schneidet er zurück; so reinigt er sie, damit sie noch mehr Frucht hervorbringt. Johannes 15,1+2
Ich liebe Fernsehserien. Nicht viele, aber einige wenige begleiten mich seit vielen Jahren. CSI Vegas. Big Bang Theory. Die muss man nicht kennen, aber eins kennt jeder Serienzuschauer, egal, ob Bergdoktor oder „24“. Es ist ein schmerzhaftes Gefühl, wenn eine lieb gewonnene Figur geht. Weil der Schauspieler aussteigt oder stirbt. Es fühlt sich traurig an – Fernsehserien sind ein Stück Wegbegleiter, die zum geborgenen Grundrauschen des Lebens gehören.
Nicht anders ist es in der christlichen Gemeinde bzw. Kirche. Ja – sie muss sich reformieren! Immer wieder neu. Der Auftrag zur Verkündigung in aller Welt hat als logische Folge, dass sich die Kernbotschaft nicht, aber die Form kulturrelevant ändern muss. Aber auch: Änderungen sind behutsam von Gottes Herzen her zu gestalten. Denn Gottesdienst und geistliches Leben sind auch wie ein Kissen der Geborgenheit, das keine Hektik verlangt, sondern Gelassenheit – Perspektive Ewigkeit eben.
Und dann das eigene geistliche Leben. Ja, der Vater ist der Gärtner und verändert uns. Schneidet, reinigt, heilt. Wenn sich geistliches Leben nie groß ändert und stehen bleibt, ist das ein äußerstes Warnzeichen. Auf der anderen Seite: Es ist eben der Vater, der das tut. Nicht wir. Er macht eine Sache nach der nächsten und reißt nicht hundert Baustellen gleichzeitig auf, dass es auf der Lebensstraße nur so rumpelt! Er findet die heilsame Balance aus Veränderung und Stetigkeit in Gelassenheit. Unsere Aufgabe dabei: Sich ihm hinhalten. Mehr nicht. Aber an diesem vermeintlich harmlosen Punkt beginnt das Abenteuer.
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen Regionen in Christus. Epheser 1,3
Vor etwa 15 Jahren tauchten sie zuerst auf – und es gibt sie bis heute: WWJD-Armbänder. „What would Jesus do?“ – eine einflussreiche Aktion war das. „Was würde Jesus tun“ – das sollte man sich fragen in allen möglichen und unmöglichen Situationen des Lebens! Stress mit einem Kollegen – was würde Jesus tun? Depression – was würde Jesus tun? Keine schlechte Frage, aber … sie hat es in sich. Zuerst: Kann man das so genau herausfinden, was Jesus tun würde? Die Bibel bietet auf viele Fragen unserer Zeit eben keine direkte Antwort, ist kein Rezeptbuch. Deswegen betont ja bereits Jesus, dass der Heilige Geist uns (mithilfe der Bibel) in die Wahrheit hineinführt.
Abgesehen davon: Was geschieht, wenn ich die Frage falsch beantworte und dann das Falsche tue? Schlimm? Egal? Da schleicht sich schnell Leistungsdenken durch die Hintertür hinein. Und dann glaube ich: Die Frage WWJD wird erst dann gelassen stellbar, wenn man sich vorher WHJD beantwortet hat. „What has Jesus done?“ „Was hat Jesus getan?“ Nämlich eine ganze Menge! Wir leben aus dem Vollen, aus Verheißungen, Zusagen. Zum Beispiel, dass wir bereits allen geistlichen Segen empfangen haben. Das öffnet ganz neue Horizonte! Nicht mehr: Was muss ich machen, sondern: Was muss ich lassen, damit Blockaden für diese Zusage ihre Macht verlieren?
Ich glaube: Wer im Glauben ergriffen hat, was Jesus in Kreuz und Auferstehung bereits für uns geschaffen hat – wer im Bewusstsein des Heiligen Geistes lebt – der wird immer mehr und fast wie selbstverständlich in die richtige Tat hineingeführt werden. Ohne jeden Krampf.
Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel. Matthäus 5,3
Ich saß bei meinem Seelsorger und jammerte herum: „Ach, wenn mir diese Einsicht doch ins Herz rutschen würde! Sie ist eine reine Kopfsache!“ Darauf meinte er: „Ja, wenn es denn ins Herz rutschen könnte – aber das ist voll!“
Ertappt. Es gibt den Segen der geistlichen Armut, der paradoxerweise zum Erleben der geistlichen Fülle führt. Aber sowie man diese Fülle wieder selbst für sich in Anspruch nimmt, daraus ein Programm macht, eine eigene Leistung, verschwindet dieses ungewöhnliche Prinzip. Wenn ich geistlich arm bin, öffne ich aber meine Hände, bin zutiefst bedürftig. Erwarte nichts von mir, sondern alles von Jesus. Diese innere Haltung ändert nichts an meiner wunderbaren neuen Identität als Königskind und Erbe. Es geht bei Matthäus 5,3 nicht um das Heil und ums Sein – sondern um das Leben und Mitherrschen im Königreich Gottes! Zu viele Christen beginnen in der Gnade – und laufen dann aus eigener Kraft weiter.
Aber auch der Weg in den Fußstapfen Jesus ist reine Gnade. Woher kommt die Kraft? Von Gott. Wie entsteht mein Gehorsam? Nur wenn ich aus dem Gehorsam Christi heraus lebe, der alles vollbracht hat. Wo kommt echte, tiefe Freude im Leid her? Aus Christus, der durch den Heiligen Geist in meinem Geist wohnt. Es bleibt: Gnade. Meine Aufgabe ist: Loslassen und mich immer neu in diese Ruhe bei Gott (Hebräer 4,1-11) hineinbegeben und Kraft, Gnade, Freude und vieles mehr empfangen. Meine Aufgabe ist: Die eigene Bedürftigkeit anerkennen, alles von Jesus erwarten und dann aus dieser empfangenen Vollmacht kraftvoll leben. Paradox? Gewiss. Aber wo kämen wir denn hin, wenn Gottes Weg in unser Hirn passte? Nirgendwo. Auf diesem neuen Weg aber wartet Glückseligkeit.
Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben. Johannes 10,10b
Was für eine Nacht! Immer wieder bin ich aufgewacht und habe herumgeröchelt – die Nase verstopft, keine Luft. Das hat etwas total Bedrängendes für mich, wenn ich nicht wie gewohnt durch die Nase atmen kann! Als Folge beginne ich mich oft auch im Kopf irgendwie „matschig“ zu fühlen. Kleine Ursache – große Wirkung. Endgültig durchgedreht wäre ich aber wohl – nur mal so angenommen –, wenn ich als Folge des Nicht-mehr-richtig-atmen-Könnens behaupten würde, dass da draußen keine Luft mehr sei! Oder zumindest ein eklatanter Mangel an Luft. Ein ungewöhnlicher Gedanke, aber spielen wir ihn einmal durch! Wie geht das weiter?
Da ist also ein weltweiter Mangel an Luft! Das hat Konsequenzen. Weil das so ist, ist es wichtig, die Menschen zu warnen: Luft wird überschätzt! Sich wirklich lebendig fühlen, klar, frisch und frei – das ist nicht der Normalzustand in dieser Welt. Stufenweise wird also die Realität an die subjektive Wahrnehmung angepasst. Klingt das total versponnen? Genau das geschieht im Glauben allzu leicht.
Ich spüre Gott nicht? Der Heilige Geist ist für mich keine erfahrbare Realität? Also passe ich die Theologie an. Schraube die Verheißungen Jesus herunter. Damit wird meine subjektive Erfahrung des Glaubens zur Normalität und ist somit leichter auszuhalten. Die Spannung zwischen Soll und Haben wird aufgelöst. Dabei hat sich am Heiligen Geist, an den Zusagen nichts verändert – aber meine geistliche Nase ist verstopft und genau darauf weist Gott mich hin!
Wenn Gott distanziert scheint, vielleicht seit Jahren, wenn du nicht weiter hineinwächst in die Zusagen Gottes – dann schraube nicht an der Theologie. Frage Gott nach den Blockaden!
Denn Gott hat zu ihm gesagt: „Ich habe dich zum Vater vieler Völker gemacht.“ Abraham hatte Gott vor Augen und glaubte ihm, der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ins Dasein ruft. Römer 4,17
Ich stehe auf und beginne zu arbeiten, um etwas zu erreichen. Ein Ziel, das Ende eines Projektes, die nächste Lohnzahlung oder schlicht, dass die Kinder aus dem Haus sind und ich überlebt habe. Kurz: Wir investieren A wie Arbeit, um E wie Ertrag zu erreichen. Das bedeutet oft genug K wie Kampf. Denn nicht immer ist die Arbeit zielführend, manchmal frustrierend und andere äußere Faktoren stehen mir im Wege herum und ich erreiche das Ziel nicht oder verspätet. Ganz normal – so ist das Leben.
So ist auch der Glaube? Ich investiere A und K, um E zu erreichen? Kämpfe ich um den Ertrag meines Glaubens – oder kämpfe ich vom Ertrag her? Das ist ein entscheidender Unterschied, der mit den Zusagen Gottes zusammenhängt. ER liebt es, Fakten zu schaffen in seiner Gnade und uns hineinleben zu lassen. Ob wir das tun, bleibt weiterhin unser freier Wille. So sagt Gott zum lebenden Abraham: Ich HABE dich zum Vater vieler Völker gemacht. Da war dieser göttliche Fakt alles andere als sichtbar für Abraham! Gott liebt es, aus NICHTS alles zu machen und zu vollenden. Wie Eltern die Geschenke im ganzen Haus verstecken und die Kinder müssen sie lange und hochgespannt suchen – aber sie sind da und sie werden sie finden, wenn sie dranbleiben! So handelt Gott.
Der Sieg ist in Christus da. Er legt vor! Er hat bereits alles Wichtige vollbracht. Wir kämpfen nicht um den Ertrag – wir kämpfen vom Ertrag her, den Christus für uns erkämpft hat! Und keine Situation ist zu ausweglos und verfahren – denn genau da liebt Gott es, uns zu überraschen!
So schaue ich im Heiligtum nach dir, um deine Macht und deine Herrlichkeit zu sehen. Psalm 63,3
Pilgerorte. Als ich junger Erwachsener war, war Taizé der Ort der geistlichen Sehnsucht und für viele ist diese überkonfessionelle Kommunität heute noch ein Sehnsuchtsort. Dort ist Gott für sie spürbar. Andere wiederum „pilgern“ zu bestimmten Konferenzen, auf denen eine bestimmte Atmosphäre herrscht, bekannte Redner ihr Bestes geben – Gott spürbar und erlebbar ist. Dieses Phänomen ist überhaupt nicht nur Ergebnis einer „Event-Kultur“ und einer angeblich unbiblischen Erfahrungstheologie – die Sehnsucht nach und das Pilgern zu einem heiligen Ort ist so alt wie die Geschichte Gottes mit den Menschen.
Und so falsch ist das ja nicht! Es gibt heilige Orte, die da entstehen, wo ein Raum, eine Kirche mit Gebet und Gottesbegegnung gefüllt wird. Das spürt man. Hier herrscht ein anderer Frieden. Ich erinnere mich an unseren ersten Gebetsraum, den wir im Rahmen von 24/7-Gebet, einer weltweiten Gebetsbewegung, in unserer Gemeinde gestaltet hatten. Da betraten Männer nachts diesen Raum und konnten nicht anders, als die Tränen fließen zu lassen – so spürbar war die Gegenwart Gottes! Ja – Orte verändern sich, wenn sie mit geistlicher Praxis und Erfahrung gefüllt werden.
Aber das alles verliert seinen Sinn, wenn DER Pilgerort vergessen wird: das Heiligtum. Im Alten Testament konnte man sich dem Heiligtum nähern (es aber als Normalo nicht betreten). Seit dem Neuen Testament ist dieses Heiligtum: DU! Wahre Anbeter beten im Geist an – diesem inneren Raum, den wir von Gott geschenkt bekommen. So betont es Jesus (Johannes 4,23). Wir finden IHN in uns. Wir sind der neue Tempel. Es ist alles vorbereitet!
„Denn ich weiß genau, welche Pläne ich für euch gefasst habe“, spricht der Herr. „Mein Plan ist, euch Heil zu geben und kein Leid. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung.“ Jeremia 29,11
Gefangen. Ein Mann sagt zu mir diese Woche in der Seelsorge: „Alles lastet zentnerschwer auf mir, schnürt mich ab, nimmt mir Luft zu atmen!“ Eingeengt. Gitterstäbe des Lebens. Das können innere Sätze sein, die uns seit der Kindheit einengen und die nicht Gottes Wahrheit für ein aufblühendes Leben entsprechen. Das können Abhängigkeiten sein, die uns immer wieder in alte, tief eingegrabene Verhaltensmuster rutschen lassen, in denen wir dann wieder ein paar Meter wie ein alter Trecker herumrumpeln, anstatt voranzukommen. Nicht umsonst ist Freiheit ein großes Ideal in unserer Gesellschaft, eine tiefe Sehnsucht. Aber wie finden wir sie? Wir finden sie zutiefst in der Abhängigkeit von Gott. Doch was, wenn …
… wenn wir den Glauben daran verloren haben, dass dieser Gott uns befreien möchte und uns zutiefst Gutes tun will? Wie schnell häuft sich dann in mir Bitterkeit an gegenüber Gott. Den Israeliten in der babylonischen Gefangenschaft ging das sicher nicht anders! Ihnen sendet Gott dieses Wort. Wenn das nun für das Volk des ersten Bundes galt, wie viel mehr für uns, die wir Jesus Christus sogar in uns tragen durch den Heiligen Geist? Wie fatal, wenn wir gegen etwas, das unser Zentrum bildet, bitter werden und „zumachen“!
Bitterkeit gegenüber Gott darf geäußert werden. Raus damit im Gebet! Und dann wieder die laute Aussprache der ewigen Wahrheit, wenn es sein muss täglich, stündlich: „Gott ist gut! Er will mir kein Leid geben, sondern Fülle! Er gibt mir Zukunft! Er gibt mir Hoffnung!“ Ich muss mir das immer wieder sagen.
Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. Johannes 12,45
Finja, hier! Finja, kommst du?! Finja, mitkommen! Finja, wirst du wohl bei Fuß kommen!? Kommst du wohl her? Mistvieh!“
Hunde können im optimalen Fall Hunderte Wörter unterscheiden und sogar wissen, wie dann zu reagieren ist. Eins geht jedoch gar nicht: Wenn Herrchen oder Frauchen ein und dieselbe Handlung mit verschiedenen Worten verknüpfen! Erwünschte Tat: Hund soll herkommen! Die Aufforderung dagegen schwankt: HIER! Kommst du! Mitkommen! Wirst du wohl! Die Ansprache wandelt sich währenddessen von Finja zu Mistvieh! Sehr verwirrend für einen Vierbeiner. Aber auch für Menschen – die tief verletzt reagieren, wenn Menschen nicht zu ihrem Wort stehen oder unzuverlässig handeln …
Jesus hat das am eigenen Leibe erlebt. „Ich stehe immer zu dir, da kann kommen, was mag!“, – so sagt es Petrus. Nur kurze Zeit später: „Den kenne ich nicht.“ Jesus schaut Petrus wortlos voller Schmerz an. Und dieser Jesus selbst schreibt uns ja ins Stammbuch, dass wir Ja und Nein reden und klar und eindeutig sein sollen. Kein Rumgeeiere. Das verlangt allerdings auch Mut und gesunde Grenzen. Die Unklarheit, das Schwanken hat ja meist seinen Grund, entspringt in seiner verletzenden Wucht oft einer selbst erlebten Unsicherheit, einer erlittenen Verletzung …
Hier kommt Gott heilsam ins Spiel. Er steht zu seinem Wort. Sein ultimatives Wort an die Menschheit ist eine Person: Jesus Christus. Von dem heißt es: Wer ihn sieht, sieht den Vater. Wenn dir also jemand etwas von Gott oder in Gottes Namen verkaufen will, das Jesus Wesen und Leben widerspricht, so ist es nicht Gott. Kurz gesagt: Gott ist wie Jesus. Wie wohltuend. Ein für alle Mal. Gott ist verlässlich.
